Heather Berriman tritt in die Fußstapfen ihres Vaters und arbeitet für den britischen Geheimdienst. Eines Tages schickt ihr Instinkt sie mitten aus einem Meeting heraus unvermittelt auf die Flucht. Daraus könnte eine spannende Geschichte werden, hätte sich die Autorin nicht in Heathers Lebensgeschichte verloren, in die sie in großen Teilen des Buches abtaucht. Nichts von dem was sie in drei Vierteln des Buches erzählt auch nur das Geringste mit Heathers derzeitiger Situation zu tun. Stellenweise wurde es so langweilig, dass ich ganze Passagen übersprungen habe. Das Beste waren noch die ausführlichen Beschreibungen der Landschaften, die Heather auf ihrer Flucht durchreist. Spannung gab es nur auf sehr wenigen Seiten. Ich habe keine Ahnung, welchem Genre ich dieses Werk zuordnen soll, Thriller geht jedenfalls ganz anders. Klappentext und Leseprobe haben mich da ganz schön in die Irre geführt. Es tut mir sehr leid, aber empfehlen kann ich dieses Buch wirklich nicht.
Die Geschichte spielt im besetzten Norwegen der letzten Kriegsjahre und im Europa des kalten Krieges. Birgit arbeitet als Krankenschwester in Oslo. Nach dem Verlust eines guten Freundes braucht sie einen Tapetenwechsel und wechselt an ein Krankenhaus im fast völlig zerstörten Bodö in Nordnorwegen. Dort schließt sie sich dem Widerstand an lernt dadurch nicht nur die ukrainische Kriegsgefangene Nadia, sondern auch ihre große Liebe, den russischen Kriegsgefangenen Sascha, kennen. Beide beeinflussen Birgits weiteres Leben nachhaltig.
Ich habe die ersten beiden Bände nicht gelesen. Vielleicht liegt es daran, dass ich bis zum Ende nicht wirklich in die Geschichte hinein gekommen bin. Oder es liegt am Schreibstil, der mir sehr distanziert vorkommt. Birgit als Hauptperson ist mir fremd geblieben, ich konnte keine ihrer Entscheidungen wirklich nachvollziehen. Sie setzt nicht nur sich selbst blauäugig und naiv größten Gefahren aus, bedenkt überhaupt nicht die Folgen ihres Handelns. Das kommt mir sehr unrealistisch vor in solch gefährlicher Zeit.
Die Erzählung ist nicht wirklich flüssig, sondern eine Aneinanderreihung von Ereignissen die auch keinen wirklichen Spannungsbogen erzeugt. So war es für mich schwierig, dranzubleiben. Trotz des wirklich interessanten historischen Themas bleibt die Geschichte blass und hat mich leider nicht überzeugt.
Zum fünften Mal entführt Julie Dubois ihre Leser ins schöne Perigord, in einen Ort namens St. Andre. Wieder dürfen wir am Leben von Kommissarin Marie Mercier und ihrer Familie teilnehmen, sitzen mit am Tisch wenn Tante Leonie ihre kulinarischen Genüsse serviert, teilen Maries wenige Stunden mit ihrem Freund Michel und sind Zeugen der innigen Beziehung des "Knechts" Georges zu seinen beiden Hängebauchschweinen. Allein schon dieses Idyll macht auch diesen Band wieder lesenswert. Nebenbei begleiten wir Marie noch bei ihren Ermittlungen. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Richard ermittelt sie diesmal in einem Mordfall, der zunächst wie ein Unfall aussah. Die hochschwangere Patricia ist aus dem Fenster gestürzt. Sie ist eine Städterin, die mit ihrem Lebensgefährten ein altes Herrenhaus in St. Andre renoviert. Bei den Dorfbewohnern sind die beiden Fremden nicht gerne gesehen, so dass sich einige Verdächtige fast schon aufdrängen. Marie und Richard lösen den Fall in bewährter Weise mit der notwendigen Ruhe und Gelassenheit.
Wie auch in den vier Vorgängerbänden hat mir der Schreibstil wieder super gefallen. Julie Dubois beschreibt die Handelnden ebenso liebevoll und detailliert wie das Setting, so dass sich das Lesen des Buches anfühlt wie ein Urlaub in der Gegend. Trotz aller Gemütlichkeit und Kulinarik fehlt es nicht an der für einen Krimi nötigen Spannung. Zunächst führt die Autorin mich geschickt aufs Glatteis, bis kurz vor dem Ende war ich nicht sicher, wer der Täter ist. Die Auflösung des Falles ist jedoch schlüssig und nachvollziehbar. Auch dieser fünfte Band hat mir insgesamt großartig gefallen und wie immer freue ich mich auf den Nächsten. Ich kann diese Reihe wärmstens weiterempfehlen.
Julia und Nicki waren beste Freundinnen, haben sich aber im letzten Jahr etwas entfremdet. Einer der Gründe ist sicher Julias bevorstehende Hochzeit, sie hat sich sehr auf ihren Freund Lars konzentriert. Umso überraschender ist es, dass Nicki sie zu einer Art Junggesellinnenabschied zu einer Wanderung auf dem Kungsleden, einem legendären Wanderweg in Schweden einlädt. Von Anfang an bemerkt Julia, dass Nicki sich verändert hat, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Und dann ist Nicki plötzlich verschwunden.
Der Schreibstil ist sehr eindringlich und lässt sofort Bilder vor meinem inneren Auge entstehen, ich bin mitten im Geschehen und erlebe Julias und später auch Nickis Leiden hautnah mit. Das Setting in den herbstlichen schwedischen Wäldern ist gut gewählt für die Handlung dieser Geschichte, die so einige unvorhersehbare Wendungen nimmt. Die Hauptpersonen Julia und Nicki sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, was einen guten Teil des Reizes dieser Geschichte ausmacht. Julia ist eher unsicher, sensibel und leicht beeinflussbar. Nicki dagegen kommt sehr selbstbewusst und mit einer gewissen Härte rüber. Erst im Laufe der Geschichte zeigt sich, dass sie nicht so stark ist wie sie tut. Über Julias Bräutigam kann ich nichts schreiben ohne zu spoilern, also lass ich das lieber.
Die Geschichte jedenfalls ist so spannend, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte und es innerhalb weniger Stunden aufgesaugt habe. Deshalb kann ich es von ganzem Herzen weiter empfehlen.
"Die feindliche Zeugin" ist ein hochspannender Gerichtsthriller der mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Rosa bekommt als Anwältin den Fall des schwarzen Jugendlichen Emmett zugeteilt, der im Park einen Weißen erstochen haben soll. Die Zeugenaussagen und Beweise gegen ihn sind erdrückend, er beteuert jedoch seine Unschuld. Rosa glaubt ihm und nimmt den Kampf um seine Freiheit auf.
In fesselndem Schreibstil erzählt Alexandra Wilson nicht nur die Geschichte Emmetts, sondern sie gibt auch eine Einführung in das britische Justizsystem, die ich sehr interessant finde. Auch Rosas Privatleben kommt nicht zu kurz, wodurch man guten Zugang zu ihr als Person bekommt. Sehr gut gelingt es der Autorin, die Angst deutlich zu machen, die der Grund ist, dass Emmett mauert und die spätere Zeugin nicht aussagen will. Außerdem ist es ihr gelungen, mich bis zur letzten Seite über den wahren Tathergang und die Tatperson auf eine falsche Fährte zu führen. So blieb es sehr spannend bis zum Schluss und ich konnte das Buch kauf aus der Hand legen.
Mein Fazit: Unbedingt empfehlenswert.
Alice und ihre Schwester Fiona kümmern sich gemeinsam um die Mutter, die nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen ist. Der Vater hat die Familie verlassen und sich auch vorher nicht durch allzu viel Fürsorglichkeit hervorgetan. Besonders Alice ist deswegen gar nicht gut auf ihn zu sprechen. Nun erreicht sie die Nachricht, dass der Vater zum Tode verurteilt ist und in sieben Tagen hingerichtet wird. Fiona setzt Alice, die Juristin ist, unter Druck, den Fall des Vaters aufzurollen. Nur widerstrebend begibt sich Alice auf eine gefährliche Reise.
Der Schreibstil ist durchaus packend und die Idee zur Story ist sehr gut. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht abholen, denn ich bekam bis zum Schluss keinen Zugang zu den Personen. Besonders Alice als Hauptperson ist mir mit ihren Gedanken und Entscheidungen sehr fremd geblieben. Sie begibt sich teilweise blind in offensichtliche Gefahrensituationen und ist oft geleitet von Vorbehalten und vorschnellen Urteilen. Noch dazu scheint sie Superwoman zu sein, was sie alles in einen Tag packt ist übermenschlich. Ich bin ja sehr für dichterische Freiheit, aber ein wenig sollte man sich doch an der Realität orientieren. So konnte ich mich des Öfteren eines Kopfschüttelns beim Lesen nicht erwehren. Das gilt auch für das extrem harmonische, fast schon kitschige Ende, das zum Verlauf der Geschichte nicht so recht passen will.
Mein Fazit: Eine gute Idee, die in der Umsetzung ausbaufähig ist. So kann ich das Buch leider nur bedingt empfehlen.
Die Hamburger Goldschmiedin Julia reist in die Toskana um das Vermächtnis ihres kürzlich verstorbenen italienischen Großvaters zu erfüllen. Zunächst hat sie nur einen Zettel mit ein paar Stichworten, den sie mit Hilfe des attraktiven Einheimischen Matteo beginnt zu entschlüsseln. Nach und nach kommt sie so der ebenso tragischen wie dramatischen Familiengeschichte ihres Großvaters auf die Spur.
Die Geschichte wird auf drei Handlungsebenen erzählt. Wir begleiten Julias Nonno Gianni durch seine Kriegsgefangenschaft in Hamburg in den letzten Kriegsjahren ebenso wie Matteos Nonna Giulia bei Ihrer Tätigkeit für die Partisanen in der gleichen Zeit. Mit Julia reisen wir 1998 in die Toskana um die Geheimnisse der Vergangenheit zu lüften. Diese Aufteilung sorgt für Spannung und die stückchenweise Erfüllung von Giannis Vermächtnis. Besonders die Schilderung der Kriegserlebnisse von Gianni und Giulia ist sehr mitreißend, diese Kapitel habe ich verschlungen. Ich habe schon sehr viel gelesen über den zweiten Weltkrieg, über die Vorkommnisse in Italien war aber bisher wenig dabei. So habe ich durch dieses Buch meine Geschichtskenntnisse erweitert. Die Verknüpfung der historischen Fakten mit der fiktiven Familiengeschichte der Contis ist Teresa Simon hervorragend gelungen, es ist deutlich zu merken, dass sie vom Fach ist und umfassend recherchiert hat. Julias Geschichte in 1998 wird ein wenig zu stark zur Liebesgeschichte, die besonders am Ende für meinen Geschmack eine Spur zu kitschig wird. Das ist aber der einzige Kritikpunkt, denn es hat mir den Lesespaß nicht wirklich verdorben. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter.
Mit diesem zweiten Teil der Reihe um Jakob Krogh, Mila Weiss und ihre Gruppe 4 hat es Benjamin Cohrs endgültig auf die Liste meiner Lieblingsautoren geschafft. Was für ein rasanter Thriller!
Durch eine Todesanzeige wird die Gruppe 4 auf einen verlassenen Bauernhof beordert, wo sie in einem Eiskeller zwei aneinander geschmiegte Leichen und eine kryptische Botschaft an der Wand entdecken. Schnell führen die Hinweise zu einem verurteilten Dreifachmörder. Der kann es aber nicht gewesen sein, denn er sitzt sicher verwahrt in der geschlossenen Psychiatrie. Für die Ermittler der Gruppe 4 beginnt eine fieberhafte Jagd, denn weitere Opfer sind angekündigt.
Der Schreibstil von Benjamin Cohrs ist mitreißend. Es gelingt ihm spielend, von Beginn an Spannung zu erzeugen und diese im Verlauf der Story ins Unermessliche zu steigern. Er hat hier einen eigentlich absurden Fall ausgesprochen genial in eine glaubhafte, nachvollziehbare Geschichte gepackt. Es gibt einige unvorhersehbare Entwicklungen, immer wenn man denkt die Auflösung rückt näher gibt es eine unerwartete Wendung und es geht quasi von vorne los. Besonders gut gefällt mir allerdings, dass auch das zwischenmenschliche im stark belasteten Ermittler-Team nicht zu kurz kommt und mir die Ermittler damit nahe gebracht werden. So werden ihre Handlungen nachvollziehbarer und sie wirken authentisch.
Diesen packenden Thriller habe ich in einem Rutsch verschlungen, er ist für mich bis jetzt das Buch des Jahres. Für schwache Nerven ist er nichts, dafür sind die Morde zu brutal. Aber für "abgebrühte" Thrillerfans kann ich "Aschesommer" wärmstens empfehlen, ebenso wie den ersten Teil "Krähentage".
Lorraine Kelly erzählt die Geschichte der 38-jährigen Evie, die 20 Jahre nach ihrer überstürzten Flucht von den Orkneys nach London zurückkehrt, um sich von ihrem sterbenden Vater zu verabschieden. Sie kommt zu spät, beschließt aber zu bleiben und sich endlich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen. Da ist zunächst das Kennenlernen und die ersten gemeinsamen Jahre der Eltern und Evies Kindheit ab den 1960-er Jahren. Der zweite Strang spielt 2004 und handelt von den dramatischen Ereignissen, die zu Evies Flucht geführt haben. 2024 begleiten wir Evie ein Stück in ihrem Leben in London und bei ihrer Rückkehr und der Konfrontation mit ihren alten Freunden, ihrer feindseligen Schwester Liv und den Geheimnissen, die sie zurückgelassen hat.
Der einfache, einfühlsame Schreibstil gefällt mir gut, obwohl er an manchen Stellen etwas antiquiert anmutet. Evies seelische Nöte, ihre Schuldgefühle und Ängste sind gut spürbar, aber auch Livs Verletzungen kann ich ein Stück weit nachvollziehen. Der gute Geist des Buches ist Freya, eine alte Freundin von Evies Vater und auch Evie liebevoll zugetan. Ihre Herzensgüte und ihre Bereitschaft, für andere da zu sein zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Hier liegt für mich auch die eigentliche Botschaft des Romans: Er ist eine Aufforderung, in einer Gemeinschaft füreinander da zu sein, immer offen für die Nöte der Mitmenschen zu bleiben.
Die zentrale Frage, was Evie in die Flucht getrieben hat, ist der Motor der Geschichte und führt zu großer Spannung. Nach Aufklärung dieses Geheimnisses flacht die Spannung gegen Ende des Buches ein wenig ab, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut. Einige kleine Unstimmigkeiten könnte man noch hinterfragen, sie spielen aber keine allzu große Rolle für die Handlung.
Für mich ist dieses Buch rund mit all seinen Facetten, ich habe es von Anfang bis Ende gerne gelesen und kann es aus ganzem Herzen weiter empfehlen.
Eigentlich hat Polizeireporterin Gianna Pitti Urlaub, denn die letzte Recherche war anstrengend und gefährlich. (1. Band "Was der See birgt"). Doch auf die Bitte ihres wiedergefundenen Vaters hin will sie sich mit einer Informantin am Seeufer treffen. Sie findet die Frau tot und bei ihr eine leere CD-Hülle mit der Aufschrift "Churchills Geheimnis". Damit ist sie schon in einen neuen spannenden Fall gestolpert, in dem sie mit ihrem Vater, ihrem Onkel und ihrer Chefin Elvira ermittelt.
Der Schreibstil ist packend und schnell und flüssig zu lesen. Das Setting am Gardasee bringt ein bisschen Urlaubsgefühl mit und gefällt mir sehr gut. Die handelnden Personen werden wieder lebendig und liebevoll geschildert, besonders Giannas schrulliger Onkel gefällt mir sehr gut. Der Fall selbst ist rätselhaft und spannend, allerdings etwas weniger spannend als im ersten Teil. Ich finde die große Zahl der darin verwickelten Personen sehr verwirrend und musste deshalb manche Passagen mehrfach lesen. Ein Personen-verzeichnis wäre da hilfreich.
Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen und habe mich gut unterhalten gefühlt. So kann ich es guten Gewissens empfehlen.
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