Benutzer
Benutzername: 
remul

Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


sehr gut

Eine feinfühlige Erzählung um Verlust und Trauer
Die Geschichte spielt in Skerry, einem abgelegenen schottischen Fischerdorf um 1900. Die Hauptprotagonistin Dorothy ist als junge Frau von Edinburgh nach Skerry gezogen, um dort als Lehrerin zu arbeiten. Ihre Mutter eine strenge lieblose Person hat ihr keine glückliche Kindheit beschert. Auf Skerry will Dorothy einen Neuanfang wagen. Als der Fischer Joseph beginnt sich für sie zu interessieren, lässt sie ihre eigenen Gefühle nicht zu und weist ihn brüsk ab. Es hätte sich alles positiv entwickeln können, wenn sie sich nicht mit ihren festbetonierten Grundsätzen selbst im Weg stehen würde. Wenn man aber bedenkt, dass sich alles vor über 100 Jahren zugetragen hat, wird vieles nachvollziehbarer. Der Schreibstil, der für mich bislang unbekannten Autorin hat mir gut gefallen Sie hat eine poetische Ausdrucksweise, die einen die gedrückte Stimmung, das Schweigen, die Einsamkeit förmlich fühlen lässt. Es ist eine Erzählung , die überwiegend ein düsteres Bild des Alltags zeichnet und erst ganz am Ende ist ein leichter Hoffnungsschimmer erkennbar.

Bewertung vom 05.07.2025
Koelle-Wolken, Patricia

Der Garten der kleinen Wunder


sehr gut

Ein Garten, in dem man die Seele baumeln lassen kann
Der Garten der kleinen Wunder von Patricia Koelle-Wolken ist ein Buch der leisen Töne. Der Garten ist ein Ort zum Durchatmen, in dem man sich von der lauten Welt erholen kann. Ein Ort in dem alle Zeit vorhanden ist um inspirierende Gespräche zu führen und wo Verständnis aufgebracht wird für Menschen, die introvertiert sind und Probleme haben sich im Alltag zurecht zu finden. Wie die 14 jährige Vica, die eines Tages bei Toja der aktuellen Bewohnerin der Idylle auftaucht.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr gefühlvoll und detailreich. In ihrer unaufgeregten Sprache lädt sie den Leser zum Innehalten und Nachdenken ein. Die vermittelte Botschaft ist, dass auch Menschen, die still und zurückhaltend sind und schnell als Außenseiter abgestempelt werden, einen erfüllten Platz im Leben finden können. Es ist ein Buch, das einen in eine harmonische Welt entführt und einem ein paar entspannte Stunden beschert. Ich fürchte allerdings, dass die Realität anders aussieht.

Bewertung vom 03.07.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


sehr gut

Frei und unabhängig
Das Erstlingswerk der Autorin Penelope Slocombe handelt von Torran, dem 18jährigen Sohn von Anne und Robert, der bei einem Aufenthalt in Indien nicht mehr nach Hause zurückgekehrt ist. Die Eltern machen sich zunächst gemeinsam auf die Suche. Aber mit zunehmender Dauer schwindet bei Robert die Hoffnung seinen Sohn jemals zu finden. Einzig Anne hält sich mittlerweile seit 3 Jahren alleine im Himalaya auf und hofft den Verbleib Torrans klären zu können. Die Suche nimmt neue Fahrt auf als Roberts Nichte Esther eine Journalistin auf eine Spur stößt. Sie macht sich auf nach Indien um gemeinsam mit Anne dem Hinweis nachzugehen. Man verfolgt ihre Unternehmungen voller Spannung und wünscht ihnen erfolgreich zu sein.
Am besten konnte ich mich in Anne hineinversetzen , die als verzweifelte Mutter während der bislang 7jährigen Abwesenheit ihres Sohnes viele Stadien durchmacht, von anfänglich großer Hoffnung, über Selbstzweifel – Was hab ich falsch gemacht?, - bis letztendlich hin zum Loslassen und damit auch ihren Frieden machen zu können.
Es ist ein Buch, das auch nach Ende noch nachwirkt und man sich selber die Frage stellt, ob man bereit wäre alle Bindungen abzubrechen, um weit weg frei und unabhängig leben zu können.

Bewertung vom 22.06.2025
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


weniger gut

Bleibt unter seinen Möglichkeiten
Im als Thriller deklarierten Buch „Die feindliche Zeugin“ von Alexandra Wilson wird Emmett ein Schwarzer Jugendlicher des Mordes an einem weißen Krankenpfleger beschuldigt. Vertreten wird er von der jungen Anwältin Rosa Higgins, die schon bald sicher ist, dass Emmett nicht der gesuchte Täter ist. Da die Justiz sich bereits auf Emmett festgelegt hat, beginnt sie eigene Ermittlungen durchzuführen. Eigentlich hatte die Geschichte viel Potential, das in meinen Augen leider nicht genutzt wurde. Der Fall, wird mehr oder weniger am Rande abgehandelt, der vermeintliche Täter ist nicht kooperativ, obwohl er zum Rekonstruieren des Tatablaufes beitragen könnte. Die Ermittlungen der Anwältin gestalten sich einigermaßen unbeholfen, per Zufall findet sich eine weitere Zeugin, von deren Aussage alles abhängt. Das Privatleben der Anwältin nimmt sehr viel Raum ein, eine unbefriedigende Liebesbeziehung, eine Mutter im Gefängnis und eine sterbenskranke Großmutter. Nebenschauplätze, die von der eigentlichen Handlung ablenken, die dadurch für mich auf der Strecke bleibt. Auch die einzelnen Personen bleiben blass, man betrachtet das Geschehen distanziert und unbeteiligt. Von Spannung kann leider keine Rede sein, Thrillerleser werden nicht auf ihre Kosten kommen. Vielleicht findet das Buch seine Fans, ich gehöre leider nicht dazu.

Bewertung vom 20.06.2025
Neudert, Cee

tiptoi® Bildergeschichten über den Umgang mit Gefühlen - Amélie Amie und die Sache mit der Vielfalt


ausgezeichnet

Ein wichtiges Thema kindgerecht aufbereitet
Mit Amélie Amie und die Sache mit der Vielfalt haben wir zum ersten Mal eine neue Form der tiptoi Reihe kennengelernt. Während wir bislang nur Wissensbücher im Regal stehen haben wird in der neuen Reihe eine zusammenhängende Geschichte erzählt, der mein 4 vierjähriger Neffe allerdings sehr aufmerksam gefolgt ist.
Amélie erlebt mit ihren Freunden Lucky und Ben magische Ferien, auf 8 Doppelseiten werden Wände angestrichen, Blumen gepflanzt, ein Baumhaus gebaut und zum Schluss die Nachbarschaft eingeladen, den liebevoll verschönerten Hof gemeinsam zu nutzen. Dabei klingeln sie an alle Türen und lernen die unterschiedlichsten Menschen kennen. Hautfarbe, Religion, körperliche Beeinträchtigungen sind Äußerlichkeiten, die für den Umgang miteinander keine Rolle spielen.
Ein wichtiges Buch, dass Kindern soziale Kompetenz vermittelt, indem sie der Vielfalt der Menschen mit Toleranz und Empathie begegnen.

Bewertung vom 18.06.2025
Gosling, Sharon

Der alte Apfelgarten


ausgezeichnet

Der Garten der Hoffnung
Mit „ Der alte Apfelgarten“ erscheint bereits das 4.Buch von Sharon Gosling auf dem deutschen Markt. Die beiden Schwestern Bette und Nina erben nach dem Tod des Vaters gemeinsam seine hochverschuldete Crowdie-Farm. Die jüngere Schwester Nina hat mit ihrem Vater gemeinsam die Farm bewirtschaftet, während Bette in London als Rechtsanwältin Karriere gemacht hat und sich über 20 Jahre lang nur selten in ihrem Elternhaus hat blicken lassen. Nun müssen sich die beiden Schwestern wohl oder übel wieder zusammenraufen. Der titelgebende Apfelgarten von deren Existenz niemand wusste wird per Zufall entdeckt und könnte sich als Rettung erweisen und den unvermeidlich erscheinenden Verkauf der Farm verhindern. Die Autorin hat wie immer einen warmen gefühlvollen Schreibstil, die Geschichte bietet mit einer Portion Herzschmerz, einer Prise Humor und einer kleinen Dosis Spannung alles was man für einen gemütlichen Abend am Kamin braucht. Mir hat´s jedenfalls gut gefallen.

Bewertung vom 18.06.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


ausgezeichnet

Gewalt im Namen Gottes
Der Roman We burn daylight von Bret Anthony Johnston beschäftigt sich mit den tragischen Ereignissen die sich 1993 auf einer Ranch in Waco / Texas abspielten und vielen Menschen das Leben kostete. Der Autor teilt das Buch in 4 Kapitel ein und bezeichnet diese mit den 4 Pferde der Apokalypse, die in der Offenbarung des Johannes beschrieben werden als Symbole für den Beginn der Endzeit. Laut Perry Cullen (könnte mit dem realen David Koresh identisch sein) dem charismatischen Führer einer kleineren Gruppierung auf besagtem Anwesen in Waco, steht der Untergang der Welt bevor. Zu seinen Anhängern gehört auch die Mutter der 14 jährigen Jaye, die ihren Mann verlässt und nach Texas zieht. Per Zufall lernt Jaye den gleichaltrigen Roy, den Sohn des ortsansässigen Sheriffs kennen. Die Ereignisse werden abwechselnd aus der Perspektive von Jaye und Roy geschildert. Dazwischen gibt es immer wieder aktuelle Podcast-Einflechtungen von damaligen Augenzeugen, die ihre unterschiedlichen Auffassungen kundtun, je nachdem zu welchen Sympathisanten sie gehören. Der Autor schafft es eindrucksvoll historische Realität mit Fiktion zu verbinden. Für mich ist besonders Jaye eine herausragende Figur, ihre innere Zerrissenheit zwischen der Liebe zu ihrer Mutter und dem Wunsch sich aus Currens Einfluss zu befreien ist glaubhaft und emotional intensiv. Ein wichtiges Buch gerade auch in der heutigen Zeit, das aufzeigt wie einfach es sein kann Menschen zu manipulieren.

Bewertung vom 03.06.2025
Atkinson, Kate

Nacht über Soho


ausgezeichnet

Erzählkunst vom Feinsten
In Nacht über Soho tauchen wir mit Kate Atkinson auf über 500 Seiten in das Nachtleben von London nach dem 1. Weltkrieg ein. Im Mittelpunkt steht Nellie Coker, die Besitzerin von 5 Nachtclubs und ungekrönte Königin der Unterwelt. Aber während eines Gefängnisaufenthaltes bringen sich ihre Gegner in Stellung um ihr den Thron streitig zu machen. Als weiterer Gegner ist mit John Frorbisher ein neuer Chef bei Scotland Yard im Einsatz, im Gegensatz zu einigen seiner korrupten Mitarbeiter ist er unbestechlich und setzt alles daran für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Autorin schafft es immer wieder aufs Neue mich zu begeistern, sie beschreibt die Welt vor 100 Jahren so, dass ich oft den Eindruck hatte ich wäre selbst mittendrin. Eine Gesellschaft, die sich noch von den Folgen des Krieges erholt, die nur noch vergessen und genießen will. Gleichzeitig schimmert aber zwischen all diesem Glitzern und Prunk ein Gefühl von Verfall und Verzweiflung durch. Das Ganze wird mit dezentem Humor präsentiert, so dass man trotz der oft tragischen Ereignisse immer wieder lächeln musste. Ein Gesellschaftsroman mit Krimielementen den ich nur wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 29.05.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Traumatische Kurerlebnisse
Die 8 jährige Susanne wird 1969 zur Erholung nach St. Peter Ording in Kur geschickt. Sie landet im Haus Morgentau und verbringt dort die schlimmste Zeit ihres Lebens. Sowohl der Kurarzt als auch das Betreuungspersonal herrschen vor Ort mit harter Hand. Absoluter Gehorsam wird verlangt und bei Nichteinhalten mit drastischen Strafen geahndet. So werden Kinder im Keller eingesperrt oder in einen Turm, wo man sie zwingt stundenlang auf einem Stuhl zu stehen. Die Vergehen sind in der Regel nebensächlich, es reicht schon die ungenießbare Mahlzeit nicht herunterwürgen zu können. Besonders eine sadistisch veranlagte Person hat eine ungeheure Freude daran, die Kinder bis aufs Blut zu quälen und zu demütigen. Susanne ist ihr Leben lang traumatisiert und hätte professionelle Hilfe benötigt um die Erlebnisse zu verarbeiten. Sie entwickelt sich zu einem schwierigen Menschen, der sich im späteren Leben als beziehungsunfähig erweist.#
Der 2. Handlungsstrang spielt im Jahr 2018, Susannes demente Mutter liegt im Sterbebett und in den wenigen lichten Momenten, erzählt Susanne ihr und den anwesenden Geschwistern und ihrer Tochter von den Erlebnissen in der Kur. Ein Buch, dass wie alle Bücher von der Autorin mit leichter Feder und flüssig geschrieben ist. Aber der Inhalt ist oft erschütternd und schwer zu lesen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass solche Vorkommnisse in sogenannten Verschickungsheimen noch bis in den 80iger Jahren an der Tagesordnung waren. Ein wichtiges Buch, dass mich noch lange beschäftigen wird.

Bewertung vom 16.05.2025
Nicholas, Anna

Das Teufelshorn


gut

Schöne Landschaft - wenig Spannung
Am Strand von Pollença wird in der Mittagszeit ein kleines Mädchen entführt. Isabel Flores, die früher Polizistin war, mittlerweile aber auf Mallorca Ferienhäuser vermietet, wird von ihrem ehemaligen Amtskollegen gebeten an diesem Fall mitzuarbeiten. Im Verlauf der Ermittlung wird sie noch in einen Mordfall an einem alten Mann involviert. Nachdem die Handlung zu Beginn etwas dahinplätschert, überschlagen sich zum Ende hin die Ereignisse. Was mich ein bisschen gestört hat, neben aller Sympathie für die Ermittlerin, ist deren Vielzahl an Talenten, sie ist ein Sprachgenie und weltweit vernetzt, ob in Kanada oder Kolumbien, überall hat sie Ansprechpartner, die ihr behilflich sind. Sie klärt quasi im Alleingang beide Fälle und lässt ihre Kollegen alt aussehen. Die Autorin hat einen schönen Schreibstil, der Krimi lässt sich flüssig lesen, aber mir fehlte die Spannung. Da das Schicksal ihres Onkels der seit mehreren Jahren verschwunden ist, immer noch ungeklärt ist, gehe ich davon aus, dass die Reihe weiter fortgesetzt wird. Für Cosy Krimifans ist „Das Teufelshorn“ bestimmt das Richtige, mich hat es nicht so begeistert.