Thema: Haare - Kindgerecht erklärt
Das Kinderbuch „Kämmen, Schneiden, Haare waschen“ für Kinder von 2-4 Jahren aus der Junior Reihe „Wieso Weshalb Warum“ erklärt alles, was mit Haaren zu tun hat: Waschen, Schneiden und den Friseurbesuch. Das Cover ist bereits passend illustriert. Die liebevoll gestalteten Bildern von Susanne Szesny beschreiben die vielfältigen Tätigkeiten und wie viel Spaß die Kinder dabei haben: Ob es sich um das Baden und Haare waschen in der Badewanne handelt oder beim Experimentieren mit neuen Frisuren. Der Besuch beim Friseur wird ebenfalls anschaulich erklärt. Darüber hinaus lädt das Öffnen der Klappen dazu ein, zu erkunden, wie sich ein Kind mit einer neuen Haartracht verändert.
Die Texte von Andrea Erne sind kurz und leicht verständlich, damit sie von den Kinder gut verstanden werden. Meinem Enkel hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es daher gerne weiter.
Eine Trauertherapie mit Blumen und Briefen
Eleni verbringt ihre Kindheit bei ihren Großeltern in einem Dorf in der Bretagne nahe dem Meer. Sie hat Freunde und besonders mit Pierre verbindet sie eine tiefe Verbundenheit. Bis sie innerhalb kurzer Zeit ihren Pépé und ihre Mamie verliert. Erst Théo holt sie aus ihrer Trauer und Einsamkeit heraus. Doch dann stirbt auch er plötzlich.
Die Autorin Avril Maury erzählt in ihrem Roman „Noch fünfzig Sommer mehr“ die berührende Geschichte einer jungen Frau, die durch Blumen und Briefe, die immer wieder vor der Haustür oder dem Gartentor abgelegt werden, aus Angst und Depression wieder in ein normales Leben zurückgeführt wird. Zwischendurch schildert Avril Maury in kurzen Rückblenden vergangene Episoden, wodurch der Leser/die Leserin Einblicke in Elenis Kindheit und die Freundschaft mit Pierre erhält. Elenis Gefühle sind behutsam und eindrucksvoll dargestellt. Ich kann mir auch den Garten sehr gut vorstellen, der lange vernachlässigt wurde und mit den Blumen wieder zu neuem Leben erweckt wurde. Der dahinter liegende Wald wirkt geheimnisvoll. Erst nachdem man ihn durchquert hat, gelangt man zum Meer. Besonders gefallen hat mir das Kaninchen Anemone, das noch aus Théos Besitz stammt. Das Cover weckt mit seinen kräftigen Farben und den Felsen am Meer eine Sehnsucht nach dem Sommer.
Ein lesenswertes, etwas melancholisches Buch, das sich mit Verlust, Liebe und Freundschaft befasst.
Abenteuerliche Jagd nach einem Brief
Schon das Cover des Buches „Toni Tintenklecks auf mäusischer Mission“ verspricht eine spannende Geschichte. Die Maus Toni, der Marder Matti und die Motte Lotte leben einträchtig miteinander bei Herrn Pantoffel in einem kleinen Reihenhaus. Sie fühlen sich wohl, da niemand sie stört und sie stets genügend zum Futtern haben. Doch eines Tages erhält Herr Pantoffel einen Brief von seiner Tochter. Er beantwortet ihn sofort und läuft zum Briefkasten. Toni ist die einzige Maus, die lesen kann. Jetzt befürchtet sie, dass ihr Hausherr zu seiner Tochter ziehen wird und sie das gemütliche Heim verlassen müssen. Eine abenteuerliche Jagd nach dem Brief beginnt. Die witzigen Bilder beschreiben anschaulich die „mauswichtige Mission“ durch die Stadt. Die lustigen Einfälle der Autorin Kathleen Freitag und ihr amüsanter Erzählstil sowie die passenden, lebendigen Illustrationen von Ulla Mersmeyer haben ein Kinderbuch geschaffen, das sich hervorragend zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren eignet. Auf diese Weise erfahren die Kinder spielerisch, wie wichtig der Zusammenhalt von Freunden ist. Der Schluss verspricht eine Überraschung. Das Kinderbuch hat mir wunderbar gefallen, eine unbedingte Kauf- und Leseempfehlung.
Nach dem Tod ihres Großvaters reist seine Enkelin Julia 1998 aus Hamburg in seine Heimat in der Toskana. Sie hat einen Zettel im Gepäck, auf dem er einige unfertige Sätze notiert hat: den Namen der Stadt Lucignano, einen Familiennamen, drei Vornamen und den Namen eines Notars. Alles ist ihr unbekannt, da ihre Eltern und Großeltern nie über die Vergangenheit gesprochen haben.
Die Autorin Teresa Simon erzählt die Geschichte in zwei Zeitebenen. Die Handlung beginnt 1943, als Italien den Waffenstillstand mit den Alliierten verkündet. Der älteste Sohn Gianni aus einer Olivenbauernfamilie wird nach Norddeutschland in ein Lager gebracht. Dort teilen ihn deutsche Wachmänner zu Arbeitseinsätzen ein. Sein Bruder Vito geht zu den italienischen Widerstandskämpfern in ein Bergdorf in der Nähe von Lucignano. Die Familie und vor allem die Frauen sind schutzlos, müssen sich um die Olivenernte kümmern und werden von den deutschen Besatzern ausgebeutet.
Wie Julia nach und nach in die Vergangenheit eintaucht und mithilfe des attraktiven Italieners Matteo Conti die Familiengeheimnisse entdeckt, hat Teresa Simon wunderbar und spannend beschrieben. Die Charaktere sind interessant und glaubwürdig dargestellt. Auch die Liebe wird nicht vernachlässigt. Das Cover vermittelt einen Eindruck der toskanischen Landschaft und verführt dazu, bald in die Toskana zu reisen. Ich habe einiges über die deutsche-italienische Geschichte gelernt, die von der Autorin gründlich recherchiert wurde. Diesen Roman habe ich gerne gelesen und empfehle ihn allen weiter, die sich für die Toskana interessieren und auch spezielle Kochrezepte ausprobieren möchten.
Ein chinesisches Mädchen erlebt die Diktatur zwischen 1970 und 1989
Die Autorin Lai Wen erzählt die fiktive und autobiografische Geschichte des Mädchens Lai. Sie wächst in einer hellhörigen Wohnung in einem Arbeiterviertel in Peking auf. Ihr Vater, der während der Kulturrevolution schwere Zeiten durchgemacht hat und anschließend degradiert wurde, spricht kaum mit ihr. Ihre Mutter ist distanziert, einzig ihre Großmutter ermutigt sie, mehr aus sich zu machen. Lai besucht eine höhere Schule und erhält später ein Stipendium für die Universität. Es fehlt ihr an Selbstbewusstsein, und sie hat wenig Freunde. Ein alter Buchhändler versorgt sie jahrelang mit interessanten Büchern, und sie geht gern zu ihm. Ihr Freund Gen, den sie aus Kindheitstagen kennt und den sie anfangs liebt, benutzt sie, um seinen Sexualtrieb zu befriedigen. Erst später wird sie sein wahres Wesen erkennen. Einige Episoden sind langatmig erzählt und hätten gekürzt werden können. Als Lai studiert, findet sie auf dem Campus Freunde. Anna nimmt sie in ihre Schauspielergruppe auf und Lai bearbeitet für sie ein Stück von Bertold Brecht. Als sich die Studentenbewegung für die Demokratie einsetzt, wird die Geschichte spannend. Lai Wen schildert die Ereignisse im Jahr 1989 auf dem Platz des „Himmlischen Friedens“ und die Gedanken des Mädchens in eindringlicher Weise. Am Schluß hat sie die Möglichkeit, ihr Studium in Kanada fortzusetzen. Die Übersetzerin Judith Schwaab hat den Text hervorragend ins Deutsche übersetzt. Ein großes Lob gebührt ihr dafür. Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich für Chinas jüngere Geschichte interessiert.
Trauerbewältigung in der Einsamkeit eines Fjords.
Gro, eine Frau Mitte 40, arbeitet als Geologin auf einer Bohrplattform eines Erdölkonzerns. Dort erreicht sie die Nachricht, dass ihr Mann Nicklas verunglückt ist und im Koma liegt. Als sie im Krankenhaus ankommt, ist er bereits tot. Sie verkauft ihr Haus und zieht in einen Fjord auf den Lofoten. In einem Holzhaus vergräbt sie sich in der Einsamkeit. Nur die Urne mit der Asche von Nicklas leistet ihr Gesellschaft. Ihre Einkäufe macht sie nur alle zwei Monate, da sie das Zusammentreffen mit anderen Menschen scheut. Ein Sturm verändert ihr Leben. Ein Fischerboot setzt eine Notruf ab, den sie mit ihrem Funkgerät aufhängt und rettet dem Fischer Jens das Leben. Die unterschiedlichen Emotionen in der Trauerphase werden von der Autorin Annette Strohmeyer sehr gut beschrieben. Wie ich später im Nachwort las, hat sie selbst ebenfalls einen Verlust erlitten und konnte so Gros Gefühle gut wiedergeben. Die Naturschilderungen in den verschiedenen Jahreszeiten sind ihr sehr gut gelungen, auch die Reaktion der Geologin, als sie im Fjord Erdölquellen entdeckt. Sie erkennt, dass sie das Leben in ihrer neuen Heimat nicht aufgeben möchte und schließt auch Freundschaft mit den anderen Bewohnern der Inselwelt, die sie durch Jens kennen lernt. Das Cover vermittelt mit den zarten Farben einen Einblick in die unberührte Landschaft in Norwegens Norden.
Frauen engagieren sich für die demokratische Entwicklung in Deutschland.
Mit ihrem Roman „Im Wind der Freiheit“ entführt Tanja Kinkel die Leserin und den Leser in ein zerrissenes Deutschland im Jahr 1848. Die Hauptpersonen, die jungen Frauen Louise und Susanne, stammen aus unterschiedlichen sozialen Milieus. Die eine aus reichem Haus sucht sich als Schriftstellerin Anerkennung, die andere, eine arbeitslose Fabrikarbeiterin, die sich ihr Geld als Prostituierte verdient und sich um ihre kranke Mutter kümmert. Immer wieder kreuzen sich ihre Lebenswege. Susanne lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein und bringt dadurch einige Streiter für die Freiheit in Gefahr. Andere Frauen, wie Amalie Struve, engagieren sich ebenfalls für mehr Frauenrechte. Die Autorin beschreibt dies ausführlich in einem flüssigen Erzählstil. Die vielen Personen erschweren jedoch oftmals den Überblick über die Handlung. Das Hintergrund-Cover vermittelt einen guten Eindruck von den Straßenschlachten, die Frau im Vordergrund, mit moderner Haartracht, passt jedoch nicht recht in das Bild. Ich habe viel über die Revolution, die Nationalversammlung und die Kämpfe in den einzelnen Staaten erfahren. Die Autorin hat sich eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt und hat sehr gründlich recherchiert. Dennoch hätte ich gerne mehr über dieses Thema im Nachwort erfahren. Das Buch ist ein historischer Roman für alle, die sich für Deutschlands geschichtliche Vergangenheit interessieren.
Der Roman „Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen“ von Ito Ogawa erzählt die Geschichte von der jungen Hatoko, die bei ihrer Großmutter aufwuchs und bei ihr die Kalligrafie gelernt hat. Nach deren Tod kehrt sie aus dem Ausland zurück und übernimmt den Schreibwarenladen in Kamakura. Das Cover zeigt bereits das Haus mit dem heimeligen Schreibgeschäft. Hatoko entwickelt sich zu einer gefragten Briefschreiberin. Die Kenntnisse, die ihr die Vorgängerin, so nennt sie die Großmutter, vermittelt hat, helfen ihr bei schwierigen Anfragen. Sie sucht Papier, Tinte, das Schreibgerät und sogar die Briefmarke aus, passend zum jeweiligen Auftrag. So schreibt sie für eine Kundin, die eine Störung der Schreibfähigkeit hat, eine Grußkarte für ihre kritische Schwiegermutter. Der Text wird sowohl auf Japanisch und als auch auf Deutsch gezeigt, was mir sehr gut gefallen hat. Hatokos Lebensablauf während der verschiedenen Jahreszeiten wird anschaulich dargestellt, ebenso ihre Verbundenheit zur Natur und ihre Freundschaft zu der Nachbarin Barbara, die an ihrem Leben teilnimmt. Bis zum Ende des Romans wird ihre Beziehung zur Großmutter allmählich geklärt. Hatoko erhält eines Tages Briefe von einer italienischen Brieffreundin, in denen ihre Oma jahrelang ihre Probleme mit ihrer Enkelin mitgeteilt hat. Nun versteht Hatoko ihre Beweggründe und warum sie streng erzogen wurde. Ein großes Lob auch für Sabine Mangold, die den Roman wunderbar übersetzt und die japanischen Schriftzeichen eingebunden hat. Durch die einfühlsame Erzählweise des Romans habe ich einige angenehme Stunden verbracht. Ich empfehle ihn allen, die dem Alltag entfliehen möchten und auch die japanische Kultur und Schreibkunst lieben.
Ein bezauberndes Buch über gemeinschaftliche Hilfe
Das Buch „Pauli - Ein Garten für alle“ lädt bereits mit dem dekorativen Cover zum Blättern ein. Auf den ersten Seiten begegnet Paul einer alten Frau, die eine schwere Gießkanne schleppt, um die Blumen in ihrem Garten zu wässern. Es hat lange nicht mehr geregnet, der Brunnen ist ausgetrocknet, und die Pflanzen sind fast verdorrt. Pauli verspricht, mit seiner Familie zu helfen. Und sie kommen den ganzen Sommer zu Frau Elise, bis der Garten wieder ein Paradies für alle wird. Sogar der starke Regen wird nicht zum Verhängnis, weil die Kinder den Bach umleiten und den Brunnen mit Wasser füllen. Zum Schluss bereiten alle Helfer ein großes Fest vor. Das Buch ist mit farbenprächtigen Bildern von Eve Tharlet illustriert. Brigitte Weninger hat die gut verständlichen Texte geschrieben. Ich habe das Buch mit Vergnügen angeschaut und gelesen und empfehle es den Kindern ab vier Jahre gerne weiter.
Thomas Mann im Exil
Das Buch „Heimweh im Paradies“ beschreibt Thomas Manns Zeit in Kalifornien. In „Seven Palms“ findet die Familie eine neue Heimat. Für Mann ist der wichtigste Raum das Arbeitszimmer, in dem er seinen letzten „Josef-Roman“ beenden kann und „Doktor Faustus“ schreibt. Das Cover vermittelt einen Eindruck von der schönen Strandlandschaft. Er trifft sich mit den anderen Exilanten: Brecht, Döblin, Schönberg oder Adorno. Martin Mittelmeier schildert einige Zusammenkünfte in kurzen Kapiteln und erwähnt auch die Streitgespräche unter den Künstlern. Nach der Machtübernahme Hitlers flüchteten viele Schriftsteller und Musiker in die USA. Der Autor beschreibt auch die Maßnahmen der amerikanischen Regierung nach ihrem Kriegseintritt gegenüber den Immigranten. Zusammen mit Bruno Frank setzt sich Thomas Mann vor dem Tolan-Komitee für die deutschen Einwanderer ein. Im Gegensatz zu den japanischen Bürgern, die in Internierungslager gebracht werden, sind die Deutschen nur Maßnahmen einer Ausgangssperre ausgesetzt. Mann verfasst auch regelmäßig kurze Ansprachen an die Deutschen, um sie aufzurütteln. Ein Kapitel widmet der Autor dem Bruderzwist und ihre Annäherung anlässlich Heinrichs 70. Geburtstag. Der Schreibstil ist teilweise langatmig und schwierig zu lesen. Ich empfehle es allen die gerne über Thomas Manns Jahre in den USA lesen möchten.
Benutzer