Benutzer
Benutzername: 
Heiki Rud
Wohnort: 
Regensburg

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 05.11.2025
Langen, Annette

Die Streitsaurier


gut

„Streitsaurier“ von Annette Langen, mit Illustrationen von Gloria Jasionowski, hat uns auf den ersten Blick sofort angesprochen. Schon das farbenfrohe Cover und die humorvollen Figuren wecken Neugier – schließlich dreht sich alles um zwei Dinosaurier, die sich auf einer winzigen Insel begegnen und darüber in einen Wettbewerb geraten, wem sie gehört.

In der Praxis entpuppte sich das Buch jedoch als etwas unausgewogenes Leseerlebnis. Während mein kleiner Mitleser hellauf begeistert war von den drolligen Urzeittieren, konnte mich als erwachsene Vorleserin vor allem die inhaltliche Umsetzung nicht vollständig überzeugen. Die Geschichte soll zeigen, dass Streiten und Versöhnen zum Leben gehören – leider bleibt diese Botschaft eher angedeutet als wirklich greifbar. Der „Streit“ zwischen Miracelrex und Superosaurus wirkt mehr wie ein spielerisches Kräftemessen, und auch die Versöhnung kommt so abrupt, dass sie fast überlesen wird.

Positiv hervorheben möchte ich aber das Design und die liebevolle Aufmachung: Das Buch ist hochwertig verarbeitet, liegt gut in der Hand und überzeugt durch detailreiche Illustrationen.

Die Idee einer „Dinosprache“ – dem sogenannten Urviechisch – ist originell und sorgt stellenweise für Lacher. Beim Vorlesen bringt sie allerdings auch Stolperfallen mit sich, da die Wörter recht sperrig sind. Für ältere Kinder mag das ein witziger Zusatz sein, für jüngere Zuhörer kann es aber irritierend wirken. Schön ist dagegen, dass es am Ende eine Übersetzungstafel und zusätzliche interaktive Elemente wie einen QR-Code gibt.

Sprachlich ist das Buch abwechslungsreich und rhythmisch, allerdings teilweise etwas anspruchsvoll. Der Text eignet sich daher eher für Kinder ab fünf Jahren, die schon etwas Konzentration beim Zuhören mitbringen.

Insgesamt ist „Streitsaurier“ ein charmant illustriertes und mit viel Fantasie gestaltetes Bilderbuch, das vor allem kleine Dinosaurier-Fans anspricht. Wer jedoch auf der Suche nach einer klaren, kindgerecht vermittelten Botschaft zum Thema Streit und Versöhnung ist, wird hier nur bedingt fündig. Als humorvolle Geschichte zum Mitmachen und Staunen funktioniert es gut – als pädagogische Lektüre eher weniger.

Fazit:
Ein visuell ansprechendes, witziges Buch mit tollen Illustrationen und kreativer Sprache, das zum Schmunzeln einlädt – inhaltlich jedoch nicht ganz so tief geht, wie der Titel verspricht. Für Dino-Fans ab fünf Jahren trotzdem eine unterhaltsame Lektüre.

Bewertung vom 01.11.2025
Uketsu

HEN NA IE - Das seltsame Haus


gut

Nachdem mich Hen Na E-Seltsame Bilder bereits nachhaltig beeindruckt hatte, war für mich klar, dass ich Uketsus neues Werk Hen Na Ie- Das seltsame Haus unbedingt lesen musste. Und tatsächlich: schon die ersten Seiten erinnerten mich a das, was ich an seinem Stil so schätze – dieses subtile Unbehagen, das sich unmerklich zwischen die Zeilen schleicht. Doch während die Ausgangsidee faszinierend ist, verliert sich der Roman zunehmend in seiner eigenen Absurdität.

Der Aufbau ist ungewöhnlich und zugleich reizvoll: vier Episoden über architektonisch eigenartige Häuser, erzählt in Dialogform zwischen dem Erzähler, einem Architektenfreund und weiteren Figuren, die in die jeweiligen Mysterien verstrickt sind. Anfangs funktioniert diese Form hervorragend, weil sie den Eindruck eines echten Gesprächs über das Unbegreifliche vermittelt. Je weiter ich jedoch las, desto häufiger ertappte ich mich beim Stirnrunzeln – nicht wegen der Gräuel, sondern wegen der Logik.

Die Figuren ziehen regelmäßig haarsträubende Schlüsse aus fast nichts und – seltsam genug – behalten jedes Mal recht. Aus einem winzigen Detail wird plötzlich eine voll ausgearbeitete Theorie, die das gesamte Rätsel erklärt. Das raubt der Geschichte leider viel von ihrem Reiz, denn anstatt gemeinsam mit den Protagonisten zu rätseln, beobachtet man nur, wie das Drehbuch seinen Lauf nimmt. Besonders schade ist, dass die Charaktere hier kaum Tiefe besitzen; sie wirken eher wie Sprachrohre, die uns durch den Plot führen sollen, als echte Menschen mit Ängsten und Zweifeln.

Was Uketsu allerdings weiterhin meisterhaft beherrscht, ist das Erzeugen einer Atmosphäre latenter Bedrohung. Seine Beschreibungen der Häuser – mit ihren toten Winkeln, verborgenen Räumen und unmöglichen Grundrissen – sind so plastisch, dass ich mehr als einmal das Bedürfnis hatte, meine eigenen Wände zu überprüfen. In diesen Momenten blitzt die Genialität auf, die Hen Na E-Seltsame Bilder so eindringlich gemacht hat.

Doch dann kommt die zweite Hälfte – und mit ihr eine Wendung ins Okkulte, die mich eher ratlos zurückließ. Statt die psychologische Spannung zu steigern, driftet der Roman in überzogene Erklärungen und folkloristische Rituale ab. Der Horror wird nicht tiefer, sondern lauter. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Uketsu hier seiner eigenen Faszination für das Extreme erliegt.

Trotz allem blieb ich bis zur letzten Seite gefesselt. Uketsus Stil hat etwas Hypnotisches: selbst wenn ich innerlich mit dem Kopf schüttelte, wollte ich wissen, wie es endet. Vielleicht ist genau das seine größte Stärke – er schreibt Geschichten, die einen nicht loslassen, selbst wenn man sie kritisch betrachtet.

Hen Na Ie- Das seltsame Haus ist letztlich ein widersprüchliches Buch: stilistisch fesselnd, atmosphärisch stark, aber erzählerisch unausgegoren. Wer Logik und psychologische Tiefe sucht, wird sich ärgern. Wer hingegen Freude an experimentellen Formen des Horrors hat, wird sich hier bestens gruseln – und vielleicht sogar ein wenig in den Schatten zwischen den Wänden verlieren.

Fazit:
Ein spannendes, wenn auch überzogenes Horror-Mosaik über Architektur, Geheimnisse und menschliche Abgründe. Nicht so stimmig wie Hen Na E-Seltsame Bilder, aber dennoch ein Erlebnis – vor allem für Leser, die sich gerne auf verstörende Gedankenspiele einlassen.

Bewertung vom 29.10.2025
Welliver, Melissa

Soulmates and Other Ways to Die


gut

Ich bin recht schnell in die Geschichte hineingekommen, was vor allem am angenehm flüssigen Schreibstil lag. Die Erzählweise macht es leicht, sich in die Welt und die Figuren hineinzufühlen. Besonders Zoe und Milo wirkten auf mich anfangs sympathisch und glaubwürdig – zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die durch ein Schicksal verbunden werden, das sie beide eigentlich nicht wollen. Dieses Konzept, dass zwei Menschen durch ihr Blut zu Seelenverwandten erklärt werden und im Falle des Todes des einen auch der andere stirbt, fand ich unglaublich spannend und originell.

Trotzdem konnte mich das Buch nicht durchgehend überzeugen. Ich hatte oft das Gefühl, dass die Handlung zu schnell voranschreitet und manche Wendungen zu plötzlich kamen. Einige Entscheidungen der Figuren wirkten für mich nicht ganz nachvollziehbar, als hätte zwischen den Szenen etwas gefehlt. Gerade bei der Entwicklung mancher Charaktere wäre etwas mehr Zeit und Tiefe wünschenswert gewesen – manchmal änderten sie ihre Meinung von einem Absatz zum nächsten, ohne dass ich wirklich verstanden hätte, warum.

Was mir dagegen sehr gut gefallen hat, war der gesellschaftskritische Unterton. Themen wie Machtmissbrauch, Kontrolle und die Grenzen von Freiheit wurden immer wieder angesprochen und sorgten dafür, dass das Buch trotz der dystopischen Liebesgeschichte auch eine gewisse Tiefe hatte.

Fazit: Eine unterhaltsame Dystopie mit einer interessanten Grundidee, sympathischen Figuren und einem flüssigen Schreibstil – aber mit Schwächen in der Glaubwürdigkeit und Tiefe der Handlung. Für Fans von emotionalen, leicht lesbaren Sci-Fi-Geschichten auf jeden Fall einen Blick wert.

Bewertung vom 20.10.2025
Wynter, Isla

Kiki fliegt zum Mond


ausgezeichnet

Als ich „Kiki fliegt zum Mond“ zum ersten Mal aufschlug, war ich sofort verzaubert – sowohl von der liebevollen Geschichte als auch von den lebendigen Illustrationen. Im Mittelpunkt steht Kiki, ein kleiner Koala mit einem großen Traum: Sie möchte den Mond erreichen. Schon nach wenigen Seiten wurde mir klar, dass dieses Buch weit mehr ist als nur eine niedliche Erzählung – es ist eine Einladung an Kinder, an sich selbst zu glauben und ihre Träume ernst zu nehmen.

Die Texte sind angenehm kurz gehalten und damit perfekt zum Vorlesen – sie überfordern nicht und lassen Raum, um über die Bilder zu sprechen. Die Illustrationen selbst sind einfach zauberhaft: farbenfroh, detailreich und mit viel Herz gestaltet. Besonders schön fand ich, dass die Bilder die Geschichte fast von selbst erzählen – selbst ohne viel Text versteht man, was in Kiki vorgeht und wie groß ihr Traum ist.

Mir gefällt vor allem die Botschaft hinter der Geschichte: Dass man sich nicht von anderen einreden lassen sollte, etwas sei unmöglich. Kiki zeigt, dass man Großes erreichen kann, wenn man an sich glaubt und nicht aufgibt. Diese positive Grundhaltung spürt man auf jeder Seite, ohne dass es jemals belehrend wirkt.

Insgesamt ist „Kiki fliegt zum Mond“ ein wunderschönes Bilderbuch voller Fantasie, Hoffnung und Mut. Es regt Kinder zum Träumen an und zeigt, dass kein Wunsch zu groß ist, wenn man fest an ihn glaubt.

Bewertung vom 12.10.2025
Hong, Thea

Prinzessin der tausend Diebe - Betrayed (eBook, ePUB)


sehr gut

Schon das Cover hat mich sofort verzaubert – die Farben, der Farbschnitt, die Haptik des Buches – einfach ein richtiges Schmuckstück im Regal! Und auch inhaltlich hat mich Die Prinzessin der tausend Diebe schnell in seinen Bann gezogen.

Die Geschichte folgt Sora, einer jungen Frau, die eigentlich mit ihrem Clan abgeschlossen hat. Doch als ihre kranke Mutter immer schwächer wird, sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich an ihren Vater zu wenden – den mächtigen Anführer einer Familie, die über uralte magische Kräfte verfügt. Ironischerweise besitzt Sora selbst keine Magie, und genau das macht sie in den Augen ihrer Familie zu einer Enttäuschung. Als sie dann aber in eine Zwischenwelt gerät und versehentlich den Tigergott Ren befreit, beginnt ein Abenteuer, das sie in die dunkelsten Ecken ihrer Vergangenheit und weit über ihre eigenen Grenzen hinausführt.

Was mich sofort begeistert hat, war das Setting. Die Geschichte spielt in Korea, und das merkt man wirklich auf jeder Seite. Ob es um Landschaftsbeschreibungen, kulturelle Details oder die Dynamik zwischen Tradition und Moderne geht – alles fügt sich atmosphärisch stimmig zusammen. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, selbst in Busan oder auf Jeju Island zu stehen, umgeben von dieser Mischung aus Göttern, Clans und uralter Magie.

Sora ist keine einfache, aber eine unglaublich interessante Hauptfigur. Sie ist zielstrebig, wütend, verletzlich – und manchmal auch einfach nur menschlich. Ich mochte besonders, dass sie Fehler macht, dass sie zweifelt und trotzdem weitermacht. Ihre Entwicklung hat mich emotional wirklich gepackt, auch wenn ich mir an manchen Stellen etwas mehr Zeit für ihre inneren Konflikte gewünscht hätte. Einige Wendungen kamen mir zu schnell, fast gehetzt – vor allem im letzten Drittel, wo Ereignis auf Ereignis folgt und man kaum zum Durchatmen kommt.

Ren fand ich dagegen wunderbar gelungen. Sein Humor, seine Unbeholfenheit und gleichzeitig die Tiefe seiner Figur haben der Geschichte Leichtigkeit gegeben, ohne die düsteren Töne zu überschatten. Gerade die Szenen zwischen ihm und Sora gehören für mich zu den stärksten Momenten des Buches.

Auch Jia, Soras Halbschwester, hat mich positiv überrascht – ihre Entwicklung war glaubwürdig und hat am Ende sogar richtig berührt.

Ein Wort zur Düsternis: Ich war tatsächlich überrascht, wie brutal und blutig das Buch stellenweise wird. Die Prüfungen, die Sora bestehen muss, sind teilweise richtig heftig – körperlich wie seelisch. Ich persönlich fand das interessant und passend zum Ton der Geschichte, kann aber verstehen, dass es manchen Leser*innen zu viel werden könnte. Die Triggerwarnungen am Anfang sollte man auf jeden Fall ernst nehmen.

Trotz kleiner Kritikpunkte hat mich das Buch absolut überzeugt. Es ist eine düstere, rasante, emotional aufgeladene Romantasy, die koreanische Mythologie mit Clan-Drama, Götterkonflikten und starken Charakteren verbindet.

Ich freue mich sehr auf Band 2 – vor allem, weil ich wissen will, wie es mit Sora, Ren und Jia weitergeht.

Bewertung vom 03.10.2025
Moyes, Jojo

Das Haus der Wiederkehr (eBook, ePUB)


gut

Der Einstieg war für mich etwas zäh, und es dauerte einige Kapitel, bis ich wirklich Zugang zu Lottie, Celia und der Atmosphäre im Merham der 40er-Jahre fand. Doch sobald ich tiefer in ihre Welt eingetaucht war, haben mich die Spannungen in der Familie Holden, die Freundschaft zwischen den Mädchen und die geheimnisvolle Anziehungskraft der Bewohner des Art-déco-Hauses vollkommen gepackt.

Umso überraschender kam für mich der abrupte Wechsel in die Gegenwart, wo plötzlich Daisy im Mittelpunkt steht. Einerseits fand ich diese Unterbrechung frustrierend, weil ich gern noch mehr über Guy, Joe und Celias exzentrische Verwandtschaft erfahren hätte. Andererseits hat mich Daisys Entwicklung sehr berührt: wie sie sich als alleinerziehende Mutter neu erfindet und während der Restaurierung des Hauses ihren eigenen Weg findet. Besonders ihre innere Stärke und ihr Kampfgeist wirkten modern und nachvollziehbar.

Der Aufbau der Geschichte – Vergangenheit und Gegenwart, die sich langsam miteinander verweben – ist typisch für Moyes und funktioniert auch hier. Allerdings blieb bei mir am Ende das Gefühl zurück, dass nicht alle Fragen beantwortet wurden. Manche Figuren verschwinden einfach aus der Handlung oder bleiben blass, und gerade in den letzten Kapiteln hätte ich mir mehr Tiefe und Zeit für die Auflösung gewünscht.

Trotz dieser Schwächen hat mir das Buch gefallen, vor allem wegen der dichten Atmosphäre und der Art, wie Moyes es schafft, komplexe Figuren mit ihren Sehnsüchten und Widersprüchen lebendig werden zu lassen. Es ist sicher nicht mein Lieblingsroman von ihr, aber er zeigt bereits, wie sich ihr Stil entwickelt.

Bewertung vom 28.09.2025
Yagisawa, Satoshi

Die Tage im Café Torunka


gut

Als ich dieses Buch zur Hand nahm, war ich voller Vorfreude: eine Geschichte, die sich um ein kleines Café in Tokio dreht, klang für mich nach einer gemütlichen und zugleich tiefgründigen Lektüre. Tatsächlich entfaltete sich beim Lesen eine ruhige Atmosphäre, getragen von dem Geruch frisch gebrühten Kaffees und dem beiläufigen Miteinander der Figuren.

Die drei Erzählungen haben mir vor allem durch ihre sanfte Tonalität gefallen. Jede Episode beleuchtet andere Menschen, die auf den ersten Blick kaum etwas verbindet, deren Wege sich jedoch in diesem unscheinbaren Café kreuzen. Gerade dieser Gedanke, dass ein Ort so viele verschiedene Lebensgeschichten aufnehmen kann, fand ich schön. Es erinnerte mich daran, wie oft wir unbemerkt Teil der Alltagswelten anderer sind.

Allerdings muss ich gestehen, dass mich nicht jede Handlung vollständig überzeugt hat. Manche Passagen wirkten für mich etwas unfertig, als hätten sie mehr Raum gebraucht. Auch die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren erschienen mir stellenweise unentschlossen – fast so, als wüssten die Figuren selbst nicht, wohin sie möchten. Das machte es mir schwer, emotional tiefer einzutauchen.

Trotzdem schätze ich die ehrliche Zeichnung der Charaktere. Sie tragen Unsicherheiten, Zweifel und die kleinen Brüche, die das Leben eben mit sich bringt. Dass dies so unaufgeregt erzählt wird, macht das Buch in seiner Schlichtheit sympathisch.

Für mich war es letztlich eine angenehme, leichte Lektüre. Wer nach viel Dramatik oder komplexen Spannungsbögen sucht, wird hier vermutlich nicht fündig. Doch wer ruhige Geschichten mag, die vom Alltäglichen erzählen und darin etwas Tröstliches finden, dürfte Freude daran haben.

Meine persönliche Einschätzung: Ein warmes, leises Buch, das nicht jede Erwartung erfüllt, aber mit seiner besonderen Stimmung dennoch einen Platz im Gedächtnis behält.

Bewertung vom 22.09.2025
Everett, Percival

Dr. No


sehr gut

Im Mittelpunkt steht Wala Kitu, Professor für Mathematik an der Brown University. Sein Spezialgebiet: Das Nichts. Sein Name bedeutet ebenfalls nichts – gleich zweimal –, und doch ist er alles andere als leer. Everett macht aus dieser Grundidee ein brillantes Spiel mit Bedeutungen, Wortwitz und Absurdität.

Eines Tages tritt John Milton Bradley oder auch Sill genannt in Wala Kitus Leben, ein selbsternannter Superschurke mit Milliarden auf dem Konto und einer Obsession für Bond-Bösewichte. Sein Ziel: Fort Knox ausrauben, allerdings nicht um Gold zu erbeuten, sondern um das „Nichts“ in seine Gewalt zu bringen. Schon diese Prämisse klingt verrückt – und genau so liest sich der Roman: überdreht, clever, komisch.

Natürlich bleibt Wala nicht allein. Seine Kollegin Eigen Vector (schon der Name ist ein Geniestreich) und sein Hund Trigo begleiten ihn durch ein Abenteuer voller U-Boote, Geheimagenten mit skurrilen Namen, geheime Satelliten und klassischer Schurkenverstecke mit Haifischbecken. Dabei bleibt Everett seiner satirischen Linie treu: er überzeichnet, er übertreibt, aber er regt auch zum Nachdenken an.

Was mich besonders begeistert hat, ist die Art, wie Everett Mathematik, Sprachwitz und Gesellschaftskritik miteinander verbindet.

Für mich war Dr. No eine wilde, absurde und gleichzeitig tiefgründige Leseerfahrung. Nicht jede Pointe zündet vielleicht bei jedem Leser, aber wer Freude an Sprachspielen, Parodie und bissiger Gesellschaftssatire hat, wird sich köstlich amüsieren. Ich jedenfalls habe jede Seite genossen.

Bewertung vom 19.09.2025
Wirlinger, Hannes

Piet findet einen neuen Freund


sehr gut

„Piet findet einen neuen Freund“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Schon nach den ersten Seiten hatte ich das Gefühl, dass ich nicht einfach nur ein Kinderbuch lese, sondern eine kleine Reise antrete – eine Reise voller Herausforderungen, Freundschaft und Hoffnung.

Die Geschichte um Piet, den kleinen Dachs, ist so feinfühlig erzählt, dass ich mich schnell in seine Situation hineinversetzen konnte. Wie er sich trotz aller Stolpersteine nicht entmutigen lässt und mit Mut sowie Offenheit dem mürrischen Weg begegnet, hat mich tief berührt. Besonders gelungen fand ich, dass schwierige Themen wie Einsamkeit oder Zweifel nicht ausgespart, sondern behutsam aufgegriffen werden. Dadurch wirkt das Buch ehrlich und ermutigend zugleich.

Die Illustrationen sind detailreich, lebendig und schaffen eine Atmosphäre, die perfekt zum Text passt. Man merkt, wie sorgfältig hier Bild und Sprache aufeinander abgestimmt sind – das macht jede Seite zu einem Erlebnis.

Was mir besonders gefallen hat: Die Geschichte regt nicht nur Kinder zum Nachdenken an, sondern auch Erwachsene. Sie erinnert daran, wie wichtig Freundschaft ist und dass wir gemeinsam stärker sind als jedes Hindernis.

Für mich ist dieses Buch poetisch und warmherzig. Ein stilles, aber starkes Werk, das lange nachklingt.

Bewertung vom 14.09.2025
O'Hare, Marie

I Know Where You Buried Your Husband


weniger gut

„I know where you buried your husband“ von Marie O’Hare hatte ich mit großer Vorfreude aufgeschlagen – Die Idee klang originell: fünf Freundinnen, ein toter Ehemann im Wohnzimmer und die waghalsige Entscheidung, die Leiche verschwinden zu lassen.

Doch je weiter ich gelesen habe, desto deutlicher wurde mir, dass das Buch diese Versprechen nicht wirklich einlöst. Der Schreibstil ist zwar angenehm und flüssig, sodass ich ohne Mühe durch die Kapitel kam, aber der erhoffte Nervenkitzel blieb aus. Einige überraschende Wendungen waren zwar da, fühlten sich aber wenig packend oder zu konstruiert an.

Am meisten enttäuscht haben mich jedoch die Figuren. Eigentlich sollten sie starke Frauen verkörpern, die sich gemeinsam gegen ein patriarchales System behaupten. Stattdessen wirkten ihre Handlungen oft überzogen, manchmal sogar karikaturhaft, sodass ich mich schwer damit tat, eine echte Verbindung zu ihnen aufzubauen. Von der angekündigten Portion schwarzen Humors habe ich zudem kaum etwas gespürt – vieles las sich eher nüchtern und hinterließ mich etwas ratlos.

Mein Fazit: Eine interessante Grundidee, die jedoch an zu vielen Stellen verpufft. Weder als packender Thriller noch als tiefschürfende Gesellschaftsstudie hat mich der Roman überzeugt.