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Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 27.01.2022
Zipfel, Dita;Davies, Bea

Brummps


ausgezeichnet

Eine Parabel mit tiefer Wahrheit und feinem Humor

Für Kinder eine phantasievolle Geschichte über Anderssein, soziale Ausgrenzung, Selbstvertrauen und vor allem über Freundschaft. Für Erwachsene eine gesellschaftskritische Parabel. Ein ganz besonderes Kinderbuch, welches ein Leben lang begleitend sein kann.
Die Kern-Erzählung wird durch anschauliche Naturbeschreibungen und außerordentlich schöne Illustrationen, die viel Raum einnehmen, bereichert.

Die Autorin selbst begleitet die Lesenden als Ich-Erzählerin durch die fesselnde Geschichte. So ist die Botschaft auch für kleinere Kinder zu verstehen.
Die Sprache ist locker, aber originell und voller Humor, die Sätze sind gespickt mit einfallsreichen Wortschöpfungen, die die Phantasie anregen.

Ganz nebenbei lernen wir eine Menge über das Leben im Wald, z. B. darüber, was die Lieblingsspeisen von Blaumeisen, Ameisen und Mistkäfern sind, welcher Vogel nachts singt und noch viel mehr.

Der künstlerische Wert dieses Buches ist sehr hoch :
Die Zeichnungen changieren in unterschiedlichen Helligkeitsstufen zwischen zwei Farbtönen, einem Rotton und einem ganz tiefen Blau. Wunderbar !
Das gebundene Buch ist auch haptisch ein Erlebnis, denn die matte Oberfläche der Buchdeckel fühlt sich gleichzeitig angenehm rauh und weich an.

Bewertung vom 26.01.2022
Pépin, Charles

Kleine Philosophie der Begegnung


ausgezeichnet

Ein Buch wie eine Begegnung

Der Philosoph Charles Pépin vertieft in seinem neuen Sachbuch die Kernbotschaft, wie sehr wir abhängig sind von Begegnungen mit anderen Menschen, um die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und mehr noch, um zu erfahren, wer wir sind.

Das Werk ist klar strukturiert in drei Teile. Zunächst beschreibt er, woran wir e c h t e Begegnungen erkennen. Im zweiten Teil werden die Voraussetzungen definiert, welche Begegnung erst möglich machen. Zu guter Letzt beleuchtet Pépin das Thema aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Anthroposophie, des Existentialismus, der Religion sowie der Psychoanalyse. Die Ausführungen des Autors sind auch für diejenigen anschaulich nachzuvollziehen, deren berufliche Herkunft nicht in der Philosophie beheimatet ist.
Der Autor verdeutlicht seine Thesen mittels Begegnungen aus bildender Kunst, Literatur, Musik sowie Film. So hören wir nicht nur Geschichten durch Romanfiguren, sondern erfahren ganz viel über inspirierende Freundschaften bekannter Persönlichkeiten, beispielsweise David Bowie und Lou Reed, Picasso und Paul Éluard oder Papst Benedikt und sein Nachfolger Franziskus.
Pépin bereichert sein Werk durch ganz persönliche Erfahrungen und Erlebnisse aus seinem eigenen Leben.

Als Lesende begeben wir uns auf eine gedankliche Reise durch die Philosophiegeschichte von Aristoteles über Sartre, bis hin zu Kierkegaard, Martín Buber und Hegel. Auch der Freudsche Blickwinkel der Psychoanalyse findet Berücksichtigung.
Ob seiner Fülle und Tiefe ist es ein Buch, welches ich immer wieder gerne zur Hand nehmen werde.

Das Buch ist mehr als ein Sachbuch, es ermutigt offenen Herzens und Geistes in die Welt hinauszugehen, um ohne konkrete Vorstellungen zu sehen, was das Leben zu bieten hat : „Ich gehe los - und sehe“

Bewertung vom 15.01.2022
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


sehr gut

Seelenqualen

Matt Haigs Protagonist Terence Cave, ein kultivierter und feinsinniger Mensch, hat bereits seine Mutter durch Suizid und seine Ehefrau während eines Raubüberfalls im eigenen Antiquitätengeschäft verloren.
Die Geschichte beginnt mit dem tragischen Tod seines heranwachsenden Sohnes Reuben.
Alles Denken und Handeln dreht sich von nun an nur noch um den scheinbaren Schutz seiner einzig verbliebenen Tochter Bryony im Teenager-Alter …

Beim Lesen ist es schwer auszuhalten, wie sich der besorgte Vater immer tiefer und tiefer in eine Spirale von Verlustängsten hineinschraubt.
Haig beschreibt die Gefühle und Gedankengänge des angstdurchtränkten Vaters so treffend, dass ich während des Lesens selber Gefühle von Angst und Beklemmung am Rande des Unerträglichen verspürte. Dennoch hatte ich das Bedürfnis, mit ihm seine seelischen Qualen zu durchleiden, also weiterzulesen, was dann gegen Ende des Buches mit einigen unerwarteten Wendungen, fast wie bei einem Krimi, belohnt wurde.

Es ist ein Buch …
… über Angst, Angst und Angst.
… darüber, wie sich Denk- und Handlungsmuster sowie vermeintliche Schicksalsschläge von Generation zu Generation zu wiederholen scheinen.
… darüber, dass jeder, unabhängig von sozialer Herkunft und Bildung zu allem fähig ist.
… über das Menschsein an sich und unsere seelischen Abgründe.
… über den Sinn des Lebens.

Bewertung vom 31.10.2021
Hopkins, Rob

Stell dir vor ...


ausgezeichnet

Gestaltungskraft

Was für ein Buch : Das ist ein Brett ! Nicht nur haptisch, sondern auch inhaltlich.
Rob Hopkins Sachbuch „STELL DIR VOR…MIT MUT UND FANTASIE DIE WELT VERÄNDERN“ könnte man sogar kompostieren, sollte man aber nicht.
Das schwarze Cover mutet an wie ein Blick durch ein Schlüsselloch in eine lebendige neue Welt. Ausschnitthaft wird in den Kreisflächen ein Linolschnitt des Autors, der auch Künstler ist, freigelegt. Hier finden wir bereits einen ersten Hinweis auf den künstlerischen Denkansatz des Werkes.

In diesem Buch passiert echtes Querdenken im ursprünglichen Sinne : Beobachten, analysieren, die Ursachen erkennen, unkonventionelle und wirklich neue Lösungswege ( viele Wege, nicht einen einzigen für richtig erklärten Weg ) aufzeigen, ausprobieren, tätig werden.

Die Kernbotschaft des Buches zur gesellschaftlichen Veränderung und Lösung auch der großen Probleme unserer Welt, wie beispielsweise der Klimakatastrophe, ist das Zulassen sowie die Schärfung unserer Vorstellungskraft und unserer Fantasie. Hier ist vielleicht sogar die englische Bezeichnung „Imagination“ treffender : Die Kraft der vorgestellten Bilder und Geschichten einer lebenswerten Zukunft.
An einigen Orten hat die Zukunft bereits begonnen, dies belegt Hopkins überzeugend anhand von zahlreichen Beispielen aus aller Welt.

Konsequent, kraftvoll, inspirierend, mutmachend, visionär.

Kein Buch für Jammerer und Schwarzseher, sondern eines für Macher und Macherinnen oder solche, die es werden wollen.

Bewertung vom 22.10.2021
Hoeder, Ciani-Sophia

Wut und Böse


gut

Wütend und dann ?

Während der Leseprobe hatte ich den Eindruck, die Autorin des Buches "WUT UND BÖSE" agiere in ihrer Herangehensweise an das Thema eher wissenschaftlich, obwohl sie Journalistin ist. Ciani-Sophia Hoeder beschreibt persönliche Erfahrungen, beleuchtet das Thema Wut hinsichtlich Ethymologie, Kulturgeschichte, Soziologie, Psychologie und Medizin. Die Bandbreite der Aspekte von Wut ist zwar sehr spannend, aber ihre Schlußfolgerungen scheinen mir zu eindimensional betrachtet.

Es ist sicher richtig, daß Frauen viel häufiger als Männer ihr Gefühl von Wut und Ärger nicht wahrnehmen oder gar unterdrücken. Sicher ist es auch richtig, daß wütende Frauen als hysterisch oder zickig erlebt und bezeichnet werden.
Nicht erwähnt wird im Buch, wie wütende Männer wirken. Diese genießen auch keinen besonders guten Ruf, gelten sie doch im Allgemeinen als Choleriker oder Machos.

Sicher ist es richtig, daß Wut ein Motor für Veränderung sein kann.
Wenn die Wut von Frauen sichtbarer und spürbarer wäre, wäre dies tatsächlich der Schlüssel, um Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft in Balance zu bringen?

Das Glossar am Ende ist hilfreich, da sehr viele „Szene-Begriffe“, z. B. Abkürzungen aus dem englischsprachigen Raum, Verwendung finden.

Das rosa-pinke Cover weist stereotype, auf Harmonie ausgerichtete Farben auf. Hier hätte ich mir eine Farbe gewünscht, die tatsächlich Wut ausdrückt : Rot !

Bewertung vom 18.10.2021
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


sehr gut

Trauern und Lachen

Trauern und Lachen, die Sehnsucht nach dem Tod und der Wille zu ( über-) leben sind ganz eng miteinander verwoben. Von dieser Erkenntnis und mehr handelt das autobiographische Sachbuch von Louise Brown, ihres Zeichens Trauerrednerin. Ein Thema, an dem niemand vorbeikommt.

Es ist ein sehr persönliches Buch, in dem Louise Brown den eng nacheinander folgenden frühen Tod ihrer beiden Elternteile verarbeitet. Ihre berufliche Veränderung von der Journalistin zur Trauerrednerin ist unmittelbar mit dem für sie einschneidenden Erlebnis des Verlustes verknüpft.

Die Autorin schreibt sehr einfühlsam und dennoch lege ich das Buch immer wieder zur Seite, die erhoffte Tröstung durch das Buch bleibt aus. Vielleicht liegt es daran, weil man nicht vorgetröstet werden kann, so wie man nicht vorschlafen kann.

Ich werde das Buch zu einem späteren Zeitpunkt nochmal lesen.

Bewertung vom 24.09.2021
Haig, Matt

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen


ausgezeichnet

Alles, was tröstet

Bereits die ausdrucksstarke grafische Gestaltung des Covers von Matt Haigs „THE COMFORT BOOK“ ist vielversprechend : Ein stilisierter Sonnenuntergang am Meer ! Der Anblick eines solchen läßt wohl kaum jemanden unberührt.
Wie der Untertitel "Gedanken, die mir Hoffnung machen" verrät, ist es ein sehr persönliches Buch.

Haig teilt uns auf vielfältige Art und Weise mit, was ihn während seiner depressiven Lebensphasen getröstet hat. Das kann eine einfache Aufzählung von Lieblingsfilmen oder Büchern sein, aber auch kurze Geschichten und Gedanken mit viel Raum zum Weiterdenken und nachwirken lassen.

Seine Beschreibungen beruhen auf genauen Beobachtungen, die in einer klaren Sprache zu verblüffend einfachen Erkenntnissen führen. Alles in allem einfach, aber nicht trivial. Ja, das tröstet.

Beim ersten Lesen, würde ich empfehlen, das Buch chronologisch durchzugehen, da die Texte inhaltlich aufeinander aufbauen. Danach ist es ein Genuß, immer wieder einzelne Rosinen raus zu picken.

Bewertung vom 16.09.2021
Slupetzky, Stefan

Nichts als Gutes


ausgezeichnet

Schicht für Schicht

„Einen Menschen, der über das Leben nachgrübelt, statt es zu meistern.“ Was für ein schöner Satz, der vermittels einer fiktiven Grabrede des Bestattungsunternehmers den toten Grabredner zu charakterisieren vermag. Das Werk „Nichts als Gutes“ von Stefan Slupetzky scheint auf den ersten Blick ein Buch über den Tod zu sein, in Wahrheit ist es eines über das Leben und den Menschen.
Der Autor reiht insgesamt 26 erdachte Grabreden aneinander, jeweils begleitet von einem kurzen Einführungstext in das jeweilige Thema. Jede Geschichte endet mit einer Pointe oder einer überraschenden Wende.
Dieses feine Büchlein, gebunden und mit Lesebändchen, ist eine Ode an die kurze Textform, eine Kette kleiner literarischer Perlen, sprachlich brillant, scharfsinnig, tragikomisch, hintergründig, gesellschaftskritisch, absurd, phantasievoll, empathisch, vielschichtig, klug und immer tiefsinnig.

Schön wäre ein Inhaltsverzeichnis gewesen, damit man nicht immer so lange suchen muß, um eine bestimmte Rede erneut zu lesen.

Bewertung vom 13.09.2021
Gröger, Anne

Hey, ich bin der kleine Tod ... aber du kannst auch Frida zu mir sagen


sehr gut

Vom Tod Leben lernen

Anne Gröger erzählt in ihrem Buch „Hey, ich bin der kleine Tod - Aber du kannst auch Frida zu mir sagen“ von Samuel, der die ersten 11 Jahre seines jungen Lebens aufgrund einer Immunkrankheit vorwiegend im Krankenhaus verbracht hat.
Die eigentliche Geschichte beginnt, nachdem er nach einer erfolgreichen Stammzellentransplantation aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.
Nun heißt es, obwohl er lieber in seinem vermeintlich sicheren Zimmer bleiben will, all das zu lernen, was für andere Kinder seines Alters selbstverständlich ist.
Mit Hilfe von Frida gelingt es ihm, mehr und mehr herauszufinden, was Leben bedeutet : Nicht nur Tod, Verzweiflung, Angst und Einsamkeit, sondern auch Mut, Versöhnung, Liebe und insbesondere Freundschaft.
Die schönen Illustrationen als Handzeichnungen in Schwarz-Weiß verstärken zudem die Intensität der Geschichte.