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Ecinev
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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 84 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Beginn ist dramatisch, als Änne fiel, wusste sie, dass sie sterben würde. Mit weit über 80 Jahren steigt Änne auf einen Stuhl um an einen Karton zu gelangen bis sie vom Hocker fällt und mit dem Kopf auf dem Boden aufschlägt. Sie stirbt allerdings erst später im Krankenhaus ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Die Tochter Ellen und ihre Enkelin Laura sind im Krankenhaus und erstaunt über die Aussage der Ärztin, Änne hatte nie Epilepsie obwohl sie nach eigenen Aussagen seit Jahren Tabletten nimmt. Neugierig begeben sich die beiden auf Spurensuche in dem alten Haus und finden Bilder einer längst vergangen Zeit von einem Gutshof in Schlesien.

Laura ist neugierig geworden und macht sich auf den Weg ins ehemalige Schlesien, heute Polen. Tatsächlich gelingt es ihr den ehemaligen Gutshof zu finden und die neue Eigentümerin die das Haus gepachtet hat, läßt sie dort übernachten. Sie findet Spuren der Vergangenheit und weitere Fotos von Zwillingen.

Abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit 1945 wird hier die Geschichte der Zwillinge Änne und Luise in der Nachkriegszeit erzählt. Das Buch gibt einen guten Überblick über Landschaft und Geschichte Schlesiens. Am Ende wird es etwas verwirrend und man muss diese gewaltige Lebenslüge erst einmal sacken lassen.

Der Schreibstil ist ruhig und lebendig. Die Personen werden gut eingeführt und man kann sich gut in die grausame Nachkriegszeit hineinversetzen. Das Cover ist etwas nichtssagend und auch vom Klappentext war ich zunächst nicht so angetan, habe es aber keinesfalls bereut das ganze Buch gelesen zu haben. Längen kommen auch bei über 500 Seiten in der Geschichte nicht auf.

Bewertung vom 16.11.2025
Korn, Carmen

In den Scherben das Licht


ausgezeichnet

1946, die 14jährige Gisela verläßt den Bunker auf der Suche nach einer neuen Unterkunft. Dabei stößt sie auf ein vermeintlich leerstehendes Haus und kriecht durch das Kellerfenster hinein. Ihr Schreck ist groß als sie dort auf den 16jährigen Gert trifft der seit einiger Zeit mit Duldung der alternden Schauspielerin Fried im Keller lebt. Die beiden freunden sich an und auch Friede erlaubt es Gisela im Keller zu wohnen und gelegentlich für alle in der Küche zu kochen. In der ersten Zeit dreht sich viel um Schwarzmarktgeschäfte um in den kargen eiskalten Tagen über die Runden zu kommen. Gert ist häufiger Gast in der Suchdienststelle um nach seiner Familie zu suchen bevor er als 'Kanonenfutter' in den letzten Kriegstagen eingezogen wurde. Gisela hat keine Erinnerungen an ihre Familie und findet sich damit ab. Friede Wahrlich lebt in ihrer eigenen Vergangenheit und gibt die Hoffnung auf eine bessere Zeit nicht auf.

Es kommen eine Menge Personen in diesem Buch vor und der häufige Wechsel bringt den Lesefluss zum stocken. Immer wieder muss man sich auf neue Erlebnisse einlassen. Der Schreibstil ist sehr detailreich und bildhaft. Man kann sich gut in die Personen hineinversetzen und erlebt mit ihnen die Zeit nach dem Krieg bis hin zum Wiederaufbau.

Bewertung vom 15.11.2025
Huth, Peter

Aufsteiger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Felix Licht träumt seit Jahren vom Posten als Chefredakteurs eines bekannten Magazins. Jetzt ist es endlich so weit, der alte Chefredateur hat seinen Sessel geräumt, der Sekt schon kaltgestellt und dann das. Neuer Chefredakteur wird eine Frau, und nicht nur das, eine dunkle Frau mit scharfer Zunge die sich mit ihren Ansichten nicht nur Freunde gemacht hat. Vor allem eine ehemalige Geliebte von Felix. Voller Wut zerstört Felix auch noch sein Eheleben und zieht vorübergehend in ein Hotel wo er ein guter Gast an der Hotelbar ist. Dort wird der windige Rechtsanwalt Cornelius Sentheim auf ihn aufmerksam und überzeugt ihn, den Inhaber des Magazins wegen Diskriminierung zu verklagen. Felix lässt sich darauf ein, sucht erneut Kontakt zu Zoe Rauch, der neuen Chefredakteurin und verliebt sich erneut in sie.
Ein Gesellschaftsroman jenseits der glitzernden Metropolen mit aktuellen Themen rund um Trans-Gender, Klimapolitik und Chancengleichheit.

Der Schreibstil ist gut, autentisch und lebensecht, die Personen werden gut eingeführt, die aktuellen Themen werden neutral dargestellt. Dies ist mein erstes Buch von Peter Huth und bin gespannt auf weitere Bücher von ihm. Ein interessanter zeitgemäßer Roman der mir gut gefallen hat. Vor allem der interessante Einstieg wie in einen Kriminalroman.

Bewertung vom 05.11.2025
Meyer, Kai

Das Antiquariat am alten Friedhof


sehr gut

1930, 4 junge Männer treffen sich im Hinterzimmer eines Antiquariats. Alles Söhne reicher Eltern sind sie gelangweilt vom Leben und aus purer Lust stehlen sie Bücher. Bei einem Versuch aus dem Hotelzimmer eines Buchhändlers ein wertvolles Buch zu stehlen werden sie von der frühen Rückkehr überrascht und fliehen ohne Beute.

1945, Felix Jordan inzwischen in die USA geflüchtet und bei einer Büchererfassungsstelle wieder im Einsatz. Zunächst wird er nach Griechenland beordert wo sich auf einer entlegenen Insel ein Deutscher in der Bibliothek eines Klosters verschanzt hat. Felix kann vermitteln und ist begeistert selbst in der wertvollen Johannes Bibliothek zu stöbern. Doch er soll weiter nach Deutschland wo sich ein Mann als Hitler Vorleser ausgibt. In Leipzig trifft Felix wieder auf die völlig vom Krieg zerstörte Stadt und seine eigene Vergangenheit.

Wieder einmal gelingt es Kai Meyer eine Reise in die Vergangenheit des graphischen Viertels von Leipzig und die geheime Welt der Bücher. Kein Phantasie Buch und kein historischer Roman. Dieses Mal war mir die Beschreibung des Kriegsgeschehens etwas zu viel und einige Längen hatte der Roman.

Bewertung vom 21.09.2025
Clavadetscher, Martina

Die Schrecken der anderen (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Junge findet beim Schlittschuhlaufen eine Leiche unter dem Eis. Für den ersten Augenschein wird der eigenbrötlerische Archivar hingeschickt der den Fund einer Leiche bestätigt und Verstärkung ruft. Eine alte Frau die in einem Wohnwagen am Ufer wohnt freundet sich mit dem Archivar an. Ein schwerreicher Erbe der mit seiner herrsüchtigen Mutter in einer Villa lebt. All dies ist miteinander verbunden wie Martina Clavadetscher in diesem Buch darlegt.

Es ist keine leichte Kost und kein leichter Schreibstil. Es braucht einiges an Ausdauer bis man die Verbindungen entdeckt. Doch dann läßt einem das Buch nicht mehr los. Die Personen werden gut beschrieben von den Eigenheiten des fast autistisch anmutenten Archivars über die neugierige Einsiedlerin bis hin zu der fast 100 jährigen Alten in der Villa die doch über alle hersscht.

Das Cover ist mehr als gewöhnungsbedürftig und in der Buchhandlung hätte ich wohl einen Bogen darum gemacht.

Bewertung vom 21.09.2025
Flix

Immerland - Die Stadt der Ewigkeit


ausgezeichnet

Als Mikas alleinerziehender Vater in den Sommerferien auf Dienstreise muss, soll Mika die Ferien bei seiner Oma im Niemandsland verbringen. Kein Internet, Esssen eher mangelhaft, wie soll das ein 12 5/6 alter Junge verkraften? Zunächst ist alles so schrecklich wie befürchtet doch als in einer Unwetternacht die Oma Hile braucht und das Festnetztelefon nich funktioniert, fährt Mika mit dem alten Auto der Oma in die Stadt. Doch unterwegs hat er einen Unfall.

In einer fantastischen Reise steigert sich das Buch bis zum Höhepunkt in einer neuen Welt. Während Mika im richtigen Leben gemobbt wird, findet er in Immerland schnell Freunde und gewinnt mit seinem Team eine Robolympiade und wird als Professor ernannt. Doch nach einiger Zeit findet er heraus, dass nicht alles Gold ist was glänzt.

Zugegeben, manche Wendungen sind etwas überzogen, aber das Worldbuilding ist durchaus gelungen. Das Buch eignet sich für jugendliche Leser aber auch für Erwachsene die gerne Phantasy Bücher lesen. Der Schreibstil ist recht einfach, manche Episoden lassen einen schmunzeln während das Ende eher emotional ist. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 17.09.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight (eBook, ePUB)


sehr gut

Waco, eine amerikanische Kleinstadt in Texas und noch immer ein wunder Punkt in der amerikanischen Geschichte der Sekten. In einer Mischung aus Erzählung und Podcast wird hier die Geschichte einer fanatisch christlichen Sekte und ihren charismatischen Anführer 'The Lamb' kennen dem die Leute bedingslos und fast blind folgen.

Die Mutter von Jaye ist dem Charme des Anführers bald erlegen während Jaye die Teenager Tochter da weitaus näher an der Realität bleibt. Daneben ist Roy, Sohn des Polizei-Sheriffs von Waco der als Hobby Schlösser knackt und dessen Familie immer noch um den älteren Bruder trauert der im Irak Krieg gestorben ist. Bei einer für Amerika typischen Waffenschau treffen sich die beiden Teenager und eine zarte Romanze entsteht.

Dem Schreibstil ist anfangs nicht leicht zu folgen, es dauert etwas bis man in die Geschichte hineinfindet. Dem Buch liegt eine wahre Begebenheit zugrunde über die ich hier das erste Mal erfahren habe.

Bewertung vom 17.09.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

1944, Birgit geht als Krankenschwester nach Bodo. Dort trifft sie auf die junge Nadja die aus der Ukraine kommt und in der hiesigen Fischfabrik hart arbeiten muss. Das Birgit russisch spricht macht bald die Runde und sie hilft mit russische Soldaten im Verborgenen zu versorgen. Dabei verliebt sie sich in einen Verwundeten der monatelang verborgen auf dem Dachboden der Klinik wieder zu Kräften kommen muss.

Sie schließt sich dem Widerstand an und gibt Botschaften über tote Briefkästen weiter bis sie kurz vor Kriegsende auffliegt. Eine starke Frau die ihren Weg in diesen schweren Zeiten zu gehen weiß und Misshandlungen zu trotzen vermag. Auch die Freundschaft mit Nadja und Tekkla hält sie aufrecht.

Obwohl dieser Abschlußband das erste Buch ist, welches ich von Trude Teige habe, konnte ich mich gut in die Personen und Geschehnisse einfinden. Ich hatte das Hörbuch und konnte der Geschichte gut folgen. Der geschichtliche Hintergrund von der Rolle Norwegens zum Ende des 2. Weltkrieges war mir bislang nichts bekannt und ich konnte noch Neues dazu lernen. Auf alle Fälle werde ich mir noch die ersten beiden Bände anschauen.

Bewertung vom 17.09.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


sehr gut

Das in die Jahre gekommene Hotel 'Zum alten Forsthaus' kämpft um jeden Gast. Umso erstaunter sind Lisa und ihr Vater als eine alleinstehende Frau nach einem Zimmer fragt und länger bleiben möchte. Was führt Daniela in das abgelegene Nest, was hat sie vor? Lisa, wie immer besorgt um das Wohlergehen der Gäste, gelingt der Kontakt zu Daniela und merkt nicht, wie sie von dieser manipuliert wird. Sie fügt sich nahtlos in das Dorfgeschehen ein und hilft bald mit im Hotelalltag.
Dagegen steht es mit der Ehe von Lisa und Simon, einem Förster, nicht zum besten. Simon ist wortkarg und hat nur wenig Sinn für die Aufopferung von Lisa.
So nimmt Daniela immer mehr Platz ein im Leben von Lisa und bald wird klar was sie wirklich hierher geführt hat.

Der Schreibstil ist ruhig mit einer subtilen Grundspannung. Leider gibt es doch einige Längen in der immer wieder kehrenden Beschreibung der Situationen und wirkt stellenweise recht konstruiert. Die Personen werden psychologisch gut dargestellt. Das Ende ist allerdings recht aprupt und hat mich etwas verwundert zurückgelassen.

Bewertung vom 12.09.2025
Tägder, Susanne

Die Farbe des Schattens


sehr gut

Auf dem Weg zum Supermarkt in einer Plattenbausiedlung verschwindet der 11 jährige Matti spurlos. Die großangelegte Suche der Polizei verläuft im Sande. Erst Tage später wird in einem leerstehnden Block die Leiche des Jungen gefunden. Der wohnungslose Hausmeister der sich in dem Gebäude einquatiert hat, gerät in Verdacht. Doch Kriminalkommissar Groth spürt dass er es nicht ist. Die Polizei und die Bevölkerung ist besorgt, vor etlichen Jahren verschwandt ebenfalls ein Junge spurlos.

Das Buch spielt 1992 in einer ostdeutschen Stadt, die Bevölkerung nach der Wende frustriert, zum Teil arbeitslos und haben wenig Geld. Dazu ist es Januar. Alles in allem ein eher dunkler melancholischer Krimi. Dazu kommt, dass Kommissar Groth selbst mit den Schatten seiner Vergangenheit und seiner toten Tochter kämpft. Der Schreibstil ist ebenfalls ruhig und fast depressiv. Irgendwie habe ich sehr lange gebraucht das Buch zu lesen und richtige Spannung ist bei mir nicht aufgekommen. Das Ende hat mich etwas überrascht.

Dies ist das erste Buch von Susanne Tägders gelesen habe, aber ich möchte dem ersten Teil gerne noch eine Chance geben. Das Cover passt eher zu der depressiven Grundstimmung der Geschichte