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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 225 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2025
111 Orte am Gardasee und in Verona, die man gesehen haben muss
Zimmermann, Petra Sophia

111 Orte am Gardasee und in Verona, die man gesehen haben muss


ausgezeichnet

Saluti dal Lago di Garda

Goethe, Thoams Mann, Winston Churchill, König Charles III., Richard von Weizsäcker oder Roman Herzog - sie alle waren schon am Gardasee und haben sich von dieser eigenen kleinen Welt verzaubern lassen. Das Zusammenspiel von Bergen und Wasser, Prachtbauten, malerischen Gässchen und charmanter italienischer Beschaulickeit wirkt wie ein Magnet und es fällt nicht leicht, sich für einen Höhepunkt zu entscheiden.

Muss man auch nicht, denn mit "111 Orte am Gardasee und Verona, die man gesehen haben muss" von Petra Sophie Zimmermann liegen gleich 111 sehr gute Gründe vor, immer und immer wieder an den See der Träume zu reisen und La Dove Vita unter der Sonne Italiens zu genießen.

Nicht nur Pizza, Pasta, Tiramisu und Gelati verwöhnen die Reisenden, auch außergewöhnliche, romantische oder versteckte Fleckchen laden dazu ein, den Gardasee mit Herz und Seele zu genießen. Mit dem Fahhrad quasi über dem See schweben - klingt zunächst unmöglich, doch die Ciclopendonale ist ein Muss für alle, die die Gefahren der Straßen und Tunnels meiden und stattdeseen die Aussicht über den See genießen möchten. Im Heller-Garten verschwimmen Realität und Kunst zu einem echten Gartentraum und auf dem Museumspfad hin zu den Papiermühlen atmen die Wandernden den Geist der Vergangheit. Auch Verona ist mehr als der beürhmte Balkon von Romeo und Julia - wer sich vor der furchrerregenden Maske des Giardino Giusti nicht fürchtet, kann, begleitet mit dem Duft blühender Ztronen, in ein fast schon märchenhaft wirkendes Waldreich spazieren. Aber Vorsicht, wer an den Birefkästen an der Piazza dei Signori vorbeigeht, sollte aufpassen, ob nicht ein Denunziant in dern Nähe ist, der belastende Beweise in die weit aufgrissenen Münder der eingritzten Figuren steckt.

111 gute Ideen, die in kurzen, knackigen Tetxen vorgestellt werden, um die Neugier auf die Orte rund um den Gardasee noch mehr zu wecken.. Adressen Erreichbarkeit mit dem ÖPNV sowie Öffnungszeiten sind auf einen Blick im Infokasten zu erfassen. Das Buch ist eine kleines Füllhorn und macht richtig Lust, in "das Land, wo die Zitronen blühen" zu verreisen.

Arrivederci al Lago di Garda :-)

Bewertung vom 25.05.2025
Als im Hotel Messmer der Tee ausging
Hortenbach, Kristina

Als im Hotel Messmer der Tee ausging


ausgezeichnet

Jede Tasse Tee stellt eine imaginäre Reise dar (Catherine Douzel)

Das kann es doch nicht gewesen sein, denkt Klara und flüchtet vor der arrangierten Ehe mit einem wesentlich älteren Bauern vom elterlichen Hof im Schwarzwald in die mondäne Kurstadt Baden-Baden. So ganz ander ist diese Welt der Adligen und Reichen, die Klara bisher nicht kennt. Das Hotel Messmer wird für Klara als Dienstmädchen ein zweites Zuhause und sie lernt, den schönen Schein vom Sein zu unterscheiden. Aber wie geht sie mit der Tatsache um, dass ein Attentat auf den Kaiser geplant ist ? Wird alles gut ausgehen ? Ob da wirklich abwarten und Tee trinken eine gute Lösung ist ?


Kristina Hortenbach öffnet nicht nur die Dienstbot:inneneingänge der angesageten Hotels der Belle Époque, sondern auch imaginare Fotoalben, verwebt sepiafarbene Bilder zu einem unglaublich lebendigen Kopfkino und ermöglich ihren Leser;innen Mit "Als im Hotel Messmer der Tee ausging" eine ganz besondere Zeitreise.

Zwischen raschelnden Unterröcken und eleganten Kleidern, Staubwedeln aus Straußenfedern und einer guten Tasse Tee verwandelt sich die Handlung zu einer Geschichte, die wie Champagner in eleganten Gläsern perlt.

Die Autorin erschafft viele wundervolle fiktive Figuren, die sich mit den historisch belegten Personen zusammen auf der Bildfläche einfinden und ihre eindrucksvolle Vita erzählen. Die Stellung der Frau im Kaiserreich wird sehr deutlich ausgearbeitet,, Standesunterschiede finden sich ebenso ein wie Menschen mit Herz, die bereit sind, großzügig über jene Kluft hinweizusehen. Klara wird schon bald zur guten Freundin und zeigt den Lesenden ihre neue Welt - jedes Kapitel atmet den Geist der Kaiserzeit und wenn die Kaiser und Kaisserinnen höchstpersönlich in den Kapiteln erscheinen, verneigt man sich automatisch ein wenig ehrfürchtig vor ihnen.

So verwebt Hortenbach Wahrheit mit Geschehnissen, die nicht stattgefunden haben zu einer neuen Realität, die sich so unglaulic echt anfühlt, dass sich die Leser;innen gerne mit Klara auf diese Zeitreise begeben. Der Ausflug in die Zeit des Kaiserreichs aus der Sicht einer Angestellten bietet jede Menge Zündstoff, interessante Einblicke, Skandale und Emotionen. Der eínnehmende Schreibstil von Hortenbach projiziert sepiafarbene Bilder, die wie in einer Laterna Magica zum Leben erweckt werden und sich zu bewegten Szenen im Kopfkino zusammenfügen.

Wunscherschön zu lesen in einem kuscheligen Lesesessel bei einer guten Tasse Tee

Bewertung vom 23.05.2025
Die Frauen von Château Blanc
Ziegler, Silke

Die Frauen von Château Blanc


gut

Zu viele Erzählstränge geben der Geschichte leider nicht genügend Raum

Florence und Tochter Ambre kehren Paris den Rücken, um in Sète noch einmal ganz von vorne anzufangen. Aus der vermeintlich guten Idee wird schon bald ein Hürdenlauf, denn so einfach, wie sie sich Florence das Ganze vorgestellt hat, lässt sich ein Familienleben mit fünf Genartionen unter einem Dach nicht gestalten. Da sind Geheimnisse und Unklarheiten, alte Narben und schwerwiegende Erinnerungen, die plötzlich hochkommen. Ungesagtes wird nicht länger unter den Teppich gekejrt und lässt so manche Träne fließen. Auch im Job steht Florence der einen oder anderen Herausforderung gegenüber und und dann ist da auch noch Julien, der Vater ihrer Tochter. Eigentlich wollte sie ihn nie wieder so nah an sich heranlassen, doch manchmal geht das Leben eigene Wege...

Silke Ziegler lädte ihre Leser;innen dazu ein, eine aufregende, emotionale und aufwühlende Reise nach Südfrankreich anzutreten und heißt sie als Gäste in der Rosenvilla willkommen. Sie zaubert eine ganz besondere Stimmung, die sich nach liebveoller Umarmung, Heimkehr und Geborgenheit anfühlt.

Jede der fünf Fraunen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen und der Generationenkonflikt wird mitunter sehr deutlich dargestellt. Auf der einen Seite öffnet die Schreibende Türen, veschließt diese jedoch sofort wieder, denn zu viele Erzählstränge geben der Geschichte leider nicht genügend Raum, um sich vollends zu entfalten.

Gerade den Erinnerungen von Antoinette sollte mehr Aufmerksam gewidmet werden, denn ihr Leben und Wirken in der Résistance verdienen es, eienm breitem Punlbujum zugänglich gemach zu werden. Es sind grausame Bilder des Krieges, die durch die Worte von Antoinette wieder lebendig werden und den Leser;innen zeigen, dass es im Krieg nur Verlierer:innen gibt, auch wenn sich andere dafür einsetzen, Leben zu retten - koste es , was es wolle.

Die Arbeit von Florence wird ohne Tabus geschildert und auch hier gelingt es Ziegler, einen ungeschönten Einblick in Familiengefüge zu geben, die mit Suchtproblematiken, Gewalt, Misshandlungen und den daraus folgenenden emotionalen Abhängigkeiten zu kämpfen haben.

Zwischen all diesen schwerwiegenden Themen flicht Ziegler dennoch Romantik und Leichtigkeit ein und zeigt, dass familiärer Zusammenhalt stärker ist als alle Widrigkeiten. Ein Generationenroman mit Konflikten, großen Gefühlen und der Erkenntnis, das Vergebung Wunden heilen kann.

Bewertung vom 22.05.2025
Zwei Leben
Korten, Astrid

Zwei Leben


sehr gut

Ein sehr intensives und persönliches Zeitdokument

Manchmal stellt das Leben die größten Herausforderungen und würfelt alles durcheinander. So ergeht es Nora, denn sie muss nicht nur den Verlust der geliebten Großmutter verkraften, sondern auch die Scherben ihrer Ehe zusammenkehren. Beim Sichten des Nachlasses fällt ihr ein kleines Kästchen in die Hände, dessen Inhalt mehr Fragen aufwirft, als Nora lieb ist. Zwischen tanzenden Staubpartikeln und unzähligen Fragen im Kopf bahnt sich eine entscheidende Frage ihren Weg: Welche Lebensgeschichte verbirgt sich hinter dem lebenslangen Schweigen ihrer Großmutter ?


Bisher war mir Astrid Korten als Autorin unbekannt. Umso größer natürlich die Neugier auf eines ihrer Bücher. Mit "Zwei Leben - Hinter dem Schweigen" legt die Autorin ein sehr intensives und persönliches Zeitdokument vor, das zum einen eine Erzählung gegen das Vergessen ist und zum anderen einen Einblick in die Familiengeschichte der Schreibenden bietet.

Korten wählt zwei Zeitebenen, um ihre Leser;innen tief in die Geschehnisse eintauchen zu lassen. Während die Gegenwart im Jahr 2013 mit einer envervierenden weiblichen Hauptfigur bestückt ist, fasziniert der Charakter Hannah in der Vergangenheit. Sie wächst über sich hinaus, schildert die Ereignisse in unglaublich plastischen Bildern und nimmt die Lesenden an die Hand, um die schreckliche und grausame Fratze des Krieges in aller Deutlichkeit vor sich zu sehen.

Inmmer wieder taucht dabei die Frage auf, ob und wie weit wir unsere eigenen Großeltern und ihre Lebensgeschichte kennen. Die Nachkriegsenkel:innen haben oft keinen oder nur wenig Einblick in die Vita derer, die den Krieg miterlebt haben.

Die Kapitel aus der Sicht von Hannah sind fesselnd erzählt und die Seiten fliegen nur so dahin. Jedoch wird der Lesefluss immer wieder unterbrochen, da die Formatierung des Textes nicht ganz so glücklich gewählt ist und dadurch Zeilenumbrüche entstehen, die mitunter eine halbe bis dreiviertel Leerzeile verursachen. Auch fehlerhafte oder nicht vorhandene Interpunktion, Differenzen in der Rechtschreibung und ausgelassene Worte reißen mitunter die Sinnhaftigkeit der Sätze auseinander.

Die Schatten des Zweiten Weltkrieges, das Wirken der Partisanen und Noras Erkenntnis, dass sie sich in den Jahren ihrer Beziehung auf halbem Weg selbst verlroen hat, sind als zentrale Idee ansprechend. Das Fundament ist aufgrund der aufgeführten Kritikpunkte jedoch etwas wackelig und bedarf einer Überarbeitung. Daher sehr gute 3, 5 Sternchen.

Bewertung vom 21.05.2025
Noch immer Zeit zu lieben
Abidi, Heike

Noch immer Zeit zu lieben


ausgezeichnet

Take a chance on me (ABBA)

sabel steht wieder einmal vor einem Neuanfang - vor Jahren musste sie den Tod ihres Verlobten verarbeiten und jetzt steht sie erneut vor dem Prozess, einen geliebten Menschen für immer loszulassen. Da kommt der neue Auftrag gerade zur richtigen Zeit, denn Ablenkung ist immer gut ...aber warum muss diese Fotostrecke ausgrechnet in Stockhom stattfinden ? Zu sehr schmerzen noch die Erinnerungen und Isabel muss über ihren Schatten springen, wenn sie beruflichen Erfolg verbuchen möchte. Mit Hotelchef Lennart hat sie einen smarne Typen an der Seite, der alles dafür tut, dass Isabel sich wohlfühlt. Er zeigt ihr wundervolle Settings und so langsam taut Isabel auf. Doch dann entdeckt sie zufällig ein Foto, das alles verändert...


Heike Abidi hat mit "Noch immer Zeit zu lieben" d e n Sommerroman 2025 geschrieben und entführt ihre Leser:innen in die wundervollen Landschaften Schwedens Das weiche Licht der Junisonne zeichnet wunderschöne Farben, die Sonnenstrahlen tanzen auf der Haut, verwandeln das Wasser in flüssiges Gold und der Duft von Zimtschnecken liegt in der Luft.

Zwischen der malerischen Kulisse, die sich wie ein wundervolles Coffe-Table-Book beim Umblättern der Seiten immer mehr entfaltet, entsteht eine romantische Liebesgeschichte, die von den einzenlen Stufen eines Trauerprozesses über Flausen im Kopf bis hin zu Schmetterlingen im Bauch reicht und die Leser:innen mit Erinnerungen, teileweise auch eigenen schönen oder schmerzhaften, in den Verlauf der Handlung einbezieht.

Die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet und so fällt es leicht, sich an die Fersen von Isabel zu heften und ihre Entwicklung mitzuerleben.Wundervolle ABBA-Evergreens schleichen sich ins Ohr und werden ein Teil der Handlung. Denn wenn Isabel verzweifelt auf einen Anruf wartet (RIng, ring), sich bei einem tiefen Blick in Lennarts Augen regelrecht verliert (Angeleyes), den Tag verflucht, bevor sie Schweden wieder betreten hat (The day befor you came) oder sich endlich ein Missverständins aufklärt (Cassandra) ist für Fans der schwedischen Kultband klar, dass auch Isabel die Songs von ganzem Herzen liebt.

Abidi blättert in imaginären Fotoalben, lässt Erinnerungen, die das Herz wie eine Wärmflasche wärmen, lebendig werden und schüttelt kräftig das Gefühlschaos in Isabels Herz, damit ein kleines Wunder daraus wird. Großartig erzählt und mit einer wundervollen Botschaft versehen, verlieben sich die Lesenden Herz über Kopf in diesen Roman. "Kopf hoch, sonst kannst du die Sterne nicht sehen" ....genau dieser Aufforderung geht isabel nach, entdeckt sich selbst dabei neu und lernt, dass man nie zu alt ist, um sein Herz erneut für die Liebe zu öffnen.

Bewertung vom 18.05.2025
Wie Blätter im Sturm
Lehmann, Anja

Wie Blätter im Sturm


ausgezeichnet

„Die Hoffnung sieht, dass es trotz aller Dunkelheit Licht gibt.“

Das Nazi-Regime hat mit der Invasion in Polen den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Viele Menschen stehen vor den Nichts, der braune Sumpf mordet, brandschatzt und vernichtet. Für Viktor, Musterschüler eine Napola, ist die Stunde der Wahrheit gekommen, denn sein Geheimnis wurde enttarnt. Fortan rächt und wütet er als seelensloes Monster, waltzt alles nierder, was ihm vor die Füße und vor den Lauf seiner Pistole kommt. Er kämpft gegen jedes Licht, jeden Funken Hoffnung, gegen die Menschlichkeit und gegen die Liebe, merzt alles aus und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Seine Wege kreuzen sich mit Frank Weber, Alina, Gregor, Claire und Katharina, die alle in eigener Misson unterwegs sind. Nicht immer mit guten Absichten, doch immer ihr Ziel vor Augen. Manche wollen Menschenleben retten, manche einfach nur lieben und andere widerum wollen, genau wie Viktor, Vergeltung und Rache. Die Jahre ziehen ins Land und Viktor verliert immer mehr sich selbst....


Anja Lehmann legt mit "Wie Blätter im Sturm" einen zeitgeschichtliche Roman vor, der tief unter die Haut geht und lange nachhallt. Sie projiziert schonungslose Bilder, die verstörend und zugleich provakant sind, schildert Panik in Echtzeit und fasst alles zu einem fast schon klaustrophobischen Nervenzerrer zusammen.

Es ist ein Roman, der vom dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte handelt und von Menschen erzählt, die "Wie Blätter im Sturm" von den Ästen geweht werden, die ihnen einst Halt und Hoffnung gegeben haben. Unbedingter Gehorsam, der Zwang zu Vernichten, Verrat und menschenverachtende Handlungen verweben die komplexen und tragischen Erzählstränge zu einer Geschichte die erinnirt, um nicht zu wiederholen und aufmerksam macht auf das, was im tagespolitischen Geschehen wieder mit einem deutlichen Rechtsruck zu verzeichnen ist. Die Schreibende macht mit ihrem Roman deutlich, wie wichtig es ist, noch genauer zu hinterfragen und sensibler, aufmerksamer mit der Thematik umzugehen.

Ihre Figuren sind sehr authentisch beschrieben und zeigen, wie sehr sich der Mensch durch Manioulation, Machtmissbrauch und Geltungsdrang verändert. Auch finden sich Menschen mit Herz zwischen den Seiten, die ihr Leben riskieren, um Unterdrückte und Verfolgte zur retten.

Hass, Hetze uns Antisemitismus vergiften diie Atmosphäre, doch Anja Lehemann zeigt immer wieder, wie sich Loyalität, Menschlichkeit und ein liebendes Herz als Hoffnungschimmer ihren Weg bahnen und sich dem absurd aufgeblähten Drang nach Tod, Gewalt und Vernichtung entgegenstellen.

Nicht immer ist das Schriftbild stimmig, denn es sind Fehler im Fließtext zu finden - Nutzung von Umgangssprache, fehlerhafte Interpunktion (falsche oder fehlende Satzzeichen verändern die Bedeutung des Satzes) führt machmal zu Missverständnissen und auch der ein oder andere Rechtschreibfehler sind dem Korrektorat durchgechlüpft.

Es bleiben dennoch 4,5 Sternchen übrig, denn diese Geschichte gegen das Vergessen m u s s einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden

Bewertung vom 18.05.2025
Saudi-Arabien
Jäkel, Lutz

Saudi-Arabien


sehr gut

Ein unbekanntes Land öffnet sich und seine Türen

Saudi-Arabien - ein Land, das nur durch die bisher veröffentlichten Fotos, Reportagen und seit 2021 auch durch die Formel-1-Rennen seine Außenwirkung zeigt. So haben sich die Bilder von Männern mit Schimaghs und Thawbs, Frauen mit Abaya und Niqab, Wüstensand, Reichtum durch Erdöl und konservativer Traditionalität in den den Köpfen eingeprägt.

Doch Saudi-Arabien erfindet sich seit 2019 neu, öffnet sich und seine Türen und ermöglicht so einen Blick hinter spektakuläre Berg- & Wüstenlandschaften. Das Reisebuch bietet eine sehr persönliche Einsichtnahme von den Erlebnissen und Eindrücken, die Lutz Jäkel auf seiner Tour durch das Könirgreich gesammelt hat. Glitzernde Fassenden, prunkvolle Moscheen und der Duft von Weihrauch, Rosen, Kardamom und Kaffee finden sich ebenso auf und zwischen den Seiten wie bittere Armut, der Kampf ums Überleben und die kritische Sicht auf Frauen- & Menschrechtslage.

Geschichte auf Schritt und Tritt, dazwischen moderne Architektur und Digitalisierung - ein Spagat, der nicht immer gelingt, weil viele Verbote wie Geschlechtertrennnung oder das Aufheben des Kopftuchzwangs noch relativ jung sind, in ländlichend und traditionell behafteten Regionen nocht nicht gelebt werden und trotzdem der Staat - gerade durch die digitalen Möglichkeiten - "ein Auge auf alle hat", die sich im Königreich aufhalten.

Die Berichte geben oft einen interessanten Einblick, sind Momentaufnahmen und die Fotos zeigen eine erstaunliche Naturvielfalt, glamouröse Städte und laden zum Wüstenabeteuer ein. Sie könnten jedoch ein wenig mehr Farbbrillanz vertragen, um genau jene intimen Einblicke noch großartiger zu transportieren, damit der Reisebildband noch spannder wird und bleibende Eindrücke hinterlässt.

3,5 Sternchen

Bewertung vom 17.05.2025
500 Walks - Nationalparks
Caperton Morton, Mary

500 Walks - Nationalparks


sehr gut

A walk in the park (Nick Straker)

"500 Walks – Nationalparks" ist ein kleines Schatzkästchen für alle Wandernde und Naturliebhaber:innen. Schon vor dem ersten Aufschlagen des Buches schleicht sich der Ohrwurm "Walk in the Park" von Nick Straker ein, verbreitet sofort gute Laune und macht direkt Lust, die Wanderschuhe zu schnüren und die Welt zu erkunden.

Das kompakte Buch bietet eine beeindruckende Sammlung von 500 Wanderungen, die für jedes Fitnesslevel und jeden Geschmack geeignet sind. Ob entspannender Spaziergang oder herausfordernde Trekkingtour – die Vielfalt der Routen ist bemerkenswert. Die Leser:innen können auf den Mammoth Hot Springs Trail die heißen Quellen des Yellowstone entdecken, durch den Nationalpark Schwarzwald wandern oder die magischen Schauplätze des Herrn der Ringe im Tongariro-Nationalpark erkunden. Jede einzelne Tour lädt dazu ein, die faszinierendsten Nationalparks der Welt zu entdecken, sich auf eine abenteuerliche Reise zu begeben und beeindruckende Landschaften zu Fuß zu erleben.

Die Wanderungen sind nach Kontinenten und Nationalparks geordnet, jede Route ist kompakt und informativ dargestellt, was die Auswahl der nächsten Outdoor-Abenteuer erleichtert. Die beigefügten Kartenskizzen und Details zur Streckenlänge geben einen ersten Eindruck und helfen bei der Planung. Auch nützliche Tipps zu Navigation, Tierbegegnungen und der optimalen Ausflugsplanung fehlen nicht – die Informationen sind kurz und knackig zusammengefasst, gehen aber nicht ins Detail. Hier empfiehlt sich weiterführendes Material, um in die Tiefe zu gehen, um gut vorbereitet in das Abenteuer Natur zu starten.

Die eindrucksvollen Fotografien in diesem Buch schaffen es, die Schönheit der Landschaften festzuhalten und die Vorfreude auf die bevorstehenden Erlebnisse zu steigern. Ob das atemberaubende Panorama des Yosemite National Parks, die mystische Landschaft der Galápagos-Inseln oder die idyllischen Seen im Nationalpark Plitvicer Seen – die Bilder sind nicht nur inspirierend, sondern auch ein eindrucksvoller Anreiz, die Natur hautnah zu erleben.

Die Autorinnen und Autoren haben mit "500 Walks" ein Buch geschaffen, das nicht nur informiert, sondern auch inspiriert.Ein Buch mit Abenteuerfaktor und eine Einladung, die Wanderträume zur verwirklichen.

Bewertung vom 14.05.2025
1945 - Schwerer Start in eine neue Zeit
Lackner, Herbert

1945 - Schwerer Start in eine neue Zeit


ausgezeichnet

Kalenderblätter zwischen Kriegsende und Neubeginn

Herbert Lackners „1945 – Schwerer Start in eine neue Zeit“ ist ein tiefgehendes und sehr bewegendes Buch, das sich dem schicksalhaften Übergang Österreichs in eine neue Epoche widmet. Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Landes von der nationalsozialistischen Herrschaft gelingt es Lackner, die großen historischen Umwälzungen dieser Zeit mit dem Blick fürs Wesentliche zu erzählen und dabei die Sichtweise der "Menschen wie du und ich" einzunehmen. Mit seiner sehr guten Recherche und den persönlichen Einlicken in die eigenen Familiengeschichte erhalten die Leser:innen einen sehr intimen Einblich in das Leben zischen Kriegsende und Neubeginn. Es sind Herausforderungen und Hoffnungen, die den österreichischen Alltag des Jahres 1945 prägten, die Lackner wie in einer Art Abreißkalender aufbreitet und zugänglich macht.

Ein zentrales Element des Buches sind die Briefe und Tagebucheinträge von Lackners Eltern Anni, einer jungen Verkäuferin, und Hans, einem Luftwaffenhelfer, die gleich zu Beginn des Buches vorgestellt werden. Durch ihre Erlebnisse wird die düstere Realität der letzten Tage des Krieges und die anschließenden Mühen des Neubeginns sehr lebendig. Anni und Hans, die als Teenager in diese ungewisse Zeit geworfen werden, stehen stellvertretend für viele, die zwischen den Trümmern einer zerbombten Vergangenheit und der Hoffnung auf ein besseres Morgen gefangen sind. Lackner verknüpft die persönlichen Geschichten geschickt mit der historischen Entwicklung und zeigt, wie viele Österreicher:innen auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Trauma des Krieges umgingen.

Besonders eindrucksvoll ist Lackners Erzählweise, die es schafft, die Tiefe menschlicher Empfindungen einzufangen. Er beleuchtet nicht nur die Belastungen und Ängste, sondern auch die kleinen Triumphe des Alltags. Der Autor bietet oft bedrückende Einblicke, denn auch in den ersten Monaten nach Kriegsende ist der braune Sumpf noch allgegenwärtig, zieht seine Stricke und macht sich unbeheilligt aus dem Staub.

Ein weiterer bedeutender Aspekt des Buches sind die weniger bekannten historischen Narrative, die Lackner ans Licht bringt. Die Enthüllung, dass die berühmte Weihnachtsrede von Leopold Figl, dem ersten Kanzler der Zweiten Republik, nicht im Jahr 1945 gehalten wurde, sondern erst Jahre später eine mythische Bedeutung erlangte, zeigt eindrucksvoll, wie Geschichte auch positiv manipuliert und konstruiert werden kann. Auch die Schicksale um Bruno Kreisky und die Verstrickungen eines ehemaligen Mitinsassen, der mehrfach versagte und dennoch in die Geschichtsbücher eingeht, werden von Lackner aufbereitet und zugänglich gemacht.

Lackners Werk ist brillante Chronik, aufrüttelnde Lektüre und zugleich eine Mahnung, dass sich das Gestern nicht wiederholen darf. Sehr lesenswert und mehr als "nur" ein Buch.

Bewertung vom 14.05.2025
Die Akte Schneeweiß
Fuchs, Felicitas

Die Akte Schneeweiß


ausgezeichnet

Starke Frauen in einer Geschichte gegen das Vergessen

Katja träumt davon , einmal Ärztin zu werden, doch ihr Vater ist alles andere als begeistert von der Aussicht, dass seine Tochter auf eigenen Füßen stehen will. Wozu studieren und die Ausbildung finazieren, wenn sie doch heiraten und Kinder bekommen soll. Unterstüzuung erhält sie von ihrem Großvater, der ihr immer wieder liebevoll zu verstehen gibt, dass sie ihren Träumen folgen soll. Doch dann verschwindet der Großvater spurlos und es scheint, als hätte isch mit seinem Verschwinden auch der Mantel des Schweigens über die Familie gelgt. Ab sofort ist der Name des Großvaters tabu und erst Jahre später kommt Katja den Geheimnissen in ihrer Falmliegeschuachte auf die Spur...


Felicitas Fuchs schreibt zeitgeschichtliche Romane, die Spuren hinterlassen und zum Nachdenken auffordern. In ihrem neuen Buch "Die AKte Schneeweiß" erzähtl sie in eindriglichen Worten von den menschenverachtenden Machenschaften des braunen Sumpfes, den langen Armen der Gestapo und den Auswirkungen der dramatischen Ereignisse während des Nazi--Regimes bis heute.

Es ist ein Roman gegen das Vergessen, der aktueller denn je ist und durch die starke Persönlichkeit von der weiblichen Hauptfigur Katja geprägt wird. Sie hat keine Angst, sie selbst zu sein, für ihre Rechte als Frau einzustehen und auch um die Verwirklichung ihrer (beruflichen) Träume zu kämpfen.

Die gesellschaftlichen Normen der Nachkriegszeit bis hin in die späten 1970er Jahre werden von Felicitats Fuch sehr anschaulich eingefangen und mit Sätzen wie "So lange du deine Füße unter meinen Tisch stellst" belegt. . Das gesellschaftliche Korsett ist eng geschnürt und stellt unter anderem die Verbidung zwischen Katjas Berufswahl und der Lebensgeschichte ihres Großvaters her.

Zwei Erzählstränge, die sehr flüsssig und gut lesbar sind, geben Einblicke in schreckliche Szenen, die mitunter nur sehr schwer zu ertragen sind. Die Protagonist:innen des Romans versuchen immer wieder, die Einsrchränkungen ihrer Zeit zu durchbrechen, ungachtet der Konsequenzen, die sie erwarten.

Fuchs lotet die Grenzen des Sagbaren aus und macht ihre Leser:innen immer wieder darauf aufmerksam, dass die Zeit, in der Hass, Hetze und Antisemitismus die Atmosphäre vergiften, nie wieder zurückkehren darf. Geschichte darf sich nicht wiederholen und so scheut sich die Autorin nicht davor, schonunglose Bilder zu projizieren, die lange nachwirken und sich ins Gedächtnis einbrennen. Auch findet die Schreibende jederzeit den richtigen Ton, um sensible Thematiken anzusprechen, ohne bloßzustellen und trotzdem eine Story zu erzählen, die von starken Frauen handelt, die gegen den Strom schwimmen.

Ein weiteres Lesehighlight, das aktiv dazu aufruft, für das "Nie wieder ist jetzt!" einzustehen und all denjenigen eine Stimme gibt, dich schon längst verstummt sind.

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