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drachenzahn

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Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2024
Bonet, Xavier

Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang (Lily Halbmond, Bd. 1)


sehr gut

Niedliches Hexenabenteuer, aber wenig originell

„Lily Halbmond“ ist ein magischer Comic für Kinder ab ca. 8 Jahren, die sich für Fantasyabenteuer wie Harry Potter interessieren. Durch die geringe Textmenge eignet sich diese Graphic Novel zudem auch für Erstleser. Die Geschichte selbst liest sich flüssig und ist überaus kurzweilig.

Lily weiß, dass irgendwas mit ihr nicht stimmt. Ständig passieren in ihrer Nähe seltsame Missgeschicke. So beginnt es im Badezimmer zu regnen, ihre Stifte fliegen durch die Gegend oder die Geburtstagstorte explodiert. In ihrer neuen Schule wird sie als magisches Talent entdeckt, wodurch sich ihr ganzes Leben abrupt ändert. Auf dem Stundenplan stehen nun völlig andere Fächer und sie muss sich mehreren magischen Prüfungen stellen. Doch glücklicherweise ist sie dabei nicht allein, ihre neuen Freundinnen Gigi und Mai stehen an ihrer Seite.

Die Geschichte ist wirklich amüsant und interessant. Allerdings musste ich schon an einigen Stellen mit den Augen rollen, wie supertoll Lily der Einstieg in diese neue Welt gelingt. Natürlich ist sie talentiert, beeindruckt mit einer seltenen Fähigkeit und überhaupt gelingt ihr alles recht mühelos - naja, außer das Besenreiten. Ich denke aber, dass sich insbesondere achtjährige Mädchen gerne und leicht mit ihr identifizieren können. Wäre es nicht schön, wenn einem genau dasselbe passieren würde? Als Erwachsener sieht man das Ganze dann doch etwas realistischer und nüchterner.

Außerdem hat mich gestört, dass man viele Motive bereits aus anderen erfolgreichen Fantasybüchern bzw. -filmen kennt. Etwas mehr Originalität wäre schon schön gewesen. Die Zeichnungen sind hingegen sehr gelungen. Sie sind anschaulich, farbenfroh und fantasiereich. Die einzelnen Charaktere werden individuell und detailreich dargestellt. Im Buch gibt es des Weiteren mehrere Wissensseiten, auf denen bestimmte Konzepte dieser Welt erklärt und vorgestellt werden: Was sind die Steine der Macht und ihre Wächter? Wie funktioniert ein Reinigungstrank? Was ist ein Wiederkäuer?

Das Buch ist für Grundschüler perfekt geeignet. Die Themen Freundschaft, neue Kräfte und besondere Fabelwesen werden ansprechend wiedergegeben und von wundervollen Illustrationen begleitet. Allerdings verläuft die Geschichte doch ziemlich geradlinig und ohne große Überraschungen. Es ist aber durchaus Potenzial vorhanden, das in den nächsten Bänden vielleicht besser ausgeschöpft wird.

Bewertung vom 20.01.2024
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


sehr gut

Wie intelligent ist das Leben auf der Erde?

Ich kenne den Astrophysiker Neil deGrasse Tyson bereits aus seiner Sendung "Unser Kosmos – Die Reise geht weiter", in der er anschaulich Philosophie und Wissenschaft miteinander verbindet. In diesem Buch setzt er diese Grundhaltung fort. Mit einem Augenzwinkern versucht er, mittels nüchterner Fakten einen objektiven Blick auf unsere Welt zu werfen. Obwohl es sich um ein wissenschaftliches Sachbuch handelt, verzichtet deGrasse Tyson auf eine zu komplizierte Sprache, sodass man auch als Nicht-Physiker alles problemlos verstehen kann.

Seine Themen im Buch sind vielfältig. So beschäftigt er sich mit Fragen verschiedener alltäglicher Belange. Ist es wirklich besser, wenn man Vegetarier ist? Welche Bedeutung hat eine Hautfarbe? Welchen Nutzen bringen Gesetze? Wer ist für die Bevölkerung empfehlenswerter: Republikaner oder Demokraten? Was passiert, wenn Physiker in Las Vegas in ein Hotel gehen? Der Astrophysiker versucht dabei klar, zwischen Fakten und Meinungen zu trennen.

Manche seiner Positionen können daher dem einen oder anderen durchaus provokativ vorkommen oder wenig empathisch. Es geht ihm aber weniger darum, jemanden von einer Seite zu überzeugen, sondern lediglich, dass man einen Blick über den eigenen Tellerrand probiert und sich mit einer anderen Sicht auf die Welt auseinanderzusetzt. Dabei sollte man sich an den realen Fakten orientieren und nicht von rein guter Rhetorik einlullen lassen.

Das Buch liest sich flüssig und regt hin und wieder zum Schmunzeln an. Es wird nie zu trocken oder zu realitätsfern. Häufig benutzt er als Gedankenspiel Aliens, die unbedarft auf unserer Erde landen und einen völlig neuen Blickwinkel auf unsere eingefahrenen Strukturen haben. Viele seiner Denkanstöße waren für mich nicht unbedingt neu. Er hat sie aber durchaus lesenswert und unterhaltsam herübergebracht.

Allerdings hat mich doch der stark amerikanische Bezug gestört. Globalere Beispiele zu finden, wäre passender gewesen. Zumal es ihm ja gerade um die Völkerverständigung auf allen Ebenen geht. Da sollte man nicht regional begrenzt denken. Insofern hat mich das lange Kapitel zu Demokraten und Republikaner doch ein wenig genervt. Zudem hat er sich insbesondere hierbei meiner Meinung nach zu sehr auf nackte Zahlen konzentriert, ohne dabei den gesellschaftlichen, historischen und sozialen Kontext der jeweiligen Zeit mit zu berücksichtigen.

Bei einzelnen Aussagen habe ich auch eher mit der Stirn gerunzelt. Etwa bei seiner Darstellung der ComicCon oder bei seiner Behauptung, dass Kuhmilch und Honig die bestmöglichen Ernährungsquellen für alle darstellen: eine gute Ernährungsquelle, die leicht reproduzierbar ist und den Lebewesen nicht wehtut. Naja, die Halte- und Lebensbedingungen der Milchkühe hat er dabei irgendwie vergessen.

Insgesamt fand ich das Buch dennoch kurzweilig und durchaus interessant. Viel Neues konnte ich zwar nicht daraus nehmen, aber zumindest hat mich seine humorvolle Sprache voller persönlicher Anekdoten gut unterhalten.

Bewertung vom 17.01.2024
Rakers, Judith

Judiths kleine Farm


ausgezeichnet

Jack the Swiffer entdeckt die Welt

Judith Raker kannte ich bislang nur als Nachrichtensprecherin, aber sie ist durchaus in der Lage, auch humorvolle, lehrreiche und interessante Bücher für Kinder ab ca. vier Jahren zu schreiben. „Judiths kleine Farm“ bietet auf jeden Fall eine kurzweilige Geschichte, die nicht nur zu unterhalten weiß, sondern wie nebenbei noch viel Wissen zum Thema Natur vermittelt. Zusätzlich kann man sich die Geschichte auch als Hörbuch mit Hilfe einer App anhören.

Der kleine Kater Jack findet auf Judiths Farm ein neues Zuhause. Dort sucht er unter den zahlreichen Tieren einen Freund. Die allesamt liebenswürdigen Charaktere bezaubern durch ihre eigenwilligen Persönlichkeiten: der Hahn Pavarotti mit dem starken Beschützerinstinkt, die eifersüchtige Luzy, die etwas verrückten Eichhörnchen oder Günther, der Maulwurf und viele andere.

Zusammen erleben sie spannende Abenteuer. So geht es darum, wie die Tiere auf einen Rasenmähroboter reagieren oder wie man Pflanzen anbaut und diese vor hungrigen Mitessern schützt. Auch wie Hühner und Pferde ihren Nachwuchs bekommen, wird in einer Nebenhandlung erklärt. Das gesamte Buch ist eine perfekte Mischung aus Tiergeschichte und Sachbuch. Es gibt ganze Seiten, die sich auf rein sachliche Weise, mit einem bestimmten Thema (z.B. der Anbau von Kresse) auseinandersetzen.

Einzig die Szene zur Beseitigung von unerwünschten Schnecken fand ich doch etwas verstörend. Sowohl in Wort als auch in Bild wird dargestellt, dass man sie doch mit einer Schere zerschneiden könnte. Auch wenn Judith diese Option eindeutig ablehnt, finde ich sie doch für kleine Kinder zu grausam.

Die durchgehend farbigen Illustrationen sind wirklich wunderschön und amüsant. Toll finde ich auch, dass auf der Doppelseite am Anfang des Buches alle Charaktere in einer Zeichnung und einem kurzen Text vorgestellt wurden. Als Pendant dazu gibt es am Ende dasselbe noch einmal mit den echten Vorbildern und den dazugehörigen Fotos. Das Hörbuch, gelesen von Judith Raker, ist ebenfalls durchaus hörenswert.

Ich kann dieses Buch wirklich allen empfehlen, die Tiere lieben und nicht nur mit einer amüsanten Geschichte, sondern auch mit Naturwissen unterhalten werden möchten. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung! Bleibt zu hoffen, dass es, wie am Ende des Buches angedeutet wurde, tatsächlich einen weiteren Band geben wird.

Bewertung vom 02.01.2024
Rangeley, Iona

Einstein, der kleine Pinguin


sehr gut

So klug wie Einstein

Bei „Einstein, der kleine Pinguin“ handelt es sich um eine amüsante Geschichte für Kinder ab 6 Jahren zum Vorlesen, die auch Erwachsene zum Schmunzeln bringen wird. Die Handlung ist ein wenig verrückt und keineswegs realistisch, aber überaus spannend und voller skurriler Ideen.

Familie Stewart besucht eines Tages den Tierpark und staunt am nächsten Tag, dass der zuvor gesehene Pinguin plötzlich vor ihrer Tür steht. Die Eltern entschließen unter großer Begeisterung der Kinder, ihn vorerst bei sich wohnen zu lassen. Da der Tierpark keinen Pinguin vermisst, machen sich die Kinder Arthur und Imogen selbst auf die Suche nach dem Geheimnis ihres neuen tierischen Freundes Einstein.

Die Geschichte ist durchaus spannend und in sich schlüssig. Allerdings sollte man nicht zu sehr hinterfragen, warum dieser Pinguin eigentlich so intelligent ist. Er kann rechnen, lesen, schreiben, allein verreisen und sich in der Welt zurechtfinden. Einstein ist aber durchaus sehr liebenswert und man muss ihn sowie seine Adoptivfamilie einfach mögen.

Was mich ein wenig an der Geschichte gestört hat, ist die Tatsache, dass sowohl Mrs und Mr Stewart als auch ihre Kinder, immer wenn etwas schief ging (z.B. als im Kaufhaus etwas versehentlich zerstört wurde), einfach weggerannt sind bzw. sogar bewusst anderen etwas vorgetäuscht haben. Einerseits ist das durchaus witzig und man kann sich herrlich darüber amüsieren, andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ich das meinem eigenen Kind als richtiges Verhalten vermitteln möchte.

Das Buch wird zudem von zahlreichen großen und kleineren bunten Bildern begleitet, die sehr gut zu den Charakteren sowie zur Handlung passen, ohne dabei zu süß oder zu detailverliebt zu sein. Ich finde es jedoch etwas schade, dass nicht jede Doppelseite illustriert wurde, da Kinder in dem Alter häufig noch eine bildliche Motivationsstütze brauchen.

Insgesamt hat mir das Abenteuer rund um Einstein sehr gut gefallen und ich würde es jedem empfehlen, der originelle und etwas ausgefallenere Tiergeschichten mag.

Bewertung vom 23.12.2023
Lieske, Tanya

Wir sind (die) Weltklasse


ausgezeichnet

Igelkinder sind alle gleich wichtig

Das Buch „Wir sind (die) Weltklasse“ bietet einen wunderbaren, charmant-witzigen Einblick in eine funktionierende Multikulti-Klasse der Grundschule. Die Kinder der Igelzwei stammen von den verschiedensten Orten dieser Welt und dennoch ist es ihnen möglich, (überwiegend) fair und freundlich miteinander umzugehen. Gerade zu dieser Zeit ist dieses Thema sehr wichtig. Sogar aktuelle Ereignisse wie der Ukraine-Krieg werden am Rande miteingebaut.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der polnische Junge Adam sowie seine Erlebnisse in und mit seiner zweiten Klasse. Die Lehrerin Frau Meister hat einen eher alternativen Unterrichtsstil und bemüht sich vor allem um die Vermittlung sozialer Werte. Der klassische Mathe- oder Deutschunterricht wird eher als Nebensache betrachtet. So geht es auch im überwiegenden Teil des Buches um den Bau eines Dinosauriers, der zu einem zentralen Maskottchen der Klasse mutiert.

Im Kern des Buches geht es darum, dass jeder unterschiedlich ist und auch sein darf. Es spielt keine Rolle, wo man herkommt. Man sollte füreinander da sein und sich gegenseitig helfen. Toll finde ich, dass sogar Themen wie Demenz - bei der Oma seiner Klassenkameraden - mit angerissen wird. Zwar wird überwiegend eine heile Welt gezaubert, sodass die Kinder beinahe nie mit Ausländerhass oder Intoleranz konfrontiert werden. Andererseits ist es auch schön zu sehen, wie so ein Klassengefüge aussehen könnte, wenn man sich an die von Frau Meister aufgestellten Igelregeln hält.

Die Kinder der Klasse wirken überwiegend authentisch. Es gibt Streitereien, kleine Ungerechtigkeiten und Auseinandersetzungen, Freundschaften entstehen und werden auf die Probe gestellt. Doch alle bleiben stets sympathisch und ihre Motive nachvollziehbar. Auch die Erwachsenen sind durchaus echt und liebenswert. Nur die Lehrerin finde ich ein wenig übertrieben dargestellt. Hin und wieder ein wenig tatsächlich mal Unterricht zu machen, wäre sicher auch nicht schlecht.

Die kurzen Kapiteln von durchschnittlich 5 Seiten eignen sich perfekt für Erstleser ab 8 Jahren. Das Buch kann aber sicher auch schon 6-Jährigen vorgelesen werden. Im Text werden immer wieder polnische Ausdrücke mit eingestreut, die jedoch meist gleich übersetzt oder aus dem Kontext erschließbar sind. Es gibt zudem noch ein Wörterbuch am Ende der Geschichte.

Insgesamt war es für mich ein großer Spaß, dieses Buch zu lesen. Zwar könnte es noch etwas realistischer auf die Probleme einer solchen Multikulti-Klasse eingehen, etwa diverse Sprach- oder Kulturbarrieren, aber da die Geschichte primär an Grundschulkinder gerichtet ist, sind die dargestellten Themen durchaus stimmig. Ein schönes Buch zum Thema Vielfalt!

Bewertung vom 20.12.2023
Disney;Austen, Jane

Stolz und Vorurteil


sehr gut

Wer hat die höflichste Ziege?

Das Buch „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ist ein absoluter Klassiker und wird bis heute immer wieder gern gelesen oder neu erzählt. Hier nun versucht sich Disney an dem romantischen Stück und kreiert etwas gänzlich Neues. Das Endprodukt ist etwas absurd und amüsant, macht aber dennoch großen Spaß - allerdings wahrscheinlich nur für solche Leute, die sich mit beiden Ausgangstexten gut auskennen.

Um eine gute Mischung zu finden, wurden die Charaktere von Jane Austen dem des Disney-Universums angepasst und die Geschichte vereinfacht sowie umgeschrieben. Die grobe Handlung erinnert durchaus noch an das ursprüngliche Buch von Jane Austen. Jedoch glaube ich nicht, dass Vierjährige tatsächlich etwas mit der Handlung anfangen können. Das Thema ist viel zu komplex, als dass sie es wirklich verstehen und nachvollziehen könnten. Des Weiteren entwickelt sich die Geschichte ziemlich rasant und die Ereignisse überschlagen sich regelrecht.

Zudem tauchen sehr viele Charaktere auf einmal auf und kleine Kinder werden in der Flut wahrscheinlich die Orientierung verlieren. Man bekommt kaum Zeit, die einzelnen Figuren tatsächlich kennenzulernen. Am besten verstehen die Kinder wahrscheinlich noch den Wettbewerb rund um die höflichste Ziege, der jedoch selbst nichts mehr wirklich mit „Stolz und Vorurteil“ zu tun hat.

Brilliant sind allerdings die wunderschönen Illustrationen, die mit Charme und Humor die Geschichte begleiten und untermalen. Vieles was im Text so gar nicht steht, erhält erst durch die Bilder eine Sprache. Die Emotionen der Figuren werden perfekt dargestellt und man kann viele witzige Details entdecken. Allein diese Zeichnungen machen einen Kauf durchaus lohnenswert.

Insgesamt handelt es sich um eine amüsante Adaption von „Stolz und Vorurteil“, die jedoch die ursprüngliche Geschichte sehr abrupt zusammenfasst. Wahrscheinlich werden vor allem Erwachsene ihre Freude mit dem Buch haben, die sowohl mit Jane Austen als auch mit Entenhausen vertraut sind. Mich selbst hat es jedenfalls animiert, noch einmal das Original von „Stolz und Vorurteil“ aus dem Schrank zu holen.

Für die anvisierte Zielgruppe von vier Jahren finde ich es jedoch zu kompliziert. Kinder werden daher wahrscheinlich nur Teile der Geschichte nachvollziehen können, sich aber ansonsten an den tollen Illustrationen erfreuen. Der heimliche Star des Buches ist auf jeden Fall die freche Ziege Billy, die insbesondere bei den Kleinen auf große Begeisterung stoßen wird.

Bewertung vom 05.12.2023
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder Bd.1


ausgezeichnet

Nichts los in Friedhofen - naja, zumindest fast nichts

„Der Spurenfinder“ ist eine toller Fantasykrimi mit einer gehörigen Portion Humor und eignet sich wahrscheinlich ab einem Alter von zwölf Jahren. Die Geschichte ist äußerst einfallsreich. Man kann sich nie völlig sicher sein, was als Nächstes geschieht. Der typische Humor von Marc-Uwe Kling sorgt dabei für beste Unterhaltung und überrascht mit einer clever aufgebauten Story.

Die Zwillinge Ada und Naru leben mit ihrem Vater, dem berühmten Spurenfinder, Elos von Bergen in dem wohl langweiligsten Dorf der Welt. Nie geschieht etwas in Friedhofen. Doch dann passiert plötzlich ein mysteriöser Mord. Können die drei den wahren Täter finden und dessen Motive aufdecken? Auf ihrer gefährlichen Suche lernen sie die Bewohner von Friedhofen mit völlig neuen Augen kennen.

Die Geschichte ist durchweg spannend erzählt und ist selten voraussichtlich. Die Dialoge sind frech, witzig und erfrischend. Allerdings übertreibt es Kling manchmal und man wünschte sich mitunter, die Kinder würden weniger flapsige Sprüche reißen und sich stattdessen mehr auf ihren Fall konzentrieren. Dennoch habe ich den Humor sehr genossen. Viele Szenen konnte man praktisch wie ein Slapstick-Movie vor sich sehen.

Mir hat zudem sehr gefallen, dass sämtliche Charaktere eher in Grauschattierungen mit Ecken und Kanten dargestellt wurden. Kling verzichtet beinahe komplett auf reine Schwarz-Weiß-Charaktere. Man kann die Motive einiger Bösewichte, wenn man sie als solche bezeichnen möchte, durchaus nachvollziehen und auch mit ihnen mitleiden. Zudem bietet das Buch mehr als nur eine witzige Krimigeschichte. Sein Plädoyer für den Frieden am Ende finde ich gerade in der aktuellen Zeit als ein wichtiges Statement.

Das Buch wird des Weiteren durchweg von Bernd Kissels Zeichnungen begleitet. Während manche recht klein sind, umspannen andere eine komplette Seite. Die Bilder sind allesamt sehr detailliert ausgearbeitet. Die Porträts der einzelnen Figuren wirken lebensecht und transportieren beeindruckend deren Gefühle.

Insgesamt würde ich das Buch allen empfehlen, die gut durchdachte Krimigeschichten mit einem Schuss Fantasy und ganz viel Humor mögen. Ich würde mich freuen, noch weitere Geschichten von Elos von Bergen und seinen Kindern lesen zu können. Genug Stoff bietet die sehr gut konzipierte Fantasywelt rings um die Spurenfinder auf jeden Fall.

Bewertung vom 31.10.2023
Andeck, Mara

Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft / Ziemlich beste Mäuse Bd.1


gut

Die Suche nach dem Funkelstein und der Wahrheit

Bei „Ziemlich beste Mäuse“ handelt es sich um den ersten, in sich abgeschlossenen Teil einer neuen Reihe. Die an sich süße Tiergeschichte eignet sich als Vorlesegeschichte ab fünf Jahren oder für fortgeschrittene Erstleser. Die Geschichte hätte mir durchaus auch sehr gut gefallen können, doch leider stört mich die charakterliche Darstellung einiger Tiere.

Henry ist ein Möchtegern-Halunke, der so versessen auf Anerkennung ist, dass ihn jede Lüge recht ist. Er ist zudem ein Angeber und hält sich, zumindest am Anfang der Geschichte, für den Größten. Nachdem seine Meisterprüfung jedoch mit großem Karacho gescheitert ist, versucht er sich auf Burg Funkelstein einen Namen zu machen, indem er den verschollenen Diamanten findet.

Ich muss sagen, dass mir sein Selbstbewusstsein und die Lügerei schon ein wenig unsympathisch waren. Insofern hatte ich auch ein wenig Probleme, mich mit ihm und der Geschichte anzufreunden. Im Laufe des Buches entwickelt er sich und man kann außer seiner Großspurigkeit noch andere durchaus liebenswerte Seiten an ihm entdecken. Er setzt sich für seine Freunde ein und ist bereit, sich selbst in Gefahr zu bringen, um anderen zu helfen. Niedlich ist auch, wie furchtbar peinlich ihm seine rot anlaufenden Ohren sind.

Insgesamt finde ich trotzdem, dass er und auch ein weiteres Tier mit ihren Lügengeschichten am Ende sehr leicht davongekommen sind. Zumal ich nicht verstehe, warum er sich überhaupt als Maus bzw. Mausmän ausgeben musste. Die anderen Tiere hätten ihn auch als Gleithörnchen von Anfang an akzeptiert und eigentlich hätte auch die unerfahrenste Maus erkennen sollen, dass es sich um keinen ihrer Art handelt. Amüsant fand ich allerdings die Tatsache, dass Gleithörnchen tatsächlich unter UV-Licht rosa leuchten, wie es hier im Buch geschildert wird. Das wusste ich zuvor noch nicht.

Des Weiteren stört mich die Darstellung der Frettchen. Schon bevor sie wirklich auftreten, werden sie als böse und gefräßig abgetan. Henry bemerkt sie und fühlt sich sofort im Recht, sie verfolgen und beobachten zu müssen. Und natürlich war sein Misstrauen und seine Vorurteile völlig berechtigt. Was soll ein Kind daraus lernen? Dass es bestimmte Gruppen/Tierarten gibt, die tatsächlich immer heimtückisch sind und auch entsprechend behandelt werden müssen?

Im Buch tauchen außerdem immer wieder die Kirchenmäuse auf. Diese beten, fürchten sich vor der Sintflut und überlegen, ob Mausmän der Tod ist oder vom Himmel bzw. vom Bösen gesandt wurde. Diese Mäuse werden auch mit Kreuz und betend in den Bildern gezeigt. Ich persönlich mag keine Darstellungen von Religion in einem Kinderbuch über Tiere, aber das ist wahrscheinlich eine Geschmacks- und Glaubensfrage.

Die bunten Illustrationen von Dorothee Mahnkopf sind dagegen wirklich bezaubernd und geben die einzelnen Tiere und die beschriebenen Szenen sehr gut wieder. Auf fast jeder Doppelseite befindet sich wenigstens ein kleines Bild. Manche erstrecken sich auch über beide Seiten.

Insgesamt konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Ich finde es toll, dass der kleine Henry tatsächlich eine charakterliche Entwicklung vollzieht. Dennoch war es für mich anfangs schwer, in die Geschichte hineinzufinden und ich mag die Charakterisierung einiger Tiere nicht.

Bewertung vom 26.10.2023
Wunderlich, Christian

Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald / Dachs Naseweiß-Kollektion Bd.1


ausgezeichnet

Wundersame Geschichten aus dem Wunderwald

Bei „Dachs Naseweiß“ handelt es sich eine Sammlung an kurzweiligen Tiergeschichten, die alle im Wunderlichen Wald spielen und lose miteinander zusammenhängen. Das Buch eignet sich für Kinder ab vier Jahren zum Vorlesen. Sie sollten aber schon etwas Aufmerksamkeitsvermögen mitbringen, da die einzelnen Geschichten teilweise bis zu 15 Seiten umspannen. Jede Story besitzt einen kleinen Spannungsbogen, der aber immer gleich wieder aufgelöst wird, sodass es nie zu aufregend oder gruselig wird.

Die Charaktere Dachs Naseweiß, Ilge Igel, Dachsima, Hase Schlappi, das Wildschwein Francois und viele andere wachsen einem schnell ans Herz. Sie plagen sich mit Alltagssorgen und -problemen, sodass sich die Kinder gut mit ihnen identifizieren können und sich selbst wiedererkennen können. So müssen die Tiere lernen ihre Angst zu überwinden, den Wert des Gewinnens und der Träume kennenzulernen oder mit Streit und Kummer umzugehen. Das Hauptthema ist jedoch die Freundschaft und wie man gemeinsam alles schaffen kann. Die Tiere sind füreinander da und lassen niemandem mit seinen Nöten allein.

Die Tiere sind sehr unterschiedlich in ihren Eigenschaften. Zwar werden sie teilweise eindimensional dargestellt, aber für Kinder ab vier Jahren besitzen sie so einen hohen Wiedererkennungswert. Schön ist auch, dass jeder mit seinen Stärken und Schwächen akzeptiert wird. Außerdem wird das Wildschwein Francois sogar ein wenig divers präsentiert, da er ein Tutu trägt und sich für Ballett sowie die Schauspielerei begeistert.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es für kleine Kinder nicht beängstigend ist, dass der Papa von Dachs Naseweiß unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und nicht einmal bekannt ist, ob er überhaupt noch lebt. Das Thema wird in beinahe allen Geschichten kurz angerissen. Es steht jedoch nie im Fokus, sodass man eventuell bei sensiblen Kindern die entsprechenden Stellen einfach auslassen kann. Ich finde es zudem etwas seltsam, dass Dachsima in einem Kapitel unbedingt ihren Freund zum Weinen bringen möchte.

Im Buch befinden sich immer wieder kleine und große Zeichnungen, die das Geschehen auflockern. Da es sich um ein Buch für Vorschüler handelt, wäre es aber schön gewesen, wenn tatsächlich jede Doppelseite illustriert gewesen wäre.

Insgesamt ist Christian Wunderlich mit „Dachs Naseweiß“ dennoch eine schöne Anthologie gelungen, deren liebenswerte Charaktere und Geschichten den Kindern sicher Freude bereiten wird. Sie bietet des Weiteren viele Gesprächsanlässe darüber, wie man mit bestimmten Sorgen und Schwierigkeiten im Leben umgehen kann. Insofern kann ich das Buch guten Gewissens für Vorschüler empfehlen.

Bewertung vom 22.10.2023
Scharf, Claudia

Licht, Schatten - Flederratten! / Das Geheimnis von Nox Bd.1


ausgezeichnet

Halt dich fern von der Nacht!

„Das Geheimnis von Nox“ ist eine spannende, witzige und geheimnisvolle Fantasiegeschichte für Kinder ab 10 Jahren, die einen schnell in ihren Bann schlägt und beeindruckend von Lisa Frosch illustriert wurde. Es handelt sich dabei um den ersten Teil einer neuen Reihe, der jedoch in sich abgeschlossen ist. Der zweite ist bereits angekündigt, allerdings erst für Herbst 2024.

Die Welt ist in Tag und Nacht untergliedert. Die Taglinge fürchten die Nacht (Nox) und es ist ihnen verboten, bei Dunkelheit noch herumzustromern. Doch eines Nachts explodiert ein Pfannkuchen und Fills Katze entkommt durch das Fenster, weshalb sich Fill plötzlich in einer neuen, faszinierenden Welt wiederfindet, die zwar Gefahren, aber auch jede Menge Abenteuer zu bieten hat.

Das Buch wartet mit zahlreichen verrückten und bezaubernden Ideen auf, wie zum Beispiel magische Gegenstände, die ihren eigenen Kopf haben und damit ihre Eigentümer das Leben schwer machen. Die Charaktere sind allesamt sympathisch und sehr unterschiedlich. Das Freunde-Trio erinnert mich zwar ein wenig an Harry Potter: der Held Fill, der seine Mutter als Kind verlor und den anscheinend ein Geheimnis umgibt, die schlaue und überaus gewissenhafte Freundin Lenia und deren Kumpel Borre. Wobei Letzterer eher eine kleine Rolle im Gesamtgeschehen spielt.

Es gibt jedoch zahlreiche weitere spannende und unterhaltsame Charaktere: Fills Papa, der Sonnenpixie Bodi, das Glühwürmchen Glyxi oder die Nachtling Issa, um nur einen kleinen Teil dieser großen Welt zu benennen. Überhaupt wurde diese Fantasywelt sehr clever und glaubhaft aufgebaut. Alles ist in sich schlüssig und bietet noch jede Menge Raum zum Erzählen. Einige Stränge blieben im ersten Band bewusst ungelöst, sodass der nächste Band nahtlos die Geschichte fortsetzen kann. Das Hauptthema – die Quaschel-Ernte von Fills Vater – wird jedoch perfekt abgeschlossen, sodass dieser Teil auch für sich alleine stehen kann.

Genial ist des Weiteren die Aufmachung des Buches. Der Hintergrund wechselt je nachdem zu welcher Zeit die Geschichte gerade spielt. Das Tagesgeschehen befindet sich auf weißem Papier, das der Nacht auf grau-schwarzem. Zudem gibt es immer wieder ein paar kleinere und größere Zeichnungen, die sich schön ins Gesamtbild integrieren. Besonders die Abbildungen der einzelnen Wesen sind einfach nur bezaubernd.

Insgesamt ist das Buch eine große Bereicherung für jeden Fantasyfan. Die zahlreichen kreativen Ideen, die bezaubernden Charaktere und die vielen humorvollen Wortspiele machen einfach großen Spaß. Zudem ist die Geschichte äußerst spannend und man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung!