Benutzer
Benutzername: 
Heiki Rud
Wohnort: 
Regensburg

Bewertungen

Insgesamt 110 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2025
Hong, Thea

Prinzessin der tausend Diebe - Betrayed (eBook, ePUB)


sehr gut

Schon das Cover hat mich sofort verzaubert – die Farben, der Farbschnitt, die Haptik des Buches – einfach ein richtiges Schmuckstück im Regal! Und auch inhaltlich hat mich Die Prinzessin der tausend Diebe schnell in seinen Bann gezogen.

Die Geschichte folgt Sora, einer jungen Frau, die eigentlich mit ihrem Clan abgeschlossen hat. Doch als ihre kranke Mutter immer schwächer wird, sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich an ihren Vater zu wenden – den mächtigen Anführer einer Familie, die über uralte magische Kräfte verfügt. Ironischerweise besitzt Sora selbst keine Magie, und genau das macht sie in den Augen ihrer Familie zu einer Enttäuschung. Als sie dann aber in eine Zwischenwelt gerät und versehentlich den Tigergott Ren befreit, beginnt ein Abenteuer, das sie in die dunkelsten Ecken ihrer Vergangenheit und weit über ihre eigenen Grenzen hinausführt.

Was mich sofort begeistert hat, war das Setting. Die Geschichte spielt in Korea, und das merkt man wirklich auf jeder Seite. Ob es um Landschaftsbeschreibungen, kulturelle Details oder die Dynamik zwischen Tradition und Moderne geht – alles fügt sich atmosphärisch stimmig zusammen. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, selbst in Busan oder auf Jeju Island zu stehen, umgeben von dieser Mischung aus Göttern, Clans und uralter Magie.

Sora ist keine einfache, aber eine unglaublich interessante Hauptfigur. Sie ist zielstrebig, wütend, verletzlich – und manchmal auch einfach nur menschlich. Ich mochte besonders, dass sie Fehler macht, dass sie zweifelt und trotzdem weitermacht. Ihre Entwicklung hat mich emotional wirklich gepackt, auch wenn ich mir an manchen Stellen etwas mehr Zeit für ihre inneren Konflikte gewünscht hätte. Einige Wendungen kamen mir zu schnell, fast gehetzt – vor allem im letzten Drittel, wo Ereignis auf Ereignis folgt und man kaum zum Durchatmen kommt.

Ren fand ich dagegen wunderbar gelungen. Sein Humor, seine Unbeholfenheit und gleichzeitig die Tiefe seiner Figur haben der Geschichte Leichtigkeit gegeben, ohne die düsteren Töne zu überschatten. Gerade die Szenen zwischen ihm und Sora gehören für mich zu den stärksten Momenten des Buches.

Auch Jia, Soras Halbschwester, hat mich positiv überrascht – ihre Entwicklung war glaubwürdig und hat am Ende sogar richtig berührt.

Ein Wort zur Düsternis: Ich war tatsächlich überrascht, wie brutal und blutig das Buch stellenweise wird. Die Prüfungen, die Sora bestehen muss, sind teilweise richtig heftig – körperlich wie seelisch. Ich persönlich fand das interessant und passend zum Ton der Geschichte, kann aber verstehen, dass es manchen Leser*innen zu viel werden könnte. Die Triggerwarnungen am Anfang sollte man auf jeden Fall ernst nehmen.

Trotz kleiner Kritikpunkte hat mich das Buch absolut überzeugt. Es ist eine düstere, rasante, emotional aufgeladene Romantasy, die koreanische Mythologie mit Clan-Drama, Götterkonflikten und starken Charakteren verbindet.

Ich freue mich sehr auf Band 2 – vor allem, weil ich wissen will, wie es mit Sora, Ren und Jia weitergeht.

Bewertung vom 03.10.2025
Moyes, Jojo

Das Haus der Wiederkehr (eBook, ePUB)


gut

Der Einstieg war für mich etwas zäh, und es dauerte einige Kapitel, bis ich wirklich Zugang zu Lottie, Celia und der Atmosphäre im Merham der 40er-Jahre fand. Doch sobald ich tiefer in ihre Welt eingetaucht war, haben mich die Spannungen in der Familie Holden, die Freundschaft zwischen den Mädchen und die geheimnisvolle Anziehungskraft der Bewohner des Art-déco-Hauses vollkommen gepackt.

Umso überraschender kam für mich der abrupte Wechsel in die Gegenwart, wo plötzlich Daisy im Mittelpunkt steht. Einerseits fand ich diese Unterbrechung frustrierend, weil ich gern noch mehr über Guy, Joe und Celias exzentrische Verwandtschaft erfahren hätte. Andererseits hat mich Daisys Entwicklung sehr berührt: wie sie sich als alleinerziehende Mutter neu erfindet und während der Restaurierung des Hauses ihren eigenen Weg findet. Besonders ihre innere Stärke und ihr Kampfgeist wirkten modern und nachvollziehbar.

Der Aufbau der Geschichte – Vergangenheit und Gegenwart, die sich langsam miteinander verweben – ist typisch für Moyes und funktioniert auch hier. Allerdings blieb bei mir am Ende das Gefühl zurück, dass nicht alle Fragen beantwortet wurden. Manche Figuren verschwinden einfach aus der Handlung oder bleiben blass, und gerade in den letzten Kapiteln hätte ich mir mehr Tiefe und Zeit für die Auflösung gewünscht.

Trotz dieser Schwächen hat mir das Buch gefallen, vor allem wegen der dichten Atmosphäre und der Art, wie Moyes es schafft, komplexe Figuren mit ihren Sehnsüchten und Widersprüchen lebendig werden zu lassen. Es ist sicher nicht mein Lieblingsroman von ihr, aber er zeigt bereits, wie sich ihr Stil entwickelt.

Bewertung vom 28.09.2025
Yagisawa, Satoshi

Die Tage im Café Torunka


gut

Als ich dieses Buch zur Hand nahm, war ich voller Vorfreude: eine Geschichte, die sich um ein kleines Café in Tokio dreht, klang für mich nach einer gemütlichen und zugleich tiefgründigen Lektüre. Tatsächlich entfaltete sich beim Lesen eine ruhige Atmosphäre, getragen von dem Geruch frisch gebrühten Kaffees und dem beiläufigen Miteinander der Figuren.

Die drei Erzählungen haben mir vor allem durch ihre sanfte Tonalität gefallen. Jede Episode beleuchtet andere Menschen, die auf den ersten Blick kaum etwas verbindet, deren Wege sich jedoch in diesem unscheinbaren Café kreuzen. Gerade dieser Gedanke, dass ein Ort so viele verschiedene Lebensgeschichten aufnehmen kann, fand ich schön. Es erinnerte mich daran, wie oft wir unbemerkt Teil der Alltagswelten anderer sind.

Allerdings muss ich gestehen, dass mich nicht jede Handlung vollständig überzeugt hat. Manche Passagen wirkten für mich etwas unfertig, als hätten sie mehr Raum gebraucht. Auch die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren erschienen mir stellenweise unentschlossen – fast so, als wüssten die Figuren selbst nicht, wohin sie möchten. Das machte es mir schwer, emotional tiefer einzutauchen.

Trotzdem schätze ich die ehrliche Zeichnung der Charaktere. Sie tragen Unsicherheiten, Zweifel und die kleinen Brüche, die das Leben eben mit sich bringt. Dass dies so unaufgeregt erzählt wird, macht das Buch in seiner Schlichtheit sympathisch.

Für mich war es letztlich eine angenehme, leichte Lektüre. Wer nach viel Dramatik oder komplexen Spannungsbögen sucht, wird hier vermutlich nicht fündig. Doch wer ruhige Geschichten mag, die vom Alltäglichen erzählen und darin etwas Tröstliches finden, dürfte Freude daran haben.

Meine persönliche Einschätzung: Ein warmes, leises Buch, das nicht jede Erwartung erfüllt, aber mit seiner besonderen Stimmung dennoch einen Platz im Gedächtnis behält.

Bewertung vom 22.09.2025
Everett, Percival

Dr. No


sehr gut

Im Mittelpunkt steht Wala Kitu, Professor für Mathematik an der Brown University. Sein Spezialgebiet: Das Nichts. Sein Name bedeutet ebenfalls nichts – gleich zweimal –, und doch ist er alles andere als leer. Everett macht aus dieser Grundidee ein brillantes Spiel mit Bedeutungen, Wortwitz und Absurdität.

Eines Tages tritt John Milton Bradley oder auch Sill genannt in Wala Kitus Leben, ein selbsternannter Superschurke mit Milliarden auf dem Konto und einer Obsession für Bond-Bösewichte. Sein Ziel: Fort Knox ausrauben, allerdings nicht um Gold zu erbeuten, sondern um das „Nichts“ in seine Gewalt zu bringen. Schon diese Prämisse klingt verrückt – und genau so liest sich der Roman: überdreht, clever, komisch.

Natürlich bleibt Wala nicht allein. Seine Kollegin Eigen Vector (schon der Name ist ein Geniestreich) und sein Hund Trigo begleiten ihn durch ein Abenteuer voller U-Boote, Geheimagenten mit skurrilen Namen, geheime Satelliten und klassischer Schurkenverstecke mit Haifischbecken. Dabei bleibt Everett seiner satirischen Linie treu: er überzeichnet, er übertreibt, aber er regt auch zum Nachdenken an.

Was mich besonders begeistert hat, ist die Art, wie Everett Mathematik, Sprachwitz und Gesellschaftskritik miteinander verbindet.

Für mich war Dr. No eine wilde, absurde und gleichzeitig tiefgründige Leseerfahrung. Nicht jede Pointe zündet vielleicht bei jedem Leser, aber wer Freude an Sprachspielen, Parodie und bissiger Gesellschaftssatire hat, wird sich köstlich amüsieren. Ich jedenfalls habe jede Seite genossen.

Bewertung vom 19.09.2025
Wirlinger, Hannes

Piet findet einen neuen Freund


sehr gut

„Piet findet einen neuen Freund“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Schon nach den ersten Seiten hatte ich das Gefühl, dass ich nicht einfach nur ein Kinderbuch lese, sondern eine kleine Reise antrete – eine Reise voller Herausforderungen, Freundschaft und Hoffnung.

Die Geschichte um Piet, den kleinen Dachs, ist so feinfühlig erzählt, dass ich mich schnell in seine Situation hineinversetzen konnte. Wie er sich trotz aller Stolpersteine nicht entmutigen lässt und mit Mut sowie Offenheit dem mürrischen Weg begegnet, hat mich tief berührt. Besonders gelungen fand ich, dass schwierige Themen wie Einsamkeit oder Zweifel nicht ausgespart, sondern behutsam aufgegriffen werden. Dadurch wirkt das Buch ehrlich und ermutigend zugleich.

Die Illustrationen sind detailreich, lebendig und schaffen eine Atmosphäre, die perfekt zum Text passt. Man merkt, wie sorgfältig hier Bild und Sprache aufeinander abgestimmt sind – das macht jede Seite zu einem Erlebnis.

Was mir besonders gefallen hat: Die Geschichte regt nicht nur Kinder zum Nachdenken an, sondern auch Erwachsene. Sie erinnert daran, wie wichtig Freundschaft ist und dass wir gemeinsam stärker sind als jedes Hindernis.

Für mich ist dieses Buch poetisch und warmherzig. Ein stilles, aber starkes Werk, das lange nachklingt.

Bewertung vom 14.09.2025
O'Hare, Marie

I Know Where You Buried Your Husband


weniger gut

„I know where you buried your husband“ von Marie O’Hare hatte ich mit großer Vorfreude aufgeschlagen – Die Idee klang originell: fünf Freundinnen, ein toter Ehemann im Wohnzimmer und die waghalsige Entscheidung, die Leiche verschwinden zu lassen.

Doch je weiter ich gelesen habe, desto deutlicher wurde mir, dass das Buch diese Versprechen nicht wirklich einlöst. Der Schreibstil ist zwar angenehm und flüssig, sodass ich ohne Mühe durch die Kapitel kam, aber der erhoffte Nervenkitzel blieb aus. Einige überraschende Wendungen waren zwar da, fühlten sich aber wenig packend oder zu konstruiert an.

Am meisten enttäuscht haben mich jedoch die Figuren. Eigentlich sollten sie starke Frauen verkörpern, die sich gemeinsam gegen ein patriarchales System behaupten. Stattdessen wirkten ihre Handlungen oft überzogen, manchmal sogar karikaturhaft, sodass ich mich schwer damit tat, eine echte Verbindung zu ihnen aufzubauen. Von der angekündigten Portion schwarzen Humors habe ich zudem kaum etwas gespürt – vieles las sich eher nüchtern und hinterließ mich etwas ratlos.

Mein Fazit: Eine interessante Grundidee, die jedoch an zu vielen Stellen verpufft. Weder als packender Thriller noch als tiefschürfende Gesellschaftsstudie hat mich der Roman überzeugt.

Bewertung vom 24.08.2025
Konishi, Masateru

Die Bibliothek meines Großvaters


gut

Schon beim Aufschlagen des Buches hat mich die Grundidee sofort begeistert: eine Enkelin, die gemeinsam mit ihrem demenzkranken Großvater über Kriminalgeschichten grübelt. Diese besondere Beziehung war für mich von Anfang an das Herzstück der Erzählung, und gerade die leisen, berührenden Momente zwischen den beiden haben mich am meisten angesprochen.

Allerdings hatte ich mit der Struktur des Romans so meine Schwierigkeiten. Statt einer durchgehenden Handlung werden immer wieder einzelne Fälle präsentiert, die in sich abgeschlossen sind. Anfangs war das noch unterhaltsam, doch mit der Zeit empfand ich diese Wiederholungen als ermüdend. Besonders die Art, wie die Rätsel gelöst wurden, wirkte manchmal konstruiert und wenig nachvollziehbar. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Geschichten stärker miteinander verweben und so ein roter Faden entsteht.

Trotzdem hatte das Buch für mich auch einen besonderen Reiz: die Atmosphäre, die ruhigen Dialoge und die respektvolle Darstellung von Demenz haben mich berührt. Ich konnte mich gut in Kaede hineinversetzen und mochte die Mischung aus Melancholie und Rätselspaß. Wenn man aber einen klassischen Krimi mit klarer Ermittlungsstruktur erwartet, wird man hier vermutlich enttäuscht sein.

Eine schöne Grundidee mit warmherzigen Figuren, die leider durch die repetitiven Rätsel etwas an Wirkung verliert.

Bewertung vom 21.08.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri (eBook, ePUB)


sehr gut

Als ich Onigiri gelesen habe, war ich überrascht, wie leise und gleichzeitig eindringlich dieser Roman erzählt ist. Im Mittelpunkt steht Aki, die ihre demenzkranke Mutter Keiko noch einmal nach Japan begleitet. Auf dieser Reise wird nicht nur die gemeinsame Vergangenheit lebendig, sondern auch das Spannungsfeld zwischen zwei Kulturen, in dem Mutter und Tochter ihr Leben lang gestanden haben.

Mich hat besonders berührt, wie sehr sich Keikos Lebensweg zwischen Japan und Deutschland spiegelt: eine Frau, die ihre Heimat verlässt, in einer fremden Sprache Fuß fasst, eine Ehe eingeht, Kinder großzieht – und dennoch nie ganz ankommt. Diese Zerrissenheit wirkt sich auch auf Aki aus, die sich zwischen den Erwartungen der reichen deutschen Familie und den stillen Traditionen der japanischen Seite bewegt.

Das Buch wechselt zwischen Gegenwart und Erinnerungen. Anfangs fand ich diese verschachtelte Struktur etwas verwirrend, doch bald habe ich sie als Spiegel der Demenz empfunden. Die Brüche im Erzählen passen genau zum Thema – sie machen sichtbar, wie brüchig Erinnerung ist.

Was mich überzeugt hat, war die behutsame Sprache. Vieles passiert im Zwischenton, fast unscheinbar, und doch steckt darin eine große Kraft. Es ist kein Roman voller Action, sondern eine ruhige, langsame Erzählung, die sich auf die Figuren konzentriert. Man erfährt viel über die Eigenheiten der Familien, über Konflikte, Schweigen, und auch über das, was unausgesprochen bleibt.

Natürlich hätte ich mir an manchen Stellen mehr über Aki selbst gewünscht, denn ihre Perspektive macht das Buch stark. Trotzdem hat mich gerade diese Zurückhaltung zum Nachdenken gebracht – vielleicht ist es genau das, was die Autorin erreichen wollte.

Insgesamt habe ich Onigiri als eine sensible und authentische Geschichte erlebt, die sowohl kulturelle Unterschiede als auch die Zerbrechlichkeit familiärer Bindungen spürbar macht. Ein leises, aber sehr eindrucksvolles Debüt, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 10.08.2025
Dean, Sunyi

The Book Eaters


sehr gut

Sunyi Deans The Book Eaters entführt Leser in eine düstere, eigenwillige Parallelwelt – bevölkert von einer uralten, geheimnisvollen Gesellschaft, die Bücher nicht liest, sondern isst. Doch was nach einer charmanten Idee klingt, entpuppt sich schnell als brutale und verstörende Metapher für Machtstrukturen, Identität und den Überlebenskampf einer Mutter.

Im Mittelpunkt steht Devon, ein weibliches Mitglied dieser patriarchalisch organisierten Familie. Ihr Leben war von klein auf durch Regeln und Geschichten geprägt – Märchen dienten als Erziehungsinstrument, um sie auf eine Zukunft als Gebärende und „wertvolle Tochter“ vorzubereiten. Während ihre Brüder Abenteuer und Heldentum in sich aufsogen, wurde Devon zum Objekt in einem System, das Frauen kontrolliert und benutzt.

Das eigentliche Grauen entfaltet sich aber erst mit der Geburt ihres Sohnes, der zu einer besonderen Art von Wesen gehört – solche, die mehr als nur Papier verschlingen. Devons verzweifelte Flucht mit dem Kind an ihrer Seite ist der emotionale und dramatische Kern der Geschichte. Dabei entwickelt sie sich von einer gehorsamen Tochter zu einer entschlossenen, kompromisslosen Mutter, die bereit ist, alles zu opfern – auch ihre Moral.

Was das Buch so besonders macht, ist die intensive Atmosphäre: Nebel, Bedrohung und ein Hauch gotischer Schrecken liegen über jeder Seite. Dean gelingt es, eine Welt zu erschaffen, die gleichzeitig fantastisch und erschreckend real wirkt. Die “Book Eater”-Gesellschaft mit ihren Ritualen, ihrer Politik und dem biologischen Zwang zur Fortpflanzung ist raffiniert durchdacht und auf beunruhigende Weise glaubwürdig.

Erzählt wird die Geschichte in einer Mischung aus Rückblenden und Gegenwartskapiteln, was nicht nur Spannung aufbaut, sondern auch Devon als Figur Tiefe verleiht. Ihre Handlungen sind nicht immer edel oder nachvollziehbar, aber gerade das macht sie menschlich. Besonders faszinierend ist ihr Verhältnis zu ihrem Sohn, das fernab gängiger Mutterbilder existiert – roh, intensiv, manchmal verstörend, aber nie unglaubwürdig.

Wer auf eine romantisierte oder gar versöhnliche Geschichte hofft, wird enttäuscht. Dieses Buch scheut sich nicht vor Grausamkeit, Missbrauch und der Thematisierung tief verankerter Misogynie. Dennoch gelingt es Dean, auch Aspekte wie queere Identität, Selbstbestimmung und die Kraft der weiblichen Wut zu verhandeln – subtil, aber wirkungsvoll.

Fazit:
The Book Eaters ist keine leichte Kost – aber eine originelle, atmosphärische und tiefgründige Geschichte, die lange nachhallt.

Bewertung vom 01.08.2025
Gerhardt, Sven;Dulleck, Nina

Der OktoBus auf großer Fahrt


ausgezeichnet

„Der OktoBus auf großer Fahrt“ von Nina Dulleck und Sven Gerhardt ist ein liebevoll gestaltetes Bilderbuch, das durch seine fantasievollen Illustrationen und den humorvollen Reimtext sofort begeistert. Die Geschichte nimmt kleine (und große) Leserinnen und Leser mit auf eine ungewöhnliche Busreise voller Überraschungen, bei der nicht das Ziel, sondern das gemeinsame Unterwegssein im Mittelpunkt steht.

Erzählt wird von Oktopus Otto, der mit seinem außergewöhnlichen Bus durch eine kunterbunte Welt fährt und dabei nach und nach eine tierische Truppe an Fahrgästen einsammelt. Jedes Tier bringt eine eigene Persönlichkeit und Geschichte mit, was für viel Abwechslung sorgt. Besonders charmant: Der Busfahrer weiß selbst nicht genau, wohin die Reise eigentlich geht – eine Tatsache, die bei Kindern für viele Fragen und noch mehr Neugier sorgt.

Die Reime sind schwungvoll und klangvoll geschrieben, was das Vorlesen zum echten Vergnügen macht. Sie wirken nicht konstruiert, sondern fließen angenehm und bleiben im Ohr. Auch nach mehrmaligem Lesen entdeckt man neue Details – sei es in der Sprache oder auf den opulent bebilderten Seiten.

Visuell strotzt das Buch nur so vor Einfallsreichtum. Die Zeichnungen sind farbenfroh, verspielt und voller kleiner Nebengeschichten, die die Fantasie der Kinder anregen. Zwischen dem Offensichtlichen verstecken sich viele witzige Szenen, die auch für Erwachsene ein Schmunzeln bereithalten – ein echter Pluspunkt beim gemeinsamen Lesen.

Das Finale bringt eine schöne, aber dennoch tiefgründige Botschaft mit sich. Ohne zu viel zu verraten: Es geht um Selbstwahrnehmung, Zusammenhalt und darum, wie wertvoll es ist, sich gemeinsam auf den Weg zu machen – ganz egal, wohin er führt.