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Biene101
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 252 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

Tolle Verknüpfung von Fakten und Geschichte
Mein erstes Buch von Trude Teige und das dritte aus ihrer Reihe um Großmutter, ihren Ehemann und ihre Freundinnen. Es lässt sich auf jeden Fall unabhängig von den anderen Büchern lesen.
Es spielt in der Zeit von 1944 bis 1953. Norwegen ist von den Deutschen besetzt. Wir tauchen ein in die Geschichte der sowjetischen Zwangsarbeiter, der norwegischen Widerstandskämpfer und den Spionagetätigkeiten auf allen Ebenen. Hautnah lässt uns Trude Teige die katastrophalen Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter erleben, die Gewaltexzesse der Gestapo, die falschen Lebensentscheidungen, die getroffen werden. Die Hauptfigur ist diesmal Birgit, die während dieser Zeit mehrfach durch die Hölle geht, aber nie ihren Lebensmut verliert und immer für ihre Freundinnen da ist.
Trude Teige zeigt uns, wie man diese Zeit in Romanform verpacken kann, ohne kitschig zu werden.
Es ist ein starker Roman über eine starke Frau, die einen als Leser zwischen Wut, Trauer, Fassungslosigkeit, aber auch der Erkenntnis, dass wir aktuell wieder auf ähnliche Verhältnisse zusteuern, schwanken lässt.

Bewertung vom 05.07.2025
McConaghy, Charlotte

Die Rettung


gut

Mehr erhofft
Eine Insel mit verlassener Forschungsstation. Nur Dominique und seine drei Kinder sind noch dort. Verpacken das Saatgut, das im Katastrophenfall das Überleben der Menschheit sichern soll, und warten auf das Schiff, das sie abholen soll.
Bleiben können sie nicht, da die Insel aufgrund des steigenden Meeresspiegels untergehen wird.
Schon in den Anfängen wird deutlich, dass es in diesem Natur - und Familienidyll heftig knirscht.
In dieser Situation wird eine Frau verletzt angespült. Es ist Rowan, die auf der Suche nach ihrem Mann auf Shearwater gestrandet ist.
Jetzt beginnt die Handlung in Teilen unglaubwürdig zu werden. Viele Fragen werden aufgeworfen, der Leser wird von einer Vermutung zur nächsten getrieben. Viele Handlungen und Begründungen wirken einfach nicht realistisch. Das zentrale Thema Klimawandel wird eigentlich nur rudimentär behandelt. Der Fokus liegt mehr auf dramatischen Handlungen und Ereignissen. Es gibt durchaus sehr schöne Passagen, auch was Flora und Fauna betrifft. Aber insgesamt hatte ich mir nach den Vorschusslorbeeren mehr erhofft. Zurück bleibt ein Buch, das unterhalten hat, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.

Bewertung vom 04.07.2025
Runcie, Charlotte

Standing Ovations


gut

Wechselbad
Ich war extrem neugierig auf das Buch, da der Klappentext vielversprechend klang.
Die Spannbreite der angesprochenen Themen ist weit gefasst. Das Verhältnis zwischen Kunst und Kritik, die Kritik, die mit einem Satz zerstören kann oder jubeln lässt. Die Beziehung zwischen Männer und Frauen, klassisch bzw. innerhalb der Metoo Thematik. Und dazu noch die Rache einer Künstlerin, einer Frau, die zurückschlägt. Hier stellt sich die Frage, wie weit darf auch Rache gehen?
Der Erzählstil ist durchaus interessant , da man der Handlung aus der Sicht von Sophie folgt. Kollegin, junge Mutter mit angedeuteten Eheproblemen. Sie ist eine gute Beobachterin, aber zerrissen zwischen Loyalität und eigener Meinungsäußerung.
Jetzt kommt das Aber. Für mich verliert sich der Roman immer wieder in mehr oder weniger schleppender Handlung. Es gibt viele gute Abschnitte, aber insgesamt konnte mich das Buch nicht so fesseln und beeindrucken, wie ich erwartet hatte

Bewertung vom 01.07.2025
Hincenbergs, Sue

Very Bad Widows


sehr gut

Schräg und unterhaltsam
Pam, Nancy und Shalisa haben einen Plan. Sie wollen ihre Ehemänner loswerden, die ihre gesamten Ersparnisse bei einer schlechten Investition verloren haben.
Glücklicherweise haben die Herren hohe Lebensversicherungen abgeschlossen. Der Plan,die Ehemänner müssen weg.
Es beginnt ein abenteuerliches Verwirrspiel, denn auch die Männer haben so ihre Pläne. Wer wen, wann, wie oder wo umbringt oder ob überhaupt jemand stirbt, ist wirklich lesenswert. Charmante Charaktere, Profikiller und ein Hund namens Elmer sorgen für tolle Unterhaltung. Der Schreibstil ist kurzweilig mit einer guten Prise schwarzem Humor. Es gibt viele unerwartete Wendungen und das letzte Kapitel “Post scriptum” löst dann auch die letzten offenen Fragen.
Es ist kein literarisches Meisterwerk, aber ein wunderbares Buch für Sommer, Sonne, Strand.

Bewertung vom 26.06.2025
Smithson, L. D.

Die Festung


sehr gut

Nichts ist, wie es scheint
Acht Personen werden ausgewählt, um in einer Seefestung an einem Wettbewerb teilzunehmen. Das Spiel ist ein Reality-TV-Format und im Stil eines Escape Room gehalten.
Die Rätsel sind komplex und die einzelnen Charaktere so vielseitig, wie man es aus den diversen TV Formaten kennt. Nicht alle sind sympathisch, aber das sollen sie ja auch nicht sein. Schnell wird klar, dass der Spielcreator auch noch andere Absichten verfolgt. Das Buch verlagert sich auf eine psychologische Ebene, bei der die Frage im Vordergrund steht, wer wird überleben?
Die Kapitel werden unterbrochen durch Ausführungen des sogenannten Direktors und Social Media Beiträgen. Diese spiegeln den Ton wieder, der inzwischen in diesem Medium herrscht.
Die Geschichte ist spannend, clever erzählt und regt am Ende zum Nachdenken an.
Sicher ist die Story nicht in allen Punkten glaubwürdig, muss sie auch nicht. Sie lebt von unerwarteten Twists und falschen Schlussfolgerungen.
Wer gute, spannende Unterhaltung sucht, ist hier richtig.

Bewertung vom 24.06.2025
Simon, Teresa

Zypressensommer


ausgezeichnet

Geschichte, toll verpackt
Zypressensommer erzählt von einer Spurensuche in der Toskana. Ein Zettel ihres verstorbenen Großvaters ist der Grund, warum Julia sich in die Toskana begibt.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. 1943-1945, die dunkle Seite Italiens. Die Zeit des Faschismus und der Widerstandskämpfer. Und 1998, ein Italien, wie wir es kennen. Der Zauber der Toskana ist auf jeder Seite präsent.
Julia trifft auf Matteo und seine Familie, die ihr bei der Spurensuche helfen.
Das Buch verbindet auf tolle Art und Weise eine Liebesgeschichte, historische Fakten und eine bezaubernde Landschaft. Die historischen Fakten sind gut recherchiert und haben einige Wissenslücken bei mir gefüllt. Die Personen wirken alle sehr authentisch und der Schreibstil ist emotional und lässt Bilder im Kopf entstehen.
Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Abgerundet wird das ganze durch ein erklärendes Nachwort und eine kleine Rezeptsammlung. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.06.2025
Pfister, Kristina

Nach dem Sommerregen


sehr gut

Loslassen
Das Cover bleibt dem Stil der Bücher von Kristina Pfister treu und hat somit einen direkt Wiedererkennungswert.
Marika, Jonas und Cecilia, drei Geschwister, drei unterschiedliche Leben. Gemeinsam ist ihnen das Verbergen bzw. Ignorieren von persönlichen Problemen.
Sie treffen aufeinander im alten Ferienhaus der Eltern. Der Ort, an dem sie als Kinder ohne Sorgen waren. Jetzt ist die familiäre Idylle gefährdet. Die Eltern wollen sich trennen und das Haus verkaufen.
Mit lockerem, aber nicht seichten Schreibstil begleiten wir die drei durch das Jahr. Erleben die Probleme und Konflikte untereinander, mit den Eltern und Partnern. Jedem Kapitel ist ein, in kursiver Schrift gehaltener Teil, vorgestellt . Der Inhalt gibt dem Leser immer einen kleinen Informationsvorsprung. Dieser Weg zu erzählen hat mir gut gefallen. Die Atmosphäre in und um das alte Ferienhaus ist mal ernst, mal heiter und lässt Bilder im Kopf entstehen. Die Charaktere sind sehr lebendig und wirken aus dem Leben gegriffen. Auch die familiären Knackpunkte sind nicht konstruiert oder gestellt.
Alle Beteiligten müssen lernen loszulassen, sich ihrem Leben zu stellen.
Kristina Pfister hat hier einen sehr schönen Familienroman geschrieben.

Bewertung vom 08.06.2025
Rutherford, Robert

Sieben letzte Tage


gut

Schuldig oder nicht - Ein Countdown
Der Vater von Alice und Fiona soll hingerichtet werden. Ein Vater, der nie da war und zu dem kein Kontakt mehr besteht. Nachdem berechtigte Zweifel auftauchen, gibt Alice dem Drängen der Schwester nach und versucht, die Hinrichtung aufzuhalten. Die Anwältin in ihr siegt über die enttäuschte und verletzte Tochter.
Eine tolle Grundidee, ein Countdown zum Tag der Hinrichtung und viel Raum für Spekulationen über Wahrheit, Lüge und Vertrauen. Ist Jim Sharp schuldig? Die Frage begleitet den Leser über sieben Tage.
Leider ist die Umsetzung für mich nicht ganz so gut gelungen. In den sieben Tagen passiert so viel, vor allem von Alice aus, das ist einfach nicht möglich. Ohne zu spoilern, kann man auch sagen, dass einiges doch sehr konstruiert wirkt. Die letztliche Auflösung war verwirrend in Bezug auf das Motiv und wie es dazu kommen konnte.
Das Buch war für mich eine Mischung aus Spannung und dem Gefühl “ was soll das denn jetzt”.
Die Charaktere hätten noch etwas ausgefeilter sein können, aber dadurch, dass so viel Handlung in sieben Tage gepresst wurde, blieb wohl kein Raum dafür. Schade auch, dass einige der doch wichtigen Nebenfiguren einfach aus der Handlung verschwinden.
Insgesamt hat der Thriller unterhalten, aber nicht beeindruckt.

Bewertung vom 23.05.2025
Oecal, Achim

Fast & Tasty


sehr gut

Ohne Schnickschnack
Achim Oecal folge ich schon einige Zeit auf Instagram. Seine Rezepte sind einfach und unkompliziert. Ich lehne mich aus dem Fenster, das kann jeder nachkochen.
Das Kochbuch hat eine durchdachte Gestaltung. Ein kurze, aussagekräftige Einleitung zu seiner Küchenphilosophie und der Gestaltung des Vorratsschrank. Die Rezepte sind in sechs Kapitel unterteilt . Snacks, Salate, Gemüse, Fleisch und Fisch, Pasta und Süßes. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die einzelnen Rezepte haben ein schönes Foto und eine Kochanleitung, in der die Hauptzutaten fett gedruckt sind. Darunter jeweils Vorschläge zum Pimpen und für Varianten. Neben dem Rezeptregister gibt es auch ein Zutatenregister.
Die Rezepte lassen sich meist in kurzer Zeit umsetzen. Was ich bisher probiert habe, war alles sehr lecker. Der Fokus liegt auf Ofengerichten, was aber auch zu seiner Philosophie gehört.
Ich kann das Kochbuch für die schnelle und unkomplizierte Küche gerne empfehlen.

Bewertung vom 21.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Zufall, Schicksal oder Humbug?
Liane Moriarty, eine mir bisher unbekannte Autorin, hat sich ein ungewöhnliches Thema ausgesucht. Auf einem Flug nach Sydney steht eine alte Dame auf und prophezeit jedem Passagier Lebenserwartung und Todesursache. Was macht das mit den Menschen? Glaubt man an Schicksal oder Hellseherei? Ist es Schwindel oder Wahrheit?

So unterschiedlich wie die Vorhersagen, sind auch die Reaktionen der Passagiere. Wir erleben die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen von Angst, sinnlosen Vorkehrungen oder ignorieren ist alles dabei. Der Focus liegt dabei auf sechs ausgewählten Passagieren. In ganz kurzen Kapiteln begleiten wir diese Personen und ihr Umfeld. Und immer wieder ertappt man sich bei der Frage, wie man selbst damit umgehen würde. Der Verstand sagt Blödsinn, der Bauch sagt vielleicht stimmt es ja.

Am Anfang verwirren einen die Vielzahl von Personen und Vorhersagen, aber durch die kurzen Kapitel und die Fokussierung auf sechs Personen, entzerrt sich das schnell (eine Liste der Personen anzulegen hat sich dabei auch als hilfreich erwiesen).

Die Gedanken und die Lebensgeschichte der älteren Dame werden in der Ich-Form erzählt. Das schafft direkt eine gewisse Nähe zu ihr.

Die letztliche Auflösung der Frage nach Zufall, Schicksal oder Humbug ist für mich stimmig.

Das Buch ist eine wunderbare Kombination aus Emotionen und Spannung, mit einer guten Prise unterschwelligem Humor. Ich habe es sehr bedauert, als ich auf der letzten Seite angekommen bin. Viele Dinge in diesem Buch wirken nach und regen zum Nachdenken an.

Das Schlusswort im Buch, dass man jeden Tag so leben soll, als wäre es letzte, ist etwas , dass wohl jeder von uns ein bisschen mehr beherzigen sollte.