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janas_readingjourney

Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2023
Trunk, Mirijam

Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte


ausgezeichnet

In diesem Buch schreibt die Autorin darüber, was man (vor allem als Frau) zu Beginn seiner Karriere wissen sollte. Sie beruft sich dabei auf eigene Erfahrungen und führt Interviews. Konkret geht es um die Wahrnehmung von Frauen im Berufsalltag, die Existenz von (in)formellen Netzwerken, sie klärt über bestimmte Phänomene auf und entkräftet typische, mit Vorurteilen behaftete Sätze, um ein paar Beispiele zu nennen.
Aktuell befinde ich mich in meinem letzten Uni-Jahr: das Buch kam also wie gerufen! Es ist voller Informationen und hat einen sehr lockeren und flüssigen Schreibstil, sodass das Lesen sehr angenehm war und ich mich zu keinerzeit von den Infos erschlagen gefühlt habe.
Ich konnte super viel lernen: warum haben es queere schwarze Frauen dreimal so schwer in der Berufswelt als Männer? Warum ist es für Frauen so schwer, in Führungspositionen zu gelangen? Wie baue ich mir ein gutes Netzwerk auf? Wie kann ich gegen Vorurteile und alte Traditionen vorgehen? Wie kann ich sensibel mit meiner Sprache im Berufsleben umgehen? Auf diese und noch viele mehr Fragen liefert die Autorin Antworten.
Persönlich sehr spannend fand ich, dass Frauen oftmals mit ganz anderen Adjektiven beschrieben werden bzw. gleiche Beschreibungen bei Männern und Frauen unterschiedlich interpretiert werden. Ein Phänomen, was man täglich zB. im Fernsehen mitbekommt, was mir so aber noch nicht in der Deutlichkeit klar war. Allgemein hat mir das Buch mehrfach die Augen geöffnet, mich staunen und wütend werden lassen.
Einen wertvollen Beitrag leisten ganz verschiedene weibliche Personen mit recht unterschiedlichen Biografien, die alle eine Gemeinsamkeit haben: sie haben sich in Unternehmen an die Spitze gearbeitet oder haben andere verantwortungsvolle Positionen. Sie alle berichten von ihren diversen Erfahrungen.
Es werden nicht nur Missstände aufgedeckt, sondern auch viele Tipps gegeben - was mir bei solchen Büchern wichtig ist.
Das Buch ist voll gepackt mit sehr wertvollen Informationen und meiner Meinung nach eine riesige Empfehlung vor allem für alle weiblichen Personen, die bald in die Arbeitswelt starten. Es sensibilisiert, informiert und rüttelt wach.

Bewertung vom 09.04.2023
Wilde, Jo

Nur wir beide


ausgezeichnet

Die Idee des Buches finde ich super gelungen: was, wenn dich nicht nur eine weltweite Pandemie an dein Haus fesselt, sondern auch noch an deinen Mann, von dem du dich gerade endgültig trennen willst?

Die Geschehnisse in der Gegenwart und die Vergangenheit wechseln sich ab. Aktuell erlebt man die ersten Tage des Lockdowns mit den beiden und zwischendurch haben die Rückblenden sowohl Einblicke in vergangene bessere Zeiten gezeigt, als auch die länger andauernden Probleme offenbart. Schon seit die Kinder aus dem Haus sind und damit ein großer Abschnitt des Lebens zu Ende ging, der mit vielen Aufgaben und großer Verantwortung verbunden war, haben sich Julie und Michael auseinandergelebt. Im Alltag ließ sich das ganz gut ignorieren: auch wenn es nicht optimal war und sich die Kommunikation schon länger auf das nötigste beschränkt hat, waren beide sehr in ihren Jobs eingespannt. Nun müssen sie gezwungenermaßen Zeit miteinander verbringen und gehen in Mini-Schritten aufeinander zu. Es gibt einige Rückschläge und Wortgefechte und zunächst war ich etwas genervt, dass sie sich nicht gemeinsam an einen Tisch setzen und den Elefanten im Raum ansprechen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass währenddessen die Pandemie begonnen hat, eine sehr neue, ungewisse und herausfordernde Zeit. Dieser Fakt in Kombination mit den Eheproblemen ist kein Zuckerschlecken und so konnte ich die beiden gut verstehen. Mit der Zeit gehen sie immer weiter aufeinander zu, das ist jedoch gar nicht so einfach, wenn man sich schon so weit voneinander entfernt hat. Sie geben sich aber wirklich Mühe, kommunizieren miteinander und öffnen sich, auch bezüglich Themen, die schon viele Jahre im Verborgenen geschlummert haben. Ein Buch mit einer tollen Idee und einer gelungenen Umsetzung, das an eine verrückte Zeit erinnert und daran, wie wichtig offene Kommunikation und ein gesunder Umgang mit Problemen ist sowie das dauerhafte Arbeiten an einer Beziehung.

Bewertung vom 05.04.2023
Kirschner, Marina

Morgen werden wir uns finden


ausgezeichnet

Dieses Buch erzählt die Geschichte von David und Valerie: in der Kindheit haben sie gegenüber gewohnt und waren stets interessiert am Leben des anderen, an dem sie aber nicht teilgenommen haben. Ein Umzug von Valerie trennt die beiden zwar räumlich, doch tief im Inneren wissen sie: da ist jemand, der mich fasziniert. Bloß haben sie keinen namentlichen oder konkret äußerlichen Anhaltspunkt um den jeweils anderen aufzufinden. Immer wieder begegnen die beiden sich, flüchtig. Das Leben schreitet voran, Beziehungen kommen und gehen, aber werden die zwei sich endgültig finden?

Mit diesem Buch habe ich das erste Jahreshighlight beendet und ich denke das sagt schon alles. Nach dem ich letztes Jahr von der Autorin das Buch „Zusammen sind wir wundervoll“ gelesen habe, habe ich gemerkt, dass ihr Bücher etwas ganz besonderes sind und so war es auch hier.
Marina Kirschner hat einen Schreibstil, der zum eher gemütlichen Lesen anregt. Ich bin nicht durch die Seiten geflogen, sondern habe viel eher jedes Detail aufgesogen, dass in und zwischen den Zeilen stand.
Es war mein erstes Buch, das eine Geschichte über einen so langen Zeitraum erzählt, nämlich von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Immer wieder erfährt man Bruchstücke bis hin zu längeren Geschichten aus dem jeweiligen Leben der vier Charaktere. Natürlich können in einem 450-Seiten Buch keine 30 Jahre ausführlich beschrieben werden, daher wird sich meist auf wichtige Erlebnisse fokussiert, dennoch erfährt man auch viel aus dem Alltag, von Wünschen und Sorgen. Die Zeitsprünge zwischen den Kapiteln waren geschickt umgesetzt.

Die beiden Hauptcharaktere sind Valerie und David, die sich zu finden versuchen, ohne es richtig zu wissen. Eine große Rolle spielen dabei noch Amanda, Valeries beste Freundin und Lenian, Davids bester Freund. Die beiden machen einen so großen Teil des Lebens aus, dass auch sie zu einem unverzichtbaren Teil der Geschichte werden und der Leser sie umfassend kennenlernt.

Man wird mit den Charakteren älter, ihre Ansichten, Wünsche und Ziele verändern sich und der Leser ist eingeladen, sie auf ihrer Reise zu begleiten.
In einem so langen Zeitraum spielen die unterschiedlichsten Themen eine Rolle: manche eine kleine, andere eine größere. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Thematik einer Pflegefamilie, den Wunsch nach einer Familie und eines Partners/ einer Partnerin und die Konfrontation mit Rassismus und Krankheiten. Das Buch ist einfach so echt und realistisch. Es zeigt alle Fassaden bzw Aspekte des Lebens, nichts wird beschönigt aber auch nichts unnötig schlecht geredet.
Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Erst leben sie eine behütetet Kindheit, doch dann im Erwachsenenalter stellen sich viele Herausforderungen, die sie als Teams meistern.
Vielleicht - wer weiß das schon?- finden sich Valerie und David am Ende. Doch bis dahin lebt das Buch von einer ganz wunderbaren Reise durch das Leben einiger Menschen. Ein absolutes Meisterwerk!

Bewertung vom 23.03.2023
Lassen, Svenja

Muschelträume / Küstenliebe Bd.1


ausgezeichnet

Nora hat ihre Koffer gepackt, denn es geht nach München: dort lebt ihr Freund schon länger, und nun zieht sie hinterher. Sie hat Resturlaub von ihrem bisherigen Job und freut sich schon, sich in der Stadt einzuleben einzuleben und wieder mit ihrem Freund zusammen zu sein. Doch dieser freut sich scheinbar nicht so sehr darauf, denn er fordert kurzerhand per Brief eine Beziehungspause. Nora ist mehr als wütend und schockiert. Wo soll sie jetzt hin? Nachdem sie die ganzen Umzugskartons eingelagert hat, beschließt sie, wandern zu gehen und etwas für sich zu tun. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man wandern nicht gewohnt ist - daher bricht sie die Route ab und besucht stattdessen eine langjährige Freundin am Meer. Dort gibt es neben schönen Ausflügen und Meeresrauschen zur Entspannung natürlich auch gut aussehende Männer - aber eigentlich ist sie ja noch mit ihrem Freund zusammen und sie machen nur eine Pause, oder?

Was ein absoluter Wohlfühlroman! Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und wollte gar nicht, dass der Roman endet. Obwohl Nora zu Beginn der Geschichte sehr verletzt ist, geht es danach bergauf und die Trennung bringt sehr viel gutes: Zeit am Meer, Zeit mit ihrer Freundin und ganz viel Zeit für sie alleine zum reflektieren. Nach der Trennung muss Nora zurück zu sich selbst finden, dabei bekommt sie Unterstützung von ihrer Freundin und nimmt ihr Glück selbst in die Hand. Es war toll, sie auf diesem Weg zu begleiten. Oftmals ist sie geprägt von Selbstzweifeln, doch der Wille, wieder glücklich zu sein, überwiegt.
Die Charaktere hatten allesamt ihre Stolpersteine, mit denen sie zu kämpfen haben, aber dennoch dreht sich der Großteil der Geschichte darum, weiterzumachen und den eigenen Weg zu finden. Es war eine bunte Mischung aus den verschiedensten Personen, die allesamt liebenswert waren und ihre Eigenarten hatten.

Ein super süßes Buch zum abschalten mit ganz viel entspannter Meer-Atmosphäre, ohne dass es langweilig wird.

Bewertung vom 08.03.2023
Altzschner, Catrin

Give a Fck


ausgezeichnet

In diesem Buch versucht die Autorin Catrin Altzschner ein möglichst komplexes Bild von Sexarbeit zu erstellen: wie sie geschichtlich entstanden ist, wer sie in Anspruch nimmt, wer sie anbietet, aber auch warum sie so stigmatisiert ist.

Mit dem Thema Sexarbeit hatte ich mich in der Tiefe noch nie wirklich beschäftigt: ich wusste, dass es sie gibt, wo es sie gibt und zugegebenermaßen hatte ich ein recht vorurteilsbehaftetes Bild von Sexarbeiter*innen in meinem Kopf. Um diese Vorurteile aus dem Weg zu räumen und mir Wissen anzueignen über ein Thema, was oft am Rande der Gesellschaft verortet ist, kam dieses Buch wie gerufen.

Es sind viele diverse Personen, die eine Verbindung zur Sexarbeit haben, mit kontroversen Ansichten zu Wort gekommen und verschiedenste Aspekte wurden beleuchtet. Teilweise hätte ich diese Punkte gar nicht mit Sexarbeit in Verbindung gebracht, daher waren die Impulse der Autorin umso wertvoller. Unter anderem geht es um Menschenhandel, die Geschichte der weiblichen Lust, die aktuelle Gesetzeslage und ein Blick in andere Länder.
Besonders gefallen hat mir, wie reflektiert die Autorin war, indem sie immer wieder ihre eigenen Denkmuster und Annahmen kritisch hinterfragt hat. Viele Aussagen sind gesellschaftskritisch und geben dadurch Denkanstöße. Somit konnte ich nicht nur einige meiner persönlichen Vorurteile aus dem Weg räumen und mir Wissen aneignen, bspw. über das Nordische Modell, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte, sondern habe auch noch einzigartige Einblicke in das Leben von Sexarbeiter*innen durch die Interviews bekommen.

Eine große Empfehlung für alle, die sich tiefer mit einem Thema beschäftigen wollen, dass oft nur mit Vorurteilen abgestempelt wird und sehr stigmatisiert ist.

Bewertung vom 03.03.2023
Groh, Kyra

Du bist mein Lieblingsgefühl


gut

Nela ist 30, liebt ihren eigenen Plattenladen und hat mit Beziehungen nichts am Hut. Max hingegen ist hoffnungsloser Romantiker und wünscht sich nichts sehnlicher als die Frau fürs Leben, mit der er eine Familie gründen kann. Die beiden treffen im denkbar ungünstigsten Moment aufeinander, nämlich in einem Brautladen und gehen daher davon aus, dass der andere bald heiratet. Doof nur, dass sie sich total voneinander angezogen fühlen und die Firma von Max über Nelas Plattenladen zieht, sodass sie sich bald täglich sehen..

Kyra Grohs Humor ist wirklich grandios und hat das Buch einzigartig gemacht. Die Idee der Geschichte hat mir total gut gefallen! Das Grundkonzept mochte ich gerne: beide denken, dass der andere heiratet obwohl das nicht der Fall ist. Somit können sie sich natürlich nicht kennenlernen, obwohl es sofort gefunkt hat. Beide waren so aufgeregt in der Gegenwart des anderen, dass sie kaum einen geraden Satz rausgebracht haben. Zwar sind sie so interessiert, trauen sich aber nicht zu fragen, ob der andere wirklich bald heiratet. Das stand für mich im Widerspruch.

Bis das Missverständnis aufgeklärt wurde hat es recht lang gedauert, zumal sich die Handlung im Kreis gedreht hat. Max und Nela waren für ihr Alter vor allem zu Beginn ziemlich unbeholfen, was wohl an der Anziehung liegt. Viele Konflikte bzw Missverständnisse wären mit entsprechenden Gesprächen aber nie entstanden, was ich zuerst noch verziehen habe, mich auf Dauer aber doch etwas gestört hat.
Vor allem zum Ende des Buches hin wurden beide offener und die Kommunikation dadurch erheblich besser, was die Sache viel einfacher gemacht hat.
Die Berufe der beiden, also Nela als Plattenladenbesitzerin und Max als ITler haben charakterlich 1a gepasst.
Die Nebencharaktere, vor allem Nelas Freundesgruppe waren pur und echt. Komplett aus dem Leben gegriffen und ein Querschnitt von dem, wo man in seinen 30ern so stehen kann. Die Treffen und Unterhaltungen waren so lustig und realistisch, so etwas habe ich lange nicht gelesen.

Zusammenfassend ein sehr humorvolles Buch mit der nötigen Tiefe, dass sich aber aufgrund von Fehlkommunikation teils ein bisschen gezogen hat.

Bewertung vom 01.03.2023
Cook, Elle

The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen? (eBook, ePUB)


sehr gut

Vor einigen Jahren hab ich einen Briefroman (Gut gegen Nordwind gelesen), der mir total gut gefallen hat. Daher habe ich mich schon lange auf dieses Buch gefreut, da es ähnliche Vibes versprochen hat.

Aber worum geht es?
Durch einen Zahlendreher in einer Telefonnummer lernt Davey Hannah kennen. Anstatt es bei dem einen zufälligen Telefonat zu belassen, sind beide neugierig und beginnen, sich regelmäßig zu schreiben und zu telefonieren. Langsam aber sicher fühlen sie sich auch zueinander angezogen - da kommt es gerade passend, dass Davey beruflich in Hannahs Nähe zieht, nämlich aus Amerika nach London. Leider verläuft nicht alles so reibungslos und das Leben kommt dazwischen…

Hannah mit ihrem kunterbunten Leben und ihren Bekanntschaften war mir direkt sympathisch, ihr Leben in London ist aufregend und abwechslungsreich, aber teilweise doch etwas einsam - da kam Davey zur rechten Zeit in ihr Leben.
Die Chemie zwischen Davey und Hannah hat einfach gestimmt und ich habe die Anziehung förmlich gespürt. Ich mochte ihre offene Kommunikation über Kontinente hinweg, ihre abendlichen Gespräche und wie sie ihren Alltag geteilt haben. Ein zunächst lockerer Smalltalk, der zu mehr führt, aber dennoch nicht einengt und jedem den nötigen Raum gibt. Die Zeitverschiebung hat ihr übriges getan und manche Dinge erschwert, doch die beiden haben immer einen Weg gefunden.

Ich mochte das Buch sehr und hätte gerne erfahren, ob und wie die beiden sich sehen und zueinander finden, allerdings musste ich es leider nach guten 100 Seiten weglegen, da es ein Thema behandelt, was für mich persönlich sehr belastend ist. Das Buch hat keine Triggerwarnung, vor dem Kauf lohnt sich also definitiv ein Blick ins Nachwort - dieses spoilert zwar natürlich, aber so kann man entscheiden, ob man diesem Thema gewachsen ist. Dazu möchte ich gerne noch sagen, dass es definitiv ein wichtiges Thema ist, über das gesprochen werden muss. Da ich aber leider einen familiären Hintergrund dazu habe und mich das Thema sehr bedrückt, habe ich das Buch abgebrochen. Alles, was ich bis dahin gelesen hatte, mochte ich aber sehr!

Bewertung vom 17.02.2023
Stumpp, Julia

Wie Papierschiffchen im Fluss


ausgezeichnet

Janna hat quasi alles, was man sich wünscht: mit ihrem Ehemann Simon und ihren zwei Kindern wohnt sie in einer großen Villa und führt mit ihrem Mann außerdem ein erfolgreiches Unternehmen. Doch schon seit längerer Zeit kriselt es zwischen Simon und ihr und der Alltag fühlt sich nicht mehr so locker leicht an, wie er einmal war. Als Simon in Eigenregie einen Lichtinstallatuer für das gemeinsame Unternehmen anheuert, stellt sich dieser als Jugendliebe von Janna heraus und das Chaos ist perfekt.


Die Geschichte beginnt damit, den Kontrast der beiden Männer aufzuzeigen: mit Maris hat Janna ihre Jugend verbracht und dachte, es sei die große Liebe für immer. Doch dann ist er weggegangen und hat aus einem ihr nicht bekannten Grund die Beziehung beendet, weshalb sie nie damit abschließen konnte. Mit Maris scheint Jannas Leben leicht und voller Abenteuer, doch es birgt auch Sorgen, wie sie schmerzlich lernen muss.
Simon hingegen repräsentiert Sicherheit: ein vom Vater geerbtes Unternehmen mit einigen Mitarbeitern, das gut läuft. Ein großes, schickes Haus und zwei Kinder. Auch wenn Janna mit ihm glücklich war, war es dennoch nicht die feurige Liebe wie mit Maris, es war eben anders. Im Alltagstrott ist ihre Zuneigung zueinander immer mehr verloren gegangen.
Durch den Einblick in Jannas Gedanken habe ich mich sehr mit ihr verbunden gefühlt und konnte eine große Sympathie aufbauen. Sie hat vielleicht nicht immer moralisch richtig gehandelt (was vermutlich aber keiner macht), doch die Zweifel und Gewissensbisse waren dafür umso stärker. Ich habe ihre Ehrlichkeit total geschätzt, auch wenn sie die aufgrund ihrer Arbeitskonstellation nicht immer mit ihren Mitmenschen teilen konnte.
Das Buch erinnert daran, jeden Moment zu nutzen, denn keiner weiß, was kommt. Seine Träume sollte man Leben, Wünsche verwirklichen und um geliebte Menschen kämpfen. Es ist keine Schande, wenn sich Vorstellungen ändern und man neue Wege gehen muss, um glücklich zu sein.
Ein ganz ehrlicher, gefühlvoller und tiefgreifender Roman über das Wiedertreffen der Protagonistin mit ihrer Jugendliebe, die sie in einen Zwiespalt zwischen ihre Familie und ihre Gefühlen bringt.

Bewertung vom 10.02.2023
Franziska Elea

Was du nicht siehst


gut

In diesem Buch erzählt die heutige Influencerin franziskaelea, wie sich ihre Borderline Persönlichkeitsstörung von klein auf entwickelt hat, welche Faktoren dazu beigetragen haben und wie sie letztlich damit umgegangen ist.

Das Buch beginnt mit einem Brief an ihre Mutter, den ich erst verstanden und geschätzt habe, als ich mit dem lesen des Buches fertig war. Es sind unfassbar starke Worte, die Franziska an ihre Mutter richtet, denn sie ist bereit, ihr zu verzeihen. Nach allem, was diese angerichtet hat. Und das ist leider nicht wenig - wie man im Laufe des Buches erfährt.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass eine konkrete Lebensgeschichte mit der Persönlichkeitsstörung verknüpft wurde. So habe ich mögliche Ursachen für Borderline kennengelernt, aber vor allem, wie es ist, den Alltag zu bestreiten. Durch die vielen konkreten Situationen und Auslöser für bestimmtes Verhalten habe ich viel mitnehmen können.
Dennoch hätte ich mir noch einige wirtschaftlich fundierte Informationen zu Borderline gewünscht, denn die Persönlichkeitsstörung tritt natürlich bei jedem in anderen Variationen auf. Außerdem waren die Content-Warnungen vor den einzelnen Kapiteln oft nicht passend und das, wovor gewarnt wurde, kam gar nicht wirklich in dem Kapitel vor.

Zum Ende hin ist der Fokus von Borderline auf ihren Aufstieg als Influencerin übergegangen, was durchaus interessant war, aber meines Erachtens etwas hätte gekürzt werden können. Auch im Verlauf werden teilweise Geschichten sehr ausführlich erzählt, die man hätte kompakter fassen können, da die vielen Details nicht wirklich zum Thema beigetragen haben.

Zusammenfassend ist dieses Buch für alle geeignet, die sich mit Borderline, der Entstehung, aber auch der Ausprägung im Alltag auseinandersetzen möchten, um so mehr Verständnis zu erlangen. Dennoch gibt es noch etwas Verbesserungspotenzial beim Aufbau des Buches und der Erzählweise.

Bewertung vom 01.02.2023
Berg, Ellen

Von Spaß war nie die Rede


ausgezeichnet

Bei Fee ist ihr Name Programm: sie ist die gute Fee für alles. Sei es der Haushalt, die Kinder, Verwandte oder auf ihrer Arbeit: niemandem kann sie einen Wunsch abschlagen und vergisst dabei die wichtigste Person: nämlich sich selbst. An dieser Erkenntnis möchte sie arbeiten und fährt mit ihrer ganzen Familie in den Urlaub. Aber selbst dort ist sie die Frau für alles, nur halt eben an einem anderen Ort. Um auf andere Gedanken zu kommen, erstellen Fees Freundinnen ihr einen Blog, auf dem sie über ihre Reisen berichten soll. Obwohl Fee zunächst mäßig begeistert ist und mit dem Bloggen nicht vertraut ist, wird der Blog wird schnell erfolgreich. Bereits zu Beginn der Geschichte fasst Fee den Entschluss, sich mehr auf sich zu fokussieren, anstatt es allen recht machen zu wollen. Auf Fees Reise zu mehr Achtsamkeit lernt sie im Fitnessstudio den attraktiven Zumbatrainer Felix kennen und verbringt nicht nur ein Wochende auf Mallorca, sondern auch zwei Wochen auf Bali mit ihm. Ganz zum Widerwillen ihres familiären Umfelds, das mit der Entwicklung von Fee so gar nicht einverstanden ist. Unterstützt wird sie jedoch bei allem von ihren zwei Freundinnen, die ihr immer zur Seite stehen und zur Not auch mal Rachepläne schmieden. Ebenso genial wie die Freundinnen sind die beiden Kinder von Fee: während sie zu Beginn kleine Pubertiere sind, sich gerne verwöhnen lassen und rumnörgeln, werden sie im Verlauf der Geschichte zu kleinen Verbündeten von Fee.
Ein gewohnt gelungener Ellen-Berg-Roman, der wie immer den Zahn der Zeit trifft und Probleme aufzeigt, ohne den Spaß zu kurz kommen zu lassen: von Fee als Mutter, die einen Blog auf Instagram startet, obwohl sie eher wenig Ahnung vom Bloggen hat - aber irgendwie klappt’s am Ende ja schließlich immer. Von einer Frauenrolle, die längst überholt scheint, aber dennoch immer wieder aufzufinden ist: eine Frau, die sich um alles kümmert, auf der der ganze Mental Load lastet und auf die sich jeder verlässt. Nicht zuletzt der spirituelle Aspekt, dem Fee etwas kritisch gegenübersteht und der mich genau deshalb immer wieder zum Lachen gebracht hat. Das Verhalten von Fees Kindern, ihren Verwandten und vor allem ihrem Mann war wirklich zum schreien verrückt und absurd. Nur Humor sollte man hier aber dennoch nicht erwarten, es wird auch ernst und emotional. Fee schreibt Briefe an ihr inneres Kind, die sehr berührend sind und zeigen, was so viel Verantwortung und Aufgaben mit einer Mutter machen können.
Das Ende des Romans bzw. die Wendung einer bestimmten Person war für meinen Geschmack etwas überzogen, aber hat dennoch genau so zum Buch gepasst und den Roman abgerundet.
Ich glaube ich habe hiermit einen neuen Lieblings-Ellen-Berg-Roman.