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Bewertung vom 30.08.2010
Der Geist des Westens
Römpp, Georg

Der Geist des Westens


ausgezeichnet

Mir hat an diesem Buch gefallen, dass es nicht in das verbreitete Geschrei über den per se höheren Wert des Westens einstimmt - obwohl der Verfasser ganz offensichtlich dem westlichen Denken verpflichtet ist. Aber der Wert des Westens liegt für ihn in dessen Fähigkeit zur Selbstkritik. Diese Selbstkritik scheint ihm gerade aus dem Geist des Christentums zu stammen. Deshalb identifiziert er den Westen auch nicht mit dem Christentum, sondern - und das ist die Pointe des Buches - mit der Selbstkritik des Christentums. Anders gesagt: das Christentum hat durch das Gebot zur Nächstenliebe, durch die Menschwerdung Gottes und durch seine eigene philosophische Fundierung die Kraft, sich selbst zu kritisieren. Deshalb konnte es auch seine negativen Seiten (Inquisition ...) selbst überwinden. Allerdings bleibt es angewiesen auf eine ethische Korrektur.
Der Autor sieht also den Westen entstanden aus einem komplizierten Verhältnis von Christentum und Philosophie. Darin scheint mir der Wert dieses Buches zu liegen. Und ganz neben habe ich daraus noch eine ganze Menge über die Geschichte der Ethik gelernt - was für einen Nicht-Philosophen sonst nicht so leicht ist; aber hier wird es wirklich in verständlicher Sprache erklärt, ohne dass es irgendwo primitiv wird. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der sich Gedanken über den Westen und das Christentum macht.