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[insomnia]

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Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2025
Unterthiner, Miriam

Blutbrot


ausgezeichnet

Miriam Unterthiner legt hier ein Theaterstück vor, das klar zum Nachdenken anregt. Südtirolerinnen und Südtiroler, die nach dem 2. Weltkrieg Nationalsozilisten am Brenner über die Grenze geholfen haben, werden hier durch "dasDorf" verkörpert. Eine Personengruppe, die sich schwer tut, die Vergangenheit zu verarbeiten. Mir selbst war die gesamte Thematik um die Rattenlinien gar nicht mehr so bewusst, das Stück regte mich dazu an, mich noch näher damit auseinanderzusetzen.

Als quasi Zwischensequenz tritt die Autorin selbst vors Publikum um auf die harten Umstände von Jung-Autor*innen in der Theaterwelt aufmerksam zu machen.

Thematisch schwere Kost, Miriam Unterthiner schafft es aber dies grandios in ein Stück umzusetzen. Ich hoffe, es gibt bald eine Inszenierung in meiner Nähe.

Bewertung vom 10.09.2025
Stauffer, Verena

Kiki Beach


sehr gut

Kiki Beach - ein Buch von Verena Stauffer mit "Liebesgedichten", das ich sicher noch öfter zur Hand nehmen werde. Die Gedichte sind zum Teil recht komplex mit vielen Anspielungen, die ich nach der Erstlektüre noch nicht alle verstanden habe. Die Fußnoten am Ende von Kurzkapiteln helfen, die Gedichte ein wenig einzuordnen. Manche Gedichte wiederum erschließen sich einem sehr schnell und sind in ihrem Inhalt klar und raffiniert gebaut. Ein schönes Stück Literatur.

Bewertung vom 10.09.2025
Madreiter, Armela

südpol.windstill


sehr gut

Amela Madreiter nimmt sich hier einem wichtigen Thema an: Armut und die schwierige Situation für Kindern, wenn die Eltern oder in diesem Fall die alleinerziehende Mutter alkoholkrank ist und eine psychische Beeinträchtigung hat. Wenn ich ein Theaterstück lese, habe ich sofort im Kopf, wie ich es inszenieren würde, so war es auch hier der Fall, ich hoffe das Stück bald irgendwo sehen zu können. Die gesamte Thematik ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken, ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Schritt. Für meinen Geschmack hätte das Stück noch Potential noch weiter zu gehen, noch intensiver zu werden und noch mehr über die Geschichte zu erzählen.

Bewertung vom 26.08.2025
El-Mafaalani, Aladin;Kurtenbach, Sebastian;Strohmeier, Klaus Peter

Kinder - Minderheit ohne Schutz


sehr gut

Es ist gut, dass mit diesem Buch auf ein wichtiges Thema aufmerksam gemacht wird: die Kinder, die Rechte von Kindern und ihr Status als Minderheit in unserer Gesellschaft. Als jemand, der sich noch nicht sehr viel mit der Thematik beschäftigt hat, war mir der gesamte Einstieg ein wenig zu steil und damit in manchen Passagen schon fast zu wissenschaftlich. Trotzdem, ein wichtiges Buch, das jetzt auch noch die wichtigen Entscheidungsträgerinnen und -träger lesen müssen!

Bewertung vom 26.08.2025
Lust, Ulli

Die Frau als Mensch


ausgezeichnet

So kann Wissenschaft und Information Spaß machen. "Die Frau als Mensch" versucht zu beschreiben und zu zeigen, wie es dazu kam, dass in den meisten Darstellungen der Eiszeit Frauen gezeigt werden. Wenn wir an unsere Zeit jetzt denken, ist das ja vollkommen anders. Das gesamte Buch ist äußerst informativ und sehr gut gezeichnet, so kann man Wissenschaft auch niederschwellig näherbringen. Mit jeder Menge wissenschaftlichen Nachweisen, in die man sich dann weiter vertiefen kann, zeigt die Autorin klar, dass hier die Wissenschaft den Ton und die Richtung des Buches angibt. Hin und wieder empfand ich, dass die einzelnen Kapitel noch enger zusammenwirken und mehr aufeinander referenzieren könnten.
Eines der empfehlenswertesten Sachbücher, die ich in jüngster Zeit in der Hand hatte!

Bewertung vom 26.08.2025
Hermanson, Marie

Im Finsterwald


sehr gut

gemütlicher Krimi

Es ist selten, dass ich einen Krimi lese, aber über schwedische Krimis hört man immer nur Gutes. Dieser hier spielt in Schweden im Jahr 1926. Die Geschichte ist sehr gut erzählt, der Text ist flüssig zu lesen, die Autorin Marie Hermanson weiß, was sie tut. Hin und wieder hatte ich jedoch das Gefühl, dass ich irgendetwas nicht mitbekommen habe oder dass mir etwas fehlt. Nach Recherche musste ich feststellen, dass dieses Buch das dritte Buch einer Reihe ist. Wahrscheinlich wird das nicht allen auffallen und das Buch ist auch ganz gut als alleinstehendes Buch, ich frage mich dann immer nur, was ich wohl bis jetzt verpasst habe bzw. ob es mit Vorwissen der anderen Bücher ein anderes Lesegefühl ergibt.
Ein schöner schwedischer Krimi, den ich ansonsten nur empfehlen kann. Wer gemütlich einen Krimi lesen will, ist hier gewiss an der richtigen Stelle.

Bewertung vom 26.08.2025
Collin, Philippe

Der Barmann des Ritz


sehr gut

unterhaltsam, aber mehr erwartet

Zugegeben, das Cover des vorliegenden Buches von Philippe Collin spricht mich nicht wirklich an. Der Klappentext wiederum verspricht eine interessante Geschichte im Paris der Jahres 1940.
Die Geschichte und der Protagonist beruht auf eine echte Figur: Franz Meier, Barkeeper im Hotel Ritz, das während der deutschen Besetzung von Paris al Hauptquartier für NS-Würdenträger diente. Und als Barkeeper bekommt man natürlich einiges - auch geheimes - mit.
Die grundsätzliche Geschichte ist spannend, der Roman selbst war für mich eher ein Unterhaltungsroman. Die Geschichte liest sich flüssig und eingängig, plätscherte aber quasi einfach so dahin. Ich hätte mir hier noch ein wenig mehr Tiefe gewünscht, so blieb es für mich zu sehr an der Oberfläche. Wer historisch gut unterhalten werden will, macht mit diesem Buch sicher nichts falsch, ich hatte mir wohl im Endeffekt "noch mehr" erwartet.

Bewertung vom 26.08.2025
Willbrand, Klaus;Razumovych, Daria

Einfach Literatur


ausgezeichnet

eine schöne Einladung

Ich habe Klaus Willbrand auf Tiktok verfolgt und seine profunde Sachkenntnis über Literatur sehr genossen. Nach seinem Tod hat es mich erfreut, als ich hörte, dass dieses Buch erscheinen wird. Wer sich mit Weltliteratur beschäftigen will, soll und kann gerne zu diesem Buch greifen.
Besonders wertvoll für mich war das Kapitel über französischsprachige Literatur, weil ich hier noch die meisten lesetechnischen Defizite aufweise, die ich jetzt auch ausgleichen möchte.
Das Buchcover ist sehr schlicht, natürlich mit Foto von Klaus Willbrand um auf den Social-Media-Wiedererkennungswert zu setzen. Inhaltlich hat mir dieser Literaturführer viele Ideen gegeben, meine Liste an Büchern, die ich noch lesen möchte, hat sich sehr stark vergrößert.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen - außer denjenigen, die keine neuen Inspirationen für Bücher wollen. Ein schönes Werk, schade dass Klaus Willbrand die Veröffentlichung nicht mehr erlebt hat.

Bewertung vom 07.07.2025
Kempton, Beth

Kokoro


gut

Da ich mich derzeit intensiv mit der japanischen Kultur beschäftige und gerne Werke japanischer Autorinnen und Autoren lese, kam mir dieses Buch gerade recht, um noch tiefer in diese faszinierende Welt einzutauchen.

Schon das schlichte, zurückhaltende Cover hat mir sehr gut gefallen – es passt hervorragend zur Atmosphäre des Buches. Inhaltlich jedoch muss ich gestehen, dass meine Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden. Der Verlag ordnet das Buch unter anderem der Kategorie „zeitgenössische Lifestyle-Literatur“ zu – eine Einordnung, die nicht ganz leichtfällt. Durch die spürbare Auseinandersetzung der Autorin mit einem persönlichen Verlust wirkt das Werk stellenweise fast biografisch.

Die kulturellen Impulse und Gedanken aus Japan sind zweifellos bereichernd und regen immer wieder zum Innehalten und Nachdenken an. Doch dieses Nachdenken über das eigene Leben wurde für mich häufig durch die sehr persönliche Perspektive der Autorin unterbrochen. Zwar ist es schön, manche Gedanken weiterzuspinnen und über sich selbst zu reflektieren, doch am Ende fehlte mir ein gewisses Etwas – vielleicht ein klarerer Fokus. Oder ist genau das die Absicht? Uns Leser:innen Raum zu lassen, um in der Stille unsere eigenen Gedanken zu entfalten?

Bewertung vom 16.06.2025
Kegel, Bernhard

Mit Pflanzen die Welt retten


ausgezeichnet

Die Menschheit hat sich für zahlreiche Innovationen von der Natur inspirieren lassen, denn sie bietet oft überraschende Lösungen für komplexe Probleme. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, ob wir uns auch im Kampf gegen die Klimakrise noch stärker von natürlichen Prinzipien leiten lassen können.

Bernhard Kegel gibt in seinem Buch einen fundierten Einblick in aktuelle Forschungsansätze und kreative Ideen, die sich die Natur zunutze machen. Dabei wird deutlich, dass die Natur zu Erstaunlichem fähig ist – doch in den letzten Jahrzehnten sind wir nicht sonderlich sorgsam mit ihr umgegangen. Neben dem steigenden CO₂-Ausstoß durch unsere Lebensweise haben wir wertvolle Ökosysteme zurückgedrängt: Wälder wurden gerodet, Moore trockengelegt, Küsten verbaut.

Dieses Buch hat mir viele bereits bekannte Ansätze wieder ins Bewusstsein gerufen, aber auch völlig neue Perspektiven eröffnet. Es ist hervorragend geschrieben, äußerst informativ und bietet einen fundierten Überblick über die Thematik. Die Natur allein wird uns wohl nicht retten können – doch ohne einige der vorgestellten Konzepte werden wir die Klimakrise kaum bewältigen.