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VolkerM

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Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2025
Die SOPHISTen

KI im Requirements Engineering


ausgezeichnet

Die Komplexität moderner IT-Systeme nimmt stetig zu, während gleichzeitig die Entwicklungszyklen immer kürzer werden. Diese Beschleunigung geht nicht selten mit einer erhöhten Fehleranfälligkeit einher. Die Ursachen für das Scheitern von Entwicklungsprojekten sind vielfältig – ein zentraler Faktor liegt jedoch in unklaren Zieldefinitionen sowie in fehlenden, fehlerhaften oder sich häufig ändernden Anforderungen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit Künstliche Intelligenz einen Beitrag zur Verbesserung des Anforderungsmanagements leisten kann. Genau hier setzt das Buch „KI im Requirements Engineering“ von Die SOPHISTEN an und bietet einen praxisorientierten Einstieg in den Einsatz von KI-Technologien in diesem Bereich.

Das Buch vermittelt zunächst ein solides theoretisches Fundament zu den vier Hauptelementen: Ermittlung, Dokumentation, Prüfung und Verwaltung von Anforderungen. Darauf aufbauend zeigen die Autoren, wie KI – insbesondere Large Language Models – diese Tätigkeiten unterstützen und teilweise automatisieren kann. Anhand des durchgängigen Beispiels eines Smart-Home-Systems wird die praktische Umsetzung veranschaulicht, wobei konkrete Prompts und KI-generierte Ergebnisse vorgestellt und bewertet werden. Unbedingt selber ausprobieren und nachvollziehen!

Die Autoren beleuchten, wie KI in bestehende Unternehmensprozesse eingebettet werden kann und welche Rolle der Mensch in einer KI-gestützten RE-Umgebung spielt. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung von Prompt Engineering als neue Kompetenz im Berufsbild des Requirement Engineers. Auch Herausforderungen wie Datenschutz und die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern werden thematisiert.
Das Buch ist allerdings aus meiner Sicht sehr optimistisch gegenüber KI-Anwendungen. Eine stärkere kritische Reflexion über ethische Risiken, mögliche Fehlinterpretationen durch KI oder systematische Verzerrungen wäre hilfreich gewesen.

Ein absolutes Highlight sind die digitalen Zusatzmaterialien wie Erklärvideos und animierte Inhalte, die den Lernprozess unterstützen und laut Autoren stets aktualisiert werden, um der Dynamik des KI-Themas gerecht zu werden. Der gesamte Buchinhalt wurde digital aufbereitet und bildet gemeinsam mit den multimedialen Komponenten eine umfassende Wissensplattform, die deutlich über den Funktionsumfang eines herkömmlichen eBooks hinausgeht.

Die KI-Thematik ist sehr komplex. Obwohl das Buch versucht, KI verständlich zu erklären, bleibt das Thema für Einsteiger anspruchsvoll. Wer keine Vorkenntnisse in KI oder Requirements Engineering hat, muss sich auf eine steile Lernkurve einstellen.

Ein kleiner Wermutstropfen ist die gewählte Broschurbindung, die dazu führt, dass das Buch beim Lesen leicht zuklappt. Hier sollte der Verlag dem Buch für die nächste Auflage vielleicht ein Hardcover gönnen.

Insgesamt verdeutlicht das Werk, dass Künstliche Intelligenz im Requirements Engineering nicht als Ersatz menschlicher Expertise, sondern als unterstützendes Werkzeug verstanden werden sollte – dies aber mit ungeahnten Möglichkeiten. Ziel ist es, Prozesse effizienter zu gestalten und die Qualität der Anforderungen nachhaltig zu verbessern. Für den Einsatz im unternehmerischen Kontext empfehlen die Autoren die Initiierung eines eigenständigen Projekts, in dem klare Rahmenbedingungen und Richtlinien für den Umgang mit KI-Systemen definiert werden.

Trotz kleinerer Schwächen verdient das Buch aus meiner Sicht uneingeschränkt fünf Sterne – nicht zuletzt, weil es diese zukunftsweisende Thematik fundiert und praxisnah behandelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2025

Kosmos Schloss Erbach


ausgezeichnet

Schloss Erbach ist heute in erster Linie bekannt als Sitz des Deutschen Elfenbeinmuseums, war die Stadt Erbach doch bis ins 20. Jahrhundert hinein ein weltweit führendes Zentrum der Elfenbeinschnitzerei. Die unternehmerischen Grundlagen dieses erfolgreichen „Industriezweiges“ schuf Graf Franz I. zu Erbach-Erbach, ein im besten Sinne aufgeklärter Herrscher des 18. Jahrhunderts, der selber das fürstliche Hobby der Elfenbeindrechselei betrieb. Franz sammelte auch mit Leidenschaft - nicht etwa Elfenbein, sondern Antiken, asiatisches Porzellan, Rüstungen, Waffen, ethnologische und zoologische Exponate, worunter die (nicht jagdliche!) Geweihsammlung wohl das Kurioseste ist. Mit für seine Zeit großer Sachkunde trug er zu einigen Themen enzyklopädische Kollektionen zusammen, die er in opulent ausgestatteten Katalogen dokumentierte und bearbeitete. Seit 2005 ist Schloss Erbach inklusive der erhaltenen gräflichen Sammlung in staatlichem Besitz und gehört zu den bedeutenden nationalen Kulturgütern Hessens.

„Kosmos Schloss Erbach“ ist die erste große Monografie über die Bau- und Sammlungsgeschichte dieses Kulturdenkmals, Resultat eines wissenschaftlichen Symposiums aus 2023. Die Autoren behandeln neben der erstmals systematisch bearbeiteten Baugeschichte der Burg, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, auch die Geschichte des Adelsgeschlechts derer von Erbach, die ihre Abstammung (unbelegt) auf Karl den Großen gründen. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Ausnahmeerscheinung Franz I. und seiner Sammlungstätigkeit. Er dokumentierte seine Sammlung so mustergültig, dass selbst heute verlorene Objekte in einen größeren Kontext gesetzt werden können, wie einer der Beiträge im Buch zeigt. Sie war eine aufgeklärte Wunderkammer, die Franz selber qualifiziert kuratierte und dies nicht durch Angestellte erledigen ließ, wie die meisten Fürsten der Zeit. Texte, Zeichnungen, Aquarelle, später auch Fotos zeigen Ausstellungskonzepte und Nutzung, sowie die zeitgenössische Bewertung der mehr oder weniger kostbaren Stücke. Ein fast schon moderner wissenschaftlicher Zugang richtete sich nicht mehr nach dem reinen Schauwert, sondern bezog den Erkenntnisgewinn in die Auswahl mit ein: So sammelte Franz die ersten römischen Limes-Funde im Odenwald. Die renaissancezeitliche Rüstungssammlung im „Rittersaal“ war auch schon früh ein touristischer Anziehungspunkt und ist es bis heute. Die relative Vollständigkeit des ganzen Konvoluts macht es für die Forschung heute so interessant.

Die Beiträge sind anschaulich geschrieben, auch für Laien gut verständlich und hervorragend illustriert. Die geplante Sanierung des Schlosses wird sicher noch einige Überraschungen zu Tage fördern. Der jetzt vorliegende Band sammelt das derzeit vorhandene Wissen, bereitet es strukturiert und qualifiziert auf und vermittelt ein lebendiges Bild von Graf Franz und seiner Zeit, und seiner geistigen Offenheit für die „Wunder der Welt“, die er in seinem Schloss abzubilden suchte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2025
Hagey, Keach

Sam Altman


sehr gut

Sam Altman ist die zentrale Figur hinter OpenAI. Doch wer steckt wirklich hinter dem erfolgreichen Unternehmer und Investor? Die Journalistin Keach Hagey wollte genau das herausfinden und hat dafür zahlreiche Gespräche geführt – nicht nur mit Altman selbst, sondern auch mit seiner Familie, engen Freunden, Wegbegleitern und Geschäftspartnern. Aus diesen intensiven Recherchen entstand die aufschlussreiche und lesenswerte Biografie mit dem Titel „Sam Altman: OpenAI, Künstliche Intelligenz und der Wettlauf um unsere Zukunft“.

Keach Hagey bietet in ihrem Buch einen Einblick in das Leben und Wirken des Tech-Visionärs Sam Altman. Sie schildert seinen Weg vom talentierten Jugendlichen in St. Louis über seine Zeit als Präsident des Gründerzentrums Y Combinator bis hin zur Gründung und Leitung von OpenAI. Altman wird als strategischer Denker dargestellt, der nicht nur technologische Innovationen vorantreibt, sondern auch politische und gesellschaftliche Debatten beeinflusst. Selbst eigene politische Ambitionen als Gouverneur von Kalifornien oder US-Präsident werden ihm nachgesagt. Besonders im Fokus steht die Veröffentlichung von ChatGPT, die OpenAI schlagartig ins Zentrum der globalen KI-Diskussion rückte. Hagey beleuchtet die komplexe Struktur von OpenAI, die zwischen gemeinnütziger Mission und kommerziellem Erfolg balanciert. Die dramatische Episode rund um Altmans kurzzeitige Absetzung als CEO im Jahr 2024 zeigt die internen Spannungen und Machtkämpfe innerhalb des Unternehmens, die für den außenstehenden Leser aufgrund der Komplexität und der vielen involvierten Personen nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen sind. Das Buch basiert auf über 250 Interviews und zeichnet das Bild eines Mannes, der zwischen Idealismus und Pragmatismus agiert. Die Autorin beleuchtet auch kritische Themen wie zum Beispiel zur Verantwortung von KI-Entwicklern und zur Kontrolle über mächtige Technologien. Gleichzeitig zeigt sie, wie Altman versucht, ethische Leitplanken für die Zukunft der KI zu etablieren. Trotzdem hätte ich mir bei vielen Themen gewünscht, dass Sam Altman selbst zu Wort kommt – statt nur die Sichtweise und Interpretation der Autorin zu lesen.

Die deutsche Übersetzung des Buches „Sam Altman“ nimmt sich sprachliche Freiheiten heraus, die im Original nicht vorgesehen sind. Durch die Verwendung von gendergerechter Sprache – etwa partizipialen Formen wie „Forschende“ oder binären Paarungen wie „Gründerinnen und Gründer“ – wird dem Text eine ideologische Färbung verliehen, die mit dem sachlichen, nüchternen Stil der englischen Ausgabe nicht vereinbar ist.
Diese Eingriffe sind nicht nur stilistisch fragwürdig, sondern auch inhaltlich problematisch. Sie verändern den Ton des Buches und suggerieren eine Haltung, die die Autorin selbst nicht formuliert hat. Gerade bei einem Sachbuch, das eine reale Person porträtiert und komplexe technologische Entwicklungen beschreibt, sollte die Übersetzung dem Original so nahe wie möglich bleiben – und nicht als Bühne für sprachpolitische Experimente dienen.
Wer eine werkgetreue Übersetzung erwartet, wird hier enttäuscht.

Das Buch gibt spannende Einblicke in Altmans Leben und zeigt, wie er zu einem der einflussreichsten Köpfe der Tech-Welt wurde. Es ist eine Mischung aus Biografie, Wirtschaftskrimi und gesellschaftspolitischer Analyse und regt dazu an, über die Chancen und Risiken der KI-Revolution nachzudenken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2025

Das Alte Ägypten


gut

Als ich das Vorwort las, bekam ich ein sehr ungutes Gefühl: Alles sauber durchgegendert, schön unästhetisch mit Gender-Sternchen, triefend vor wokem Aktionismus und die moralische Keule bereits im Niedersausen: Europa böse, Ägypten guuuut.
Die Beiträge haben den Verdacht dann aber nicht bestätigt, sieht man von Eva Maria Schnurrs „Interview“ einmal ab, in dem der Historiker Jürgen Zimmer die Rückgabe der Nofretete fordern darf, mit strategisch unterstützenden „Fragen“ der Interviewerin. Wie überall in der sogenannten „postkolonialen Debatte“ werden hier Fakten verschwiegen oder verkürzt, wenn sie nicht ins Konzept passen, gerne auch mal die Unwahrheit verbreitet, wenn‘s der „guten“ Sache dient. Geschichten statt Geschichte. Hat in einem Sachbuch meiner Meinung nach nichts zu suchen. Auffällig auch, dass nur Museumsdirektorinnen zu Wort kommen. Männer sind in Führungspositionen von Museen tatsächlich eine aussterbende Spezies, ohne dass sich ein wokes Interessengrüppchen bisher darüber echauffiert hätte. Männer böse, Frauen guuuut.

Die Beiträge sind bereits 2020 im Band „Das alte Ägypten“ der SPIEGEL-Reihe Geschichte erschienen, sind also nicht mehr ganz taufrisch, aber inhaltlich, soweit ich es beurteilen kann, immer noch richtig. Es gab in der Zwischenzeit weitere Theorien und natürlich auch Entdeckungen, die besprochenen Themen bleiben davon aber weitgehend unberührt.

Nicht zufrieden war ich mit dem Themenbereich Alltagsleben. Der Untertitel des Buches „Wie die Menschen im Reich der Pharaonen lebten“ suggeriert, dass der Alltag der normalen Leute im Mittelpunkt steht, ein Gebiet, über das es fast keine Laienliteratur gibt. Leider löst auch dieser Band das Rätsel nicht. Hier findet man die üblichen Kapitel mit Bezug zur Oberschicht: Religiöse Ansichten und Rituale, die Rolle des Pharaos, Schriftkultur, Wissenschaft und Medizin etc.. Alles schon gelesen, leider nur sehr wenig Neues darunter, aber unbestritten haben die Autoren eine gute „Schreibe“. Die Beiträge sind kurzweilig und anschaulich.

Wer einen gut lesbaren Einstieg zu verschiedenen Aspekten der Ägyptologie sucht, ist mit dem Buch gut bedient. Man muss sich aber im Klaren sein, dass es isolierte Einzelbeiträge sind, ohne das Ziel einer vollständigen (oder auch nur annähernd vollständigen) Darstellung. Es gibt kein übergeordnetes Konzept, außer dem „du sollst gut unterhalten werden“. Da gibt es deutlich systematischere, besser strukturierte und wesentlich vollständigere Monografien zum Thema.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2025
Schloß, Bernhard;Botta, Christian

Das Methodensystem für Projekte


gut

Wer schon einmal ein Softwareprojekt geleitet hat weiß, es gibt unzählige Methoden, Werkzeuge und Konzepte. Einige sind sehr nützlich – andere weniger hilfreich. Manche erfordern viel Zeit und Aufwand, um sie zu verstehen und richtig anzuwenden. Dabei den Überblick zu gewinnen und zu behalten, ist eine echte Herausforderung.
Bernhard Schloß und Christian Botta haben den Versuch gewagt und das Buch „Das Methodensystem für Projekte“ herausgebracht. Es ist ein praxisorientierter Leitfaden, der über 130 Methoden, Werkzeuge und Modelle für den erfolgreichen Einsatz in Projekten vorstellt und dabei nicht ein dogmatisches Vorgehen in den Vordergrund stellt, sondern die flexible und situationsgerechte Anwendung – je nach Bedarf, Teamgröße oder Projektphase. Herzstück des Buches ist die (im Business-Neusprech:) „Table of PM Elements“– eine visuelle Systematik, die an das Periodensystem der Elemente erinnern soll. Allerdings zeigt die Struktur, dass die Autoren das Prinzip des chemischen Periodensystems eindeutig nicht verstanden haben. Aber es klingt halt so schön wissenschaftlich. Ob das „Methodensystem" bei der Suche wirklich hilft, da habe ich meine Zweifel, mir hat es jedenfalls nicht geholfen, dazu gleich mehr. Immerhin sind die kurzen und qualifizierten Methodenbeschreibungen und -bewertungen ein guter Einstieg.

Das Buch behandelt alle wichtigen Themen im Projektmanagement – von Planung und Steuerung über Zusammenarbeit im Team und das Sammeln von Anforderungen bis hin zu Qualitätssicherung, Risikomanagement und allgemeinen Managementansätzen. Die Autoren machen dabei deutlich, dass die Sammlung nicht vollständig ist und bei Bedarf durch weitere Methoden ergänzt werden kann. Besonders im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist in Zukunft mit vielen neuen Tools zu rechnen.

Gelungen ist die einheitliche Struktur, nach der jede Methode vorgestellt wird: Zunächst gibt es eine kurze Einführung, die erklärt, was die Methode leistet und wofür sie geeignet ist. Danach folgen Hinweise zur Anwendung, eine Übersicht über Vor- und Nachteile, praktische Tipps für den Einsatz im Alltag sowie Hinweise auf ähnliche oder ergänzende Methoden. Zusätzlich ist jede Methode farblich gekennzeichnet – je nach Kategorie, etwa Projektmanagement-Methode, Management, Kommunikation oder Kreativität. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass diese Zuordnung zu einem gewissen Teil subjektiv ist, da manche Methoden mehreren Kategorien zugeordnet werden könnten, die Autoren sie aber nur einer zuordnen. Da das Entscheidungssystem nach Kategorien sortiert ist, bekommt der Nutzer in diesem Fall also nicht alle geeigneten Methoden vorgeschlagen. Letztlich ist das System eine Entscheidungstabelle mit mehreren Filtern. Die grafische Aufteilung, die in der Tat etwas an das Periodensystem der Elemente erinnert, ist absolut willkürlich und weder intuitiv noch übersichtlich.

Im Anhang des Buches finden sich Tabellen, in denen die Methoden und Werkzeuge nach verschiedenen Kriterien sortiert sind – zum Beispiel nach Aufwand, Schwierigkeitsgrad oder Bewertung. Das sind im übertragenen Sinn die „Filter“ der dahinterliegenden Auswahltabelle. Das Stichwortverzeichnis enthält nur die Namen der Methoden. Leider fehlen ein Literaturverzeichnis oder weiterführende Links, was den Zugang zu vertiefender Information einschränkt.

Beim Kauf des Buches erhält man einen persönlichen Code, mit dem man das zugehörige eBook kostenlos als PDF- oder epub-Datei herunterladen kann – ein praktischer Bonus für alle, die lieber digital lesen und recherchieren.

Das Buch eignet sich gut als grundlegendes Nachschlagewerk – sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Projektmanager. Es bietet eine schnelle Orientierung im Projektalltag und unterstützt bis zu einem gewissen Grad bei der Auswahl und Anwendung von Methoden. Wenig überzeugend finde ich das sogenannte „Methodensystem“. Es wirkt auf mich willkürlich und subjektiv, weshalb es sich aus meiner Sicht auch nicht als zuverlässiger „Methoden-Finder“ eignet.

Bewertung vom 05.08.2025

American Icons Volume 2


ausgezeichnet

Nach ihrer Gründung im Jahr 1776 waren die USA sehr lange auf der Suche nach einer eigenen Identität. Die Architektur orientierte sich noch bis ins 20. Jahrhundert an Europa, dessen Stile man weitgehend unverändert übernahm. Um 1920 entwickelt sich dann ein typisch amerikanischer Baustil, initiiert von Architekten, die zwar in Europa ausgebildet wurden, sich aber zunehmend emanzipierten.

Wie schon in Band 1 versammelt „American Icons“ die Crème de la Crème amerikanischer Architekten und Architektur. Band 2 ist jedoch keine Fortführung der Chronologie von Band 1 in die Gegenwart, sondern beginnt wieder um die Jahrhundertwende, mit weiteren Beispielen herausragender Architektur. Das allgemeine Konzept wurde beibehalten, indem durch die großformatigen Fotografien ein exzellenter Eindruck von der inneren Raumwirkung und der Einbindung in die jeweiligen (Stadt)Landschaften vermittelt wird. Überhaupt ist die Einbeziehung der Außenumgebung ein besonders charakteristisches Element amerikanischer Individualarchitektur. Man bekommt eine sehr konkrete Vorstellung davon, wie sich das jeweilige Gebäude heute präsentiert bzw. präsentiert hat, denn einige wenige sind nicht mehr im Originalzustand oder sind sogar verloren. In diesen Fällen werden gute historische Aufnahmen herangezogen, ansonsten sind es aktuelle, technisch perfekte Fotos, die selbst bei starken Kontrasten jedes Detail wiedergeben und keinerlei Verzeichnungen oder Verzerrungen aufweisen. Architektur kann man kaum besser und anschaulicher illustrieren, zumal viele der Wohnhäuser von ihren Besitzern mit viel Liebe zum Detail original eingerichtet blieben. Es sind im wahren Sinn begehbare (und bewohnbare) Kunstwerke.

Besonders gefallen hat mir die Kombination aus visuellem Reiz und den sehr kompakten, aber pointiert formulierten biografischen Hintergrundinformationen. Je nach Kontext stehen der Lebenslauf des Architekten, das Verhältnis zum Auftraggeber, Designinnovationen oder auch konstruktive Besonderheiten im Fokus.

Der Schwerpunkt der vorgestellten Gebäude liegt zeitlich zwischen 1930 und etwa 1970, der Blütezeit der amerikanischen Architektur. Im Anhang findet man einige Kurzportraits, die dann bis 1988 reichen. Der späte Stil ist aber nicht mehr im engeren Sinn und erkennbar „amerikanisch“, sondern weitgehend international.

Das schwere, matte Papier reflektiert nicht, bildet aber trotzdem jedes Detail präzise ab und auch der Einband ist handwerklich gut produziert, mit Fadenbindung und leinenverstärktem Rücken, sodass man lange Freude an dem Buch haben wird.

Bewertung vom 05.08.2025
Martin, George R. R.

Das Lied von Eis und Feuer - Die große Hörbuch-Box


ausgezeichnet

Über den Inhalt der Bücher muss man wohl kein Wort verlieren, also beschränke ich mich auf den Sprecher und der ist ein Genie, anders kann ich es nicht bezeichnen. Wer dachte, Rufus Beck bei Harry Potter wäre ein Wunder stimmlicher Wandlungsfähigkeit, der hat Stefan Kaminski noch nicht gehört. Ich habe es wirklich nicht fassen können, dass diese Figuren alle aus einer Kehle kommen. Das sind nicht irgendwelche verquetschten Karikaturen, sondern völlig andere Personen, die absolut natürlich klingen, aber so unterscheidbar sind wie in einem Kinofilm. Alleine die Stimme von Lord Varys! Es ist unfassbar, dass das nicht ein völlig anderer Sprecher ist. Da hört man regelrecht Varys‘ Körperlichkeit. Das sind alles echte Charaktere, reale, lebendige Personen, in deren Stimmen sich die Charaktereigenschaften widerspiegeln, aber es ist nie überzeichnet oder übertrieben. Das ist ein Hörspiel, kein Hörbuch. Jede Minute ein Genuss.

Einfach nur genial!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2025
Carver Wees, Beth; Barron Smithie, Sheila

Marcus & Co.


ausgezeichnet

Mitte des 19. Jahrhunderts wanderte Hermann Marcus in die USA aus. Geboren in Kassel, war er einige Zeit Mitarbeiter des Dresdner Hofjuweliers Moritz Elimeyer, bevor er den Sprung über den großen Teich wagte. Aber genauso zielstrebig, wie er die Ausbildung in Deutschland betrieb, verlief auch seine Karriere in New York. Schon bald wurde er als Mitarbeiter der Firma Tiffany & Co. geführt, aber das blieb nicht seine letzte Station. Er knüpfte Kontakte, lernte Sprache und Umgang und bereits 1864 gründete er ein erstes, sehr erfolgreiches Unternehmen zusammen mit dem Juwelier Theodore Starr. Durch mehrere Wirtschaftskrisen und persönliche Tiefs führten seine Aktivitäten (und die seiner Söhne) letztlich zu Marcus & Co., die eine der führenden Juwelierfirmen der USA am Ende des 19. Jahrhunderts wurde.

Die ausgezeichnet recherchierte Monografie „Marcus & Co.“ zeichnet sehr detailliert den Weg vom mittellosen Auswanderer zum wohlhabenden Luxushändler nach, mit zahlreichen Ausflügen in die spannende Wirtschaftsgeschichte der USA. Marcus ist genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und er scheut keine Risiken. Seine Biografie ist geradezu mustergültig für einen erfolgreichen Entrepreneur dieser Zeit: Marcus ist ein Meister darin, die richtigen Mitarbeiter zu rekrutieren und mit seinen alten Arbeitgebern und Mitbewerbern ein gutes Verhältnis zu bewahren. Mit Louis Tiffany verband ihn eine über 50 Jahre währende Freundschaft, trotz der äußerlichen Konkurrenzsituation. Marcus & Co waren Spezialisten für seltene Diamanten und hochwertige Farbsteine, die extrem aufwendig verarbeitet und gefasst wurden. Er erfand den „New Hindu Style“, der Ende des 19. Jahrhunderts äußerst beliebt war und war bis in die 1940er-Jahre immer auf der Höhe der aktuellen Mode. Er überstand schadlos mehrere schwere Wirtschaftskrisen, einen Weltkrieg und erst Roosevelts Steuerpolitik auf Luxuswaren 1941 leitete den Niedergang ein. Es war kein schlagartiges Aus, sondern ein langsames Verlöschen, indem Altbestände noch bis 1970 verkauft wurden, bevor die Firma vollständig aufgelöst wurde.

Das Buch ist eine Fundgrube an qualifizierter Information, nicht nur über die Familie Marcus, sondern auch über die komplexen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verflechtungen im Juwelen-Business der Zeit. Marcus ist einer der wenigen, die persönlich durch die Welt reisten, um kostbare Steine (und Antiquitäten) zu kaufen und er beschäftigte neben der eigenen Werkstatt zahlreiche qualifizierte Auftragnehmer, die seine Entwürfe umsetzten. Die Autorinnen hatten neben privaten Fotos und historischen Zeitungsausschnitten auch Zugang zu den erhaltenen Entwurfsbüchern der Firma mit über 1000 Zeichnungen, die die stilistische Entwicklung über fast 100 Jahre nachvollziehen. Auch einige Originale haben bis heute überdauert. Auktionshäuser und Sammler haben ihre Schätze für das Buch ablichten lassen, wodurch es zum eindrucksvollen Zeugnis der handwerklichen Perfektion wird, mit der Marcus & Co arbeiteten bzw. arbeiten ließen. Gemessen an den Mengen, die sie produzierten und verkauften, ist allerdings erstaunlich wenig erhalten geblieben. Zuweilen tauchen Stücke auf den internationalen Juwelenauktionen auf, aber die Zahl ist nicht zu vergleichen mit z. B. Tiffany. Marcus & Co verwendeten oft sehr große Steine, die wahrscheinlich später ausgefasst und umgeschliffen wurden, denn die Schleiftechnik für Diamanten wurde erst nach 1920 auf wissenschaftlicher Grundlage perfektioniert und auch der etwas schwere Stil des späten 19. Jahrhunderts ist heute nicht mehr so gefragt. Die meisterhaft leichte Art Nouveau Plique-à-jour Brosche vom Titelbild ist für Marcus & Co eher untypisch. Die perfekte Verarbeitung dagegen schon.

Mit wissenschaftlicher Akribie werden Quellen zitiert, das Bildmaterial ist sehr anschaulich und technisch hervorragend reproduziert. Im Anhang finden sich Abbildungen der verwendeten Punzen, allerdings sind die Goldpunzen ein wenig klein geraten. Da braucht man tatsächlich eine Lupe, wie beim Original.

Das Buch ist eine nicht nur biografisch sehr qualifizierte und gut lesbare Monografie, sondern beleuchtet durch seinen breiten Ansatz auch einen Teil der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte aus einem spannenden, neuen Blickwinkel.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.08.2025
Magazin, Süddeutsche Zeitung

Wann kommt das Salz ins Nudelwasser?


gut

Die Kolumne „Gruß aus der Küche“ aus dem SZ-Magazin hat es jetzt zwischen zwei Buchdeckel geschafft. Die interessantesten Beiträge rund um wahres oder auch unwahres Küchenwissen finden sich hier gesammelt und sie räumen nicht selten mit liebgewonnenen Mythen auf. Es gibt Hintergrundwissen über Zutaten und wie man sie verarbeitet, allgemeine Küchenirrtümer, Gesundheitsmythen oder auch ganz praktische Küchentipps. Mittlerweile wieder nötig auch das Kapitel zu den Benimmregeln beim Essen oder im Restaurant.

Sehr unterschiedliche Autoren schreiben die Beiträge, jeder mit unterschiedlichem Fachhintergrund. Da gibt es Ernährungswissenschaftler, Mediziner, Köche, Toxikologen und sogenannte „Experten“, für was auch immer. Zuweilen habe ich aber doch einige Lücken im vermeintlichen Fachwissen festgestellt, wenn sich die Autoren zu weit von ihrer eigentlichen Expertise entfernen. Ein Konditor kennt nicht unbedingt den biochemischen Hintergrund seiner Backwaren, eine Ökotrophologin sollte in physikalischer Chemie sattelfest sein, wenn sie schon dazu referiert. Aber selbst Experten zeigen manchmal in ihren Fachgebieten Schwächen, wenn die Medizinerin beim Thema Zuckerersatzstoffe die Unterzuckerung nach Insulinausschüttung vergisst oder eine „Ernährungsexpertin“ der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Zutatenliste und Nährwertkennzeichnung verwechselt. Dabei sind die Verbraucherzentralen doch sonst immer die ersten, die Klage einreichen, wenn ein Unternehmen da einen Fehler macht. Aber so ist das mit dem Balken im eigenen Auge. Und im Autorenregister fehlt ausgerechnet Thomas Vilgis, dessen Beitrag tatsächlich mal makellos ist.

Insgesamt fand ich das Buch ordentlich, aber es ist wirklich nicht der große Wurf. Dafür habe ich mit meinem eigenen Hintergrundwissen einfach zu viele Fehler und Ungenauigkeiten gefunden. Da will ich gar nicht wissen, was darüber hinaus noch sachlich angreifbar wäre.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2025
Himpsl, Franz;Gehlen, Dirk von

Wie KI dein Leben besser macht


gut

Das Buch von Franz Himpsl und Dirk von Gehlen enthält 50 kurze Kapitel, die jeweils einen Denkanstoß zum praktischen Einsatz von KI im Alltag geben – ohne mit technischen Details zu langweilen. Die Kapitel sind bewusst leicht verständlich gehalten, oft mit persönlichen Anekdoten und konkreten Beispielen. Am Ende jedes Abschnitts gibt es eine kleine Zusammenfassung oder Handlungsanregung.

Besonders gut gefallen hat mir die große Themenvielfalt. Das Buch gibt praktische Denkanstöße zur Verbesserung der eigenen Produktivität – zum Beispiel, wie KI-Werkzeuge dabei helfen können, im Alltag Zeit zu sparen, Texte automatisch zusammenzufassen oder E-Mails zu formulieren. Auch der Einsatz von Chatbots zur schnellen Vermittlung von Wissen wird behandelt. Darüber hinaus geht es um gesundheitliche Aspekte, etwa den sinnvollen Einsatz von Meditations-Apps, Unterstützung bei einem gesünderen Lebensstil oder die Auswertung von Bewegungs- und Schlafdaten im Rahmen der Selbstbeobachtung. Kreative Anwendungen kommen ebenfalls vor, zum Beispiel wie KI für das Erstellen von Texten, Bildern und Musik genutzt werden kann oder auch nur als Gesprächspartner für ein Brainstorming. Die Autoren regen auch dazu an, über ethische Fragen sowie das Verhältnis zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz nachzudenken. Die Risiken der KI werden nur am Rande erwähnt – stattdessen liegt der Fokus darauf, KI als hilfreiches Werkzeug für den Alltag zu verstehen und Tipps zur sinnvollen Nutzung zu geben.
Wichtigster Tipp der Autoren: Einfach mal mit den KI-Werkzeugen spielen und sehen, wie sie einem persönlich weiterhelfen können.

Richtig gestört hat mich das aufdringliche Gendern mit Doppelpunkten. Es zerstört den Lesefluss, da Doppelpunkte normalerweise eine andere Funktion haben und verlängert den Text ohne zusätzlichen Informationsnutzen, abgesehen davon, dass es weder eine „natürliche“ Sprachentwicklung ist, noch den Rechtschreibregeln entspricht. Früher hätte ein Schriftsetzer bei so einem Buch seinen Vorrat an Doppelpunkten erschöpft…
Für die digitale Ausgabe hatten die Autoren ursprünglich geplant, verschiedene Sprachvarianten anzubieten – etwa mit generischem Maskulinum oder Femininum (auch wenn es das grammatisch nicht gibt), oder mit dem Sternchen („*“) als Genderzeichen – um unterschiedlichen Leserwünschen gerecht zu werden. Diesen Ansatz haben sie jedoch verworfen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Immerhin waren sie sich bewusst, dass das kein angenehm zu lesender Text ist.

„Wie KI dein Leben besser macht“ richtet sich vor allem an Leser, die neu in das Thema Künstliche Intelligenz einsteigen möchten. Das Buch eignet sich besonders für Menschen ohne technisches Vorwissen, die kurze Kapitel mit praktischen Denkanstößen schätzen und sich vom exzessiven Gendern im Text nicht stören lassen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.