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Buchkathi

Bewertungen

Insgesamt 260 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2024
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

Eine kleine mutige Maus in einem großartigen Buch

Eine kleine Maus, die ihr ganzes Leben dem Wühlmausleben gewidmet hat, findet zufällig heraus, dass eine andere Maus es geschafft hat, in ihrem eigenen Flugzeug zu fliegen. In ihr wächst der Traum, selbst um die Welt zu fliegen. Und egal, wie groß die Herausforderung ist oder wie viel sich ihr in den Weg stellt, sie setzt ihren Traum um.
Die Geschichte hört sich alleine aufgrund dieser kurzen Beschreibung absolut lesenswert an. Wer möchte nicht eine süße Geschichte, über eine kleine, mutige Maus lesen. Ganz besonders empfehlenswert wird dieses Buch nach meinem Empfinden aber durch die sehr aufwendigen und detailreichen Bilder, die die Situationen der kleinen Maus richtig zum Leben erwecken. Auch der Schreibstil und die Erzählung bringen eine gewisse Tiefe in die Geschichte, bei der ich gar nicht beschreiben kann, woraus sie entsteht. Ich jedenfalls war sofort tief in der Geschichte und konnte erst aufhören, als ich am Ende angekommen war.
Am Ende trifft unsere kleine Maus dann auf die berühmte Amelia Earhart, über die wir auf den letzten Seiten noch einiges als historische Persönlichkeit erfahren. Auch über weitere Piloten, die in ihren Flugzeugen schon früh die Welt umrundet haben, erfahren wir am Ende mehr. Dadurch bietet Earhart nicht nur eine schöne, bunt bebilderte Geschichte, sondern auch viel zu lernen und das ganz so nebenbei.
Ich bin ganz begeistert von diesem wahnsinnig schönen Mäusebuch, das für Groß und Klein ein Lesehighlight sein dürfte!

Bewertung vom 15.09.2024
Degenhardt, Jutta

Ein Inne halten


ausgezeichnet

Sehr gut gelungen!

Wie bringt man Kindern bei, dass es wichtig ist, zur Ruhe zu kommen und sich etwas Zeit zu nehmen, um durch zu schnaufen. Das ist schwer greifbar und noch schwerer zu erklären. Daher gefällt mir die Idee der Autoren Jutta Degenhardt und Carola Sieverding sehr gut, das Thema durch ein kleines, erfundenes Tier bildlich darzustellen.
In ihrer Geschichte Ein Inne halten lassen sie Joni an einem wuseligen Tag in seinem Zuhause einen kleinen Karton mit Luftlöchern finden. Und in diesem Karton sitzt ein kleines, flauschiges Tier, das einem Hasen ähnelt. An einem Zettel findet Joni die Info, dass es sich bei ihm um ein Inne handelt. Doch die Info hilft nicht wirklich weiter. Es schaut so traurig aus und Joni versucht alles Mögliche, um es glücklicher zu machen. Die Erwachsenen haben auch keine Zeit zu helfen, sodass Joni nichts Anderes übrigbleibt, als alles auszuprobieren. Er füttert es, er spielt mit ihm und baut ihm ein Häuschen. Erst das Kuscheln und Ruhen führen dazu, dass das Inne sich wohlfühlt. Und so kommen schließlich auch alle Erwachsenen dazu, um das Inne zu halten.
Die Botschaft ist wirklich schön transportiert und sagt den Kleinsten, dass an stressigen, wuseligen Tagen erst das glückliche Gefühl zurückkehrt, wenn man sich Ruhe gönnt. Die Bilder unterstreichen das zusätzlich. Sie haben viele Details auf den Seiten, wo es noch wuselig zugeht und alle Erwachsenen ihren Aufgaben nachgehen. Doch als Joni zur Ruhe kommt und das Inne kuschelt, rückt der Fokus der Bilder ebenso nur auf diesen Moment. Das finde ich wirklich gelungen. So verstehen auch die Kleinsten, was es bedeutet, ein Inne zu halten.

Bewertung vom 09.09.2024
Lucas, Rachael

Midsummer House


gut

Nicht so gut, wie nach der Leseprobe erwartet.

Charlotte ist zielstrebig, sehr pflichtbewusst und gut organisiert. Doch bei dem von Arbeit geprägten Alltag kommen manchmal irgendwie der Spaß und das Aufregende zu kurz. Als sie dann bei einer beruflichen Abendveranstaltung einen gutaussehenden, fremden Mann kennenlernt, ergreift sie die Gelegenheit und wird zur mutigen, selbstsicheren Lottie, die sich gerne auf Abenteuer einlässt. Natürlich fällt es ihr nur deswegen so leicht, sich fallen zu lassen und sich den Spaß zu gönnen, weil sie sicher sein kann, dass sie diesem Mann aus Edinburgh nie wieder begegnen wird. Doch als sie das Haus der alten Frances in ihrem Heimörtchen kaufen möchte, taucht auf einmal deren Neffe auf und ist kein geringerer Mann als das One-Night-Stand von vor ein paar Wochen.
Die Geschichte hört sich an wie eine Story aus dem Hause Inga Lindström oder Rosamunde Pilcher. Höchstwahrscheinlich hat sich mich aus genau diesem Grund direkt angesprochen. Inhaltlich war es zwar keine Erzählung, die es noch nie gab und auch der Fortgang der Geschichte war durchaus voraus zu ahnen, aber so etwas ist mir bei einem Liebesroman auch nicht wichtig. Das, was mich wirklich überzeugen muss für ein Lesehighlight dieses Genres, ist die Emotionalität des Erzählten und wie nachvollziehbar und real sich die Geschichte für mich anfühlt. Bei den Emotionen muss ich leider sagen, dass ich gar nicht tief genug in die Situationen eintauchen konnte, um die Gefühle selbst nachzuspüren. Denn durch die Er- und Sie-Erzählweise und die teilweise sehr detailarmen Situationsbeschreibungen, konnte ich mich nicht gut in die Protagonisten hineinversetzen. Manche Dialoge oder manch ein Aufeinandertreffen der beiden wurde nicht genug ausgeschmückt, um das Bild vor meinem inneren Auge aufflackern zu lassen. Wobei ich sagen muss, dass sich nach meinem Empfinden die Detailarmut im Laufe des Buches verstärkt hat. Denn die Leseprobe und damit das Kapitel, in dem sich Lottie und Rob kennenlernen, erschien mir noch recht bildreich und mit einem nachempfindbaren Knistern. Im weiteren Verlauf wurden Situationen, in denen das Knistern zwischen den beiden herüberkommen sollte, zunehmend sparsamer beschrieben und waren mir zu schnell da und zu schnell wieder vorbei. Letzteres geht natürlich auch zu Lasten der Nachvollziehbarkeit, einfach, weil ich mich nicht in die Situation hineindenken konnte. Man hätte für meinen Geschmack mehr aus der Geschichte und aus dem malerischen Örtchen, wo sie spielt, herausholen können. Denn trotz der beschriebenen Mankos habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn es mich nicht als Lesehighlight gefesselt hat.
Für mich bleibt es zusammengefasst daher leider eine durchschnittliche Liebesgeschichte, die mich emotional leider nicht abholen konnte.

Bewertung vom 25.08.2024
Vlahos, Hadley

Zwischen den Welten


ausgezeichnet

Beeindruckend – mehr kann ich nicht dazu sagen!

Was passiert im Augenblick des Todes? Was denken und fühlen Menschen, die sterben? Und was glauben Menschen, die jeden Tag mit dem Tod zu tun haben, wie es nach dem Ableben weitergeht? Wenn man ganz ehrlich zu sich ist, gibt es vermutlich kaum jemanden, der sich diese Fragen nicht in irgendeiner Form schon mal gestellt hat. Auch ich, als Sachbuchliebhaber, habe mich mit ähnlichen Fragen schon beschäftigt, sodass mich Hadley Vlahos Buch Zwischen den Welten direkt angesprochen hat.
Bevor ich mit dem Lesen angefangen habe, habe ich zugegebenermaßen etwas Angst vor den Geschichten der Hospizschwester gehabt. Die Sorge bezog sich darauf, dass die Erzählungen mich in eine düstere Stimmung versetzen könnten oder es zu bedrückend sein könnte. Doch schon nach der ersten Geschichte konnte ich dies absolut verneinen. Mit Geschichten sind die Kapitel gemeint. Denn Vlahos präsentiert ihre 12 prägendsten Sterbefälle und deren Besonderheiten je in einem eigenen Kapitel. Schön an dieser Einteilung fand ich, dass die Leser jeden Sterbenden zu Beginn des Kapitels zunächst als Menschen sehen und sich ihm annähern können. Es fühlt sich beim Lesen vermutlich ähnlich an wie für die Hospizschwester, die zunächst auf einen Unbekannten trifft und ihn oder sie in kürzester Zeit sehr eng kennenlernt. Das hat die Beschreibungen des Sterbens und was dann vor sich geht auch um einiges persönlicher gemacht. Wer hier Sorgen hat, es könnte zu medizinisch oder zu gruselig werden, keine Sorge. Es geht hier hauptsächlich um die Menschen und deren Gefühle. Diese Erzählungen sind sehr behutsam, aber trotzdem sachlich realistisch. Für mich lag in jedem Kapitel eine versteckte Botschaft, über die ich für mein eigenes Leben nachgedacht habe und die mich in irgendeiner Form angeregt hat.
Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir, dass fast alle Sterbenden kurz vor ihrem Ableben bereits verstorbene Angehörige oder Freunde sehen und dies als sehr beruhigend empfunden haben. Auch wie Vlahos hier Bezug nimmt auf ihre sonstigen Sterbefälle hat mir sehr gefallen. Denn sie schildert die Beobachtung, dass dies fast immer vorkommt und versucht sich an Erklärungen dazu. Sie lässt dabei aber das unerklärt, was sie selbst nicht begründen kann. Dieses Akzeptieren von Unerklärlichkeiten gefällt mir unheimlich gut und hat mir eine gewisse Gelassenheit mit diesem Thema vermittelt.
Besonders mochte ich aber auch die Ratschläge, die die Sterbenden aussprechen. Hier war eine junge, wunderschöne, schlanke Frau, die Hadley empfohlen hat, den Kuchen zu essen und nicht immer zugunsten der Figur zu verzichten. Das wirkt jetzt etwas skurril, aber im Kontext der Geschichte hat es mich richtig berührt. Es hat mich hinterfragen lassen, ob die Alltagsproblemchen mit Gewicht, Sportlichkeit, Schönheit und co. wirklich das sind, worauf es im Leben tatsächlich ankommt oder ob nicht jeder im Angesicht des Todes darüber lachen würde. Auch das wird mit so positiven Zwischentönen präsentiert, dass ich mich gerne habe inspirieren lassen über eigene Einstellungen und Glaubenssätze nachzudenken.
Alles in allem kann ich dieses Buch jedem empfehlen – egal, ob gläubig oder bekennender Atheist. Denn hier geht es nicht um etwas Spirituelles, sondern um eine sachliche Beschreibung dessen, was vor und während des Todes passiert. Und es geht eben auch darum, was davon erklärbar ist, und was wissenschaftlich gesehen ein Rätsel bleibt. Dieses Buch hat mich auch nach dem Lesen noch lange begleitet und nachhaltig zum Nachdenken gebracht.

Bewertung vom 07.08.2024
Stadler, Franziska

Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Geschichte nicht nur für Pferdefans

Dass Frauen für sich einstehen und ihren eigenen beruflichen Traum leben können, kommt uns heute, aus der eigenen Situation beurteilt, fast selbstverständlich vor. Wenn ich dann einen historischen Roman wie diesen lese, schockiert es mich fast, wie viele Wege Frauen früher versperrt waren. Um diesen Umstand nicht zu vergessen, lese ich gerne historische Erzählungen mit starken Protagonistinnen, die schon damals für ihren Wunsch einstanden. Zu dieser Kategorie zählt die junge Irma Rehberger definitiv.
Sie will unbedingt bei ihrem Lipizzaner-Hengst Novio bleiben, der an die Wiener Hofreitschule verkauft wurde. Da sie ihrem Pferd am nächsten sein kann, wenn sie eine Ausbildung an der Hofreitschule zur Bereiterin macht, zieht sie aus der Steiermark nach Wien. Leider ist das Ausüben dieses Berufs bislang nur Männern erlaubt. Also gibt sie sich kurzerhand als Konrad aus und lebt dort als Mann. Von Intrigen, zwielichtigen Gestalten, über die Liebe bis hin zum Auffliegen ihrer falschen Identität erleben wir alles mit der jungen Frau. Ist sie anfangs noch etwas naiv, entwickelt sie sich im Verlauf der Geschichte immer mehr zu einer starken Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt, um ihren Weg zu gehen. Sie tut das, was sie als ihren richtigen Weg sieht, und schert sich wenig um Konventionen. Das hat sie mir direkt sympathisch gemacht. Und obwohl ich mich selbst nicht als Pferdenärrin bezeichnen würde, habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, weil ich es spannend fand, Irmas Weg zu verfolgen und zu beobachten, wie sie sich weiterentwickelt.
Auch die Liebesgeschichte, über die ich nicht zu viel verraten möchte, hat mich sehr gefesselt. Denn sie verläuft nicht so gradlinig, wie ich nach der ersten Hürde erwartet hatte, sondern auch hier habe ich mich durch einige nicht vorhersehbare Wendungen sehr gut unterhalten gefühlt.
Alles in allem haben mich vor allem Irmas Entwicklung und ihr unbändiger Wunsch überzeugt gepaart mit einer facettenreichen Beschreibung, wie man als Frau zu dieser Zeit eingeschränkt wurde in der Gesellschaft. Auch die Beschreibungen des gesellschaftlichen Lebens fand ich so gut nacherzählt, dass ich mich wirklich in die Zeit und in Irmas Situation hineinversetzen konnte. Von mir gibt’s also definitiv eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.08.2024
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Spannender, emotionaler Einblick in die Besatzungszeit nach dem zweiten Weltkrieg

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ist die Zeit der Besatzungszonen und der Beginn des Wiederaufbaus in Deutschland. Doch eine detaillierte Vorstellung über den Alltag der Menschen in den Besatzungszonen hatte ich bislang nicht. So hat mich dieses Buch direkt angesprochen, das in der Nachkriegszeit unter Besatzung der Engländer in Bad Oeynhausen spielt. Wir erleben diese Zeit mit zwei jungen Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn Anne stammt aus einer gut betuchten Hoteliers-Familie, der von den Engländern nicht nur das Hotel, sondern auch ihre damit verbundenen Zukunftspläne weggenommen werden. Für Rosalie hingegen, deren ganze Familie im Krieg gestorben ist, erscheinen die Besatzer als ein Ticket in ein besseres Leben als junge englische Ehefrau. Und beide erleben in der Besatzungszeit nicht nur das, was sie erwartet haben, sondern Positives wie Negatives in allen Facetten.
Der Roman wird in abwechselnden Kapiteln aus Sicht von Anne und Rosalie erzählt. Mit beiden erleben wir die letzten Tage des Krieges und die Kapitulation in Bad Oeynhausen und auch in welcher Not sich die Menschen befunden haben. Besonders der Hunger und die Knappheit an allen Gütern, die man so täglich braucht, werden sehr gut nachempfindbar beschrieben. Ich war direkt drin in der Geschichte und konnte mich richtig gut in die beiden einfühlen. Spannend fand ich, dass man mal mehr so denkt wie die eine und mal mehr so wie die andere. Die Situationen, die sie durchleben haben mir den Alltag der Menschen im Nachkriegsdeutschland richtig gut nähergebracht. Und das so ganz nebenbei, denn durch die vielen Begebenheiten und unvorhersehbaren Entwicklungen ist die Geschichte so spannend und mitreißend erzählt, dass man nur so durch die Seiten fliegt.
Ganz besonders gut haben mir die Emotionen der beiden jungen Frauen gefallen, denn hier kommt die ganze Bandbreite rüber. Natürlich erleben wir mit ihnen Not und Elend, die Hoffnungslosigkeit und Trauer auslösen. Aber wir erleben auch, wie eine alte Freundschaft wieder aufflammt, wie die Menschen zusammenhalten mussten und natürlich auch, wie die beiden jungen Frauen Gefühle für den ein oder anderen Mann entwickeln. Nicht zuletzt die Liebesgeschichten und die Freundschaft der beiden Frauen, machen die Geschichte nochmal nahbarer. Doch darüber hinaus mochte ich auch die Entwicklungen und den Facettenreichtum der Hauptfiguren. Denn dadurch, dass man die Personen wie im wahren Leben erst mit und mit kennenlernt, ordnet man den ein oder anderen zunächst falsch ein oder kann beobachten, wie sie sich auch von anderen Seiten zeigen. Für mich fühlte es sich dadurch fast wie selbst erlebt an.
Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und mochte die Mischung aus Spannung und Liebe sehr. Wer also historische Romane mit etwas Liebe mag und etwas über die Besatzungszeit lernen möchte, ist hier genau richtig!

Bewertung vom 13.07.2024
Gramazio, Holly

Ehemänner


ausgezeichnet

Von einem Ehemann zum nächsten und die Spannung bleibt

Welche Singlefrau hat sich nach einem verpatzten Date nicht schon einmal gewünscht, sie könnte sich den perfekten Mann backen? Dieser Traum wird zumindest so ähnlich für Lauren in dem Roman Ehemänner wahr. Sie kommt nach dem Junggesellenabschied einer Freundin spät abends nachhause und wird dort von ihrem angeblichen Ehemann begrüßt. Nach der großen anfänglichen Verwirrung, findet sie durch ihre Nachforschungen heraus, dass der Ehemann vom Dachboden kommt und sie ihn gegen einen neuen Ehemann austauschen kann, wenn sie ihn wieder dort hochschickt. Das Dachbodenprozedere kann sie beliebig oft wiederholen und immer wieder kommt ein neuer Ehemann zu Lauren, mit dem sie das gemeinsame Leben testen kann.
Das Buch hat mich wahnsinnig gefesselt, weil ich gerade am Anfang das Gefühl hatte, dass sie die Handlung noch in jedes beliebige Genre entwickeln kann. Bei den ersten Ehemännern war ich mir sicher, es taucht noch die große Liebe auf. Dann bei einem Mann dachte ich, es könnte auch ein Krimi oder Thriller werden. Und bei jedem Ehemann war ich mir sicher, dass Lauren jetzt dortbleibt. Lauren schien auch mit jeder neuen Beziehung daran zu glauben, dass das ein gutes Leben werden könnte, doch immer wenn es schwierig wird, reizt der Dachboden und die schier unbegrenzten Möglichkeiten. Irgendwie kann ich Lauren auch verstehen: Wenn man so leicht entfliehen kann, warum sollte man dann versuchen, Herausforderungen gemeinsam zu meistern? Ich habe mir ständig die Frage gestellt, wie ich als Single mit so einem Zauberdachboden umgegangen wäre.
Der Schreibstil ist durch seinen Detailreichtum und seine spannende Erzählweise das Hauptkriterium, warum ich das Buch so gerne gelesen habe. Dabei schafft die Autorin es, dass ich tief in die Geschichte eingetaucht bin, aber dennoch eine gewisse Distanz zu Lauren halten konnte. So blickt man viel kritischer auf ihre Entscheidungen, wodurch ich mich ständig gefragt habe, ob ich das auch so entschieden hätte. In der Konsequenz hat mich die Geschichte auch dann nicht losgelassen, wenn ich gerade nicht gelesen habe. Ich fand es wirklich ein grandioses Leseerlebnis mit einer clever verpackten Botschaft über die Schnelllebigkeit der Gesellschaft, welche in vielen Beziehungen nicht bereit ist, an etwas festzuhalten, an etwas zu arbeiten und Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Aber die Ansicht, dass die Weide auf der anderen Seite des Zauns immer grüner ist, ist eben doch kein Garant für das Glück.
Dieses Buch sollte jeder lesen!

Bewertung vom 30.06.2024
Falk, Stephan;Fink, Anne

Glücksorte in Ligurien


ausgezeichnet

Hat mir ausgesprochen gut gefallen!

Italien: Malerische Örtchen, das Meer, leckeres Essen und einfach das gewissen Italienflair. So wirken die Ligurientipps in Glücksorte in Ligurien auf mich. Genau wie bei allen Glücksorte-Büchern springt mir auch hier direkt das Wimmelbild-Cover ins Auge und macht Lust auf den ersten Blick ins Buch.
Und im Buch wird der Leser mit Bildern belohnt, die einen am liebsten sofort in den Ligurien-Urlaub aufbrechen lassen würden. Denn die Bilder zu den Erlebnissen könnten auch glatt aus einer Italienschmonzette entsprungen sein, so viel Italienflair kommt dabei rüber. Die Tipps sind nicht alle klassisch touristisch, sondern wirken wie echte Geheimtipps, die einen Einblick in das echte ligurische Leben ermöglichen. Neben Örtlichkeiten in kleinen Städten und Örtchen sowie gastronomischen Angeboten, gibt es auch viele Spots in der Natur – egal ob am Meer oder mit Bergblick. Diese Abwechslung hat mich wirklich überzeugt und spricht aus meiner Sicht für diese Urlaubsregion. Natürlich haben mir auch die textlichen Beschreibungen der Erlebnistipps gut gefallen, die detailliert darlegen, warum sich ein Ausflug dahin lohnt. Ergänzt werden diese durch kleine Randtipps zu jedem Ziel und durch eine Karte, im hinteren Teil des Buches, die einen Rundum-Überblick ermöglicht.
Von mir gibt es definitiv eine Empfehlung sowohl für Ligurien als auch für das Glücksorte-Buch!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2024
Schwarz, Alexander

Bertha Benz und die Straße der Träume


sehr gut

Sehr gut recherchiert und unterhaltsam geschrieben

Bertha Benz war mir ein Begriff. Lustigerweise kannte ich sie aber nur von einer Infotafel aus dem Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart, wo von ihrer ersten Fahrt mit dem selbstfahrenden Wagen berichtet wird. Über ihr Leben wusste ich so gut wie gar nichts. Diese Lücke hat der historische Roman Bertha Benz und die Straße der Träume von Alexander Schwarz als sehr unterhaltsames Leseerlebnis geschlossen.
Fangen wir einmal hinten an: Denn dieser historische Roman ist wirklich gut recherchiert, schmückt die Details aber auch mit fiktiven Personen und Situationen aus, was im Nachwort detailliert aufgeteilt und erklärt wird. Das hat mir wirklich gut gefallen. So konnte ich mir als Leser einen Überblick verschaffen, was ich als historisches Detail abspeichern und was ich als fiktive Rahmenhandlung vergessen konnte. Schließlich möchte ich aus den historischen Romanen auch ein bisschen Wissen extrahieren und schlauer aus dem Leseerlebnis herauskommen, als ich vorher war.
Aber nun zur Handlung: Wir lernen Bertha als junges Mädchen mit zwei Freundinnen kennen und begleiten sie in ihrer Jugend bis sie schließlich den jungen Carl Benz kennen und lieben lernt. Die beiden gehen eine Verbindung ein, doch aus Gründen der Geldnot lässt die Hochzeit auf sich warten. Denn Carl ist zwar ein glorreicher Erfinder, doch die Handhabung vom Monetären liegt ihm nicht so. Das ändert sich auch leider nach der Hochzeit nicht wirklich, wodurch Bertha und Carl sowie später auch ihre Kinder einige Episoden bitterer Armut erleben müssen. All diese Situationen, Höhen und Tiefen dürfen wir Leser mit der Familie Benz erleben. Doch als sich Carl wieder einmal in eine Krise zu manövrieren droht, ergreift Bertha die Initiative und unternimmt eine Werbefahrt mit dem Prototyp des selbstfahrenden Wagens von Mannheim bis nach Pforzheim, um den Bedarf bei der Bevölkerung zu wecken.
Diese Fahrt von Mannheim nach Pforzheim nimmt gut ein Drittel des Buches ein, die restlichen zwei Drittel teilen sich die Zeit bis zur Hochzeit und die Zeit der ersten Firma inklusive der finanziellen Krisen. Um Bertha kennenzulernen, sowohl ihre resolute Seite, als auch ihre unerschütterliche Liebe zu ihrem Mann, aus der heraus sie ihm immer wieder hilft und an ihn glaubt, war diese Aufteilung sehr gut gelungen. Mich hatte allerdings nach der Episode über die Fahrt mit dem selbstfahrenden Wagen das Interesse gepackt, wie es danach weiterging. Ich wollte wissen, wann die ersten Bestellungen kamen und wie die Weiterentwicklung des Wagens lief. Diese Fragen blieben in diesem Buch leider unbeantwortet, beziehungsweise kamen nur kurz im Nachwort vor. Hier hätte ich mir noch ein bis zwei weitere Kapitel zu gewünscht.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, ich konnte mich sehr gut in Bertha und ihre damalige Situation einfühlen. Das gilt auch für die Erzählgeschwindigkeit, die die Ereignisse für mich in genau dem richtigen Detailierungsgrad ausgeschmückt hat. Auch die bildreiche Sprache insbesondere bei der Fahrt mochte ich ebenso, weil ich mir so richtig vorstellen konnte, was Bertha mit ihren beiden Söhnen und dem Wagen erlebt hat, auch wenn vieles davon Fiktion war. Zu Carl dagegen konnte ich nicht wirklich eine Verbindung aufbauen, da er mir doch reichlich naiv und wenig verantwortungsbewusst rüberkam. Ich habe mich wirklich gefragt, ob das seinem echten Naturell entsprach.
Alles in allem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und die Geschichte um Bertha Benz wirklich gerne gelesen. Bis auf die kleineren Kritikpunkte oben gibt es von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.06.2024
Hell, Jane

Fischbrötchen und Eiskaffee


sehr gut

Ich habe mich richtig erholt in diesem Leseurlaub

Eine Liebesgeschichte am Meer, Sonne, ein Fischbrötchen, da fehlt doch nichts mehr zum Glück! Richtig und in diesem Setting habe ich Fischbrötchen und Eiskaffee gelesen. Denn im Strandkorb und mit Wellenrauschen lässt sich der neuste Ostsee-Roman von Jane Hell am besten genießen.
Jule kommt eigentlich aus Berlin und hat dort gerade beschlossen, dass sie nach ihrem Lehramtsstudium doch nicht den sicheren Job in einer Schule als Lehrerin für sich sieht. Sie muss den Kopf frei bekommen und geht den Fragen ihrer Mutter nach ihrer beruflichen Zukunft aus dem Weg, indem sie sich für drei Wochen Rettungsschwimmerdienst im beschaulichen Eckernförde meldet. Dort lebt auch ihre ehemalige Mitbewohnerin Annie, die wir schon aus vorherigen Bänden der Fördeliebe-Reihe kennen. Neben ihr treffen wir Leser auf viele Altbekannte aus den Vorgängerbänden, was sich wie ein Wiedersehen mit alten Freunden anfühlt.
In ihren Schichten als Rettungsschwimmer erleben wir Jule als die Coole. Sie ist routiniert, absolut durchtrainiert und selbstsicher. Doch ihr erster Einsatz, in dem es um Leben und Tod geht, zeigt uns eine ganz andere Seite an ihr, denn das Erlebte nimmt sie ganz schön mit. Und dann geht Rettungsschwimmer Hauke so nett auf sie ein. Dabei sieht er auch noch verboten gut aus und bringt Jules Gefühlswelt ganz schön ins Wanken. Aus der Schwärmerei der beiden wird ein heißer Urlaubsflirt mit ganz schön viel hin und her, sodass wir Leser einiges zum Mitfiebern haben.
Auch wenn ich Jules Verhalten für nicht ganz angebracht für eine Endzwanzigerin halte, denn die hätte vermutlich einfach das Gespräch gesucht, habe ich mich doch ganz wunderbar unterhalten gefühlt. Denn Jane Hell schafft es wie immer, die Emotionen meisterhaft zu transportieren. Ich habe das Hin und Her und das Gefühlschaos richtig mitdurchlebt. Und auch die Urlaubsstimmung und das Ostseeflair haben sich direkt auf mich übertragen, sodass ich nur so über die Seiten geflogen bin. Die Geschichte war perfekt für einen leichten Urlaubs-Liebesroman am Meer.