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Benutzername: 
Andreas Loos
Wohnort: 
Bodenheim

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Bewertung vom 09.11.2010
Für die Krone / Magierdämmerung Bd.1
Perplies, Bernd

Für die Krone / Magierdämmerung Bd.1


ausgezeichnet

Nach dem Fantasy-Epos um einen jugendlichen Helden wagt sich Bernd Perplies an etwas Neues. Dem reinen Fantasy-Genre kehrt er einstweilen den Rücken, bleibt der phantastischen Literatur aber immer noch verbunden. Diesmal ist das viktorianische England der Schauplatz. Also etwas völlig anderes, als das rein imaginäre Endar, durch das Tarean und Moosbeere streiften. Der neue Roman atmet von Anfang an eine authentisch wirkende Gaslichtatmosphähre". Der Autor hat den Hintergrund ausgiebig recherchiert, und es gelingt ihm, dem Leser das ausgehende 19. Jahrhundert greifbar und plastisch zu vermitteln. Bernd Perplies muss sich zwangsläufig daran messen lassen, was er dem Leser in seiner Tarean"-Trilogie dargeboten hat. Seinem Stil ist er in jedem Falle treu geblieben. Mühelos schafft er es auch diesmal, mit Sprache Bilder vor dem geistigen Auge des Lesers zu zaubern und eine dichte Atmosphäre zu schaffen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte. Die Geschichte, die er hier in Szene setzt, ist feinstes Kopfkino.
Wer aber im Vorfeld jetzt Steampunk-Elemente, wie etwa dampfgetriebene Wunderwerke, erwartet, wird allerdings zum großen Teil enttäuscht werden. Das auf dem Cover abgebildete Tauchboot ist das einzige, was an derartigen technischen Spielereien in der Geschichte vorkommt.
Stattdessen ist vielmehr Urban-Fantasy vor historischer Kulisse angesagt. Der Autor verlässt damit das reine Fantasy-Genre von Tarean", um auf der derzeit sehr populären Welle der Urban-Fantasy zu surfen.
Gleich am Anfang kommt auch gleich der große Knall. Eine Gruppe von Magiern unternimmt eine Expedition um das sagenumwobene Atlantis zu finden. Tatsächlich wird die Stadt gefunden. Es gelingt den Expeditionsteilnehmern, ein uraltes Siegel zu öffnen und damit die Welt in ein magisches Chaos zu stürzen. In England ahnt man allerdings nichts davon.
Dort findet der Reporter Jonathan Kentham eines typisch nebeligen Abends im April 1897 in einer Gasse einen sterbenden Mann. Dieses aufwühlende Erlebnis ist der Auftakt zu einer Reihe von schicksalhaften Begegnungen, die ihn in die Machenschaften und Intrigen eines geheimen Ordens von Magiern verstricken. Behilflich bei seinen Versuchen, den Mord an dem Alten Herren in der Gasse aufzuklären, sind zwei echte Insider", die bereits über beide Ohren in die Machenschaften des Ordens verstrickt sind. Zum einen ist da der skurrile Kutscher Randolph Brown und der nicht weniger exzentrische Dandy Jupiter Holms, der mit dem Detektiv aus Sir Arthur Conan Doyles Feder nicht nur den Nachnamen teilt.
Zur gleichen Zeit treten der Magier McKellen und seine Enkelin Kendra eine Reise von den schottischen Highlands nach London an. Diese Reise artet nach kurzer Zeit in ein gefährliches Abenteuer aus.
Magie wird im Milieu von Magierdämmerung" dadurch gewirkt, dass der Zauberer magische Fäden steuert, mit denen alles im Universum verbunden ist. Das Zaubern wird damit zu einer plastischen und sehr bildhaften Angelegenheit. Wie schon bei Tarean" kann man auch hier filmreife Szenen erfahren, die jedem Blockbuster zur Ehre gereichen würden. Zudem wird auch im Verlauf der Handlung klar, dass Magie eine gefährliche Angelegenheit ist, die eine extrem chaotische Natur hat.

Bei Tarean" hat der Autor bereits einige direkte oder auch indirekte Anleihen und Anspielungen auf Filme und Bücher genommen. So ist es auch in Magierdämmerung". So findet man zum Beispiel ein ziemlich freies Zitat aus Goethes Faust".
Fazit: "Für die Krone" ist der sehr gelungene Auftakt zu Bernd Perplies' neuer Trilogie. Geboten wird Urban-Fantasy vor der historischen Kulisse des Londons in viktorianischer Zeit. Die Geschichte um Magie, Intrigen und Mord wird gekonnt in Szene gesetzt. Der Autor ist in seinem Stil sicherer geworden und noch weiter gereift. Manchmal mutet er dem Leser ein paar Informationen zu viel auf einmal zu. In jedem Fall macht der Roman aber Lust auf mehr.

Diese Rezension habe ich zuerst auf Ringbote-Online veröffentlicht