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SeverusNyssen
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Rhein Neckar Kreis

Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 02.12.2025
Sohst, Kathrin

Dein Glück kommt von Herzen


ausgezeichnet

Wo Herz und Heilung sich begegnen – Eine Reise zurück zur inneren Quelle
„Dein Glück kommt von Herzen“ von Kathrin Sohst ist ein Buch, das man nicht nur liest, sondern in das man beinahe hinein­sinkt. Schon das harmonisch gestaltete Cover – warme, einladende Farben, handlich und angenehm leicht – spiegelt die Stimmung wider, die der Inhalt entfaltet: eine sanfte, heilsame Reise hin zu den eigenen Wurzeln der Kraft.

Sohst führt die Leser*innen mit ruhiger, klarer Sprache durch innere Landschaften, die vertraut wirken und doch überraschend neu erscheinen. Sie erzählt von Stille, Verbundenheit, Naturmomenten und den Wegen, wie man zurückfindet zu dem, was einen wirklich trägt. Dabei bleibt sie stets einfühlsam und persönlich, ohne je zu viel preiszugeben oder ins Überladene zu driften.

Was besonders beeindruckt, ist die Leichtigkeit, mit der das Buch zugleich Tiefe vermittelt. Viele Gedanken lassen sich mühelos auf das eigene Leben übertragen, laden zu Reflexion und kleinen, alltagstauglichen Veränderungen ein. Man fühlt sich begleitet, gesehen und ermutigt – als würde jemand leise neben einem hergehen und sagen: „Du darfst dich selbst wieder spüren.“

Sohst gelingt es, Impulse zu setzen, die nachhallen, ohne vorzugeben. Dadurch entsteht ein Raum, in dem man sich selbst begegnen kann. Ein Buch, das nicht belehrt, sondern öffnet. Und das man immer wieder zur Hand nimmt, wenn man ein bisschen Nähe zum eigenen Herzen sucht.

Bewertung vom 02.12.2025
Hoorn, Heike van

Flutrache


sehr gut

Sturm über alten Geheimnissen – ein Krimi, der nachhallt

„Fluttache“ ist ein Krimi, der mich von Beginn an gepackt hat und mich trotz kleiner Stolpersteine absolut überzeugt zurücklässt. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen, ohne sich auf die üblichen Krimi-Klischees zu verlassen. Stattdessen verwebt sie regionale Atmosphäre, historische Bezüge und eine dichte Ermittlungsarbeit zu einer Geschichte, die sowohl fordert als auch unterhält.



Besonders beeindruckt hat mich die politische Tiefe des Romans. Die Handlung greift Ereignisse aus den frühen Zweitausendern und der Wendezeit auf, was für mich – weil ich damals noch sehr jung war – durchaus eine kleine Herausforderung darstellte. Dennoch gelingt es der Autorin, diese Themen so einzubauen, dass sie den Fall glaubwürdig untermauern, ohne dass man jedes Detail aus der Zeit selbst erlebt haben muss.



Manche Nebenfiguren und Einschübe wirkten für meinen Geschmack zwar etwas locker oder humorvoll gehalten und nicht immer zentral für die Ermittlungen, doch sie bringen eine gewisse Leichtigkeit in die ansonsten recht ernste Handlung. Insgesamt tragen sie zur besonderen Stimmung des Romans bei, auch wenn ich nicht immer sofort ihren Platz in der größeren Geschichte erkannt habe.



Die Ermittlungen selbst sind spannend, teilweise überraschend und bieten einige Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte – ohne dass ich hier zu viel verraten möchte. Mit den Kommissaren (und ihrem Team) bin ich noch nicht ganz warm geworden, aber sie hat definitiv das Potenzial, sich zu einer Figur zu entwickeln, die einen über mehrere Bände begleitet. Vielleicht hilft es sogar, die vorherigen Teile zu kennen, um manche Feinheiten besser einordnen zu können.



Unterm Strich ist „Fluttache“ ein atmosphärischer, gut durchdachter Kriminalroman, der Lesende mitnimmt, ohne sie zu überfordern, und gleichzeitig genug Anspruch bietet, um im Gedächtnis zu bleiben. Für mich ein klarer Vier-Sterne-Titel, den ich allen empfehle, die spannende Geschichten am Wasser, komplexe Hintergründe und starke weibliche Autorinnen schätzen.

Bewertung vom 02.12.2025
Feilitzsch, Hanna von

DER SCHWARZE OKTOPUS (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zwischen Olivenhainen und Abgründen – Ein Krimi, der nach Griechenland entführt

„Der schwarze Oktopus“ ist ein Griechenland-Krimi, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat – und das, obwohl ich selbst noch nie in Griechenland war. Die Atmosphäre ist so lebendig und detailreich beschrieben, dass ich mich zwischen den engen Gassen, den sonnenbeschienenen Stränden und den kleinen Tavernen wiederfand, als wäre ich selbst dort gewesen. Besonders beeindruckt hat mich, wie gut die Bevölkerung charakterisiert wird: herzlich, temperamentvoll, manchmal schroff, aber immer authentisch.

Schon die ersten Seiten packen – der Mord geschieht sofort, ohne langes Vorgeplänkel, und der Roman wechselt geschickt zwischen mehreren Handlungssträngen. Man begleitet sowohl den Mörder als auch den ermittelnden Polizisten und hat dadurch das Gefühl, direkt in den Ermittlungen zu stehen. Dieser Aufbau sorgt für eine stetige Spannungsschraube: Man weiß, was der Täter plant, hofft aber gleichzeitig, dass die Polizei rechtzeitig auf die richtige Spur kommt, bevor weitere Taten geschehen.

Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen – klar, atmosphärisch und immer wieder mit kleinen kulturellen und landschaftlichen Details gespickt, die den Roman so besonders machen. Zwar gab es für meinen Geschmack einzelne Passagen, die etwas langatmig wirkten, doch das schmälert den Gesamteindruck nur geringfügig. Die Geschichte bleibt insgesamt fesselnd, abwechslungsreich und sehr gut konstruiert.

Alles in allem ist „Der schwarze Oktopus“ ein spannender und atmosphärisch dichter Krimi, der sich kaum noch aus der Hand legen lässt. Trotz kleiner Längen gibt es von mir klar fünf Sterne.

Bewertung vom 02.12.2025
Lenssen, Gerrit

Und morgen dann erwachsen


sehr gut

Mit Vollgas durch die Zwanziger

Gerrit Lenssens „Morgen dann erwachsen“ ist ein rasanter, turbulenter Roman, der Leserinnen und Leser direkt in das Leben seiner Charaktere katapultiert. Schon der Einstieg ist ein echter Paukenschlag: Man wird sofort ins Geschehen geworfen, lernt die Figuren kennen und wird durch Luis’ Aussage förmlich durch die ersten Kapitel getrieben. Das schnelle Lesetempo ergibt sich fast von selbst – die Handlung nimmt einen mit auf eine Achterbahnfahrt, mal turbulent, mal ruhig, immer aber authentisch und nachvollziehbar.

Besonders gelungen ist die Darstellung der Jungs und ihrer Gefühlswelt. Figuren wie Tjark, Elijah (Elsa genannt) und Mario sind sympathisch und lebendig, während andere wie Toni und Luis vielleicht weniger unmittelbar berühren, aber genau dadurch die Vielfalt der Charaktere spürbar wird. Man kann ihre Wege, Ängste, Sorgen und Freuden gut nachvollziehen – teils wirkt es wie ein Tagebuch aus der eigenen Jugend. Die Dialoge sind realistisch, unaufgesetzt, und man merkt deutlich, dass Gerrit Lenssen bewusst Jungs als Protagonisten gewählt hat, um zu zeigen, wie sie mit Problemen umgehen – oft anders als Mädchen, aber mit denselben Themen und Herausforderungen.

Die Geschichte ist „mitten aus dem Leben gegriffen“. Sie zeigt, wie die Figuren nach und nach ihren Weg finden, den sie zu Beginn noch nicht sehen konnten. Diese Mischung aus Spannung, Humor, Nachdenklichkeit und Alltag macht den Roman besonders für die Zielgruppe relevant – aber auch Erwachsene können sich in den universellen Themen wiederfinden. Ein Buch, das mitreißt, zum Mitfühlen einlädt und dabei erstaunlich zugänglich bleibt, ohne auf moderne, klare Sprache zu verzichten. Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen möchte.

Bewertung vom 25.11.2025
Mahr, Tom

Dradora (eBook, ePUB)


sehr gut

Dradora: Zwischen Magie, Grusel und unübersichtlicher Welt

Dradora ist ein Buch, das von der ersten Seite an fesselt und zugleich fordert. Der Einstieg ist rasant: Gleich zu Beginn treffen zwei Horrorszenarien aufeinander, die sofort eine düstere, unheimliche Stimmung erzeugen. Cord und seine Freunde Walter und Arnold landen sehr schnell in der fiktiven Welt Dradora. Die Figuren wirken sympathisch, doch das schnelle Tempo erschwert zunächst, sich richtig einzufinden.

Die Geschichte ist eine Mischung aus Fantasy, Sci-Fi und Grusel – ausgefallene Ideen treffen auf Ekel- und Horrorszenen, die überraschend intensiv sind. Arnold wirkt zunehmend naiv und für mich immer unsympathischer, während Walter und Cord die Handlung tragen. Cord ist spannend, vor allem durch seine magischen Kräfte, auch wenn seine Handlungen nicht immer nachvollziehbar sind. Der Eisenkönig bleibt zwiespältig: Bedrohlich, aber gleichzeitig menschlich, was ihn zu einer ambivalenten Figur macht.

Die Vielzahl der Charaktere und die komplexe Welt machen das Buch anspruchsvoll. Manche Begriffe und Zusammenhänge muss man mehrfach lesen, um alles zu verstehen. Die Handlung geht oft Schlag auf Schlag, was die Geschichte spannend macht, aber Konzentration erfordert.

Besonders auffällig sind überraschende Wendungen, zum Beispiel das Genie von Sina, das für neue Facetten sorgt. Das Ende bleibt offen: Cord akzeptiert sein Schicksal, aber viele Fragen bleiben, sodass man neugierig auf eine mögliche Fortsetzung zurückbleibt.

Dradora ist ein kreatives, dicht erzähltes Buch, das Fantasy, Sci-Fi und Grusel gekonnt verbindet. Die Handlung ist spannend, aber anspruchsvoll und nicht für nebenbei geeignet. Vier Sterne, weil die Vielzahl an Figuren und die teilweise unübersichtliche Welt das Lesen erschweren, dennoch ein faszinierendes Leseerlebnis.

Bewertung vom 25.11.2025
Pietsch, Michelle A.

Forever Starts With You - Herzklopfen in Blossomville (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Herzklopfen zwischen Schneeflocken – Ein winterlicher Wohlfühlroman zum Verlieben

Forever Starts with You – Herzklopfen in Blossomville ist ein herrlich herzerfrischender Liebesroman, der sich perfekt für gemütliche winterliche Lesestunden eignet. Schon nach wenigen Seiten fühlt man sich, als würde man selbst durch die verschneiten Straßen von Blossomville spazieren, eingehüllt in Lichterglanz, Gebäckduft und die liebevoll gezeichnete Kleinstadtatmosphäre.



Im Mittelpunkt steht Becca, deren Herz nach einer schmerzhaften Trennung schwer wiegt. Ihr kleiner Freundeskreis in Blossomville versucht alles, um ihr wieder Freude ins Leben zu zaubern – und landet dabei auf wunderbar chaotische Weise bei der Idee, einen Buchclub zu gründen. Was als harmlose Ablenkung gedacht ist, wird schnell zu einer Begegnung, die Beccas Leben auf den Kopf stellt. Denn der eingeladene Autor ist nicht nur ihr absolutes Idol, sondern trägt auch selbst eine gebrochene Vergangenheit mit sich herum.



Besonders schön ist, wie der Roman Themen wie Neubeginn, Mut und Vertrauen behutsam miteinander verwebt. Die Annäherung der beiden Hauptfiguren ist warm, authentisch und voller kleiner magischer Momente – vom ersten zufälligen Aufeinandertreffen bis hin zu Szenen, in denen man unweigerlich lächeln muss. Die Nebenfiguren bringen zusätzlich viel Charme und Humor ins Geschehen, ohne die eigentliche Liebesgeschichte zu überlagern.



Was mir besonders gefallen hat: Die Autorin verrät nie zu viel auf einmal. Stattdessen entfaltet sich die Geschichte wie ein sanftes Schneetreiben – ruhig, stimmungsvoll und mit genau der richtigen Prise Romantik. Der Konflikt, der sich im letzten Drittel zuspitzt, wirkt glaubwürdig und sorgt dafür, dass man bis zur letzten Seite mitfiebert, ohne dass der Zauber der Geschichte verloren geht.



Alles in allem ist dieser Roman ein wundervoller Begleiter für kalte Abende, eine Geschichte zum Einkuscheln, Mitfühlen und Träumen. Wer winterliche Romantik liebt, wird sich in Blossomville sofort zuhause fühlen.

Bewertung vom 25.11.2025
Harings, Audrey

Ferdinand der letzte Weihnachtsdrache


ausgezeichnet

Wenn Drachen den Advent erhellen – Eine zauberhaft-warme Hörbuchreise
Ferdinand, der letzte Weihnachtsdrache“ ist ein Hörbuch, das mich von der ersten Minute an mit seiner warmen, beinahe magischen Atmosphäre abgeholt hat. Die Geschichte wirkt wie ein kleines Wunder, zart und stimmungsvoll erzählt – perfekt, um an einem gemütlichen Nachmittag einzutauchen und sich einfach treiben zu lassen. Besonders schön finde ich die liebevolle Dynamik zwischen Ferdinand, der mutigen Fledermaus und dem herzlichen Huhn. Dieses ungewöhnliche Trio wächst einem sofort ans Herz, nicht zuletzt durch die Art, wie sie zusammenhalten und gemeinsam Herausforderungen meistern. Ihre Zusammenarbeit ist nicht nur spannend, sondern auch rührend und überraschend harmonisch.

Der Sprecher trägt sehr zum Zauber des Hörbuchs bei. Seine Stimme ist angenehm, warm und klar, ohne dabei einschläfernd zu wirken. Stattdessen schafft er es, Spannung und Geborgenheit gleichermaßen zu transportieren – eine Kombination, die besonders bei Kinderhörbüchern selten so gut gelingt. Durch die kurzen Kapitel und angenehm dosierten Abschnitte eignet sich das Hörbuch hervorragend für kleine Pausen im Alltag, sei es am Nachmittag, vor dem Schlafengehen oder als wohltuender Begleiter an Adventstagen.

Einziger Wermutstropfen für mich: Die Geschichte ist etwas zu kurz. Gerade wenn man so liebevoll in die Welt von Ferdinand hineingezogen wird, wünscht man sich, der Zauber möge noch etwas länger andauern. Doch vielleicht liegt genau darin auch ihre Stärke – sie hinterlässt ein warmes Gefühl und den Wunsch, sofort noch einmal von vorne zu beginnen.

Insgesamt ein wunderschönes, sympathisches Hörbuch, das Kinder wie Erwachsene gleichermaßen verzaubert. Ein kleiner Weihnachtsschatz für die ganze Familie.

Bewertung vom 25.11.2025
Glasauer, Tom

Das Geheimnis des Seelenspiegels


ausgezeichnet

Das Geheimnis des Seelenspiegels von Thomas Glasauer hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Das Cover allein, mit seinem mystischen Sonnenaufgang, dem Pferd und der geheimnisvollen Figur, verspricht eine Geschichte voller Rätsel und innerer Tiefe – und hält dieses Versprechen. Der Einstieg ins Buch fiel mir zunächst etwas schwer, weil die Beschreibungen sehr detailliert sind und viele Namen und Orte eingeführt werden. Mit der Zeit wurde es jedoch einfacher, und gerade diese Detailfülle macht die Welt lebendig und atmosphärisch.

Besonders berührt haben mich die Legende des Seelenspiegels und die Symbolik, die sich wie ein rotes Band durch die Geschichte zieht. Die Legende vermittelt sanft, dass Reichtum und Besitz nicht alles sind und dass innere Werte oft wichtiger sind als äußere Umstände. Ada wird für die Geisteshaltung ihrer Eltern bestraft, obwohl sie selbst nichts dafür kann – eine eindringliche Metapher dafür, wie die Entscheidungen einer Generation auf die nächste wirken.

Auch die Figur Mansaar ist meisterhaft gezeichnet. Anfangs wirkt er kalt und verschlossen, doch man erkennt schnell, dass dies nicht Abweisendheit, sondern ein Mechanismus ist, um seine eigenen Probleme in sich hineinzufressen. Sein Weg durch die Geschichte, verbunden mit den vielen kleinen Symbolen, die sich wie Puzzleteile zusammensetzen, ist gleichermaßen spannend und nachdenklich stimmend.

Der Schreibstil hat mir besonders gefallen: die Dialoge sind lebendig, die Kapitel angenehm kurz, und die Sprache regt zum Mitfühlen und Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Immer wieder geben kleine Bilder und Metaphern sanfte Impulse zur Selbstreflexion – man wird nicht gedrängt, sondern eingeladen, über eigene Werte, Verantwortung und innere Stärke nachzudenken.

Das Geheimnis des Seelenspiegels ist für mich eine Geschichte, die lange nachwirkt. Sie verbindet Spannung mit tiefgründiger Symbolik und schafft es, dass man beim Lesen sowohl in eine fremde Welt eintaucht als auch ein Stück weit zu sich selbst zurückkehrt. Wer Freude an Geschichten hat, die Herz und Verstand ansprechen, findet hier einen ruhigen, aber eindringlichen Spiegel für die eigene Seele.

Bewertung vom 25.11.2025
Burke, Vinachia; May, Juliet

Synaptic Shadows - Moonbow


ausgezeichnet

Ich war ehrlich gesagt völlig überrascht, wie sehr mich dieser Einstieg in die Geschichte gepackt hat – emotional, atmosphärisch und gedanklich. Schon der Prolog wirft einen mitten hinein in eine Szene, die gleichzeitig distanziert und unglaublich intim wirkt: Jin Evans, der widerwillige Präsident, muss die Hinrichtung von Alexym On anordnen – einem Menschen, dem er offenkundig mehr bedeutet, als er zulassen darf. Diese Mischung aus Pflicht und persönlichem Schmerz erzeugt eine Spannung, die ich sofort körperlich gespürt habe. Es ist nicht die große Action, die hier schockiert, sondern diese bedrückende Stille zwischen zwei Menschen, die sich nicht loslassen können, obwohl die Situation sie längst getrennt hat.



Das Seoul des Jahres 2079 wirkte erschreckend realistisch. Jeder trägt einen Chip im Kopf, persönliche Daten sind jederzeit abrufbar, Privatsphäre existiert praktisch nicht – und genau diese Nähe zu heutigen Entwicklungen macht das Setting so unheimlich glaubwürdig. Die beiden Autorinnen haben sich offenkundig viel Mühe gegeben, ein Zukunftsszenario zu erschaffen, das zugleich fasziniert und beunruhigt.



Der Sprung neun Jahre zurück hat mich völlig aus dem Konzept gebracht – im besten Sinne. Die Persönlichkeiten von Jin und Alexym (hier noch Lex) sind zu diesem Zeitpunkt so anders, dass ich mich fragte, wie aus diesen Jungen jene Männer aus dem Prolog werden sollen. Lex ist ruhig, fast schon der moralische Kompass, während Jin anfangs wie ein verwöhntes Rich-Kid wirkt. Doch je tiefer man eintaucht, desto klarer zeigt sich: Jins Arroganz ist nur ein Schutzschild. Hinter seiner hochbegabten Fassadenwelt steckt ein Junge, der nicht frei ist, sondern von seiner Familie wie wertvolles Eigentum behandelt wird. Dieser Aspekt hat mich emotional sehr bewegt.



Trotz des techniklastigen Sci-Fi-Stils bin ich erstaunlich gut hineingekommen. Die Fußnoten, Illustrationen und Infoboxen helfen enorm und machen das Weltbild klar und greifbar. Ein besonderes Highlight war für mich Speckdose, die Katze – sie bringt Wärme, Humor und ein Stück Normalität in diese oft düstere Zukunft.



Der gesamte Auftakt fühlt sich an wie das vorsichtige Lüften eines Vorhangs: Man erkennt erste Hinweise, spürt unterschwellige Spannungen und beginnt zu begreifen, wie viel Tragik und Schicksal zwischen Jin und Lex liegt. Gerade dieses Wissen im Hinterkopf macht viele Szenen umso emotionaler.



Ich freue mich unglaublich auf Band 2. Wenn der Anfang bereits so intensiv, so tiefgründig und so erschreckend realistisch ist, dann kann das, was folgt, nur noch fesselnder werden. Ich bin absolut bereit für die nächste Etappe dieser Geschichte.

Bewertung vom 18.11.2025
Ralf M. Ruthardt

Polarisierung - Dialog - Perspektivwechsel


sehr gut

Zwischentöne im Lärm der Gegenwart – Eine Anthologie, die nachhallt

Die Anthologie „Polarisierung – Dialog – Perspektivwechsel“ hat mich auf eine überraschend vielschichtige Leseerfahrung mitgenommen. Sie versammelt Texte von Autorinnen und Autoren, die sich aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen. Einige der Stimmen waren mir bereits bekannt, andere habe ich durch die Sammlung erst entdeckt – gerade diese Mischung macht den Reiz des Buches aus. Die Beiträge sind nahbar, gut lesbar und greifen Themen auf, die uns als Gesellschaft unmittelbar betreffen.

Besonders eindrücklich fand ich den Text von Christian Bauer, dessen Gedanken zur Polarisierung mich sehr bewegt haben. Er zeigt auf, wie Spaltungen entstehen, wenn Lebensrealitäten missachtet oder vorschnell bewertet werden. Sein Beitrag hat mir nicht nur aus der Seele gesprochen, sondern auch verdeutlicht, wie wertvoll echte Perspektivwechsel heute sind. In vielen Texten wird Mut gemacht, Gewohntes zu hinterfragen, differenzierter zu denken und sich nicht in Schwarz-Weiß-Mustern zu verlieren – ein Impuls, den ich in der aktuellen gesellschaftlichen Stimmung als dringend notwendig empfinde.

Was mir an der Anthologie besonders gefällt, ist ihre Fähigkeit, an der eigenen Lebensstimmung anzuknüpfen. Manche Beiträge sprechen einen sofort an, andere entfalten ihre Wirkung erst im Nachklang. Genau darin liegt ihre Stärke: Sie regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Sie zeigt, dass Dialog auch dann möglich ist, wenn Positionen weit auseinanderliegen. Und sie erinnert daran, dass echte Verständigung nur entstehen kann, wenn wir bereit sind, zuzuhören – und manchmal auch umzudenken.

Trotz kleinerer Unebenheiten in der thematischen Balance bietet das Buch eine starke, vielfältige Sammlung von Stimmen, die das Potenzial hat, innere und äußere Räume des Dialogs zu öffnen. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben möchten.