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clematis

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Insgesamt 357 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2025
Åslund, Sandra

Dann ruhest auch du / Maya Topelius Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In der Heimat

Kaum möchte Maya ein paar Tage in der Heimat bei ihren Eltern verbringen und mit ihrem Lebensgefährten Christoffer ausspannen, gibt es in der Schlossruine von Borgholm einen Leichenfund. Aufgrund frappierender Ähnlichkeiten mit einem früheren Fall werden Kriminalinspektorin Maya Topelius und ihr Kollege Pär Stenqvist gebeten, die örtliche Polizei in Kalmar zu unterstützen. Rechtsextreme Tendenzen und sehr persönliche Erinnerungen prägen den Abschluss dieser spannenden Trilogie aus Schweden.

Ein Eigenbrötler schleicht abends durch die dunklen Gänge unter dem verfallenden Schloss, die Stimmung ist angespannt, dichter Nebel und im Unterholz wucherndes Farnkraut verstärken die unheimliche Atmosphäre. Überaus eindrucksvoll beginnt dieser Kriminalroman und bleibt es auch dank der phantastischen Kombination aus Ermittlungen und Privatleben, welches hier den Bogen zu Mayas Freundinnen und der gemeinsamen Kindheit schließt. Neben den zahlreichen Eindrücken aus Småland ist es auch diesmal wieder die gelungene Themenwahl – rechtsextreme Zellen und die Verbreitung von zweifelhaftem Gedankengut – und die entsprechende Einbettung in die Trilogie, welche den Leser durchgehend an die Zeilen fesselt. Aber auch Åslunds bildhafter Schreibstil sorgt für lebendige Szenen und glaubwürdige Charaktere, sodass dem aufregenden Leseerlebnis nichts im Wege steht.

Mit einer Träne im Auge muss ich mich nach drei wunderbaren Kriminalfällen von Maya und Pär verabschieden, aber den Wunsch nach einer Auszeit muss man respektieren. Die Reihe war ja von Anfang an als Trilogie konzipiert und nicht als Dauerschleife. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Dieses Sprichwort passt meiner Ansicht nach bestens zu den drei empfehlenswerten Büchern und so spreche ich sehr gerne eine Leseempfehlung aus für alle, die gerne eine Reise nach Schweden unternehmen, Mayas Privatleben kennenlernen und wie nebenbei auch noch Verbrechen aufklären möchten.

Bewertung vom 27.10.2025
Schörghofer, Manuela

Schatten über dem Kloster / Isabella Falk ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Hinterhalte

Der Füssener Bürgermeister Alois Vogler ist tot, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt im Kloster Weißenfels. Sein Freund, Richter Rudolf Falk, geht eher von Mord als von einem Unfall aus, stirbt jedoch, bevor er genug Beweise sammeln kann. In seinem Testament stellt er seine um viele Jahre jüngere Ehefrau Isabella vor außergewöhnliche Bedingungen um sein Erbe anzutreten.

Dunkel ist die Nacht, neblig und wolkenverhangen, so beginnt und so endet dieser spannende Historische Kriminalroman, der so manche Überraschung bereithält. Über die kurzweiligen 59 Kapitel zwischen düsterem Prolog und ebensolchem Epilog erstreckt sich eine bemerkenswerte Handlung, welche im Jahre 1376 spielt und sich um Hinterhalte, Intrigen und Täuschungsmanöver dreht. Angesehene Ratsmitglieder sowie Angehörige des Klosters von Sankt Mang stehen im Mittelpunkt, drei Figuren, welchen diese Aufgabe ganz und gar nicht offiziell zufällt, versuchen aus pragmatischen Gründen, gemeinsam einen Mord aufzuklären. Diese drei Personen sind die Witwe Isabella Falk und die beiden Jugendfreunde Leonhard Stadler, der Stadtschreiber und Magnus Bader, ein studierter Medicus, wobei jeder von ihnen ganz unterschiedliche Beweggründe hat.

Die Atmosphäre des Spätmittelalters ist auf großartige Weise eingefangen, jede Figur mit Gestik, Mimik und Bekleidung bestens charakterisiert. Lebendigkeit und ein durchgehend hoher Spannungsbogen prägen das Geschehen, Unerwartetes trifft die Füssener und die Leser gleichermaßen. Wie schon in ihren bisherigen Romanen, gelingt es Schörghofer auch diesmal, mittelalterliches Flair und kriminalistische Handlungselemente glaubwürdig zu verweben, sei es durch genaueste Recherche, sei es durch ihren bildreichen und fesselnden Schreibstil. Die logische Aufklärung aller offenen Fragen versteht sich von selbst.

Ein eindrucksvoller Kriminalroman aus dem Spätmittelalter mit reichlich Dramatik und ausgezeichnetem Unterhaltungswert. Wer düstere Atmosphäre sucht, gepaart mit einer klar konstruierten Geschichte, der sollte in Füssen innehalten.

Bewertung vom 26.10.2025
Follett, Ken

Stonehenge - Die Kathedrale der Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gigantisch

England, 2500 v. Chr.: In der Großen Ebene finden jährlich zum Mittsommerfest Rituale der Priesterinnen statt, welche einladen zu Tauschhandel, Speis und Trank und ausgelassenen Nächten. Hier treffen der Feuersteinhauer Seft und Neen aus der Gemeinschaft der Hirten aufeinander, werden im Laufe der Zeit mit Neens Schwester Joia Pläne geschmiedet, die bemerkenswerten, aber unbeständigen Monumente aus Holz durch widerstandsfähigere aus Stein zu ersetzen. Eine Epoche weit vor unserer Zeit wird auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt.

Langsam und dennoch fesselnd entwirft Ken Follett einzelne Szenarien aus dem steinzeitlichen England, beschreibt das Leben von Bauern, Hirten und Waldleuten auf bildreiche und lebendige Art und Weise. Auch die Priesterinnen bekommen natürlich ihren Platz, ist es doch Joias Vision, ein neues Monument aus den größten Steinen der Welt zu errichten. Aber so, wie Stonehenge nicht an einem Tag entstanden ist, erstreckt sich auch dieser epochale Roman über einen großen Zeitraum und verbindet aufgrund vielfach fehlender Daten Historisches mit entsprechender Fiktion. Die Gewohnheiten der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen sind bestens vorstellbar, die Figuren aus den jeweiligen Völkern glaubwürdig und lebensnah charakterisiert. Beschwerliche Tage, dazu eine anhaltende Dürre lassen die Nerven blank liegen und die unterschwellig schwelenden Konflikte zwischen Ackerlandbesitzern, Viehhirten und umherziehenden Waldbewohnern aufbrechen, persönliche Feindschaften münden in einen kriegerischen Angriff. Über all die Jahre reift in Joia und Seft die Idee für ein gigantisches Monument aus Stein heran und steht kurz davor, tatsächlich in die Tat umgesetzt zu werden. Obwohl es bis dahin viele Seiten dauert, bleibt die Handlung stets abwechslungsreich und ermöglichen die verschiedenen Blickwinkel Eindrücke aus unterschiedlichsten Kulturen und Lebenswelten. Die Spannung steigt im letzten Drittel deutlich an und setzt mit der Errichtung von Stonehenge schließlich den krönenden Schlusspunkt.

Aus meiner Sicht ist Ken Follett das Füllen all der historischen Lücken bestens gelungen, die Atmosphäre der damaligen Lebensrealität ist beindruckend in Worte gefasst. Wer keine rein geschichtliche Abhandlung des Baues einer Steinkathedrale erwartet, sondern eine lebendige Erzählung aus ferner Zeit, der wird das 670 Seiten umfassende Buch in vollen Zügen genießen können. Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.10.2025
Bach, Tabea

Das Kamelienhaus


ausgezeichnet

Brücken

Noch bevor Lucy in die Naturkosmetikfirma ihrer Mutter Sylvia einsteigen kann, muss sie an deren Stelle eine Geschäftsreise nach Japan antreten. Von der dortigen Kamelienölmanufaktur kommen keine Nachrichten mehr, dabei ist das auf der Insel Soshima nach alter Tradition gewonnene Öl eine wesentliche Grundlage für die hochwertigen Pflegeprodukte aus der Bretagne. Ein auf den ersten Blick charmant scheinender Amerikaner kreuzt Lucys Weg nach Tokyo und weckt in ihr widerstreitende Gefühle. Aufregende Tage zwischen Frankreich und Japan stehen bevor, die Zeit drängt und es ist fraglich, ob zwischen den unterschiedlichen Welten Brücken geschlagen werden können.

Auch wenn diese neue Reihe auf der Kamelieninsel-Saga fußt, sind keinerlei Vorkenntnisse zum Genießen dieses wunderbaren Romans vonnöten, das diesbezügliche Vorwort kann ich nur bestätigen – neugierig auf die Vorgeschichte bin ich aber jetzt auf jeden Fall. Ihre Charaktere zeichnet Tabea Bach wie gewohnt lebendig, die Emotionen spürt man aus jeder einzelnen Zeile. Lucy mit ihren Kenntnissen der japanischen Sprache und Kultur passt perfekt in die Rolle einer Vermittlerin, die einem Sprichwort gemäß das Unterschiedlichste durch eine Brücke zu verbinden sucht. Großartige Eindrücke der Landschaft, bildreiche Beschreibungen von fremden Sitten und eine zarte Liebesgeschichte verdichten die Handlung zu einem spannenden Leseerlebnis, das man nur ungern unterbricht. Der Duft fremdländischer Speisen steigt einem immer wieder in die Nase, üppige Vegetation und glitzernde Wasser ziehen einen in ihren Bann, sorgfältig recherchierte Details zur japanischen Lebensrealität versetzen den Leser in eine gänzlich andere Welt, die durchaus ihren Reiz zu zeigen vermag. Dazu gesellt sich noch die Frage, wie weit Traditionen und Natur bewahrt werden sollen im Wettstreit mit rein profitorientierten Konkurrenten.

Abwechslungsreich und kurzweilig fließen die Kapitel dahin, erzählen eine stimmige Geschichte aus Lucys Blickwinkel und beginnen eine aufregende Reise in die schönsten Kameliengärten zwischen der Bretagne und der fiktiven japanischen Insel Soshima. Auf anmutige Weise stellt die Autorin zwei sehr unterschiedliche Kulturen einander gegenüber und schafft es mit bemerkenswerter Leichtigkeit, jeder einzelnen Figur Respekt und Würde entgegenzubringen. Der Auftakt dieser neuen Reihe ist bestens gelungen!

Bewertung vom 23.10.2025
Hoem, Edvard

Die Hausmamsell


sehr gut

Geigenbauertochter

Als jüngste Tochter des Geigenbauers Lars Olsen erblickt Julie Elisabeth Hoem im Jahre 1836 das Licht der Welt. Nach einer unbeschwerten Kindheit im norwegischen Christiansund muss sie nach dem Tod der Mutter durch Botengänge und kleine Hilfsarbeiten mitverdienen, nach dem Tod des Vaters verlässt sie mit 18 Jahren ihren Heimatort und lebt größtenteils in Bergen als Hausmamsell bei verschiedenen angesehenen Familien. Unverheiratet und kinderlos verbringt sie ihre letzten Lebensjahre bis 1911 im Heim Alders Hvile, Frieden des Alters.

Gestützt auf unzählige Zeitungsannoncen, Notizen und Einträge in Kirchenbüchern erzählt Edvard Hoem diese betuliche Geschichte von Julie Elisabeth Hoem. Da immer wieder größere Lücken in Julies Lebenslauf klaffen, schließt er diese auf bemerkenswerte Weise durch Phantasie und andere Überlieferungen aus der entsprechenden Zeitepoche, sodass ein chronologisches Ganzes entsteht. Im Text selbst weist Hoem an so mancher Stelle auf diesen Kunstgriff hin, als Leser weiß man also durchaus Bescheid, was auf realen Gegebenheiten fußt und was klug erdichtet ist. Mit einem ganz eigenen, sehr ruhigen, ja nahezu sachlich anmutenden Schreibstil nimmt uns der Autor mit auf eine Reise in eine fremde Welt, ins 19. Jahrhundert, wo die Uhren noch ganz anders getickt haben als heute. Die Erzählung könnte einem Tagebuch Julies entnommen sein, so ähnlich zur Darstellungsweise sind ihre Gedankenwelt, ihre klare Meinung und Handlung. Als Hausmamsell stets loyal, aber doch ihrer eigenen Linie treu, wechselt sie mehrmals ihre Anstellung, begleitet für fünf Jahre sogar eine Familie ins ferne Amerika, wo sie ihre Englischkenntnisse vertieft und lernt, sich modisch und adrett zu kleiden.

Ein großer Bogen spannt sich über die Jahrzehnte, langwierige Recherche und viel Liebe zum Detail kennzeichnen dieses Werk um eine eigenständige Frau, welche keine direkten Nachkommen hat, die ihr Lebenswerk weitertragen könnten. Interessante Einblicke in unterschiedliche Berufswelten, die steten Veränderungen der Stadt Bergen und das Leben als Dienstmädchen und Hausmamsell gewährt Edvard Hoem mit diesem Buch. Empfehlenswert für Leser, die Interesse zeigen an historischen Einzelheiten, schwülstige Ergüsse über wohlgehütete Geheimnisse aus vornehmen Familien darf man nicht erwarten.

Bewertung vom 22.10.2025
Früh, Katja

Vielleicht ist die Liebe so (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Selbstbestimmtheit

Die Mutter ist dominant, manipulierend, egomanisch, narzisstisch. Nun will sie auch noch im Rahmen ihrer Selbstbestimmtheit ihren Todeszeitpunkt festlegen, bevor sie alt, dement oder pflegebedürftig wird. Ihre Tochter Anja, Mitte vierzig, ist entsetzt darüber, dass sie dabei sein soll beim geplanten Suizid, der von den Behörden genehmigt worden ist.

Katja Früh zeichnet eine von Schwierigkeiten und Unverständnis geprägte Mutter-Tochter-Beziehung, die vor allem Anja sehr belastet und in ihrem Leben einschränkt. Die Selbstbestimmtheit scheint von der Mutter allein gepachtet zu sein, das Kind muss deren Vorstellungen entsprechen, um den mütterlichen Stolz zu befriedigen. Wie es der Mutter selbst dabei geht, ob sie tatsächlich so unangenehm ist, wie hier dargestellt, bleibt offen, denn erzählt wird aus Anjas Blickwinkel in der Ich-Form. Dabei bekommt man als Leser ihre Ängste und Sorgen hautnah mit, dennoch bewahrt die Autorin einen ausreichend distanzierten Schreibstil, sodass die Geschichte nicht abgleitet in schwülstige Gefühlsausbrüche. Besonders skurril ist Mutters letzter Wunsch an ihre Tochter, gut gelöst von Anja im Hinblick auf ihre Zukunft, welche am Ende des Buches nur kurz, aber dennoch sehr zufriedenstellend angerissen wird.

Ein Roman über Mütter und Töchter, über Selbstbestimmtheit und ihre Grenzen, über den geplanten Todeszeitpunkt und den Umgang der Zurückbleibenden mit diesem Termin. Eine Thematik, die mich selbst auch schon so manches Mal beschäftigt hat und die hier auf interessante Weise in eine durchaus realistische Handlung eingebettet wird. Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.10.2025
Römer, Lotte

Das mutige Mädchen


ausgezeichnet

Schneiderliebe

Elsa liebt das Nähen, immer wieder zieht es sie in das schöne Weißwarengeschäft von Herrn Tannhäuser, der ihr die Schneiderei näher bringt und ihr irgendwann auch eine Mitarbeit in Aussicht stellt. Der Traum, ungebunden und unabhängig von einem Mann zu sein, ist greifbar nahe und während der charmante Richard trotz aller Sehnsucht nach Eigenständigkeit ihr Herz höher schlagen lässt, ist der Stoffhändler Clemens ein verlässlicher Freund in schwierigen Zeiten. Wohin wird Elsas Lebensweg wohl führen?

Charmante Bilder aus Innsbruck im Jahre 1891 begleiten uns durch spannende Momente in Elsas Leben, denn das Schicksal sieht eine unüberschaubare Weggabelung für das sympathische Fräulein vor. Nachdem schon die ältere Schwester Fannerl aus dem Elternhaus geflohen ist, muss nun Elsa entscheiden, ob sie sich den Wünschen des Stiefvaters beugt oder sich den Herausforderungen eines Lebens auf eigenen Füßen stellt. Warmherzig und empathisch erzählt Lotte Römer diese unterhaltsame Geschichte, flicht trotz aller Ernsthaftigkeit auch immer wieder Humorvolles ein, sodass man nicht nur bangen, sondern auch schmunzeln darf und sich anhand des detailreichen Schreibstils selbst in längst vergangene Tage zurückversetzt fühlt.

Eine wunderbare Lektüre, die mir – wie schon Band 1 – zauberhafte Lesestunden beschert hat. Empfehlenswert.

Bewertung vom 19.10.2025
Sten, Viveca

Lügennebel / Hanna Ahlander Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Fall Fanny

Eine Studentengruppe aus Uppsala - zwei Mädels, vier Burschen - will eine ausgelassene Woche in den Bergen verbringen, Schi fahren, trinken, spielen, aber schon bald steht die Kriminalpolizei vor der Tür: Fanny, eine von ihnen, liegt tot im Schnee vor dem Haus.

Kurze Tage, lange Nächte, klirrend kaltes Winterwetter, Hanna feiert ihren 37. Geburtstag mit ihrem neuen Liebhaber in einem abgeschiedenen Hotel. Wie das Leben einer Polizeikommissarin so spielt, hält sich das Verbrechen aber nicht an Amtsstunden, sondern schlägt in den unpassendsten Momenten zu. Auch wenn völlig unklar ist, ob der Tod der jungen Studentin ein unglücklicher Unfall ist oder tatsächlich ein Verbrechen vorliegt, folgt Hanna ihrem Instinkt und fliegt sofort zurück nach Åre, um ihre Kollegen Daniel Lindskog und Anton Lundgren zu unterstützen. Ein Schwall an Alkohol und Lügen schwappt ihr von den fünf Freunden entgegen, möglicherweise spielen auch Drogen eine Rolle, aber niemand scheint tatsächlich etwas zu wissen, oder diese Informationen überaus geschickt vor der Polizei zu verbergen. Ein Hausmeister, der stets zur Stelle ist, selbst wenn er nicht gerufen wird, und Nachbarn, für welche die Städter ein Ärgernis darstellen, stiften ebenfalls mehr Verwirrung als sie zur Aufklärung des Falles Fanny beitragen.

Eine großartige Konstellation im pompösen Ferienhaus, eine geschlossene Gruppe von jungen Studenten und ein Unglück, das niemand bemerkt haben will – Viveca Sten entführt den Leser zum wiederholten Male an den Polarkreis in den Wintersportort Åre, wo Hanna Ahlander nicht einfach nur ermittelt, sondern auch auf ihr untrügliches Gefühl achtet und hinter die Kulissen blickt. Was im Beruf ausgezeichnet funktioniert, scheint allerdings im Privatleben zu fehlen, zumindest hört Ahlander hier nicht so genau auf ihre innere Stimme. Mit diesen Einblicken in persönliche Lebensbereiche rundet die Autorin die spannenden Ermittlungen passend ab und zeigt, dass auch Kriminalbeamte ganz normale Menschen sind wie du und ich und mit allerlei Problemen zu kämpfen haben. Immer wieder tauchen dramatische Szenen auf, nicht nur am Ende spitzen sich die Ereignisse zu, bevor der Fall endgültig und schlüssig geklärt werden kann, Hanna und ihr Team dürfen stolz sein auf ihre Leistung.

Ein weiteres Abenteuer an Hannas Seite ist abgeschlossen, meine Erwartungen an den vierten Fall aus der Reihe „Die Åre-Morde“ sind wieder voll erfüllt worden, was nach der herausragenden Sandhamn-Serie gar nicht so einfach ist, auch mit dem Präsens als Erzählzeit habe ich mich mittlerweile angefreundet. Meine Neugierde auf künftige Ermittlungen und Details zu den jeweiligen Lebensumständen in der sympathischen Polizeitruppe ist groß, die Fortsetzung darf ich keinesfalls verpassen. Leseempfehlung für alle, die eine kunterbunte Mischung aus Krimi und Privatleben zu schätzen wissen, was für mich ein gelungenes Ganzes in einer Bücherserie ergibt.

Bewertung vom 18.10.2025
Liebelt, Brigitte

Hoffnungssterne am Adventsbaum (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kinder Gottes

Die Kartoffelfäule im Jahre 1846 stellt schon zeitig die Weichen für Annas Leben, denn als die Versorgung mit Lebensmitteln immer schwieriger wird, wird sie kurzerhand vom Vater in die Diakonissenanstalt Kaiserswerth zu seiner Schwester Sophie geschickt. Durch die gestrenge Hand der Mutter an Arbeit gewöhnt, packt das Mädchen im Waisenhaus tapfer mit an und erkennt, dass es trotz seiner Schwächen und Unzulänglichkeiten ein wertvolles und geliebtes Kind Gottes ist und auf eine bessere Zukunft hoffen darf.

Nachdem der beste Freund aus Kindheitstagen nach Amerika ausgewandert ist und im Hause Wagner kaum noch genug zum Überleben vorhanden ist, verlässt Anna ihr Heimatdorf Vaihingen an der Enz. Voller Angst, weder ihren Eltern noch den Diakonissen genug zu sein, begibt sie sich auf eine unbekannte Reise und spürt alsbald, dass sie bei ihrer Tante Sophie und Pastor Fliedner so angenommen wird, wie sie ist, dass sie auch einmal Fehler begehen darf, ohne gleich wieder fortgeschickt zu werden. Warmherzig und einfühlsam wählt Brigitte Liebelt ihre Worte, beschreibt anschaulich, wie einsam Anna sich fühlt und wie der Adventsbaum ihr Wärme und Hoffnung schenkt, da täglich ein weiteres Lichtlein angezündet wird und eine Verheißung aus der Bibel an die Zweige geheftet wird. Die detaillierte Recherche und historisch verbürgte Personen bedingen die Realitätsnähe dieses Romans, die herzliche und stilistisch ansprechende Erzählweise bringen eine angenehme Nähe zu den Figuren ins Spiel. Stets fühlt man mit Anna, aber auch mit Paul jenseits des Ozeans, mit und kann sich in ihre Rolle hineinversetzen. Der Trost durch die Gemeinschaft und die vorweihnachtlichen Rituale spenden Anna Kraft, um schließlich selbst ihr Leben organisieren zu können, indem sie auf Gottes Hilfe vertraut.

Ein liebevoll gestaltetes Büchlein mit einem überaus informativen Nachwort, das zum Innehalten anregt und die historische Tradition rund um den Adventsbaum lebendig werden lässt. Lesenswert!

Bewertung vom 18.10.2025
Sole, Mia

Die Gardasee - Schwestern


sehr gut

Jule, Dorin, Sue

Die drei Schwestern Jule, Dorin und Sue sind in alle Welt verstreut, um Sprachen zu lernen und das Handwerk der Gastronomie aus verschiedensten Blickwinkeln zu erleben, bevor sie ins Imperium ihres Vaters einsteigen. Am schönen Gardasee treffen sie aufeinander – und möglicherweise sogar auf die große Liebe. Romantik und Herzschmerz zwischen Zitronenhainen, Pistazienplantagen und knusprigem Pizzateig lassen nicht lange auf sich warten.

Drei einzelne Romane und ein Bogen spannendes Bonuskapitel erwartet die Leser mit diesem Sammelband, man darf sich also ein gemütliches Platzerl suchen, vielleicht ein Glas Aperol dazu. Zwischendurch gibt es köstliche Rezepte, sodass man den weiteren Verlauf der Handlung mit Limoncello-Tiramisu oder Pistazieneis genießen kann. In jedem Band stellt Mia Sole also eine der drei Schwestern in den Mittelpunkt und erzählt über feste Familienbande, die Halt und Pflichtgefühl gleichermaßen bedingen, sodass es nicht immer einfach ist, seine persönliche Freiheit und Selbstbestimmung zu leben. Die bildhübschen jungen Frauen stellen sich am schönsten See Italiens ihren Herausforderungen, kümmern sich um einen eleganten familieneigenen Hotelbetrieb, flirten mit charmanten Italienern und kontern geschickt so manchem arroganten Mannsbild. Ist der erste Eindruck immer der richtige oder trügt der Schein? Jede Geschichte birgt ihre Überraschungen, am Ende sind sowohl Sommer als auch Winter am Gardasee einfach bezaubernd und halten ein Schäuflein Glück bereit, egal, ob es um ein geheimes Pizzarezept geht, ein begehrtes Grundstück am See oder einen Bauherren mit ambivalenten Gefühlen.

Gardasee zum Träumen – ein wunderbarer Schmöker, um den Alltag hinter sich zu lassen und Urlaubsflair zu genießen.