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LichtundSchatten

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Insgesamt 318 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2025
Lörchner, Jasmin

Nicht nur Heldinnen


ausgezeichnet

Spannende Kurz-Biografien vom alten Ägypten bis heute – dieses Buch berichtet von mächtigen Frauen, kreativen Köpfen, Pionierinnen und Kämpferinnen. Viele von ihnen kannte ich bisher nicht, und genau das macht die Lektüre so spannend. Es ist kein Buch der plakativen „Heldinnen-Verehrung“, sondern eine Einladung, genauer hinzusehen, wie Frauen in unterschiedlichsten Epochen Verantwortung übernommen haben. Drei bleiben mir in besonderer Erinnerung: Hatschepsut, Margarete Steiff und Ruth Bader Ginsburg. Sie warteten nicht auf Erlaubnis, sondern handelten.

Im alten Ägypten war Macht göttlich legitimiert. Dass eine Frau diesen Titel beanspruchte, war ein Tabubruch. Hatschepsut ließ sich zum Pharao ausrufen, trug den Zeremonialbart und regierte mit voller Autorität. Doch sie war keine Usurpatorin, sondern eine kluge Strategin. Ihre Herrschaft war geprägt von Stabilität, wirtschaftlicher Blüte und erfolgreichen Handelsmissionen.

Das Buch zeigt, wie Hatschepsut Macht nicht primär über Kriege, sondern über Diplomatie und Infrastruktur ausübte. Sie dachte langfristig und pragmatisch – anders als viele ihrer männlichen Nachfolger. Dennoch wurde sie nach ihrem Tod aus den Inschriften getilgt. Ihre Geschichte lehrt: Frauen in Machtpositionen agieren nicht „weicher“, aber oft aus anderen Perspektiven als jene, die Machtstrukturen geschaffen haben.

Springen wir ins 19. Jahrhundert: Margarete Steiff, durch Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselt, begann Stofftiere zu nähen. Was als Nadelkissen begann, wurde zur Weltmarke. Sie erfand nicht nur den Teddybär, sondern prägte eine ganze Spielzeug-Philosophie. Ihre Stofftiere sollten robust sein – aber auch „eine Seele haben“.

Steiff war eine Unternehmerin, die mit Beharrlichkeit ein Unternehmen aufbaute, das bis heute für Qualität steht. Sie dachte nicht kurzfristig, sondern setzte auf emotionale Bindung und soziales Verantwortungsbewusstsein. Dass eine Frau in ihrer Situation eine Firma leitete, war revolutionär. Doch sie definierte sich nicht als „Frau in Männerwelt“, sondern als jemand, der eine Idee hatte und sie umsetzte.

Ruth Bader Ginsburg, Richterin am US Supreme Court, revolutionierte mit ihrer stillen Hartnäckigkeit die amerikanische Rechtsprechung. Sie war keine Lautsprecherin, sondern eine Meisterin der Argumentation. Ihre Strategie: das Recht gegen seine eigenen Diskriminierungen zu wenden. Schritt für Schritt öffnete sie Räume für Gleichberechtigung – ohne moralischen Zeigefinger, sondern mit juristischer Präzision.

Ginsburg zeigt, dass der Gegensatz zwischen „männlichem“ Machtstreben und „weiblichem“ Gestaltungswillen eine Illusion ist. Ihr Werkzeug war das Gesetz, ihr Ziel Gerechtigkeit – immer präzise und ohne ideologische Pose.

Verhalten sich Frauen wirklich anders als Männer?

„Nicht nur Heldinnen“ vermeidet einfache Antworten. Frauen handeln nicht „anders“, weil sie Frauen sind, sondern weil sie unter anderen Prägungen, Erwartungen und Widerständen agieren müssen. Hatschepsut, Steiff und Ginsburg handelten aus Verantwortung, nicht aus Genderidentität. Sie kämpften nicht für „Frauenrechte“ als Selbstzweck, sondern für das, was sie für richtig hielten.

Das Buch zeigt keine Heldinnenverklärung, sondern eröffnet gedankliche Erweiterungen. Es lässt den Leser eintauchen in Denkweisen, die oft hinter historischen Klischees verborgen bleiben. Besonders beeindruckend: Diese Frauen definierten sich nie über eine Opferrolle, sondern über Handeln. Sie warteten nicht, sie gestalteten.

Gerade Hatschepsut demonstriert, wie eine Frau innerhalb einer von Männern dominierten Ordnung erfolgreich regieren konnte, ohne das System grundsätzlich in Frage zu stellen – aber auch ohne sich ihm unterzuordnen. Ihre Strategie war kluge Anpassung, verbunden mit eigener Handschrift.

Margarete Steiff wiederum zeigt, wie Unternehmergeist unabhängig von Geschlecht entsteht. Hätte ein Mann in ihrer Lage genauso gehandelt? Vielleicht. Aber Steiffs Widerstände waren größer, und genau das macht ihre Leistung umso inspirierender. Sie baute eine Weltmarke, indem sie den Menschen in den Mittelpunkt stellte – nicht den Markt.

Ruth Bader Ginsburg schließlich lehrt uns, dass Veränderung nicht durch laute Parolen geschieht, sondern durch akribische Arbeit am Fundament. Ihr juristischer Kampf für Gleichberechtigung war kein ideologisches Manifest, sondern ein sachliches Ringen um Fairness innerhalb des Systems.

Das Buch regt dazu an, die Frage „Handeln Frauen anders als Männer?“ neu zu stellen: Nicht biologisch bedingt, sondern aus sozialen Prägungen und strukturellen Hindernissen heraus ergeben sich oft andere Herangehensweisen. Aber das Entscheidende ist: Diese Frauen haben gehandelt – unabhängig von der Schublade, in die man sie stecken wollte.

Dieses Buch erzählt von Frauen, die einfach das taten, was notwendig war – und damit Geschichte schrieben. Es ist eine Einladung, neu hinzusehen: Wer bestimmt, welche Biografien erzählt werden?

Bewertung vom 06.08.2025
Berens, Andreas;Bolk, Carsten

Content Creation mit KI


ausgezeichnet

„Generative KI“ – ein Begriff, der im Deutschen sperrig und wenig zugänglich wirkt. Dabei ist die Sache simpel: Diese Systeme analysieren nicht nur Bestehendes, sie schaffen Neues. Sie interpretieren, kombinieren und arbeiten Informationen in überraschender Weise um. Wer einen Text eingibt und um Optimierung, Feinschliff oder Grammatikprüfung bittet, wird erleben, was generative KI bedeutet.

Es stimmt: „Einer der größten Vorteile der generativen KI ist ihre Fähigkeit, neue Inhalte wie Texte, Bilder, Videos oder Musik zu erzeugen. Die Technologie hat das Potenzial, völlig neue Formen des kreativen Ausdrucks zu schaffen und Daten für maschinelle Lernmodelle zu generieren.“

Doch was bedeutet das konkret für den Anwender? Natürlich Zeitersparnis. Aber viel mehr noch eröffnet sich eine Tiefe im Denken, die erstaunt. Kreativität ist ein Weg ins Unbekannte, dessen Ausgang niemand vorhersagen kann. Generative KI wird dabei zum Partner, der Ideen produziert, auf die man allein nicht gekommen wäre. Die Kunst liegt darin, die richtigen Fragen zu stellen und präzise Befehle zu geben. Ich mache es vor.

Ein einfacher Prompt könnte lauten: „Schreibe mir eine kurze Abhandlung in maximal 100 Worten, wie Gerechtigkeit und moralische Heuchelei zusammenhängen.“ Das Ergebnis kommt in weniger als zwei Sekunden:

„Gerechtigkeit und moralische Heuchelei hängen oft eng zusammen, weil Gerechtigkeit als moralisches Prinzip hohe Ansprüche an Fairness stellt, die nicht immer eingehalten werden. Moralische Heuchelei zeigt sich, wenn Menschen oder Institutionen Gerechtigkeitsforderungen laut verkünden, diese aber nur selektiv oder eigennützig anwenden. Dabei dient Moral oft als Deckmantel, um Machtinteressen zu verschleiern oder Kritik zu vermeiden. So wird Gerechtigkeit instrumentalisiert, verliert an Authentizität und wird zur Bühne für moralische Inszenierung statt echter Fairness. Diese Diskrepanz erschwert gesellschaftliche Verständigung und untergräbt das Glaubwürdigkeitsfundament der Moral.“

Der Satz von Voltaire, sinngemäß: „Jedes Original ist meist nur ein noch nicht entdecktes Plagiat“, trifft ins Schwarze. Originalität entsteht selten im luftleeren Raum. Sie ist der kreative Umgang mit Bestehendem – das bewusste oder unbewusste Plagiat mit neuem Blick. Das Konzept „Everything is a Remix“ bringt es auf den Punkt: Jede kreative Schöpfung baut auf der Vorarbeit anderer auf. Kirby Ferguson zeigt, wie Kreativität durch Kopieren, Transformieren und Kombinieren entsteht. Viele Künstler wussten das und machten es sich zunutze. Heute steht dieser gewaltige kreative Pool jedem zur Verfügung. Pablo Picasso brachte es lakonisch auf den Punkt: „Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.“

Wir befinden uns aktuell in Phase 2 der typischen Technologiewellen: „Okay, es funktioniert, aber es ist gefährlich, weil es nicht gut funktioniert.“ Die Zeit der Panik. Höchste Zeit für Kreative, sich mit dieser Technologie auseinanderzusetzen, bevor andere es tun. Entscheidend ist, die richtigen Fragen zu stellen – sogenannte Prompts – um nützliche, überraschende Ergebnisse zu erzeugen. Learning by Prompting ist die richtige Strategie. Das Buch erklärt das exzellent. Besonders Kapitel 3 liefert eine praxisnahe Einführung, wie KI Texte verfassen, optimieren und stilistisch verfeinern kann. Verständlich für jeden.

Die nächste Stufe – KI-Bilder zu erzeugen – ist revolutionär. Es ist kein Hype, sondern eine radikale Erweiterung des kreativen Horizonts. Ich war sprachlos, als ich die ersten Resultate sah. Meine Augen erfassten etwas, wofür meine Seele noch nicht bereit war. Das Buch nimmt diesen Faden auf und führt ihn weiter: Videos, Musik und viele andere kreative Anwendungen werden anschaulich erklärt. Dabei bleibt es nicht bei Theorie – man muss es ausprobieren, um zu begreifen, was möglich ist. So wird das eigene „Möglichkeits-Set“ schrittweise erweitert.

Der Ausblick am Ende des Buches auf neue KI-Berufe und rechtliche Aspekte rundet das Gesamtbild ab. Es zeigt, dass wir an der Schwelle zu einer neuen kreativen Epoche stehen – voller Chancen, aber auch voller Verantwortung. Ein rundum gelungenes Buch für alle, die nicht zusehen, sondern mitgestalten wollen.

Bewertung vom 06.08.2025
Goldschmidt, Nils;Kirchdörfer, Rainer;Deißner, David

Gerechtigkeit


ausgezeichnet

Der Begriff „Gerechtigkeit“ wird heute oft inflationär und unscharf verwendet, weil er für unterschiedliche, teils widersprüchliche Forderungen instrumentalisiert wird – von sozialer Umverteilung bis zu individueller Leistungsgerechtigkeit. Politische Akteure nutzen ihn als moralischen Kampfbegriff, um Emotionen zu mobilisieren und eigene Machtinteressen zu verschleiern. Dadurch verliert er seine präzise Bedeutung und verkommt zu einem populistischen Schlagwort. Letztlich ersetzt die Berufung auf „gefühlte Gerechtigkeit“ oft die notwendige, nüchterne Debatte über faire Regeln und Verantwortlichkeiten.

Dieses Buch zeigt eine Vielzahl von Facetten auf und führt kurze Interviews mit Akteuren aus Politik und Wissenschaft. Unter 26 Gesprächen war für mich die Sichtweise von Deirdre McClosekey höchst interessant. Ich kannte sie bisher nicht. Sie kritisiert die Tendenz, Gerechtigkeit als moralischen Vorwand für ökonomischen Dirigismus zu benutzen, und betont, dass echte Gerechtigkeit auf gegenseitiger Anerkennung von Würde und freier Kooperation beruht – nicht auf staatlichem Zwang. Sie analysiert die Herkunft eines Glaubens an den Kollektivismus: „Wir kommen aus der idealen sozialistischen Gemeinschaft, die wir Familie nennen.“ Zum anderen gibt es leider eine Art kleinbäuerliche Mentalität, die jeden Austausch als Ausbeutung ansieht. Die Gedanken von McClosekey lassen sich in diesen 3 Sätzen zusammenfassen:

1 Erstens ist Gerechtigkeit kein staatlich verordneter Umverteilungsautomat, sondern ein gesellschaftliches Übereinkommen freier Menschen, die sich gegenseitig achten.

2 Zweitens führt die Verwechslung von Fürsorge mit Gerechtigkeit dazu, dass politische Eliten sich anmaßen, Bürger wie unmündige Familienmitglieder zu behandeln.

3 Drittens verhindert ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Märkten und freiem Austausch die Einsicht, dass Kooperation und Handel zu weit mehr Wohlstand und Fairness führen als jeder dirigistische Kollektivismus.

Michel Abdollahi fordert in seinem Gespräch eine „gleichberechtigte Kommunikation“ zwischen Sender und Empfänger, scheitert jedoch daran, diesen Anspruch konsequent zu denken. Seine Forderung nach einem Diskurs auf Augenhöhe endet dort, wo ihm die Gesprächspartner nicht ins moralische Weltbild passen. Wenn er etwa sagt, dass über bestimmte Aussagen schlicht „nicht diskutiert“ werden soll, offenbart sich der Widerspruch: Er will keinen Dialog, sondern eine diskursive Einbahnstraße, in der unangenehme Meinungen ausgesperrt werden.

Besonders irritierend ist seine nostalgische Vorstellung, früher sei der Diskurs „steuerbar“ gewesen – eine gefährliche Sehnsucht nach medialer Kontrolle, die den freien Austausch in sozialen Netzwerken als Bedrohung empfindet. Wer meint, Polarisierung müsse aufhören, während er gleichzeitig politische Lager spaltet, indem er Parteien pauschal aus dem demokratischen Spektrum ausgrenzt, betreibt keine Deeskalation, sondern subtile Eskalation unter moralischem Deckmantel.

Sein Anspruch, die Menschen wieder „zufrieden“ machen zu wollen, ist bevormundend. Es geht ihm weniger um Mündigkeit, sondern um Ruhe an der Oberfläche – erkauft durch Diskursverengung. Dabei spricht er in der Grenzziehung zwischen demokratischen und nicht-demokratischen Parteien.

Das Buch zeigt die ganze, spannende Vielfalt dieses Begriffes und behandelt eine breite Palette an Themen, z.B. „Ist KI eine Bedrohung für die Gerechtigkeit?“ Prof. Spitzer beschreibt Künstliche Intelligenz als epochale Umwälzung, erkennt aber fast nur die Gefahren für die Demokratie und blendet weitgehend deren Chancen für Freiheit, Teilhabe und individuelle Ermächtigung aus.

Seine Argumentation folgt einer alten Kulturpessimismus-Linie: Neue Technologien dienen angeblich immer zuerst einer „kleinen Oberschicht“ und bedrohen die Mündigkeit des Einzelnen. Dabei verkennt er, dass gerade KI das Potenzial besitzt, Bildung, Wissen und unternehmerische Möglichkeiten demokratischer zu machen als je zuvor – wenn man sie nicht durch übervorsichtige Reglementierung einengt.

Sein paternalistisches „Wir Europäer dürfen das nicht zulassen“ enthüllt das eigentliche Ziel: die Techniknutzung von oben zu steuern, anstatt den Bürgern die Souveränität zuzutrauen, selbst zu entscheiden, wie sie KI in ihrem Leben einsetzen. Dass Spitzer in KI nicht mehr als ein Werkzeug der Mächtigen sieht, ist weniger ein Urteil über die Technologie, als über sein eigenes Menschenbild: Es fehlt ihm das Vertrauen in die Gestaltungsfähigkeit freier Bürger.

Sein Bezug auf „Fake News“ und die Wahlentscheidung in den USA wirkt dabei wie ein ablenkender Popanz, der suggerieren soll, der Bürger sei ohnehin manipulierbar und müsse vor sich selbst geschützt werden. Diese Haltung degradiert Menschen zu Objekten staatlicher Fürsorge – eine Sichtweise, die den Begriff der Gerechtigkeit geradezu ad absurdum führt.

Insgesamt ein wertvolles Buch, das Unterschiedliches zumindest auf Buchseiten zusammenbringt.

Bewertung vom 05.08.2025
Horvat, Davor;Winheller, Stefan

Vom Topverdiener zum Privatier


ausgezeichnet

Dieses Buch ist kein trockenes Finanzlexikon und erst recht kein weiterer Ratgeber nach dem Motto „Werden Sie schnell reich“. Dieses Buch ist vielmehr ein Weckruf für alle, die sich im bestens dotierten Berufsalltag nach mehr sehnen: nach mehr Freiheit, mehr Klarheit, mehr Lebensfreude.

In diesem Werk begegnet Ihnen keine bloße Aufzählung von Finanzprodukten oder komplizierte Tabellen. Stattdessen nehmen die Autoren Sie mit auf eine Reise zu einem neuen Verständnis von Vermögen, Erfolg und Unabhängigkeit. Davor Horvat und Stefan Winheller wissen aus eigener Praxis: Gerade diejenigen, die viel verdienen, verlieren oft aus dem Blick, was wirklich zählt – Zeit, Familie, Gesundheit und Selbstbestimmung.

Die Autoren zeigen ohne erhobenen Zeigefinger, wie man sich Schritt für Schritt aus diesem Kreislauf befreien kann. Die neun Kapitel sind prägnant, praxisorientiert und klar strukturiert. Statt trockener Theorie erwarten Sie ehrliche Denkanstöße, anschauliche Beispiele und viele überraschende Erkenntnisse.

Zentral behandelt wird (Kapitel 3), weshalb traditionelle Finanzberater selten neutral agieren – und wie Sie dieser Falle entgehen. „Bei Finanzprodukten besteht mittlerweile die Pflicht, die entstehenden Kosten offenzulegen.“ (S. 62) Es ist überraschend, wieviele private Investoren auf einen genauen Blick hinter die AGBs verzichten und dort vertrauen, wo es um viel Geld geht. Tipp: einfach den Vertrag über KI checken lassen und überrascht sein, was man tun sollte. „Einem Freund sagt man ungern: Nein! Das kann teuer werden.“ Kapitel 3 ist für mich deshalb ganz zentral. „Die meisten Berater sind weit besser darin, hohe Gebühren zu generieren als hohe Renditen.“ (Warren Buffett)

Die Fragen, die man einem Finanzberater stellen sollte, von Seite 80 bis 82 sind eminent wichtig, sie zeigen auf, was wirklich wichtig ist, um einen Berater zu finden, der sein Geld wert ist - und der nicht nur heiße Luft und Gebühren erzeugt.

Das Buch motiviert zur Übernahme von Eigenverantwortung. Es ist eine Einladung, die finanzielle Gestaltung des eigenen Lebens nicht länger aufzuschieben. Der Weg zum Privatier – zu echter finanzieller und persönlicher Unabhängigkeit – wird hier entmystifiziert. Wenig ist wichtiger, denn die meisten von uns haben einen zu emotionalen Blick auf dieses Produkt namens „Geld“, bei dem man gelernt hat, zu sehr zu vertrauen. Der Hausbank und allen anhängenden Beratern.

Wer meint, bereits alles zum Thema Vermögen und Karriere gelesen zu haben, wird hier überrascht: durch Klarheit, Ehrlichkeit und die Freiheit, auch einmal „Nein“ zu sagen. Es ist ein Augenöffner für alle, die mehr vom Leben erwarten und bereit sind, Zweifel, Umwege und Veränderungen als Chancen zu sehen. Das Buch ist mithin ein freundschaftlicher Impuls, echten Wohlstand in nachhaltige Werte wie Zeit, Gelassenheit und Zufriedenheit zu verwandeln. Die Lektüre macht Lust auf den Aufbruch und liefert hierfür nicht nur sachlich gute Argumente, sondern auch die nötige Portionen Anstoß und Rückenwind.

Zusammenfassend trifft hier ein Zitat von John Bogle zu: „Verlasse dich auf die einfachen Werte, auf die intelligente, ausgeglichene Menschen seit Jahrhunderten bauen: gesunder Menschenverstand, Sparsamkeit, realistische Erwartungen, Geduld und Ausdauer.“

Mir hat es zeitlebens keinen Spaß bereitet, mich mit Aktien, Anleihen oder Immobilien zu beschäftigen, mit den Gedanken von Davor Horvat und Stefan Windheller aber hat sich etwas in mir gewandelt, diese kreative Spielwiese (endlich) zu beackern, sie kann (und sollte) Spaß machen. Mit einem unabhängigen Berater noch mehr und heute in Zeiten von KI sogar noch mehr. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Top Verdiener ist oder nicht. Das Buch ist relevant für jeden, der weiß, dass Ansparen und Investieren heute morgen die Möglichkeiten und die persönliche Freiheit erhöht.

Bewertung vom 29.07.2025
Sprenger, Reinhard K.

Führen


ausgezeichnet

„Führen“ von Reinhard K. Sprenger ist ein kompaktes Werk über moderne Führungskultur in einer Zeit ständiger Veränderung. Es geht nicht um Techniken, Tipps oder starre Methoden – sondern um Haltung, Selbstverantwortung und den Mut, Führung neu zu denken. Sprenger unterscheidet klar zwischen Management und Führung. Während Management die Organisation der Gegenwart bedeutet, heißt Führen, in die Zukunft zu blicken, Chancen zu erkennen und gestaltend voranzugehen.

Dabei richtet er sich nicht nur an klassische Führungskräfte, sondern an alle, die ihr Leben und Arbeiten aktiv und bewusst steuern wollen. Führung beginnt bei einem selbst – wer sich nicht selbst führen kann, der wird auch andere nicht inspirieren oder durch Veränderung begleiten können. Sprenger fordert dazu auf, sich selbst in den Fahrersitz des eigenen Lebensautos zu setzen. Nicht der Strom zählt, sondern der eigene Kurs.

Ein wiederkehrendes Motiv im Buch ist die Idee der „Dauerskepsis“. Nicht alles Bewährte sollte als selbstverständlich gelten. Führung bedeutet, Dinge immer wieder zu hinterfragen – nicht aus Misstrauen, sondern, um Raum für echte Weiterentwicklung zu schaffen. Wer Paläste errichtet und sich darin einrichtet, wird schwer beweglich. Sprenger empfiehlt das Denken in Zelten: beweglich, offen, temporär. Das schützt vor Stillstand – und vor Betriebsblindheit.

Ein gutes Auge für schwache Signale ist dabei entscheidend. Große Veränderungen entstehen oft nicht laut, sondern leise. Wer führen will, muss feine Antennen haben – für neue Entwicklungen, für kulturelle Verschiebungen, für leise Töne im Team oder am Markt. Diese Sensibilität macht zukunftsfähige Führung aus.

Vertrauen spielt bei Sprenger eine zentrale Rolle. Es ist keine nette Beigabe, sondern das Fundament wirksamer Führung. Wer Vertrauen gibt, bekommt Initiative, Kreativität und Verantwortungsgefühl zurück. Kontrolle wird ersetzt durch Beziehung. Nicht weil alles erlaubt ist – sondern weil Respekt, Klarheit und gemeinsame Ziele die Basis sind.

Stark ist auch Sprengers Blick auf den Menschen hinter der Führungskraft. Er erinnert daran, dass niemand ewig führt – und dass es wichtig ist, rechtzeitig eine Brücke ins Leben danach zu bauen. Freundschaften, Lebenssinn außerhalb der Karriere, Selbstwert fernab von Status: Diese Themen klammern viele Fachbücher aus. Sprenger nicht – und genau das macht sein Buch so besonders nahbar.

„Führen“ ist dabei keine Anleitung, sondern ein Impulsgeber. Die Sprache ist klar und direkt, ohne Modewörter oder hohle Phrasen. Jede Seite bietet Gedanken, die hängen bleiben, weil sie an das Menschlichste rühren: die Sehnsucht, mit Sinn, Verantwortung und Wirkung zu handeln. Jedes Kapitel wird abgerundet durch eine stichwortartige Zusammenfassung.

Insgesamt gelingt Sprenger eine leise, aber kraftvolle Erinnerung daran, dass wir als Führende nicht festhalten, sondern entwickeln sollen – nicht uns selbst sichern, sondern anderen einen Weg ebnen. Wer das Gute nicht unkritisch feiert, sondern offen auf seine Begrenzungen schaut, schafft Raum für Neues. Oder, wie es Manfred Rommel, der ehemalige OB von Stuttgart sagte: *"Das Gute kritisch sehen, um das Bessere zu erreichen."* Dieses Zitat bringt den Kern des Buches in einem Satz auf den Punkt.

Bewertung vom 26.07.2025
Thiele, Alexander

Machtfaktor Karlsruhe


ausgezeichnet

Alexander Thiele zeichnet die Entwicklung nach, in der das Bundesverfassungsgericht zu einer Art “letztem Schiedsrichter” in politischen Streitfragen geworden ist. Er erklärt, dass das Gericht wesentliche Beiträge zur Stabilisierung der deutschen Demokratie geleistet habe – indem es Grundrechte, Menschenwürde und demokratische Prinzipien sichert(e).

Gleichzeitig kritisiert Thiele, dass der Einfluss des Gerichts in bestimmten Phasen den politischen Gestaltungsspielraum zu stark eingeschränkt habe, insbesondere wo das Grundgesetz keine zwingende Veranlassung dafür gab.

Er plädiert dafür, der Politik in Zukunft mehr Raum zur autonomen Entscheidungsfindung zu lassen und die Tendenz, “Karlsruhe” als Ersatz-Entscheider zu instrumentalisieren, zu überwinden.

Das Buch stellt klar, dass die Autorität des BVerfG auf seiner Funktion als “Hüter der Verfassung” beruht, aber die Gefahr besteht, dass eine Überbetonung des Gerichts zu einer automatischen “Verrechtlichung” der Politik führt und parlamentarische demokratische Entscheidungsprozesse schwächt.

Der Autor skizziert gut und verständlich eine Reihe von Urteilen, wobei mich insbesondere jene zum Wirtschaftssystem interessierten. Das Bundesverfassungsgericht argumentiert im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft und lässt sich dabei eine breite Palette an Möglichkeiten offen, um alles an neue Tatbestände anpassen zu können. Man muss hier wirklich ab und an lesen: „Die Aufgabe besteht darin, die grundsätzliche Freiheit wirtschafts- und sozialpolitischer Gestaltung, die dem Gesetzgeber gewahrt bleiben muss, mit dem Freiheitsschutz zu vereinen, auf den der einzelne Bürger gerade auch dem. Gesetzgeber gegenüber einen verfassungsrechtlichen Anspruch hat.“ (BVerfGE7,377(400).

Dem kann ich nur zustimmen und erweiternd fragen, nach welchen Kriterien Verfassungsrichter und auch normale Richter ausgewählt werden. Nach meiner Auffassung ist auch hier ein ideologischer Durchgriff festzustellen, der Richter instrumentalisiert und gängelt.

Politik ist heute überall präsent. Sollte es nicht eine völlig neutrale Richterschaft geben und wie könnte man das sicherstellen? Ja, wie könnte man Richter prüfen auf ihre Funktion, neutral zwischen allen Stühlen zu sitzen - so wie das auch Journalisten tun sollten!

Malu Dreyer rief 2024 zum Kampf gegen die AfD auf nachdem die unwahren Aussagen über das Potsdamer Treffen verbreitet wurden. Die AfD klagte dagegen, aber ein Urteil des Landesverfassungsgerichts gab Dreyer recht. Sie habe damit nicht gegen die Neutralitätspflicht verstoßen. Die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wurde ebenfalls abgewiesen. Zurückgewiesen wurde die Klage hier jedoch nicht aus inhaltlichen, sondern aus formalen Gründen. DiePartei habe die falsche Klageart gewählt. Eine inhaltliche Prüfung der Neutralitätspflicht erfolgte erst gar nicht. Man sieht, das mögliche AfD Verbot scheint die nächste große Aufgabe für das BVG zu werden, da Parteien nicht gewillt sind, diese Partei mit entsprechenden Maßnahmen unnötig zu machen.

Insgesamt ein tief nachdenklich stimmendes, sehr informatives Buch, das mich weiter gebracht hat und nachwirkt.

Bewertung vom 23.07.2025
Rudnick, Allison

The Art of the Literary Poster


ausgezeichnet

Ein wunderschöner Katalog, der in Verbindung mit der gleichnamigen Ausstellung des Metropolitan Museum of Art in New York 2024 erschienen ist. Herausgegeben vom Museum selbst, dokumentiert das Buch die Entwicklung des literarischen Plakats als eigenes Medium der visuellen Literaturwerbung in den USA, vor allem während der 1890er Jahre.

Basierend auf der umfangreichen Leonard A. Lauder Sammlung, die über vier Jahrzehnte aufgebaut wurde, präsentiert der Band etwa 135 farbige Abbildungen von Werken führender Plakatkünstler wie Will H. Bradley, Edward Penfield, Florence Lundborg und Ethel Reed. Diese Plakate zeichnen sich durch eine Verbindung von künstlerischem Expressionismus, typografischem Feingefühl und Werbepsychologie aus.

Zahlreiche Essays beleuchten die ästhetische Bedeutung und die innovative Drucktechnik sowie die Rolle von Frauen in diesem vergleichsweise kurzen, aber einflussreichen Kapitel der Grafikgeschichte.

Das Buch umfasst 250 Seiten und bietet neben den Abbildungen ausführliche Erläuterungen zum historischen Kontext, zu künstlerischen Personen und technischen Aspekten. Es reflektiert die Bedeutung des literarischen Plakats als ästhetisches Objekt, das weit über reine Werbung hinausgeht, und beleuchtet seinen Einfluss auf die moderne Gestaltungspraxis.

Das Buch ist ein Genuss vor allem für Bibliophile, es ist thematisch strukturiert, sachlich geschrieben und mit einem umfangreichen Register sowie bibliografischen Hinweisen ausgestattet.

Bewertung vom 23.07.2025
Jacobsen, Jens

Websites entwickeln mit KI


ausgezeichnet

Jacobsen gelingt es, die Begegnung mit Künstlicher Intelligenz (KI) für die Website-Gestaltung nicht nur als technische Revolution, sondern als persönlichen, schöpferischen Aufbruch zu vermitteln. Jeder von uns – Anfänger, Profi, Suchende – kann heute durch KI nicht nur effizienter, sondern auch viel kreativer werden. Jacobsen macht Mut zum Querdenken, lobt das Scheitern als Lernchance und setzt der lähmenden Angst vor Technik eine gelungene Portion Neugier entgegen.

Statt eine endlose Parade von Tools zu bieten, zeigt Jacobsen: Werkzeuge sind Mittel zum Zweck, entscheidend bleibt das Ziel – ein mitreißendes, überzeugendes Webprojekt, das Persönlichkeit ausstrahlt. Immer wieder lädt er dazu ein, Regeln neu zu denken, gängige Pfade zu verlassen und sich von der KI nicht treiben, sondern inspirieren zu lassen. KI kann eigenes Nachdenken nicht ersetzen, aber an entscheidender Stelle helfen: Was macht eine Idee einzigartig? Wie spricht eine Website wirklich an?

Schnell wird klar: Der Einsatz von KI ist kein Selbstläufer, keine Automatisierung aller Probleme, sondern eröffnet neue Wege, oft abseits der Routine. Jacobsen schildert anhand nachvollziehbarer Beispiele und Erfahrungswerte, wie durch KI nicht nur Abläufe verkürzt, sondern auch Denkmuster gesprengt werden können. Die Entwicklung einer Website mutiert in seinem Buch zum kreativen Abenteuer – mit Raum für Überraschungen. Viel zu oft wirkt Webentwicklung wie Hochleistungssport: Fehler gelten als Makel, Experimente kosten Zeit. Jacobsen stellt das auf den Kopf: Fehler sind hier Anlass zum Lachen und Lernen, zum spielerischen Experimentieren. Wer die Vorschläge der KI ausprobiert, wird animiert, eigene Maßstäbe zu setzen, Bestehendes zu hinterfragen und mutig das Besondere zu suchen.

Das Gefühl wird unterstützt: Jeder kann Webentwicklung, absolut jeder. Die technische Raffinesse tritt zurück hinter einen packenden Kreativprozess, bei dem Ideen, Texte, Bilder und Visionen genauso viel zählen wie das Können. Jacobsen vermittelt, dass nicht Wissen, sondern Begeisterungsfähigkeit die entscheidende Ressource für den Erfolg ist. Alles, was er beschreibt, wurde offenbar selbst erprobt, mit Humor reflektiert und liebevoll aufbereitet. Statt sich hinter Buzzwords zu verstecken, erklärt er leicht verständlich, was KI leisten kann – aber auch, wo sie (noch) Grenzen kennen muss.

Besonders wichtig: Der Autor zeigt eindrücklich, wie KI die Kommunikation mit der Zielgruppe verändern kann. Websites werden intuitiver, näher am Menschen, weil KI hilft, Wünsche und Bedürfnisse nicht nur besser zu verstehen, sondern auch empathisch zu begegnen. Jacobsen richtet sich nicht nur an Technikfans, sondern an alle, die Lust auf Wandel verspüren. Seine Geschichten motivieren, weil sie sich nicht in der Theorie verlieren. Vielmehr bieten sie Bilder, Szenen und Anekdoten, die jeder auf sein eigenes „Web-Abenteuer“ übertragen kann. Es steckt an: Die beschriebene Freude darüber, Probleme gemeinsam mit KI anzupacken, lässt Leser am Ende das Gefühl gewinnen, tatsächlich einen Begleiter an der Seite zu gewinnen. Statt Überforderung atmet das Buch Begeisterung.

Das Buch ist weit mehr als ein Handbuch. Es ist ein Einladungsschreiben, ein Mutmach-Manifest für digitale Gestalter von morgen. Jacobsen schafft es, dass KI nicht als drohende Zukunft erscheint, sondern zur Bühne für neue Ideen wird. Wer dieses Buch liest, will nicht nur Websites, sondern auch sich selbst ein Stück weit neu erfinden. Am Ende bleibt keine Angst, höchstens Ungeduld: Wann darf ich selbst loslegen?

Bewertung vom 22.07.2025
Stader, Heinrich

Deutsche Originalität


ausgezeichnet

Was wir so reden, den liebe langen Tag, Standardsprüche, seien sie noch so gehabt und langweilig, aber auch kreativ, diesem Buch ist nichts entgangen, ein Vorlesebuch zum Schmunzeln und Grinsen, man fühlt sich ertappt und erhebt sich über Aussagen anderer, entdeckt Neues und Skurriles.

Vieles kannte ich, aber noch mehr nicht.
Lese immer wieder darin.

Beispiele:
Kommse rein, könnse rausgucken.
Jetzt hängt Euch erst mal auf.
Wir Hodden jo nischd.
Gestatten, von den Socken.
Ich liebe Dich, so wie ich bin.
Ein Verleger trennt die Spreu vom Weizen und druckt dann die Spreu.
Wohmobilmachung.
Größenwahnfried.
Identitäterä.
Fair geht vor, läuft aber hinterher.
Ziege sieht rot wegen Meckerns.
Wer kriecht stolpert nicht.

Bewertung vom 22.07.2025
Stark, Rodney

Der Sieg des Abendlandes


ausgezeichnet

Das Buch widerspricht dem gängigen Klischee eines „finsteren“ und rückständigen Mittelalters. Stark argumentiert, dass das europäische Mittelalter im Gegenteil eine Zeit großer Innovation und wirtschaftlicher Blüte war – und das vor allem deshalb, weil das Christentum eine theologisch flexible und vernunftorientierte Leitkultur schuf.

Das Christentum entwickelte eine zukunftsorientierte Theologie , die sich anpassungsfähig an veränderndee Lebensumstände zeigte. Dadurch entstand ein Element von Vernunft und Logik, das das rationale Wirtschaften und den kapitalistischen Fortschritt ermöglichte.

Stark widerspricht der These, dass erst Reformation und Aufklärung für Fortschritt gesorgt hätten; vielmehr habe schon das Mittelalter durch christliche Ethik und Denkweise viele Grundlagen für Innovation, wissenschaftliches Denken und wirtschaftliche Entwicklung geschaffen.

Schon das das katholisch geprägte Mittelalter (insbesondere in den italienischen Stadtstaaten) legte wesentliche wirtschaftsethische Grundlagen.

Die zentralen Säulen des westlichen Erfolgs sieht Stark in dem christlichen Glauben und einer vielfältigen Welt kleinerer und mittlerer Territorien, die von Norditalien aus Freiheit und Wohlstand für Abendland sukzessive verbreiteten. Diese Art des Wirtschaftens war dem freien Menschen gemäß und allen anderen Zivilisationen der Welt weit voraus.

Ohne eine Theologie, die sich der Vernunft, der Diskussion und dem Fortschritt verschrieben hatte, wäre die gesamte Welt immer noch dort, wo nicht-europäische Kulturen um 1800 herum waren: es gäbe weiterhin Astrologen und Alchemisten, aber keine Wissenschaftler.

Stark gelingt vor allem die Charakterisierung der christlichen Religion als einer moralischen Grundierung, die erst den geglückten Wandel hin zu einer demokratischen, freien Politik ermöglicht hat. Und hin zu dem nur Gott verantwortlichen Individuum, das nicht durch Zwang, sondern durch Gottesähnlichkeit motiviert wurde. Dies wurde trotz aller Verirrungen der Institution Kirche erreicht, mit der Kraft des Wortes und auch der Vervielfältigung der Bibel.