In ihrem unvergleichlichen, leichten Schreibstil erzählt uns Carmen Korn eine Geschichte mit Tiefgang aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Die alternde Volksschauspielerin Friede nimmt in ihrem Haus in Hamburg/Elmsbüttel die unterschiedlichsten Menschen auf. Die beiden Jugendlichen Gert und Gisela, die beide ihre Familien verloren haben, finden sich in Friedes Keller zusammen und bilden quasi den Grundstock zu Friedes ungewöhnlicher Familie. Weitere Menschen stranden bei Friede, für alle hat sie ein offenes Herz und einen Platz an ihrem Küchentisch, wo zunächst karge Nachkriegskost, später dann aber auch deftige Hausmannskost serviert wird.
Die Geschichte erzählt von Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, Hoffnung und Durchhaltevermögen in einer Zeit, die unfassbar hart war. Carmen Korn erzählt so lebendig und authentisch dass ich das Gefühl hatte, mittendrin zu sein und die Protagonisten zu kennen. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Geschichte sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte. Gleichzeitig flicht sie historisch belegte Ereignisse wie den Hamburger Feuersturm, die Nürnberger Prozesse und die Überstellung sowjetischer Gefangener ins Lager Friedland mit ein was den Roman nochmal realistischer macht. Ich wurde auf sehr spannende Art in eine Zeit entführt, die ich nur aus Erzählungen kenne, die man aber auf keinen Fall vergessen sollte. Wie alle bisherigen Bücher von Carmen Korn ist auch dieses eine uneingeschränkte Empfehlung wert.
In ihrem gewohnt packenden Schreibstil stellt uns Sabine Weiss ein neues Ermittlerteam vor. May ist Spezialistin auf dem Gebiet der DNA-Analyse und promovierte Juristin. Sie soll den Unternehmer Ruben Rickleff vertreten, der aufgrund einer DNA-Spur in einem alten Mordfall verdächtigt wird. Er stellt ihr den Privatdetektiv Tarek zur Seite, was ihr zunächst gar nicht gefällt. Gemeinsam finden die beiden heraus, dass in dem Mordfall unzureichend ermittelt wurde und zahlreiche Beteiligte Geheimnisse haben, die sie nach und nach aufdecken.
Dieser Krimi ist von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd und hochspannend. Es gelingt der Autorin meisterhaft, mich als Leserin immer wieder auf falsche Fährten zu locken. Besonders gefallen hat mir, dass sie in einigen kursiv gedruckten Kapiteln die tatsächlichen Geschehnisse in der Mordnacht aus Sicht diverser Personen in kleinen Häppchen beschreibt. Trotzdem hatte ich bis zum Schluss den wirklichen Täter nicht auf der Liste meiner Verdächtigen, bis er in einem aufregenden Showdown in verdächtiger Weise in Erscheinung tritt. Auch dabei spielen May und Tarek eine tragende Rolle, unterstützt von Mays Mann Adrian.
Mein Fazit: Diesen sehr gelungenen Auftakt einer neuen Reihe muss man als Krimi-Fan gelesen haben.
Clara Lofthus war früher norwegische Justizministerin und leitet jetzt eine Schule in Nairobi. Nach einem dramatischen Terroranschlag, dem nicht nur ihre Lieblingsschülerin, sondern auch der norwegische Entwicklungsminister zum Opfer gefallen ist, kehrt sie zurück nach Norwegen. Dort wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt, die von einigen dunklen Geheimnissen überschattet ist.
Ruth Lillegravens Schreibstil gefällt mir gut, er ist fesselnd und spannungsvoll und lässt sich flott lesen.
Ich habe leider die ersten beiden Bände dieser Trilogie nicht gelesen, was in diesem Fall nicht günstig ist. So fehlen mir offenbar wichtige Hintergrundinformationen und ich hatte von Anfang an Probleme, in die Geschichte hinein zu kommen. Hinzu kommt, dass ich keine der Personen richtig zu fassen bekommen habe. Clara ist so eine richtige Politikerin, aalglatt und meinungsflexibel. Von Anfang an ist klar, dass sie ganz anders ist als sie sich in der Öffentlichkeit zeigt. Hinter der perfekten Fassade lauert ein unheimlicher Abgrund. Ihr Mann Axel ist offenbar sehr anpassungsfähig und bleibt blass, während ihre Söhne zu wenig vorkommen um mit ihnen warm zu werden. Am Besten gefällt mir noch Erik, der Journalist, der sein Ziel knallhart verfolgt und unbestechlich zu sein scheint.
Was bleibt ist eine durchaus spannende Story, die sicher mit dem Wissen aus den beiden Vorgängerbänden mehr Eindruck hinterlassen würde. Deshalb durchaus eine Leseempfehlung, aber eben für die ganze Trilogie in der richtigen Reihenfolge.
Luzy arbeitet seit einigen Jahren als „Dorfpolizistin“ auf Amrum. Als ein Killerkommando die Insel heimsucht, wird klar, dass sie vorher ein ganz anderes Polizeileben geführt hat. Sie ist eine Waffe auf zwei Beinen. Um den Hintermännern des Killerkommandos auf die Spur zu kommen, muss sie die Insel verlassen und in ihr altes Leben zurück.
Andreas Pflüger erzählt Luzys Geschichte in einem eiskalten, emotionslosen Schreibstil. Ebenso eiskalt und emotionslos erscheint Luzy. Ich mag sie nicht, Leichen pflastern ihren Weg. Was mich vor Allem abstößt, ist die Tatsache, dass Luzy ihre Gegner als „Tango“ bezeichnet und damit entmenschlicht, bevor sie sie tötet. Das ist sicher Geheimdienst-Sprech, aber scheußlich finde ich es trotzdem. Der kalte Krieg liegt in den letzten Zügen, wir erleben mit Luzy den Mauerfall, den der Autor ebenso sachlich und emotionslos schildert wie den Rest der Geschichte. In den Wirren nach diesem historischen Ereignis sucht Luzy nach dem Kopf einer Terrorgruppe, die für die Morde auf Amrum ebenso verantwortlich ist wie für viele andere Ereignisse, die Luzys Berufsleben geprägt haben. Im Verlauf der Geschichte erfahren wir einiges über Terrorzellen aus dieser Zeit wie z.B. die RAF und deren Bekämpfung. Dieser geschichtliche Aspekt ist sehr interessant, trotzdem konnte ich in diesen Thriller nicht so richtig eintauchen, denn der eiskalte Schreibstil schafft eine gewisse Distanz, die ich nicht überwinden konnte.
Mein Fazit: Tja, ich weiß nicht so recht. Andreas Pflüger hat hier einen hochspannenden, perfekt recherchierten und anspruchsvollen Thriller abgeliefert. Spaß gemacht hat mir das Lesen aber nicht, denn es war von vielem ein bisschen zu viel. Vor Allem zu viele Leichen und zu viel Blut, aber auch Lüge und Verrat und vom Geheimdienst-Jargon, der für mich sehr schwer zu durchblicken war.
Zwei Frauen nehmen aus unterschiedlichen Gründen den gleichen Flug von Madison nach San Diego und verschwinden spurlos. Stephanie und Jasmine sind einander noch nie begegnet als sie sich im Flugzeug kennenlernen. Stephanie ist auf dem Weg zu einem Kongress während Jasmine auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Freund ist. Hängt ihr Verschwinden zusammen?
Jessie Garcia erzählt die Geschichte aus nicht weniger als neun wechselnden Perspektiven, fast jeder der Beteiligten kommt zu Wort. Manche Szenen liest man dadurch mehrfach, was dem Spannungsaufbau nicht gerade zuträglich ist. Die Idee zur Geschichte hat durchaus Thriller-Potential, die Ausführung dagegen lässt zu wünschen übrig. Dabei bleiben auch die Akteure eher blass, ich bin keinem von Ihnen auch nur ansatzweise nahe gekommen, war immer distanzierter Beobachter und nicht in der Geschichte drin.
Am Besten gefallen hat mir noch das für mich sehr überraschende Ende, auch wenn dieses nach kurzem Nachdenken doch ein wenig konstruiert wirkt.
Mein Fazit: Dieses Buch gehört für mich aufgrund des Mangels an Spannung definitiv nicht ins Genre "Thriller". Ich habe deutlich mehr davon erwartet, bin enttäuscht und kann leider keine Leseempfehlung aussprechen.
Schicksalstage ist der zweite Teil der Friesenhof-Saga von Fenja Lüders um die Schwestern de Fries und spielt im Ostfriesland der 1950-er Jahre. Gesa hat im Kontor der Familie Kruse nicht nur beruflich Fuß gefasst, sondern mit Kruse-Sohn Keno, der leider noch mit Lisa verheiratet ist, die Liebe gefunden. Auch ihr eigener Teehandel beginnt zu florieren. Ihre Schwester Hanna hat mit ihrem Mann Tomek den Hof übernommen, den Anfeindungen der Nachbarn wegen Tomeks Herkunft halten sie stand. Die große Schwester Helga ist mit ihren Kindern zurückgekommen auf den elterlichen Hof, denn ihr Mann Günther, ein gesuchter Kriegsverbrecher, hat sich mit dem Geld aus Helgas Erbteil abgesetzt. Die drei Schwestern halten zusammen wie Pech und Schwefel, es ist schön, über so viel Familienzusammenhalt zu lesen.
Wie immer ist der Schreibstil von Fenja Lüders gefällig und mitreißend, man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen. Sie schildert die Charaktere so detailliert und warmherzig, dass man sie persönlich zu kennen glaubt. Den Geist der Jahre des Aufbruchs nach dem Krieg fängt die Autorin perfekt ein, man spürt die Aufbruchstimmung und das Heilen der Wunden die der Krieg geschlagen hat. Die Familiengeschichte der De Fries ist ebenso spannend wie berührend und wunderbar zum mitleiden und mitfreuen. Dieser zweite Band hat kein großes Happyend, das würde aber auch nicht passen. Ich habe dieses Buch ebenso gerne gelesen wie den ersten Band und hoffe auf eine Fortsetzung, denn ich würde sehr gerne lesen, wie es mit den drei Schwestern weitergeht. Sehr gerne und uneingeschränkt empfehle ich dieses Buch weiter.
Bisher kannte ich nur die TipToi-Bücher für kleinere Kinder, dies ist das erste für
Schulkinder, welches ich in den Händen halte. Altersgerecht aufbereitet finden wir hier alles, was unsere Erde ausmacht. Der freundliche Roboter Kimi begleitet die Kinder auf ihrer Reise um die Erde. Die liebevollen Zeichnungen illustrieren die Informationen kindgerecht, während die mit dem Stift aufrufbaren Spiele für eine Vertiefung der Informationen sorgen. So macht es Spaß, sich Sachwissen anzueignen. Für Sechsjährige mag das Buch teilweise noch ein wenig anspruchsvoll sein, so nehmen sie es aber wahrscheinlich häufiger in die Hand weil die Spannung erhalten bleibt. Ehrlich gesagt habe auch ich als Erwachsene Ü 60 noch etwas über naturwissenschaftliche Zusammenhänge dazu gelernt. Alles in Allem kann ich dieses neue Exemplar der bewährten Sachbuchreihe nur wärmstens weiter empfehlen.
Rentnerin Mimi lebt zurückgezogen auf der Insel Mackinac Island, außer ihrer Bridge-Runde sieht sie wenige Menschen. Mit ihrer einzigen Enkelin Addie, die bei ihr aufgewachsen ist, hat sie sich zerstritten. Als sie jedoch eine mit einem Erpresserbrief ergänzte Einladung zu einer Auktions-Party auf Lilac House, dem Anwesen ihrer exaltierten Nachbarin bekommt, wird ihr mulmig und sie bittet Addie um ihre Begleitung. Sehr schnell stellen die beiden fest, dass es noch mehr Erpressungsopfer gibt. Während der Auktion wird die Gastgeberin, die sich im Verlauf des Abends schon seltsam verhalten hat, ermordet. Gleichzeitig verhindert ein Schneesturm das Verlassen des Anwesens ebenso wie das Hinzuziehen der Polizei. So entschließen sich Mimi und Addie, selbst Ermittlungen anzustellen.
Von der ersten Seite an hat mich der bildhafte, atmosphärische Schreibstil gefesselt. Die Spannung ist gleichbleibend hoch, bis zur Auflösung hatte ich keinen Plan, wer der Täter sein könnte. Das ungewöhnliche Ermittlerduo sorgt für einige humorige Einlagen, besonders gefallen hat mir aber auch die Entwicklung ihrer Beziehung im Verlauf der Geschichte. Addie und Mimi arbeiten gut zusammen und spielen sich bei ihren Befragungen die Bälle zu und legen die Schlinge um den Mörder immer enger. Einige Male habe ich um die beiden gezittert, denn sie erforschen auf teilweise leichtsinnige Art das große Anwesen und es könnte ja jeder der Anwesenden der gesuchte Mörder sein. Die Auflösung hat mich zunächst überrascht, ich musste erstmal ein wenig nachdenken um festzustellen, dass sie durchaus schlüssig ist. Insgesamt hat mich dieser Krimi gut unterhalten, er ist genau das Richtige für die ersten trüben Herbsttage.
"Rabenthron" ist das gelungene Prequel zu "Das zweite Königreich" und "Hiobs Brüder". Zusammen bilden diese drei die Helmsby-Trilogie.
Die Geschichte beginnt auf der Burg der Thanes of Helmsby mit Ælfric, der als jüngerer Sohn keinen Anspruch auf Titel und Besitz hat, weshalb er sich mit seinem Sohn und einem gefangenen Dänen auf den Weg macht, den Dänen auszuliefern. So gerät er in den Dunstkreis der aktuellen Königin Emma und wird zu ihrer Bewachung bei ihrer Flucht in die Normandie abgestellt. Dieser Auftrag führt dazu, dass Ælfrics Leben eine grundlegende Wendung nimmt.
Rebecca Gable hat mit "Rabenthron" zum wiederholten Mal ihren Titel als Königin des historischen Romans untermauert. Sie entführt uns ins England des 11. Jahrhunderts, geplagt von einem schwachen König und von zahlreichen Überfällen der feindlichen Dänen. Auf jeder Seite spürt man ihre akribische Recherche zu den historischen Hintergründen. Die liebevoll gezeichneten fiktiven Charaktere und ihre Schicksale verknüpft sie gewohnt gekonnt mit den historischen Tatsachen zu einer spannenden Geschichte. Die handelnden Personen sind zahlreich, jedoch hat es mir das Personenregister am Anfang des übrigens wunderschönen Buches mit einem beeindruckenden Farbschnitt leicht gemacht, den Überblick zu bekommen und zu behalten. Besonders gut gefallen hat mir Königin Emma, sie war eine für ihre Epoche sehr starke und selbstbestimmte Frau. Auch Ælfrics Sohn Penda ist mir im Verlauf der Handlung sehr ans Herz gewachsen. Ælfrics Vetter Offa dagegen ist einer der sehr unsympathischen Antagonisten in dieser Geschichte.
Dieses fast 900 Seiten starke, sehr spannende Buch konnte ich kaum aus der Hand legen und ich bedauere, dass es schon zu Ende ist. Aus ganzem Herzen empfehle ich dieses Buch gerne weiter.
Heather Berriman tritt in die Fußstapfen ihres Vaters und arbeitet für den britischen Geheimdienst. Eines Tages schickt ihr Instinkt sie mitten aus einem Meeting heraus unvermittelt auf die Flucht. Daraus könnte eine spannende Geschichte werden, hätte sich die Autorin nicht in Heathers Lebensgeschichte verloren, in die sie in großen Teilen des Buches abtaucht. Nichts von dem was sie in drei Vierteln des Buches erzählt auch nur das Geringste mit Heathers derzeitiger Situation zu tun. Stellenweise wurde es so langweilig, dass ich ganze Passagen übersprungen habe. Das Beste waren noch die ausführlichen Beschreibungen der Landschaften, die Heather auf ihrer Flucht durchreist. Spannung gab es nur auf sehr wenigen Seiten. Ich habe keine Ahnung, welchem Genre ich dieses Werk zuordnen soll, Thriller geht jedenfalls ganz anders. Klappentext und Leseprobe haben mich da ganz schön in die Irre geführt. Es tut mir sehr leid, aber empfehlen kann ich dieses Buch wirklich nicht.
Benutzer