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Benutzername: 
Biene101
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 243 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2025
Vorsehung
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Zufall, Schicksal oder Humbug?
Liane Moriarty, eine mir bisher unbekannte Autorin, hat sich ein ungewöhnliches Thema ausgesucht. Auf einem Flug nach Sydney steht eine alte Dame auf und prophezeit jedem Passagier Lebenserwartung und Todesursache. Was macht das mit den Menschen? Glaubt man an Schicksal oder Hellseherei? Ist es Schwindel oder Wahrheit?

So unterschiedlich wie die Vorhersagen, sind auch die Reaktionen der Passagiere. Wir erleben die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen von Angst, sinnlosen Vorkehrungen oder ignorieren ist alles dabei. Der Focus liegt dabei auf sechs ausgewählten Passagieren. In ganz kurzen Kapiteln begleiten wir diese Personen und ihr Umfeld. Und immer wieder ertappt man sich bei der Frage, wie man selbst damit umgehen würde. Der Verstand sagt Blödsinn, der Bauch sagt vielleicht stimmt es ja.

Am Anfang verwirren einen die Vielzahl von Personen und Vorhersagen, aber durch die kurzen Kapitel und die Fokussierung auf sechs Personen, entzerrt sich das schnell (eine Liste der Personen anzulegen hat sich dabei auch als hilfreich erwiesen).

Die Gedanken und die Lebensgeschichte der älteren Dame werden in der Ich-Form erzählt. Das schafft direkt eine gewisse Nähe zu ihr.

Die letztliche Auflösung der Frage nach Zufall, Schicksal oder Humbug ist für mich stimmig.

Das Buch ist eine wunderbare Kombination aus Emotionen und Spannung, mit einer guten Prise unterschwelligem Humor. Ich habe es sehr bedauert, als ich auf der letzten Seite angekommen bin. Viele Dinge in diesem Buch wirken nach und regen zum Nachdenken an.

Das Schlusswort im Buch, dass man jeden Tag so leben soll, als wäre es letzte, ist etwas , dass wohl jeder von uns ein bisschen mehr beherzigen sollte.

Bewertung vom 21.05.2025
Die Frauen von Cornwall
Du Maurier, Daphne

Die Frauen von Cornwall


sehr gut

Eine dramatische Familiensaga
Die Geschichte der Familie Coombe erzählt über vier Generationen, beginnt im Jahr 1830 mit Janet, endet im Jahr 1930 mit Jennifer ihrer Urenkelin. Geschrieben von einer großen Autorin ihrer Zeit, Daphne du Maurier. Der Schreibstil und der Inhalt zeugen von einer längst vergangenen Zeit, aber trotzdem zieht einen das Schicksal der Familie in seinen Bann. Es hat etwas gedauert, bis ich mich auf die Charaktere einlassen konnte, dann habe ich die 100 Jahre Familiengeschichte aber gerne verfolgt.

Die Geschichte beinhaltet alles, was eine Familiensaga ausmacht, Tragödien, Tod, Liebe, Verlust, Sehnsucht, Neid , Missgunst und Böses. Dazu die Beschreibung der Landschaft des von du Maurier so geliebten Cornwall.

Unpassend find ich den deutschen Titel, da es hier nicht nur um die Frauen geht, sondern wirklich eine ganze Familie im Fokus steht. Und der Original Titel - The Loving Spirit- trifft den Kern der Geschichte wirklich gut.

Bewertung vom 14.05.2025
Die unsichtbare Hand
Clark, Julie

Die unsichtbare Hand


gut

Schatzsuche in der Vergangenheit
Julie Clark konnte mich mit ihren Büchern bisher immer fesseln. Hier geht es zurück in die Vergangenheit, in das Jahr 1975. Das Jahr, in dem Poppy und Danny ermordet wurden. Ermordet von ihrem eigenen Bruder?
Das Cover zeigt uns das Haus, in dem das Unfassbare geschehen ist. Die Stimmung ist trostlos, verloren, geheimnisvoll.
In der Gegenwart nimmt Olivia Dumont aus finanziellen Gründen einen Auftrag als Ghostwriter an. Auftraggeber, ihr Vater und potentielle Mörder seiner Geschwister. Der Vater, zu dem Olivia schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr hat. Ihre Mutter hat die Familie verlassen und Oliva hat Ojai den Rücken gekehrt.
Wird der Vater die Wahrheit erzählen? Olivia begibt sich auf eine Schatzsuche nach Spuren in der Vergangenheit. Vor uns entwickelt sich die Entstehung und Aufarbeitung dieser Familientragödie. Erzählt wird einmal aus der Perspektive von Poppy und Vincent im Jahr 1975. Die zweite Ebene bildet die Gegenwart mit den Ereignissen um Olivia und ihren Vater.
Ich bin ehrlich, das Buch hat es mir schwer gemacht. Es hat sich stellenweise doch schon sehr gezogen. Winzige Details wurden endlos beleuchtet. Am meisten überzeugt haben mich die Kapitel aus der Sicht von Poppy. Erst im letzten Drittel hat sich der Sog entwickelt, das unbedingte Weiterlesen, um der Lösung näher zu kommen.
Insgesamt vergebe ich 3,5 Sterne.

Bewertung vom 13.05.2025
Teddy
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

Erstklassiges Debüt
1969, ein Sommer in Rom. Teddy Huntley Carlyle, frisch verheiratete Diplomatengattin, trifft in Rom auf Intrigen, oberflächliche Beziehungen, dominante Männer und eine Zeit, in der die Rolle der Frau von diesen sehr genau definiert wurde.
Teddy ist eine Frau, die ihre Rolle in der Gesellschaft weder in ihrem bisherigen amerikanischen Leben noch in Rom findet. Sehr bedacht darauf, was andere von ihr denken, dabei stets im Zwiespalt mit der Frau, die sie gerne wäre und der Frau, die sie sein soll.
Das Buch ist fantastisch erzählt. Teddy erzählt ihre Geschichte aus ihrer Perspektive,nach dem Ereignis, das ihr Leben im 180° drehen sollte.
Gekonnt fängt Emily Dunlay die Stimmung dieses Sommers in Rom ein. Die Partys, die Menschen und die toxische Beziehung zu ihrem Mann. Rückblicke in ihre Vergangenheit runden die Story ab.
Mir hat dieses Debüt ausgesprochen gut gefallen und ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 05.05.2025
Erdbeersommer mit Aussicht
Bonacina, Anna

Erdbeersommer mit Aussicht


ausgezeichnet

Tigliobianco, ein Dorf mit Herz und Charme
Priscilla Verdebosco steckt in einer Schreibkrise. Außerdem hat sie keine Lust mehr auf die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Umgebung.
Sie sucht Ruhe und Inspiration im kleinen Dörfchen Tigliobianco, in dem die Zeit ein bisschen stehen geblieben ist.
Skurrile Bewohner, kleine Straßen, Buchclub, Kirche, Dorfladen. Ein Dorf, in dem man sich achtet und auch noch aufeinander achtet. Die kleinen persönlichen Dorfstreitigkeiten dürfen dabei natürlich nicht fehlen.
Priscilla landet mitten im Dorf und ist auch schnell mittendrin, inklusive der Bekanntschaft mit einem charmanten Schönheitschirurgen namens Cesare. Ein lange verschollenes Erdbeerkuchenrezept “Die Suprema” sorgt für den kleinen Spannungsfaden. Ob es wohl wieder auftaucht?
Für die Bücherverliebten unter den Lesern sorgt eine Schatzsuche für das besondere Feeling.
Die richtige Portion Kitsch, ein bisschen Liebe, ein wenig Drama, Sommer, Sonne , ein toller Schreibstil und viel Humor. Das Buch hat alles, was man manchmal braucht.

Bewertung vom 26.04.2025
Something happened to Ally
Krischer, Hayley

Something happened to Ally


sehr gut

Gut aufbereitetes Thema für Jugendliche
Sexuelle Gewalt, ein wichtiges Thema unter Jugendlichen. Totgeschwiegen, verharmlost, schön

geredet. In diesem Buch werden alle Seiten beleuchtet, Opfer, Täter, Zuschauer.

Es beginnt mit Ally, verliebt in den Sportstar der Schule, der glaubt er kann und darf alles. Auf einer Party wird aus einem Nein eine Vergewaltigung.

Es gibt eine Passage, die die Gefühllage von Ally vor der Vergewaltigung unterstreicht: Du willst aber etwa anderes hören, nicht wahr? Dass ich Angst habe. Oder dass es sich nicht gut anfühlt. Aber das tut es. Es ist gleichzeitig erschreckend und großartig.

Sie ist verliebt, aufgeregt, hat ein bisschen Angst vor der eigene Courage. Und dann die Grenzüberschreitung. Man fühlt mit Ally, ihren Schmerz, den sie nicht äußern kann, die verletzten Gefühle und das große Schweigen.

Sehr feinfühlig führt die Autorin die Leser durch dieses schwierige Thema. Da ist Blythe, die mit Sean befreundet ist und aus falsch verstandener Solidarität und starken eigenen Gefühlen, Ally manipulieren will, um Sean zu schützen. Erschreckend die choreografierten Abläufe sexueller Gewalt an der High-School, auch zwischen den jungen Frauen.

Meine Kritikpunkte sind, die für mich nicht ausreichend dargestellten Folgen für Sean. Es geht am Ende etwas unter, wie schwerwiegend seine Tat war. Und die Mütterproblematik bei Ally und Blythe. Hier fehlte mir der für die Handlung Sinn ergebende Zusammenhang.

Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall das Nachwort, in dem die Autorin ihre ganz persönliche Sicht der Dinge und Erfahrungen teilt.

Insgesamt ein Buch , das ich auch als Schullektüre für geeignet halte.

Bewertung vom 26.04.2025
Der Schädel von Sant'Abbondio / Moira Rusconi ermittelt Bd.4
Vassena, Mascha

Der Schädel von Sant'Abbondio / Moira Rusconi ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

Ein sehr persönlicher Fall für Moira Rusconi
Zum vierten Mal ermittelt Moira Rusconi im schönen Tessin, aber diesmal wird es persönlich. Die Weinlese ist vollem Gange, als ein Schädel im Weinberg gefunden wird. Dieser Fund stellt sich als Überrest von einem Freund Ambrogios heraus. Jetzt werden die Geister der Vergangenheit wieder lebendig. Die Ereignisse von damals treffen auf die Gegenwart. Ein Streit kurz vor dem Verschwinden, macht Ambrogio zum Hauptverdächtigen. Moira setzt alle Hebel in Bewegung, die Unschuld ihres Vater zu beweisen. Die fast fünfzig Jahre, die seitdem vergangen sind, machen es nicht einfacher.

Wieder einmal schafft Mascha Vassena durch ihren Schreibstil und die treffenden Beschreibungen von Land, Menschen und Kulinarik einen gelungen Rahmen für die Handlung. Wer da keine Lust auf Urlaub bekommt.....

Der Fall ist sehr spannend. Viele Fährten werden gelegt, zu unterscheiden was ist richtig, was ist falsch, war bis zum Schluss nicht einfach.

Die Geschichte zeigt auch, wie tief die Bewohner eines so kleinen Dorfes untereinander verwoben sind. Jede Reaktion setzt automatisch eine Kette von Ereignissen in Gang. Ich hatte viele Verdächtige, aber jedes Mal fehlte mir ein wirklich gutes Motiv. Die Auflösung war schlüssig und alle losen Fäden wurden verbunden.

Eine große Rolle in den Tessin Krimis spielt auch das Privatleben der Personen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bücher, aber ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu stellen.

Dieses Buch lebt von seine Protagonisten einem spannenden Fall und viel Lokalkolorit. Von mir eine Leseempfehlung und fünf Sterne.

Bewertung vom 07.04.2025
Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


gut

Solide, aber nicht überzeugend
Das Cover zeigt einen tollen Blick auf Neapel. Dort wird der Heilige Gennaro gefeiert, um den sich viele Mythen ranken, der gestorben ist, weil er für Neapel seinen Kopf gegeben hat. Commissario Gaetano und die restlichen Mitarbeiter der Questura haben an diesen Tagen viel Arbeit und feiern auch selber kräftig.
Iannus Caputano, aus Turin, bittet ihn um Hilfe. Verhält sich merkwürdig und wird auch nicht so ganz ernst genommen. Und genau dieser Caputano wird am nächsten Tag enthauptet in seiner Wohnung gefunden. Welch eine Übereinstimmung.
Es beginnt eine Ermittlung, die geprägt ist von persönlichen Befindlichkeiten der ermittelnden Personen, der Fehde zwischen Turin und Neapel, ein Krebstod, der vielleicht doch ein Mord war. Dazu viele Eindrücke von Neapel, die dem Autor wirklich gut gelungen sind und die für eine ziemlich genaue Vorstellung von dieser Stadt sorgen.
Und trotzdem konnte ich keinen richtigen Zugang zu den Personen finden. Es fehlte mir etwas der rote Faden und die persönlichen Probleme des Commissario haben die Handlung zu oft unterbrochen. Ein Pluspunkt ist auf jeden Fall das Ende, in dem doch alles anders ist als gedacht. Von mir gibt es daher drei Sterne.

Bewertung vom 05.04.2025
Ostseedämmerung / Pia Korittki Bd.20
Almstädt, Eva

Ostseedämmerung / Pia Korittki Bd.20


sehr gut

20 Jahre und ein Cold Case
20 Jahre Pia Korritki und auch der neue Fall bietet wieder einiges. Diesmal ist es ein Cold Case.
Zwei Kinder finden beim Spielen ein Artefakt aus der Wikingerzeit. Dieses steht in Verbindung zu dem Verschwinden der Archäologiestudentin Mira Schneider. Der Fall wird neu aufgerollt und ihre Leiche im Wald gefunden.
Die Ermittlungen im Dorf Hovelau gestalten sich schwierig. Viele Verdächtige, echte und falsche Alibis, Lügen und Wahrheiten, feste Dorfstrukturen, all dies fordert Pia und ihr Team heraus. Der Fall bietet dem Leser viele Möglichkeiten zum Miträtseln und hält die Spannung bis zum Ende aufrecht.
Dieses wird, zusammen mit dem Verschwinden von Kollegen Broders, sogar zu einem dramatischen Showdown.
Das Privatleben von Pia kommt noch nicht richtig zur Ruhe, bleibt aber diesmal, im Gegensatz zum vorherigen Band, dezent im Hintergrund.
Fazit: Wieder ein Fall, in dem man mit ermitteln kann und die Puzzleteile am Ende an den richtigen Platz fallen. Einige kleine Ungereimtheiten bleiben, haben aber keine weiteren Auswirkungen.

Bewertung vom 01.04.2025
Kreidemord
Peters, Katharina

Kreidemord


sehr gut

Klassische Ermittlungsarbeit
Romy Beccare ermittelt zum 14. Mal. Die Thematik ist so aktuell wie nie, Deep Fakes.
Ein besonders perfider Mord ruft Romy und Kollegen auf den Plan.Schnell stellt sich heraus, dass ihr Mann Jan das Opfer nicht nur kannte, sondern vor Jahren auch eine Affäre mit ihr hatte. Brisant deshalb, da gegen die Kollegin und weitere Beamte wegen Korruption ermittelt wurde. Nach dem Auftauchen von gefälschten Beweisen gerät Jan immer mehr unter Verdacht.
Wir begleiten das Team bei der detaillierten Ermittlungsarbeit, die einen kleinen Eindruck davon vermittelt, was Polizeiarbeit in der Hauptsache ist. Die Autorin stellt sehr authentisch dar, welche Auswirkungen Deep Fakes haben und wie hoch die Machtlosigkeit der Betroffenen ist.
Mir hat gerade diese Ermittlungsarbeit hier gut gefallen, wobei eine Straffung an der ein oder anderen Stelle sicher nicht geschadet hätte.
Insgesamt wieder eine gelungene Kombination aus Charakteren und authentischer Polizeiarbeit vor der wunderbaren Kulisse von Rügen.