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beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2025
Furniss, Jo

Der Stau


ausgezeichnet

Der Stau bietet ein spannendes Psychodrama, dass durch die Vorstellung, dass uns jederzeit ein ähnliches Szenario begegnen könnte, umso spannender wirkt.
Gefangen in einem Autobahnstau nach einer Bombendetonation im Tunnel wird in einem der Autos ein ermordeter Fahrer entdeckt und die Polizistin Billy in ihrer Jobfunktion als "für die Sicherheit der anderen Fahrer zuständig" ausgewählt. Sie versucht die steigenden Aggressionen der Steckengebliebenen, den ermordeten Fahrer und die Bedrohung durch erwartete Autobomben in der City zu managen, ohne dass weitere Katastrophen passieren. Die Stadt wird bedroht von Autobomben, die im halbstündigen Abstand detonieren und ein verlassenes Auto steckt mitten im Stau...
Die Polizistin, die mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat, braucht Unterstützer, doch wem kann sie wirklich vertrauen?
Durch die beklemmende Enge der in sengender Hitze im Stau feststeckender Autos, ist der Roman wie ein Kammerstück und wäre sicher auch eine Vorlage für einen spannenden Kinofilm. Der spielt sich hier im Kopf der Leser ab.
Meine Empfehlung für spannungsgeladene Sommerabende.

Bewertung vom 01.06.2025
Berkel, Christian

Sputnik


ausgezeichnet

Sputnik ist der erste Roman von Christian Berkel, den ich gelesen habe. Ich war gespannt auf das Buch, weil ich ihn zwar als überzeugenden Schauspieler wahrgenommen habe aber nicht einordnen konnte, ob sein Talent als Schriftsteller ebenso überzeugt. Sputnik ist ein wirklich lesenswerter Roman, in dem Christian Berkel sich in meinen Augen als mitreißender und sehr berührender Erzähler präsentiert. Die Geschichte seiner Kindheit und Jugend ist so lebendig und bewegend beschrieben, dass ich als Leserin tief berührt war. Beim Lesen habe ich mich zeitweise gefragt, ob so viel Offenheit des Autors nicht auch verletzlich macht. Schließlich handelt es sich nicht um Fiktion, sondern um sein Leben und die Familie, die ihn prägte. Diese Frage würde ich ihm gerne einmal stellen… Die Geschichte mit den kleinen Hasen ging mir noch tagelang im Kopf herum. Die Sprachlosigkeit seiner Mutter und die fehlenden Erklärungen auf seine zahlreichen Kinderfragen sind sehr emotionale Einblicke in seine frühen Kindheitsjahre. Seine Stationen als Suchender und Getriebener, der sich nicht wirklich zugehörig fühlen konnte, haben mich sehr bewegt.
Insgesamt eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir für dieses Buch. Christian Berkel überzeugt mich als Autor mindestens so, wie er es als Schauspieler getan hat.

Bewertung vom 13.05.2025
Thiel, Aylin

Trauma ENDLICH überwinden


ausgezeichnet

Das Buch Trauma endlich überwinden spricht auf dem Büchertisch optisch sehr an. Es wirkt frisch und klar. Dieser erste Eindruck verstärkt sich auch beim Lesen. Klare Struktur, viele Kapitel und Kurzerklärungen, damit der Leser, als Laie auf dem Gebiet, das komplexe Thema der Traumaforschung verstehen kann.
Das Buch ist ein Handwerkszeug für jeden Interessierten, mit dem er schrittweise seine eigene Vergangenheit reflektieren kann. Bestenfalls Traumata erkennt und lernt wie er sein eigenes Lebensglück gestalten kann. Traumata sind nicht allein durch Katastrophen entstanden, sondern in vielen Fällen durch ein nicht wertschätzendes und wenig liebevolles Miteinander in den Familien. Kinder, die dies erleben mussten, tragen oft lebenslang diese traumatischen Einflüsse mit sich.
Wenn der Leser sich darauf einlässt sich selbst viele Fragen zu stellen und in sich hinein zu hören, ist ein achtsamerer Umgang mit dem eigenen Ich möglich. Das Handwerkszeug hierzu liefert das Buch von Dr. Aylin Thiel in jedem Fall. Kein einfacher Weg aber ein wichtiger, wenn jemandem die Lebensfreude abhanden gekommen ist.

Bewertung vom 04.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


sehr gut

Die Leseprobe hat meine Erwartung an diesen Roman ziemlich hoch gesetzt. Leider konnte er ihr nicht in allen Belangen gerecht werden. Der Beginn war wirklich spannend. Eine Passagierin sagt den anderen Fluggästen voraus, wann sie sterben werden und woran. Das hätte eine sehr spannende Entwicklung nehmen können. Leider verlief sich die Geschichte in sehr vielen Kurzkapiteln, die bereits zuende waren, bevor man sich richtig in die Situation einfinden konnte. Die einzelnen Charaktere blieben leider ziemlich flach und farblos und der Roman zog sich im mittleren Teil in die Länge. Wenn man sich durch diese Längen arbeitet, wird die Geschichte im letzten Drittel wieder interessanter. Die Zusammenhänge werden klarer und die Personen agieren lebendiger. Das wertet den gesamten Roman nochmals auf. Insgesamt hat mir das Buch trotz des Mangels an Aktionen gefallen, weil es auf jeden Fall zum Nachdenken anregt und für Gesprächsstoff sorgt, da sich die Frage stellt, wie würde man selbst reagieren, wenn man seinen Todeszeitpunkt und die Todesart erfahren würde. Kann man das Schicksal selbst verändern oder ist man ihm ausgeliefert?

Bewertung vom 10.04.2025
Cline, Eric H.

1177 v. Chr. - Eine Graphic Novel


ausgezeichnet

1177 v. Chr. ist eine interessant gestaltete Graphic Novel, die dem Leser einen unkomplizierten Einstieg in trockene Themen der Weltgeschichte ermöglicht. Der Untergang der Zivilisation und seine möglichen Ursachen werden in Bildern dargestellt und mit leicht verständlichen Texten in moderer Sprache und mit vielen Bezügen zur heutigen Zeit verdeutlicht. Pel und Schescha, als Nachkommen der betroffenen Völker, sind die beiden Figuren, die den Leser mitnehmen durch verschiedene Zeiten und auf Reisen durch viele Länder machen sie die Geschichte lebendig und spannend. Es werden viele Fragen aufgeworfen und einige Antworten geliefert. Die lockere Wortwahl der Texte bietet für junge Erwachsene und Jugendliche sicher einen guter Einstieg in die komplexe Geschichte der damaligen Zeit. Das Buch ist graphisch sehr ansprechend und durch die moderne Interpretation des Lebens vor 3000 Jahren eine unterhaltsame Lektüre.

Bewertung vom 31.03.2025
Blum, Nora

Radikale Freundlichkeit


ausgezeichnet

Die freundlichen Farben des Covers passen gut zum Inhalt dieses Sachbuches, der Titel ist eher provokant und nicht sehr treffend. Radikal und freundlich sind in meinen Augen zwei Attribute, die nicht gut zueinander passen. Aber da geht es ja nur um den Titel.
Inhaltlich bietet Nora Blum mit diesem Buch eine gute Alltagsbegleitung in Sachen "freundlicher Umgang mit Mitmenschen". Sie zeigt anhand zahlreicher Alltagssituationen verschiedene Möglichkeiten auf, wie man mit Unfreundlichkeit umgehen kann und durch eigene Freundlichkeit die zwischenmenschlichen Konflikte auflösen kann.
Vor allem hebt sie hervor, welche positiven Auswirkungen unsere Freundlichkeit nicht nur auf unser Gegenüber hat, sondern für uns selbst und unser Wohlbefinden.
Sie untermauert Ihre Thesen mit zahlreichen Hinweisen auf Studien, die ihre Aussagen belegen. Dies wirkt beim Lesen an manchen Stellen ein wenig störend und unterbricht den Lesefluss. Insgesamt ist das Buch gut strukturiert und übersichtlich aufgebaut. Durch die Vielzahl der Kapitel ist das Lesen kurzweilig und informativ. Ein guter Begleiter für Menschen, die an sich arbeiten möchten und einen freundlicheren Umgang mit Anderen anstreben.

Bewertung vom 27.03.2025
Green, John

Tuberkulose


ausgezeichnet

John Greens Buch Tuberkulose empfinde ich als Appell gegen die tödliche Krankheit aktiv zu werden. Er möchte zugleich informieren, dass noch immer mehr als 1 Million Menschen an dieser Krankheit sterben, obwohl dies verhinderbar wäre, und möchte die Leser auffordern sich selbst einzusetzen, statt nur hinzunhmen.
Durch seine Reise nach Sierra Leone lernt Green den kleinen Henry kennen. Einen jungen im Alter seines Sohnes, der an Tuberkulose leidet. Durch die Ungleichheit der Lebensumstände und die Ungleichheit der medikamentösen Versorgung gibt es in den armen Gebieten der Welt verheerende Todeszahlen, die laut Green, vermeidbar wären, wenn wir in den reichen Ländern mehr Einsatz für eine gerechtere Verteilung zeigten. Am Beispiel Covid erläutert er, wie schnell die Eindämmung einer Pandemie möglich sei, wenn sie unsere Zivilisation bedrohe. Da es "nur" um arme Länder gehe, schaue die westliche Welt weg.
Ein wichtiges Buch, das uns als Leser aufrütteln sollte, unsere Haltung zu überdenken und aktiv zu handeln, wo immer wir die Möglichkeit haben.

Bewertung vom 24.03.2025
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


ausgezeichnet

Gäbe es mehr als 5 Sterne, hätte ich die gegeben. Ein besonderes Buch, das mich tief berührt und bewegt hat. Da ich selbst im Altenheim tätig bin und eine an Demenz erkrankte Person im Verwandtenkreis habe, kann ich die Thematik annehmen und vieles leicht verstehen, was im Umgang mit dementiell veränderten Personen wichtig scheint. Direkt mit dem ersten Kapitel hat der Autor mich gefangen, da er so eindrücklich die Perspektive einer dementen Frau darstellt, dass man als Leser die Unsicherheit und Verlassenheit nachempfinden kann, die diese Erkrankten täglich durchleben.
Der Schreibstil ist einfühlsam und trotz des belastenden Themas gelingt es ihm immer wieder auch die komischen Momente lebendig darzustellen, ohne dies auf Kosten der Betroffenen zu tun. Die Situationskomik hat nichts Entwürdigendes für die Bewohner des Altenheims. Ein Plädoyer für den Beruf der Pflegekraft und ein gelungenes Beispiel dafür, dass auch so ein schwieriger Beruf in einem anstrengenden und belastenden Umfeld eine Berufung sein kann.
Dieses Buch sollte Pflichtlektüre werden. Vielen Dank für den bereichernden Lesestoff.

Bewertung vom 17.03.2025
Hagena, Katharina

Flusslinien


sehr gut

Katharina Hagena hat mit Flusslinien einen feinfühligen und sensiblen Roman über drei Generationen und ihre Verbindungen erschaffen. Die Geschichten von Margrit, Luzie und Arthur sind miteinander verwoben und doch ganz eigeständig.
Margrit, mit 102 Jahren am Ende eines langen Lebens angekommen, nimmt uns mit in Ihre Vergangenheit und ihre Geschichte. Ohne Vater aufgewachsen, an der Seite einer Mutter, die fortschrittlich unangepasst war und deren Liebe den Römischen Garten gestaltete, zu dem sich Margrit jeden Tag fahren lässt. Diese Fahrten mit Arthur, einem Pfleger der Seniorenresidenz, in der Margrit lebt, führen an die Elbe, und in die Erinnerungen Margrits. Arthur selbst ist in seinen Schuldgefühlen gefangen und versucht mit seinem Leben ins reine zu kommen. Er erfindet eigene Sprachen und bleibt in seiner Schuld sprachlos. Luzie, Enkelin von Margrit, steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden und hat ihr Abi "geschmissen". Sie möchte als Tätowiererin arbeiten und hat in ihrer Grossmutter ein Übungsmodell gefunden. Durch diese Nähe nähern sich die beiden auch emotional an.
Ein vielschichtiger Roman über Vergangenes und heutige Beziehungen zwischen drei scheinbar unterschiedliche Charaktere und deren langsame Annäherung.
Der Roman wirkt sehr lebendig und feinfühlig in der Wortwahl und vermittelt ein Gefühl von leisen Tönen.

Bewertung vom 14.03.2025
Behm, Martina

Hier draußen


sehr gut

Der Wildunfall mit einer weißen Hirschkuh bringt das Dorfleben in Fehrdorf komplett aus dem Gleichgewicht. Der Unfallfahrer, Ingo, stellt seine Entscheidung aufs Land zu ziehen einmal mehr in Frage. Er fühlt sich überfordert mit seinem Job-Pendeln in die Großstadt, ist aber damit überfordert, dies zu kommunizieren. Eine sich entwickelnde Freundschaft mit dem Dorfjäger, der alleinlebend auf seinem Hof seine eigenen Probleme vor sich herträgt, bietet eine Ausflucht aus dem nicht funktionierenden Alltag.
Der 2-Personen-Rest einer Öko-WG hat die gleichen Kommunikationsprobleme, da ein Zusammenleben zwar funktioniert aber keine glückliche Lösung für beide liefert.
Der Fluch einer Dorfgeschichte, dass dem, der eine weiße Hirschkuh tötet, nur noch ein Jahr zu leben hat, bringt die Dorfgemeinschaft ins Schwanken. Unglaube und Aberglaube spiegeln sich in vielen unausgesprochenen Konflikten. Es schwelt unter der Oberfläche. Der Roman nimmt dem Leser den Traum von einer idyllischen Dorfgemeinschaft, die nur in unserer Vorstellung existiert. Er stellt das Leben auf dem Land mit all seinen Facetten und ohne idealistische Verklärungen vor. Dies macht es aber insgesamt umso lebenswerter.
Die Lebensgemeinschaften im Dorf ändern sich im Laufe der Geschichte, wie in jeder anderen Stadt auch. Die Idylle beginnt zu bröckeln.
Insgesamt ein lesenswerter Roman, bei dem ich mir an der einen oder anderen Stelle ein wenig mehr Tiefgang gewünscht hätte, da einige Charaktere für meinen Geschmack zu flach bleiben, um lange im Gedächtnis zu bleiben.