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Magda
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Köln

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Insgesamt 324 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2025
Johann, Petra

Wem du traust (eBook, ePUB)


sehr gut

Seit ich vor einigen Jahren Die Frau vom Strand gelesen habe, zählt Petra Johann zu meinen Lieblingskrimiautorinnen, deswegen habe ich mich sehr auf ihr neues Buch gefreut. Leider konnte Wem du traust meine Erwartungen jedoch nicht erfüllen.
Die 15jährige Sofia verschwindet, nachdem sie den Abend beim Babysitten verbracht hatte. Der kleine Linus ist fast so etwas wie ein Bruder für sie, da Sofia seine Mutter Eva von klein auf gut kennt. Sofias Mutter Susanne und Eva sind beste Freundinnen, sie haben Sofia gemeinsam aufgezogen. Seit einem Jahr ist Susanne mit dem Unternehmer Axel zusammen und vor einigen Wochen sind sie zusammengezogen.
Eva ist mit Daniel verheiratet, die beiden leben mit ihrem Sohn Linus in einem Neubaugebiet. Kriminalhauptkommissarin Heidi Westphal untersucht das Umfeld der beiden Familien und in erster Linie natürlich das der verschwundenen Sofia. Die 15jährige ist kein typischer Teenager wie Heidis Tochter Larissa, Sofia ist Einzelgängerin, sie hat kein Interesse an Make-up und Jungs und engagiert sich in der Redaktion der Schülerzeitung.
Sofias Verschwinden weckt Erinnerungen an einen fünfzehn Jahre zurückliegenden Mordfall. Damals ist die Oberstufenschülerin Jennifer Mann nach einem Clubbesuch ermordet aufgefunden worden, der Täter wurde nie gefasst. Die Schülerzeitung berichtet über den Mordfall.
Wie in ihren anderen Krimis legt die Autorin den Fokus auf die Charaktere, insbesondere auf die beiden Freundinnen Susanne und Eva. Hinter der perfekten Fassade lauern viele Geheimisse. Daniel, der Sofia an dem Abend ihres Verschwindens nach Hause gebracht hatte, steht ganz oben auf der Liste der Verdächtigen.
Meiner Meinung nach hat es zu lange gedauert, bis der Fall an Spannung gewann, die Ermittlungen der Kommissarin plätschern seitenweise ergebnislos vor sich hin. Ihr Privatleben lenkt unnötig von dem Fall ab. Auch mit der Auflösung und dem Ende bin ich nicht sehr glücklich, auch wenn ich es nicht vorhergesehen habe. Für mich ist es leider der schlechteste Krimi von Petra Johann, der bei weitem nicht an ihre anderen Bücher heranreicht.

Bewertung vom 29.11.2025
Hurst, Heidrun

Mord auf der Klosterinsel


ausgezeichnet

Mord auf der Klosterinsel von Heidrun Hurst ist das dritte Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Ich lese gerne ihre historischen Romane, die mich in eine weit zurückliegende Zeit versetzen.
Bodensee, 842: Abt Walahfrid Strabo leitet das Kloster auf der Insel Reichenau. Er wird von den Inselbewohnern verehrt und ist bei seinen Mitbrüdern beliebt. Seine junge Nichte Lindberga ist verwitwet, gemeinsam mit ihrer Magd Ava und deren Baby Folcard bewohnt sie eine Hütte im Dorf. Lindberga findet das erste Mordopfer am Ufer des Bodensees. Der Mann ist übel zugerichtet worden, er sieht aus, als ob sich wilde Tiere über ihn hergemacht hätten.
Es bleibt nicht bei einem Opfer, innerhalb weniger Monate werden weitere Menschen grausam ermordet, die scheinbar nichts gemein haben, es sind Männer und Frauen, junge und alte.
Die Dorfbewohner glauben, dass sich ein Werwolf auf der Insel herumtreibt und verdächtigen den Köhler, der im Gesicht und am ganzen Körper stark behaart ist.
Der für die Rechtsprechung zuständige Vogt erweist sich als inkompetent. Als der Verdacht auf den Abt fällt, nimmt er diesen in Gewahrsam, und Walahfrid muss seine Unschuld nachweisen.
Ich fand den historischen Krimi spannend und atmosphärisch und bin gern in das Klosterleben eingetaucht, habe den Abt im Kräutergarten, in der Schreibkammer und bei den Mordermittlungen beobachtet. Seine Aufzeichnungen haben ihn zum Täter geführt, dessen Identität mich sehr überrascht hatte.
Die Autorin hat die Atmosphäre im Kloster authentisch eingefangen, des Öfteren musste ich an Der Name der Rose denken. Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit den vielen altertümlichen Namen und kam aufgrund der Ähnlichkeiten durcheinander, wie zum Beispiel bei Grimald und Gerold.
Im Nachwort erfahren wir, dass die Handlung in historischen Kontext eingebettet ist und der Benediktinermönch Walahfrid Strabo einer der bekanntesten Dichter, Schriftsteller und Gelehrten seiner Zeit war.
Sehr gern empfehle ich den Roman sowohl Leser*innen von Kriminal- als auch von historischen Romanen weiter.

Bewertung vom 26.11.2025
Norton, Graham

Eine wie Frankie


ausgezeichnet

Graham Norton zählt zu meinen Lieblingsautoren, ich habe schon einige seiner Bücher gelesen und habe mich schon sehr auf sein neues Buch gefreut.
Die 84jährige Frankie erzählt ihre Geschichte ihrem jungen Pfleger Damian. Sie hat über zwanzig Jahre in New York gelebt, wo sie ein erfolgreiches Restaurant führte und mit einem berühmten Künstler verheiratet war. In New York wurde aus Frances Howe Frankie Haffen.
Frances‘ Eltern starben bei einem tödlichen Autounfall, als sie elf Jahre alt ist. Sie wird von der Schwester ihrer Mutter und deren Mann, einem Reverend der Church of Ireland aufgenommen. Die beiden sind streng konservativ und schenken ihrer Nichte kaum Liebe und Zuneigung. Mit 19 wird sie mit einem älteren Domkapitular verheiratet, bereits nach kurzer Zeit endet die Ehe in einem Fiasko. Francis geht nach London, wo ihre beste Freundin Norah lebt.
Bereits kurze Zeit später verschlägt es die Freundinnen nach New York, wo Frankie als Köchin im französischen Restaurant Pomme arbeitet und ihre große Liebe Joe Haffen kennenlernt. Das Restaurant wird von Joe von den Wänden und Türen über die Deko und die Beleuchtung bis hin zu den Speisekarten künstlerisch gestaltet. Das außergewöhnliche Interieur weckt das Interesse eines Galeristen, der Joe zu einer großen Karriere verhilft. Doch seine Ehe zerbricht, Jahre später muss Frankie in einer Nacht und Nebel-Aktion New York verlassen. Nach Frankies Tod erwartet Damian eine große Überraschung, die sein Leben umkrempeln wird.
Dieses Buch des Autors war anders als seine anderen Bücher, da es nicht in Irland, sondern in New York spielt. Das fand ich persönlich etwas schade, da ich auf die leicht düstere und mythische Irland-Atmosphäre eingestellt war, die nur auf den wenigen Seiten vor Frances‘ Auswanderung nach Amerika zutage tritt.
Frankie bewegte sich in New York in Künstlerkreisen, Joe und sie verkehrten mit berühmten Persönlichkeiten wie Andy Warhol, Donald Judd oder Jasper Johns. Einige ihrer Freunde starben in den Achtzigern an Aids. Das erinnerte mich an damalige Schulversammlungen mit Vorträgen über Aids, bei denen Kondome verteilt wurden. Wie schön, dass Aids mittlerweile therapierbar ist!
Auch wenn ich die typischen Irland-Vibes vermisst habe, habe ich Eine wie Frankie gern gelesen, es hat mich nach New York der Sechziger bis Achtziger Jahre gebracht. Graham Norton hat einen bildhaften und fesselnden Schreibstil, gerne empfehle ich sein neues Buch weiter und vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 23.11.2025
Nicholls, David

Drei auf Reisen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Drei auf Reisen von David Nicholls ist eine Neuauflage des bereits 2014 veröffentlichten Romans und das zweite Buch, das ich von dem Autor gelesen habe. Ich mag seinen ruhigen, unaufgeregten und tiefsinnigen Schreibstil.
Es ist die Geschichte der fast 25jährigen Beziehung eines ungleichen Paares.
Es gibt wenig, das Douglas und Connie verbindet: Er ist ein in sich gekehrter Wissenschaftler, während sie gerne auf Partys geht, wechselnde Männerbekanntschaften hat und ihre künstlerische Ader auslebt. „Die meisten Leute, die eine Beziehung eingehen, tragen eine Akte mit sich herum, die unterteilt ist in Schwärmereien, Flirts, erste Lieben, große Lieben und Affären. Im Vergleich zu meinem linierten DINA-A4-Blatt hatte Connie einen dreiteiligen Aktenschrank.“ Trotzdem verlieben sie sich ineinander, heiraten und werden Eltern eines Sohnes.
Albie ist von Anfang an ein Mama-Kind. Douglas findet keinen Zugang zu ihm, die beiden sind wie Wasser und Feuer und geraten ständig aneinander.
Als Albie 17 ist, sieht Connie keinen Sinn mehr in einer Fortsetzung der Ehe. Doch vor der endgültigen Trennung will die Familie noch eine Europa-Tour machen. Albie lässt sich nur widerwillig auf die Reise ein. Bereits bei der ersten Station in Amsterdam lässt er die Eltern nach einem Streit mit seinem Vater stehen und geht seine eigenen Wege. Douglas nimmt sich fest vor, sich mit Albie auszusöhnen und Connie endlich von seinen Vaterqualitäten zu überzeugen. Er folgt Albie von Italien nach Spanien, bis es endlich in Madrid zu einer Vater-Sohn-Begegnung kommt.
Ich habe das Buch gern gelesen und Douglas‘ Bemühungen verfolgt, seine Ehe und die Beziehung zu seinem Sohn zu retten. Viele seiner Aussagen haben mich zum Nachdenken gebracht: „Die Ehe ist keine Ebene, sie ist voller tiefer Schluchten, riesiger gezackter Felsen und verborgener Gletscherspalten. Es gibt eintönige, ausgedörrte, scheinbar nicht enden wollende Streckenabschnitte.“
Ich muss gestehen, dass es mich gewundert hat, dass die Ehe so lange gehalten hatte. Es mag sein, dass sich Gegensätze anziehen, aber auf lange Sicht gilt doch viel mehr das Motto Gleich und gleich gesellt sich gern.
Der Roadtrip mit dem Zug hat mir gut gefallen, ich kenne viele der erwähnten Sehenswürdigkeiten, habe auch schon in Madrid Churros gegessen und stand fasziniert vor La Guernica.
Sehr berührt hat mich der Todesfall und die Trauer, die die beiden ihr Leben lang begleitet.
Sehr gerne empfehle ich diese Geschichte einer Beziehung von zwei sehr unterschiedlichen Menschen weiter und vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 23.11.2025
Huhs, Antje

Zuhause ist vorübergehend geschlossen


ausgezeichnet

Aufgrund von Personalmangel und Streik der Pflegefachkräfte werden im Landkreis Parchenau die Heime geschlossen, die betagten und teils pflegebedürftigen Bewohner müssen von ihren Angehörigen abgeholt werden oder werden an Privathaushalte verteilt. Margrit ist für die Verteilung der Heimbewohner zuständig. Die Empörung in der Bevölkerung ist groß, kaum jemand ist bereit, eine fremde Person auf unbestimmte Zeit bei sich zu beherbergen.
Als Milosz möchte seinen Vater abholen möchte, muss er feststellen, dass dieser bereits abgeholt wurde. Er bittet seine frühere Schulkameradin Margrit, ihm bei der Suche nach seinem Vater zu helfen.
Herr Jankowski wurde dem Haushalt von Annett und Stefan zugeteilt. Kurzerhand beschließt Annett, den 93jährigen im Zimmer ihres 15jährigen Sohnes Bela unterzubringen. Bela ist nicht begeistert, während seine 8jährige Schwester Levke gern Zeit mit dem neuen Mitbewohner verbringt „Stell dir mal vor, du bist alt und niemand will dich haben.“
Nachdem Herr Jankowski sich bei Levke als Peter vorstellt, er aber laut der Akten Ivo heißt, überlegt Annett, ob der alte Herr dement ist oder nicht der, der er vorgibt zu sein.
Lennart, 25, ist Pflegefachkraft. Er lebt in einer WG und ist in seine Mitbewohnerin Nuca verliebt. Das Fernsehen lädt ihn zu einer Talkshow ein, in der er mit einigen Experten, darunter der Gesundheitsministerin, über die Situation in der Pflege sprechen soll. Nach der Talkshow steigen seine Followerzahlen auf Instagram in astronomische Höhen.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen, das Thema Pflegenotstand ist brandaktuell. Als wir vor einiger Zeit der Stadt die Wohnfläche unserer Immobilie angeben mussten, haben wir überlegt, was der Sinn dieser Befragung ist, ob wir Geflüchtete zugeteilt bekommen, wenn wir genug Platz haben? Insofern kommt mir das Szenario in dem Buch nicht ganz abwegig vor. Der Schreibstil ist bildhaft und dialogreich, mit interessanten Einblicken in das Leben einer deutschen Durchschnittsfamilie, einer WG und einer alleinstehenden Verwaltungsangestellten. Das Buch endet an Weihnachten und ist auch deswegen bestens als Lektüre für den Advent geeignet.

Bewertung vom 23.11.2025
Stern, Anne

Der Preis der Freiheit / Fräulein Gold Bd.8


ausgezeichnet

Anne Stern zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, ihre historischen Romane versetzen mich in vergangene Zeiten und erinnern stets daran, dass sich die Geschichte wiederholt und die Menschen nicht aus der Vergangenheit lernen…
Das Buch habe ich größtenteils gehört, wunderbar eingelesen von Anna Thalbach - ich liebe es besonders, wie sie die Männerstimmen spricht.

1932: Hulda wird Hebamme im Gefängnis Barnimstraße. Die zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilte hochschwangere Anna Marwitz ist ihr sehr sympathisch. Als eine Gefangene ermordet wird, fällt der Verdacht auf Anna und Kommissarin Irma Siegel ermittelt. Dabei rollt sie auch Annas Fall neu auf.

Die Stimmung im Land ist schlecht, hohe Arbeitslosenzahlen, hohe Inflation, wachsender Antisemitismus, mit dem auch Hulda und ihre Familie konfrontiert werden. Die NSDAP triumphiert bei den Reichstagswahlen, während die anderen Parteien zerstritten sind.

Huldas Mann bekommt ein Stellenangebot an der Universität Göteborg, ihr Vater denkt über eine Ausreise nach Palästina nach. Doch Hulda hängt an Schöneberg und ihrer Arbeit als Hebamme und vor allem will sie ihre Tochter Meta, die gerade erst eingeschult wurde, nicht entwurzeln.

Jedes Jahr im November fiebere ich dem neuen Fräulein Gold-Band und dem Wiedersehen mit Hulda und ihrer Familie und Freunden entgegen. Ich habe sie alle ins Herz geschlossen: Huldas beste Freundin Jette, den Kioskverkäufer Bert und seinen Freund Arnold, Huldas ehemalige Vermieterin Margret Wunderlich und natürlich die kleine Meta und ihren Großvater Benjamin.

Ich bin froh, dass die Reihe weiter geht und Band 9 im November 2026 erscheint, was ich aus der am Ende angehängten Leseprobe schließe.

Sehr gerne empfehle ich die Reihe weiter, lasst euch nicht davon abschrecken, dass es schon acht Bände gibt, ich bin erst in Band 4 eingestiegen und habe mich sehr schnell in Schöneberg am Winterfeldtplatz zurechtgefunden.

Bewertung vom 20.11.2025
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


ausgezeichnet

Ein großartiger Familien- und Frauenroman! Die Handlung spielt auf mehreren Zeitebenen und erzählt die Geschichte von Annemie, Mona, Freya und Janne im Zeitraum zwischen 1965 und 2024.
Annemie ist Monas Großmutter und Jannes Schwiegermutter. Mit ihrem Mann Karl hat sie drei Kinder großgezogen: Sabine, Stefan und Sven. Sabine ist elf Jahre älter als ihre Brüder. Direkt nach dem Abitur hat sie ihr Elternhaus in der Marsch verlassen, um ins Ausland zu gehen. Ihre Tochter Mona lebt in Hamburg, Sabine war ihre Karriere immer wichtiger als ihr Kind, weswegen die beiden ein kühles und distanziertes Verhältnis haben.
Sven ist erfolgreicher Geschäftsmann mit wechselnden Freundinnen, während Stefan mit Janne verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern ist, das dritte ist unterwegs. Janne schmeißt den Haushalt und kümmert sich um die Kinder, während sich Stefan tagsüber auf seinen Beruf und abends auf seine Tätigkeit bei der freiwilligen Feuerwehr konzentriert.
Als Mona ihre Großeltern in ihrem Haus in der Marsch besucht, findet sie nur ihren Großvater Karl vor, ihre Großmutter Annemie ist verschwunden. Nachdem sie nach einer großangelegten Suche nicht gefunden wird, scheinen sich alle damit abzufinden, Karls demnächst anstehender 80. Geburtstag soll wie geplant gefeiert werden.
Mona findet in Annemies Handtasche ein Babyfoto, das weder Sabine noch einen ihrer Brüder zeigt. Als sie Karl auf das Foto anspricht, wimmelt dieser sie ab.
Dann gibt es da noch Freya, die ich lange nicht einordnen konnte. Sie hat zwar einen Bezug zur Marsch, aber scheinbar keinen zu Karls und Annemies Familie.
Annemies Erlebnis in ihrer frühen Jugend hat mich sehr berührt. Sie wurde mit Karl, dem reichen Bauern und künftigen Bürgermeister verheiratet, die beiden haben drei Kinder großgezogen, doch ihr Herz war gebrochen, sie konnte ihren Kindern keine Liebe schenken. Sie hat sechzig Jahre lang gewartet, um ein Geheimnis aus ihrer Jugend aufzudecken – nur um zeitgleich zu der Erkenntnis zu gelangen, dass auch Karl sein Leben lang ein schwerwiegendes Geheimnis vor ihr verborgen hatte.
Es hat mich erschüttert zu lesen, wie Karl und Annemie das Schweigen und ihre unverarbeiteten Traumata an ihre Kinder und Enkel vererbt haben.
Interessant fand ich Jannes Leben als Tradwife, ein Trend, der seit einiger Zeit durch die Sozialen Medien geht. Sie geht einerseits in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter auf und versucht sich als Mom-Influencerin, steht andererseits aber am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Ich habe Das Flüstern der Marsch sehr gern gelesen, das Buch bietet viel Diskussionspotential. Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch die poetischen Beschreibungen der Marsch, die für die Protagonistinnen über Jahrzehnte hinweg eine Zuflucht dargestellt hatte, die sie mit ihren Problemen und Geheimnissen wie eine liebevolle Mutter aufgenommen hat.
Sehr gerne vergebe ich fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 17.11.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


ausgezeichnet

Das Buch habe ich vor meiner Reise nach Wien angefangen. Ich muss zugeben, dass sich die ersten hundert Seiten gezogen haben, doch ich bin froh, dass ich durchgehalten habe, denn nach dem holprigen Anfang wurde ich bestens unterhalten.
Vea Kaiser erzählt die Geschichte der Angelika Moser, die als Buchhalterin des Grand Hotel Frohner 3,3 Millionen Euro unterschlagen hat.
Angelika stammt aus einfachen Verhältnissen, ihre Mutter ist Hausmeisterin in einem Gemeindebau. Jedes Jahr schauen sich Mutter und Tochter die Eröffnung des Opernballs im Fernsehen an, niemals wäre Erna Moser auf die Idee gekommen, dass ihr Enkel eines Tages zu den Debütanten gehören wird, die den Opernball eröffnen.
Angelika tritt ihre erste Stelle als Buchhalterin im Hotel Frohner an. Nach einem delikaten Vorfall hat sie beim Direktor einen Stein im Brett, er schließt sie ins Herz und beauftragt sie damit, seine privaten Ausgaben über die Hotelbuchhaltung abzurechnen, dabei darf sie auch für sich etwas abzweigen.
Angelika wird Mutter eines Sohnes, ihr Freund Freddy ist ein „Filou“, wie der Wiener sagen würde. Er will sich nicht binden, und kümmert sich nur, wenn ihm gerade danach ist, um seinen Sohn Basti.
Angelikas Mutter Erna leidet an fortschreitender Demenz und kann auch nicht bei der Kinderbetreuung aushelfen. Angelika muss für die Betreuung ihrer Mutter und ihres Sohnes sorgen, und fängt an, fingierte Rechnungen zu erstellen, die der Direktor unterschreibt.
Als Basti in die Pubertät kommt, muss sie ihm finanziell mit zwanzig Tausend Euro aus der Patsche helfen.
Ich denke, dass jede Mutter für Angelika Verständnis hat, mir war sie sehr sympathisch. Ursprünglich wollte sie sich das Geld nur ausleihen, sie ist nur nicht dazu gekommen, es zurückzugeben. Ich konnte nachvollziehen, dass es für sie verlockend war, sich aus der Hotelkasse zu bedienen, zumal sie den Überblick über die persönlichen Ausgaben der Hotelierfamilie hatte. Allein für die Loge beim Opernball wurden mal eben sechzehn Tausend Euro ausgegeben und eine der zweiundzwanzig von den Frohners dort bestellten Flaschen Champagner kostete so viel wie Bastis Kinderbetreuung für einen Monat.
Beim Lesen habe ich mich oft köstlich amüsiert, am meisten über die Sprüche des alten Direktors, aber auch über seine Schwiegertochter Lizzy und Bastis Freundin Jenny, und last but not least über Angelikas Lebensabschnittsgefährten. Sehr unterhaltsam fand ich die Eskapaden der Gäste, Angestellten und der Hotelierfamilie.
Das Buch enthält viel Wien-Lokalkolorit, am Ende gibt es sogar ein kleines Wienerisch-Wörterbuch. Der Junior bewohnt eine Suite mit Blick auf den Stephansdom, in New York vermisst er das Kunsthistorische Museum und die Peterskirche. Erna Moser zündet in der Karlskirche eine Kerze an, Basti jobbt im Billa und einer von Angelikas Lebensgefährten ist Zuckerbäcker. Von mir eine große Leseempfehlung für diesen Wiener Leckerbissen, den ich mit viel Vergnügen verschlungen habe.

Bewertung vom 17.11.2025
Jeglitsch, Lisa

Dunkles Wien - Die Morde von Lainz


sehr gut

Der Debütroman und Auftakt der Reihe Dunkles Wien hat mir sehr gut gefallen, ich bin schon auf den zweiten Fall für Laura und Karl gespannt, der auf den letzten Seiten bereits angekündigt wird.
Im Lainzer Tiergarten wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, er wurde mit acht Messerstichen ermordet. Der Tathergang und der Tatort erinnern an den Mord an einer Hebamme Elisabeth einige Jahre zuvor. Den damaligen Mord hat Elisabeths Nachbar gestanden, er sitzt eine langjährige Gefängnisstrafe ab.
Kommissarin Laura Sturm lebt alleine mit ihrem Hund Bo, regelmäßig besucht sie ihren Vater, der seit seinem Schlaganfall in einem Pflegeheim lebt. Der Vater hat den Tod seiner Frau nie verkraftet, die bei einem Unfall mit Fahrerflucht umgekommen ist.
Karl Suchanek verehrt und bewundert Laura, sie ist viel mehr als eine Kollegin für ihn. Er liebt ihren Hund, kann sich aber nicht für ihre beste Freundin Anna begeistern, mit der Laura seit ihrer Kindheit eng befreundet ist.
Der Ermordete war der einzige Sohn eines Unternehmers und seiner Frau Viktoria, er lebte allein in einer mondänen Villa. Das Verhältnis zu den Eltern war eher kühl und distanziert, ihre Trauer nach dem Tod des einzigen Sohnes wirkt nicht echt.
Dann gibt es da noch den drogen- und alkoholkranken Lukas, der in einer heruntergekommenen Gemeindewohnung haust. Auch er hatte eine lieblose Kindheit und Eltern, die sich nicht für ihn interessiert haben.
Die Aufklärung der beiden Mordfälle mündet in einem spannenden Finale, bei dem die beiden Ermittler in Lebensgefahr geraten.
Ich habe den Wien-Krimi gern gelesen, mein einziger Kritikpunkt ist der fehlende Wien-Bezug. Der Krimi hätte in jeder Stadt spielen können, außer dem Lainzer Tiergarten wurden keine weiteren Wiener Orte erwähnt, und es wurde leider auch nicht Wienerisch gesprochen.
Das Ermittlerpaar fand ich sehr sympathisch, ich bin gespannt, ob aus den beiden ein Liebespaar wird und freue mich auf weitere Fälle für Sturm und Suchanek.

Bewertung vom 14.11.2025
Sotto Yambao, Samantha

Water Moon


ausgezeichnet

Mit diesem Buch habe ich einen Ausflug in das für mich fremde Genre Fantasy gemacht. Bei dem Cover und dem Umschlag, aus dem man ein Schiff basteln kann, konnte ich nicht widerstehen. Die Geschichte hat mir gut gefallen, auch wenn Fantasy weiterhin eine Ausnahme in meinem Leseverhalten bleiben wird.
Hana, 21, soll von ihrem Vater die Leitung eines besonderen Pfandhauses übernommen. In dem Pfandhaus werden unverwirklichte Träume gegen Seelenfrieden eingetauscht.
Der junge Wissenschaftler Keishin taucht versehentlich im Pfandhaus auf, das sich hinter der Tür eines Ramen-Restaurants verbirgt. Vom ersten Moment an fühlt er sich zu Hana hingezogen und bietet ihr an, sie bei der Suche nach ihrem Vater zu begleiten. Dafür verlassen die beiden Keishins Welt und tauchen in Hanas Welt ein.
Hanas Leben ist vorherbestimmt, es steht schon bei ihrer Geburt fest, wie es verlaufen wird, und mit wem sie es verbringen wird, der Origamikünstler Haruto soll ihr Ehemann werden. Hana ist ohne Mutter aufgewachsen, ihre Mutter hat eine Straftat begangen und wurde ins Exil verbannt.
Auch Keishins Mutter hat ihre Familie verlassen. Mit acht Jahren ist er mit seinem Vater nach Amerika ausgewandert. Er hofft, in Japan seine Mutter zu finden.
Die beiden gehen auf eine magische Reise, auf der Kei Hanas Welt kennenlernt. Er ist besonders von dem Museum fasziniert, in dem winzige Zeitfragmente ausgestellt sind, die den Lauf der Geschichte verändert haben. Diese sollen zeigen, was in einer Welt passieren kann, in der jeder seinen eigenen Weg wählen darf. „Wir sollen daran erinnert werden, was das Schlimmste an freien Entscheidungen ist. Und das wäre? Später damit leben zu müssen.“ (S. 179)
Hier zwei Beispiele für Zeitfragmente aus dem Museum, die die Geschichte verändert haben: Georg Elser hat ein tödliches Attentat auf Hitler geplant und eine Bombe in einer Brauerei platziert, in der Hitler eine Rede halten sollte. Dieser war früher mit der Rede fertig und hat das Gebäude verlassen. Als die Bombe dreizehn Minuten später explodiert ist, hat sie acht Menschen getötet und zweiundsechzig verletzt.
Im August 1945 sollte eine Bombe über Kokura abgeworfen werden. Wegen der dichten Wolkendecke über der Stadt beschloss die Flugzeugbesatzung, die Bombe stattdessen über Nagasaki abzuwerfen.

Sehr gut gefallen hat mir die Liebesgeschichte zwischen Hana und Keishin, die Suche nach Hanas Vater war spannend, die Shikuin angsteinflößend. Es werden philosophische Gespräche über die Zeit und unsere Entscheidungen geführt, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Die magischen Kreaturen, die Hana und Kei auf ihrer Reise begegnet sind, haben mich an Die unendliche Geschichte erinnert, auch Water Moon bietet bestes Filmmaterial. Lest dieses Buch und begleitet Hana und Kei auf ihrer magischen Reise!