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HB
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Eschweiler

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Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2025
Bovalino, V. L.

The Second Death of Locke


ausgezeichnet

The Second Death of Locke von V. L. Bovalino ist der Auftakt einer Fantasytrilogie. Es ist allerdings zugleich ein Stand-Alone und handlungsmäßig 100% in sich abgeschlossen. Der nächste Band wird zwar in derselben Welt spielen, allerdings andere Protagonisten verfolgen. Aber ich greife voraus. Wovon handelt der Roman? Es geht um die Soldaten Grey und Kier, eine Quelle und ihren Magier, die in dem spannenden, neuen Magiesystem der Welt nur zu zweit, nur gemeinsam, Magie wirken können. Nach dem Untergang der Heimatinsel der Magie sind die nahen Nationen im Aufruhr, es herrscht Krieg, in den die beiden Protagonisten seit Jahren verwickelt sind. Doch plötzlich taucht ein Mädchen auf, von dem es heißt, sie sei die Erbin der verlorenen Insel…
Die schöne, dunkle Aufmachung des Buches wird der düsteren Atmosphäre absolut gerecht. Der zermürbende Alltag zwischen Kriegsmüdigkeit und Phasen blutiger Action wird sehr emotionsvoll erzählt. Der Schreibstil passt hervorragend zum Inhalt, er ist ungeschönt und bildhaft, dann wieder nahezu lyrisch. Grey und Kier teilen eine schmerzlich-schöne Verbundenheit, die ich in der Realität sicherlich als eine Codependency pathologisiert werden würde, aber in einem Roman spannend und mitreißend zu lesen ist. Weder verdrängt die Romanze den anderen Plot, noch wird sie toxisch. Die Hauptcharaktere sind gut ausgearbeitet, manche Nebenfiguren bleiben hingegen etwas blass, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Protagonistin Grey ihnen einfach nicht so viel Aufmerksamkeit widmet wie ihrer eigenen Gedankenwelt und Kier.
Mein persönliches Highlight war das Magiesystem und die sich daraus ergebenden Folgen für Figurenkonstellationen und gesellschaftliche Ordnung. Dies ist einer der wenigen Romane, bei dem die Magie wirklich tief in das Worldbuilding eingegraben ist, ohne sie würde weder die Welt noch die Handlung funktionieren. Um das Verständnis des Lesers für die Welt zu bereichern, werden am Beginn jedes Kapitels kleine Auszüge aus Dokumenten wie Handbüchern oder historischen Briefen angeführt. Ich liebe so etwas eigentlich immer, hier passte die Auswahl der Ausschnitte jedoch auch stets bemerkenswert gut zum folgenden oder vorhergehenden Kapitel.
Die Handlung an sich ist spannend, manchmal etwas ruhiger, dann wieder kämpferisch-schnell. Ein paar Wendungen sind vorhersehbar, andere überraschend. Eine von ihnen gegen Ende fand ich allerdings etwas seltsam und aus der Luft gegriffen.
Alles in allem ein toller Fantasyroman, der Themen wie Verantwortung und Verlust gekonnt einbindet.

Bewertung vom 22.11.2025
Kinney, Jeff

Bock auf Party? / Gregs Tagebuch Bd.20


ausgezeichnet

Im 20. Band der witzigen Reihe steht passenderweise das Thema Geburtstag im Mittelpunkt. Wie so viele von uns grübelt Greg, was er sich an diesem besonderen Tag wünschen soll. Wen lädt man zu seiner Party ein? Und was ist mit der Geburtstagstorte? Auf Greg-typische Weise werden viele ernste und weniger ernste Dinge angesprochen und in liebevollen Zeichnungen unterhaltsam dargestellt. Und natürlich läuft letztendlich nichts nach Plan und resultiert in einem herrlichen Chaos.
Wie alle Bände kann auch dieser theoretisch für sich alleine gelesen werden. Von Reihenermüdung ist hier beim Lesen nichts zu merken, tatsächlich fand ich diesen Band insgesamt witziger, überraschender und unterhaltsamer als manche anderen. Besonders gut hat mir gefallen, wie verschiedene kleine Anekdoten und Handlungspunkte, die im ganzen Roman verstreut sind, am Ende in Gregs einmaliger Party zusammenfinden. Das war wirklich ein erzählerischer Höhepunkt. Gregs erweiterte Verwandtschaft taucht auf, was bei diesen schrillen Charakteren immer wunderbar ist. Seine Brüder hingegen spielen in diesem Band eine eher kleine Rolle, was ich als Rodrick-Fan etwas schade fand. Dafür hatte Mrs. Heffley ein paar sehr unterhaltsame Momente.
Man findet sich als Erwachsener wie auch als Kind in verschiedenen Themen und Figuren wieder.
Alles in allem ein wundervoll kurzweiliger Roman für Groß und Klein. Ich freu mich schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 30.10.2025
Cassidy, Kalie

Das Lied der Tiefe


gut

2,5
Imogen ist das Mündel des Königs Nemea, der Sirenen in seinem Reich gnadenlos verfolgen lässt. Dumm nur, dass sie selbst eine Sirene ist und zudem den Kommandanten Evander heiraten soll. Als ihr Geheimnis aufgedeckt wird, muss sie fliehen – doch der ihr dabei helfende König Theodor verfolgt auch seine eigenen Ziele…
Der Auftakt des Romans ist vielversprechend: er beginnt sofort in der Handlung, die Protagonistin ist in einer spannend-gefährlichen Situation und der Leser erhält erste Informationen bezüglich des Settings. Doch leider wird darauf nicht weiter aufgebaut, Charaktere bleiben flach und einseitig, handeln unsinnig und entgegen ihrer angeblichen Charakterzüge und die erzählte Welt selbst bleibt vage. Hier ist ein Pluspunkt, dass Imogen und Theo beide Mitte 20 sind. Schade, dass sie sich nicht so verhalten. Unter dem fehlenden Worldbuilding leidet die Spannung, Konflikte und ihre Konsequenzen sind unklar oder werden erst im Nachhinein erklärt, ein Gefühl der Bedrohung oder des Mitfiebern kam bei mir jedenfalls nicht auf. Stellenweise trugen schlechte oder verwirrend übersetzte Passage dazu bei, mich immer wieder aus der Handlung zu reißen. Dabei interessiert mich die Sirenen-Thematik sehr, und was wir von der Welt und insbesondere dem Magiesystem zu sehen bekommen, ist ungeheuer spannend. Aber leider wird der Fokus stattdessen auf Imogen und Theo gerückt, deren Romanze mich nicht überzeugen konnte. Die Handlung an sich schreitet rasch voran, doch wie gesagt, es wäre besser gewesen, stattdessen ein paar Mal innezuhalten und relevante Informationen zu vermitteln. So wie es ist, liest es sich sehr formularisch, als ob beim Schreiben eine Liste von Szenen abgehakt wurde. Zu diesem Eindruck trägt auch bei, dass Sachverhalte und handlungsrelevante Hintergründe nicht wirklich von der Protagonistin in Erfahrung gebracht werden, sondern Nebenfiguren es ihr ohne ersichtlichen Grund einfach so immer dann mitteilen, wenn Imogen das Wissen für die nächste Szene braucht.
Eben weil Beginn und Grundidee so interessant klangen, war das Lesen ein sehr enttäuschendes Erlebnis für mich. Ich wollte das Buch mögen. Aber es hat sich nie die Zeit genommen, seine Prämisse richtig auszugestalten. Selbst jetzt nach Beenden des Buches weiß und versteh ich so viele grundlegende Dinge nicht, die extrem wichtig gewesen wären, beispielsweise die Einbindung und Stellung von Sirenen in der Gesellschaft bzw. den verschiedenen Ländern. Wie ich mittlerweile erfahren habe, handelt es sich um eine Dilogie. Den nächsten Teil werde ich nicht lesen.
Alles in allem kann ich den Roman nur Lesern empfehlen, die etwas Rasches zum Lesen suchen ohne über den Inhalt nachzudenken.

Bewertung vom 18.10.2025
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5


ausgezeichnet

Zum fünften Mal lädt Richard Osman uns ein, mit dem Donnerstagsmordclub zu ermitteln. Die Handlung beginnt mit der Hochzeit von Joyces Tochter Joanna. Einer der Treuzeugen verkündet, eine Bombe unter seinem Auto versteckt gefunden zu haben. Kurz darauf gibt es einen Mord und besagter Treuzeuge verschwindet…Unserer liebgewonnenes Seniorenteam geht dem natürlich nach.
Wie die vorherigen Bände ist auch dieser Roman von einer warmen Atmosphäre und Humor geprägt. Die skurrilen Figuren, vielschichtigen Hauptcharaktere und witzigen Dialoge sind wie immer ein großes Lesevergnügen. Sehr feinfühlig wird Elizabeths Trauer dargestellt. Und wir erfahren mehr über Ibrahims Vergangenheit.
Die Handlung selbst ist spannend, allerdings es ist kein Actionthriller, sondern eher eine gemütlichere Spannung, falls das Sinn ergibt. Ich hatte den Eindruck, dass die Nebenhandlungen hier etwas stärker ausgeprägt sind als in den vorherigen Teilen. Aber ich fand es immer noch gut ausbalaciert.
Das Buch ist extrem ungeeignet für Quereinsteiger in die Reihe. Osman setzt Vorwissen voraus, was Figuren, deren Vergangenheiten und Beziehungen untereinander angeht. Im dritten Band hätte man sich vielleicht ohne dieses Vorwissen zurechtgefunden, aber hier sicher nicht. Es gibt keine kurzen Zusammenfassungen, Erklärungen oder ähnliches, wie man es vielleicht aus anderen Krimireihen kennt.
Alles in allem ein must read für alle Fans der Reihe.

Bewertung vom 04.10.2025
Skadi, Liz

A Monster's Heart / Realm of Myths and Magic Bd.1


ausgezeichnet

Xena ist eine Diebin. Als sich ihr eine einmalige Gelegenheit bietet, aus der weitverbreiteten Armut ihres kriegsgeplagten Landes zu entkommen, greift sie zu und stiehlt eine Identität. Und plötzlich ist sie, die noch nie ein Monster sah, eine berühmt-berüchtigte Monsterjägerin auf der Reise zu einer Insel voller Monster in Begleitung von einem Halbmonster. Doch die menschlichen Expeditionsmitglieder sind nicht weniger gefährlich…
Der Roman überzeugt von der ersten Seite an, der Schreibstil ist anschaulich und passt perfekt zu der Gedankenwelt von Xena, der Protagonistin. Es ist extrem unterhaltsam aus ihrer Sicht zu lesen, Handlung und Welt sind mit kleinen Details bespickt, die das Ganze sehr lebendig machen. Und Xena ist eine der viel zu seltenen Protagonisten, bei deren Entscheidungen ich nicht den Drang hatte sie lauthals anzuschreien. Das soll nicht heißen, dass sie perfekt ist und immer alles richtig macht, aber sie agiert in sich selbst schlüssig und nicht extrem weltfremd oder schlichtweg dämlich. Sie ist, wie auch die Nebenfiguren, gut und ausgewogen charakterisiert. Es hat mir sehr gut gefallen, dass alle Reisebeteiligten eigene Ziele mit komplexen Beweggründen verfolgten und es so ziemlich zwischen allen Figuren irgendeine Form von Konflikt gab. Dadurch entstand nicht nur durch die Bedrohung von außen Spannung, sondern eben auch immer wieder innerhalb der Gruppe der Eindruck von Gefahr. Und diese Spannung zog sich durch den gesamten Roman. Action und Gefühle sind gut ausbalanciert. Auch das Ende ist überaus gelungen: bedeutende Entwicklungen innerhalb der Figuren und ihrer Konstellationen sind erfolgt, es gab große handlungstechnische Wandlungen und ja, der Einschnitt hier tut etwas weh, weil ich nun monatelang auf Fortsetzung zu warten habe, aber es ist ein sinnvoll gewählter Abschlusspunkt für den ersten Band mit einer guten Menge offener Fragen für Teil zwei. Das Buch hat mich überaus positiv überrascht und für sich eingenommen. Besonders schön finde ich, dass sich die romantische Beziehung nicht überhastet ergibt, sondern langsam und authentisch erwächst. Dynamik und Chemie zwischen den Beiden stimmt einfach.
Expeditionen habe ich in Fantasyromanen bisher extrem selten gelesen, A Monster's Heart zeigt, wie spannend es sein kann.
Nicht zuletzt punktet auch das Worldbuilding durch originelle Ideen was die Monster und Halbmonster angeht, und ich kann es kaum erwarten, auch darüber mehr in der Fortsetzung zu erfahren.
Alles in allem unbedingte Empfehlung an alle, die mitreißende Fantasy mit einer guten Menge an Romantik suchen.

Bewertung vom 27.09.2025
Lorentz, Iny

Der Krieger und die Königin


gut

„Eine Liebe, die ganz Deutschland verändert“ heißt es auf dem Buchrücken. Diese Beziehung wird allerdings nur im letzten Neuntel des Buches enttäuschend knapp und oberflächlich abgehandelt. Doch ich greife vor. Hiervon handelt der Roman: Der junge Krieger Garibald wird von seinem Vater Chlothar nach Italien gesandt. Bereits auf der Reise dorthin macht er sich Freunde und Feinde, bevor er an der Seite der Goten gegen die Oströmer um die Herrschaft in Italien kämpft. Die Handlung besteht weitestgehend aus den Kampfhandlungen, an denen Garibald teilnimmt. Diese waren durchaus spannend geschrieben, allerdings setzt die Vielzahl der historischen Namen und Fraktionen historisches Vorwissen voraus, es wurde geschichtsfremden Lesern nicht gut vermittelt. Es war interessant zu lesen, wie Garibald als Krieger Ruhm, Ansehen und dadurch Gefolgschaft ansammelte, mit der er schließlich einen kulturell vermischten Grundstein des späteren Bayerns legte.
Auf der Figurenebene hingegen konnte mich der Roman nicht überzeugen. Garibald selbst könnte sympathisch sein, aber er wird vom Handlungsgeschehen dermaßen übervorteilt, dass ich ihn irgendwann einfach nicht mehr ausstehen konnte: Von herausragender Geburt fällt ihm gefühlt alles in den Schoß, er erleidet keine Rückschläge und falls er mal Fehler macht, haben diese keine Konsequenzen. Er kann einfach nichts falsch machen. Es ist schwer, unter diesen Umständen mitzufiebern und passagenweise war die Spannung komplett raus. Alle Nebenfiguren, die Garibald nicht mögen oder gegen ihn agieren sind stets negativ dargestellt während die Guten schlichtweg gut und auf seiner Seite sind. Eine innere Entwicklung oder tiefere Gefühle und Gedanken gibt’s bei ihm nicht. Und wie es die heile Welt so will, werden alle seine braven Gefolgsmänner rasch zum Ende der Handlung verkuppelt, was bei mir den faden Beigeschmack von Frauen als Belohnung für Arbeit hinterlassen hat.
Die angekündigte große Liebe zu Waltrada nimmt weniger Raum ein, als eine andere, gescheiterte Liebesbeziehung Garibalds mit der Händlerstochter Daphne. In die Perspektiven beider Frauen erhält man nur kurzen Einblick, was eine verschwendete Gelegenheit war, da sie beide komplett verschiedene, spannende Lebensumstände haben.
Ansonsten lässt sich noch sagen, dass der Roman gut recherchiert ist und die kreativen fiktiven Elemente mich positiv überrascht haben.
Alles in allem war dies leider der schwächste Roman, den ich je von Iny Lorentz gelesen habe.

Bewertung vom 20.09.2025

Zeitbrand: Genesis


weniger gut

Für mich war es der erste Roman aus der Feder des Autors Eryx Vail. Die Triggerwarnungen zu Beginn sind unbedingt ernst zu nehmen, denn die dort angesprochenen Inhalte kommen allesamt vor und werden durch den bildlichen Schreibstil überaus explizit in Szene gesetzt.
Der Klappentext trifft auf die Handlung des Romans zu, allerdings stehen weder Handlung noch Charaktere im Vordergrund. Tatsächlich könnte man den Klappentext fast vollständig für den nächsten Band übernehmen, da sich bis zum unbefriedigenden Ende kaum eine Entwicklung stattfindet.
Man könnte sagen, dass Themen das Herzstück darstellen. Doch hier würde ich argumentieren, dass diese innerhalb des Romans nicht diskutiert werden. Vielmehr reihen sich blutig-provokante Episoden aneinander, die nach dem ersten Schock zu ermüdender Brutalität vor einer kulissenhaft gezeichneten Welt und flachen Charakteren verkommt. Das bloße Darstellen von Missständen ohne Dekonstruktion oder weitergehende Reflexion konnte mich nicht in den Bann ziehen. Es gab kein Mitfiebern oder Mitleiden mit den Figuren und keine Atmosphäre, was ich ziemlich schade finde, denn ich wollte vom Roman begeistert sein. Es werden immer wieder interessante Konzepte und Ideen aufgeworfen, doch sie scheinen nur blitzartig auf und werden nicht weiterverfolgt und nur so knapp dargestellt, dass es unglaublich frustrierend war, einen Blick auf etwas so spannendes zu erhalten, nur um es ignoriert zu sehen.
Deshalb funktionierte der Roman für mich weder als klassischer Fantasyroman, der er definitiv weder ist noch sein will, noch als kritisches Werk, weil die Kritik zu simple war. Aber ich finde es sehr gut, dass es veröffentlich wurde, da es viel zu viele Fantasyromane nach Schema X gibt, und das kann man dem Buch wirklich nicht vorwerfen. Es ist einmalig.
Alles in allem war es einfach nicht das Buch für mich, ich würde es allerdings Fans des Autors weiterempfehlen und Personen, die mal etwas ganz anderes suchen.

Bewertung vom 20.09.2025
Tuli, Nisha J.

Heart of Night and Fire / Das Nachtfeuer-Quartett Bd.1


sehr gut

Zarya wächst als Gefangene fernab von aller Zivilisation auf. Ihre einzige Gesellschaft sind ihr Ziehvater und Gefängniswärter Row, ihr Ziehbruder Aarav, den sie am liebsten töten würde und allgegenwärtige Monster, die sie tatsächlich tötet. Doch als ihr eines Tages die Flucht gelingt, entdeckt sie eine Welt, die durch eine unaufhaltsame magische Seuche an den Rand der Vernichtung getrieben wurde. Zarya ist fest entschlossen, für den Erhalt von allem, was sie zuvor nie gekannt hat, zu kämpfen. Und vielleicht nebenbei herauszufinden, wieso sie als Gefangene aufwuchs.
Das Setting der indisch-inspirierten Fantasy ist spannend und originell. Bei manchen der Kreaturen hätten die Beschreibungen ausführlicher sein können, doch auch so sind sie durch den flüssig-anschaulichen Schreibstil sehr bildlich vorstellbar. Neben tödlichen Monstern begegnen uns auch weitere magische Wesen, die eine Gesellschaft bilden, die von rassistischen Vorbehalten gegeneinander durchzogen ist. Da die Protagonistin selbst nicht viel über die Welt weiß, lernt der Leser mit ihr. Dabei war es gelegentlich frustrierend, dass Zarya oftmals wichtige Frage über das Setting oder ihre eigene Herkunft nicht stellt, wenn sich gute Gelegenheiten bieten. Sie lebt oft lieber im Moment und liest sich generell mehr nach Young Adult als New Adult. Daran ändert sich auch im Laufe der Handlung wenig, sie durchläuft keine persönliche Entwicklung außer der bahnbrechenden Erkenntnis, dass die komplizierte Beziehung zu ihrem Ziehbruder nicht nur seine, sondern auch ihre Schuld ist.
Zaryas Beziehung zu Row und Aarav ist spannend zu lesen, weil sie ein Gemisch aus negativem und positivem ist. Noch interessanter allerdings ist ihre Freundschaft zu Yasen. Beide entdecken Gemeinsamkeiten in ihren tragischen Hintergründen und wie diese ihr Handeln beeinflussen. Genau das war eins der Highlights des Buches für mich, dass diese Backstories eben nicht nur genutzt wurden, um Sympathien zu wecken, sondern konkreten Einfluss auf die Handlung, die Figurenkonstellationen etc. haben. Alles romantische in Roman hat für mich nicht funktioniert. Zaryas Anziehung zu Vikram kam mir sehr blass vor und, ohne hier zu Spoilern, auch alle übrigen Romanzen waren mir ziemlich gleichgültig. Gegenüber den Freundschaften und familiären Konflikten waren sie einfach so langweilig und klischeehaft.
Zu Beginn war die Handlung etwas langsam, aber dann nahm sie einmal Fahrt auf und die actionreiche Spannung hielt bis zum Ende an. Es ist zwar ein erster Roman, doch jetzt im Nachhinein erinnert es von der Art und Weise, wie es die Figuren in die Konstellation bringt, die am Ende der Handlung herrscht, mehr an ein Prequel. Manche der Wendungen waren zwar vorhersehbar, aber einige haben mich angenehm überrascht. Ich bin gespannt, wie es mit Zarya weitergehen wird.
Alles in allem ein lesenswerter Fantasyroman, der durch ein spannendes Setting und interessante Figuren punktet.

Bewertung vom 20.09.2025
Gablé, Rebecca

Rabenthron / Helmsby Bd.3


sehr gut

England, 1013: In der Hoffnung auf Lösegeld für einen dänischen Gefangenen begibt sich der junge Ælfric of Helmsby nach London. Dort verstrickt er sich ins Netz der Politik der Königsfamilie, findet zwei lebenslange Freunde, eine große Liebe und mächtige Feinde…
Ælfric of Helmsby ist ein klassischer Gable-Protagonist: ehrenhaft, charakterfest und königstreu. Beziehungsweise, königinnentreu, denn der Dreh- und Angelpunkt des Romans ist Emma, deren positive Darstellung von ihrer typischen Charakterisierung in historischen Romanen abweicht. Der Schreibstil ist, wie man es von der Autorin kennt, bildlich, Emotionen weckend und spannend. Die Sexszenen waren allerdings ausführlicher als bei ihr üblich. Atmosphäre und Recherche sind topp, die politisch komplexen Situationen werden verständlich vermittelt, ohne dabei verfälschend zu sein.
Als Leser begegnet man vielen interessanten Nebenfiguren, teils historisch, teils fiktiv. Manche historischen Figuren sind etwas einseitig positiv oder negativ dargestellt, aber das lässt sich durch den jeweiligen Blickpunkt-Charakters erklären, deren Sympathien an solchen Stellen gespiegelt werden. Manche fiktiven Charaktere waren derart interessant und unterhaltsam, dass ich mir gewünscht habe, ich würde mehr über sie erfahren oder sie würden öfter vorkommen.
Insgesamt ist die Handlung spannend, mitreißend und voller interessanter Wendungen.
Ich habe lange zwischen einer 4 und 5 Sterne Bewertung geschwankt, aber im Vergleich mit anderen Büchern der Autorin tendiere ich zu der niedrigeren Bewertung. Gleichzeitig sind die 4 Sterne hier höher anzusehen, als andere Romane, die ich in der Vergangenheit so bewertet habe.
Angesichts des Klappentextes hatte ich erwartet, dass Freundschaft eine größere Rolle spielen würde. Doch obwohl sie sich durch den Roman zieht, nimmt sie gegenüber aufkommenden Romanzen eine zweitrangige Stellung ein. Das fand ich ziemlich schade, da die Figurenkonstellation der besagten Freundschaft durch entgegengesetzte Loyalitäten sehr spannend war und großes Potenzial hatte, das aber leider nicht weiter verfolgt wurde oder nur in ein zwei knappen Sätzen entschärft wurde.
Ælfric und seine Familie hatten besonders gegen Ende der Handlung hin dermaßen viel Glück und günstige Fügungen, dass es für mich unglaubwürdig wurde. Generell ist das Ende des Romans eine Schwachstelle, angesichts des Könnens der Autorin fand ich es geradezu enttäuschend. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, ich war beim Lesen durchweg unterhalten.
Alles in allem ein spannender historischer Roman, perfekt für alle, die bei der Helmsby-Trilogie einsteigen wollen oder einen Roman suchen, der Englands Chaos kurz vor 1066 verständlich und unterhaltsam erzählt.

Bewertung vom 24.08.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


sehr gut

Emilia del Valle Claro ist ein Kind vieler Welten: Tochter einer strikt katholischen Irin, eines gebildeten Stiefvaters, und leiblich eines abwesenden chilenischen Aristokraten. Ende des 19. Jahrhunderts werden zudem die gesellschaftlichen Rollengefüge durchlässiger und so schafft sie es, zuerst anonym, dann mit eigenem Namen, für eine Zeitung zu schreiben. Als Leser erleben wir, wie Emilia erwachsen wird, sich verliebt und für ihre Stellung als Reporterin kämpft. Schließlich gelangt sie mit einem Kollegen nach Chile, wo sie Zeugin und Berichterstatterin des anbrechenden Bürgerkrieges wird.
Der Roman ist erzählerisch sehr elegant geschrieben, die Bildlichkeit der Beschreibungen geht einem besonders während des Kriegsgeschehens unter die Haut. Allende gelingt, was so viele Autoren vergeblich versuchen: sie schreibt starke Frauencharaktere, die sich durch ihre Ansichten und Möglichkeiten allesamt voneinander unterscheiden und somit authentisch und distinktiv wirken. Das Herz des Romans ist Chile, seine Bevölkerung und sein Bürgerkrieg. All dies war spannend und überaus atmosphärisch zu lesen. Das Ende allerdings war mir persönlich etwas zu langatmig und esoterisch und schien für mich nicht so recht zu dem actionreicheren Geschehen davor zu passen. Gegenüber den schillernden Nebenfiguren ist Emilia eine entschlossene, zugleich in sich ruhende wie sich selbst suchende Gestalt. Doch obwohl ein Ich-Erzähler für gewöhnlich große Nähe schafft, blieben manche von Emilias emotionalen Entwicklungen seltsam unerzählt bzw. wurden erst im Nachhinein zusammengefasst und kamen somit quasi aus dem Nichts. Das war einerseits schade, andererseits wurde dadurch nicht zu viel Raum für romantische Verwicklungen gebraucht, und der Fokus nicht von dem Kriegsgeschehen genommen. Gut gefallen haben mir zudem die eingefügten kurzen Artikel, die Emilia im Laufe der Handlung schreibt. Dadurch wurden wichtige Hintergrundinformationen auf unterhaltsame Weise vermittelt und gleichzeitig Emilias Tätigkeit als Berichterstatterin illustriert.
Alles in allem ein wundervoller Roman mit einer einmaligen Perspektive auf den chilenischen Bürgerkrieg, allen Lesern historischer Romane, für die Romantik keine große Rolle spielt, wärmstens zu empfehlen.