Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Valeska
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 06.03.2024
ruh
Dost, Sehnaz

ruh


gut

Der Anfang war schwer
Ich muss gestehen, dass ich nicht so richtig in das Buch und die Geschichte reingefunden habe. Zu allererst möchte ich aber sagen, dass ich das Cover sehr ansprechend finde und ich großer Fan des Verlags bin, da dieser ausschließlich Bücher von Frauen herausbringt. Das möchte ich hier noch einmal hervorheben, da ich das wirklich klasse find. Der Sprachstil der Autorin Sehnaz Dost ist sehr schön und auch gut zu verstehen.
Mich hat nur leider die Geschichte nicht gepackt. Darin geht es um den Lehrer Cemal, der sich durch seinen herausfordernden und von Rassismus geprägten Alltag kämpft. Anstatt sich seinem Umfeld zu öffnen, träumt er sich in der Vergangenheit, beziehungsweise wird in seinen Träumen von seiner Urgroßmutter aus der Türkei, quasi beraten. Er hat sie zwar nie kennengelernt, doch durch sie kommt er näher an seine türkischen Wurzeln heran. Die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen dadurch immer mehr.

Bewertung vom 18.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Unglaublich spannende Geschichte - bis zur letzten Seite

Das neue Buch von Lana Lux hat mich absolut begeistert und ich konnte es gar nicht weglegen. Eine Triggerwarnung vorab: In „Geordnete Verhältnisse“ geht es unter anderem um psychische und physische Gewalt. In der Rezension versuche ich diese Themen soweit es geht, wegzulassen.

In „Geordnete Verhältnisse“ wird die Geschichte von Philipp und Faina erzählt. Beide lernen sich in der Grundschule kennen. Philipps Kindheit ist geprägt von der Alkoholabhängigkeit seiner Mutter. Fainas Familie ist aus der Ukraine geflohen und können kaum deutsch. Faina und Philipp finden als Außenseiter*innen zusammen und entwickeln eine Freundschaft, die sie auch nach der Schule weiterführen. Doch diese ist toxisch und geprägt von Abhängigkeit, Kontrolle und später auch Gewalt.

Besonders fasziniert hat mich der Erzählstil von Lana Lux. Wir Leser*innen bekommen die Geschichte aus der Ich-Perspektive beider Personen erzählt. Sowohl Philipp, als auch Faina berichten über ihre Gefühle. Wir blicken so dann ganz tief in die Gedanken des Opfers und des Täters. Ich fand das Buch wirklich aufwühlend und gerade durch diese Ich-Perspektiven kommt das Erzählte sehr nah an einen ran. Ich kann das Buch absolut empfehlen.

Bewertung vom 12.02.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


sehr gut

Die Kernaussage ist klar: Das Buch von Yandé Seck stellt die Beziehung der beiden Schwestern Zazie und Dieo in den Vordergrund. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Auf den ersten Blick könnten die beiden Protagonistinnen nicht unterschiedlicher sein: Dieo führt ein sehr geordnetes Leben. Sie macht eine Ausbildung zur Psychotherapeutin, hat die Chance auf eigene Praxisräume und schmeißt nebenher noch das Familienleben mit ihrem Mann Simon und den drei Kindern. Zazie hingegen liebt als jüngere Schwester ihre Freiheit, verliert ihren Job und ist auf der Suche. Sie kämpft täglich den Kampf gegen Rassismus und das weiße Patriarchat. Auch Dieo hat Probleme, sich unter den Hipster-Müttern und ihren perfekten Vorstellungen einzufinden. Wie ihre Leben in Frankfurt ausschauen beschreibt die Autorin sehr gut. Passend dazu, gibt es im Buch drei Erzählperspektiven - die von Zazie, Dieo und Simon. Das hat das Buch für mich sehr spannend und abwechslungsreich gemacht. Einen Kritikpunkt habe ich - Achtung Spoiler! Wer nicht wissen will, was nach Seite 200 passiert, bitte aufhören zu lesen! Auf dem Klappentext wird bereits verraten, dass der Vater der beiden stirbt und sie in den Senegal reisen. Diese Wendung kommt allerdings erst im letzten Drittel des Romans vor. Ich finde es sehr schade, dass so viel bereits im Klappentext verraten wird. Diese wichtige Wendung im Buch, hätte nicht vorher verraten werden sollen.

Bewertung vom 16.09.2023
Nichts in den Pflanzen
Haddada, Nora

Nichts in den Pflanzen


gut

Geschichte mit Schwachstellen: Ich bin hin und her gerissen, was ich über das Buch „Nichts in den Pflanzen“ sagen soll. Ich finde die Geschichte und die Idee, über die Berliner Kunstszene zu schreiben, sehr gut und ich mochte den Plot sehr gerne. Besonders gut gefallen hat mir der Struggle, dem die Protagonistin und Ich-Erzählerin Leila ausgesetzt ist. Sie zerbricht am Druck ihr Manuskript für ein Drehbuch fertig zu bekommen und flüchtet sich in Alkohol und Drogen. Ihre Wahrnehmungen schuldet sie den Leder*innen. Aber Achtung: Sie ist eine unzuverlässige Erzählerin, was das Buch wirklich sehr spannend macht. Sie ist eine klassische Anti-Heldin, die man am liebsten schütteln möchte.
Allerdings gab es aus meiner Sicht in diesem Roman einige Schwachstellen. Ich fand die sprachliche Gestaltung sehr schwierig und musste einige Stellen mehrmals lesen, um sie zu verstehen. Außerdem war der Wechsel aus verschiedenen Erzählzeiten sehr verwirrend und ich konnte den linearen Geschehen nicht folgen und die Geschehnisse in die richtige logische Reihenfolge bringen. Aus diesem Grund wurde die Geschichte für mich nicht ganz rund. Sehr schade finde ich zudem, dass viele Themen wie Rassismus, Leistungsdruck, Partnerschaft und Sexualität nur angerissen und nicht tiefgründig beschrieben. Die Charaktere bleiben deshalb sehr flach und man hat keine Chance sie kennenzulernen. Im Großen und Ganzen fand ich das Buch gut, es hat aber einige Schwachstellen.

Bewertung vom 13.08.2023
Tasmanien
Giordano, Paolo

Tasmanien


weniger gut

Hält leider nicht, was es verspricht

Ich muss gestehen, dass ich das Buch nur mit Mühe fertiggelesen habe. Leider hält der Klappentext und die Leseprobe nicht das, was sie verspricht. Das Thema klang eigentlich interessant mit Verbindungen aus persönlichen Problemen - dem unerfüllten Kinderwunsch des Paares - und der Klimakrise. Der Protagonist ist Journalist und berichtet unter anderem von der Pariser Klimakonferenz. Die Geschichte kommt aber leider nicht so richtig ins Rollen. Zeitsprünge und ein abgehakter Erzählstil macht das Buch sehr sperrig und es hat mich nicht wirklich gefesselt. Zudem hätte es für mich eine Triggerwarnung genötigt, da es viel um die Atombombe und die schrecklichen Auswirkungen geht.

Bewertung vom 23.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Gelungene Familiengeschichte

Ute Manks Roman „Elternhaus“ beschäftigt sich mit einem Thema, dass vielen von uns früher oder später betreffen wird: Die Eltern werden älter und können nicht mehr alleine in ihrem Haus wohnen. An dem Ort, der die Familie über Jahrzehnte geprägt hat. Die Kinder kommen in eine Konflikt und müssen sich irgendwo zwischen Verantwortung übernehmen und Respekt gegenüber dem selbstbestimmten Leben einpendeln.
Doch was ist das richtige Maß? Der Roman behalten die Sichtweisen der drei Schwestern Sanne, Petra und Gitti. Die drei könnten unterschiedlicher nicht sein:
Sanne ist die älteste von allen und kümmert sich am meisten um die Eltern. Sie wohnt mit ihrer Familie nur 3 Minuten mit dem Auto vom Elternhaus entfernt. Sie ist es, die den Umzug und Verkauf den Hauses initiiert. Gitti ist die Jüngste Schwester und kritisiert diese Pläne. Die mittlere Schwester Petra hat Abstand zu den t und nur wenig Kontakt mit ihrer Familie. Bei Besuchen fühlt sie sich eher wie ein Gast als wie ein Familienmitglied.
Im Roman wechseln sich vor allem die Sichtweisen der beiden Schwestern Sanne und Petra ab. Sie sind die Feuer und Wasser: Petra arbeitet viel, hat keine Kinder. Sie zieht häufig um und liebt die Anonymität der Großstadt. Sanne ist häuslich und hat mit ihren Mann Uwe eigene Kinder.

Die Familie ist mit einem traditionellen Rollenbild aufgewachsen: Mitte krümmere sich um Haushalt, Vater geht arbeiten und kommt erst spät nach Hause. Sie sind nicht besonders wohlhabend und haben viel an ihrem Eigenheim selbst gebaut. Dort leben die Eltern noch heute. Doch die Mutter war schwer krank, schaffte es kaum nach unten in die Küche. Da entschied Sanne, dass die Eltern in eine altersgemäße Wohnung ziehen müssen und will ihnen die Last abnehmen, den Alltag allein im Haus zu meistern.
Das löst viele Konflikte im sowieso schon angespannten Verhältnis der Schwestern aus.

Mir hat zum einen das Thema sehr gut gefallen, dass Ute Man für ihren zweiten Roman gewählt hat. Viele können sich in die Situation hineinführen, die die Schwestern erleben. Zum anderen hat mir der Schreibstil sehr gut gefallen. Der ganze Roman stelle das Beziehungsgeflecht sehr spannend dar. An der ein oder anderen Stelle wurde für meinen Geschmack etwas zu viel mit Klischees gespielt.

Bewertung vom 11.06.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


gut

Gute Geschichte, der leider die Tiefe fehlt
"Idol in Flammen" ist erst mein zweites japanisches Buch, das ich gelesen habe und ich glaube, dass ich mich erst noch an den Stil gewöhnen muss. Die Geschichte ist gut - die junge Frau Akari ist großer Fan einer japanischen Idol-Band - genauer gesagt des Sängers Masaki. Sie dokumentiert alles von ihm und sammelt diese Informationen, die sogar bis in seine Kindheit zurückgehen. Selbstverständlich hat sie jede CD und DVD der Band. Ihr Alltag wird durch Masaki bestimmt. Sie besucht die Konzerte und arbeitet nur, um sich Tickets und Fanartikel zu kaufen. Sogar ihr Zimmer ist in Masakis Bandfarbe blau behalten und ihre Freunde findet sich über die gemeinsame Liebe zu ihrem Idol. Ein sehr prägnantes Zitat aus dem Buch beschreibt das Fandasein Asakis sehr gut: "Mein Idol ist meine Körpermitte, meine Wirbelsäule." Wäre das Buch nur ein Buch über Fankultur, wäre es interessant zu lesen. Die Autorin versucht jedoch das Buch durch einen Vorfall spannend zu machen, der bereits zu Beginn thematisiert wird - der Sänger Masaki schlägt eine Frau - jedoch nicht in die Tiefe geht. Der Vorfall ist nur ein Auslöser, dass Asaki sich noch mehr in die Fanliebe stürzt und minimal zu einem Wandel angestoßen wird. Die Tatsache, dass eine Frau geschlagen wurde, wurde nicht weiter thematisiert. Die kritischen Stimmen gegenüber dem Sänger waren mir persönlich zu wenig. Hier hatte ich mir mehr erhofft. Aus diesem Grund gebe ich nur 3 Sterne.

Bewertung vom 03.05.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Regt zum Nachdenken an: Daniel Glattauer ist mit seinem neuen Roman „Die spürst du nicht“ ein tolles Werk gelungen. Er verbindet Gesellschaftskritik mit Ironie in einer spannenden Geschichte, die ich gar nicht aufhören konnte zu lesen. Gleichzeitig ist der Roman aufwühlend und regt zum Nachdenken an. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und Leser*innen werden sehr szenisch in die Geschichte hineingezogen. Das Cover wirkt wie ein seichter Urlaubsroman mit dem stilisiert dargestellten Pool - doch dem ist nicht der Fall. Das Buch ist ein gesellschaftskritischer Roman.
Auf der inhaltlichen Ebene lässt sich das Buch folgendermaßen beschreiben: Zwei wohlhabende Familien machen Urlaub in der Toskana. Die Tochter einer Familie (Sophie Luise) nimmt ihre Schulfreundin (Aayana) mit. Sie ist eine Geflüchtete aus Somalia. Während die beiden Familien ihren Sommerurlaub in vollem Luxus genießen, kommt es zu einer Katastrophe… mehr will ich nicht spoilern.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, da er große Fragen unserer Gesellschaft aufgreift. Ist ein Menschenleben mehr wert als ein anderes? Dabei ist der Roman aber keinesfalls trocken und langweilig geschrieben - der Sprachstil ist sehr leicht zu lesen und sehr szenisch. Ironie kommt dabei nicht zu kurz. Ein rundum gut gelungenes Buch. Kleiner Abzug gibt es für das Cover - in der Buchhandlung wäre ich wahrscheinlich dran vorbei gelaufen, da es etwas trivial wirkt.

Bewertung vom 22.02.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


ausgezeichnet

Toller Debütroman
„Ohne mich“ ist der erste Roman von Esther Schüttelpelz. Die Ich-Erzählerin steht zu Beginn des Buchs eigentlich vor dem Ende: Sie ist frisch getrennt von ihrem Ehemann. Auch im Studium ist sie nicht wirklich erfolgreich. Bei ihrer beruflichen Perspektive ist sie sehr unsicher. Auch die Freundschaften scheinen nicht wirklich echt und verlässlich zu sein.
Die Autorin nimmt uns Leser*innen an diesem Punkt mit auf eine Reise nach der großen Suche nach einem tieferen Sinn mit. Was will die Ich-Erzählerin eigentlich im Leben? Ich war von den ersten Zeilen von der Geschichte fasziniert und konnte das Buch kaum weglegen. Ich konnte mich gut in die Protagonistin hineinversetzen - auch wenn sie namenlos bleibt. Ihre Verletzlichkeit, aber auch ihre sich entwickelnde Stärke machen sie zu einem sehr spannenden Charakter. Es hätte aus meiner Sicht noch etwas mehr Entwicklung ihrer Persönlichkeit stattfinden können.
Der Sprachstil ist sehr schön. Das Buch ist wirklich lesenswert.

Bewertung vom 19.01.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?


ausgezeichnet

Wow! Was für ein Buch. Ich habe schon lange nichts mehr gelesen, wo ich bei fast jedem Satz zustimmend mit dem Kopf genickt habe. Das beeindruckendste Zitat kommt bereits relativ am Anfang und es beschreibt sehr gut, was die Autorin uns sagen will: "Unsere Welt steht in Flammen (...) Und wir? Brennen aus, um bloß keine Deadline zu reißen."
Auch wenn der Titel doch sehr effekthascherisch ist, bin ich vom Innenleben des Buches absolut begeistert. Es ist ein Sachbuch, aber auf keinen fall langweilig oder gar schwer zu lesen - ganz im Gegenteil: Ich wollte das Buch gar nicht mehr weglegen.
Sarah Weber hat einen sehr guten Schreibstil, der sich sehr einfach lesen lässt. Die Inhalte sind fundiert recherchiert und werden mit persönlichen Erlebnissen ergänzt. Ich erkenne mich an vielen Stellen wieder und nehme viele neue Impulse mit - die Kernaussage: Nicht wir müssen uns ändern, sondern das System.
Ich persönlich hoffe, dass viele Menschen dieses Buch lesen und sich dem Anliegen der Autorin bewusst werden. Wir brauchen Veränderungen in unserer Arbeitswelt - dieses Buch zu lesen ist ein erster wichtiger Schritt.

12