Benutzer
Benutzername: 
schmoekerstunde

Bewertungen

Insgesamt 159 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2025
Izquierdo, Andreas

Das Glücksbüro


ausgezeichnet

Der Roman erzählt auf einfühlsame und berührende Weise von einem Menschen, der sich über Jahre hinweg dem Leben entzogen hat. Albert Glück ist ein stiller, beinahe farbloser Beamter – doch gerade in seiner Unscheinbarkeit liegt die Tiefe seiner Wandlung. Mit feiner Beobachtungsgabe und einem poetischen Stil beschreibt der Autor die leise, aber umso bewegendere Entwicklung einer Figur, die langsam den Weg zurück ins Leben findet.

Der Erzählton ist von zarter Ironie, liebevollen Details und einem bemerkenswerten Gespür für die leisen Sehnsüchte des Menschen durchzogen.

„Das Glücksbüro“ ist ein stiller, aber kraftvoller Roman, der zum Innehalten und Nachdenken einlädt. Er zeigt, dass es nie zu spät ist, sich dem Leben zuzuwenden – dass das wahre Glück nicht in großen Gesten liegt, sondern in kleinen Momenten, im Mut zur Veränderung und im Zulassen von Nähe.

Eine leise, aber eindringliche Liebeserklärung an das Leben – und ein ebenso zartes wie eindrucksvolles Plädoyer, es nicht ungelebt an sich vorüberziehen zu lassen.

Bewertung vom 14.07.2025
Stone, Kyla

Am Rande des Zusammenbruchs (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ein spannenden Auftakt zu einer postapokalyptischen Thrillerreihe. Allerdings lässt sich nicht übersehen, dass das Buch sehr stark auf die Fortsetzung ausgerichtet ist. Die Geschichte endet nicht etwa mit einem abgerundeten Handlungsbogen oder zumindest einem vorläufigen Abschluss, sondern bricht nahezu abrupt ab.
Wichtige Entwicklungen werden nicht abgeschlossen, Konflikte bleiben offen. Es entsteht der Eindruck, dass der Roman zum Kauf der nächsten Bände gedacht ist.
Wer jedoch bereit ist, sich auf eine mehrteilige Geschichte einzulassen und Band um Band zu verschlingen, wird mit Spannung und Dramatik belohnt.
Insgesamt bietet „Am Rande des Zusammenbruchs“ solide Unterhaltung für Fans des Genres, verliert aber durch das fehlende Ende an erzählerischer Integrität. Ein guter Auftakt – aber kein wirklich befriedigender erster Band.

Bewertung vom 14.07.2025
Izquierdo, Andreas

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen


ausgezeichnet

Diese feinfühlige und bewegende Geschichte erzählt von einer Frau, die den Mut findet, sich aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien und endlich für ihre eigenen Träume einzustehen.
Hedy, die zunächst als unauffällige Sekretärin in einem Ministerium ein stilles, angepasstes Leben führt, entwickelt sich zu einer starken, mutigen und zugleich tief menschlichen Figur. Lange Zeit funktioniert sie nur – bis sie beschließt, wirklich zu leben.
Ein leiser Traum vom Fliegen wird zum Weckruf einer späten Selbstbefreiung.

Andreas Izquierdo erzählt mit großer Empathie, feiner Ironie und einem außergewöhnlichen Gespür für Figuren.
Ein zutiefst hoffnungsvoller, kraftvoller Roman über Freiheit, Selbstbestimmung und den Mut, über sich hinauszuwachsen.

Eine poetische Hommage an alle, die sich ihre Träume bewahren und nicht aufhören zu träumen, ganz gleich in welchem Alter.

Bewertung vom 14.07.2025
Romes, Claudia

Zeit der Pfingstrosen


ausgezeichnet

Nach dem Tod ihrer Großmutter kehrt Lena in deren altes Haus auf dem Land zurück – einen Ort, der nicht nur von Kindheitserinnerungen durchdrungen ist, sondern auch von lange verschwiegenen Wahrheiten. Zwischen vergilbten Fotografien, alten Briefen und dem betörenden Duft blühender Pfingstrosen stößt sie auf ein Familiengeheimnis, das nicht nur das Leben der Großmutter, sondern auch ihr eigenes in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Manchmal findet ein Buch genau im richtigen Moment zu uns. Bereits nach wenigen Seiten war ich tief in die Geschichte eingetaucht. Besonders berührt hat mich der feinfühlige Erzählton, der mit leiser Intensität eindrucksvolle Bilder entstehen lässt. Die Sprache von Claudia Romes ist ruhig, poetisch und voller Wärme – dabei stets authentisch und nie kitschig.

Die Naturbeschreibungen wirken beinahe sinnlich: Man hört das leise Summen der Bienen, spürt die Stille des Gartens und meint, den Duft der Pfingstrosen in der Luft zu riechen. Ebenso überzeugend ist die vielschichtige Beschreibung der Figuren – allen voran Lena, deren innere Reise mit großer Empathie erzählt wird. Die Rückblenden in das Leben der Großmutter sind bewegend und fein nuanciert; sie werfen Fragen nach Schuld, Mut und den Entscheidungen auf, deren Folgen über Generationen hinweg spürbar bleiben.

„Zeit der Pfingstrosen“ ist ein leiser, nachdenklicher Roman über das Loslassen und das Ankommen – im eigenen Leben, in der eigenen Geschichte. Eine berührende Lektüre für stille Stunden – und für alle, die an die heilende Kraft der Erinnerung glauben.

Bewertung vom 09.07.2025
Matt, Irene

Schonungslos offen


ausgezeichnet

Die Handlung wechselt geschickt zwischen der Perspektive der Ermittler und verstörenden Einblicken in die Psyche des Täters. Diese doppelten Blickwinkel erzeugen nicht nur eine dichte Spannung, sondern auch ein beunruhigend präzises Bild menschlicher Abgründe. Der Täter erscheint nicht als bloßes Scheusal, sondern als tragisch Entfremdeter – erschreckend nachvollziehbar in seinem Wahn, ohne je entschuldigt zu werden.

Diese Erzählweise erzeugt nicht nur Spannung, sondern erlaubt auch ein Verständnis beider Seiten – ohne zu rechtfertigen, aber auch ohne zu vereinfachen. Der Täter wird vielschichtig und psychologisch nachvollziehbar beschrieben, was die Bedrohung umso beunruhigender wirken lässt.

Die Atmosphäre gewinnt durch diese Perspektivwechsel an Intensität und Glaubwürdigkeit. Auch der zunehmende Druck durch Medien und internationale Ermittlungsbehörden wird realistisch eingefangen. Der Fall spitzt sich dramatisch zu, als klar wird, dass Alexandra selbst ins Fadenkreuz des Täters geraten ist.

Eine absolute Leseempfehlung für atemberaubende Lesestunden.

Bewertung vom 29.06.2025
Ehlers, Jürgen

Das Stinktier von Hamburg


ausgezeichnet

Sylvia ist auf der Flucht. Jung, klug, abgebrüht – und zugleich zutiefst verängstigt. Nur knapp entkommt sie einem brutalen Serienmörder und findet Zuflucht in der Wohnung von Patrick, einem zurückgezogen lebenden Wissenschaftler. Ohne zu zögern nimmt er die fremde Frau auf, die er mitten in der Nacht aufliest. Keine Fragen, keine Vorsicht – nur eine seltsame Mischung aus Hilfsbereitschaft und erschreckender Naivität.

Ist Patrick wirklich so gutgläubig – oder einfach nur blind vor Mitgefühl? Gerade diese Ambivalenz macht ihn zu einer faszinierenden Figur: verletzlich, widersprüchlich und bald selbst in Lebensgefahr. Denn auch er gerät unaufhaltsam in den Strudel der Gewalt.

Zwischen der wachsenden, von Misstrauen geprägten Nähe der beiden und der ständigen Bedrohung durch den Killer entfaltet sich eine dichte, atmosphärisch geladene Geschichte, durchzogen von fein beobachteten Details. Ehlers schreibt mit Gespür für wissenschaftliche Präzision, psychologische Tiefe und bedrückende Stimmung.

Hamburg dient nicht bloß als Kulisse – es wird zum düsteren Mitspieler: verlassene Industrieareale, verwinkelte Hinterhöfe und urbane Anonymität bieten den idealen Nährboden für das bedrohliche Versteckspiel zwischen Jäger und Gejagten.

Ein spannungsgeladener, klug konstruierter Thriller mit ungewöhnlichen Figuren – psychologisch intensiv, atmosphärisch dicht und absolut lesenswert.

Bewertung vom 23.06.2025
Gunnis, Emily

Die vergessenen Kinder


ausgezeichnet

Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht und tief unter die Haut geht. Die Autorin verbindet historische Fakten mit einer bewegenden, fesselnden Erzählung voller Emotion und Spannung.

Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die in einem Heim für ledige Mütter untergebracht wird – ein Ort, dessen kalte Grausamkeit und erschütternde Zustände ein dunkles Kapitel britischer Geschichte aufzeigen. Die Protagonistin wächst einem mit jeder Seite mehr ans Herz; ihr Schicksal berührt, erschüttert und lässt einen nicht los.

Themen wie Schuld, Verdrängung und die unaufhaltsame Macht der Erinnerung durchziehen diesen Roman und verleihen ihm eine Tiefe, die weit über bloße Unterhaltung hinausgeht.

Die vergessenen Kinder ist nicht nur eine packende Geschichte – es ist ein literarisches Zeitdokument, das bewegt, aufrüttelt und lange nachwirkt.

Bewertung vom 23.06.2025
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Der Autor hat einen lebendigen, fein nuancierten Schreibstil, der sich mühelos und flüssig liest. Die ruppige, menschenabgewandte Art des Protagonisten wird eindrucksvoll und glaubwürdig eingefangen – rau, aber nie klischeehaft.

Was zunächst wie der Auftakt zu einer rührseligen Geschichte anmutet, entfaltet sich zu einem unerwartet tiefgründigen Roman über Verantwortung, Schuld und die leise Hoffnung auf Veränderung.

Durchzogen von trockenem Humor und einer stillen, nachwirkenden Melancholie, gelingt es dem Autor, große Themen mit leiser Intensität zu erzählen. Besonders gelungen ist der Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden, die behutsam und überzeugend Werners Vergangenheit ausleuchten – und damit verständlich machen, wie er zu dem Menschen geworden ist, der er ist.

Ein stilles, kluges Buch, das zum Nachdenken anregt, ohne je ins Sentimentale zu kippen.

Bewertung vom 17.06.2025
Piontek, Sia

Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Band der „Wendland-Reihe“.
Ein eindrucksvoller Roman, der sich jenseits gängiger Genregrenzen bewegt. Er richtet sich nicht primär an Kinder oder Jugendliche, sondern spricht ein breiteres, literarisch interessiertes Publikum an. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Verlust, familiäre Bindungen, das Wiederfinden von Nähe.
Die Frage nach Realität und Vorstellung bleibt bewusst offen – ein zentrales Motiv, das die Autorin mit großer sprachlicher Präzision und psychologischer Feinfühligkeit behandelt. Ihre klare, eindringliche Sprache macht die inneren Konflikte und Entwicklungen der Protagonistin spürbar und nachvollziehbar.

Ein Roman, der nachwirkt: atmosphärisch dicht, nachdenklich stimmend und mit erzählerischer Tiefe. Besonders empfehlenswert für Leserinnen und Leser, die düstere, vielschichtige Erzählungen schätzen und Literatur nicht nur als Unterhaltung sehen.

Bewertung vom 13.06.2025
Cavanagh, Steve

Die Komplizin / Eddie Flynn Bd.7


ausgezeichnet

Ein Justizthriller, der den Atem raubt: „Die Komplizin“ von Steve Cavanagh ist ein Spiel aus Lüge, Wahrheit und Täuschung.

Mit messerscharfen Dialogen, einer raffiniert verschachtelten Handlung und atemlosem Tempo zieht Cavanagh seine Leser unaufhaltsam in den Strudel des Geschehens. Die Kapitel – kurz, präzise, auf den Punkt – treiben die Spannung unaufhörlich voran. Perspektivwechsel und falsche Fährten schüren das Misstrauen, bis man selbst nicht mehr weiß, wem man glauben darf.

Besonders faszinierend ist die Art, wie der Autor juristische Präzision und psychologische Tiefe verbindet – ohne je an Klarheit oder Spannung zu verlieren.

Und dann das Ende. Ein scheinbar klassisches Finale, das sich in einem brillanten Twist auflöst – überraschend, klug und vollkommen überzeugend.

Die Komplizin ist mehr als ein Thriller. Es ist ein Spiel mit Wahrnehmung, ein literarisches Schachbrett voller doppelter Böden. Für alle, die Wendungen lieben, die man nicht kommen sieht.