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Benutzername: 
Ben
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Hamburg

Bewertungen

Bewertung vom 18.12.2010
Gewalt ist eine Lösung
Schubert, Stefan

Gewalt ist eine Lösung


ausgezeichnet

Erschreckende Parallelwelten

Das Buch beschreibt den Weg in die Gewalt in einem Strudel aus Alkoholrausch und wilder Männerbündelei. Gewalt als archaisches Mittel, um sich Respekt zu verschaffen und als willkommener Zeitvertreib. Der Fußball-Club Arminia Bielefeld und die Spiele der deutschen Nationalmannschaft werden zur Kulisse der Gewaltausübungen. Die Lektüre zeigt die gesamte Entstehung seiner beiden "Karrieren" und seine Zerrissenheit. Gleichzeitig versucht der Autor immer wieder beide Seiten seines Lebensweges aufzuzeigen, was ihm auch gut gelingt.

Das Buch sticht - gerade bei einem Vergleich mit den eher schlicht verfassten Hooliganbüchern aus England heraus - sowohl bei der Rhetorik, dem sprachlichem Aufbau und dem roten Faden der Geschichte.

Der Ausschlaggebende Grund für die mögliche Bestwertung liegt in der spannenden Erzählweise. Dem Buch ist es gelungen mich zu fesseln. Es hat mich gepackt, dass ich es beinahe überflogen habe. Nach einer Pause habe ich es noch mal mit entsprechender Ruhe gelesen.

Die Konsequenz die ich oben noch bemängelte, wurde bei den Gewaltdarstellungen bis zum äußersten ausgereizt. Hart, direkt und bildlich erschreckende Schilderungen lassen einen schaudern. Man kann sich hinein versetzen in die Passanten auf Mallorca, die schlicht verstummten beim ungewollten Zeuge werden des Gewaltexzesses.

Ich kann immer noch nicht abschließend verdauen, dass dies eine wahre Geschichte ist. Dass jemand mit einem offensichtlich eklatanten Gewaltproblem acht Jahre im Polizeidienst tätig war, sogar Politiker wie Helmut Kohl und US- Außenminister Baker beschützte. Kaum vorstellbar.

Den Widerspruch beider Leben in einer Person zu vereinen und ansprechend dem Leser aufgezeigt zu haben ist die Besonderheit des Buches und seine große Stärke.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.