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Heiki Rud
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Regensburg

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Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2025
Ganeshananthan, V. V.

Der brennende Garten


ausgezeichnet

Mitten im Bürgerkrieg – und mitten im Leben

Mit Der brennende Garten durfte ich an der Seite von Sashi heranwachsen, einer jungen Tamilin aus Jaffna, die eigentlich nur Ärztin werden möchte und sich schon bald in einem Albtraum wiederfindet, den sie sich nie ausgesucht hat.

Ich habe mich von Beginn an eng mit ihr verbunden gefühlt. Sie ist neugierig, voller Hoffnung – und dann bricht die Gewalt in ihr Leben ein. Die politischen Spannungen im Sri Lanka der frühen 1980er eskalieren, und plötzlich verschwinden Träume hinter Angst, Trauer und dem Drang, diejenigen zu schützen, die man liebt. Sashi muss Entscheidungen treffen, die niemand treffen sollte, schon gar nicht ein Teenager. Plötzlich lernt sie nicht nur für die Uni, sondern wundversorgt Menschen, die im Untergrund gegen Unterdrückung kämpfen.

Was mich am stärksten getroffen hat, ist die moralische Ausweglosigkeit, in der sich alle befinden. Es gibt keine saubere Wahrheit, keine Seite, die frei von Schuld wäre. Während die Regierung Tamilinnen unterdrückt, verwandelt sich der Widerstand selbst zunehmend in etwas Gefährliches. Das Buch zeigt, wie schmal der Grat zwischen Verteidigung und Grausamkeit wird – und wie sehr Zivilistinnen darunter zerbrechen.

Ganeshananthan gelingt es, Geschichte greifbar zu machen, ohne sie zu belehren oder zu beschönigen. Ihre Sprache ist klar, fast nüchtern, und gerade deshalb so kraftvoll. Schmerz wird nicht ausgeschlachtet, sondern sichtbar gemacht. Ich hatte oft das Gefühl, in einem Erfahrungsbericht zu lesen und nicht in einem Roman.

Mich hat besonders bewegt, wie einsam sich ein Mensch fühlen kann, der sich weigert, eine Seite blind zu glorifizieren. Die Autorin lässt uns die Zerrissenheit einer Gemeinschaft spüren, die Unterdrückung und Terror zugleich erlebt.

Es ist kein leichtes Buch, im Gegenteil. Ich habe es mehrmals zur Seite gelegt, weil die Brutalität kaum auszuhalten war. Und dennoch: Ich konnte nicht anders, als weiterzulesen.

Am Ende blieb ich zurück mit einem tiefen Gefühl von Trauer und Bewunderung. Trauer über das, was Menschen einander antun. Bewunderung für jene, die trotz allem am Leben festhalten – und Freude und Liebe nicht vergessen.

Bewertung vom 26.11.2025
Elser, Manuela

City of Storm and Thunder (eBook, ePUB)


weniger gut

City of Storm and Thunder hat mich sofort mit seinem eindrucksvollen Cover überzeugt, das perfekt die Stimmung der Geschichte einfängt – Sturm, Raben, Dunkelheit und die bedrohliche Stadt. Auch der Klappentext hat mich direkt gepackt, und ich wusste sofort, dass ich dieses Buch lesen muss.

Rain war für mich von Anfang an eine starke, sympathische Protagonistin. Sie ist entschlossen, kämpferisch und tut alles, um ihren Bruder Gale zu retten. Gleichzeitig wirkt sie durch ihre verletzlichen Momente authentisch und nicht überzeichnet. Auch Kite fand ich sehr spannend, wenn anfangs auch schwer einzuschätzen. Erst im Verlauf wird klar, welche Rolle er spielt, und seine Entwicklung hat mir gut gefallen. Die Nebenfiguren waren ebenfalls gut dargestellt, wenngleich ich mir hier manchmal etwas mehr Tiefe gewünscht hätte.

Der Einstieg in die Welt war zunächst etwas herausfordernd, da viele neue Begriffe und Konzepte schnell aufeinander folgten. Doch mit der Zeit wurde alles klarer, und besonders das Magiesystem fand ich einzigartig und faszinierend. Dennoch hätte ich gern mehr darüber erfahren, wie die Welt außerhalb von Ravenport aussieht, da sich vieles innerhalb eines recht begrenzten Bereichs abspielt.

Bewertung vom 23.11.2025
Mahn, Mirrianne

Issa


sehr gut

Als ich Issa gelesen habe, hatte ich das Gefühl, eine Tür zu öffnen, hinter der mehrere Leben gleichzeitig sprechen. Die Geschichte beginnt für mich mit einer scheinbar einfachen Entscheidung: eine junge Frau, schwanger und innerlich aufgewühlt, verlässt Deutschland, um in Kamerun ein paar Zeremonien über sich ergehen zu lassen, die ihr selbst fremd erscheinen. Was zunächst wie eine Ausweichbewegung wirkt, entpuppt sich schnell als Rückkehr zu etwas, das ihr näher steht, als sie geahnt hat.

Während ich Issa begleite, rücken mir nach und nach die Frauen ihrer Familie so nah, als säßen wir gemeinsam unter demselben Dach. Die Kapitel, die sich ihren Ahninnen widmen, haben mich besonders berührt. Sie öffnen Fenster in unterschiedliche Epochen, in denen Gewalt, koloniale Willkür und patriarchale Strukturen den Alltag prägten – und dennoch sind diese Frauen alles andere als gebrochen. Ihre Widerstandskraft, aber auch ihr Humor, ihre kleinen Fluchten, ihre Loyalität zueinander leuchten durch jede Seite.

Mich hat beeindruckt, wie geschickt Mirrianne Mahn Vergangenheit und Gegenwart ineinander verschränkt. Statt schwerfälliger Geschichtsstunden entstehen intime Porträts, die mir koloniale Verbrechen und ihre Nachwirkungen greifbarer gemacht haben, als es ein reiner Sachtext hätte tun können. Gleichzeitig ist da immer wieder Leichtigkeit: ein scherzender Kommentar, ein überraschend warmherziger Moment, ein Bild, das mir ein Lächeln entlockt hat.

Was mich am meisten festgehalten hat, war jedoch Issas innere Bewegung. Zwischen Verlustangst, Trotz, Wut, Zärtlichkeit und Orientierungslosigkeit tastet sie sich langsam heran an die Frage, wie sie selbst Mutter sein möchte – und welche Lasten sie nicht in die nächste Generation tragen will. Die Rituale, durch die sie geführt wird, sind weniger magisch als klärend; sie schenken ihr einen Blick auf die Linien, die sich durch ihre Familie ziehen, und vor allem die Möglichkeit, eine davon selbst weiterzuzeichnen.

Für mich ist Issa ein Roman, der sich anfühlt wie eine mündliche Erzählung am Feuer: intensiv, vielschichtig, voller Schmerz, aber getragen von Gemeinschaft. Mahn schafft den Spagat zwischen politischer Wucht und erzählerischer Wärme, zwischen Aufklärung und persönlichem Erleben.

Ich habe das Buch mit einem Gefühl der Dankbarkeit geschlossen – für diese starken literarischen Stimmen, für den Mut der Figuren und dafür, dass Geschichten wie diese endlich ihren Raum bekommen.

Bewertung vom 12.11.2025
Blum, Ingo

Der Bär hat heute Lust zu feiern - Today, The Bear Wants to Party


ausgezeichnet

Beim Lesen dieses Bilderbuchs habe ich sofort gemerkt, wie liebevoll die Geschichte aufgebaut ist. Wir begleite den Bären und die anderen Waldtiere auf ihrer vermeintlichen Geburtstagsexpedition – und obwohl schnell klar wird, dass der Hase nicht ganz die Wahrheit gesagt hat, entsteht daraus eine wirklich berührende Erzählung. Besonders gefällt mir, wie verständlich die Themen Ehrlichkeit, Verantwortung und Zusammenhalt vermittelt werden, ohne dass es moralisch wirkt.

Die zweisprachige Gestaltung macht das Buch für mich zu etwas Besonderem. Ich kann direkt zwischen den Sprachen wechseln und merke, wie leicht Kinder einzelne Wörter und Sätze aufnehmen. Die Illustrationen unterstützen das wunderbar: Die warmen Naturfarben, die ausdrucksvollen Tiergesichter und die ruhigen Szenen machen jede Seite zu einem kleinen Erlebnis.

Auch die zusätzlichen Elemente – die Fragen zum Verständnis und der QR-Code mit der Audiofassung – nutze ich gern. Sie helfen, Gespräche über das Gelesene anzustoßen und bieten eine tolle Möglichkeit, Sprache hörbar zu machen.

Für mich ist dieses Buch ein gelungenes Zusammenspiel aus Humor, Lernmomenten und wunderschönen Bildern. Ob im Kindergarten, in der Schule oder zu Hause: Es lädt dazu ein, gemeinsam zu lesen, zu lachen und ein bisschen mehr über Freundschaft und Ehrlichkeit zu lernen.

Bewertung vom 05.11.2025
Langen, Annette

Die Streitsaurier


gut

„Streitsaurier“ von Annette Langen, mit Illustrationen von Gloria Jasionowski, hat uns auf den ersten Blick sofort angesprochen. Schon das farbenfrohe Cover und die humorvollen Figuren wecken Neugier – schließlich dreht sich alles um zwei Dinosaurier, die sich auf einer winzigen Insel begegnen und darüber in einen Wettbewerb geraten, wem sie gehört.

In der Praxis entpuppte sich das Buch jedoch als etwas unausgewogenes Leseerlebnis. Während mein kleiner Mitleser hellauf begeistert war von den drolligen Urzeittieren, konnte mich als erwachsene Vorleserin vor allem die inhaltliche Umsetzung nicht vollständig überzeugen. Die Geschichte soll zeigen, dass Streiten und Versöhnen zum Leben gehören – leider bleibt diese Botschaft eher angedeutet als wirklich greifbar. Der „Streit“ zwischen Miracelrex und Superosaurus wirkt mehr wie ein spielerisches Kräftemessen, und auch die Versöhnung kommt so abrupt, dass sie fast überlesen wird.

Positiv hervorheben möchte ich aber das Design und die liebevolle Aufmachung: Das Buch ist hochwertig verarbeitet, liegt gut in der Hand und überzeugt durch detailreiche Illustrationen.

Die Idee einer „Dinosprache“ – dem sogenannten Urviechisch – ist originell und sorgt stellenweise für Lacher. Beim Vorlesen bringt sie allerdings auch Stolperfallen mit sich, da die Wörter recht sperrig sind. Für ältere Kinder mag das ein witziger Zusatz sein, für jüngere Zuhörer kann es aber irritierend wirken. Schön ist dagegen, dass es am Ende eine Übersetzungstafel und zusätzliche interaktive Elemente wie einen QR-Code gibt.

Sprachlich ist das Buch abwechslungsreich und rhythmisch, allerdings teilweise etwas anspruchsvoll. Der Text eignet sich daher eher für Kinder ab fünf Jahren, die schon etwas Konzentration beim Zuhören mitbringen.

Insgesamt ist „Streitsaurier“ ein charmant illustriertes und mit viel Fantasie gestaltetes Bilderbuch, das vor allem kleine Dinosaurier-Fans anspricht. Wer jedoch auf der Suche nach einer klaren, kindgerecht vermittelten Botschaft zum Thema Streit und Versöhnung ist, wird hier nur bedingt fündig. Als humorvolle Geschichte zum Mitmachen und Staunen funktioniert es gut – als pädagogische Lektüre eher weniger.

Fazit:
Ein visuell ansprechendes, witziges Buch mit tollen Illustrationen und kreativer Sprache, das zum Schmunzeln einlädt – inhaltlich jedoch nicht ganz so tief geht, wie der Titel verspricht. Für Dino-Fans ab fünf Jahren trotzdem eine unterhaltsame Lektüre.

Bewertung vom 01.11.2025
Uketsu

HEN NA IE - Das seltsame Haus


gut

Nachdem mich Hen Na E-Seltsame Bilder bereits nachhaltig beeindruckt hatte, war für mich klar, dass ich Uketsus neues Werk Hen Na Ie- Das seltsame Haus unbedingt lesen musste. Und tatsächlich: schon die ersten Seiten erinnerten mich a das, was ich an seinem Stil so schätze – dieses subtile Unbehagen, das sich unmerklich zwischen die Zeilen schleicht. Doch während die Ausgangsidee faszinierend ist, verliert sich der Roman zunehmend in seiner eigenen Absurdität.

Der Aufbau ist ungewöhnlich und zugleich reizvoll: vier Episoden über architektonisch eigenartige Häuser, erzählt in Dialogform zwischen dem Erzähler, einem Architektenfreund und weiteren Figuren, die in die jeweiligen Mysterien verstrickt sind. Anfangs funktioniert diese Form hervorragend, weil sie den Eindruck eines echten Gesprächs über das Unbegreifliche vermittelt. Je weiter ich jedoch las, desto häufiger ertappte ich mich beim Stirnrunzeln – nicht wegen der Gräuel, sondern wegen der Logik.

Die Figuren ziehen regelmäßig haarsträubende Schlüsse aus fast nichts und – seltsam genug – behalten jedes Mal recht. Aus einem winzigen Detail wird plötzlich eine voll ausgearbeitete Theorie, die das gesamte Rätsel erklärt. Das raubt der Geschichte leider viel von ihrem Reiz, denn anstatt gemeinsam mit den Protagonisten zu rätseln, beobachtet man nur, wie das Drehbuch seinen Lauf nimmt. Besonders schade ist, dass die Charaktere hier kaum Tiefe besitzen; sie wirken eher wie Sprachrohre, die uns durch den Plot führen sollen, als echte Menschen mit Ängsten und Zweifeln.

Was Uketsu allerdings weiterhin meisterhaft beherrscht, ist das Erzeugen einer Atmosphäre latenter Bedrohung. Seine Beschreibungen der Häuser – mit ihren toten Winkeln, verborgenen Räumen und unmöglichen Grundrissen – sind so plastisch, dass ich mehr als einmal das Bedürfnis hatte, meine eigenen Wände zu überprüfen. In diesen Momenten blitzt die Genialität auf, die Hen Na E-Seltsame Bilder so eindringlich gemacht hat.

Doch dann kommt die zweite Hälfte – und mit ihr eine Wendung ins Okkulte, die mich eher ratlos zurückließ. Statt die psychologische Spannung zu steigern, driftet der Roman in überzogene Erklärungen und folkloristische Rituale ab. Der Horror wird nicht tiefer, sondern lauter. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Uketsu hier seiner eigenen Faszination für das Extreme erliegt.

Trotz allem blieb ich bis zur letzten Seite gefesselt. Uketsus Stil hat etwas Hypnotisches: selbst wenn ich innerlich mit dem Kopf schüttelte, wollte ich wissen, wie es endet. Vielleicht ist genau das seine größte Stärke – er schreibt Geschichten, die einen nicht loslassen, selbst wenn man sie kritisch betrachtet.

Hen Na Ie- Das seltsame Haus ist letztlich ein widersprüchliches Buch: stilistisch fesselnd, atmosphärisch stark, aber erzählerisch unausgegoren. Wer Logik und psychologische Tiefe sucht, wird sich ärgern. Wer hingegen Freude an experimentellen Formen des Horrors hat, wird sich hier bestens gruseln – und vielleicht sogar ein wenig in den Schatten zwischen den Wänden verlieren.

Fazit:
Ein spannendes, wenn auch überzogenes Horror-Mosaik über Architektur, Geheimnisse und menschliche Abgründe. Nicht so stimmig wie Hen Na E-Seltsame Bilder, aber dennoch ein Erlebnis – vor allem für Leser, die sich gerne auf verstörende Gedankenspiele einlassen.

Bewertung vom 29.10.2025
Welliver, Melissa

Soulmates and Other Ways to Die


gut

Ich bin recht schnell in die Geschichte hineingekommen, was vor allem am angenehm flüssigen Schreibstil lag. Die Erzählweise macht es leicht, sich in die Welt und die Figuren hineinzufühlen. Besonders Zoe und Milo wirkten auf mich anfangs sympathisch und glaubwürdig – zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die durch ein Schicksal verbunden werden, das sie beide eigentlich nicht wollen. Dieses Konzept, dass zwei Menschen durch ihr Blut zu Seelenverwandten erklärt werden und im Falle des Todes des einen auch der andere stirbt, fand ich unglaublich spannend und originell.

Trotzdem konnte mich das Buch nicht durchgehend überzeugen. Ich hatte oft das Gefühl, dass die Handlung zu schnell voranschreitet und manche Wendungen zu plötzlich kamen. Einige Entscheidungen der Figuren wirkten für mich nicht ganz nachvollziehbar, als hätte zwischen den Szenen etwas gefehlt. Gerade bei der Entwicklung mancher Charaktere wäre etwas mehr Zeit und Tiefe wünschenswert gewesen – manchmal änderten sie ihre Meinung von einem Absatz zum nächsten, ohne dass ich wirklich verstanden hätte, warum.

Was mir dagegen sehr gut gefallen hat, war der gesellschaftskritische Unterton. Themen wie Machtmissbrauch, Kontrolle und die Grenzen von Freiheit wurden immer wieder angesprochen und sorgten dafür, dass das Buch trotz der dystopischen Liebesgeschichte auch eine gewisse Tiefe hatte.

Fazit: Eine unterhaltsame Dystopie mit einer interessanten Grundidee, sympathischen Figuren und einem flüssigen Schreibstil – aber mit Schwächen in der Glaubwürdigkeit und Tiefe der Handlung. Für Fans von emotionalen, leicht lesbaren Sci-Fi-Geschichten auf jeden Fall einen Blick wert.

Bewertung vom 20.10.2025
Wynter, Isla

Kiki fliegt zum Mond


ausgezeichnet

Als ich „Kiki fliegt zum Mond“ zum ersten Mal aufschlug, war ich sofort verzaubert – sowohl von der liebevollen Geschichte als auch von den lebendigen Illustrationen. Im Mittelpunkt steht Kiki, ein kleiner Koala mit einem großen Traum: Sie möchte den Mond erreichen. Schon nach wenigen Seiten wurde mir klar, dass dieses Buch weit mehr ist als nur eine niedliche Erzählung – es ist eine Einladung an Kinder, an sich selbst zu glauben und ihre Träume ernst zu nehmen.

Die Texte sind angenehm kurz gehalten und damit perfekt zum Vorlesen – sie überfordern nicht und lassen Raum, um über die Bilder zu sprechen. Die Illustrationen selbst sind einfach zauberhaft: farbenfroh, detailreich und mit viel Herz gestaltet. Besonders schön fand ich, dass die Bilder die Geschichte fast von selbst erzählen – selbst ohne viel Text versteht man, was in Kiki vorgeht und wie groß ihr Traum ist.

Mir gefällt vor allem die Botschaft hinter der Geschichte: Dass man sich nicht von anderen einreden lassen sollte, etwas sei unmöglich. Kiki zeigt, dass man Großes erreichen kann, wenn man an sich glaubt und nicht aufgibt. Diese positive Grundhaltung spürt man auf jeder Seite, ohne dass es jemals belehrend wirkt.

Insgesamt ist „Kiki fliegt zum Mond“ ein wunderschönes Bilderbuch voller Fantasie, Hoffnung und Mut. Es regt Kinder zum Träumen an und zeigt, dass kein Wunsch zu groß ist, wenn man fest an ihn glaubt.

Bewertung vom 12.10.2025
Hong, Thea

Prinzessin der tausend Diebe - Betrayed (eBook, ePUB)


sehr gut

Schon das Cover hat mich sofort verzaubert – die Farben, der Farbschnitt, die Haptik des Buches – einfach ein richtiges Schmuckstück im Regal! Und auch inhaltlich hat mich Die Prinzessin der tausend Diebe schnell in seinen Bann gezogen.

Die Geschichte folgt Sora, einer jungen Frau, die eigentlich mit ihrem Clan abgeschlossen hat. Doch als ihre kranke Mutter immer schwächer wird, sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich an ihren Vater zu wenden – den mächtigen Anführer einer Familie, die über uralte magische Kräfte verfügt. Ironischerweise besitzt Sora selbst keine Magie, und genau das macht sie in den Augen ihrer Familie zu einer Enttäuschung. Als sie dann aber in eine Zwischenwelt gerät und versehentlich den Tigergott Ren befreit, beginnt ein Abenteuer, das sie in die dunkelsten Ecken ihrer Vergangenheit und weit über ihre eigenen Grenzen hinausführt.

Was mich sofort begeistert hat, war das Setting. Die Geschichte spielt in Korea, und das merkt man wirklich auf jeder Seite. Ob es um Landschaftsbeschreibungen, kulturelle Details oder die Dynamik zwischen Tradition und Moderne geht – alles fügt sich atmosphärisch stimmig zusammen. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, selbst in Busan oder auf Jeju Island zu stehen, umgeben von dieser Mischung aus Göttern, Clans und uralter Magie.

Sora ist keine einfache, aber eine unglaublich interessante Hauptfigur. Sie ist zielstrebig, wütend, verletzlich – und manchmal auch einfach nur menschlich. Ich mochte besonders, dass sie Fehler macht, dass sie zweifelt und trotzdem weitermacht. Ihre Entwicklung hat mich emotional wirklich gepackt, auch wenn ich mir an manchen Stellen etwas mehr Zeit für ihre inneren Konflikte gewünscht hätte. Einige Wendungen kamen mir zu schnell, fast gehetzt – vor allem im letzten Drittel, wo Ereignis auf Ereignis folgt und man kaum zum Durchatmen kommt.

Ren fand ich dagegen wunderbar gelungen. Sein Humor, seine Unbeholfenheit und gleichzeitig die Tiefe seiner Figur haben der Geschichte Leichtigkeit gegeben, ohne die düsteren Töne zu überschatten. Gerade die Szenen zwischen ihm und Sora gehören für mich zu den stärksten Momenten des Buches.

Auch Jia, Soras Halbschwester, hat mich positiv überrascht – ihre Entwicklung war glaubwürdig und hat am Ende sogar richtig berührt.

Ein Wort zur Düsternis: Ich war tatsächlich überrascht, wie brutal und blutig das Buch stellenweise wird. Die Prüfungen, die Sora bestehen muss, sind teilweise richtig heftig – körperlich wie seelisch. Ich persönlich fand das interessant und passend zum Ton der Geschichte, kann aber verstehen, dass es manchen Leser*innen zu viel werden könnte. Die Triggerwarnungen am Anfang sollte man auf jeden Fall ernst nehmen.

Trotz kleiner Kritikpunkte hat mich das Buch absolut überzeugt. Es ist eine düstere, rasante, emotional aufgeladene Romantasy, die koreanische Mythologie mit Clan-Drama, Götterkonflikten und starken Charakteren verbindet.

Ich freue mich sehr auf Band 2 – vor allem, weil ich wissen will, wie es mit Sora, Ren und Jia weitergeht.

Bewertung vom 03.10.2025
Moyes, Jojo

Das Haus der Wiederkehr (eBook, ePUB)


gut

Der Einstieg war für mich etwas zäh, und es dauerte einige Kapitel, bis ich wirklich Zugang zu Lottie, Celia und der Atmosphäre im Merham der 40er-Jahre fand. Doch sobald ich tiefer in ihre Welt eingetaucht war, haben mich die Spannungen in der Familie Holden, die Freundschaft zwischen den Mädchen und die geheimnisvolle Anziehungskraft der Bewohner des Art-déco-Hauses vollkommen gepackt.

Umso überraschender kam für mich der abrupte Wechsel in die Gegenwart, wo plötzlich Daisy im Mittelpunkt steht. Einerseits fand ich diese Unterbrechung frustrierend, weil ich gern noch mehr über Guy, Joe und Celias exzentrische Verwandtschaft erfahren hätte. Andererseits hat mich Daisys Entwicklung sehr berührt: wie sie sich als alleinerziehende Mutter neu erfindet und während der Restaurierung des Hauses ihren eigenen Weg findet. Besonders ihre innere Stärke und ihr Kampfgeist wirkten modern und nachvollziehbar.

Der Aufbau der Geschichte – Vergangenheit und Gegenwart, die sich langsam miteinander verweben – ist typisch für Moyes und funktioniert auch hier. Allerdings blieb bei mir am Ende das Gefühl zurück, dass nicht alle Fragen beantwortet wurden. Manche Figuren verschwinden einfach aus der Handlung oder bleiben blass, und gerade in den letzten Kapiteln hätte ich mir mehr Tiefe und Zeit für die Auflösung gewünscht.

Trotz dieser Schwächen hat mir das Buch gefallen, vor allem wegen der dichten Atmosphäre und der Art, wie Moyes es schafft, komplexe Figuren mit ihren Sehnsüchten und Widersprüchen lebendig werden zu lassen. Es ist sicher nicht mein Lieblingsroman von ihr, aber er zeigt bereits, wie sich ihr Stil entwickelt.