Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
fantasia

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2025
Wie ein Foto unser Leben rettete
Klinger, Maya C.

Wie ein Foto unser Leben rettete


ausgezeichnet

Ein wichtiges Buch

Aus der Sicht des kleinen Gavra wird die bewegende Geschichte seiner Familie erzählt, die vor den Nationalsozialisten aus dem besetzten Jugoslawien bis nach Albanien geflüchtet ist und überlebt hat.
Dabei begegnen ihnen mutige Menschen, die sie verstecken und schützen. Hier wird vor allem die albanische, überwiegend muslimische Bevölkerung hervorgehoben, die aufgrund ihres Ehrenkodex´ die Gastfreundschaft als hohes Gut ansieht und sie lebt. Selbst große persönliche Risiken für das eigene Leben werden in Kauf genommen, um zu helfen.
Die Rolle der albanischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg ist wenig bekannt, was diese Geschichte umso eindrucksvoller und lesenswerter macht.
Der kindgerechte Sprachstil des Buches, unterstützt durch Fotos und Zeichnungen, lädt zum Mitfühlen und Mitdenken ein – und spricht nicht nur Kinder und Jugendliche an.
Mit viel Feingefühl hat die Autorin ein wichtiges Buch verfasst, das eine große Leserschaft verdient.

Bewertung vom 14.04.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


sehr gut

Sink or swim

Wer die Inselbücher (Die Reihe Friesencafé oder Inselbuchladen) von Janne Mommsen gerne liest, dem wird auch das neue Buch des Autors „Das Licht in den Wellen“ gefallen. Man kann auf Föhr und in New York in das Geschehen „eintauchen“ und das Leben auf der ruhigen Insel und dem Treiben der amerikanischen Großstadt mitverfolgen.
Ingma – die Hauptfigur des Romans- pendelt zwischen diesen Welten und gemäß dem Motto „sink oder swim“ kämpft sie und schwimmt sich frei. Unterstützt von guten Freunden, ihrer Familie und später dem Ehemann arbeitet sie sich mit viel Fleiß und Mut zur Spitzenköchin und Restaurantbesitzerin empor, die sogar die J.F. Kennedy bekochen darf.
Damit schafft der Autor ein starke Frauenfigur, deren Weg der Leser(wohl eher die Leserin) gerne mitverfolgt und miterleben will. Ihren Mut gibt Ingma später an ihre Nichte und Enkelin weiter, für die der amerikanische Traum wahr wurde bzw. wohl wahr werden wird. Der Stoff für weitere Folgen ist angelegt.
Ein Wohlfühlbuch, in dem auch der flüssige Stil gefällt.

Bewertung vom 09.04.2025
Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1


ausgezeichnet

Starke Frauen, dunkle Gassen
Ich habe bislang noch nichts von Henrike Engel gelesen und war gespannt, was mich erwarten würde, als ich den Covertext las: Eine Frau mit einem verschwundenen Mann, dann noch eine ehemalige Prostituierte und ein Expolizist, der hinter einer Kinderbande her ist – das klang erstmal nach einem ziemlich wilden Konstrukt, auch etwas kitschig.
Nun ja, aber dann hat mich das Buch schon nach den ersten Seiten gepackt und ich wollte wissen, wie sich die Handlung entwickelt und die Geschichte ausgeht. Natürlich gut und mit viel Stoff für eine Fortsetzung oder gar mehrere.
Es ist ein Buch für eine laue Sommernacht, in das man abtauchen kann und die Welt um sich herum vergisst. Lebendig und spannend erzählt erfährt man auch etwas über das Leben und die Not in Galizien und in Hamburg zur Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Ich kann es empfehlen und werde mir auch andere Bücher der Autorin anschauen.

Bewertung vom 31.03.2025
Das Parlament der Natur
Darwin, Sarah;Vogel , Johannes;Herrmann, Boris

Das Parlament der Natur


ausgezeichnet

Zwischen Ausbeutung und Hoffnung

Wunderbar gestaltetes Buch mit einem beeindruckenden Cover und einem schönen Layout mit blau eingefärbten Seitenrändern.
Und das Ganze zu dem Thema: Die Welt der Tiere. Die so politisch ist, wir es uns eigentlich nicht vorstellen können. Die beiden Naturforscher Sarah Darwin - tatsächlich eine Nachfahrin von Charles Darwin - und ihr Mann eröffnen uns in einem Interview mit Boris Herrmann Einblicke in eine fantastische Welt der Natur.
Da Buch ist elementar, zeigt es uns doch, was wir tagtäglich nicht genug wertschätzen und vielerorts zerstört wird. Die Ausbeutung der Natur ist letztendlich eine einzige Sackgasse. Es gibt auch einige Anregungen, was wir als Einzelne tun könnten. Und zum Schluss bleibt doch die Hoffnung, dass es mehrere Menschen wie Sarah Darwin und Johannes Vogel gibt.
Es lohnt sich das Buch zu lesen und für unseren Planeten einzutreten.

Bewertung vom 31.03.2025
Der Junge aus dem Meer
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


sehr gut

Eine Geschichte über Rivalität und Nähe

Wer sich für die irische Küste und das Leben mit und auf dem Meer interessiert, dem wird das Buch gefallen. Man taucht in die raue Welt der Menschen dort ein, die geprägt ist vom Fischfang, Armut, aber auch vom Zusammenhalt.
Dieses Miteinander zeigt sich auch, als der Fischer Ambrose und seine Frau Christine einen kleinen Jungen adoptieren, der in einer Plastiktonne am Strand lag. Sein Bruder, damals zwei Jahre alt, sieht in ihm von Anfang an einen Rivalen. Sein erstes Wort, als er ihn erblickt, lautet: “Warum?“ Diese Rivalität und das Buhlen um Anerkennung zieht sich fast bis zum Ende durch den Roman. Erst als Ambrose tot ist und Christine versucht ein eigenes Leben zu führen, ändert sich dies. Die Brüder gehen ihre eigenen Wege, leben ihren Traum und kommen sich näher. Auf einmal ist Verlass aufeinander.
Ich kann mir vorstellen, dass dem einen oder anderen Leser manche Passagen langatmig erscheinen mögen, ich habe sie genossen und es war für mich stimmig. Es passte zu den Hauptfiguren, dem entschleunigten Leben auf der Insel.

Bewertung vom 27.03.2025
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


gut

Ob es Mascha Kaléko gefallen hätte?

Mascha Kaléko schreibt wunderbare Gedichte und diese in einen Roman einzubinden, ist eine grandiose Idee.
Jedes Kapitel beginnt mit einem dieser Gedichte und die Hauptfigur Elisa wendet sich mit ihren Gedanken direkt an die große Lyrikerin. Das weckt das Interesse herauszufinden, in welchem Bezug dieses oder jenes Gedicht zur Hauptfigur/zur Autorin steht. Denn obwohl es nicht als Autobiographie bezeichnet wird, gibt es sehr wohl autobiographische Züge.

Die Hauptfigur ist niemand, in die sich der Leser hineinversetzen will. Kindheit und Jugendalter sind hart: „Das bisschen Lebenslauf hatte mich bereits nach 16 Lebensjahren sehr ermüdet.“ (S.148). Drogenszene, Kölner Domplatte, kein fester Wohnsitz, Vergewaltigungen, Abtreibung, Suff, Heroin, betteln, Borderline, Paranoia…usw. - zu viel von allem. Erinnerungen an Christiane F „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ kommen hoch und irgendwie passt hier nicht dazu, dass diese Hauptfigur so gedichtaffin ist. Irgendwann wendet sich dann alles doch noch zum Besseren und sie findet die Liebe, die sie immer gesucht hat. Nur schlägt auch hier wieder das Schicksal zu.

Letztlich wurde es mir zu viel, nicht nur die Hauptfigur war von ihrem Lebenslauf erschlagen. Und dann passten auch die Gedichte nicht mehr dazu. Es ist mir schwer gefallen, durchzuhalten.

Bewertung vom 27.03.2025
Pearly Everlasting
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


ausgezeichnet

Absolut empfehelnswert

Die Autorin erzählt eine bewegende Geschichte über die tiefe Freundschaft zwischen Mensch und Tier.

Gemeinsam von Pearlys Mutter gesäugt, wachsen Pearly Everlasting und Bruno, der Bärenjunge, Seite an Seite in den weiten Wäldern Kanadas auf.Es ist eine raue Welt, die sich da ab 1918 auftut, gestrandete Menschen, von der Weltwirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit geplagt, sind sie einem geldgierigen Boss eines Holzfällercamps ausgeliefert, der nur eines kennt: seinen Profit. Dabei kennt er keine Grenzen - die müden, vom Leben und vom Leben in der Kälte gezeichneten Männer schuften bis zum Umfallen, Unfälle sind an der Tagesordnung- sie haben Angst, ihren Job und ihre Hütte zu verlieren und riskieren alles. In dieser doch bedrückenden Atmosphäre von Armut, Ausbeutung und Naturgewalten ist die Beziehung zwischen Pearly, ihrer Familie und Bruno etwas Besonderes. Wenn es darauf ankommt, halten aber auch die Männer zusammen. Pearlys Mutter kümmert sich bei Unfällen, Krankheiten um sie und Pearlys Vater bekocht sie.
Doch dann beschuldigt man Bruno, den Campboss getötet zu haben. Nachdem Bruno ohne Wissen der Familie weggebracht wurde, macht Pearly sich auf die Suche nach ihm durch die tief verschneite Gegend. Gezwungenermaßen kommt sie auch in eine Dorfgesellschaft – doch hier zeigt sich, dass das Leben dort fast unmenschlicher ist als im Wald. Letzten Endes kommt es zu einem Happy-end, eine kleine Liebesgeschichte bahnt sich auch an.
Ein Buch mit Sogwirkung, das einem nicht loslässt und man nach Stunden aufschaut und sich wundert, dass es schon zu Ende ist und man nicht in Kanadas Wäldern, sondern im kalt gewordenen Wohnzimmer sitzt.

Bewertung vom 15.03.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


sehr gut

Hätten sie doch nur miteinander geredet ...
„Die Summe unserer Teile“ ist der Titel dieses Buches und er passt wunderbar zu den drei Frauen, die in diesem Buch dargestellt werden. Jede hat ihre eigene Geschichte und trägt viel Ballast mit sich. Die Großmutter ist aus Polen geflohen, die Mutter wächst im Libanon auf, den sie für ein Leben in Deutschland verlässt. Und die Tochter zieht in Deutschland in eine andere Stadt.
Diesen Ballast könnte man besser ertragen, wenn man miteinander reden würde, aber das tun die drei nicht. Das ändert sich allmählich, als die Jüngste - Lucy - sich auf Spurensuche nach Polen begibt. Anlass war das Klavier ihrer Großmutter, das auf Veranlassung ihrer Mutter unvermittelt in ihrer Wohnung stand. Der Roman beginnt aus ihrer Perspektive, die dann mit der Perspektive der anderen beiden Frauen wechselt: Daria und Lyudmiła. Die Mutter-Tochter- Beziehung ist komplex, was deutlich wird, als Lucy und Daria in Polen aufeinandertreffen und sich öffnen. Das Ende bleibt offen, macht aber Hoffnung für eine positive Weiterentwicklung.

Bewertung vom 06.03.2025
Das Herz kennt keine Demenz
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


gut

einfühlsam

Demenz ist ein Thema, das unsere Gesellschaft zunehmend beschäftigt. Der Autor Jim Ayag nennt in seinem Werk die Zahl von 1,8 Millionen betroffenen Menschen.
Er eröffnet sein Buch mit einer Fantasiereise in die Welt einer dementen, fiktiven Person und sensibilisiert so die Leserinnen und Leser für das Thema. Als gelernter Altenpfleger bringt Ayag nicht nur berufliche Erfahrung ein, sondern auch eine persönliche Verbindung: Seine Eltern, die sich in einem Altersheim kennengelernt haben, waren ebenfalls in der Pflege tätig. Trotz ihrer Warnungen vor den Herausforderungen dieses Berufsfeldes fand der Autor nach einer Phase beruflicher Orientierung schließlich seinen Weg in die Pflege – und entdeckte darin seine Berufung. Die anfangs beschriebene fiktive Person Frau Tippelkamp begleitet durch das Buch.
Interessant ist seine Schilderung des Umgangs mit älteren Menschen im Herkunftsland seines Vaters, den Philippinen, wo Fürsorge und Respekt gegenüber Älteren eine andere gesellschaftliche Bedeutung haben.
Bisweilen bleibt der Inhalt oberflächlich - er ist sicherlich nichts für Menschen, die vom Fach sind. Eher für solche, deren Interesse der Autor für diesen Beruf wecken möchte. Die Sprache ist nicht anspruchsvoll und für die Zielsetzung passend.

Bewertung vom 05.03.2025
Heimweh im Paradies
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


gut

Wer sich für die Zeit des Nationalsozialismus interessiert und insbesondere für die Literatur jener Epoche, wird hier sicherlich fündig. Gerade für Liebhaber von Thomas Mann und anderen Exilautoren ist dieses Werk eine spannende Entdeckung. So dachte ich anfänglich.
Allerdings fiel es mir extrem schwer, mich an diesen Schreibstil zu gewöhnen, in die Historie hineinzufinden. Ein Beispiel: „Mit Schmerzen notiert er die Versuche einer solchen Idee auf der Ebene, auf der es am Ende auch ankommt: der Regierungen.“(S.149)
Die Thematik ist nach wie vor spannend. In den dargestellten bewegten Zeiten leben viele Schriftsteller im Exil, fernab ihrer Heimat, entwurzelt und wie hier einige in einer paradiesischen Umgebung. Viele Autoren werden genannt, ihr Miteinander und dann wieder Gegeneinander, ihre Rangeleien, Eifersüchteleien, Eitelkeiten etc. Der Autor zeigt die vielschichtige Persönlichkeit von Mann.Der preisgekrönte Schriftsteller wird einem dabei nicht unbedingt sympathisch: „Er nimmt, was er für das Seine hält, wo immer er es findet.“- so sein Bezug zu seiner Tochter Erika.“ (S.156)
Aktuell sind solche Aussagen wie – Demokratie kann nur siegen, wenn sie auch siegen will. Laut Mann nicht mit den gemäßigten Mitteln des Abwägens, Entgegenkommens, Verhandelns (nach S.6).