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carola1475

Bewertungen

Insgesamt 207 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2025
Schulman, Ninni

Das Paradies verrät man nicht / Ingrid Wolt ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Düster und tragisch

Zu Beginn des Buches gibt es kurze Rückblicke auf Ingrids Vorgeschichte. Trotzdem empfehle ich, den ersten Serienband zu kennen. Die frühere Polizistin lebt nach drei Jahren im Gefängnis versteckt in einem kleinen Ort in Dalarna, immer in Angst vor ihrem rachsüchtigen Ex-Mann Kjell. Sie hat ihr 'Büro für Privatermittlungen' aufgegeben und arbeitet als Zimmermädchen im Hotel. Die Sehnsucht nach ihrer Tochter ist zum Lebenssinn geworden, sie hofft, irgendwann das Sorgerecht wieder zu bekommen.

Auf einem Hof in der Nähe wird eine junge Frau tot aufgefunden. Die Eltern sind überzeugt, dass Lena sich nicht umgebracht hat und bitten Ingrid, Nachforschungen anzustellen. Zögernd nimmt Ingrid den Auftrag an, aus ihrer Erfahrung als Polizistin weiß sie, dass es bei Selbstmorden für Hinterbliebene keine Hilfe und Antworten gibt, ihnen bleibt nur Trauer.

Auf einer zweiten Zeitebene, die acht Monate zuvor beginnt, lerne ich Lena kennen, die zurückhaltende junge Witwe ist einsam und wünscht sich, wieder glücklich zu sein. Je weiter ihre Geschichte voran schreitet, desto mehr fürchte ich die nahende Katastrophe. Besonders diese Erzählebene funktioniert, weil sie in der analogen Zeit der 1980er Jahre spielt, es gab keine Handys und kein Internet. Filme, Bücher und Musik der damaligen Zeit werden erwähnt und tragen zur Glaubwürdigkeit bei, ebenso wie die Beschreibung von Natur und Orten in Dalarna.

Erzählt wird neben Ingrids und Lenas Perspektive auch aus Sicht des manipulativen Kjell, der kein anderes Ziel mehr hat als sich an Ingrid zu rächen, und da ist noch Benny, Ingrids früherer Kollege und Freund, der sie unterstützt, so weit ihm das möglich ist.

Ninni Schulmans ruhiger und bildhafter Schreibstil ist angenehm zu lesen und durch wechselnde Perspektiven und falsche Fährten bleibt die düstere Geschichte spannend. Die Figurenzeichnung ist psychologisch glaubhaft und Ingrid und Benny gewinnen an Tiefe. Sie werden mit ihren Ecken, Kanten, Unsicherheiten und Zwickmühlen, in denen sie stecken, für mich authentisch und nahbar.

'Das Paradies verrät man nicht' hat mich gut unterhalten - trotz des heftigen Cliffhangers am Ende des Buchs - und ich freue mich auf den dritten Band der Reihe.

Bewertung vom 02.07.2025
Eick, Nicole

Wer kennt diese Frau? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Überraschend und berührend

Im Apartment der Edelprostituierten Eva wird ein Toter gefunden, Eva ist verschwunden. Ihre Putzfrau und Freundin Gudrun hilft ihr, Belastendes verschwinden zu lassen. Noch nicht mal Evas DNA ist im Apartment nachzuweisen.
Erzählt wird aus den abwechselnden Perspektiven Evas, Gudruns und der Ermittler Meister und Brodbecker. Nicole Eicks Schreibstil ist einfach und geradlinig, in den Kapiteln aus Ermittlersicht auch humorvoll, ein willkommenes Gegengewicht zu der bedrückenden Atmosphäre in Evas und Gudruns Kapiteln. Beide Frauen sind einsam und besonders Gudrun hat in der Vergangenheit traumatisches erlebt, was wiederholt angedeutet, aber erst später klar benannt wird.
Die realistisch beschriebenen Ermittlungen gestalten sich zunehmend schwierig und sind komplex, da weder Eva noch Gudrun zu finden sind, die Spurenlage dünn ist und Evas zahlreiche berufliche Kontakte eher ungern kooperieren.
Was genau passiert ist und zum Tod des Opfers führte, bleibt wegen einer Erinnerungslücke Evas lange ungewiss. Zur Spannung trägt ebenfalls die unklare Beziehung zwischen Eva und Gudrun bei und auch Gudruns Vergangenheit. Ich bin sehr vom Können der Autorin beeindruckt, wie realitätsnah, sensibel und eindringlich sie von Gudruns Erfahrungen und deren Auswirkungen auf ihr Leben schreibt.

Die Figurenzeichnung finde ich ausgesprochen gelungen. Die Ermittler sind interessante Charaktere, die auch durch ihr Privatleben und ihre Dialoge lebendig und nahbar werden. Evas und Gudruns erinnerte Erfahrungen, ihre Gefühle und Überlegungen zur aktuellen Situation haben mich sehr berührt und beschäftigen mich auch noch, nachdem ich das Buch gelesen habe.
'Wer kennt diese Frau' mit dem passenden Cover erzählt eindrucksvoll eine spannende und bewegende Geschichte mit überraschenden Wendungen und ungewöhnlichem Hintergrund und hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 17.06.2025
Aichner, Bernhard

John / Die Rache Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannend und überraschend

Die Mörderin Yoko lebt seit 5 Jahren als John in einem kleinen Dorf auf einer griechischen Insel, wo sie versucht, den Tod hinter sich zu lassen und zu heilen. Doch die deutschen Ermittler haben ihren Fall wieder aufgenommen und eines Tages steht Yoko Hauptkommissarin Liebermann gegenüber. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Frauen. Yoko weiß nicht, wie viel Liebermann weiß, und so erzählt sie der Kommissarin nicht alles, was ich als Leserin in Rückblenden auf einer zweiten Zeitebene erfahre.

Dabei wird schnell klar, dass Yoko keine bösen Absichten hat, aber sie ist clever und auf alles gefasst. Sie beschränkt sich darauf, auf die schrägen Figuren zu reagieren, die versuchen, sie zu manipulieren und für ihre Zwecke einzuspannen. Nachdem sie Fassungslosigkeit und Panik überwunden hat, versucht Yoko, sich aus der Opferrolle zu befreien und die Kontrolle über ihr Leben zurück zu gewinnen.

Neben der Perspektive eines neutralen Erzählers, bei dem immer Yoko im Mittelpunkt des Geschehens steht, vermittelt mir Yokos Ich-Perspektive ihre Gedanken und Überlegungen, so dass ich ihre Gefühle verstehe, obwohl ihr Handeln für mich nicht immer nachvollziehbar ist.

Bernhard Aichners Schreibstil ist rasant, dynamisch und schnörkellos, seine Sätze sind prägnant und oft kurz und können Szenen und Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Bei Aichners Dialogen, lediglich durch voran gesetzte Gedankenstriche gekennzeichnet, lenkt nichts ab, Konzentration allein auf den Wortwechsel erzeugt eine erstaunliche Intensität.

Dieser einfallsreich konzipierte zweite Band der Rache-Reihe ist spannend, packend und überrascht mit unerwarteten Wendungen. Obwohl ich den ersten Teil nicht gelesen habe, hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten. Johns verrückte Geschichte hat mich gut unterhalten.

Erwähnenswert finde ich das Cover im Zusammenspiel mit dem Vorgängerbuch. Es ist farblich wie ein Negativ des ersten Bandes gestaltet, auffallend ist, dass der Titel 'John' nicht fast unkenntlich gemacht ist wie bei 'Yoko', da sind nur noch ein paar Kleckse.

Bewertung vom 12.06.2025
Grandl, Peter

Reset (eBook, ePUB)


sehr gut

Erschreckend aktuell

Weltweit nehmen Fake News sowohl als Audionachrichten als auch Videos zu und bald weiß niemand mehr, was wahr ist und was nicht. Verunsicherung wird zu Angst, die Gesellschaft droht im Chaos zu versinken.

Der Thriller ist von Beginn an nervenaufreibend fesselnd und wird aus wechselnden Perspektiven und auf mehreren Handlungsebenen erzählt, was die Spannung erhöht, da ich immer wissen will, wie es für die verschiedenen Protagonisten weiter geht.
Die Charaktere werden in einer Alltagssituation eingeführt, im Austausch mit anderen werden sie schnell lebendig. Die Vielzahl der Figuren, vor allem die Experten verschiedener Cyberbereiche, verdeutlicht, wie vielschichtig die zu lösenden Probleme sind. Sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor mehrere starke weibliche Charaktere geschaffen hat.

Peter Grandls Schreibstil ist technisch detailliert, trotzdem angenehm und flüssig zu lesen. Beeindruckend finde ich auch, wie gelungen der Autor sein durch umfassende Recherchen gewonnenes Wissen in die Handlung einbringt und einen realistisch anmutenden düsteren und atmosphärischen Thriller geschrieben hat, in dem nur 'überholte' Technik aus der Zeit vor der Digitalisierung im entstandenen Chaos hilfreich ist.

Das Finale war mir fast zu melodramatisch, statt des filmreifen Showdowns hätte ich mir mehr Informationen über die KI und deren Entwickler gewünscht. Insgesamt hat mich 'Reset' mit dem schlichten, aber auffallenden und sehr passenden Cover gut unterhalten und mir dabei eindrucksvoll, anschaulich und erschreckend die Gefahren unserer Abhängigkeit von digitaler Technologie in einer packenden Geschichte vor Augen geführt.

Bewertung vom 08.06.2025
Schaumlöffel, Anette

In einem Land nach unserer Zeit - Teil 2: Die Reisende


ausgezeichnet

Ein optimistischer Ausblick auf einen Neuanfang nach dem Klimakollaps

Ragin ist aus ihrem 500jährigen Kälteschlaf erwacht und ihre Erinnerungen kommen allmählich zurück. Doch sie kann die neu entstandene Welt nicht in Ruhe kennenlernen, denn Roger, Überlebenden einer entfernten Station, benötigt ihre Hilfe und so macht sich Ragin im vorliegenden zweiten Teil von „In einem Land nach unserer Zeit“ auf den Weg.

Große Freude macht ihr unterwegs die Natur, die sich, auch dank der Vorbereitungen durch die Station, erholt hat und die Ragin so voller Leben bisher nie erlebt hat. Ihre Begegnung mit anderen Menschen finde ich von Beginn an spannend, mit Ragin zusammen erfahre ich, wohin sich das Zusammenleben in den 500 Jahren seit der Klimakatastrophe entwickelt hat, was für Gemeinschaften entstanden sind und welche Regeln aufgestellt wurden.

Die Figurenzeichnung der Menschen, die Ragin kennenlernt, ist vielschichtig und glaubhaft, ebenso die Erwähnung der technischen Voraussetzungen, auf die die Überlebenden aufbauen konnten und die auf heute üblichen Gegebenheiten beruhen, also durchaus im Rahmen des Möglichen liegen.

Es ist schön, Ragins Veränderung zu verfolgen, ihre Katze Alice ist ihr oft ein Beispiel und die Begegnungen mit anderen Bewohnern, deren Offenheit, Wissen und Erfahrungen helfen ihr, sich vieles bewusst zu werden, Verständnis und Selbstsicherheit zu entwickeln. 'Die Reisende' ist ohne Kenntnis des ersten Bands gut zu lesen, dennoch empfehle ich auch 'Die Erwachte', um Ragins erstes, zaghaftes Ankommen in dieser neuen Welt mit zu erleben.

Anette Schaumlöffel schreibt klar, lebendig und humorvoll. Sie bringt ungewöhnliche Ideen in ihre Geschichte ein, deren ansteckender Optimismus mich etwas zuversichtlicher auf die menschliche Zukunft blicken lässt.
Eine Zeichnung der Gebiete, die Ragin bereist und ein Glossar am Ende des Buchs vervollständigen die Geschichte.
Ich freue mich auf den letzten Teil der Trilogie, der mit dem Titel „Die Kämpferin“ wieder Spannung verspricht.

Bewertung vom 31.05.2025
Faber, Henri

Locked in (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr spannend und mit vielen überraschenden Wendungen

Als der Heidelberger Kommissar Maertens endlich eine Spur zum Entführer mehrerer Menschen findet, kommt es beim Versuch, ihn fest zu setzen, zu einem Unfall und der Verdächtige fällt in ein Wachkoma. Um das Versteck der Entführten zu finden, wendet sich Maertens an den Neurologen Theo Linde, der eine umstrittene Methode entwickelt hat, die Gedanken von Komapatienten zu lesen.

Aus den abwechselnden Ich-Perspektiven Maertens, Lindes und eines gequälten Entführungsopfers erzählt Henri Faber die temporeiche spannende Geschichte, die mich von Beginn an fesselt. Maertens Selbstironie und Lindes skurrile Selbstbeobachtung versprechen interessante Charaktere, der Autor schreibt ausdrucksstark, bildhaft, humorvoll und stellt ungewöhnliche Vergleiche an. Besonders Maertens Gedanken und Erinnerungen sind teilweise berührend, an anderen Stellen sind seine inneren Monologe ausgesprochen unterhaltsam, wie auch manche Gespräche, die er führt. Aber auch Lindes Hintergrund und seine Beweggründe haben mich erstaunt.

Die Protagonisten erweisen sich im Verlauf der Geschichte als unvorhersehbar, tiefgründig und besonders und haben mich ebenso überrascht wie die vielen Wendungen der Handlung, die einen Haken nach dem anderen schlägt. Der Autor legt jede Menge falscher Fährten, schafft komplexe Zusammenhänge und präsentiert eine schlüssige Auflösung des bis zum Ende spannenden Thrillers. Dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, trägt zu der Gänsehaut bei, die diese großartige Fiktion bei mir erzeugt. Entgegen der Ankündigung des Autors hoffe ich doch sehr auf die Veröffentlichung weiterer außergewöhnlicher Bücher Henri Fabers!

Bewertung vom 29.05.2025
Clark, Polly

Ocean - Gefangen im Blau (eBook, ePUB)


sehr gut

Loslassen

Die engagierte Lehrerin Helen überlebt einen Bombenanschlag durch die Hilfe eines Unbekannten, erleidet dabei dennoch einen großen Verlust. Vorher hat Helen sich sehr über ihre Ehe identifiziert, was im Prolog deutlich wird, aber nun ist sie sich selbst entfremdet und ihrem eigenen Leben, nur die ständigen Gedanken an James, den Unbekannten, von dem sie nur den Namen weiß, und der Wunsch, ihn zu finden, halten sie aufrecht. Um die Familie und die Beziehung zueinander zu retten, kommt Helens Mann Frank auf die Idee, mit der Yacht Innisfree, auf der sie sich kennen und lieben lernten und glücklich waren, eine Reise über den Atlantik zu unternehmen.
Erzählt wird aus Helens Ich-Perspektive, wodurch ich ihr Leid und ihre Verzweiflung unmittelbar mit erlebe. Ihre Gefühle haben mich sehr berührt und betroffen gemacht, wiederholt musste ich beim Lesen eine Pause einlegen. Polly Clark schreibt einfühlsam, eindringlich und emotional, Helens Veränderung ist schmerzhaft und quälend, dabei durchaus glaubwürdig, und auch die Figurenzeichnung der anderen Charaktere um Helen überzeugt, sie sind lebensnah und vielschichtig.

Die Reise auf der Innisfree beginnt etwa ab der Hälfte des Buchs. Zu Helens Kampf um Heilung kommen die Herausforderungen des Segelns auf dem Ozean und die Konflikte des Zusammenlebens mit Frank, dem gemeinsamen Sohn Nicholas und der Pflegetochter Sindi auf engstem Raum. Der packende und bildhafte Schreibstil der Autorin hat mich praktisch mit auf die Yacht versetzt, wo ich die Ereignisse fasziniert verfolge. Die Gefahren durch die Elemente verlangen Helen das Äußerste ab und die dramatische Geschichte bleibt spannend bis zum Schluss. Da wird die Frage, ob Helen irgendwann loslassen kann und bereit für Neues ist, fast zur Nebensache.

Bewertung vom 26.05.2025
Borck, Hubertus

Die gute Tat / Erdmann und Eloglu Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannend und wendungsreich

Franka Erdmann und Alpay Eloğlu vom LKA Hamburg haben es in ihrem vierten Fall mit einer Wasserleiche zu tun. Bei den Ermittlungen stoßen sie auf eine Reihe von Vermissten, die sich ehrenamtlich engagiert hatten, ist das ihre Gemeinsamkeit?

Besonderen Spaß macht an dieser Reihe die Entwicklung des Verhältnisses der beiden Protagonisten. Trotz des großen Altersunterschiedes und der gegensätzlichen Persönlichkeiten ergänzen und schätzen sich Franka und Alpay, sie sind ein gutes Team. Nach dem plötzlichen Tod ihres Chefs stehen Veränderungen in der Abteilung an, über die auch Franka sich Gedanken macht. Sie ist sehr zufrieden mit Alpays Entwicklung in den vergangenen drei Jahren und kann ihm auch mal die Führung bei den Untersuchungen überlassen, was ihr nicht ganz leicht fällt, sie aber entlastet und ihr so auch gut tut. Die komplexe Ermittlungsarbeit erscheint mir authentisch beschrieben und es wird auch klar, dass ein derart vielschichtiger Fall den engagierten Kommissaren kaum eine Atempause lässt, bis die Puzzleteilchen endlich an die richtige Stelle fallen und das Rätsel gelöst ist.

Nicht nur die Figurenzeichnung der Ermittler überzeugt, auch die Opfer, deren Angehörige und die Täterperson werden glaubwürdig und eindringlich beschrieben. Hubertus Borck legt einige falsche Fährten, denen ich mehr oder weniger gefolgt bin und die mich über die Identität des Täters rätseln ließen.

Der Schreibstil ist klar, lebendig und angenehm zu lesen, erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen, wobei der Zusammenhang vorerst unklar bleibt. Der Autor hat gut recherchiert, vermittelt Hamburger Lokalkolorit und bindet auch Gesellschaftskritik in die Geschichte ein. 'Die gute Tat' ist bis zum Ende spannend, fesselnd und wendungsreich. Auch dieser vierte Teil der Reihe hat mich sehr gut unterhalten und ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 22.05.2025
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Berührende und warmherzige Geschichte um Bücher und das Lesen

'Die geheime Sehnsucht der Bücher' ist für mich ein sehr bereicherndes Buch. Nina George schreibt humorvoll, bildhaft und poetisch, manchmal auch philosophisch. Sie ist sprachgewandt, erschafft neue Wörter, deren Bedeutung sich mir beim Lesen mühelos erschließt und die Spaß machen. Viele Lebensweisheiten, auch in Bezug auf Bücher, lassen mich innehalten, das Gelesene reflektieren und mich daran erfreuen.

Die fein gezeichneten Charaktere sind komplex, glaubwürdig und berühren, vor allem die knapp 12jährige Françoise, die mit ihrer psychisch instabilen Mutter praktisch die Rollen getauscht hat, aber auch die junge empathische Pauline mit ihrer Menschenkenntnis, die bei Jean Perdu in die Lehre geht und Monsieur Perdu selbst, der immer die richtigen Worte findet, seinem Gegenüber hilft, Lösungswege zu erkennen, und der in der Lage ist, Bücher und Menschen zum richtigen Zeitpunkt zusammen zu bringen, sind liebenswerte Figuren.
Perdus Bücherschiff, seine literarische Apotheke, gibt Impulse und stößt Dinge an, hier entsteht ein Livestream über Bücher für Kinder und Jugendliche, der hohe Wellen schlägt, und hier findet eine wunderschön beschriebene Geburtstagsfeier für Pauline statt mit allen, die sie liebt und die ihr wichtig sind.

Die Verweise auf andere Bücher wirken wie Leseempfehlungen, die neugierig machen. Das Pariser Flair bringt die Autorin gut zur Geltung, was sich im passenden Cover wiederfindet, das ich farblich ebenfalls sehr gelungen finde. Die Geschichte wird abwechslungsreich aus den verschiedenen Perspektiven der Hauptcharaktere erzählt und vermittelt viele kluge Ansichten und Sprüche, spendet Trost und macht Mut. Die Liebe zu Büchern ist genau so Thema wie Freundschaft, Trauer, (Selbst-)Vertrauen und Liebe. Auch Gesellschaftskritik bindet die Autorin in die Geschichte ein, ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Hinweise auf Perdus Vergangenheit machen Lust auf die Vorgängerbände, die ich noch nicht kenne, aber auch 'Die geheime Sehnsucht der Bücher' werde ich mit Sicherheit wieder lesen, um alle Feinheiten dieser emotionalen Geschichte zu erfassen. Ich kann das Buch allen, die Bücher lieben, empfehlen.

Bewertung vom 22.05.2025
Clark, Julie

Die unsichtbare Hand


sehr gut

Spannungsroman mit überraschenden Wendungen

Die Ghostwriterin Olivia braucht aus finanziellen Gründen dringend einen neuen Auftrag und so nimmt sie trotz großer Bedenken an, als der erfolgreiche Autor Vincent Taylor sie anfragt, denn es handelt sich um ihren Vater, zu dem sie seit fast 20 Jahren keinen Kontakt mehr hat.
Als sich herausstellt, dass es sich nicht um ein Romanprojekt, sondern die Memoiren des kranken Schriftstellers handelt, hofft Olivia herausfinden zu können, was vor fast 50 Jahren passiert ist, als die beiden Geschwister des Vaters ermordet wurden und Vincent kurzzeitig unter Tatverdacht geriet.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt – 1975 und heute – und aus verschiedenen Ich-Perspektiven, so dass ich die Gedanken und Gefühle der Protagonisten unmittelbar teile. Das Lebensgefühl Jugendlicher und die Atmosphäre der 70er Jahre fängt Julie Clark gut ein. Und sie zeigt sehr deutlich, wie die Vergangenheit die Gegenwart prägt und auch die Entwicklung der Persönlichkeit bei den damals Beteiligten. Der flüssige Schreibstil ist einfühlsam und ruhig, der Handlung angepasst. Die Figurenzeichnung ist gelungen, die Charaktere sind komplex und glaubwürdig.
Sich steigernde Spannung entsteht nicht nur durch die ungeklärten Ereignisse in der Mordnacht, wobei ich als Leser bis zum Ende miträtseln kann, sondern auch auf psychologischer Ebene, hier vor allem, aber nicht nur, bei Olivia.

Ich habe das berührende Familiendrama gern gelesen, es hat mich gut unterhalten. Interessant und mir neu war die Beschreibung der Arbeitsweise und -bedingungen einer Ghostwriterin und die damit verbundenen Risiken für ihr berufliches Ansehen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.