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Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2025
Leimbach, Thorsten;Jost, Beate

Kosmos SchlauFUX Roboter und KI


gut

Interessanter Inhalt, Umsetzung nicht überzeugend

"Roboter und KI" ist ein Sachbuch für Kinder aus der Kosmos SchlauFUX-Reihe. Das Buch hat ein angenehmes großes Format, ist ein Hardcover und liegt somit gut in der Hand. Mit 62 Seiten ist es nicht zu dick, enthält aber viel Inhalt zum titelgebenden Thema. Verständlich geschrieben wird das Thema Robotik und seine Anwendungsmöglichkeiten behandelt. Die einzelnen Kapitel sind ansprechend mit Fotos oder Grafiken illustriert.

Interessant, aber letztlich nicht überzeugend fand ich die „Navigation“ des Buches. Jede Doppelseite stellt ein Kapitel dar, in dem ein Aspekt zum Thema Roboter und KI behandelt wird. Dabei gibt es über das Buch verteilt sieben Themenschwerpunkte, die mittels Farbcode gekennzeichnet sind. Am linken und rechten Rand jeder Doppelseite befindet sich ein „Navigationsmenü“, mit dem man zu passenden Folgekapiteln vor- oder zurückspringen kann. Wahrscheinlich wollte man hier die Browser-Navigation im Internet nachempfinden. Anfänglich fand ich die Idee noch originell. Der Nachteil ist jedoch: Wenn man das Buch „normal“ durchblättert, ist die Aneinanderreihung der Kapitel willkürlich und nicht aufeinander aufbauend.
Inhaltlich bleiben die Texte der Kapitel für meinen Geschmack eher an der Oberfläche. Sicher, wenn man sich alles zu einem Themenschwerpunkt durchgelesen hat, ist es eine gute und kindgerechte Informationszusammenstellung. Die fehlende Chronologie erschwert jedoch das Erfassen der Themen.

Das ist natürlich meine „erwachsene Sicht“. Für ein Kind mag diese Form des Entdeckens vielleicht spannend sein. Das ist sicher auch eine Typfrage. Mein Patenkind fand das Buch zwar ganz gut, meinte aber auch, dass er schon bessere Wissensbücher hatte.

P. S.: Als Lego-Fan ist mir natürlich sofort aufgefallen, dass der auf Seite 10 abgebildete Roboter Wall-E kein Lego ist, obwohl die Bildunterschrift etwas anderes behauptet. Das ist sicherlich kein Drama, aber ich finde so einen Fehler dann doch ärgerlich.

Bewertung vom 04.08.2025
Eschbach, Andreas

Die Auferstehung


gut

Die Auferstehung der Drei ??? – starke Grundidee, durchwachsene Umsetzung

Ich bin kein Hardcore Drei ??? Fan, habe als Kind aber gerne die Hörspiele gehört und war in den letzten Jahren regelmäßig bei den Live-Shows. Daher hat mich die Prämisse des Romans begeistert: Eine Drei ??? Geschichte, in der die drei Detektive keine Teenager mehr sind, sondern erwachsene Männer von Mitte 50. Ein tragisches Unglück hat die Drei entzweit. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn während Bob noch sporadisch Kontakt zu beiden hat, haben Justus und Peter seit 30 Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt.

Gelungen fand ich die Charakterisierung und den Werdegang der drei Detektive. Das war plausibel beschrieben und vor allem Justus habe ich von Beginn an gemocht. Auch der Grund für den Bruch zwischen Justus und Peter war nachvollziehbar. Etwas unglaubwürdig war für mich allerdings, dass Peter 30 Jahre lang emotional auf der Stelle tritt und die Geschehnisse scheinbar nicht wirklich verarbeitet hat. Dafür erfolgte die Versöhnung dann aber sehr schnell.
Der „Fall“, um den es in diesem Buch geht, war durchaus interessant. Hauptfigur war hier aber häufig „Kommissar Zufall“, was mich doch gestört hat. Vor allem den Handlungsstrang von Peter und wie er mit dem Fall in Berührung kommt, fand ich doch arg konstruiert.
Leider hatte die Handlung auch ein paar Längen, es dauert für mein Empfinden, bis die Geschichte in Gang kommt. Ab dem Moment, in dem die drei wieder zusammenkommen und gemeinsam in dem Fall ermitteln, wurde es spannend und ich hatte wirklich Freude an dem Buch. Auch das Ende war dann clever gemacht und auf den letzten Seiten hatte ich sogar ein paar Tränen in den Augen.

Was das Buch für mich leider etwas madig gemacht hat, ist der Schreibstil des Autors. Die Geschichte wirkte auf mich lieblos heruntergeschrieben. Teilweise kam es zu Wiederholungen und holprigen Satzkonstruktionen. Außerdem hatte ich nicht den Eindruck, dass sich Eschbach mit der Geschichte der Drei ??? auseinandergesetzt hat. Es gab zwar Verweise auf Personen wie die Familie Hitfield, Kommissar Reynolds oder Skinny Norris, aber ansonsten blieben Querverweise zu vergangenen Fällen aus. Auch wenn sich Justus, Peter und Bob an die Vergangenheit erinnerten, blieb das sehr oberflächlich und klang hölzern.

Fazit. ‚Die Auferstehung‘ war für mich ein Buch mit Licht und Schatten. Die Grundidee fand ich großartig. Allerdings war mir die Handlung etwas zu konstruiert und der Schreibstil leider auch nicht überzeugend. Im letzten Drittel konnte mich das Buch dann aber doch noch packen und das Ende bietet auf jeden Fall Potenzial für weitere Romane mit den erwachsenen Detektiven. Diese würde ich mir aber von einem anderen Autor wünschen.

Bewertung vom 29.07.2025
Gancarczyk, Martin

Praise The Wicked


ausgezeichnet

Dies war bereits das vierte Buch des Autors, das ich gelesen habe, und es hat mir wieder viel Spaß gemacht. Ich war berührt, habe mit den Figuren mitgelacht und mitgelitten.

Es sind zwei Faktoren, die die Bücher von Martin Gancarczyk für mich besonders machen. Da ist zum einen der fantastische, sarkastische Humor. Die Figuren sagen, was sie denken, es wird geflucht und die Sprache ist manchmal derb… muss man mögen... und ich mag diesen Schreibstil sehr! Allein deswegen freue ich mich immer auf jedes neue Buch des Autors.

Was ich an den Büchern des Autors außerdem liebe, ist die Charakterzeichnung, die auch in ‚Praise the Wicked‘ wieder sehr gelungen ist. Die Figuren sind vielschichtig, divers, haben Ecken und Kanten und teilweise heftige Bruchstellen in ihrer Biografie, ohne wirklich gebrochen zu sein.
‚Found Family‘ ist eines meiner Lieblings-Tropes und hier bin ich wieder voll auf meine Kosten gekommen. Ich durfte einmal mehr eine liebenswert-chaotische Freundesfamilie kennenlernen, die bedingungslos loyal zueinander steht und füreinander alles geben würde. Allein das Verhältnis zwischen Malcom und Snow (überhaupt… Snow… was für ein wunderbarer Charakter!).

Die Handlung des Romans ist durchgängig spannend, zwischendurch kommt man kaum zu Atem. Vor allem am Ende spitzen sich die Ereignisse so krass zu, dass ich an einer Stelle dachte: „Nein! Das hat er [der Autor] jetzt nicht wirklich getan!“. Das Ende hat mich aber sehr glücklich gemacht. Ich finde es toll, dass die Handlung grds. abgeschlossen ist, die Welt aber viel Potential für weitere Geschichten hat. Umso mehr freut es mich, dass Martin Gancarczyk gerade eine neue Story aus Fablehaven angeteasert hat. Ich bin ja sowieso Wiederholungstäter und komme sehr gerne wieder.

Bewertung vom 27.07.2025
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


sehr gut

Liebe, Familie und Geheimnisse

‚Great Big Beautiful Life‘ war mein drittes Buch von Emily Henry. Und es war tatsächlich das erste, was mich wirklich überzeugt hat.

Dabei klang der Klappentext nach dem altbekannten Muster einer „Enemies-to-Lovers“-Geschichte. Und ja, dieser Aspekt ist Teil des Buches. „Feinde“ sind die beiden Protagonisten Alice und Hayden allerdings nicht, sondern sie konkurrieren um denselben Job: die Biografie der ehemaligen Society-Lady Margaret Ives zu schreiben.

Ich fand es schön, wie sich die Beziehung zwischen Alice und Hayden entwickelt hat, auch wenn die Anziehung natürlich mal wieder sehr schnell ging. Aber es war wenigstens nicht so schmalzig beschrieben, wie z.B. in dem Roman ‚Booklovers‘ der Autorin. Auf die spicy Szenen hätte ich persönlich verzichten können, aber das ist Geschmackssache.

Auch die Charakterisierung der Figuren fand ich gelungen. Gerne hätte ich noch etwas mehr über Hayden erfahren, aber da das Buch aus der Ich-Perspektive von Alice geschrieben ist, lag der Fokus natürlich stark auf ihrer Person. Vor allem die Szenen, die in Alice‘ Elternhaus spielten und das Verhältnis zu ihrer Mutter fand ich schön geschrieben.

Was mich außerdem begeistert hat, war die Geschichte von Margaret Ives. Ihre Erzählung zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und war spannend zu lesen. Man merkt schnell, dass hinter ihrer Schilderung mehr steckt, und auch Alice und Hayden stoßen auf Ungereimtheiten. Dass deren Auflösung nur durch einen Zufall gelingt, hat mich zwar ein wenig gestört. Dennoch hat mich das Ende emotional sehr mitgerissen.

Mein einziger größerer Kritikpunkt bezieht sich auf den Epilog, der für meinen Geschmack leider viel zu kitschig ausgefallen ist und den ich außerdem ziemlich überflüssig fand. Man hätte das Buch wunderbar mit dem letzten Kapitel enden lassen können. Da mir der Roman ansonsten aber gut gefallen hat, kann ich über dieses Manko gerne hinwegsehen.

Bewertung vom 03.07.2025
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Starke Mädchen, starke Geschichte

Zunächst fällt das schön gestaltete Cover ins Auge, auf dem es viel zu entdecken gibt. Dies setzt sich im Inneren des Buches fort. Die Illustrationen sind meiner Meinung nach großartig gelungen, sie ergänzen den Text sehr gut. Vor allem die doppelseitigen Bilder geben die Atmosphäre der Geschichte ganz toll wieder.

Auch die Idee der Geschichte hat mir sehr gefallen. Rebellische Mädchen werden auf eine spezielle Schule geschickt, um dort „gesellschaftsfähig” erzogen zu werden. In Wahrheit ermuntert die Schulleiterin Miss Mandelay ihre Schützlinge jedoch zu selbstständigem Denken und dazu, ihre Stärken zu entdecken und sie für das Gute einzusetzen. Diesen feministischen Grundton fand ich großartig!
Miss Mandelay ist es wichtig, dass die Mädchen „nützliche“ Dinge lernen. Das Buch wird zwischen den Kapiteln immer wieder durch die Beschreibung dieser „nützlichen Dinge“ aufgelockert, z. B. Charleston tanzen, ein Tier dressieren, Morsecode, Knoten knüpfen, möglichst geräuschlos gehen … Ich denke, viele Kinder werden sich dazu animiert fühlen, die beschriebenen Dinge selbst auszuprobieren. :-) .

In der Geschichte begleiten wir die drei Mädchen Maggie, Nell und Sofie, die neu an die Schule kommen. Anfangs ist alles ungewohnt und auch ein bisschen überfordernd für die Kinder. Doch nach und nach schließen sie Freundschaften, entdecken ihre Stärken und tragen schließlich maßgeblich dazu bei, einen Entführungsfall aufzuklären.
Gegen Ende wird es sehr spannend und auch ein bisschen gruselig. Kinder, die eher zu Ängsten neigen, sollten hier vielleicht begleitet werden.
Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab 10 Jahren. Zum Selberlesen ist diese Altersempfehlung angemessen, zum Vorlesen werden auch jüngere Kinder ab 8 Jahren ihren Spaß haben.

Fazit. ‚Midwatch –Schule der unerwünschten Mädchen‘ war wieder einmal ein Kinderbuch, das mir rundum gefallen hat. Die Geschichte ist spannend erzählt und enthält eine tolle Botschaft. Die wunderschönen Illustrationen ergänzen die Handlung perfekt und bereichern das Leseerlebnis. Ich würde mich freuen, mehr von dieser außergewöhnlichen Schule zu lesen.

Bewertung vom 24.06.2025
Williamson, S. F.

Die Sprache der Drachen


sehr gut

Ein vielschichtiger Roman mit Schwächen im Worldbuilding

Wir befinden uns im Jahr 1923 in einem alternativen London, in dem Drachen real sind. Ein Friedensvertrag regelt das Zusammenleben von Menschen und Drachen, organisiert die Gesellschaft streng hierarchisch und benachteiligt sowohl niedere Klassen als auch Drachen. Sowohl bei den Menschen als auch den Drachen regt sich Widerstand. Dieses fast dystopische Setting hat mir gut gefallen.

Im Mittelpunkt steht die 17-jährige Vivien – ehrgeizig, systemtreu erzogen und bereit, moralisch fragwürdige Entscheidungen zu treffen. Ihr Weltbild gerät ins Wanken, als sie erfährt, dass ihre Eltern Teil der Rebellion sind.
Vivien ist eine interessante Figur. Zwar ist sie keine Sympathieträgerin, aber ihre Einstellung und ihr Verhalten sind nachvollziehbar. Ich fand es gut, dass sie sich immer wieder hinterfragt und mit ihrem Gewissen hadert. Sie weiß, dass ihr Handeln falsch ist, stellt aber dennoch ihr Wohl und das ihrer Familie immer in den Vordergrund. Mir hat gefallen, dass wir hier keine strahlende Heldin haben, die von Anfang an das Richtige tut, sondern dass diese Wandlung ein langer Prozess ist.

Besonders spannend fand ich den Handlungsstrang um Bletchley Park, wo Vivien mit anderen Jugendlichen an geheimen Projekten gegen die Rebellen arbeitet. In ihrem Fall geht es um die Entschlüsselung einer geheimen Drachensprache. Denn die Drachen in dem Buch sind komplexe, intelligente Kreaturen mit eigener Sprache und Sozialverhalten. Gerade die Bedeutung von Sprache als Teil von Identität und Kultur wird im Rahmen der Handlung sehr gut herausgearbeitet.

Anstelle einer dominanten Liebesgeschichte legt die Autorin den Fokus auf politische Verwicklungen, persönliche Schuldfragen und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zwängen. Die Liebesbeziehung entwickelt sich langsam, bleibt dezent im Hintergrund und wirkt dadurch umso glaubwürdiger. Das Ende des Buches war hier überraschend und berührend.

Ich hätte mir in Bezug auf das Worldbuilding etwas mehr Details gewünscht. Der Friedensvertrag wird zwar immer wieder erwähnt, aber nicht ausreichend erklärt. Überhaupt wurde das gesellschaftliche Zusammenleben zwischen Drachen und Menschen nur am Rande behandelt. Auch der historische Kontext war mir zu ungenau: Einerseits gibt es diesen seit 50 Jahren gültigen Friedensvertrag, andererseits ist aber von einem Krieg vor fünf Jahren die Rede, der vermutlich dem Ersten Weltkrieg entspricht. Wer da aber gegen wen Krieg geführt hat, wurde nie erläutert. Das fand ich alles maximal verwirrend hat mich doch immer wieder rausgebracht, weil sich hier für mich kein klares Bild ergab.

Fazit. ‚Die Sprache der Drachen‘ war für mich ein Buch mit Licht und Schatten. Einerseits hat mir vieles an dem Buch gefallen: das Grundsetting, die glaubhafte Entwicklung der Protagonistin, die spannende Handlung, die langsame Liebesgeschichte. Die Schwächen im Worldbuilding trübten das Leseerlebnis etwas, aber das offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, in der die für mich unklaren Punkte dann hoffentlich besser erläutert werden. 3,5 Sterne.

Bewertung vom 16.06.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


ausgezeichnet

Starke Frauen, große Träume - ein fesselnder Roman über Raumfahrt, Identität und Liebe

‚Atmosphere‘ war eine der Neuerscheinungen, auf die ich mich sehr gefreut habe, da mich die letzten Bücher von Taylor Jenkins Reid durchweg begeistert haben. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen … was soll ich sagen … die Autorin hat diese vollstens erfüllt, nein, sogar übertroffen!

Das Buch beginnt im Dezember 1984 mit einem dramatischen Zwischenfall an Bord eines Space Shuttles. Protagonistin Joan Goodwin hat in der Missionskontrolle der NASA Dienst und ist als CAPCOM die einzige Kontaktperson zu den Astronaut:innen im All.
Die Handlung springt dann einige Jahre in die Vergangenheit und erzählt von Joans Ausbildung bei der NASA. Nach und nach lernen wir auch die anderen Figuren kennen. Die Erzählstruktur auf diesen zwei Zeitebenen – Joans Ausbildungszeit bei der NASA und die spätere dramatische Mission – sorgt für Spannung und ist emotional sehr aufwühlend.
Denn je mehr wir über die Geschehnisse der Vergangenheit erfahren und die Figuren und ihre Beziehungen zueinander kennenlernen, desto mehr begreifen wir als Leser:innen, welche Tragödie sich gerade im Weltall abspielt. Das ist dramaturgisch hervorragend aufgebaut und hat mich emotional sehr mitgenommen.

Wie auch in ihren anderen Büchern hat die Autorin großartige Recherchearbeit geleistet. Die Darstellung der NASA und der Raumfahrtprogramme der 1980er Jahre sowie die wissenschaftlichen Hintergründe werden von Taylor Jenkins Reid so überzeugend erzählt, dass man sich fühlt, als wäre man selbst dabei gewesen.

In diesem Buch beweist TJR einmal mehr ihr Talent für authentische Charakterzeichnungen, insbesondere von starken weiblichen Figuren.
Protagonistin Joan habe ich aufgrund ihrer Stärke und Leidenschaft für die Raumfahrt sofort ins Herz geschlossen. Ihre Entwicklung, ihre Beziehungen zu den anderen Figuren – insbesondere zu ihrer Nichte Frances – sowie ihr Antrieb, sich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten, haben mir sehr gut gefallen. Auch die Nebenfiguren sind großartig charakterisiert und tragen wesentlich zur emotionalen Dichte der Geschichte bei.

Ein besonderer Aspekt des Romans ist die Liebesgeschichte zwischen Joan und Vanessa. Es hat mich berührt, wie die beiden Frauen zueinanderfinden und ihre Beziehung sich zu einer tiefen, von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägten Verbindung entwickelt. Gleichzeitig hat es mich traurig gemacht, dass diese Beziehung nur im Verborgenen stattfinden darf, denn ein Outing würde das Ende aller Träume vom Weltall für die beiden Frauen bedeuten.

Fazit. ‚Atmosphere‘ von Taylor Jenkins Reid ist mein bisheriges Jahreshighlight. Das Buch punktet mit einer wunderschönen queeren Liebesgeschichte und glaubwürdigen, inspirierenden Figuren. Die Handlung ist zudem spannend und hat mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt. Für mich ein absolutes „Must-Read“!

Bewertung vom 02.06.2025
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


gut

Gefühlvolle Coming-of-Age Geschichte

Bei „Promis“, die Bücher schreiben bin ich immer ein bisschen skeptisch. Und auch wenn ‚Das Leben fing im Sommer an‘ grds. ein schönes Buch ist, hätte es vermutlich nicht den Erfolg und die Aufmerksamkeit erhalten, wenn ein unbekannter Name auf dem Cover gestanden hätte.

Nichtsdestotrotz hat Christoph Kramer durchaus Talent zum Schreiben. Es gelingt ihm außerordentlich gut die Lebenssituation seiner Hauptfigur Chris gefühlvoll und authentisch darzustellen. Das ist m.M.n. die große Stärke des Romans… die wilde Achterbahn an Emotionen, die so typisch sind für einen Teenager, glaubhaft rüberzubringen. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Der Fussball spielt in dem Buch tatsächlich nur ein Nebenrolle, vielmehr geht es um einen Teenager auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Er sucht seinen Platz, möchte dazugehören, aber fühlt sich mit den Eskapaden seiner Altersgenossen nicht ganz wohl. Dann kommen noch Themen wie die erste große Liebe (und die erste große Enttäuschung) und die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt hinzu. Eine gelungene Mischung, wobei mich das Buch leider gegen Ende etwas verloren hat, da ich den Roadtrip im letzten Drittel des Buches doch etwas unglaubwürdig fand. Und auch den Abschluss, den Zeitsprung zum erwachsenen Chris, fand ich etwas bemüht.

Fazit. ‚Das Leben fing im Sommer an‘ ist eine gefühlvolle Coming-of-Age Geschichte, dessen Stärke in der authentische Darstellung der Lebenssituation der Hauptfigur liegt. Die Handlung war für mich zum Ende nicht mehr ganz rund. Trotzdem habe ich es gerne gelesen.

Bewertung vom 27.05.2025
Robinson, Rebecca

The Serpent and the Wolf


sehr gut

Überzeugender Reihenauftakt… interessante Figuren, gutes Worldbuilding

Beim Lable ‚Romantasy‘ bin ich zugegebenermaßen immer etwas skeptisch - häufig geht bei diesen Büchern der Fantasy-Part zu Lasten der Romance-Geschichte. Dies‘ war bei ‚The Serpent and the Wolf‘ zum Glück nicht der Fall.

Die Autorin gibt sich viel Mühe mit dem Worldbuilding und entwirft eine interessante und lebendige Fantasywelt, in der der auch die politischen Verwicklungen der Länder und Regionen eine große Rollen spielen. Manchmal war das etwas unübersichtlich aufgrund der vielen Namen - die Karte im Buch hat hier zur Orientierung sehr geholfen, ein Personenverzeichnis hätte ich aber auch gut gefunden.
Auch das Magiesystem der verschiedenen Hexenzirkel mit ihrer matriarchalen Organisation hat mir gefallen. Vor allem überzeugte mich aber die Beschreibung und Entwicklung der Charaktere.
Das Buch ist zwar in der Erzählperspektive geschrieben konzentriert sich aber doch stark auf Protagonistin Vaasa. Dementsprechend ist ihr Charakter auch am besten ausgearbeitet. Man erhält als Leser einen detaillierten Einblick darüber, wie Vaasa aufgewachsen und von ihrer Familie geprägt worden ist. Ihr Denken und Verhalten waren dadurch immer nachvollziehbar und passend zu ihrer Persönlichkeit. Vaasas Charakterentwicklung verlief langsam und deshalb glaubwürdig, auch in Bezug auf ihre emotionale Annäherung zu Reid. Reid ist zwar charakterlich nicht so tief ausgearbeitet wie Vaasa, aber man bekommt auch bei ihm einen guten Eindruck seiner Persönlichkeit. Mir hat besonders gefallen, wie viel Respekt und Consent er Vaasa entgegenbringt. Hier haben wir tatsächlich einmal ein Protagonistin-Paar das komplett auf Augenhöhe zueinander agiert. Das fand ich super!

Das Buch konzentriert sich zu einem großen Teil auf die Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehung zueinander. Dadurch schreitet die Handlung eher langsam voran, trotzdem war es mir nie langweilig. Ab dem letzten Drittel zieht das Pacing dann an und am Ende überschlagen sich die Ereignisse. Wie es sich gehört, endet das Buch mit einem fiesen Cliffhanger, der mich ungeduldig auf den nächsten Teil warten lässt.

Bewertung vom 16.05.2025
Turecki, Jillian

It Begins With You


sehr gut

„lieben“ ist nicht nur ein Gefühl…

Nach dem Lesen der Einleitung war ich einerseits neugierig, andererseits skeptisch. Überzeugt hat mich zunächst, wie ehrlich Jillian Turecki ihre eigene Erfahrungen einbringt und von ihrer gescheiterten Ehe berichtet. Ein wenig gestört haben mich die ständigen Verweise aufs Yoga, einfach weil ich damit nichts am Hut habe. Zum Glück hat sie das Thema in den folgenden Kapiteln nicht überstrapaziert.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, verständlich und empathisch. Turecki gibt in diesem Buch nicht nur Einblicke in ihre eigene Bioagraphie sondern auch in die Lebenssituationen ihrer Klient:innen. Anhand dieser Fallbeispiele beschreibt sie, was in Beziehung alles schiefgehen kann bzw. welchen 9 Wahrheiten man sich stellen sollte, um eine gesunde und funktionierende Beziehung zu führen. Ich fand diese Herangehensweise sehr gelungen, da man durch die Fallbeispiele einen praktischen Bezug hatte und zudem – zumindest bei mir –ein Widererkennungseffekt bzgl. eigener Erfahrungen eintreten kann.

Wie der Titel es andeutet, stellt die Autorin heraus, dass Beziehungsarbeit bei einem selber beginnt und das Beziehungsarbeit eben genau das ist… Arbeit – „lieben“ ist nämlich nicht bloß ein Gefühl, sondern auch ein Tätigkeitswort. Gerade diese Aussage ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Abgerundet werden die Kapitel zu den o.g. Wahrheiten immer von konkreten Tipps bzw. Reflexionsübungen, um sich mit dem Thema weiter auseinander zu setzen.

Fazit. ‚It Begins with You‘ hat mir sehr gut gefallen. Die Wahrheiten, über die Jillian Turecki schreibt, sind manchmal unbequem, aber nachvollziehbar und helfen, das eigenen (Beziehungs-)Leben zu reflektieren. Es ist ein Ratgeber, der mich begleiten wird und den sicher noch einmal lesen werde.