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beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 92 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2025
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


ausgezeichnet

Lilianas unvergänglicher Sommer ist ein Buch, das nach dem Lesen noch lange nachwirkt und über das man reden möchte und sollte.
Christina Rivera Garza erzählt die Geschichte ihrer Schwester, die 1990 mit zwanzig Jahren von ihrem Exfreund ermordet wurde. Die Versuche, die Ermittlungsakten über den Tod der Schwester zu erlangen und die schwierige Spurensuche machen das Buch zu einer Mischung aus nüchternem Bericht und emotionaler Lebensgeschichte. Trotz des teilweise harten Stils, der es zu Beginn schwer macht, sich auf das Buch einzulassen, ist die allgegenwärtige Trauer über die verlorene Schwester spürbar. Die Tagebucheinträge Lilianas zeigen ihre Gedanken und Gefühle und machen sie als Opfer eines Femizids lebendig.
Ein Buch, das lange nachwirkt. Das emotional belastet aber den Leser aufrütteln kann und soll die Augen nicht zu verschließen vor dem was in der Welt um uns herum noch immer tausendfach mit starken Frauen geschieht, die es wagen sich dem männlichen Patriarchat entgegen zu stellen.

Bewertung vom 24.07.2025
Engelmann, Julia

Himmel ohne Ende


ausgezeichnet

Mit Himmel ohne Ende hat Julia Engelmann einen Roman geschaffen, der mich zutiefst berührt hat. Die Geschichte von Charlie, einer Heranwachsenden, die sich zu nichts und niemandem dazugehörig fühlt und unter dieser selbst gewählten Isolation leidet, ist sehr feinfühlig und empathisch geschrieben. Der Roman ist sehr nah an der Protagonistin dran und deren Dilemma, das sie anders ist, anders fühlt und nicht so handeln kann, wie sie möchte, weil sie in sich selbst gefangen ist, wird dem Leser noch nah gebracht, dass man auch als Erwachsener Buchkonsument das Gefühl hat, Charlie steckt in einem selbst.
So einfühlsam und wortgewaltig wie Julia Engelmann ihre Poetry-Texte entworfen hat, so gelingt es ihr auch in diesem Roman die Empfindungen und Gedanken lebendig werden zu lassen und beim Leser Spuren zu hinterlassen. Über dieses Buch möchte man nach dem Lesen noch reden und dies macht einen gelungenen Roman aus. Meine Leseempfehlung für diesen Büchersommer, sowohl für Heranwachsende Menschen als auch für alle anderen.

Bewertung vom 13.07.2025
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Durch das Raue zu den Sternen ist ein ungewöhlicher Roman über ein Mädchen, Arkadia, die in einem Knabenchor singen will, um durch ihren Erfolg als Solotänzerin ihre Mutter zurück nach Hause zu holen. Für Arkadia besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Rückkehr der Mutter, die "nur mal kurz weg ist" und Arkadias Gesangserfolg. Das Mädchen ist komplett unangepasst und geht ihren Weg. Sie setzt all ihre Energie ein, um ihr Ziel zu erreichen. Ein Nein akzeptiert sie nicht und in ihrer Argumentation ist sie so gewitzt, dass sie ihren Weg macht, manchmal auch über Umwege. Sie ist von ihrem Können als Solosängerin überzeugt und überzeugt auch ihr Umfeld.
Der Roman ist ein Geschenk in Sachen Schreibstil. Die Wortspiele und die Wortwahl in Arkadias Argumentationen sind bemerkenswert und beeindruckend. Die Atmosphäre des Romans ist leicht aber zugleich tiefgründig und keinesfalls oberflächlich. Ein besonderer Lesegenuss, den Christopher Kloeble den Lesern beschert. Allein das Cover trifft meinen Geschmack gar nicht aber es kommt schließlich auf den Inhalt an, daher eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Roman.

Bewertung vom 23.06.2025
Furniss, Jo

Der Stau


ausgezeichnet

Der Stau bietet ein spannendes Psychodrama, dass durch die Vorstellung, dass uns jederzeit ein ähnliches Szenario begegnen könnte, umso spannender wirkt.
Gefangen in einem Autobahnstau nach einer Bombendetonation im Tunnel wird in einem der Autos ein ermordeter Fahrer entdeckt und die Polizistin Billy in ihrer Jobfunktion als "für die Sicherheit der anderen Fahrer zuständig" ausgewählt. Sie versucht die steigenden Aggressionen der Steckengebliebenen, den ermordeten Fahrer und die Bedrohung durch erwartete Autobomben in der City zu managen, ohne dass weitere Katastrophen passieren. Die Stadt wird bedroht von Autobomben, die im halbstündigen Abstand detonieren und ein verlassenes Auto steckt mitten im Stau...
Die Polizistin, die mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat, braucht Unterstützer, doch wem kann sie wirklich vertrauen?
Durch die beklemmende Enge der in sengender Hitze im Stau feststeckender Autos, ist der Roman wie ein Kammerstück und wäre sicher auch eine Vorlage für einen spannenden Kinofilm. Der spielt sich hier im Kopf der Leser ab.
Meine Empfehlung für spannungsgeladene Sommerabende.

Bewertung vom 01.06.2025
Berkel, Christian

Sputnik


ausgezeichnet

Sputnik ist der erste Roman von Christian Berkel, den ich gelesen habe. Ich war gespannt auf das Buch, weil ich ihn zwar als überzeugenden Schauspieler wahrgenommen habe aber nicht einordnen konnte, ob sein Talent als Schriftsteller ebenso überzeugt. Sputnik ist ein wirklich lesenswerter Roman, in dem Christian Berkel sich in meinen Augen als mitreißender und sehr berührender Erzähler präsentiert. Die Geschichte seiner Kindheit und Jugend ist so lebendig und bewegend beschrieben, dass ich als Leserin tief berührt war. Beim Lesen habe ich mich zeitweise gefragt, ob so viel Offenheit des Autors nicht auch verletzlich macht. Schließlich handelt es sich nicht um Fiktion, sondern um sein Leben und die Familie, die ihn prägte. Diese Frage würde ich ihm gerne einmal stellen… Die Geschichte mit den kleinen Hasen ging mir noch tagelang im Kopf herum. Die Sprachlosigkeit seiner Mutter und die fehlenden Erklärungen auf seine zahlreichen Kinderfragen sind sehr emotionale Einblicke in seine frühen Kindheitsjahre. Seine Stationen als Suchender und Getriebener, der sich nicht wirklich zugehörig fühlen konnte, haben mich sehr bewegt.
Insgesamt eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir für dieses Buch. Christian Berkel überzeugt mich als Autor mindestens so, wie er es als Schauspieler getan hat.

Bewertung vom 13.05.2025
Thiel, Aylin

Trauma ENDLICH überwinden


ausgezeichnet

Das Buch Trauma endlich überwinden spricht auf dem Büchertisch optisch sehr an. Es wirkt frisch und klar. Dieser erste Eindruck verstärkt sich auch beim Lesen. Klare Struktur, viele Kapitel und Kurzerklärungen, damit der Leser, als Laie auf dem Gebiet, das komplexe Thema der Traumaforschung verstehen kann.
Das Buch ist ein Handwerkszeug für jeden Interessierten, mit dem er schrittweise seine eigene Vergangenheit reflektieren kann. Bestenfalls Traumata erkennt und lernt wie er sein eigenes Lebensglück gestalten kann. Traumata sind nicht allein durch Katastrophen entstanden, sondern in vielen Fällen durch ein nicht wertschätzendes und wenig liebevolles Miteinander in den Familien. Kinder, die dies erleben mussten, tragen oft lebenslang diese traumatischen Einflüsse mit sich.
Wenn der Leser sich darauf einlässt sich selbst viele Fragen zu stellen und in sich hinein zu hören, ist ein achtsamerer Umgang mit dem eigenen Ich möglich. Das Handwerkszeug hierzu liefert das Buch von Dr. Aylin Thiel in jedem Fall. Kein einfacher Weg aber ein wichtiger, wenn jemandem die Lebensfreude abhanden gekommen ist.

Bewertung vom 04.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


sehr gut

Die Leseprobe hat meine Erwartung an diesen Roman ziemlich hoch gesetzt. Leider konnte er ihr nicht in allen Belangen gerecht werden. Der Beginn war wirklich spannend. Eine Passagierin sagt den anderen Fluggästen voraus, wann sie sterben werden und woran. Das hätte eine sehr spannende Entwicklung nehmen können. Leider verlief sich die Geschichte in sehr vielen Kurzkapiteln, die bereits zuende waren, bevor man sich richtig in die Situation einfinden konnte. Die einzelnen Charaktere blieben leider ziemlich flach und farblos und der Roman zog sich im mittleren Teil in die Länge. Wenn man sich durch diese Längen arbeitet, wird die Geschichte im letzten Drittel wieder interessanter. Die Zusammenhänge werden klarer und die Personen agieren lebendiger. Das wertet den gesamten Roman nochmals auf. Insgesamt hat mir das Buch trotz des Mangels an Aktionen gefallen, weil es auf jeden Fall zum Nachdenken anregt und für Gesprächsstoff sorgt, da sich die Frage stellt, wie würde man selbst reagieren, wenn man seinen Todeszeitpunkt und die Todesart erfahren würde. Kann man das Schicksal selbst verändern oder ist man ihm ausgeliefert?

Bewertung vom 10.04.2025
Cline, Eric H.

1177 v. Chr. - Eine Graphic Novel


ausgezeichnet

1177 v. Chr. ist eine interessant gestaltete Graphic Novel, die dem Leser einen unkomplizierten Einstieg in trockene Themen der Weltgeschichte ermöglicht. Der Untergang der Zivilisation und seine möglichen Ursachen werden in Bildern dargestellt und mit leicht verständlichen Texten in moderer Sprache und mit vielen Bezügen zur heutigen Zeit verdeutlicht. Pel und Schescha, als Nachkommen der betroffenen Völker, sind die beiden Figuren, die den Leser mitnehmen durch verschiedene Zeiten und auf Reisen durch viele Länder machen sie die Geschichte lebendig und spannend. Es werden viele Fragen aufgeworfen und einige Antworten geliefert. Die lockere Wortwahl der Texte bietet für junge Erwachsene und Jugendliche sicher einen guter Einstieg in die komplexe Geschichte der damaligen Zeit. Das Buch ist graphisch sehr ansprechend und durch die moderne Interpretation des Lebens vor 3000 Jahren eine unterhaltsame Lektüre.

Bewertung vom 31.03.2025
Blum, Nora

Radikale Freundlichkeit


ausgezeichnet

Die freundlichen Farben des Covers passen gut zum Inhalt dieses Sachbuches, der Titel ist eher provokant und nicht sehr treffend. Radikal und freundlich sind in meinen Augen zwei Attribute, die nicht gut zueinander passen. Aber da geht es ja nur um den Titel.
Inhaltlich bietet Nora Blum mit diesem Buch eine gute Alltagsbegleitung in Sachen "freundlicher Umgang mit Mitmenschen". Sie zeigt anhand zahlreicher Alltagssituationen verschiedene Möglichkeiten auf, wie man mit Unfreundlichkeit umgehen kann und durch eigene Freundlichkeit die zwischenmenschlichen Konflikte auflösen kann.
Vor allem hebt sie hervor, welche positiven Auswirkungen unsere Freundlichkeit nicht nur auf unser Gegenüber hat, sondern für uns selbst und unser Wohlbefinden.
Sie untermauert Ihre Thesen mit zahlreichen Hinweisen auf Studien, die ihre Aussagen belegen. Dies wirkt beim Lesen an manchen Stellen ein wenig störend und unterbricht den Lesefluss. Insgesamt ist das Buch gut strukturiert und übersichtlich aufgebaut. Durch die Vielzahl der Kapitel ist das Lesen kurzweilig und informativ. Ein guter Begleiter für Menschen, die an sich arbeiten möchten und einen freundlicheren Umgang mit Anderen anstreben.

Bewertung vom 27.03.2025
Green, John

Tuberkulose


ausgezeichnet

John Greens Buch Tuberkulose empfinde ich als Appell gegen die tödliche Krankheit aktiv zu werden. Er möchte zugleich informieren, dass noch immer mehr als 1 Million Menschen an dieser Krankheit sterben, obwohl dies verhinderbar wäre, und möchte die Leser auffordern sich selbst einzusetzen, statt nur hinzunhmen.
Durch seine Reise nach Sierra Leone lernt Green den kleinen Henry kennen. Einen jungen im Alter seines Sohnes, der an Tuberkulose leidet. Durch die Ungleichheit der Lebensumstände und die Ungleichheit der medikamentösen Versorgung gibt es in den armen Gebieten der Welt verheerende Todeszahlen, die laut Green, vermeidbar wären, wenn wir in den reichen Ländern mehr Einsatz für eine gerechtere Verteilung zeigten. Am Beispiel Covid erläutert er, wie schnell die Eindämmung einer Pandemie möglich sei, wenn sie unsere Zivilisation bedrohe. Da es "nur" um arme Länder gehe, schaue die westliche Welt weg.
Ein wichtiges Buch, das uns als Leser aufrütteln sollte, unsere Haltung zu überdenken und aktiv zu handeln, wo immer wir die Möglichkeit haben.