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meerblick

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Insgesamt 432 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2025
Weinert, Steffen

Eisfeld - Dunkle Enthüllungen / Mara Eisfeld ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Brisante Verwicklungen

Mara Eisfeld, die Kriminalhauptkommissarin, ist zerrissen zwischen ihrem beruflichen und privaten Leben. Mit Haut und Haar hat sie sich der Verbrecherjagd in ihrer Heimatstadt Berlin verschrieben. Doch ihr kleiner Sohn und der Noch-Ehemann fordern ebenso ihre ganze Aufmerksamkeit und vor allem Zeit, die gemeinsam verbracht werden möchte – ein Spagat, den sie nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten leisten kann. In ihrem Job gibt sie alles, ist überlegt, mutig und erfolgreich. Sie ist in der Lage, ihr Team zu motivieren. Gegenüber unliebsamen Anordnungen ihrer Vorgesetzten weiß sie sich zu behaupten. Im Privaten ist sie eher eine kleine, liebenswerte Chaotin.
Als ein sehr bekannter Investigativ-Journalist auf offener Straße erschossen und gleichzeitig eine Praktikantin lebensgefährlich verletzt wird, übernimmt KHK Eisfeld den Fall, muss allerdings mit unliebsamen Kollegen zusammenarbeiten. Sehr schnell ist klar wer hinter diesem Mord und Mordversuch steckt. Es entwickelt sich nun eine rasante Jagd nach dem Schuldigen, wo natürlich Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Die Spur, die sie verfolgt, gibt immer neue Rätsel auf und schließlich ergeben sich sogar Verwicklungen bis in ihr innerstes familiäres Umfeld.
Steffen Weinert liefert mit seinem Kriminalroman ‘Eisfeld – Dunkle Enthüllungen‘, dem zweiten Teil einer Fortsetzungsreihe um die KHK Eisfeld, eine brisante, hochaktuelle und ebenso spannende wie unterhaltsame Story, die wenn man einmal begonnen hat zu lesen, nicht mehr aus den Händen legen mag. Seine gut ausgebauten Charaktere geben der Geschichte eine sympathische Nahbarkeit. Man ist sozusagen mittendrin im Geschehen, das sicherlich eng an der Realität angelegt ist. Bis zur letzten Seite bleibt es fesselnd, weil stets neue, ungeahnte Aspekt einfließen und so plötzliche Wendungen der Sachlage hervorrufen.
Die Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen, ohne inhaltliche Schwierigkeiten.

Bewertung vom 27.07.2025
Kreutzmüller, Christoph;Weigel, Bjoern

Berlin im Nationalsozialismus


ausgezeichnet

Herausfordernde Zeiten für Berlin

Das Buch von Christoph Kreutzmüller und Bjoen Weigel ‘Berlin im Nationalsozialismus – Abriss einer Stadtgeschichte‘ zeichnet ein Bild dieser Stadt in jenen Jahren der Herrschaft des Nationalsozialismus. Es setzt sich intensiv mit den Auswirkungen des ideologischen Einflusses auf die Bevölkerung, die Veränderungen in ihrem Alltag auseinander. Dabei werden ausgewählte Örtlichkeiten in ihrer Veränderung betrachtet. Mal sind es ganz private, mal Vergnügungsorte oder auch Plätze, an denen die Politik durchgesetzt wurde. Zahlreiche Fotografien beleben die gut recherchierten Fakten, die in ihrer Art populärwissenschaftlich und damit gut lesbar aufgearbeitet sind.
Das Sachbuch bietet interessante, ungeahnte Einblicke in das Leben der Menschen, die in jener Zeit in der Metropole Berlin lebten und sich mit den herrschenden Machtverhältnissen auseinandersetzen mussten.

Bewertung vom 27.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Geschenke erkennen und annehmen

Julia R. Kelly beschenkt uns Lesende mit einem berührenden, vielschichtigen, lebensnahen und meiner Meinung nach auch zeitungebundenen Roman ‘Das Geschenk des Meeres‘. Die Geschichte lebt nicht nur aus dem zauberhaft aufgebauten Plot heraus allein, sondern ebenso durch den einfühlsamen, ruhigen Schreibstil, der sowohl die widrigen Witterungsbedingungen in jenen kalten, unwirtlichen Wintertagen im Jahre 1900 in dem kleinen, schottischen Fischerdörfchen Skerry, gelegen an der schroffen, stürmischen Atlantikküste, eindrucksvoll beschreibt als auch die Protagonisten in ihrer charakterlichen Entwicklung hervorragend darstellt.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die unnahbare, steife Dorfschullehrerin Dorothy und der ruhige, liebenswerte Joseph, deren Liebe füreinander schicksalhaft belastet ist und viele Jahre ihres Lebens als schwere Bürde auf ihren Schultern lastet, allerdings aus völlig unterschiedlichen Beweggründen. Als eines Tages ein heftiger Sturm ein Kind mehr tot als lebendig an die Küste spült, das Joseph findet und der Pfarrer es schließlich in die Obhut von Dorothy gibt, werden alte Wunden aufgerissen aber gleichzeitig ergeben sich neue Chancen im Leben, dem einst grausamen Schicksal offen zu begegnen. Ausgerechnet dieser kleine, schweigsame Junge könnte es möglich machen Gefühle zu überdenken, alte Wunden endlich heilen zu lassen und ein wertvolles Geschenk anzunehmen.
In den zwei Erzählsträngen vom ‘Damals‘ und dem ‘Jetzt‘ aus unterschiedlichen Perspektiven der Schlüsselfiguren erfahren wir vom Leben der Dorfgemeinschaft, von ihren Vorlieben und Sehnsüchten, vom täglichen Tratsch und Klatsch, von Intrigen und Pflichterfüllung, von Schmerz und tragischen Ereignissen, von unerfüllten Lebensträumen, von brutalen Szenen in einer Ehe.
Dieser Roman besitzt für mich auch heute noch eine große Aktualität. Ich wünsche ihm, dass er sein begeistertes Lesepublikum findet.

Bewertung vom 27.07.2025
Evans, Virginia

Die Briefeschreiberin


ausgezeichnet

Der Zauber des geschriebenen Wortes

Entgegen der Schnelllebigkeit in unserem modernen Leben liebt es die Protagonistin Sybil van Antwerp, Briefe zu schreiben. Sie glaubt sich besser im geschriebenen Wort ausdrücken zu können und mag eine ganz besondere Sorte von Briefpapier und natürlich ganz konventionell die Spur des Tintenflusses. Dabei verfolgt sie bei manchem Briefwechsel eine zeitliche Routine einzuhalten, bei anderen wiederum erfolgt der Austausch in losen Abständen. Als begeisterte Leserin spiegelt sie dem ein oder anderen Autor ihre Gedanken und Gefühle als Feedback auf seine Geschichte und freut sich sehr über eine Antwort. Sie hebt alle ihre erhaltenen und zum Teil die Kopien der geschrieben Briefe auf. Diese Korrespondenz besitzt einen unschätzbaren Wert für sie.
Sybil ist mit dreiundsiebzig Jahren längst im Ruhestand. Nicht ganz unvermögend konnte sie sich diesen Luxus noch vor dem üblichen Rentenalter leisten. Sie blickt auf ein beruflich ausgefülltes und erfolgreiches Leben als Juristin zurück, das allerdings nicht ganz ungetrübt ist. Eine falsche Handlung von ihr belastete durch ein Fehlurteil eine ganze Familie. Diese Tat liegt noch immer schwer auf ihrer Seele. Ihr privates Glück jedoch konnte sie nicht finden. Ein tragischer Unfall, eine Scheidung, Missverständnisse mit ihrer Tochter trüben ihren Alltag. Hier muss sie Fehler einsehen und versuchen zu korrigieren. Schließlich begibt sie sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit, die unverhofftes Glück bescheren.
Virginia Evans wagt sich mit ihrem Roman ‘Die Briefeschreiberin‘ auf ein ungewöhnliches Terrain, eine Geschichte zu erzählen. Ich war sehr überrascht wie leicht und flüssig sich die aufeinanderfolgenden Briefe gelesen haben, sich in wunderbarer Weise zu einer Geschichte mit Tiefe, Tragik, glücklichen und schmerzlichen Momenten als Beschreibung eines inhaltsreichen Lebens zusammenfügten.
Wer sich an ein ungewöhnliches auf jeden Fall lohnendes Leseerlebnis heranwagen möchte, findet hier beste Unterhaltung und besonderen Lesegenuss.

Bewertung vom 26.07.2025
Schreiber Pekin, Yasemin

Die Truhe der Schamanin


sehr gut

Im Jahr der Schlange

Yasemin Schreiber Pekin entführt uns Leser in ihrem historischen Roman ‘Die Truhe der Schamanin‘, dem ersten Teil einer Trilogie, in die Zeit der kämpferischen, brutalen Auseinandersetzungen des Dschingis Khan. Entlang der Seidenstraße kreuzen sich die Wege von Menschen aus sehr unterschiedlichen Landesteilen mit differenten kulturellen Ausprägungen, Sprachen und spirituellen Besonderheiten. Die spannend geschriebene Fiktion ist eng verwoben mit regionalen, mystischen Fabelwesen.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Schamanin Rana, die gemeinsam mit ihrer hochschwangeren Tochter Al-Su vor Enforcern flieht. Dabei wird ihnen eine wertvolle Truhe mit unschätzbar wichtigen Schriftstücken und medizinischen Gaben gestohlen. Der Dieb, ein Mongole, konnte schwer verletzt entkommen. Nun sind sie auf der Suche nach ihren Habseligkeiten, bekommen Gesellschaft und treffen auf Gäste, die sich entlang der Seidenstraße auf den Weg gemacht haben zu einer Hochzeit, einer bedeutenden Hochzeit. Dschingis Khan möchte seiner Tochter mit einem Uiguren verheiraten. Das lockt jede Menge Besucher aus nah und fern an.
Es gibt drei Handlungsstränge, die sich im Laufe der Geschichte verbinden, dennoch jede Menge Fragen offenlassen, die sicherlich in der angekündigten Romanfortsetzung ihre Antworten finden. Im Anhang des Buches werden hilfreiche Anmerkungen zu geschichtlichen Zusammenhängen und angeführten Personen gemacht.

Bewertung vom 21.07.2025
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht


sehr gut

Herausforderungen im Leben

Die Ich-Erzählerin, Ende fünfzig, in Doris Knechts Roman ‘Ja, nein, vielleicht‘ lebt die überwiegende Zeit unabhängig und allein in einem alten zurecht gemachten Haus auf dem Land, ohne innigen Kontakt zu ihren Nachbarn. Man grüßt sich, wenn man sich begegnet, wechselt ein paar knappe Worte. Aber dieses freie unabhängige Leben hat sich die Protagonistin selbst ausgesucht. Ihre Kinder, ein Zwillingspaar, leben unabhängig in der Großstadt, in Wien. Die Verbindung zum Vater der Kinder besteht so gut wie gar nicht mehr.
Trotz eines sehr großen Familienverbandes mit weiteren 4 Geschwistern, die wiederum Kinder haben, verheiratet sind und den eigenen Eltern besteht wenig Kontakt. Man telefoniert, tauscht sich sporadisch aus über Belanglosigkeiten oder Themen, die berühren. So auch über eine Schwester, die unsere Protagonistin darum bittet, ihr Apartment in der Großstadt Wien vorübergehend benutzen zu dürfen. Nun beginnt sich das Gedankenkarussell zu drehen. Unglaublich viele Fragen entstehen, die mit sich allein diskutiert werden. Auch ein zufälliges Treffen mit einem alten Freund führt zu ausufernden Gedankenkonstrukten, die zwanghafte Handlungen bewirken. Schließlich werden auch Zahnschmerzen, verursacht durch Parodontose als Folge des fortschreitenden Alterungsprozess gesehen und ausgewertet.
Die Autorin fängt das seelische Leiden ihrer Protagonistin sehr akribisch ein, zeichnet das Bild einer Selfmadefrau, die sich in den gesellschaftlichen Zwängen eines Paarbildes unwohl fühlt, Zu Hause in ihren vier Wänden führt sie ein glückliches Dasein, ist zufrieden mit ihrer schriftstellerischen Berufung, dem Alleinsein. Doch dann, wie so oft im Leben, wandeln sich die Herausforderungen durch unvorhersehbare, unbeeinflussbare Ereignisse, die neue Perspektiven in den Mittelpunkt mentaler Auseinandersetzungen stellen.

Bewertung vom 21.07.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


ausgezeichnet

Wandlungen

Jenni Mäki ist neunundvierzig Jahre alt als sie beschließt, ihren Ehemann Jussi und damit das edle Haus am Wasser aber auch das finanziell sorgenfreie Leben zu verlassen. Die Kinder sind erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Ihre Aufgabe als Mutter, über die sie sich all die Jahre identifiziert hat, ist erledigt. Die Untreue von Jussi hält sie nicht mehr aus, auch dieses aneinander Verbeischauen trifft sie tief im Herzen und so fasste sie den für sie nicht einfachen Entschluss zu gehen, um sich eine neue Existenz aufzubauen, vielleicht sogar ein neues Leben zu leben. Sie ändert ihren Namen, nennt sich fortan Jenny Hill. Das zeigt ihre Verbundenheit zu dem Jahr, welches sie als Austauschschülerin in den Vereinigten Staaten von Amerika verbrachte. Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe bestimmten ihr Leben. Dem Drang nach Anpassung gab sie stets nach. Ihre Psychotherapeutin stellte ihr die Aufgabe, Briefe an eine Person zu schreiben, in denen sie ihre Wünsche, Gefühle und Gedanken festhält, um zu reflektieren. Es sollte der Weg sein aus der Sackgasse selbstvernichtender Grübeleien.
Minna Rytisalo beschreibt in ihrem Roman ‘Zwischen zwei Leben‘ die Wandlung einer Frau, die sich selbst wenig Respekt entgegenbringt, sich unwohl in dieser Rolle fühlt und Stück für Stück in ein befreites, ungezwungenes Leben geht. Die Autoren benutzt als schriftstellerisches Stilmittel drei Perspektiven – eine Erzählstimme, die sehr persönlichen Briefe der Protagonistin und Flüsterstimmen von Märchenfiguren, die ihre wahre Geschichte erzählen, damit einen geänderten Blick auf die alten Märchen ermöglichen.
Ich habe dem Buch Zeit gegeben, um tiefer einzutauchen in das Geschehen und es hat sich gelohnt.

Bewertung vom 21.07.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


ausgezeichnet

Besitzergreifende narzisstische Einflussfaktoren

Lisa ist die Tochter des Besitzers eines in die Jahre gekommenen Familienhotels, idyllisch gelegen im schattengrünen Tal des Schwarzwaldes, das mehr oder weniger von seinen Stammgästen lebt. Mit ihrer äußerst auffälligen Fürsorge für Menschen steht sie sich oft selbst im Weg und lässt Simon, ihren Mann, in den Hintergrund geschoben zurück. Darunter leidet die Ehe. Während Simon seine Leidenschaft für die Natur zum Beruf gemacht hat, scheitert Lisa immer wieder an der sturen und selbstgefälligen Art ihres Vaters, mehr Verantwortung im Familienbetrieb zu übernehmen.
Als eines Tages eine Frau trotz widriger Umstände, die Heizung ist ausgefallen und es herrschen eisige Temperaturen im Haus, unbedingt in ihrem angemieteten Zimmer bleiben will, gerät Lisa durch das Verhalten dieser Fremden zusehends tiefer in Bedrängnis. Die Geschehnisse spitzen sich dramatisch zu und entwickeln sich zu einem handfesten Konflikt, durch besitzergreifende narzisstische Einflussfaktoren.
Kristina Hauff erschafft in ihrem Roman ‘Schattengrünes Tal‘ lebensnahe Charaktere, die aus abwechselnden Erzählperspektiven beschrieben werden, die ihre Gedanken und Gefühle realistisch offenlegen und damit eine Atmosphäre der Vertrautheit schaffen, mich tief in das spannende, aufreibende Geschehen hineingezogen haben. Klug baut sie Schritt für Schritt ein bemerkenswertes Spannungspotenzial auf, welches schmerzliche Momente aufweist, die zeigen wie schwierig es ist, mit Vertrauensverlusten umzugehen, es aber auch immer wieder Chancen im Leben gibt, die positiv genutzt werden wollen.
Wer sich gern mit menschlichen Herausforderungen auseinandersetzt, sich diesen stellt, wird in diesem Roman auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 17.07.2025
Manawatu, Becky

Aue


ausgezeichnet

Traumata von Generationen und indigenen Völkern

Becky Manawatu erzählt in ‚‘Aué‘ eine schmerzliche, traurige Geschichte über das Geschwisterpaar Árama und Taukiri, die ihre Eltern verloren haben und damit den Halt in ihrem Leben. Während der achtjährige Ámara bei seiner Tante und dem gewalttätigen Onkel auf einer abgelegenen Farm in Neuseeland unterkommt, sucht Taukiri mit seinen siebzehn Jahren sein Seelenheil durch Flucht vor der Heimat. Er reist quer durchs Land ohne feste Arbeit und macht auch vor dem kriminellen Drogenmissbrauch keinen Halt. Ámara findet in Beth, der Nachbarstochter, eine Freundin.
Die Geschichte wird nicht linear erzählt. Man taucht immer wieder in verschiedene Zeitebenen und Erzählperspektiven ein, sodass man erst nach und nach ein Verständnis für die familiären Zusammenhänge bekommt, für die Suche nach den Wurzeln und schließlich auch das schwere Leid der Maori, der Ureinwohner Neuseeland, verstehen lernt.
Der Buchtitel, der ein Synonym für wehklagen, weinen ist, weist auf den Schwerpunkt dieses außergewöhnlichen Romans. Er liest sich nicht flott dahin, sondern verlangt nach Aufmerksamkeit, verleitet zum Nachdenken, schenkt großen Lesegenuss durch seinen einzigartigen Sprachstil und Erkenntniszuwachs über das Leben von Menschen, die am anderen Ende unserer Erde wohnen.
Meine Leseempfehlung spreche ich sehr gern an dieser Stelle aus.

Bewertung vom 15.07.2025
Rubik, Kat Eryn

Furye


ausgezeichnet

Folgenschwere Entscheidungen

Kronos tötet seinen Vater Uranus. Das auf die Erde Gaia gefallene Blut zeugt die drei Schwestern, genannt die drei Furien Alekto, die Unaufhörliche, Megaira, die Widerwillige und Tisiphone, die Vergelterin – so steht es geschrieben in Hesiods Epos. Beeindruckt von diesen Zeilen benennen sich fortan die drei Freundinnen Alec, Meg und Tess.
Alec, eine erfolgreiche Managerin in der Musikbranche, kehrt nach circa zwanzig Jahren zurück an den Ort ihrer Kindheit, an einen Küstenort mit den schroffen Felsen und dem wilden Meer. Sie stellt sich ihren Erinnerungen aus den letzten Jahren ihrer Schulzeit, die sie gemeinsam mit Meg, Tess und dem geheimnisvollen, begehrenswerten Romain, ihrer großen Liebe, verbrachte. Lange Zeit verdrängte sie, was in jenen Tagen geschehen war, welche verhängnisvollen Auswirkungen Drogen- und Alkoholsucht, brutale Gewalt, Depressionen, Vernachlässigung hatten und in welcher scheinbaren Ausweglosigkeit sie sich als Teenies befanden, diesen Begleitumständen ihres jungen Lebens zu entfliehen. Doch die Geschichte findet erst in den späten Wochen der Aufarbeitung, die mit Hilfe eines alten Tagebuches stattfindet, einen tragischen Abschluss, den niemand vorhersehen konnte.
Kar Eryn Rubiks Roman ‘Furye‘ hat mich von der ersten Seite an gefesselt und immer tiefer in das Geschehen hineingezogen. Es ist ihr aus meiner Sicht hervorragend gelungen, ein authentisches Bild einer Gesellschaft zu zeichnen, die achtlos wegschaut und so verantwortlich zeichnet für schmerzliche Verluste und tiefsitzende psychische Verletzungen. Die Sprache der Autorin ist klar und eindrücklich. Ihre Gabe Bilder durch die gewählten Worte entstehen zu lassen, ist sehr beeindruckend und fängt den Lesenden in einer angenehm unterhaltenden Art ein.
Sehr gern möchte ich diesen besonderen Roman weiterempfehlen.