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meggie3

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Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2021
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


ausgezeichnet

Sehr lesenswerter Roman

In dem Roman “Der Junge, der das Universum verschlang“ geht es um den jungen Eli, der unter schwierigen Bedingungen aufwächst. Er erlebt viele Dinge, die ein Junge nicht erleben sollte und doch wird er geliebt und hat Menschen, denen er bedingungslos vertraut. In dem Roman spielen viele Themen eine Rolle; Drogen, Gewalt und Vernachlässigung, aber auch Liebe, Vertrauen und Loyalität. Viele Aspekte haben mich nachdenklich gemacht und beim Lesen sehr berührt, ohne dass es für mich rührselig wurde.

Der Schreibstil ist nicht immer ganz einfach, aber ich fand es großartig, mich auf ihn einzulassen. Einige Sätze sind vielleicht etwas ungewöhnlich oder haben sich mir nicht sofort erschlossen, aber gerade die Momente, in denen ich mich etwas intensiver mit dem Gelesenen auseinandergesetzt habe, waren für mich die schönsten beim Lesen dieses Romans.
Die Geschichte ist sehr eindrücklich und vielleicht an einigen Stellen schon fast absurd und unvorstellbar, aber mich hat jedes Wort und jeder Satz gefesselt. Für mich ist das ein Roman, der deutlich aufzeigt, wie wenig klar „Gut“ und „Böse“ oft zu trennen ist und wie einfach dann vielleicht doch in anderen Situationen.

Mit dem Protagonisten Eli, aber auch etlichen anderen Charakteren wie Elis Bruder Gus oder Slim, habe ich das ganze Buch über mitgefiebert. Die Charaktere sind liebevoll und detailliert beschrieben, sodass ich das Gefühl hatte, sie zu kennen. Mich hat der Roman komplett in den Bann gezogen und ich habe das Lesen sehr genossen. Der Autor Trent Dalton hat es geschafft, mich mit seiner Geschichte und den Charakteren in Elis Welt mitzunehmen, ohne dass mich der Alltagsstress begleitet hat. Das ist für mich ein echtes Qualitätsmerkmal und deshalb würde ich den Roman allen empfehlen, die sich auf Elis Geschichte und den vielleicht zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil einlassen möchten.

Bewertung vom 23.05.2021
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Sehr berührend

Der Roman “Hard Land” erzählt die Geschichte des 15-jährigen Sam, der mit seinen Eltern in Grady, einer Kleinstadt in Missouri, lebt. Es ist Sommer 1985 und die Sommerferien haben begonnen. Sams Mutter ist schwer krebskrank, sein Vater seit der Fabrikschließung arbeitslos und er selbst hat seit dem Umzug seines besten Freundes kaum Kontakt zu Gleichaltrigen. Zuhause hält es Sam kaum noch aus, zu bedrückend und belastend ist die Stimmung und die immer existente Angst vor einem Rückfall oder dem Tod der Mutter. Um nicht für mehrere Wochen zu seinen Cousins geschickt zu werden, nimmt Sam einen Ferienjob im örtlichen Kino an und findet drei etwas ältere Freunde. Mit ihnen lernt er sich neu kennen und beginnt, sich neu zu orientieren.

Der Roman hat mich sehr berührt und es war für mich ein intensives Leseerlebnis.

Benedict Wells beschreibt mit einer Leichtigkeit Emotionen und Beziehungen wie ich es selten gelesen habe. Ohne aufdringlich zu sein, ist der Schreibstil intensiv und hat mir das Gefühl gegeben, neben Sam und seinen Freunden zu sitzen. Grady als Schauplatz und die handelnden Personen sind so detailliert gezeichnet, dass ich durchgängig ein Bild vor Augen hatte. Sams Gedanken und Gefühle waren für mich absolut nachvollziehbar und ich habe mich wirklich gut in ihn hineinversetzen können. Die Beziehung von Sam zu seiner Mutter habe ich als sehr besonders empfunden, generell ist es Benedict Wells gelungen, die Interaktionen zwischen den Protagonisten greifbar zu machen.

„Hard Land“ ist ein schön zu lesender Roman, der meiner Meinung nach alle Gefühlsfacetten abdeckt, ohne zu überfrachten. Wer Lust auf einen Coming-of-Age-Roman mit einem sympathischen Protagonisten hat, kommt bei „Hard Land“ voll auf seine Kosten. Ein absolutes Lesehighlight für mich.

Von Benedict Wells habe ich schon viel gehört, hatte vor „Hard Land“ aber noch nichts von ihm gelesen. Die bereits erschienenen Romane von ihm sind nun auf meiner Wunschliste ganz oben.

Bewertung vom 15.05.2021
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


sehr gut

Überzeugender Regionalkrimi

Eine junge Frau ist nach ihrem Urlaub nicht wieder bei der Arbeit in einer Seehundstation erschienen. Sie wird von einer Kollegin vermisst gemeldet, doch schon bald stellt sich heraus, dass sie eher zurückgezogen gelebt und wenig von sich preisgegeben hat. Entsprechend mühsam sind die Ermittlungen für die gerade aus München nach Schleswig-Holstein versetzte Anna Wagner und den neuen Dienststellenleiter Hendrik Norberg. Nur sehr langsam entsteht ein Bild der verschwundenen Frau.

In dem Krimi geht es auch zu einem nicht geringen Anteil um das Privatleben der ErmittlerInnen. Hendrik Norberg ist von der Mordkommission zur lokalen Dienststelle in St. Peter-Ording gewechselt, um mehr für seine Söhne da zu sein. Den Tod seiner Frau hat er noch nicht verarbeitet und so versucht er seine eigene Trauer, den Job und seine Söhne zusammenzubringen. Unterstützt wird er von seiner Schwiegermutter, sodass es ihm dann doch möglich ist, an dem Fall der verschwundenen Frau mitzuarbeiten.
Diesen Teil des Krimis habe ich als eindrücklich wahrgenommen, auch die Tatsache, dass Hendrik mit dem aus seiner Sicht beruflichen Rückschritt hadert. Die Charaktere bekommen viel Raum und entwickeln sich, auch die Entstehung der Beziehungen zwischen den ProtagonistInnen ist authentisch.
Die Mischung aus Privatem und Ermittlungen ist meiner Meinung nach gut gelungen. Der Schreibstil lässt sich gut lesen. Die Spannung war für mich jetzt nicht immer auf ganz hohem Niveau, dennoch habe ich die Ermittlungen mit Neugier verfolgt.
St. Peter-Ording ist für mich ein gut gewählter Schauplatz, auch weil die Autorin die Sorgen und Probleme der Einwohner authentisch abbildet: zu viel Tourismus, reine Profitorientierung und die Zerstörung der Natur.

Insgesamt hat mich „Nordwesttod“ überzeugt und ich werde sicherlich auch den nächsten Teil um Hendrik Norberg und Anna Wagner lesen.

Bewertung vom 14.05.2021
Johann, Petra

Die Frau vom Strand


ausgezeichnet

Sehr spannender und gut geschriebener Thriller

Rebecca lebt mit ihrer kleinen Tochter Greta in einem Haus in Rerik und ist froh um die Ruhe, die sie dort erlebt. Ihre Frau Lucy arbeitet in Hamburg und kann nur für einen Teil der Woche in Rerik sein. Als Rebecca Julia am Strand trifft und ihr aus einer unangenehmen Situation hilft, freut sie sich eine Gesprächspartnerin und Freundin gefunden zu haben. Zu einem gemeinsamen Essen mit Lucy und einem befreundeten Pärchen erscheint Julia dann auf einmal nicht mehr. Auch danach ist sie wie vom Erdboden verschluckt und Rebecca merkt, dass sie so gut wie nichts von der Frau weiß. Neben dem Handlungsstrang um Rebecca gibt es eine weitere Perspektive, die der Kriminalpolizei, genauer der von Edda Timm. Die Polizistin wird mit ihrem Team nach Rerik gerufen, weil eine Frau am Fuße der Steilklippen gefunden wurde.

Ich habe lange keinen mich so in den Bann ziehenden Thriller gelesen. Er hatte einige für mich nicht vorhersehbare Wendungen parat, auch wenn ich gegen Ende dann doch schon auf der richtigen Fährte war. Trotzdem gab es einige Überraschungen, die dafür gesorgt haben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Den Aufbau habe ich als eher ungewöhnlich empfunden, da es zu Beginn einen recht langen Teil gibt, der sich ausschließlich mit Rebeccas Sicht beschäftigt und erst nach einer ganzen Weile der Handlungsstrang aus Eddas Perspektive beginnt.

Beide Frauen sind spannende Charaktere, die von der Autorin gut entwickelt werden. Die den Handlungen der Frauen zugrundeliegenden Motive klären sich teilweise erst spät und so ist neben der Ermittlung und der sich zuspitzenden Situation um Rebecca auch Spannung um die Charaktere vorhanden. Für mich war die Mischung aus klassischer Ermittlungsarbeit und Psychothriller genau richtig und hat große Spannung erzeugt.
Der Schreibstil lässt sich super lesen und ich würde das Buch Thrillerfans definitiv empfehlen.

Bewertung vom 11.05.2021
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


sehr gut

Intensiver Roman, der mich nachdenklich zurücklässt

Dieser Roman lässt mich etwas sprach- und ratlos zurück. Er hat ohne Frage einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dies hat die Autorin mit eher ungewöhnlichen Mitteln geschafft.

Es geht um die drei jungen Frauen Kasih, Saya und Hani, die gemeinsam in einer Siedlung am Rande einer Stadt aufgewachsen sind. Sie wurden Freundinnen. Inzwischen sind sie erwachsen und leben ganz unterschiedliche Leben. Doch für eine Woche sind sie wieder zusammen, Anlass ist eine Hochzeit von einer ehemaligen Freundin, die die drei eigentlich schon lange aus den Augen verloren haben. Erzählt wird der Roman aus der Sicht von Kasih. Sie beschreibt, was sie empfindet und wie die Dinge aus ihrer Sicht passiert sind. Kasih ist Soziologin und arbeitslos. Immer wieder muss sie ins Jobcenter, nur um wieder keine passende Stelle zu finden. Inzwischen geht es ihr nur darum, überhaupt einen Job zu finden. Hani arbeitet in einem Büro und scheint eigentlich ganz zufrieden zu sein. Saya ist im pädagogischen Bereich tätig und befasst sich intensiv mit Vorurteilen, Rassismus und rechtsextremen Gewalttaten und deren Aufarbeitung in Deutschland.

Die Autorin wählt sehr unterschiedliche sprachliche Stilmittel, die für Abwechslung und dafür sorgen, dass mir der Roman wohl nicht so schnell in Vergessenheit gerät. Es gibt Passagen, in denen biografisch die Lebensgeschichte der jungen Frauen erzählt wird und Abschnitte, die das Geschehen der vergangenen sieben Tage und die sich zuspitzende Situation beschreiben. Dann wiederum erzählt die Ich-Erzählerin, wie sie gerade die Zeilen zu Papier bringt, was ihr dabei durch den Kopf geht und was sie fühlt. Und dann gibt es noch die fast schon anklagenden Absätze, die mir als Leserin vorwerfen, dass bewusst oder unbewusst Vorurteile meine Gedanken und mein Handeln leiten. Dies habe ich zu Beginn als eher irritierend empfunden, im Nachhinein machen unter anderem diese Passagen den Roman so besonders.
Selten habe ich so eindrückliche Schilderungen gelesen, die mich als Leserin mit einem so bedrückenden Gefühl zurückgelassen haben. Der Roman ist fesselnd geschrieben, der Aufbau ungewöhnlich. Von den Protagonistinnen habe ich mir ein detailliertes Bild machen können, ein Bild, das die Autorin durch bewusste Auslassungen bestimmt hat. Sie hat so gezeigt, wie Narrative funktionieren.

In dem Roman geht es um Rassismus in jeder Form, um strukturellen Rassismus, impliziten und den sogenannten Alltagsrassismus. Es geht darum, wie es ist, mit den Vorurteilen und dem Rassismus leben und umgehen zu müssen. Dies tun die drei Protagonistinnen auf sehr unterschiedliche Weise und dieser Aspekt des Romans war für mich sehr eindrücklich.

Leider hat mir ein wenig Spannung gefehlt, woran dies wirklich lag, kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht an den wechselnden Perspektiven bzw. Erzählweisen, deren Einsatz ich ansonsten aber als sehr wirkungsvoll empfunden habe.

Schon der Titel regt zum Nachdenken an und so ist es mir beim Lesen die ganze Zeit gegangen.

Bis auf die für mich etwas zu geringe Spannung habe ich „Drei Kameradinnen“ als einen sehr ungewöhnlichen Roman empfunden, der auf eine interessante Art und Weise wichtige und aktuelle Themen intensiv behandelt.

Bewertung vom 10.05.2021
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Lesenswerter Roman

In dem Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ wird die Biografie der jungen Frau Kim Jiyoung erzählt. Beschrieben wird ihr Leben als Bericht von ihrem Psychiater, der sie behandelt, da sie mit Anfang 30 eine Psychose entwickelt.
Der Bericht beginnt in Kim Jiyoungs früher Kindheit, in der ihr jüngerer Bruder den beiden Schwestern permanent vorgezogen und die beiden Schwestern dem Bruder strukturell untergeordnet werden. Es wird aber auch thematisiert, wie das Leben ihrer Mutter verlaufen ist, durch gesellschaftliche Normen geprägt wurde und wie sich aber auch der gesellschaftliche Umgang mit der Rolle der Frau verändert hat.
Auch während Kim Jiyoungs Schulzeit erlebt sie durchaus Veränderungen, von einer Gleichstellung von Jungen und Mädchen kann aber nicht die Rede sein. So geht es weiter im Studium und bei der Jobsuche, im Job und bei der Frage nach Nachwuchs, überall spürt sie, dass sie nicht die gleichen Chancen wie Männer hat und anders behandelt wird.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Obwohl es sich eigentlich um einen eher sachlichen Bericht handelt, der teilweise mit Fußnoten auf Zeitungsartikel oder Statistiken verweist, habe ich das Buch spannender als so manchen Krimi empfunden und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Protagonistin habe ich als sehr authentisch wahrgenommen und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Generell habe ich in vielen Momenten intensive Bilder vor Augen gehabt und konnte mir die Handlung gut vorstellen. Ich habe sehr viel gelernt und bin immer wieder über die alltägliche Ungleichbehandlung von Männern und Frauen erschrocken. Der Roman hat definitiv dazu geführt, dass ich einiges hinterfrage und anders wahrnehme als zuvor.
Das Ende ist nochmals sehr eindrücklich, auch wenn nicht erzählt wird, wie es für Kim Jiyoung weitergeht.

Mich hat der Roman komplett überzeugt, sowohl thematisch und sprachlich als auch bezogen auf den Plot.

Bewertung vom 06.05.2021
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


ausgezeichnet

Ein zum Nachdenken anregender Roman

Der Hamburger Richter Frank Petersen hat Urlaub, ist aber von Erholung weit entfernt. Seit einige seiner Urteile von höherer Instanz geprüft und auch zurückgewiesen wurden, hat er zu zweifeln begonnen. An sich, seinen Urteilen, dem Recht und der Wahrnehmung des Rechts. Als erneut ein umstrittenes Urteil von ihm geprüft wird und seine Frau ihm Vorwürfe macht, auf Basis von Vorurteilen entschieden zu haben, hinterfragt er sein Tun als Richter ganz generell und seine Objektivität im speziellen. In seiner Ehe kriselt es gewaltig, sein Sohn und seine Ehefrau sind zu seinen Schwiegereltern gezogen. Als Frank Petersen erfährt, dass Corinna Meier aus dem Gefängnis entlassen wird, beschließt er sie abzuholen, um endlich Antworten zu finden. Corinna Meier hatte Jahre zuvor den für den Mord an ihrem Sohn Angeklagten kurz vor der Urteilsverkündung in Frank Petersens Verhandlung erschossen.
Neben dem Handlungsstrang um Frank Petersen wird die Geschichte von Corinna Meier erzählt. So wird immer klarer, aus welchen Gründen sie den Mörder ihres Sohnes erschossen hat.

In diesem Roman geht es um Rassismus, impliziten Rassismus und auch systematischen Rassismus. Es geht um die Frage, was Recht ist, was es kann und was die Aufgabe und auch Pflicht derer ist, die Recht sprechen. Markus Thiele gelingt es meiner Meinung nach außerordentlich gut, aktuelle gesellschaftliche und auch rechtsphilosophische Fragen und Themen in einen sehr gut zu lesenden Roman zu integrieren. Für mich ist der Roman inhaltlich weder überfrachtet, noch hatte ich das Gefühl, dass wichtige Aspekte ausgespart wurden.
Die Sprache lässt sich sehr gut lesen und die Geschichte und Geschehnisse haben mich von Beginn an gefesselt. Die Figur des Richters Frank Petersen entwickelt sich im Laufe des Romans und ich habe auch den Raum, den seine privaten Probleme in dem Roman einnehmen als passend wahrgenommen. Die Geschichte von Corinna Meier hat mich sehr berührt und nachdenklich zurückgelassen.
Auch das Nachwort des Autors mit den Verweisen auf die realen Fälle, die dem Roman als Grundlage dienten, ist sehr gelungen.

Ich habe „Die Wahrheit der Dinge“ als einen thematisch sehr spannenden und gut geschriebenen Roman empfunden, den ich mit großer Aufmerksamkeit gelesen habe. Insgesamt ist es dem Autor gut gelungen, die Handlungen der Charaktere authentisch und nachvollziehbar zu beschreiben.

Bewertung vom 26.04.2021
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Ermittlungen

Heloise Kaldan ist Investigativ-Journalistin bei einer Kopenhagener Zeitung und steht wegen einer fehlgeschlagenen Enthüllung schwer in der Kritik. Als sie wieder in der Redaktion ist, findet sie in ihrem Postfach einen Brief von einer Frau, die behauptet, eine gesuchte Mörderin zu sein. Der Brief ist kryptisch und scheint von jemandem zu kommen, der einiges über Heloise weiß.
Etwa zeitgleich geht bei der Kopenhagener Polizei ein Hinweis zu der gesuchten Frau ein. Erik Schäfer und seine Kollegin Lisa Augustin beginnen erneut an dem Fall zu arbeiten und auch Heloise fängt an, Nachforschungen anzustellen.

Ich bin ein großer Fan skandinavischer Krimis und Thriller und mich hat „Leichenblume“ nicht enttäuscht. Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und mir hat gefallen, wie Stück für Stück die wahre Geschichte und die Hintergründe deutlicher geworden sind. Dies hat bei mir einen starken Sog erzeugt und mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Einige Stellen des Buches sind allerdings wirklich schwer auszuhalten. Die Charaktere wirken dreidimensional und sind spannend. Ich glaube, dass auch die Beziehung zwischen dem Kommissar Erik Schäfer und der Journalistin Heloise Kaldan noch Potenzial für die nächsten Bände bietet. Die journalistische Perspektive von Heloise und die klassische Ermittlungsarbeit durch die Polizei hat die Autorin sehr gut zusammengebracht und mich damit komplett überzeugt.

Ich finde die Kombination Journalistin und Kommissar an sich spannend, empfinde Krimis um solche Duos aber oftmals als etwas zu konstruiert. Dies habe ich im ersten Teil der Reihe um Heloise Kaldan und Erik Schäfer überhaupt nicht so empfunden und auch die doch sehr starken privaten Verflechtungen in den Fall habe ich als glaubwürdig empfunden. Ich hoffe sehr, dass die Beziehung zwischen Heloise und Erik im Nachfolgeroman genauso authentisch bleibt.

Bewertung vom 18.04.2021
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


sehr gut

Fast ein Jahrhundert (Familien)geschichte

Der Roman besteht aus zwei sich abwechselnden Erzählsträngen. In der Hälfte der Kapitel wird die Familiengeschichte der Spielzeugproduzentenfamilie Langbein erzählt. Der Roman beginnt im Jahr 1910. In diesen Kapiteln ist es möglich, die Generationen bis kurz vor dem Mauerfall zu begleiten. In der anderen Hälfte der Kapitel räumen Eva, Iris und Jan, Erben und Nachfahren der Spielzeugproduzenten in der Gegenwart das Stammhaus aus. Raum für Raum arbeiten sie sich durch das Haus, sortieren, putzen und hängen ihren Erinnerungen an ihre Kindheit und die gemeinsame Zeit in dem Haus und mit den Verwandten nach.

Der Autorin ist es ausgezeichnet gelungen, mir fast ein Jahrhundert deutsche Geschichte aus Sicht einer Familie aus dem Spielzeuggewerbe in Thüringen näher zu bringen. Da ich erst deutlich nach der Wiedervereinigung geboren bin, habe ich selbst keinen Bezug zu dem Spielzeug aus Sonneberg. Die sich über die Jahrzehnte stark verändernde Spielzeugproduktion konnte ich mir dank der detaillierten Beschreibungen aber bildlich vorstellen. Besonders der technische Fortschritt und die sich damit verändernde Produktion war für mich sehr greifbar.
Das Festhalten an Prinzipien und der unbedingte Wille seitens der Langbeins das Familienunternehmen um jeden Preis zu halten, ist sehr gut transportiert worden. Die ProtagonistInnen scheinen authentisch und gerade die Perspektive der Charaktere aus den historischen Kapiteln habe ich gut nachvollziehen können.

Im Vergleich zu den historischen Kapiteln habe ich den in der Gegenwart spielenden Erzählstrang als etwas schwächer empfunden. Dies hat auch dazu geführt, dass sich für mich leider keine richtige Dynamik und Spannung entwickelt hat.

Der Roman lässt sich sehr gut lesen, der Schreibstil ist angenehm und die Charaktere glaubwürdig und authentisch. Die unterschiedlichen Zeiten und Brüche sind vorstellbar beschrieben und ich habe beim Lesen viel gelernt. Einzig habe ich ein wenig Spannung vermisst. Ein wirklicher Sog hat sich für mich leider nicht entwickelt.

Bewertung vom 18.04.2021
MacDonald, Andrew David

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz


ausgezeichnet

Schöner, berührender Roman

Zelda ist 21 Jahre alt und hat eine Fetale Alkoholspektrumstörung. Ihre Woche ist fest durchgeplant, Regeln und feste Strukturen helfen ihr. Sie hat einen Freund, der ebenfalls eine FAS hat. Zelda ist Expertin für alles, was mit Wikingern zu tun hat. Ihr Vater spielt in ihrem Leben keine Rolle und ihre Mutter ist an Krebs gestorben. Gemeinsam mit ihrem Bruder Gerd lebt sie in einer eher schwierigen Gegend. Gerd studiert Wirtschaft und kümmert sich um seine Schwester so gut er kann. Als er zunehmend unter Druck gerät, in kriminelle Machenschaften verwickelt wird und sein Studium vernachlässigt, greift Zelda ein. Dabei wird sie selbstständiger und auch Themen wie die eigene Sexualität und Selbstbestimmung spielen eine Rolle.

Die Protagonistin ist eine liebenswürdige Heldin, deren Entwicklung authentisch beschrieben wird. Auch Gerd und dessen (Ex-)Freundin Anni, die von Zelda AK47 genannt wird, sind detailliert gezeichnete Charaktere. Natürlich werden Klischees bedient, dennoch werden einige auch aufgelöst und somit als Klischee und Überspitzung enttarnt.
Obwohl ich mich wenig für Wikinger interessiere, habe ich es als spannend und auch gut gemacht empfunden, wie der Autor Zeldas Liste auf dem Weg zur Legende wie einen roten Faden für den Roman nutzt.
Andrew David MacDonald gelingt es gut, Zeldas Wunsch nach eigener Sexualität und den Vorbehalten, die ihr Bruder hat, zu beschreiben. Generell hatte ich das Gefühl, in Zeldas Gedankenwelt komplett involviert zu sein und habe ihre Gefühle, Gedanken, Ideen und Handlungen als in den allermeisten Fällen authentisch und nachvollziehbar empfunden.

Als besonders erwähnenswert habe ich die Differenzierung des Autors wahrgenommen, der sehr deutlich macht, das FAS nicht gleich FAS ist. Gleichzeitig ist deutlich geworden, wie hilfreich und wichtig bestimmte Institutionen sind (wie das Stadtteilzentrum mit entsprechenden Angeboten in dem Roman).

Während mich Buchtitel und Cover zunächst eher wenig angesprochen haben, hat mich der Schreibstil und die Geschichte überzeugt. Die ProtagonistInnen sind detailliert beschrieben und haben mich in den Bann gezogen.