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Marie aus E.

Bewertungen

Insgesamt 876 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


ausgezeichnet

Bucky ist siebzig, seit einem Jahr Witwer und durch seine kaputte Hüfte und damit verbundenen höllischen Schmerzen medikamentenabhängig geworden.
Er lebt in Chicago und seine Tage sind durch Schmerzmitteleinkäufe beim Walmart geprägt.
Da bekommt er das Angebot, bei einem Festival im England, in Scarborough aufzutreten. Denn Bucky hatte mit siebzehn Jahren zwei Songs aufgenommen und diese werden auf der anderen Seite des Atlantiks immer noch von den Fans gefeiert, während Bucky in den USA schon lange in Vergessenheit geraten ist.

Und so macht er sich auf und trifft in Scarborough auf Dinah, Mitte 50 mit meinem nichtsnutzigen Ehemann und Sohn gestraft.

Die Zwei lernen sich kennen und so nach und nach erfahren wir, wie Buckys Leben verlaufen ist. Man kann es nur tragisch nennen.
Aber auch Dinahs Lebenssituation rührt an und dann gibt es noch Nebencharaktere, die genauso stark gezeichnet sind, wie die junge Reinigungskraft in dem Hotel, in dem Bucky untergebracht ist.

Das Buch hat so viele schöne Sätze und Wahrheiten.
Ob "Alt zu werden war eindeutig eine einzige große SchXXXX" oder
"Nobel war begehrenswert. Hübsch sah allein das Äußerliche, Ästhetische, "nobel" drückte dagegen auch Stärke, Weisheit und so viel mehr aus. Das Hübsche verblich, brach, alterte, wurde faltig und schlaff, das Noble reichte tiefer. Bis in die Knochen, es lag in den Augen. Es war herrschaftlich, majestätisch."

Manchmal war es mir eine Spur zu viel der Symbolik, wie etwa die immer wiederkehrenden Möwen, aber insgesamt bin ich so tief in das Buch eingetaucht und war völlig fasziniert.
Zugegeben, anfangs hatte ich ein wenig Startschwierigkeiten und bin nicht gleich voll eingetaucht, das hat sich aber nach einigen Kapiteln völlig umgekehrt.

Der Klappentext klang gut, aber ich war trotzdem etwas skeptisch, ob das ein Buch für mich ist. Und dann habe ich eines meiner Lesehighlights 2025 bekommen.

Bewertung vom 16.09.2025
Neeb, Stefanie

Delicate / Copenhagen Cinnamon Bd.1


gut

Ich liebe den Herbst und das Buch versprach die passende gemütliche Lesestimmung.
Oder „cosy“ und „hygge“, wie man jetzt sagt.
Das Versprechen wird auch absolut eingehalten.

Die Handlung spielt überwiegend in einem Café in Kopenhagen, dem Copenhagen Cinnamon.
Dort treffen die impulsive Jonna und der attraktive Mads aufeinander.
Es knistert sofort, doch Mads verhält sich seltsam. Einmal ist er so süß, dann wieder völlig verschlossen.

Mir war das alles leider alles etwas zu überdosiert. Die Zimtschnecken und Kürbismus-Kaffees, die Familendramen - und die eigentliche Handlung dafür zu uninteressant. Es hat sich - für mich - gezogen und immer um das nicht Ausgesprochene gedreht.
Bis etwa zum letzten Viertel, dann hat die Handlung Dynamik aufgenommen, ab dann habe ich es wieder gerne weitergelesen.

Für Herbst-Vibes mit Kuscheldecke am Sofa die passende Lektüre. Und so hübsch gestaltet, das Buch.
Aber ob ich die Fortsetzung noch lesen, ich weiß es noch nicht.

Bewertung vom 07.09.2025
O'Hare, Marie

I Know Where You Buried Your Husband


weniger gut

Das erste Viertel des Buches wurde ich gut unterhalten. Es geht um Sofia und ihre Freundinnen.
Sofias Ehemann ist fürchterlich und Sofia schmiedet seit geraumer Zeit Pläne, wie sie ihn ohne Scheidung elegant loswerden kann.
Doch eines Abends kommt sie nach einem Mädels-Abend mit ihren Freundinnen nach Hause und findet ihren Ehemann tot vor. Offenbar wollte nicht nur sie ihn loswerden.
Die Frauen beschließen ihn zu vergraben, die Beweggründe nicht die Polizei zu rufen waren gerade noch so nachvollziehbar.

Ab etwa dem ersten Viertel des Buches geht es aber dann leider steil bergab. Alle Freundinnen werden ausgiebig vorgestellt, die Handlung immer schleppender und vom erhofften schwarzen Humor konnte ich leider auch nichts erkennen. Zumindest war es nicht mein Humor.

Zudem war eine der Frauen noch von Magie überzeugt, weswegen es Ausflüge auch dorthin gab. Damit konnte ich null anfangen, es war jetzt aber glücklicherweise nicht besonders ausgeprägt.

Die Freundinnen an sich fand ich gut beschrieben, ihr aktuelles Leben und ihre Unzufriedenheit damit konnte ich nachvollziehen.

Das Handeln der Charaktere und der Verlauf war für mich aber auch überhaupt nicht realistisch.
Mir ist schon klar, dass es da für einen spannenden Verlauf auch gewisse schriftstellerische Freiheiten braucht, hier konnte ich es aber halt so gar nicht nachvollziehen.

Zu guter Letzt das Ende: ich fand die Auflösung auch schwach und sehr vorhersehbar, da hatte ich ja noch ein wenig auf einen Paukenschlag gehofft.

Insgesamt laste ich dem Buch aber vor allem eines an: habe ich mich beim Lesen sehr gelangweilt.
Ach ja: den englischen Titel finde ich auch doof.

Bewertung vom 04.09.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Was für eine tragische Geschichte.
Es geht um Dorothy, die nach dem Tod der Mutter - nach einer lieblosen Kindheit- als junge Frau in ein kleines Fischerdörfchen in Schottland zieht. Als Großstädterin aus Edinburgh und neue Lehrerin wird sie kritisch von den Dorfbewohnerinnen beäugt.

Doch da gibt es den einen Fischer, bei dem Dorothy sich wohl fühlt.
Aber Missgunst, Eifersucht und Intrigen prägen ihr neues Leben und auch sie steht sich selbst im Weg.

Trotzdem findet sie ihr kleines Glück, wird Mutter und verliert wieder alles. Ihr kleiner Sohn ertrinkt und scheint Jahre später zurück zukommen.
Unmöglich - aber wer ist der fremde Junge dann?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Nicht im Sinne von sich wohlfühlen damit, denn es ist so tragisch. So viele vertane Chancen, so viel unnötiges Leid.
Die Charaktere sind sperrig, nicht unbedingt gefällig, aber ich habe sie (fast) alle zu schätzen gelernt.
Was ich auch erstaunlich fand: die Tragik umfasst beide Geschlechter und gleich mehrere Personen. Auch wenn Dorothy im Vordergrund stand, geht es nicht nur um ihre Geschichte.

Stark erzählt, fesselnd geschrieben.

Bewertung vom 24.08.2025
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


gut

Juhuu, eine neue Reihe von Karin Slaughter, einer meiner liebsten Thriller-Autorinnen. Ich habe mich sehr gefreut.

Es geht um Deputy Emmy Clifton, die in einer Kleinstadt namens North Falls lebt und zusammen mit ihrem Vater und weiteren Kollegen die örtliche Polizeistation betreut.

Zweimal wurden bereits Mädchen in dem eigentlich beschaulichen Örtchen entführt, einmal vor längerer Zeit und dann wieder in der Gegenwart des Buches.

Daneben spielt natürlich das (wie nicht anders zu erwarten) nicht unproblematische Privatleben Emmys eine große Rolle.

Insgesamt hat mich der Auftakt nicht wirklich vom Hocker gerissen.
Ich hatte ziemlich bald schon eine Ahnung, worauf es hinaufläuft und das hat sich dann auch bestätigt.
Die Handlung in ihren zwei Zeitebenen war auch eher schleppend, von der gewohnten Spannung, die mich die anderen Bücher der Autorin wegsuchten ließ, war nicht allzu viel zu spüren.

Es war auch stellenweise sehr brutal, insbesondere für Eltern von Teenie-Töchtern ist das nicht unbedingt erste Thriller-Wahl, wenn man hier sensibel ist.

Die Charaktere finde ich aber interessant und ich werde wohl dem Folgeband noch eine Chance geben, weil ich da auf die Weiterentwicklung gespannt bin.

Bewertung vom 03.08.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan (MP3-Download)


ausgezeichnet

Das Buch spielt mit der "was wäre wenn-Frage". Oder "Hätte, hätte, Fahrradkette". In dem konkreten Fall: was wäre passiert, wenn ich mich damals nicht getrennt hätte? Wäre mein Leben besser, wäre ich bei meiner ersten großen Liebe geblieben?
Spannend!

Es geht um Antonia bzw. Toni. Die Autorin hat das gut gelöst, den Perspektivenwechsel erkennt man immer sofort, weil die Person, um die es geht, einmal Antonia heißt und einmal Toni genannt wird. Der Name steht über jedem Kapitel, es wird abwechselnd erzählt.

Einmal ist es Toni, mit starkem unerfülltem Kinderwunsch. Sie lebt mit ihrem Partner zusammen in der Stadt.
Und dann gibt es Antonia, die aus dem "Toni-Leben" urplötzlich herauskatapultiert wird und als Antonia auf dem Dorf im Eigenheim mit ihrer ersten großen Liebe und als Mutter eines kleinen Babys erwacht. Mit dem vollen Bewusstsein, dass sie bis gerade eben doch ein völlig anderes Leben hatte.
Das macht es noch mal besonders - weil es eben nicht zwei völlig voneinander getrennt verlaufende Entwicklungen betrachtet und dadurch noch eine besondere Tragik mit hineinfließt. Die Person kennt ihr vorheriges Leben und es ist keine Spekulation, wie es hätte verlaufen können.

Die Sichtweisen im jeweiligen Leben von Antonia und Toni waren völlig nachvollziehbar - beide Lebensentwürfe haben schöne Momente, sind aber überwiegend von einer Traurigkeit, Unglücklichkeit und Hadern geprägt. Es ist kein Gute-Laune-Buch und hat auch echt harte Momente, insbesondere im Leben der jungen Mutter.
Es wird ungeschönt dargestellt, was es mit einer Frau macht oder machen kann, wenn das Leben so dermaßen anders ist als vor der Geburt eines Kindes.
Das fand ich richtig gut erzählt.

Eigentlich beschreibt es der Klappentext sehr gut, es geht um den "Horror von gewollter und ungewollter Mutterschaft .... das große Glück mit Kind, aber auch: ohne Kind zu leben."
Oder auch: Ein Kind oder kein Kind zu haben ist kein Schlüssel zum Glück.

Ich habe die Hörspielvariante gehört. Diese ist ungekürzt und dauert 6:19 Stunden und wurde von Chantal Busse wunderbar eingelesen. Ich mochte sowohl ihre Stimme als auch ihre Verkörperung der zwei Charaktere. Ich hatte auch keinerlei Zuordnungsprobleme, es war immer klar, ob es nun um "Toni" oder "Antonia" ging.

Sehr lesenswert bzw. hörenswert!

Bewertung vom 03.08.2025
Hermanson, Marie

Im Finsterwald


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir sehr gut, der Retro-Look passt perfekt zum Buch!

Es ist Bestandteil einer Reihe, ich kenne die Vorgängerbände nicht, das war aber überhaupt kein Problem. Man braucht keine Vorkenntnisse.

Das Buch spielt 1926 in Göteborg, Schweden. Während eines Ausflugs in das Naturhistorische Museum verschwindet ein kleines Mädchen spurlos.

Nach und nach taucht man mit Hauptwachmeister Nils Gunnarsson tiefer ein, sowohl in die problematische Familienkonstellation rund um das verschwundene Mädchen als auch in das Naturhistorische Museum. Das fand ich auch interessant, die Museumswelt, die Ausstellungsinhalte und der Erwerb der Exponate waren damals - wie soll ich es vorsichtig ausdrücken- anders.
Aber auch Krankenhäuser, Medizin generell in der damaligen Zeit, da ist man sehr froh, 100 Jahre später leben zu dürfen.

Hilfe bekommt der Hauptwachtmeister übrigens von seiner Ex-Freundin, da gibt es noch ein wenig privates Drumherum, was mir auch gefallen hat.

Insgesamt ist das ein eher ruhiger Krimi, den ich nichtsdestotrotz spannend fand und mit dem Zeitgeist der 20er Jahre auch noch interessant und vergnüglich.

Bewertung vom 20.07.2025
Du Maurier, Daphne

Die Frauen von Cornwall


weniger gut

Ich war sehr gespannt auf das Buch, das Cover finde ich wunderschön und eine Familiensaga, noch dazu inspiriert von der eigenen Familiengeschichte der Autorin, in Cornwall spielend, das wird bestimmt gut.


Leider war es für mich persönlich so gar nicht mein Buch.
Es geht um die Familie Coombe, die wir über vier Generationen begleiten.
Beginnend mit dem Werftbesitzer Thomas Coombe, der mit seiner Frau Janet im Hafenstädtchen Plyn in Cornwell lebt. Auch wenn spätere Generationen den Ort auch verlassen, ist er doch Dreh- und Angelpunkt des Buches. Genauso wie Janet als Person - eine sehr starke Frau, die auch Generationen später noch wirkt.

Das Charaktere im Buch haben ungute, teilweise toxische Beziehungsmuster. Es beginnt schon mit Janet und ihrem Sohn Joseph, die von einer gesunden Mutter-Kind-Beziehung weit entfernt sind und das zieht sich so durch die Generationen. Sei es zwischen den Paaren, Vater und Sohn, Brüder untereinander. Einfach grässlich.
Es ist vieles nicht real greifbar, mystisch, der Geist der verstorbenen Janet geht um.
Dazu ein Schreibstil, der für mich durch seine Längen ermüdend war, ich habe ewig gebraucht, um das Buch zu beenden, weil ich es immer wieder weggelegt habe. Teilweise mutete es auch wie ein übler Kitsch-Roman für mich an.
Die Autorin war noch sehr jung, als sie ihren ersten Roman schrieb, zudem ist das Buch fast 100 Jahre alt, das muss man natürlich berücksichtigen.
Nichtsdestotrotz ist es für mich aus der Zeit gefallen.

Das Cover hat mich auch ein wenig in die Irre geführt - ich hatte mehr Leichtigkeit erwartet, es ist aber eine düstere Familiensaga mit sehr viel Schmerz. Eher etwas für stürmische Regentage als als eine leichte Sommerlektüre im Cornwall-Urlaub.
Auch der Titel ist nicht ganz stimmig, es geht beileibe nicht nur um die Frauen von Cornwall, Teil eins und vier ist Frauen gewidmet, Teil zwei und drei jedoch Männern.

Mein Fazit. Nicht mein Buch, wenn man ausschweifende, mystische und dramatische Familiensagen mag, dann könnte das aber durchaus ein Buch sein, das man gerne liest.

Bewertung vom 17.07.2025
Teichert, Mina

Der Sonne entgegen (eBook, ePUB)


weniger gut

Ich kenne und liebe(!) die Autorin von mehreren Kinderbüchern und habe mich auf eine leichte Sommer-Love-Story mit vielen Italien-Vibes gefreut.

In gewisser Weise habe ich es auch bekommen, aber auch wieder nicht.

Es geht um Romy, die nach einem Streit mit ihrem Frisch-Verlobten zu einem Wildfremden ins Auto hüpft und mit ihm nach Italien fährt. Natürlich ist der Fremde auch noch extrem gut aussehend und hat ein Geheimnis.

Das war alles sehr haarsträubend und unrealistisch. Ich habe da echt keine hohe Messlatte, mir ist schon klar, dass man für Herzschmerz die Realität ausblenden muss, aber das war mir einfach zu viel des Guten.
Ein Beispiel: „hat etwas Aristokratisches und gleichzeitig Melancholisches, und wenn dieser Mann lächelt, was er selten tut, ist es, als würde sich das Universum vor mir auftun.“ Uff.

Auch die vielen italienischen Orte (unter anderem Rimini, Neapel und Capri) haben mich nicht in Urlaubsstimmung versetzt.
Es hat sich gezogen und war bis zum vorhersehbaren Ende für mich auch einfach zu lang.

Fazit: Nein, das war wirklich nicht mein Buch - obwohl ich die Autorin echt gerne lese.

Bewertung vom 11.07.2025
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord (eBook, ePUB)


sehr gut

So ein hübsches Cover - als Lofotenfan war ich da natürlich sofort interessiert.
Aber das Cover trügt ein klein wenig. Zumindest ich habe mir - bis ich den Klappentext gelesen habe - eine harmlose Geschichte vor atemberaubender Naturkulisse vorgestellt.

Letzteres passt, aber die Handlung ist durchaus anspruchsvoll.
Es geht um Gro, deren Mann überraschend verstorben ist.
Gro lässt einen anspruchsvollen Job in der Ölindustrie und das Stadt-Leben hinter sich und verkriecht sich regelrecht in einem kleinen Häuschen auf den Lofoten.

Wir begleiten sie in ihrer Trauer - und das ist jetzt kein "mal geschwind 50 Seiten trauern und dann kommt die neue Liebe und alles wird gut" (wie ich ehrlich gesagt vermutet hatte), nein, das geht hier tief und dadurch ist das Buch auch keine leichte nebenbei-Lektüre.

Die Kombination aus Tiefgang, Natur, kritischem Auseinandersetzen mit der Öl-Industrie, Veränderungen in Freundschaft und Beziehungen hat mir gut gefallen.
Es ist eine eher leises Buch, das durchaus auch Längen für mich hatte, die aber wiederum der Handlung gar nicht so schlecht anstanden.

Mein Kritikpunkt, weswegen es auch keine fünf Sterne wurden: eine wirkliche Beziehung konnte ich zu Gro nicht aufbauen, sie blieb mir trotz 400 Seiten fremd und ich habe aus der Distanz gelesen.

Fazit: Man muss sich ein wenig darauf einlassen und es auch aushalten, dass schwere Themen viel Raum haben.
Dann bekommt man aber eine interessante Geschichte mit vielen Aspekten.