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Waterlilly
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Bayern

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Insgesamt 124 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2025
Atkins, Dani

Versprich mir, dass du tanzt


weniger gut

Wenn ich in der Verlagsvorschau einen neuen Roman von Dani Atkins sehe, freue ich mich immer sehr, auch wenn ich mittlerweile einräumen muss, dass ihre Bücher kein Garant mehr für 5 Sterne sind. „Versprich mir, dass du tanzt“ ist mit Abstand ihr schlechtestes Buch.

Optisch kommt der Roman wirklich sehr ansprechend daher. Das pinke Cover und der dazu passende Farbschnitt wirken mädchenhaft und romantisch. Auch den Einstieg fand ich sehr gelungen. In gewohnter Manier drückt die Autorin auf die Tränendrüse, als Lily in jungen Jahren plötzlich zur Witwe wird. Einer der letzten Wünsche ihres Mannes ist, dass Lily ihren Jugendfreund Josh aufsucht. Bis hierhin hatte der Roman wirklich Potenzial. Ich erwartete herzzerreißende Enthüllungen über den Kontaktabbruch. Stattdessen bekam ich eine extrem zähe Handlung, bei der ich Abends regelmäßig einschlief. Lily findet Josh und er ist dermaßen unfreundlich, dass ich ihm einfach nichts abgewinnen konnte, obwohl klar war, dass dies nur eine Fassade ist. Es dauert bis zum letzten Drittel des Buches, bis man endlich erfährt, was los ist und ab da fand ich die Handlung mit jedem Kapitel unangenehmer.

Lily und Josh kannten sich als Kinder und Teenies. Nach einer Zeit der Funkstille verbrachten die beiden in ihren frühen Zwanzigern erneut Zeit zusammen, bis beide getrennte Wege gingen. Lily war immer in Josh verliebt, doch es kam nie zu einer Beziehung, da Josh dies immer verhindert hat. An dieser Stelle kann ich zu Lily nur sagen: Renn. Heul nicht dein ganzes Leben diesem Mann hinter her. Du hast mehr verdient als jemanden, der nicht mit offenen Karten spielt und dich immer wieder weg stößt.
Insgeheim war Josh allerdings doch in Lily verliebt. Hat ein Einsiedlerleben geführt, ein Baumhaus nach ihren Vorstellungen gebaut, Erinnerungsstücke gesammelt... es wirkte alles sehr obsessiv. Wenn man denkt, der Roman kann nicht unangenehmer werden, wird aus beiden doch noch ein Paar und ab da wird es richtig cringe. Um Spoiler zu vermeiden, kann ich nicht näher drauf eingehen, aber für die, die das Buch gelesen haben: ich beziehe mich auf die Familienplanung.
Selbst als beide eigentlich schon ihr Happy-End haben, kommt wieder eine Lüge von Josh raus.
Nein, also diese Buch fand ich einfach schrecklich. Diese ganze Beziehung fühlte sich so verkehrt an und überhaupt nicht romantisch.

Bewertung vom 23.08.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Sabine ist 57 Jahre alt und in manchen Nächten plagen sie noch immer Alpträume über ihre Zeit in der Kinderkur. Im wachen Zustand hat Sabine diese Wochen weitestgehend verdrängt. Bis ihre Mutter im Sterben liegt und endlich alles, was so viele Jahre ungesagt blieb, ausgesprochen wird.

Barbara Leciejewski erzählt mit sehr viel Fingerspitzengefühl von einem Schicksal, mit dem viele einstige Verschickungskinder zu kämpfen haben. Unter dem Deckmantel der Erholung wurden in den 60er Jahren und auch noch später, Kinder zur Kur geschickt. Dort erwartete sie allerdings keine fröhliche Zeltlagerstimmung sondern Drill, drakonische Strafen, Misshandlungen und im schlimmsten Fall Medikamententests.

Mich haben die beschriebenen Szenarien wirklich sehr erschüttert, zumal dies ein dunkler Fleck der Geschichte ist, der vielen nicht bekannt ist. Tatsächlich habe ich selbst erst vor kurzem erfahren, was in diesen Heimen passiert ist. Als ich in meinem Freundeskreis davon erzählte, waren diese ebenfalls überrascht. Ich frage mich auch, was das für Menschen gewesen sein müssen, die dort gearbeitet haben. Wie es sein kann, dass man dermaßen skrupellos ist. Die im Buch beschriebene Tante Erna schockiert mit Brutalität. Es ist wirklich schlimm, wie wenig Rechte Kinder damals hatten, dass sie all das ertragen mussten und dass ihnen teilweise noch nicht einmal von den eigenen Eltern geglaubt wurde.

„Am Meer ist es schön“ hat mich auf ganzer Linie mit seinem einfühlsamen und informativen Schreibstil und den liebevoll gezeichneten Charakteren begeistert. Obwohl die Geschichte sehr düster ist, erzählt sie gleichzeitig auch von Freundschaft, Verbundenheit und Liebe. Auch die Gegenwartshandlung hat mich sehr bewegt. Eine entzweite Familie, die am Totenbett wieder zusammen findet. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.08.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

„Aschesommer“ von Benjamin Cors fand ich von vorne bis hinten sensationell spannend.

Wir begleiten eine Sonderkommission der Kriminalpolizei, die sich mit einem ausgesprochen komplizierten Fall beschäftigt.
Eine Mordserie aus brutalen Hinrichtungen hält die Ermittler auf Trab. Diese Mordfälle stellen die verschiedenen Entwicklungszyklen unseres Planeten nach, wodurch „Aschesommer“ zu einem sehr originell konstruierten Thriller wird, bei dem man nebenbei auch noch etwas lernen kann.

Der komplette Fall spielt sich innerhalb weniger Tage ab, was sich in einem extrem hohen Erzähltempo widerspiegelt. Obwohl die Ermittler wirklich auf Zack sind, ist der Täter immer eine Nasenlänge voraus und gerade, als man dachte, nun alles durchschaut zu haben, kommt Benjamin Cors mit einem Plottwist daher, bei dem einem die Kinnlade herunterfällt.

Auch die Mitglieder der Gruppe 4 haben mir gut gefallen. Die Bruchstücke, die wir über das Privatleben der Charaktere bereits gehört haben, bieten noch viel Potenzial, um in weiteren Bänden näher beleuchtet zu werden.
„Aschesommer“ ist übrigens der zweite Teil einer Reihe, man kann das Buch allerdings ohne Vorkenntnisse lesen. Da ich so begeistert bin, werde ich den ersten Teil „Krähentage“ bald nachholen.
Sehr bemerkenswert finde ich außerdem, dass obwohl der Thriller ziemlich brutal ist, mich das letzte Kapitel mit sehr vielen Emotionen berührt hat und man fast ein Tränchen vergießen möchte.

Bewertung vom 02.08.2025
Skybäck, Frida

Eisenblume / Fredrika Storm Bd.2


sehr gut

Endlich geht die Krimireihe um Fredrika Storm in Deutschland weiter! Nachdem mir „Schwarzvogel“ 2023 so sehr gut gefallen hatte, habe ich gelauert, dass endlich mehr Bücher erscheinen, zumal in Schweden schon 4 Stück veröffentlicht wurden.

Diesmal geht es um einen Cold Case, in den durch Zufall wieder Bewegung kommt. Zwei Jugendliche verschaffen sich Zugang zu einer alten psychiatrischen Klinik und machen eine grausige Entdeckung.
Die Polizei rollt daraufhin den Fall um zwei junge Patienten, die in den 80er Jahren aus der Klinik verschwunden sind, neu auf. Doch die Ermittlungen gestalten sich mehr als zäh. Die Unterlagen von damals geben wenig her und die Zeugen hüllen sich entweder in Unwissenheit oder sind unauffindbar.

Der Fall war nicht nur für die Protagonisten undurchsichtig, sondern auch für mich. Ich hatte eine wage Idee, aber keine wirkliche Theorie, außer, dass viele Leute an dieser Vertuschung beteiligt sein müssen. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie zermürbend es für die Ermittler war, an diesem Fall zu arbeiten, bei dem einfach nichts vorwärts gehen wollte. Tatsächlich hätte ich mir gewünscht, dass es die ein oder andere kleine Enthüllung zwischendurch doch schon mal geben würde. Insbesondere den Arbeitsstil der Rechtsmedizinerin fand ich ausgesprochen nervig. Sicherlich wird die Geschwindigkeit, mit der erste Aussagen getroffen werden, in Krimis häufig unrealistisch schnell dargestellt. Aber diese Rechtsmedizinerin benötigt ungefähr eine Woche / das halbe Buch, um überhaupt das Geschlecht der Leiche festzustellen. Das hat mich halb in den Wahnsinn getrieben.

Sowohl Fredrika als auch Henry mochte ich wieder ausgesprochen gerne. Beim Lesen bin ich immer wieder aufs Neue überrascht, dass Henry Polizist ist, denn durch sein wohlhabender Gentleman Auftreten wirkt er für mich eher wie ein Privatdetektiv im Stil von Sherlock Holmes.
Ich hoffe, dass wir Fredrikas Freund Jonas bald loswerden und auf eine Romanze zwischen Fredrika und Henry hoffen dürfen.

Insgesamt hat mir „Eisenblume“ gut gefallen. Das Setting mit der alten psychiatrischen Anstalt war interessant. Trotz des sehr ruhigen Erzähltempos war mir zu keiner Zeit langweilig, dennoch hätte ich mir etwas mehr Spannung gewünscht. Deswegen gibt es von mir nur 4 Sterne.

Bewertung vom 02.08.2025
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


sehr gut

Ich war sehr neugierig, als ich gesehen habe, dass Karin Slaughter eine neue Serie beginnt. „Dunkle Sühne“ ist mit 550 eng beschriebenen Seiten ein ziemlicher Wälzer aber die Autorin hat ein Händchen für lange Geschichten und schafft eine kontinuierliche Spannung, so dass es für mich keine Längen gab.
Es handelt sich hier um einen Ermittlerkrimi, der sich exklusiv auf die Polizeiarbeit und Vernehmungen konzentriert. Es gibt keine Kapitel aus Täter- oder Opfersicht, dafür gibt es detaillierte Einblicke in die schwierige Arbeit eines Ermittlers.

Zu Beginn der Geschichte lernen wir Emmy kennen, eine Polizistin mit Eheproblemen. Als die Tochter ihrer besten Freundin ermordet wird, gib sie sich selbst die Schuld.
12 Jahre später ist der Mann, der als Täter verurteilt wurde, wieder auf freiem Fuß und plötzlich verschwindet ein weiteres Mädchen.

Emmy habe ich als sehr strukturiert empfunden. Sie weiß über sämtliche Statistiken Bescheid und betet diese in Stresssituationen gebetsmühlenartig herunter. Auch steigert sie sich über Jahre in ihre Schuldgefühle hinein, dabei hat sie an Madisons Schicksal nicht wirklich Schuld. Mir hat es leid getan, dass ihr Umfeld es all die Jahre versäumt hat, ihr dies klar zu machen.
Emmy ist grundsätzlich ein lieber, engagierter Mensch, ab so richtig connecten konnte ich nicht mit ihr.
Ein ziemlich cooler Charakter ist Jude, eine FBI Psychologin, die gerade in Rente gegangen ist. Jude nimmt kein Blatt vor den Mund und hat ihre ganz eigene Art, um an Informationen kommen. Optisch wird sie wie Courtney Love beschrieben. Sie hat auf jeden Fall etwas sehr individuelles und ist ein krasser Kontrast zu der strukturierten Emmy.
Beide zusammen sind ein interessantes Duo und ich möchte gerne noch mehr von ihnen sehen. Wobei es mich tatsächlich auch etwas wundert, dass dies eine Reihe werden soll, denn der Fall in „Dunkle Sühne“ ist sehr persönlich und es geht viel um das Privatleben und die Vergangenheit der Charaktere. Hier lässt die Autorin am Ende eine Bombe platzen, auf deren Fortführung ich in einem weiteren Band schon jetzt gespannt bin.

Die Geschichte um die Mädchen war spannend und hat den Leser immer wieder zweifeln lassen, ob der richtige Täter verurteilt wurde. Mit der Auflösung konnte mich Karen Slaughter überraschen, da ich diese so nicht habe kommen sehen.

„Dunkle Sühne“ war für mich ein spannender Thriller, der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 27.07.2025
Clark, Julie

Die unsichtbare Hand


weniger gut

Von Julie Clark wollte ich schon länger etwas lesen und „Die unsichtbare Hand“ wurde nun mein erstes Buch von ihr. Prinzipiell ist ihr Schreibstil leicht lesbar, dennoch konnte mich dieser Roman nicht so wirklich packen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass „Die unsichtbare Hand“ auch nicht als Thriller gekennzeichnet ist.

Olive hat schon lange keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater, einem Bestseller Autor. Als dieser explizit nach ihr als Ghostwriterin für seine Memoiren verlangt, sagt sie nur aus Geldnot zu. Doch je länger sie in dem Ort ihrer Kindheit in alten Kartons wühlt, desto stärker wird ihr Wunsch, endlich zu erfahren, ob Ihr Vater tatsächlich als Teenager seine Geschwister ermordet hat.
Die Rückblicke in die Vergangenheit, die aus Sicht der Schwester Poppy erzählt werden, lassen Zweifel an den Aussagen ihres Vaters aufkommen.

Ich mag Cold Cases und ich mag Familiengeheimnisse. Obwohl „Die unsichtbare Hand“ beides vereint, hat das Buch trotzdem nicht meinen Geschmack getroffen. Ich fand den Roman extrem langatmig. Die Gegenwartshandlung um Olive und ihren Vater ist dermaßen zäh, es geht gefühlt nie etwas vorwärts. Das Beste waren noch die Rückblenden zu Poppy, die insbesondere gegen Ende zumindest einen Hauch Spannung aufkommen lassen. Ich hatte die Hoffnung, dass mich die Auflösung noch von den Socken hauen wird, aber auch die entpuppte sich als wenig überraschend.
Alles in allem hat mir diese Buch wenig Spass gemacht, dennoch möchte ich gerne weitere Bücher von Julie Clark lesen, da die Klappentexte der beiden anderen sehr interessant klingen.

Bewertung vom 27.07.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

3,5 Sterne.
An Eva Völler mag ich, dass sie sich nicht auf ein Genre festlegt, sondern ihre Geschichten unterschiedlich aufzieht. Sie hat bereits Fantasy Romane veröffentlicht, historische Romane und historische Krimis.
„Der Sommer am Ende der Welt“ unterscheidet sich dadurch, dass ein großer Teil der Handlung in der Gegenwart spielt.
Die Journalistin Hanna kommt gemeinsam mit ihrer Tochter Katie nach Borkum, um für ihre nächste Story zu recherchieren. Sie möchte die Missstände aufdecken, die in den 60er Jahren unter dem Deckmantel von Kinderkuren stattfanden.

Es gibt immer wieder „Trends“ in Büchern und momentan veröffentlichen mehrere bekannte Autorinnen Romane, zum Thema Kinderverschickungen. Für mich war „Der Sommer am Ende der Welt“ das erste Buch hierzu und so war meine Bestürzung riesig. Ich finde es wichtig, dass auch über Themen, die vielen nicht bekannt sind bzw. in Vergessenheit geraten sind, berichtet wird.

Trotz des hohen Informationsgehalts empfand ich die Umsetzung des Romans nicht ganz gelungen.
In der Gegenwartshandlung lernt Hanna direkt am Schiffsanleger bei Ankunft einen Mann kennen. Es funkt auf beiden Seiten auf den ersten Blick, die Wolken sind rosa... Die Liebesgeschichte hatte etwas von einer Sommerlektüre und wollte mit all seinen Emotionen nicht zur ansonsten sehr ernsten Thematik passen.
Je mehr Kapitel verstrichen, desto mehr stellte ich fest, dass das Hauptthema von „Der Sommer am Ende der Welt“ gar nicht wirklich die Kinderkuren sind, wie mich der Klappentext vermuten lies. Tatsächlich wird dieses Thema sogar relativ kurz abgehandelt durch Telefonate zwischen Hanna und Sabine, einem ehemaligen Verschickungskind. Da die Gespräche immer wieder unterbrochen werden, ziehen sie sich durch das komplette Buch, auch wenn es umfangmässig ziemlich wenig ist.
In dem Roman geht es schwerpunktmäßig um ein Familiengeheimnis, welches sich zu einem Kriminalfalls entwickelt und bis in die Nazizeit zurückreicht.
Ich mag den Schreibstil von Eva Völler gerne und das Buch lies sich gut lesen, jedoch fand ich das Buch thematisch sehr überladen. Naziverbrechen, Kinderkuren, Familienstreitigkeiten und zwei extrem blumige Liebesgeschichten. Dazu noch ein Handlungsstrang über seltsame Deja-Vus und Krankheit, was ich völlig überflüssig fand.
Fazit: joah.

Bewertung vom 13.07.2025
Lacrosse, Marie

Licht und Schatten / Montmartre Bd.1


ausgezeichnet

„Montmartre – Licht und Schatten“ verdient die Bezeichnung „schöner Schmöker“. Mit 600 Seiten ist das Buch ein richtiger Wälzer (der bedauerlicherweise schnell Leserillen bekommt). Aufgrund des bildhaften und fesselnden Schreibstils von Marie Lacrosse fällt es sehr leicht, in der Romanwelt zu versinken und sich komplett auf die Handlung einzulassen. Mir hat es großen Spaß bereitet, die Protagonistinnen zu begleiten.

Im Zentrum der Handlung stehen Elise und Valerie, die am selben Tag in komplett unterschiedlichen Gesellschaftsschichten geboren werden. Was beide gemein haben ist, dass sie zu selbstbewussten Frauen heranwachsen, die etwas aus ihrem Leben machen wollen. Elise stammt aus sehr ärmlichen Verhältnissen und muss schon in jungen Jahren ihren Teil dazu beitragen, damit die Familie überleben kann. Durch Fleiß und Ehrgeiz kann sie dem Knochenjob in einer Wäscherei entfliehen und verdient als Tänzerin und Malermodel gutes Geld.
Valerie dagegen kennt keine Geldnot aber gesellschaftliche Restriktionen halten sie davon ab, ein Leben nach ihren Wünschen – als Künstlerin – zu führen.

Im Grunde sind es zwei separate Handlungsstränge, die Marie Lacrosse hier erzählt. Elise und Valerie kennen sich nur vom Sehen und erst im letzten Drittel des Buches kreuzen sich ihre Wege öfters.
Am Anfang mochte ich die Kapitel über Elise etwas lieber, da ich es einfach faszinierend fand, wie jemand mit so schlechten Voraussetzungen ihr Leben zum Besseren wendet.
Valerie fand ich zunächst im direkten Vergleich etwas weniger interessant, bis sie ein Malereistudium beginnt und der Leser Einblicke in die Künstlerszene bekommt.
Ich fand die beschriebenen Cafés und Nachtlokale spannend. Das damalige Paris wird ausgesprochen bildhaft dargestellt. Während Valerie und Elise fiktive Figuren sind, sind es viele andere nicht. Wir treffen auf inzwischen bekannte Maler wie Van Gogh oder Degas und auf Tänzerinnen, die real existierten.

Marie Lacrosse vermischt gekonnt Fiktion mit Historie, so dass der Roman neben der Unterhaltung auch einen Mehrwert in Sachen Allgemeinbildung bietet.
Mir hat das Buch wirklich super gut gefallen. Der einzige Wehmutstropfen ist, dass die Geschichte mittendrin endet und ich nun ungeduldig bis November auf die Fortsetzung warten muss.

Bewertung vom 18.06.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1


ausgezeichnet

Bei der Vielzahl der Neuerscheinungen die auf den Markt kommen, überlege ich mir relativ genau, welchem Buch ich meine Zeit widmen möchte. Henrike Engels vorherige Reihe „Die Hafenärztin“ habe ich komplett gelesen, ich fand sie gut, aber mit Schwächen. Deswegen habe ich erst gezögert, ob ich die neue Serie beginnen soll. Allerdings hat mich der Klappentext wirklich angesprochen, so dass ich neugierig geworden bin. Zum Glück!

„Elbnächte – Die Lichter über St. Pauli“ hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich war mir sogar relativ früh schon sicher, dass ich wohl 5 Sterne vergeben werde.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und kam diesmal komplett ohne Längen aus.
Mit Louise und Ella sind der Autorin zwei sehr sympathische und starke Frauencharaktere gelungen, die trotz großer Niederlagen nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Nachdem Louises Mann spurlos verschwunden ist, steht sie mit einem Berg Schulden alleine da. Louise kommt aus besserem Hause und so fand ich es absolut bewundernswert, mit welcher Energie sie sich einen Job sucht und Zukunftspläne schmiedet.
Ella ist vor ihrem Leben als Prostituierte geflohen. Obwohl sie bisher nichts als Armut und Ausbeutung kennt, hat sie ein ausgesprochen sonniges Gemüt und den eisernen Willen, den Schulabschluss nachzuholen und einen Beruf zu erlernen.

Ich mochte beide Frauen wirklich gerne und fand ihre tiefe Freundschaft toll. Obwohl Louise und Ella sich erst kurz kennen, sind sie immer für einander da und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Langweilig wird es im Alltag der beiden nie, denn durch Louises Ehe mit dem Betrüger Victor kommen sie immer wieder in Berührung mit Kriminalität und der dunklen Seite Hamburgs. Dadurch bleibt die Handlung immer spannend.

Auch der ehemalige Polizist Paul ist ein interessanter Charakter, dessen Privatleben noch genug Stoff für die Fortsetzung bietet. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf den nächsten Band, der im Oktober erscheint.

Der heimliche Star der Geschichte ist ohne Frage Mopshündin Principessa, die ich einfach zuckersüß fand.

Schade übrigens, dass der Klappentext von jemand geschrieben wurde, der das Buch nicht gelesen hat. Da die Bar erst im Epilog eröffnet wird, ist diese Info ein ziemlicher Spoiler.

Bewertung vom 13.06.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


ausgezeichnet

Wow – was für ein Highlight.
Taylor Jenkins Reid hat mich mit ihrem neuen Roman „Atmosphere“ von der ersten bis zur letzten Zeile mitgerissen.
Seit einem Besuch im Planetarium Anfang des Jahres bin ich fasziniert vom Weltall und so hat mich der Klappentext direkt angesprochen.

Die Geschichte spielt in den 80er Jahren, als eine Gruppe von jungen Menschen ihre Ausbildung bei der NASA beginnt, darunter auch einige Frauen, was in dieser Zeit noch sehr ungewöhnlich war.
Erzählt wird aus Sicht von Joan, eine sehr mutige, pflichtbewusste und engagierte Protagonistin, die man einfach mögen muss.
Joan hat große Ziele und es ist bewundernswert, mit welchem Fleiß sie ihre Ausbildung verfolgt, insbesondere, da ihr Privatleben sehr fordernd ist. Ihre rücksichtslose Schwester Barbara lädt immer wieder Joans Nichte Frances bei ihr ab und ihre Liebesbeziehung bringt neben einer Menge Glück auch Probleme mit sich.
Ich habe total mit Joan mitgefiebert, mich über jeden ihrer Erfolge gefreut und gemeinsam mit ihr gezittert.

Taylor Jenkins Reid ist ein Roman gelungen, der ein anschauliches Portrait über Frauen in einer Männerdomäne zeichnet. Frauen, die gegen sexistische Kommentare und Herabsetzungen kämpfen müssen. Die Grenzen in den 80ern waren enger als heute und manche Wünsche konnten nur Träume bleiben. Die Beschreibungen über die Raumfahrt waren ausgesprochen interessant und ich fand es sehr faszinierend, was alles dazu gehört, wenn man als Astronaut arbeitet.
Gleichzeitig ist „Atmosphere“ auch ein sehr positives Buch, dass von tiefen Freundschaften und Zusammenhalt berichtet.
Allen voran ist der Roman eine Liebesgeschichte ohne Kitsch aber voller Intensität und Authentizität. Nicht nur die partnerschaftliche Liebe spielt eine große Rolle sondern auch die Liebe innerhalb der Familie und zu Freunden.

Während der überwiegende Teil der Handlung chronologisch erzählt wird, gibt es auch kurze Kapitel zu einer dramatischen Situation in der Zukunft. Der Weg zur Auflösung hat mich an den Rand der Erschütterung gebracht und manchmal hätte ich am Liebsten vorab die letzte Seite gelesen um meine Aufregung zu stillen.
Ich bin niemand, der blind alle Taylor Jenkins Reid Bücher feiert. So richtig gut fand ich bisher nur Eveyln Hugo und ich habe auch schon zwei Flops von ihr gelesen. Aber „Atmosphere“ verdient wirklich den größten Hype. Ich fand das Buch so kreativ und besonders von der Thematik und wie die Geschichte erzählt wurde.
Der Roman hat mich emotional sehr bewegt und absolut begeistert. Ohne Frage 5 Sterne.