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wonderland09

Bewertungen

Insgesamt 80 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2025
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Midwatch - Das Internat der unerwünschten, aber begabten Mädchen!

Gestaltung:
Das Buch ist wunderschön gestaltet: Als Hardcover ist es wertig, das Titelbild sieht aus wie ein historischer Abenteuerroman. Im Innenteil befinden sich viele detailreiche Zeichnungen, die wie aus einem antiken Buch wirken. Alle Illustrationen sowie die Schrift sind in Blautönen gehalten, was meiner Tochter und mir sehr gut gefallen hat, da dies unsere Lieblingsfarbe ist. Einfach klasse und mit viel Liebe gestaltet!

Inhalt:
Maggie Fishbone ist ein Waisenkind. Doch sie hat einen hohen Gerechtigkeitssinn und wenig Sinn für die Tugenden eines braven und sittsamen Mädchens, wie es die Nonnen gerne hätten, die das Waisenhaus leiten. So soll sie schließlich nach Midwatch gebracht werden, das "Internat der unerwünschten Mädchen". Hier soll sie lernen, folgsam und anständig zu werden.
Doch nach ihrer Ankunft entpuppt sich dieser Ort als Ausbildungsstätte für clevere Detektivinnen, die schwierige Fälle lösen, Entführte aufspüren und die Stadt heimlich vor Unheil bewahren. Deswegen werden hier auch neben normalen Fächern viele andere Dinge vermittelt wieVerstecken, Morsen und sogar fremde Sprachen wie Schweizerdeutsch.
Kaum hat Maggie diese Nachricht verdaut, meldet sich der Bibliothekar der Stadt mit der Vermutung, dass eine Bekannte von ihm in Schwierigkeiten steckt. Miss Fenchurch hatte offenbar in der Bücherei etwas Bedeutsames entdeckt, doch bevor sie es ihm zeigen konnte, war sie verschwunden.
Maggie und ihre neuen Freundinnen machen sich auf die Suche und geraten in ein Abenteuer, das sie sich nie zu träumen wagten!

Mein Eindruck:
Optisch ist das Buch, wie bereits erwähnt, einfach klasse. Ich habe es zusammen mit meiner Tochter (11J) gelesen und wir haben es kaum aus der Hand legen können. Die Kapitel sind von der Länge her genau richtig für das Alter ab 10J. Man kann sie beim Vorlesen gut in 2er Paare einteilen, denn nach je 2 Kapiteln ist ein Abschnitt zu Ende und die Handlung wird durch einen Tipp mit der Überschrift "Nützliche Dinge, die jedes Mädchen wissen sollte" unterbrochen. Hier lernt man zum Beispiel etwas über das Knüpfen von verschiedenen Knoten, wie man sich leichter das Morsealphabet merken kann, wie man sich anschleichen kann, aber auch so scheinbar abwegige Dinge wie man einem Krokodil entkommen kann. Man kann einiges dabei lernen und gleichzeitig ist dieses Wissen auch immer mit Humor verbunden.
Teilweise enden die Kapitel mit Cliffhangern, sodass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Die Geschichte ist zum einen sehr spannend aufgebaut, man folgt mit den Mädchen den jeweiligen Hinweisen und macht sich seine Gedanken dazu. Gleichzeitig muss man auch immer wieder schmunzeln, wenn unerwartete Missgeschicke passieren oder die Situation an sich eine gewisse Komik beinhaltet.
Wir hatten jede Menge Spaß und haben viel in Midwatch gelernt, besonders im letzten Drittel wird es auch sehr actionreich, den Teil mussten wir in einem Rutsch lesen.
Das Einzige, das uns leider beim Lesen ärgerlich aufstieß, waren immer wieder auftauchende Druckfehler. So gab es an vielen Stellen "sage" statt "sagte" oder "frage" statt fragte.
Vor allem die Tatsache, dass dieser Fehler sich durch das gesamte Buch zog, hat uns gestört.
Daher ziehen wir einen halben Punkt ab. Ansonsten haben wir dieses Buch geliebt und würden uns über ein weiteres Midwatch-Abenteuer sehr freuen!

Fazit:
Tolle Gestaltung, spannende und lehrreiche Story mit Humor - Dieser Kinderkrimi braucht unbedingt weitere Bände!

Bewertung vom 02.08.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


gut

Kann man gegen eine Prophezeiung ankämpfen?

Cover:
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Der Schmetterling ist häufig ein Symbol für die Seele und für Zerbrechliches. Die Tatsache, dass er auf dem Wasser landet, verleiht dem Cover etwas Schönes und Geheimnisvolles, aber auch etwas leicht Unheimliches. Es macht auf jeden Fall neugierig und hat mir gut gefallen.

Inhalt:
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"Man hat mir gesagt, ich hätte mit dem Finger auf Passagiere gezeigt und mehrmals gesagt: »Gegen das Schicksal kommt man nicht an.«"
(S. 29)

Auf einem Inlandsflug von Hobart nach Sydney steht plötzlich eine alte Dame auf, zeigt nacheinander auf jeden der Passagiere mit den Worten "Ich erwarte", gefolgt von Todesursache und Sterbealter des Passagiers.
Viele halten sie für eine Betrügerin, aber als die ersten Voraussagungen eintreffen, wollen alle die "Todesdame" finden und versuchen, ihr Schicksal zu ändern.

Mein Eindruck:
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"Angeblich glauben nur vier von zehn Personen an Hellseherei. Ich kann diese Zahlen nicht überprüfen. Sie gehören zu den »Fakten«, die ich im verschmutzten Meer des Internets treiben fand. (Um das klarzustellen: Ich finde das Internet großartig, trotz der Verschmutzung.)
Ich glaube, in Wahrheit kann die Einstellung zum Wahrsagen so vielschichtig wie eine Schwarzwälder Kirschtorte sein. Der Verstand sagt: Unsinn! Das Unterbewusstsein sagt: Und wenn es doch stimmt?
Manchmal hängt es von der Tageszeit ab. Jemand, der im Sonnenschein darüber spottet, kann in der dunklen Tiefe der Nacht mit wild klopfendem Herzen erwachen."
(S. 94)

Ich habe schon ein paar Romane von der Autorin gelesen und war vor allem von ihrem Bestseller "Big little lies" begeistert. Daher war ich auch auf dieses Werk sehr gespannt. Die Idee, was es mit einem Menschen macht, wenn er von jemandem seinen voraussichtlichen Tod vorhergesagt bekommt, faszinierte mich.
Frau Moriarty versucht dies auch sehr detailliert herauszuarbeiten, indem sie abwechselnd die Handlung aus Sicht eines der Passagiere und aus der Ich-Perspektive der Hellseherin beschreibt. Leider ist mir diese Umsetzung zu ausführlich geraten. Zum einen sind es mir zu viele handelnde Personen und zum anderen wird von jeder Person der Alltag mit vielen Kleinigkeiten beschrieben, sodass ich viele Passagen nur quergelesen habe, weil mich die vielen Belanglosigkeiten genervt haben und sie die Handlung für mich nicht wesentlich vorangetrieben haben. Sicher, so konnte man sich die Charaktere besser vorstellen, aber vielleicht hätte man sich dann auf noch weniger Personen beschränken sollen.
Nachdem ich mich teilweise bis zur Hälfte gequält hatte und schon überlegt hatte, das Buch abzubrechen, bin ich doch froh, es beendet zu haben. Vor allem im letzten Drittel werden die Handlungsstränge geschickt miteinander verwoben und das Ende ist dann überraschend, aber schlüssig gelöst.
Der Roman zieht sich für meinen Geschmack zu sehr in die Länge, aber die Idee dahinter und einige Zitate haben mir auch gut gefallen und mich zum Nachdenken verleitet.
Daher gebe ich dann doch noch 3 Sterne.

Fazit:
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Die Idee ist toll, die Umsetzung anfangs zäh, aber letztendlich gut und interessant gelöst. Er regt zum Nachdenken über das eigene Leben an.

Bewertung vom 21.07.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri (eBook, ePUB)


weniger gut

Eine Reise nach Japan und zu Erinnerungen

Gestaltung:
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Das Cover hatte mich angesprochen. Es wirkte ruhig und geheimnisvoll auf mich. Allerdings sah ich erst auf den zweiten Blick, dass es sich dabei nicht um einfache Hütten, sondern vermutlich um die Darstellung der japanischen Reistaschen handeln soll, die dem Buch "Onigiri" seinen Titel gaben. Da diese die Handlung hintergründig begleiten, ist das Bild gut gewählt.

Inhalt:
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"Seit ich weiß, dass meine Großmutter nicht mehr lebt, suche ich nach dem passenden Gefühl für ihren Tod, wundere mich darüber, dass wir es nicht gespürt haben, meine
Mutter und ich. Es ist kompliziert, um jemanden zu trauern, dessen Tod man verpasst hat, um mehr als ein halbes Jahr." (S. 12)

Aki und ihr Bruder Kenta sind Halbjapaner: Der Vater ist Deutscher, die Mutter Keiko Japanerin. Die Mutter kam schon früh nach Deutschland, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte. Keiko ließ sich vom Vater scheiden, als Aki im Grundschulalter war. Die Mutter hat die beiden Geschwister alleine großgezogen. Die Hintergründe sind Aki unbekannt. Nun ist ihre Mutter alt und dement und lebt in einem Heim.
Als Akis Großmutter Yasuko stirbt, bucht Aki mit ihrer Mutter eine Reise nach Japan zu ihren Verwandten. Und die Mutter beginnt sich zu erinnern und zu erzählen.

Mein Eindruck:
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Durch den Klappentext war ich sehr neugierig geworden. Ich finde es immer spannend, mehr über ostasiatische Kulturen wie Japan zu erfahren. Und der Klappentext deutete an, dass die Geschichte Spannungspotenzial beinhaltet.
Doch leider wurde ich enttäuscht. Die Erzählung ist nur aus den Gedanken und Erinnerungen von Aki gestaltet. Dabei wird immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her gesprungen, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Diese Tatsache zusammen mit den vielen Namen erforderte hohe Konzentration beim Lesen. Hinzu kam, dass die Kapitel alle japanische Begriffe enthielten, ohne direkte Erläuterung, und auch im Text wurde japanische Sprache oft einfach so eingestreut. Am Ende gibt es ein Glossar, aber zum einen sind nicht alle Wörter dort definiert und zum anderen war das häufige Hin- und Herblättern störend für den Lesefluss. Ich weiß zwar, dass Fußnoten leider oft eher für wissenschaftliche Bücher vorbehalten sind, aber hier hätte ich es gut gefunden. Oder eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, die Übersetzung direkt als Anmerkung in der Erzählung in Klammern zu setzen.
Leider bekommt man zwar Einblicke in das Familienleben und die Hintergründe der Scheidung von Akis Eltern sowie ein wenig japanischen Lebensstil durch die Reise vermittelt, aber es wird eher alles erwähnt und wild zusammengewürfelt, sodass am Ende für mich kein bleibender Eindruck entstanden ist. Die titelgebenden Onigiri (japanische Reisbällchen) sind das Essen, das es immer als Trost in Akis Familie gibt und quasi ein Bindeglied zwischen den Generationen. Darüber hinaus fehlt aber eine feste Handlung mit Spannungsbogen. Es passiert gefühlt nicht wirklich etwas Bedeutendes.
Schade, die Beschreibung klang so vielversprechend, aber das Buch konnte mich leider nicht abholen. Es war anstrengend zu lesen. Ich bin trotzdem froh, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe. Die Einblicke in die japanische Kultur und der Umgang mit der dementen Mutter konnten mich teilweise berühren. Aber "zum Heulen schön", wie es in der Empfehlung von Frau Dörrie heißt, fand ich es leider nicht. Emotionen entstanden bei mir wenig bis gar nicht, dafür war der Schreibstil zu beschreibend und distanziert.

Fazit:
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Familiengeschichte mit japanischen Wurzeln und dem Umgang mit Demenz - leider in der Umsetzung schwierig und wenig greifbar

Bewertung vom 03.07.2025
Bär, Matthäus

Drei Wasserschweine wollen's wissen / Die Wasserschwein-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Wohin sind die Flamingos verschwunden?

Gestaltung:
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Das Cover ist witzig gestaltet. Es zeigt die drei Wasserschweine in Action, wie sie einen Elefantenrüssel als Rutsche verwenden. Das gesamte Buch ist mit anschaulichen, liebevollen und farbigen Illustrationen versehen. Es macht Spaß, sich nur die Bilder anzuschauen und durchzublättern. Beim Lesen ergänzen sie die Handlung perfekt. Toll gemacht!

Inhalt:
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"Capybaras schätzen einen geregelten Tagesablauf. Abenteuer und Aufregungen sind nicht so ihre Sache. Emmy, Raul und Tristan allerdings waren da anders. Natürlich genossen auch sie das gemütliche, bequeme Leben auf der Wiese im Zoo, umgeben vom schützenden Zaun. Anders als dem Rest der Herde war es ihnen jedoch irgendwie nicht … genug. Deshalb hatten sie eines Nachts beschlossen, hinter die Absperrung zu blicken. Und die Welt außerhalb – das Mehr, das Emmy, Tristan und Raul jenseits des Geheges gefunden hatten – bot allerhand Erlebnisse. Manchmal sogar mehr, als ihnen lieb war." (S. 5f.)

Die drei Wasserschweine Emmy, Tristan und Raul sind entgegen ihrer Art sehr neugierig und abenteuerlustig. Als sie zufällig mitbekommen, dass die Flamingos aus ihrem Gehege verschwunden sind, machen sie sich sofort auf die Suche und geraten dabei in eine Art Schnitzel- oder besser Federjagd quer durch ihren Zoo.

Mein Eindruck:
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"Hier ging es nicht nur um die Flamingos. Wenn auch den anderen Wasserschweinen Gefahr drohte, mussten sie einfach etwas dagegen unternehmen. Schon kleine Wasserferkel lernten, aufeinander aufzupassen. Und ein geflügeltes Capybara-Wort lautete: Keine Macht auf dieser Erde, beschützt dich so wie deine Herde. Umso mehr fühlten sich die Wasserschweine dafür verantwortlich aufzuklären, was mit den Flamingos geschehen war. Das verlangte ihre Schweineehre!" (S. 16f.)

Dies ist der zweite Band und ich kenne den ersten noch nicht. Das ist auch nicht nötig, denn die drei Capybaras werden mit ihren Eigenarten umfassend beschrieben und dieses Erlebnis kann daher unabhängig vom Vorgänger gelesen werden.
Das Trio ist niedlich und humorvoll. Vor allem ihre Gespräche besonders mit anderen Tieren, die alle ihre sprachlichen Eigenheiten haben, lassen einen schmunzeln. Und Tristan mit seiner Gefräßigkeit, seiner Tollpatschigkeit, aber auch mit seinen unerwarteten Begabungen hat mich zum Lachen gebracht.
Die Suche nach den Flamingos führt unter anderem über die Gehege einiger nicht weniger geläufiger Tierarten wie den Waldrappen oder dem Urson. So lernt man nebenher auch neue Tiere und deren Eigenarten kennen. Das ist gleichermaßen für Kinder und Erwachsene interessant.
Das Rätsel um die verschwundenen Flamingos ist spannend und lehrreich gestaltet. Durch die niedlichen farbigen Illustrationen und den Humor macht es besonders viel Spaß, dieses Buch zu lesen. Ein tolles Vorlesebuch, bei dem alle ihre Freude haben! Ich freue mich darauf, den ersten Band nachträglich zu lesen und hoffe, dass noch weitere Abenteuer der drei Capybaras folgen werden!

Fazit:
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Humorvolle und spannende Jagd durch den Zoo mit Wissenswertem über unbekanntere Tierarten und niedlichen Illustrationen.

Bewertung vom 26.06.2025
Turan, Fabiola

Artemis - Abenteuer auf dem Meer der Wünsche (eBook, ePUB)


weniger gut

Abenteuer auf der Dreamcatcher

Inhalt:
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Seit ihre beste Freundin ans Meer gezogen ist, haben sich Artemis' Noten in der Schule zunehmend so verschlechtert, dass ihre Versetzung gefährdet ist. Um ihre Leistungen zu verbessern, melden sie ihre Eltern in den Ferien für ein exklusives Lernprogramm in einem Internat an. Doch Artemis hat das Gefühl, dass sie dort nicht hinpasst. Frustriert geht sie abends im Wald spazieren, landet plötzlich in einem Nebel und sieht eine Strickleiter aus dem Himmel kommen. Neugierig steigt sie hinauf und gelangt so auf ein Wolkenschiff, die "Dreamcatcher". Sie kann die geheimsten Wünsche ihrer Menschen erspüren und gleitet auf dem "Meer der Wünsche" dahin. Gesteuert wird sie von Captain Justina Drake. Die Crew der Dreamcatcher besteht aus magisch begabten Kindern und auch Artemis findet schließlich eine magische Begabung. Doch diese geheimnisvolle Welt wird von einem machtgierigen Baron bedroht. Wird es Artemis und ihren neuen Freunden gelingen, ihn zu bezwingen?

Mein Eindruck:
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»Man erzählt sich, die Dreamcatcher könne unsere geheimsten Wünsche spüren«, fuhr die Captain fort, »unsere tiefste Sehnsucht. Wer unter ihren Segeln das Wolkenmeer bereist, der erkennt mit Geduld und ein wenig Glück, wonach sein Herz wirklich sucht – und welche Schätze ihm bislang verborgen geblieben sind.« (S. 45)

Das Titelbild war sehr abenteuerlich gestaltet und auch die Farben versprachen ein tolles Fantasybuch. Der Anfang, in dem Artemis auf dem Weg ins Internat ist, verlief vielversprechend. Es las sich wie eine spannende Internatsgeschichte und auch einer Gegnerin sowie einem neuen Freund begegnete sie dort. Doch rückblickend war diese Handlung überhaupt nicht relevant für die Fantasiegeschichte, die dann folgte. Ich weiß nicht, warum die Autorin Charakteren so viele Seiten spendete, die später keine Rolle mehr spielen. Man hätte die Protagonistin auch viel früher auf das Meer der Wünsche stoßen lassen können. Ihre Entwicklung ist außerdem nicht glaubwürdig. Sie ist naiv und scheint nur langsam dazuzulernen. So handelt sie sehr häufig, ohne vorab die möglichen Konsequenzen zu durchdenken oder damit zu rechnen.
Generell ist der Spannungsaufbau der Geschichte nicht besonders hoch. Zwar wird versucht, immer wieder spannungsvolle und actionreiche Momente einzubauen, aber die Situationen werden für meinen Geschmack immer viel zu schnell und auch nicht immer nachvollziehbar aufgelöst. Auch das Ende kam wenig überzeugend daher.
Das Verhalten der Eltern konnte ich auch schwer nachvollziehen. Warum haben sie nicht mit ihrer Tochter geredet, bevor sie sie auf das Internat geschickt haben? Stattdessen ist am Ende die Auflösung der Schulprobleme für meinen Geschmack zu einfach und glatt.
Genervt hat mich zudem der gegenderte Ausdruck "die Captain", warum konnte man das nicht einfach mit "die Kapitänin" übersetzen?

Gut gefallen hat mir aber der Grundgedanke, dass der wahre Schatz im eigenen Innersten zu suchen ist. Die Umsetzung hat mich jedoch nicht überzeugt. Vor allem war die fantastische Welt mit den magischen Begabungen, den Zaubergegenständen (den Incantari) sowie Artemis Talent nicht besonders originell erdacht. Es gibt mittlerweile viele Bücher mit ähnlichen Fantasiewelten.

Der Untertitel hatte mich glauben lassen, dies sei der Auftakt zu einer Reihe, aber dem ist nicht so. Die Handlung scheint abgeschlossen zu sein. Wenn es eine Fortsetzung gäbe, würde ich sie vermutlich nicht lesen. Insgesamt konnte mich dieses Buch trotz eines vielversprechenden Beschreibungstextes und Covers nicht wirklich packen.

Fazit:
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Gute Grundidee, aber keine originelle Fantasiewelt, wenig Spannung und unglaubwürdige Lösungen, besonders am Schluss.

Bewertung vom 13.06.2025
Leathley, Philippa

Metty Jones und das Schicksalstattoo / Inkbound Bd.1


sehr gut

Kann ein Schicksal durch ein Tattoo bestimmt werden?

»Wir sind unter dem alten London«, sagte ihr Vater. »Und zwar ziemlich weit darunter.«»Aber warum ist dieser Ort so versteckt? Kennen ihn die anderen auch?«»Ja, viele Menschen kennen ihn. Bloß runterzukommen ist extrem aufwendig – die Fahrkarten sind sehr schwer zu kriegen und furchtbar teuer. Darkwell ist, nun ja … ziemlich exklusiv.« (E-Book, S. 9-10)

Meticulous Jones, genannt Metty, ist ein 10-jähriges Mädchen, das mit ihrem Vater in London lebt. Ihre Mutter hat sich schon vor einigen Jahren von der Familie getrennt. An Mettys 10. Geburtstag ist ihr großer Tag gekommen: Wie alle Kinder bekommt sie zu diesem Anlass ihr Schicksalstattoo, das über den Rest ihres Lebens bestimmen wird.
Doch ihre Aufregung verwandelt sich schnell in Enttäuschung und Angst: Sie bekommt einen Todesschädel, der von einer Hand gehalten wird. Laut dem "Lexikon der Schicksale" bedeutet dies, dass sie eines Tages durch Magie jemanden töten wird!
Aus Angst und um Metty vor ihrer Umwelt zu schützen, versteckt ihr Vater sie außerhalb Londons auf einem Landsitz. Doch als ihr Vater von einer Geschäftsreise nicht mehr nach Hause zurückkehrt, macht sich Metty auf die Suche. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Tante Mag, die selbst einige Geheimnisse hat. Dabei gerät Metty in Gefahr und wird von einer Geheimorganisation verfolgt. Wem kann sie trauen und wem nicht und wo ist ihr Vater? Bei ihrer Suche erfährt sie mehr über ihre Herkunft, aber auch über sich selbst und gewinnt unverhofft neue Freunde.

"Früher, bevor Magie eingeschränkt wurde, bekamen Kinder ihren ersten Tintenbinder, sobald sie ihr Schicksalstattoo hatten. Der Handschuh wurde an derselben Hand getragen wie das Tattoo, durch den dort in die Haut eingedrungenen Tintentropfen aktiviert und verband die Kinder mit Tausenden unterirdisch verlaufenden geheimen Tintenkanälen. Diese Tinte war tatsächlich allgegenwärtig, sie floss überall auf der Welt – wenn man nur wusste, wo man danach schauen musste. Ein berühmter Entdecker hatte im fünfzehnten Jahrhundert einen solchen Kanal ausfindig gemacht, aber erst in der viktorianischen Ära und der Zeit der großen Erfinder wie Tesla und Edison war man darauf aufmerksam geworden, was Tinte alles vermochte. Inzwischen diente sie als Antrieb für alle möglichen Dinge. Oder zumindest war es so gewesen, bevor die Staaten weltweit beschlossen hatten, die Magie müsse streng reguliert werden, weil sie zu gefährlich sei. Metty war überzeugt, dass deshalb die Neuen Hauptstädte gegründet wurden – eindrucksvolle Städte, in die jeder reisen konnte und in denen die Verwendung von Tinte nicht durch so viele Gesetze eingeschränkt war." (E-Book, S. 46-47)

Ein Tattoo, das über das Schicksal bestimmt? So spannend die Beschreibung klang, so skeptisch war ich diesem Buch gegenüber. Vor allem sind Tattoos für mich etwas, das man Kindern gegenüber nicht verharmlosen sollte. Auch wenn die mit diesem Buch mitgelieferten Tattoos nicht permanent sind und es sich hier um eine magische Welt handelt, so wird ein Tattoo als etwas Normales und Ungefährliches dargestellt, das jedes Kind erhält. Nachdem sonst in jedem Buch Triggerwarnungen oder Aufklärungstexte vorhanden sind, hätte ich mir hier im Vorwort eine Aufklärung gewünscht, dass es sich hier um spezielle Tattoos handelt und Kinder dies im realen Leben nicht anstreben sollten, da gesundheitliche Konsequenzen möglich sind.
Davon abgesehen ist die Story an sich sehr abenteuerreich und fantasievoll. Die magische Welt, die die Autorin hier geschaffen hat mit magischer Tinte, die z. B. magische Hauptstädte zum Fliegen bringt und der Kampf um diese knappe Ressource bildet eine gute Parallelwelt zur Realität ab. Die Handlung ist sehr geschickt konstruiert und man weiß genauso wenig wie die Protagonistin, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht. Die Geschichte hat ruhige und actionreiche Elemente und ist so aufgebaut, dass man immer weiter lesen möchte. Metty mit ihrer Angst, durch ihr Schicksal Menschen zu schaden, die sie mag, ist ständig präsent und nachvollziehbar. Zudem hat sie einen guten Gerechtigkeitssinn, der ihr hilft, Freunde zu finden.
Für amüsante Momente sorgte vor allem Pumpkin, der zum Leben erweckte Gargoyle, aber auch viele Erfindungen wie Windfahrräder trugen zur Erheiterung bei. Und vor allem gefiel mir am Ende die Erkenntnis, dass man immer noch selbst Einfluss auf sein Schicksal nehmen kann.
Die Geschichte hat mich durchweg in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Am Ende werden einige Geheimnisse gelüftet, aber vieles bleibt auch noch offen. Ich fiebere daher der Fortsetzung entgegen!

Spannender Auftakt zu einer magischen Reise mit einer sympathischen Protagonistin und humorvollen Momenten

Bewertung vom 26.05.2025
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


gut

Teenagerleben in den 1980ern

Cover:
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Als Titelbild wurde das Gemälde "Sly" des Künstlerehepaares Signe & Genna Grushovenko verwendet. Der lässig aussehende Junge erinnert in seinem Schlabberlook an die typischen Jugendlichen der 80er-Jahre. Die Konturen und das Gesicht sind verschwommen. Es macht dadurch neugierig und steht symbolisch für eine Kindheit der 80er.

Inhalt:
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Wir schreiben die 1980er-Jahre. Der 14-jährige Daniel Hormann wächst mit 3 Geschwistern in einem luxuriösen Bungalow im ländlichen Umfeld von Bremen auf. Sein Vater ist Architekt und hat das Haus selbst gebaut. Daniel geht wie seine Geschwister aufs Gymnasium und eine sorgenvolle Welt scheint seine Zukunft. Doch sein Vater gibt seinen bisherigen Beamtenstatus auf, um mehr Freiheit zu genießen und in der Hoffnung, mehr Geld zu verdienen. Anfangs scheint dies auch zu gelingen, doch das sorgenfreie Dasein bekommt Risse. Die Eltern leben über ihre Verhältnisse, die Finanzen reichen eigentlich nicht mehr für den Alltag, doch versuchen sie nach Möglichkeit, ihre Kinder davon wenig bemerken zu lassen. Doch Daniel spürt es, vor allem, weil er seinen erhofften Konfirmationsanzug nur in einer abgespeckten Version erhält und auch die Feier nicht so groß ausfällt wie erhofft. Als er dann noch seinen Gegenbesuch in Frankreich bei seinem Gastbruder Jean-Philippe absagen muss und der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, lässt sich das Ausmaß der finanziellen Krise der Hornmanns nicht mehr verbergen. Aber dennoch fahren die Eltern mit den Kindern solange in Urlaub "bis die Sonne scheint."

Mein Eindruck:
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"Die meisten Mitschüler von damals waren schon lange aus meinem Blickfeld verschwunden, Kinder in kurzen Hosen und Gummistiefeln, die nach Kuhstall rochen, unbeholfen mit dicken Filzern eierförmige Kringel malten und dabei das Papier zerknickten, als ich schon mit Füller schrieb, und bei denen schon damals klar war, dass sie es niemals aufs Gymnasium schaffen würden.Ich hielt Abstand zu diesen Kindern, als würde noch etwas anderes von ihnen ausgehen als bloß der Geruch nach Kuhstall, begann, Fleißsternchen und Sauberkeitspunkte zu sammeln und den Erwartungen gerecht zu werden, die meine Eltern in meine Geschwister und mich setzten. Wir waren der Beweis, dass wir uns auf der Erfolgsspur befanden und zu den Klugen gehörten. Wir würden aufs Gymnasium gehen, studieren, und unsere Zukunft würde großartig sein, eine einzige Bestätigung für unsere bereits großartige Gegenwart." (S. 16)

Titel und Cover hatten mich neugierig gemacht. Vor allem, da ich auch ein Kind dieser Zeit bin, freute ich mich darauf, dieses Jahrzehnt noch einmal mit Höhen und Tiefen mitzuerleben.
Herr Schürmann gelingt es sehr gut, dieses wieder zum Leben zu erwecken. Vieles erkannte ich wieder. Allerdings fiel es mir schwer, mich in die Hornmanns hineinzuversetzen. Einerseits bewunderte ich die Eltern, dass sie nie aufgeben und es schaffen, den Alltag für die Kinder so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Aber insgesamt empfand ich sie als sehr verantwortungslos. Sie führen fast schon ein Dasein als Hochstapler und sind sich am Ende nicht zu schade, ihre eigenen Kinder um Geld zu bitten. Sie wollen die Realität nicht wahrhaben, bis es zum großen Knall kommt. Aber auch danach ist am Ende nicht klar, ob sie aus der ganzen Situation gelernt haben und ihr Verhalten grundsätzlich ändern.

Insgesamt empfand ich die Stimmung des Romans erdrückend. Zwar gab es hin und wieder auch ein paar Momente trockenen Humors, aber ich quälte mich in einigen Bereichen durch. Die Szenen waren mir viel zu detailliert beschrieben und vor allem die Ausflüge in die Vergangenheit von Daniels Großeltern waren mir zu viel. Zwar ist es interessant, auch die Hintergründe der Eltern zu durchleuchten, um zu erfahren, warum sie zu den Menschen geworden sind, die sie sind. Aber die Detailverliebtheit führte dazu, dass sich die Handlung unnötig in die Länge zog.
Nur die Tatsache, dass ich gespannt auf den Ausgang war, ließ mich bis zum Schluss durchhalten.
Gut gefallen haben mir die 3 Vokabeln aus Daniels Französischheft, die jeweils vor einem Kapitel als Überschriften fungieren und als Anspielung auf das weitere Geschehen den Leser neugierig machen. Auch hat es der Autor gut geschafft, den Zeitgeist der 80er sowie die Gesinnung der Generation aus dem 2. Weltkrieg einzufangen. Es gab in dieser Erzählung wie im richtigen Leben Höhen und Tiefen, aber leider hat es für mich daher auch nur für eine durchschnittliche Note gereicht.

Fazit:
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Höhen und Tiefen eines Teenagers in den 80er-Jahren mit einer Familie, bei der der Schein das Sein überwiegt.

Bewertung vom 12.05.2025
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


sehr gut

Abenteuer im Bücherlabyrinth

Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt etwas altmodisch. Zwar gefallen mir die Anspielungen mit den Büchern und dem umherwirbelnden Staub, aber die Art der Illustrationen, die sich durch das gesamte Buch zieht, sagt mir nicht so zu. Sie wirkt etwas grob und einfach. Gestalterisch hat mich das Buch nicht sehr angesprochen, es sieht aus wie ein Jugendbuch aus den 50er- oder 60er-Jahren.

Inhalt:
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Minnas Mutter ist vor 11 Jahren im Bücherlabyrinth unter mysteriösen Umständen gestorben während ihrer Aktivität als Büchersucherin: »Ich suche Bücher im Labyrinth. Wenn jemand ein besonderes Buch will, spüre ich es auf, egal welches es ist. Selbst wenn ich mich weit in die Tiefe wagen muss, zu Orten, an denen man sich verirren kann, oder durch Geheimgänge, in denen man leicht verloren geht.« (E-Book, S. 6)

Trotz dieses schlimmen Ereignisses hält Minna an ihrem Versprechen fest, derselben Berufung nachzukommen. Und so begibt sie sich im Alter von 16 Jahren zum Antiquariat des grummeligen Raban Krull, um bei ihm die Ausbildung zur Büchersucherin zu absolvieren. Gesellschaft leisten ihr dabei Rabans Sohn Gulliver sowie Jascha, ein Junge, der aussieht wie ein Mädchen und der Geheimnisse mit sich herumträgt.
Doch die Ausbildung ist schwerer als gedacht. Als Minna erfährt, dass ihre Mutter noch lebt, aber hinter einen Spiegel verbannt wurde, setzt sie alles daran, sie zu befreien. Dabei geraten sie und ihre beiden Gefährten in tödliche Gefahr. Wem kann sie noch trauen, und wer ist der böse Anonymus, der im Labyrinth sein Unwesen treibt?

Mein Eindruck:
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"Viele Büchersucher halten das Labyrinth für einen einzigen großen Organismus, durch dessen Blutbahnen sie wandern. Das ist nicht weiter verwunderlich, bei den vielen treffenden Vergleichen, die sich geradezu aufdrängen:
Der Schlund ist Mund und Magen des Labyrinths, die Bücherwürmer sind sein Verdauungssystem. Und dann gibt es da noch das geheimnisvolle Herz des Labyrinths, das irgendwo in seinen Tiefen pulsieren soll. Die Frage nach dem Gehirn könnte man wohl am ehesten mit den drei Patronen beantworten, Tinte, Staub und Schatten. Aus: Die Wesen des Labyrinths. Vorwort." (E-Book, S. 197)

Die Gestaltung gefiel mir nicht so gut, dafür wurde ich von der geheimnisvollen Beschreibung angelockt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ähnlich wie in der Tintenwelt-Reihe gelingt es der Autorin, eine geheimnisvolle Welt innerhalb von Bücherregalen und mit vielen Anspielungen auf Märchen, Fantasiegeschichten und der allgemeinen Literaturwelt zu schaffen.
Die fesselnde Suche von Minna und das Rätseln um den Bösewicht Anonymus wird temporeich und mit vielen überraschenden Wendungen erzählt. Zwischendurch wird die Handlung von lustigen und nachdenkenswerten Zitaten aus fiktiven und realen Literaturwerken aufgelockert.
Ich hatte Kopfkino pur und das Ende war raffiniert und gleichzeitig machte es neugierig auf den zweiten und finalen Teil.
Des Weiteren mochte ich die Freundschaftsgeschichte zwischen Minna, Gulliver und Jascha. Vor allem die Tatsache, dass Jaschas Charakter viel Raum zur Interpretation und zum Rätseln bot, gefiel mir sehr gut. Bei den Dreien kam auch der Humor nicht zu kurz, ich habe viel geschmunzelt. Ich freue mich auf das Finale!

Fazit:
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Actionreiche und spannende Fantasiegeschichte in der Welt der Literatur mit überraschenden Wendungen, Humor und interessanten Charakteren

Bewertung vom 02.05.2025
Buyx, Alena

Leben und Sterben


ausgezeichnet

Medizinethik leicht verständlich und lebensnah

Inhalt:
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Die Medizinethikerin und ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, trägt in diesem Buch alle wichtigen Fragen und Themen der Medizinethik zusammen. Anhand vieler Fallbeispiele und für Laien verständlicher Erläuterungen technischer und medizinischer Begriffe klärt sie den Leser auf und ermuntert ihn, über das eigene Leben und Sterben nachzudenken.

Mein Eindruck:
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Auf den ersten Blick wirkte das Cover mit Titel nicht sehr ansprechend. Doch neugierig durch die Beschreibung begann ich die Leseprobe zu lesen, war begeistert und verschlang das Buch dann in mehreren Abschnitten.
Die Autorin geht mit dem Leser ähnlich um wie mit ihren Studenten: Sie spricht sie direkt an, bezieht sie in ihre Experimente mit ein und lädt ein, sich eigenständig mit den Fragestellungen auseinanderzusetzen. Es gibt nie ein Richtig oder ein Falsch. Jeder Fall ist anders und muss einzeln beurteilt werden. Dazu gibt es vier wichtige Prinzipien:

"Die vier wesentlichen Prinzipien sind folgende: Das Prinzip des Respekts vor Selbstbestimmung von Patienten besagt, dass jede Person selbst darüber bestimmen darf, was mit ihrem Körper geschieht, und dass diese Entscheidungen, wenn sie wohlüberlegt sind, respektiert werden müssen. Das Prinzip des Nichtschadens ist ein uraltes medizinethisches Prinzip (»primum non nocere«) und fordert, dass mit medizinischen Maßnahmen zuallererst nicht weiterer Schaden verursacht werden darf und unerwünschte Nebenwirkungen und Risiken zu beachten sind. Das Prinzip der Fürsorge/des Wohltuns verlangt, die bestmögliche Behandlung und Versorgung für den individuellen Patienten anzustreben. Und das Prinzip der Gerechtigkeit erfordert, zeitliche, personelle, materielle Ressourcen in der Medizin angemessen, bedarfsgerecht und fair zu verteilen." (E-Book S. 14-15)

Anhand dieser vier Prinzipien wird jedes Fallbeispiel besprochen. Ich finde dies eine sehr gute Herangehensweise, auch um eigene Entscheidungen zu treffen.
Die Autorin hat u. a. viele Erfahrungen in Aspekten der Vorsorge und ärztlichen Aufklärung auf verschiedenen medizinischen Gebieten. Entsprechend ist das Buch sehr facettenreich:
Es werden ethische Fragen bei Befruchtung, Geburt, Sterbeprozessen (begleiten oder einleiten), KI in der Medizin und allgemein das Arzt-Patienten-Verhältnis behandelt.
Dabei geht es Frau Buyx vor allem um Aufklärung und Ermutigung zur Achtsamkeit. Achtsamkeit gegenüber sich selbst und seinen (Sterbe)Bedürfnissen, aber auch Achtsamkeit von Medizinern gegenüber Patienten. Dabei ist ihr bewusst, dass es besonders im letzten Bereich Optimierungsbedarf gibt.
Der "Stoff" ist nicht leicht verdaulich, und trotz der guten Erklärungen muss man den Text konzentriert lesen, um die Problematiken vollständig zu erfassen. Dennoch fand ich das Thema fesselnd und mit einigen Pausen habe ich mich themenabschnittsweise vertieft. Mir hat die Ansprache des Lesers gut gefallen, ich hatte das Gefühl, selbst im Auditorium zu sitzen und mich vom Vortrag mitreißen zu lassen. Der umfassende Inhalt, die Vielzahl an Fallstudien sowie die objektive Sichtweise der Autorin bei heiklen Themen und verständlichen Erläuterungen sind Gründe, weshalb ich das Buch uneingeschränkt empfehlen kann. Denn schließlich ist jeder Mensch in irgendeiner Form mindestens einmal im Laufe seines Lebens mit einem der Themen konfrontiert. Dafür sollte man vorbereitet sein, und hierzu bietet das Buch eine ausgezeichnete Unterstützung.

Fazit:
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Umfassend verständlich geschriebenes und aufklärendes Buch zu ethischen Themen beim Leben und Sterben - klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.05.2025
Ferguson, R. L.

Die Magie der silbernen Flamme / Spellcraft Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spellcraft: Eine verdeckte magische Welt mitten in London

Cover:
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Das Titelbild gefiel mir sehr gut mit dem Drachen und seinem bläulichen Atem in Form eines Wappens. Ich erwartete Magie und Spannung.

Inhalt:
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In London gibt es eine magische Parallelwelt, von der "normale" Leute ("Dimmer") nichts ahnen. Und so soll es auch sein. Sie wird beherrscht von den Spellcraftern und den Septs. Die Spellcrafter sind Handwerker, die mithilfe von einer magischen Flüssigkeit, dem Aether, ihren Kunstwerken Magie einhauchen können. Verwaltet wird die Ausgabe und Lagerung des Aether von den Septs, einer Gruppe von nicht-magischen Menschen, die auf diese Weise kontrollieren, dass keiner alleine die Macht über alles an sich reißen kann.
Die Spellcrafter sind in drei Talente eingeteilt: die Magie der silbernen Flamme (Glasbläser), die Kunst der goldenen Blitze (Schneider) und die Macht der weißen Sonne (Kunstwerke aus soliden Materialien wie Stein, Holz und Metall). Die Sept sind ebenfalls unterteilt in fünf Gruppen, die jeweils ein Tor zur Anderswelt bewachen und somit einen Teil des Aethers: Argent, Domir, Felicitas, Crann und Fortis.
Lucy und ihre Oma Serena sind Spellcrafter, sie gehören zu den Glasbläsern. Als Lucy auf einer Festivität ihre Kunstwerke vorstellen soll, wird sie unfreiwillig Zeugin, wie ihre Oma zusammen mit einem Sept entführt wird. Entführer sind Leute des "Eisenordens", einer paramilitärischen Gruppe, die die Spellcrafter vernichten möchte.
Doch kann Lucy ihren Erinnerungen trauen? Ihr Lügendetektor meint nein. Und so macht sie sich zusammen mit ihrem Freund Renly auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei bekommt sie unverhofft Hilfe von Carter, dem Sohn des obersten Septs und von Adele, einer Spellcrafterin und bisher ihrer Gegnerin. Wird es dem Quartett gelingen, Oma Serena zu finden und zu befreien und die Wahrheit zu enthüllen?

Mein Eindruck:
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"Mit jedem Einatmen schürte sie die Flammen. Mit jedem Ausatmen gestattete sie einem kleinen Teil ihrer Magie, in die Welt hinauszusickern. Langsam sammelte sich eine Dunstwolke um ihren Kopf. Ihr gelbes Glühen bildete einen lebhaften Kontrast zu den zuckenden blauen Lichtern draußen. Die Wolke glühte weiter, bis der kritische Augenblick gekommen war. Lucy zog die Schultern zurück, sog die Luft so tief wie nie zuvor ein und blies ihre Magie der silbernen Flamme genau in die Mitte der wirbelnden Spirale." (E-Book, S. 165)

Das Cover hatte mich angelockt und ich war von Beginn an von der Handlung angetan. Die Welt mit den Spellcraftern, den Septs und ihre Einteilung wurde gut erläutert und die vielen magischen Erfindungen bereiteten mir immer wieder Schmunzelmomente. Besonders Lucys lebendiges Stofftier Patches sorgte immer wieder für niedliche Überraschungsmomente. Außerdem mochte ich den teils humorvollen Umgang zwischen Lucy und ihren (neuen) Freunden, der die zum Teil ernste und actionreiche Handlung auflockerte. Die Weisheiten von Oma Serena, die Lucy in ihren Gedanken verfolgen, sind auch gute Tipps für die anvisierte Zielgruppe.
Die Geschichte ist sehr spannend erzählt und in großen Teilen konnte ich die Logik nachvollziehen. Doch der Kampf gegen das Monster war mir dann etwas zu seltsam und warum am Schluss bestimmte Handlungen Lucys funktionierten, konnte ich nicht verstehen. Insgesamt ist es dem Autor jedoch gelungen, eine neue magische Welt mit viel Spannung, Humor, einer tollen Freundschaftsgeschichte sowie einem Cliffhanger am Ende einzubauen, sodass ich mich schon sehr auf die Fortsetzung freue. Schade nur, dass es wider Erwarten keinen Drachen in der Handlung gab, hier ist das Titelbild leider etwas irreführend.

Fazit:
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Magische Welt mit Spannung, Humor, Freundschaftsgeschichte – ich freue mich auf die Fortsetzung!