Benutzer
Benutzername: 
Elaine
Wohnort: 
Horn-Bad Meinberg

Bewertungen

Insgesamt 791 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Eintauchen in die Welt des Wiener Praters

Mit "Der Totengräber und die Pratermorde" liegt bereits der vierte Band rund um den Inspektor Leopold von Herzfeld, die Journalistin Julia Wolf und den Totengräber Augustin Rothmayer vor. Diesmal geht es um Morde und verschwunderne Frauen im Wiener Vergnügungsviertel Prater, das Aufkommen der ersten Kinos, die ersten Fußballclubs in Wien, eine erste zarte Liebe zwischen der Adoptivtochter von August Rothmayer und einen Waisenjungen und eine skrupellose mafiöse Organisation, die für Verbrechen, Schutzgelderpressungen und vieles mehr verantwortlich ist. Es geht aber auch um neue kriminalistische Methoden, wie z.B. die Täter*innenermittlung via Fingerabdruck, die zum Zeitpunkt, wo die Geschehnisse spielen, 1896, noch nicht weit verbreitet waren.
Die Geschichte wird vom Autor Oliver Pötzsch gewohnt spannend, humorvoll und voller Details erzählt und von Hans Jürgen Stockerl gewohnt souverän und teilweise mit Wiener Schmäh im Hörbuch gesprochen. Die fast 17 Stunden vergehen da wie im Fluge und es bleibt Neugier auf den nächsten Band zurück.

Bewertung vom 04.07.2025
Almond, David

Ein Lied für Ella Grey


ausgezeichnet

Mit dem Buch "Ein Lied für Ella Grey" liegt ein Jugendbuch vor, in dem die alte Sage von Orpheus und Eurodyke in die Gegenwart übertragen und neu erzählt wird. Als Ich - Erzählerin fungiert das jugendliche Mädchen Claire, das Teil einer Jugendgruppe ist, die in den Ferien gerne am Strand in Nordumbrien zeltet und gemeinsam musiziert und feiert. An diesem Strand lernen Claire und ihre Gruppe eines morgens den Sänger und Musiker Orpheus kennen, der mit seiner Lyra und seinem Gesang Mensch und Tier in seinen Bann ziehen kann. Auch Ella, die heimliche Liebe von Claire erliegt Orpheus, doch das Glück währt nicht lange.
Dem Autor David Almond gelingt es auf besondere Art und Weise die alte Sage neu zu erzählen und ein Jugendbuch über die Kraft der Liebe, die Irrungen und Wirrungen der Pubertät, den Tod und den Wechsel der sexuellen Orientierung zu schreiben. Die Schreibweise ist teilweise speziell, wer sich aber darauf einlässt, wird reich belohnt.

Bewertung vom 03.07.2025
Mohr, Judith

Cole und die Sache mit Charlie


ausgezeichnet

Mit "Cole und die Sache mit Charlie" liegt ein Jugendbuch vor, dass einen Einblick in die Jugend- und Pubertätsphase gibt, aber auch dazu aufrüttelt genauer hinzuschauen, wenn es Jugendlichen schlecht geht. Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen die beiden Geschwister Cole und Charlie, die mit den Irrungen und Wirrungen der zwischenmenschlichen Abgründe konfrontiert werden. Wie umgehen damit, dass sich die Eltern getrennt haben und jeweils neue Beziehungen führen, dass ein neues Geschwisterkind vom neuen Partner der Mutter unterwegs ist, der eigene Vater eine*n permanent versetzt und die Verantwortung für die kleineren Geschwister größer wird. Und was bedeutet Liebe wirklich? Cole und Charlie schlagen unterschiedliche Wege ein, entfremden sich etwas von einander und sind dann doch im Augenblick der größten Not einander die wichtigste Stütze.
Die Geschichte wird sehr lebendig und jugendgerecht aus Coles Sicht erzählt und es fällt schwer, sich dem Geschehnissen zu entziehen. Für Kinder und Jugendliche ab 12 halte ich das Buch für geeignet.

Bewertung vom 28.06.2025
Steiner, Rudolf

Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge


ausgezeichnet

Zu den grundlegenden Annahmen der Anthroposophie gehört ein vertieftes Verständnis von Reinkarnation und Karma. In dem hier vorliegenden ersten von insgesamt sechs Bänden finden sich verschiedenste Vortragszyklen Rudolf Steiners, die sich genau diesem Thema widmen. Unterteilt ist das vorliegende Buch in sechs Vorträge, die sich mit der Bildung karmischer Kräfte beschäftigen (16.02. - 02.03.1924) und sechs Vorträge, in denen das karmische Schicksal einzelner berühmter Persönlichkeiten näher betrachtet wird (08.03 - 23.03.1924). Die Vorträge wurden damals stenographisch mitgeschrieben und danach 1933, nach dem Tode Rudolf Steiners, zum ersten mal in schriftlicher Form veröffentlicht. Um den Inhalt der Vorträge gut nachvollziehen zu können ist ein vorher entwickeltes gutes Verständnis der Grundgedanken und der Terminologie der Anthroposophie dringend erforderlich, da dieses vom Vortragsredner als gegeben vorausgesetzt wird. Wer über dieses verfügt kann viel über die Ursachen des Karmas aus früheren Leben, das Hineinwirken verschiedenster geistiger Wesenheiten, den nicht bestehenden Widerspruch zwischen karmischer Notwendigkeit und Freiheit, die Bedeutung von Emotionen für künftiges Karma, und das Thema Gesundheit und Krankheit als Folge von Karma erfahren. Hinzu kommen Betrachtungen des Karmas von Persönlichkeiten wie Franz Schubert, Charles Darwin oder Friedrich Nietzsche. Wer sich grundlegend mit den Karmaverständnis der Anthroposophie beschäftigen möchte ist bei dieser Buchreihe definitiv richtig.

Bewertung vom 28.06.2025
Sutcliff, Rosemary

Beowulf der Drachentöter


ausgezeichnet

Mit "Beowulf der Drachentöter" liegt eine jugendgerechte Neuerzählung dieser uralten Sage von Rosemary Sutcliff vor. Die Autorin entführt die geneigten Leser*innen in das Skandinavien des 6. Jahrhunderts und erzählt die Heldentagen des Gautenkriegers Beowulf. Ob nun sein Sieg gegen das Ungeheuer Gendel, seine Mutter oder am Ende den Drachen mit seinem Hort: Jugendgerecht werden die Ereignisse interessant und spannend erzählt, so dass mensch gespannt dabei bleibt. Im Gegensatz zu anderen Werken der Autorin ist das hier vorliegende Buch aber recht kurz gehalten und hätte meines Erachtens nach eine längere Erzählung verdient gehabt. Das finde ich sehr schade und sehe definitiv unausgeschöpftes Potential. Vor allem längere Beschreibungen der Landschaften und Lebensumstände und detailierte Berichte über die Umstände des Mordes an seinem Vater hätten der Geschichte gut getan. Trotzdem kann ich das Buch zum Einstieg gut empfehlen.

Bewertung vom 28.06.2025
Jansson, Tove

Der Steinacker


ausgezeichnet

Mit "Der Steinacker" liegt ein Buch über die Macht der Sprache, versäumte Möglichkeiten und die Auseinandersetzung mit sich selber vor. Im Mittelpunkt steht der pensionierte Journalist Jonas, der von seinen beiden Töchtern zu einem Sommerurlaub im Schärengarten eingeladen wird. Jonas verliert immer mehr an seinen kognitiven Fähigkeiten, versucht immer noch intensiv sich mit dem richtigen Gebrauch der Sprache auseinanderzusetzen und muss im Laufe der Geschichte immer mehr erkennen, wie er nie einen Kontakt auf Augenhöhe zu seinen beiden Kindern und seiner Frau aufbauen konnte. Im Mittelpunkt stand immer nur die Arbeit, seine einzige Währung zur Bedürfnisbefriedigung seiner Familie war das Geld. "Im Steinacker" ist ein trauriges Buch, in dem die Hauptperson sich selbst gegenübersteht und erkennen muss, was sie alles falsch gemacht hat. Es ist ein Buch über die Macht der Sprache und auch eines über Verletzungen und Nicht-Gesehen werden. Die Schreibweise ist erst einmal gewöhnungsbedürftig, wer sich aber drauf einlässt, kann ganz viel daraus ziehen.

Bewertung vom 26.06.2025
Burkhard, Gudrun

Schlüsselfragen zur Biographie


ausgezeichnet

Wer sich über andere Bücher der Autorin schon etwas mit dem Thema Biografiearbeit vertraut gemacht hat, wird sich vielleicht fragen, wie er die erlernten und gelesenen Grundannahmen und Theorien auf das eigene Leben anwenden kann, um so zu einem besseren Verständnis des eigenen Lebenslaufes zu gelungen. Genau hier setzt das hier vorliegende Buch an, indem es zu jeden Jahrsiebt Schlüsselfragen bereit hält, anhand derer das eigene Leben gut betrachtet werden kann. Ob nun im Bereich Freundschaften, Liebe/Beziehungen, Beruf, Spiritualität oder auch Gesundheit und Krankheit. Zu allem sind grundlegende Fragen vorhanden, die einer genaueren Betrachtung bedürfen. Es gibt zwar auch kurze Einführungen zu den jeweiligen Jahrsiebten, wer aber tiefer in die Grundannahmen und Theorien einsteigen möchte, sollte vorher andere Bücher der Autorin lesen.

Bewertung vom 26.06.2025
Sutcliff, Rosemary

Robin Hood


ausgezeichnet

Die Geschichte rund um Robin Hood und seine Leute ist bestimmt schon unmengen oft erzählt worden und es gibt verschiedenste Versionen davon.
Eine der schönsten ist für mich dieses wundervolle Buch von Rosemary Sutcliff. Es überzeugt durch eine Sprache, die die Leser_innen direkt in ihren Bann schlägt, Charaktere, mit denen mensch sich sofort tief verbinden kann und Geschichten die es ermöglichen, direkt in ihr zu versinken und innere Bilder vor den eigenen Augen entstehen zu lassen.
Als Leser_innen erfahren wie viel über die Vergangenheit Robin Hoods, über das Leben der "einfachen" Menschen und über das Gebaren der Fürsten rund um Johann ohne Land.
Auch lassen sich viele Parallelen zur heutigen kapitalistischen Gesellschaftsordnung ziehen, die Reiche protegiert und Arme mit Füßen tritt. So lässt sich konstatieren, das wir auch heute neue Robin Hoods benötigen, auch wenn sich die Methoden der Vermögensumverteilung doch ändern sollten.
Wer Rosemary Sutcliff liebt, wird von diesem Buch definitiv begeistert sein.

Bewertung vom 26.06.2025
Cotter, Charis

Der Leuchtturm der magischen Träume


ausgezeichnet

In dem hier vorliegenden Werk von Charis Cotter spielt, wie der Titel schon sagt, ein magischer Leuchtturm eine zentrale Rolle. Bilder von diesem ermöglichen es der jungen Annie, in eine Traumwelt einzutauchen und Kontakt zu ihrer Mutter aufzunehmen, die nach einem Unfall im Koma liegt. Im Traum lernt sie ihre Mutter als Kind kennen und erfährt auch viel über deren Schwester, die ebenfalls Annie hieß und nach einem Unfall verstarb. Wird es ihr durch die Kontaktaufnahme in der Traumwelt gelingen, ihre im Koma liegende Mutter wieder aufzuwecken? Und können alte Traumata gelöst werden, so dass sich ihre Mutter ihrer Vergangenheit stellen kann? Die Geschichte wechselt permanent zwischen Traum- und Realitätsebene, so dass mensch als Leser*in etwas braucht, sich hier zurecht zu finden. Gelingt dies aber, entsteht eine Geschichte über die Macht der Träume und die Wichtigkeit, sich den eigenen Themen zu stellen. Von meiner Seite eine klare Empfehlung für das Buch.

Bewertung vom 26.06.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


ausgezeichnet

Definitiv lohnenswert

Mit "We Burn Daylight" liegt ein Roman vor, der sich in vielen Punkten an den Geschehnissen in Waco 1993 mit den Davidianern und der Stürmung derer Ranch durch das FBI orientiert, ganz bewusst aber andere Charaktere wählt, um den künstlerischen Spielraum zu erweitern. Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen Roy, der Sohn des Sheriifs und Jaye, die Tochter einer der Bewohner*innen der Ranch des charismatischen Lamb, deren Liebe sich versucht zwischen den Geschehnissen zwischen Staatsmacht und Sekte zu entwickeln. Als Stilform werden einerseits abwechselnd Berichte von Roy und Jayce aus den 90ern und andererseits Ausschnitte aus Podcastfolgen von 2024 gewählt. Die Schreibweise ist definitiv gelungen und mensch bleibt als Leser*in gespannt dabei, die damaligen realen Ereignisse lassen sich aber nur schwer ausblenden. Die Stimmung in der Sektenranch kommt definitiv gut rüber, genauso aber auch das brutale Vorgehen der Staatsmacht.