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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2025
Die Bucht
Webb, Liz

Die Bucht


sehr gut

„Die Bucht“ ist ein sehr kurzweiliger und mysteriöser Thriller, der sich durch den fesselnden Schreibstil sehr leicht lesen lässt. Mich hat die Geschichte von Anfang an gepackt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.

Das Paar Nancy und Calder wagt einen kompletten Neuanfang. Sie ziehen vom wuseligen London auf eine abgelegene schottische Insel. Die Leute dort sind freundlich, haben aber auch viele Traditionen, die für Zugezogene sehr eigentümlich wirken.
Wir lernen Nancy und Calder als Liebespaar kennen. Sie sind zwei Charaktere, die auf den ersten Blick sympathisch wirken. Doch dann hat Calder einen Unfall, bei dem er fast stirbt und kehrt komplett verändert unter die Lebenden zurück.
Diesen Teil fand ich ausgesprochen spannend. Die Autorin baut sehr geschickt ein Mysterium auf, so dass man sich nicht sicher ist, ob es sich hier vielleicht um einen Thriller mit übersinnlichen Elementen handeln könnte.

Auch Nancy verändert sich im Laufe der Handlung und wurde immer weniger sympathisch. Man merkte, dass sie einiges verbirgt. Teilweise verhält sie sich allerdings ziemlich idiotisch (wer rennt bitte im Dunkeln einen ungesicherten Hang hinauf), aber genau dieses Verhalten trägt auch zur Spannung bei.
Eine offensichtliche Lösung wird präsentiert aber alle Charaktere, allen voran auch der Pfarrer Arran, wirken auf ihre Art so verdächtig, dass ich parallel diverse Theorien in Gedanken durchgespielt habe. Der naheliegenste Twist hat sich letztendlich bewahrheitet und ich war etwas enttäuscht, dass es am Schluss nicht noch einen großen wtf Moment gibt. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i und der 5. Stern gewesen.
So vergebe ich 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.05.2025
Der dunkle Sommer
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


gut

Nachdem „Wolfskinder“ und „Das Baumhaus“ Highlights für mich waren, habe ich quasi blind zu „Der dunkle Sommer“ gegriffen und habe mit sehr hohen Erwartungen das Lesen begonnen. Doch leider war der neue Vera Buck Thriller nicht wirklich mein Fall. Für mich war es zu wenig Mysterium, zu wenig Twists und insgesamt war mir einfach zu wenig los.

Tilda flieht aus ihrem alten Leben und kauft sich für einen Euro eine Ruine in einem Geisterdorf in Italien, die sie selbst renoviert.
Die Ausgangssituation ist sehr vielversprechend. Ich stelle es mir super gruselig vor, in einem verlassenen Dorf zu leben, in dem es nur einen weiteren Bewohner gibt. Noch dazu in einem Haus, das mit Einschusslöchern verziert ist.

Tilda scheint die Vergangenheit von Botigalli allerdings gar nicht so sehr zu interessieren. Ganz im Gegenteil zu dem Journalisten Enzo, der ein Buch über die Ereignisse, die zum Verfall des Dorfes führten schreiben möchte. Doch seine Recherchen sind zäh und es ergab sich selten etwas Neues.

Am Besten fand ich die Perspektive aus Sicht von Franka, die in der Vergangenheit spielt, auch wenn diese ebenfalls sehr weit ausholt und in gemächlichem Tempo voranschreitet.

Es wundert mich, dass das Buch bereits so viele 5 Sterne Bewertungen hat. Ich habe mir wirklich schwer getan, überhaupt durchzukommen und habe sogar zwischendurch etwas anderes gelesen.
Es ging einfach so wahnsinnig lahm vorwärts und Tilda und ihr Bruder Nino waren keine besonders interessanten Charaktere. Mir war auch schon bald klar, wer hinter den seltsamen „Streichen“ steckt.
Zur Auflösung gab es endlich ein wenig mehr Action. Allerdings war es wirklich ein äußerst extremer Zufall, der dafür gesorgt hat, dass alles aus dem Ruder läuft.
Für mich war „Der dunkle Sommer“ leider nur so mittel.

Bewertung vom 09.05.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Wie beginnt man ein neues Leben, wenn alle gegen dich sind? Eine Frage, mit der die Zwillinge Anni und Tristan täglich konfrontiert werden.
In den letzten Kriegstagen befinden sich die Geschwister auf verschiedenen Seiten des Ozeans, ohne zu wissen, ob der Andere noch lebt.
Anni verlässt das zerbombte Dresden und versucht, sich zu ihren Verwandten durchzuschlagen. An ihrer Seite ist der jüdische Geiger Adam.
Währenddessen wird Pilot Tristan in England abgeschossen. Im Krankenhaus verliebt er sich in die Krankenschwester Rosalie.

Sarah Höflich ist ein sehr berührender Roman gelungen. Wie geht es weiter, wenn ein Krieg vorbei ist? Sind die harten Jahre plötzlich vorbei? „Maikäferjahre“ schildert eindrücklich, dass auch, wenn die Waffen niedergelegt sind, trotzdem noch eine Menge Hass und Feindschaft besteht.
Tristan ist einfach nur ein junger, verwundeter Mann, der in seiner dunkelsten Stunde seine große Liebe getroffen hat. Doch die Engländer begegnen dem Deutschen aus verständlichen Gründen mit Ablehnung und Wut. Die Beziehung mit Rosalie wird zur Zerreißprobe.

Auch Anni und Adam sehen sich mit Anfeindungen konfrontiert. Zu tief hat sich der Judenhass in den Köpfen der Menschen verankert.

Sarah Höflich beschreibt eindringlich und realistisch die schweren Zeiten nach Kriegsende und den Wunsch der Menschen, irgendwo anzukommen, da die Heimat zerstört ist.
Trotz all der Widrigkeiten versprüht das Buch auch eine Menge Hoffnung, denn Anni, Adam, Tristan und Rosalie treffen immer wieder auf Menschen, die sie unterstützen und sie in ihrem Glauben daran, dass alles gut werden könnte, bestätigen.

Die beiden Liebesgeschichten sind mit viel Fingerspitzengefühl erzählt. Man spürt die Emotionen, ohne dass es dabei kitschig wird. Auch der Aufbau des Buches hat mir gut gefallen. Am Anfang eines jeden Kapitels gibt es einen Überblick über die politische Lage. Danach wird abwechselnd aus Sicht von Anni und Tristan erzählt. Mich haben die „Maikäferjahre“ von Anfang bis Ende in den Bann gezogen. Für mich war der Roman ein Highlight und ich bin froh, ihn gelesen zu haben.

Bewertung vom 04.05.2025
Killer Potential
Deitch, Hannah

Killer Potential


sehr gut

3,5 Sterne.
„Killer Potential“ fällt schon durch das intensiv gelbe Cover auf. Das Buch wirkte auf den ersten Blick anders und tatsächlich fand ich die Storyline von der Grundidee her ziemlich erfrischend.
Evie arbeitet als Tutorin. Als sie eines Nachmittags zur Nachhilfestunde erscheint, findet sie die Eltern ihrer Schülerin ermordet vor. Sie hätte die Polizei rufen können, doch von einer Sekunde auf die andere läuft alles aus dem Ruder. Unter der Treppe findet Evie eine gefesselte Frau und durch ein Missverständnis kommt es zu einem Handgemenge mit ihrer Nachhilfeschülerin Selena. Plötzlich befinden sich Evie und die gefesselte Frau auf der Flucht. Eine wilde Fahrt durch sämtliche Bundesstaaten beginnt, denn für die Polizei sind die beiden Mörderinnen.

Der Thriller beginnt sehr skurril und Evie hatte zunächst einen ziemlich sarkastischen Humor, der mich amüsiert hat. Die Geschichte startet direkt mit dem Mord und der Flucht. Da es so spannend begann, hatte ich erwartet, dass es nun immer so rasant weitergeht. Allerdings war die Luft nach einer Weile raus, weil sich die Dinge zu wiederholen beginnen. Die beiden Frauen klauen immer wieder Autos, Boote oder Lebensmittel, brechen irgendwo ein und werden dabei immer mal wieder erwischt.
Auf Dauer wurde es doch ein wenig lahm, zumal mir Evie mit der Zeit immer mehr wie eine naive Idiotin erschien. Das man im ersten Schock etwas Unbedachtes tut, okay, aber irgendwann müssten die Synapsen ja wieder einklicken. Evie hat die Victors nicht ermordet, deswegen ist diese ganze Tour kompletter Irrsinn. Sie steht permanent neben sich und zieht die einfachsten Schlüsse nicht. Für mich lag ziemlich bald auf der Hand, wer die Morde begannen hat, deswegen war die Auflösung keine Überraschung. Für meinen Geschmack ging die Geschichte noch zu lange weiter, nachdem die Flucht beendet war.
Auch die Liebesgeschichte empfand ich ein wenig überflüssig und ohne wirkliche Emotionen. Die befreite Frau spricht im ersten Drittel des Buches nicht und ich war sehr neugierig, mehr über sie zu erfahren. Nachdem sie die Sprache wiedergefunden hat, fand ich ihren Background dann doch nur so mittel interessant.
„Killer Potential“ hatte wirklich Potential. Leider wurde dieses doch ziemlich viel verschenkt.
Das Buch war okay, aber ich würde es nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 13.04.2025
Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5


sehr gut

3,5 Sterne.
Wie der Titel „Ihre Spur in den Flammen“ nahelegt, spielen Brände im 5. Grenzfall eine große Rolle. In Alexas Zuständigkeitsbereich geht es Schlag auf Schlag. Erst explodiert ein Auto, es brennt in einer Flüchtlingsunterkunft und ein Wohnhaus steht in Flammen.
Auch in Österreich bei Bernhard Krammer stehen Häuser in Brand. Da es zwischen all diesen Vorfällen zunächst einmal keinen roten Faden gibt, geht die Polizei von Einzeltaten aus. Auch von Parallelen jenseits der Grenze merken Krammer und Alexa erstmal nichts, dafür ist der persönliche Kontakt zwischen den beiden so gut wie nie.
Diesmal fand ich es schon hilfreich, wenn man die vorherigen Bücher kennt, da man sonst bei den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Alexa und ihrem Vater bzw. Konstantin nur schwer mitkommt.
Die privaten Szenen waren in diesem Band tatsächlich meine Lieblingsstellen. Ich kann mit Alexa sehr gut sympathisieren und mich in sie hineinversetzen. Ich hoffe nur, dass sie im weiteren Verlauf der Reihe nicht mit ihrem Kollegen Huber zusammen kommt. Fänd ich irgendwie doof.
Ihr Hund Oskar hat mir diesmal sehr gefehlt, beim nächsten Mal hoffe ich auf mehr tierische Momente.
Der Kriminalfall konnte ich mich leider nicht so gut fesseln, wie ich es sonst von den Grenzfällen gewohnt bin. Es brannte hier, es brannte dort, man wusste lange nicht, um was es eigentlich geht. Ich hatte zwar eine Ahnung, die allerdings falsch war. Die tatsächliche Auflösung fand ich irgendwie random. Auch waren die Leute, bei denen es brannte alle ziemlich unsympathisch. Ob es wirklich einen Grund für diesen Feldzug gab, sei dahingestellt, so wirkliches Mitgefühl wollte sich bei mir nicht einstellen, so dass mich das Buch leider eher kalt gelassen hat.
War okay, aber die anderen Teile der Reihe haben mir deutlich besser gefallen.

Bewertung vom 04.04.2025
The Surf House
Clarke, Lucy

The Surf House


gut

Bea hasst ihren Job als Modell. In einer Kurzschlussreaktion wirft sie alles hin, läuft alleine durch die einsamen Gassen von Marrakesch und wird prompt überfallen. Zum Glück kommt ihr eine fremde Frau zur Hilfe, die sie anschließend in ihre Pension „Surf House“ einlädt und Bea einen Job anbietet.

Ich fand Bea ziemlich naiv und hilflos. Selbst wenn sie nicht länger als Modell arbeiten will, hätte sie doch sicherlich ihre Agentin um Hilfe bitten können, wegen dem verlorenen Pass. Stattdessen versteckt sie sich im Surf House und akzeptiert stumm Erpressungen. Sie vertraut wahnsinnig schnell fremden Menschen, obwohl ausnahmslos jeder, den sie dort trifft offenkundig Geheimnisse hat und irgendwie verdächtig wirkt. Wenn ich von der seit einem Jahr vermissten Urlauberin erfahren hätte, hätte ich diesen Ort bzw. diese Menschen schnellstmöglich verlassen. Bea bringt sich sehenden Auges immer weiter in Gefahr. Ich habe permanent damit gerechnet, dass sie ermordet wird.

„The Surf House“ war für mich eher ein Roman als ein Thriller. Spannung kommt wenn überhaupt höchstens am Anfang und am Ende auf. Dazwischen bewegt sich die Geschichte ziemlich gemütlich vorwärts. Es wird viel gesurft und nachts am Strand entlang geschlichen. Gefühlt flirtet jeder mit jedem. Eine Affäre hier, ein Seitensprung da. Ich fand es nervig.
Die Leute waren mir auch überhaupt nicht sympathisch. Am Schlimmsten war Marnie mit ihrer Fake-Freundlichkeit. Das Ende habe ich in etwas so kommen sehen. Von daher konnte auch hier nichts mehr herausgerissen werden. Leider war das Beste an dem Buch das wirklich sehr schöne Cover, von dem ich mich habe blenden lassen.

Bewertung vom 04.04.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


sehr gut

„Wie Risse in der Erde“ ist ein auf verschiedenen Zeitebenen erzähltes Drama.
Beth und Gabriel sind Highschool-Sweethearts, bis die Liebesbeziehung ein abruptes Ende nimmt. Beth wirft ihre College-Pläne über Bord, heiratet jung den Farmer Frank und ist zufrieden mit ihrem Leben, bis Gabriel nach mehr als 10 Jahren wieder vor ihr steht und ein schreckliches Unglück alles auf den Kopf stellt.

Vom Klappentext und der Leseprobe her, hatte ich erwartet, dass der Gerichtsprozess einen wesentlich größeren Anteil an der Geschichte einnimmt. Ich hatte mir eine Mischung aus Roman und Krimi vorgestellt. Tatsächlich findet der angekündigte Todesfall erst gegen Ende des Buches statt. Davor erzählt die Autorin ausführlich die Geschichte von Beth, Gabriel, Frank und seinem Bruder Jimmy. Das Erzähltempo ist gemächlich, aber nicht langweilig. Die Sprache ist bildhaft und ermöglicht einen guten Lesefluss.

Eine Dreiecksgeschichte bringt meistens viele Verletzungen mit sich und auch hier bestätigt sich dies. Mit Beth bin ich nicht richtig warm geworden. Auf ihre Art liebt sie Frank aber es wird immer wieder klar, dass er für sie zweite Wahl ist. Eine Vernunftlösung. Frank ist ein herzensguter Mensch, der alles für seine Familie gibt und der deutlich mehr verdient hätte, als Beth ihm geben kann. Ihm, Jimmy und seiner Frau Nina galt mein ganzes Mitleid, denn sie sind die Verlierer der Geschichte.
Als die Gründe für Beths und Gabriels Trennung als Jugendliche herauskam, konnte ich nur den Kopf schütteln über diese Idiotie und generell über das Verhalten dieser beiden Erwachsenen, die emotional in der Vergangenheit hängen geblieben sind und die Gefühle der Menschen in der Gegenwart mit Füßen treten. Ich fand Beth und Gabriel gleichermaßen egoistisch.
Gut gefallen hat mir, dass die kurzen Sequenzen über den Prozess lange mysteriös blieben. Zunächst war nicht klar, wer überhaupt tot ist. Als es dann enthüllt wurde, war ich kurz überrascht, bevor ich die restliche Entwicklung der Geschichte ziemlich genau vorhersagen konnte.
„Wie Risse in der Erde“ ist eine überwiegend düsteres Buch, dass von schrecklichen Tragödien berichtet. Durch den wirklich guten Schreibstil der Autorin hat mir der Roman insgesamt gut gefallen.

Bewertung vom 22.03.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


sehr gut

Der pinke Sonnenuntergang auf dem Cover von „Die Villa“ hat mich angesprochen. Die Autorin Jess Ryder entführt uns nach Marbella. Im Urlaubsziel der Schönen und Reichen möchte Aoife ihren Jungesellinnenabschied feiern.
Die fröhliche Stimmung ist von Anfang an nur oberflächlich, denn die Mädels sind aufeinander eifersüchtig und auch die Freundschaft zu Aoife ist nicht so dick, wie es auf den ersten Blick scheint.
Ich bin froh, dass ich bei diesem Wochenende nicht dabei sein musste, denn ich hätte mich äußerst unwohl gefühlt in dieser nach außen freundlichen und hinterrücks gelästerten Atmosphäre. Die Einzige, die ich ganz gut leiden konnte, war Dani. Dani wird von Beth, Tiff und Celine gerne als Unruhestifterin und Partysüchtig dargestellt. Tatsächlich ist sie aber die Einzige, die wirklich an Aoifes Wohlergehen interessiert ist und eine ehrliche Freundin ist.
Beth ist prinzipiell auch ganz okay, aber Tiff und Celine sind dermaßen von Neid zerfressen, dass man zu ihnen definitiv keinen Kontakt haben möchte.
Die Braut in spe ist auch ein ziemlich schwieriger Charakter. Einerseits ist sie eine selbstbewußte Frau, andererseits ist sie mit dem Controllfreak Nathan verlobt. Mir war nicht ganz klar, wie sie in so eine Situation kommen konnte.
Aoife meint es generell gut, aber sie ist sehr Ich-bezogen und merkt dabei nicht, wenn sie die Gefühle von anderen verletzt.
Das Partywochenende endet mit einem Todesfall.
3 Jahre später lockt Dani Beth, Tiff und Celine unter Vorwand nach Marbella. Sie hofft, ihre Gedächtnislücken füllen zu können, um endlich mit der Tragödie abzuschließen.
Ich fand es unrealistisch, dass dieser Trip zu Stande kam. Dani hatte mit den anderen Dreien jahrelang keinen Kontakt und wird von ihnen abgelehnt. Warum hätten sie sich darauf einlassen sollen?
Zu Beginn stehen Dani nur 24 Stunden zur Verfügung, bis die Mädels wieder abreisen. Trotzdem unternimmt sie erstmal wenig bis gar keine Versuche, über alles zu reden.
In Rückblenden wird erzählt, was damals geschah.
Jess Ryder schreibt kurzweilig und überrascht gegen Ende mit einigen Enthüllungen, auf die ich nicht gekommen war. Ich war mir nämlich relativ von Anfang an sicher, ich wüsste, was passiert ist. Tatsächlich war es dann doch komplett anders
Eine Storyline, die als heiße Spur gehandelt wurde und viel Raum eingenommen hat, hat sich nachträglich im Todesfall Aoife als irrelevant herausgestellt, was mich unzufrieden zurück lässt.

„Die Villa“ ist ein leichter Thriller für zwischendurch. Den Plot fand ich rückblickend nicht so gut durchdacht.
Kann man lesen, es ist keine Zeitverschwendung, aber man verpasst auch nichts, wenn man das Buch auslässt.

Bewertung vom 15.03.2025
Schmerz
Jónasson, Jón Atli

Schmerz


sehr gut

Durch den beschrifteten Farbschnitt sticht Jon Atli Jonassons „Schmerz“ direkt ins Auge. Die ansonsten minimalistische Covergestaltung verleiht dem Buch eine edle Optik.
Ich mag es, wenn Charaktere Ecken und Kanten haben und die beiden Hauptfiguren Dora und Rado sind alles andere als 08-15. Dora wurde bei einem Einsatz schwer verletzt. Seit dem arbeitet ihr Hirn in seiner eigenen Logik. Ihre Emotionen sind ständig over the top, sie schwankt zwischen Gleichgültigkeit und überlaufenden Emotionen. Gerade weil sie so speziell ist, habe ich Dora schnell ins Herz geschlossen. Ich mochte, wie ehrgeizig sie an Fällen arbeitet und wie sie hinterfragt, ob ihre Kollegen vielleicht Recht haben, in dem sie ihr Ermittlungen außerhalb des Schreibtisches nicht mehr zutrauen. Was Dora in der Vergangenheit widerfahren ist, ist schlimm, aber was ihr in „Schmerz“ passiert, war noch heftiger und ich war schockiert, welche Wendung der Autor sich hat einfallen lassen. Dadurch wurde Dora definitiv zu einem Charakter, den man so schnell nicht vergisst.

Am Anfang konnte ich mir nicht vorstellen, wie aus Dora und Rado ein Team werde soll. Denn obwohl Rado Dora nur vom sehen kannte, begegnet er ihr zunächst mit Vorurteilen und etwas abfällig. Dies ändert sich allerdings schnell, als etwas Einschneidendes passiert. Ich fand es schön, wie aus Schuldgefühlen echte Zuneigung wurde und wie Rado Dora unterstützt und ihr hilft, sich im Leben zu integrieren.

Was die beiden Hauptcharaktere anbelangt, fand ich diese neue Serie sehr gelungen und ungewöhnlich.
Hinsichtlich des Kriminalfalls hat mir der rote Faden gefehlt. Um was genau soll es gehen?
Um ein verschwundenes Kind oder um eine Drogenbande?
Die Sache mit dem Kind ist zwar das ganze Buch über präsent aber es geht bis kurz vor Schluss nie etwas vorwärts und die Handlung um Morgan nimmt generell sehr wenig Raum ein.
Außer Dora scheint sich sich niemand für das Verschwinden zu interessieren und aus gesundheitlichen Gründen kommt sie auch nicht groß dazu, an dem Fall zu arbeiten.

„Schmerz“ legt den Fokus zu 90 % darauf, dass wir die Charaktere dieser neuen Serie und deren Background kennenlernen. Dass es außerdem noch einen aktuellen Kriminalfall gab, habe ich teilweise sogar vergessen.
Macht aber eigentlich nichts. Ich fand es sogar gut, dass der Aufbau und die Protagonisten ganz eigenen Regeln folgen. An diesen Krimi kann ich mich sicherlich länger erinnern und ich freue mich, dass auf der Innenseite des Umschlags bereits eine Werbung für Band 2 „Gift“ abgebildet ist.

Bewertung vom 12.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


gut

In „Vor hundert Sommern“, der neue Roman von Katharina Fuchs, bin ich sehr leicht reingekommen. Die Autorin schreibt sehr flüssig und angenehm, außerdem hatte ich große Lust auf einen historischen Roman. Katharina Fuchs bedient sich dem Konzept von zwei verschiedenen Zeitebenen, welches für mich immer wieder gut funktioniert.
Allerdings stelle ich nach einer Weile fest, dass mir die Anzahl der Perspektiven hier zu viele sind.
Mir hätte es gereicht, wenn die Geschichte abwechselnd aus Sicht von Lena und Clara erzählt worden wäre.
Außerdem war ich überrascht, dass es doch weniger historischer Roman ist, als gedacht. Mehr als die Hälfte der Handlung spielt in der Gegenwart. Hier ist es dafür wirklich sehr aktuell, denn die Geschichte spielt 2024 und behandelt politische Themen, die gerade sehr aktuell sind. Dadurch war „Vor hundert Sommern“ schon etwas besonderes für mich, denn ich lese selten Bücher, die so sehr im hier und jetzt sind, wie dieses.
Die Autorin arbeitet die erschreckenden Parallelen von damals und heute heraus und schafft somit ein Werk, was den Leser nachdenklich stimmt.

In der Gegenwart studiert Lena im ersten Semester, doch ihre Introvertiertheit und Kontaktscheue machen es ihr schwer, Anschluss zu finden. Beim Stöbern auf dem Dachboden ihrer Oma findet sie alte Unterlagen und Gegenstände, wodurch ihre Neugierde, mehr über ihre Vorfahrin Clara zu erfahren wächst.
Vor hundert Jahren lebte Clara in ärmlichen Verhältnissen. Geld verdiente sie mit der sehr beschwerlichen Tätigkeit des Flaschenputzens. Als sie ihren Job verliert, stellt sich dies als ihr größtes Glück heraus, denn die wohlhabende Familie Gerling engagiert sie als Hundesitter, wodurch sie Zugang zu neuen Kreisen und Welten erhält.

Das Buch hat fesselnd und voller Potenzial begonnen. Leider entwickelt sich die Geschichte nur sehr gemächlich und rückblickend hatte ich das Gefühl, dass kaum etwas passiert und dass es einfach wahnsinnig lange dauert, bis es Antworten auf offene Fragen gibt. Zum Beispiel findet Lena ganz am Anfang des Buches eine Waffe auf dem Dachboden und dieses Thema vergisst man mit der Zeit fast wieder.
Einerseits passiert nicht wirklich etwas aufregendes und auf der anderen Seite passiert so viel, teilweise belangloses, dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten. Insbesondere die Handlungsstränge um Lenas Schwester Anabel und Mutter Anja fand ich leider nicht besonders interessant. Anja schlägt sich durchaus mit realistischen Problemen herum, die aus dem Leben gegriffen sind, wie soll sie Familie und Karrierewünsche unter einen Hut bekommen, aber für mich waren weder ihre Überlegungen noch die von Influencerin Anabel fesselnd. Eine Verbindung zu Claras Leben konnte ich nicht wirklich erkennen und weiß deswegen nicht, warum wir über all diese Lebenskrisen so genau Bescheid wissen müssen.
Seltsam fand ich außerdem, dass Claras Geschichte von Lenas Oma Elisabeth erzählt wird und zwar wahnsinnig detailliert, obwohl diese zu der Zeit noch nicht mal auf der Welt war. Das Erzählttempo von Elisabeth ist extrem gemächlich was kurioser Weise von Anja und Lena ebenfalls bemängelt wird.
Mir ist es schwer gefallen, mich länger auf das Buch zu konzentrieren, weil es einfach keinen Spannungsbogen gibt und man sich so überschüttet mit Themen fühlt, die irgendwie nirgendwohin führen. Das Ende konnte es für mich dann auch nicht mehr rausreißen.

Es tut mir leid, aber diese Buch war für mich leider eine Enttäuschung.