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odile

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Insgesamt 109 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2025
Aichner, Bernhard

Man sieht nur mit der Schnauze gut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Aspro ist der Beste! Warum sehen Dynamitstangen nur aus wie Stöckchen? Jetzt ist der Chef tot und sein Hund hat kein Zuhause mehr. Doch der sympathische Vierbeiner hat Glück im Unglück. Die nette Polizistin am Tatort adoptiert ihn. Die Geschichte der beiden und Aspros Gedanken und Kommentare haben mir großen Spaß gemacht und mich sehr gut unterhalten. Ein absolutes Gute-Laune-Buch für Hundefreunde.

Die neue Chefin gibt ihrem vierbeinigen Begleiter den Namen Aspro, weil ein Spaziergang mit dem dreijährigen Hund ihre Migräne lindert. Immerhin besser als Thomapyrin, denkt Aspro zufrieden. Sein Ehrgeiz ist geweckt. Da die Chefin als Polizistin arbeitet, will Aspro unbedingt ein Polizeihund werden. Für einen ehemaligen „Jagdhundstreber“ kann das doch nicht so schwierig sein? Tatsächlich zeigt er sich der selbst gestellten Aufgabe durchaus gewachsen und löst seinen ersten Fall, Diebstähle absurder Dinge, mit Bravour.

Mit dem liebenswerten Aspro hat Autor Bernhard Aichner die düstere Welt der Thriller vorübergehend verlassen. Er lässt den cleveren Vierbeiner seine Sicht der Dinge schildern und von den Abenteuern mit der neuen Chefin aus seiner Perspektive erzählen. Der offensichtliche Hundefreund Aichner kann sich überraschend gut in Aspro einfühlen.

Mich hat der zukünftige Polizeihund schnell mit seinem Charme bezaubert. Es macht großen Spaß, die Welt aus Hundeaugen zu betrachten. Einige menschliche Gepflogenheiten liefern Situationskomik, wenn sich Aspro darüber Gedanken macht. Warum handeln die Zweibeiner so, wie sie es tun? Wieso nennt ihn jeder Wiener „Rex“, wo er doch gar kein Schäferhund ist? Warum heiraten die Menschen?

Ohne falsche Bescheidenheit listet Aspro seine Erfolge auf. Am wichtigsten war natürlich die Rettung der Chefin, denn seither liebt ihn auch deren Ehemann, der neue Chef. Aber damit nicht genug. Er klärt Verbrechen auf, rettet Menschenleben und entdeckt sogar eine Bombe. Großzügig wie er ist, unterschlägt er auch seine Sünden nicht, die da wären Mundraub, Erbrechen auf den Autositz, Diebstahl und Hühnermord – aber das war keine Absicht, also eher Hühnertotschlag.
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Der Autor schreibt flüssig und sehr anschaulich. Einen Dobermann der Marke Putin kann ich mir ebenso gut vorstellen, wie einen kleinen Bichon Frisé mit Helfersyndrom, der jeden „Sechzig Kilo-Bernhardiner zurück auf seinen Platz kläfft“. Besonders gut gefallen hat mir das gelegentliche Einfließen österreichischer Begriffe wie „Schliafhansl“. Der Grundton der Geschichte ist positiv, da für den optimistischen Aspro das Glas stets halbvoll ist. Mir geht es wie der neuen Chefin. Zwar muss der bezaubernde Vierbeiner bei mir glücklicherweise keine Migräne vertreiben, aber er verhilft mir zu guter Laune.

Bernhard Aichner ist auf den sympathischen Hund gekommen.
Die daraus resultierenden Geschichten haben mich so gut unterhalten und sind so amüsant und humorvoll, dass ich auf eine baldige Fortsetzung des amüsanten Hundekrimis hoffe. Inzwischen gibt es Streicheleinheiten und „Frankfurter“.
Partyzeit für Aspro!

Bewertung vom 31.08.2025
Amrein, T. D.

Rentner Mikado


sehr gut

Campende Rentner leben gefährlich - Bauarbeiten auf einem Campingplatz werden überraschend zwei menschliche Skelette gefunden. Ein Herzschrittmacher, der aus dem Jahr 1983 stammt, weist den Fall als Cold Case aus und ruft Kommissar Krüger auf den Plan. Mich hat der sachlich und unaufgeregt dargelegte Fall ganz gut unterhalten, aber die Spannung hat mir zeitweise gefehlt.

Die gefundenen Knochen und die vermeintliche Identität der Toten passen nicht zusammen, andrerseits treten weitere Fälle verschwundener Rentner zutage. Der Fall erweist sich als kniffelig und die Ermittlungen stagnieren bald. Glücklicherweise hat Krüger ein gutes Händchen bei der Wahl seiner Mitarbeiter. Die neue Kollegin, Frau Freitag, die die beförderte Nadja ersetzt, erweist sich als Ass in der Internetrecherche und verfügt über ein undurchsichtiges, aber effektives Netzwerk. So kann sie ihrem wenig technikaffinen Chef zeitnah neue Indizien und Fakten liefern.

Während wir die akribisch betriebenen Ermittlungen von Krüger, Freitag, Hummel und Co. verfolgen, begleiten wir in einem zweiten Erzählstrang den Täter. Zunehmend abgestoßen, beobachten wir ihn bei der Ausübung seines Geschäftsmodells. Skrupellos verübt er einen Mord nach dem anderen, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.

Mir hat die sachliche, fast nüchterne Sprache und die unspektakuläre Ermittlungsarbeit gefallen. Die Charaktere wirken authentisch. Krüger und seine Partnerin Elisabeth ergänzen sich hervorragend. Vor allem, wenn sie ihn bei Ermittlungen unterstützt, da sie zu unterschiedlichen Ansätzen neigen. Ihre Geplänkel machen Spaß. Auch mit der neuen Kollegin Freitag arbeitet der Kommissar auf Anhieb gut zusammen. Dem Täter fehlt es leider etwas an Tiefe. Mir wurde nicht klar, warum er sich zu einem derart skrupellosen Mörder entwickelt hat und wieso er diese Art zu leben als alternativlos betrachtet. Seine Bekannte mit der Olivenfarm bietet ihm ja eine bürgerliche Existenz an.

Der Fall wird schließlich aufgeklärt. Auch Verbrecher werden nicht jünger und machen Fehler. Doch Krüger dürfte das Interesse an einer Laufbahn als Dauercamper in der Rente verloren haben. Ein paar Wendungen und Verwicklungen mehr hätten dem Spannungsaufbau gutgetan. Der Plot scheint mir grundsätzlich realistisch. Wie der alte Hippie zu Elisabeth sagt: „Kaum ist man tot, ist man vergessen.“

Für Freunde solider Krimis mit wenig Schnickschnack, sachlichem Grundton und solider Ermittlungsarbeit kann ich „Rentner-Mikado“ empfehlen.

Bewertung vom 15.08.2025
Voosen, Roman; Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer tötet ägyptische Götter? Das schwedisch-deutsche Schriftstellerpaar Kerstin Signe Danielsson und Roman Voosen lässt sein Team Karhuu und Nordh erneut gemeinsam ermitteln. Da mir Band eins gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf Teil zwei. Soviel sei schon verraten: Ich wurde nicht enttäuscht!

Svea Karhuu und Jon Nordh werden zu einem bizarren Mordfall gerufen. Der Killer präsentiert sein Opfer als den ägyptischen Krokodilgott Sobek. Svea ist sofort getriggert und möchte unbedingt ermitteln, während ihr Partner Jon seinem miesen Bauchgefühl folgend, den Fall abgeben will. Als erfahrener Ermittler weiß er, was ein solches Verbrechen an psychischen Belastungen, aber auch an Zündstoff mitbringt. Doch seine ehrgeizige Chefin manipuliert Nordh einmal mehr. Sie bietet ihm für die Übernahme der Ermittlungen, Einsicht in geheime Unterlagen zum Unfalltod seiner Ehefrau. Wider besseres Wissen lässt Jon sich auf den Deal ein. Dieser Ausflug in die ägyptische Mythologie wird nicht sein letzter sein,

Nordh ist ein fähiger, erfahrener Ermittler, der von den Schicksalsschlägen des vergangenen Jahres gezeichnet ist. Seine Frau Linda und Calle, Jons bester Freund und Partner, sind gemeinsam tödlich verunglückt. Dabei wurde ihr heimliches Verhältnis offenbart. Weder den Verlust noch den Verrat hat Nordh bisher verarbeitet. Es fällt ihm schwer, neben dem Beruf, seine Aufgaben als alleinerziehender Vater zweier traumatisierter Kinder zu bewältigen. Auch Svea Karhuu hat mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Seit sie einen korrupten Kollegen aus Notwehr bei einem Undercover-Einsatz erschoss, läuft einiges falsch in ihrem Leben. Sie wurde strafversetzt und erhält Drohungen. Svea ist eine intelligente, taffe Polizistin. Auch die Nebencharaktere, ob Ions Schwiegermutter Rosa oder die Teamkollegen Wallgren und Stöcker sind glaubwürdig gezeichnet.

Die Autoren schreiben flüssig und bildhaft. Allein die Beschreibungen der Tatorte und der drapierten Leichen haben morbide Bilder in meinem Kopfkino ausgelöst und sind nichts für schwache Nerven. Das nordische Ambiente und die skandinavischen Besonderheiten, z. B. das Meänkieli, der Dialekt, mit dem Svea groß geworden ist, zeichnen den Krimi aus.

In eingestreuten Kapiteln aus dem Jahr 1973 lernen wir Peter kennen, der in der berüchtigten deutschen Sekte Colonia Dignidad in Chile aufwächst. Die Szenen sind schwer erträglich. Zunächst wird nicht klar, wohin sie führen.

Der Fall entpuppt sich als die harte Nuss, die Nordh vorausgesehen hat. Die Ermittlungen werden durch eine skrupellose Presse behindert, die nicht davor zurückschreckt, Tatortfotos der makaber inszenierten Leichen zu veröffentlichen. Als eine populäre True-Crime-Podcasterin in den Medienhype um die „Krokodilmorde“ mit einsteigt, wird der Druck auf die Ermittler unerträglich. Dann verschwindet ein junges Mädchen – und die Ereignisse überschlagen sich …

Der Thriller hat mich sofort gepackt, ich konnte das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen. Teilweise waren die Gewalt und die heraufbeschwörten Bilder nicht leicht wegzustecken, aber meine Neugier siegte. Ich musste unbedingt erfahren, wer hinter den bizarren Morden steckt. Die Spannung steigert sich im Lauf der Geschehnisse und hält bis zum Schluss an, bis das Verbrechen restlos aufgeklärt ist. Schockierend fand ich einmal mehr die Rolle der Medien.

Auch die privaten „Baustellen“ der Ermittler entwickeln sich weiter. Ob es nicht zu viel des Guten ist, dass beide Ermittler, Svea und Jon den geheimen kriminellen Machenschaften von Politik/Geheimdienst/Polizei auf der Spur sind, muss jeder Leser für sich entscheiden. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es mit Nordh und Karhuu weitergeht.

Band zwei ist unabhängig von Teil eins lesbar, da das notwendige Hintergrundwissen mitgeliefert wird.

Bewertung vom 14.08.2025
Poznanski, Ursula

Erebos Bd.3


ausgezeichnet

Die dritte Runde - Das mysteriöse Computerspiel Erebos zwingt Nick Dunmore erneut in seine Rolle als Dunkelelf Sarius. Die dritte Runde kann beginnen … Ursula Poznanski hat eine fesselnde Fortsetzung der Erebos-Reihe geschrieben, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat.

Nach seiner letzten Begegnung mit dem Computerspiel hat Nick Rechner und Handy ersetzt, trotzdem nimmt Erebos überraschend Kontakt zu ihm auf. Dafür wählt es den idealen Zeitpunkt: Nick ist völlig pleite und seine Freundin Emily befindet sich zur Fortbildung in New York. Mit fieser Erpressung und gehörigem Druck erreicht Erebos sein Ziel, Sarius ist zurück im Spiel! Dieses Mal fordert der Bote den Dunkelelfen auf, eine Horde um sich zu scharen. Die nächste Herausforderung soll ein Wettkampf zwischen fünf dieser Teams sein. Nick gründet die Horde der „Galgenvögel“ mit einem Raben als Wappentier. Doch worum geht es? Sarius und sein engster Vertrauter und Mitspieler Victor alias Squamato bekommen scheinbar sinnlose Aufträge im Real Life und kryptische Hinweise, bspw. zeigen ihre Handys kurz falsche Uhrzeiten an. Erebos Bote raunt von Vorzeichen und einer großen Gefahr. Nicks Unbehagen wächst, er ahnt, dass der Spieleinsatz dieses Mal extrem hoch ist. Doch erst als er das Zahlenrätsel löst und die Bedeutung des Auges einer blutrünstigen Göttin entschlüsselt, wird ihm die schreckliche Tragweite dieses Wettkampfs klar. Es geht um Leben oder Tod!

Nick Dunmore, mittlerweile Berufsfotograf, steht erneut im Fokus der Geschichte, die auch aus seiner Perspektive erzählt wird. Zurzeit steckt er in einer schweren finanziellen Krise, da er sich zwar künstlerisch weiterentwickelt hat, dies aber nicht in materiellen Erfolg ummünzen kann. So wird er eine leichte Beute für Erebos. Nick ahnt zwar, was auf ihn zukommt, doch gleichzeitig kann er die Anziehungskraft des Spiels auf ihn nicht leugnen. Doch er hintergeht Emily. Ihr hat er versprochen, sich nie mehr auf die Machenschaften des Boten einzulassen. Dafür plagt ihn sein Gewissen.

Erebos hat sich weiterentwickelt, doch sein Grundprinzip gilt unverändert: Es beobachtet, belohnt, bestraft, manipuliert und macht vor dem realen Leben der Gamer nicht halt. Die anderen Protagonisten außer Victor gewinnen erst im dramatischen Endkampf an Tiefe. Nicks Gegenspieler sind abgrundtief böse, skrupellos und planen Unvorstellbares in der realen Welt.

Ursula Poznanski schreibt gewohnt flüssig und bildhaft. Ihr gelingt es mühelos, Nicks Dilemma verständlich zu machen. Schnell hat sie nicht nur ihn, sondern auch die Leser wieder in den Bann von Erebos gezogen. Wie in den anderen Bänden findet die Handlung abwechselnd in der Spielwelt und im realen Leben statt. Die Autorin macht deutlich, wie tief wir in Problemen stecken, wenn unsere liebgewonnenen Geräte und digitalen Dienste gehackt werden.

Mich hat Nicks drittes Erebos-Abenteuer bestens unterhalten. Während des packenden Showdown habe ich mit ihm und seinen Freunden mitgefiebert. Es ist spannend am Ende zu erfahren, wer hinter welcher Maske steckt und einige Überraschungen sind dabei garantiert. Ich bin begeistert von Poznanskis Fantasie und Inspiration, die erneut ein fesselndes großes Abenteuer in buntem Ambiente garantieren. Da das Gehirn hinter Erebos nicht enthüllt wird, hoffe ich zuversichtlich auf eine vierte Runde.

Bewertung vom 11.08.2025
Neubauer, Ralph

Finale Curioso / Südtirolkrimi Bd.12


sehr gut

Alles fließt - Ein brutaler Vierfachmord erschüttert Bozen. Was ist in der alten Villa im vornehmsten Wohnviertel geschehen? Die Kripo steht vor einem Rätsel. Warum werden ihre Ermittlungen von den eigenen Vorgesetzten behindert? Ralph Neubauer hat mit „Finale Curioso“ einen spannenden und würdigen Abschluss seiner Südtirol-Krimireihe geschrieben, der mich gut unterhalten hat.

Die Geschichte teilt sich in drei Handlungsstränge. Da ist der Vierfachmord, den Fabio Fameo und sein Team aufklären sollen. Ein Trickbetrüger, der mit scheinbar wertvollen Uhren handelt und der Diebstahl einer Trompete, der einem hoffnungsvollen Talent die Chance auf eine Weltkarriere zerstören könnte.

Commissaria Francesca Giardi und ihr Kollege Eduard Thaler ermitteln im Mordfall. Schnell entdecken sie, dass die alte Villa ein Bordell der Luxusklasse beherbergt, mit entsprechendem Kundenkreis. Auch Verbindungen zu einem einflussreichen Oligarchen lassen sich erahnen. In ihren Ermittlungen werden sie behindert und bald entdecken sie den Grund dafür. Ihr Teamleiter Fabio muss sich derweil mit plötzlichen Veränderungen im Kommissariat auseinandersetzen. Der Quästor wird unangekündigt über Nacht durch eine alte Bekannte von Fameo ersetzt, die er in schlechter Erinnerung hat. Denn einen ähnlichen Vorgang hat er schon einmal erlebt. Mit Angelo Buffo erhält sein Team einen Kollegen, der mit der neuen Chefin aufgetaucht ist. Diesen Aufpasser setzen sie auf den Trickbetrüger an. Im dritten Handlungsstrang schließt sich der pensionierte Commissario Tommaso auf der Suche nach Beschäftigung einer Musikkapelle an. Prompt wird deren aufstrebendem Star sein Instrument gestohlen. Einmal Polizist, immer Polizist, sagt sich Tommaso und beschließt den ermittelnden Maresciallo zu unterstützen.

Der Autor schreibt flüssig. Seine Beschreibung von Land und Leuten gefällt mir. Es gelingt ihm, das spezielle Südtirol-Flair einzufangen, wobei die Neigung zu gutem Essen und Trinken eine Rolle spielt. Seine Charaktere überzeugen. Fabio, das Team, die Freunde und Verwandten sind sympathische, bodenständige Charaktere. Das Privatleben der Ermittler ist in einem angemessenen Verhältnis mit eingeflochten. Die Antagonisten sind skrupellos und machtgierig. Ein Angelo Buffo wird vermutlich einsam sterben.

Letztendlich werden die Fälle restlos aufgeklärt. Doch die Intrigen und Machenschaften innerhalb der Polizei haben Spuren hinterlassen, die auf beiden Seiten Folgen nach sich ziehen.

Mir hat der Krimi bis auf ein paar Längen im Mittelteil gut gefallen. Etwas weniger Details über Musikkapellen, dafür mehr Informationen über die Drahtzieher im Hintergrund hätte ich bevorzugt. Der Vierfachmord ist grauenhaft, aber noch mehr haben mich der geschilderte politische Machtmissbrauch, Ränke, Korruption und Intrigen erschüttert. Leider befürchte ich, dass der Autor der Wahrheit damit ziemlich nahekommt. Angenehm habe ich empfunden, dass die Stimmung des Krimis trotz deprimierender Machenschaften, nicht durchgehend düster ist, sondern durch positive Entwicklungen wie die um Tommaso, Claudia und Christian aufgelockert wird.

Meine Leseempfehlung geht an Fans von Regionalkrimis mit Anspruch und viel Lokalkolorit.

Bewertung vom 06.08.2025
Oetker, Alexander

Signora Commissaria und die kalte Rache / Commissaria Giulia Ferrari Bd.3


ausgezeichnet

Trauma der Vergangenheit - Alexander Oetker lässt Commissaria Giulia Ferrari bereits in ihrem zweiten Fall in Florenz ermitteln und dieses Mal verzichtet er auf das Pseudonym Pietro Bellini. Mich hat der spannende Krimi mit seinen sympathischen Ermittlern, dem traumhafte Ambiente, einer ordentlichen Portion Dolce Vita und dem skurrilen Fall wieder sehr gut unterhalten.

In Florenz werden junge Frauen gestalkt. Ein vermummter Mann folgt ihnen, wenn sie abends allein nach Hause gehen, bis zu ihrer Wohnung. Am nächsten Tag hängen Steckbriefe der Frauen mit Bild und persönlichen Daten in ihrem Viertel aus, die sie als vermisst melden. Commissaria Giulia und ihr Team stehen vor einem Rätsel. Die Frauen verbindet nichts außer Geschlecht und ungefährem Alter. Keines der traumatisierten Opfer kann den Stalker näher beschreiben. Eine erste Spur zerschlägt sich. Die Situation eskaliert, als der Täter sein dreizehntes Opfer entführt. Und nur kurze Zeit später verschwindet eine weitere junge Frau spurlos …

Commissaria Giulia ist eine taffe junge Frau, die unter dem Trauma der Ermordung ihrer Familie leidet. Noch immer beschließt sie jeden Tag mit einem Brief an ihre Schwester Sofia, die sie schmerzlich vermisst. Bisher war sie sich in ihrer Einsamkeit selbst genug, aber inzwischen hat Enzo, der einfühlsame blinde Sergente ihr Herz erobert, worüber beide glücklich und erstaunt sind. Luigi Battista, ehemaliger Commissario von Florenz und jetziger Barista in der eigenen Bar, ist der dritte Hauptcharakter und meine Lieblingsfigur. Gemeinsam lösen sie den aktuellen Fall, wobei dieses Mal Carla, Luigis Frau und begnadete Köchin, den richtungsweisenden Gedanken hat. Gleichzeitig stößt Enzo zufällig auf eine heiße Spur, die zurück in die Vergangenheit führt und den Unfall von Giulias Familie in einem anderen Licht erscheinen lässt. Ihr Temperament bringt die Commissaria prompt in Lebensgefahr, da sie nicht taktisch vorgehen will oder kann.

Oetkers Stil liest sich flüssig. Er fängt das italienische Lebensgefühl gekonnt ein und lässt uns neue Ecken von Florenz entdecken. Besonders gut gefallen haben mir der altehrwürdige Ruderclub und die durch die Corona-Pandemie wiederbelebten Florentiner „Weinfenster“. Carlas leckere Rezepte runden den Krimi ab und erinnern an des Autors weitere Profession als Gastrokritiker. Nur Hund Tulipans Rolle war dieses Mal für meinen Geschmack sehr klein. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Mich hat der Ausflug nach Florenz gut unterhalten. Das sympathischen Ermittlerteam, das italienische Flair und der etwas spezielle Fall haben mir Spaß gemacht. Der Täter wird geschnappt und alles logisch aufgeklärt, sodass keine Fragen offen bleiben.

Mit der neuen Spur in die Vergangenheit werden dagegen Verbrechen zutage gefördert, die in eine ganz andere Liga gehören und auch politische Folgen nach sich ziehen könnten. Natürlich endet der Krimi mit einem üblen Cliffhanger.

Immerhin kann ich also davon ausgehen, dass die Reihe weitergeht. Ich werde dabei sein und gebe diesem Fall 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung an alle Fans von spannenden, aber nicht zu gewalttätigen Krimis.

Bewertung vom 04.08.2025
Hackel, Mario

Aufstieg (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Reise geht weiter - Mit "Palineas: 2.Buch - Der Aufstieg", kehren wir in die magische Welt von Eristria zurück. Auf der Suche nach Antworten müssen der junge Magier Palineas und der Halbelf Falvoril, sein loyaler Freund und Beschützer, weitere große Gefahren bestehen. Mario Hackel hat mit seinem 2. Band der Palineas-Saga erneut High Fantasy vom Feinsten geschrieben, die ihre Leser sofort fesselt.

Der Dunkle gewinnt weiterhin an Macht. Das Siegel ist gebrochen und die gebannten Drachen kehren zurück und drohen, alle anderen Völker zu vernichten. Doch die verblendeten Menschen denken nur an ihren Feldzug gegen die Elfen und verkennen die wahre Gefahr, obwohl Städte und Dörfer überfallen und viele Menschen von den Drachen getötet werden. Vor diesem Schreckensszenario werden Palineas und Falvoril von Alprey auf die Suche nach der Kette der Siegelessenz geschickt.

Gleichzeitig bricht Marek zur Schmiede der Zeit auf. Der Weltendrache hat einen verzweifelten und mutigen Plan gefasst, um die verbliebenen freien Drachen und damit Eristria vor der Dunkelheit zu retten. Auf seinem Weg schließen sich ihm mehrere Reisegenossen an, die Seherin Misiara, die Siegelwächterin Faeryl, der blaue Drache Sirkas, der Glinserich Varellon und Toralf, der Schmied. Auch die Lodhra Melande macht sich auf Geheiß ihrer Mutter Ilhara, geleitet von einem mysteriösen Drachen, auf zur Zeitenschmiede.

Sie alle eint der brennende Wunsch, den Aufstieg des Dunklen zu verhindern. Während in der Zeitenschmiede das Geschehen eskaliert, verläuft Palineas, Falvorils und Valzanahs Reise nach Sil Undrah dramatisch anders als geplant ...

Wieder gelang es dem Autor, mich, mit seiner Erzählung von Beginn an zu fesseln. Er schreibt flüssig und so bildhaft, dass mein Kopfkino sofort aktiviert wurde. Das Geschehen entwickelt sich temporeich. Die verschiedenen Erzählstränge sorgen für nahezu pausenlose Spannung, sodass es schwerfällt, das Buch wegzulegen. Zahlreiche Entwicklungen und Wendungen sorgen für überraschende Bündnisse und Handlungsabläufe. Die Charaktere überzeugen und entwickeln sich. Palineas versucht verzweifelt, seine Magie zu beherrschen. Er befürchtet, im Wahn, einen Mord begangen zu haben. Angesichts der Ereignisse schlägt er sich für einen Jungen beachtlich. Die Antagonisten sind düster, besessen von der Lust am Morden und der Gier nach Macht. Es ist teilweise schwer durchschaubar, wer auf wessen Seite steht und welche finsteren Pläne verfolgt werden.

Mario Hackels fantasievolles Worldbuilding hat mich erneut begeistert. Eristria fasziniert durch die detailreiche Beschreibung und seine Vielgestaltigkeit. Mit den Dendrai, den Glinserichen und den Ebenennomaden lernen wir weitere Bewohner dieser Welt kennen. Speziell Prinz Varellon Mirkenschimmer hat es mir angetan. Klein, aber oho. Ein wahres Schlitzohr.

Oft ist der zweite Teil einer Trilogie der schwächste. Dies trifft in diesem Fall nicht zu. "Aufstieg" hat mir sogar noch besser gefallen als "Aufbruch". Naturgemäß wurden nicht alle meine Fragen beantwortet und es kamen neue hinzu, so: Was treibt Sarelas an? Was ist Alpreys wahres Ziel? Wem gehört Valzanahs Loyalität? Was bedeutet die Passage "Elf, Magie, Sohn"? Und die Frage aller Fragen: Was ist mit Palineas Meldarion? Warum und wofür ist er der Schlüssel?
Teil zwei endet mit einem fiesen Cliffhanger ...

Ich kann es kaum glauben, dass ich noch ein Jahr auf die Beantwortung meiner brennenden Fragen warten muss.

Ein Personenverzeichnis am Ende des Buchs und die Karte am Anfang helfen dem Leser, sich in Eristria zurechtzufinden.

Meine Empfehlung: Die Palineas-Reihe ist für alle Fans von High Fantasy ein Muss.

Bewertung vom 04.08.2025
Steen, K. T.

Die Prinzen des Winters. Eisfunken (Eisfeuer-Saga 1)


ausgezeichnet

Wer rettet Estraora vor dem ewigen Eis? Mit „Die Prinzen des Winters: Eisfunken“ startet die Autorin K. T. Steen ihre Eisfeuer-Saga. In einer kalten Winterlandschaft beginnt die Geschichte des Feuermädchens Eyra und der drei Winterprinzen. Die Autorin steht für spannende und romantische High Fantasy. Mit dem überzeugenden Auftaktband ihrer neuen Serie konnte sie mich sofort fesseln.

Eyra ist eine Feuerelfe, die früh ihre Mutter verlor, und vom Vater wegen einer neuen Frau verlassen wurde. Seither sorgt sie allein für ihren kranken jüngeren Bruder Naran. Auch vor kleineren Diebstählen schreckt sie nicht zurück. Eyra hasst die Winterelfen, allen voran den Schneekönig und den mächtigen Orden, die Estraora, das einstige Land der Feuermenschen, erobert und in eine Eiswüste verwandelt haben. Die Bevölkerung wird vom Schnee betäubt und krank gemacht. In dieser Situation trifft sie auf zwei mysteriöse Winterelfen und erhält kurz darauf eine Einladung ins Schloss der Winterkönigin. Es findet erneut eine Brautschau für die drei Winterprinzen statt und mit Eyra ist erstmals eine Feuerelfe zur Teilnahme aufgefordert worden. Widerstrebend folgt sie der Einladung. Zwar würde sie niemals einen Winterelfen heiraten, aber der Anführer des „Roten Zugs“, einer Widerstandsbewegung der Feuermenschen, bittet sie, den legendären Eiskristall, die Machtquelle der Eiskönige, aus dem Schloss zu stehlen. Dies erweist sich als unerwartet schwierig. Einer der Prinzen, Saul, ist wesentlich sympathischer als sie vermutet hat und bietet ihr an, Naran den besten Heiler der Winterelfen zu schicken. Eyra befindet sich im Zwiespalt. Kann sie die Hilfe für den geliebten Bruder ausschlagen? Ist sie andrerseits stark genug für die äußerst gefährlichen magischen Prüfungen des Palastes? Und was bedeutet das Kribbeln im Bauch, wenn sie mit dem stets finster blickenden Prinzen Lazar zusammen ist?

K. T. Steen schreibt flüssig und sehr bildhaft. Ihre Figuren überzeugen. Die Hauptcharaktere sind sympathisch und loyal, ihre Antagonisten zielstrebig und äußerst raffiniert. Mir gefällt besonders, dass Eyra, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, sich weiter entwickelt. Ihre Loyalität gegenüber Naran ist berührend. Sie ist eine starke, junge Frau, die es geschafft hat, sich und ihren schwerkranken Bruder allein durchzubringen. Die Prinzen sind sehr divers, was nach Lesen des Prologs nicht verwundert. Ihnen fehlt noch etwas an Tiefe, was in den Folgebänden sicher korrigiert wird. Meine Lieblingsfigur ist die Fee Fayette, Eyras Ziehschwester, einerseits sprunghaft und unzuverlässig, andrerseits bereit, ihr Leben für ihre Geschwister zu riskieren.

Der Auftakt der Saga hat mich schnell gefesselt. Das Worldbuilding der Autorin überzeugt. Originelle Einfälle wie sprechende Schneeamseln als Boten, Hippogryphe als Haustiere oder Magie, die durch ihre unterschiedliche Farbe gekennzeichnet ist, illustrieren Eyras Welt. Bald wird klar, warum es so bedeutsam ist, dass Eyra drei Magiearten beherrscht, was für ein Feuermädchen eigentlich unmöglich ist. Auch eine Liebesgeschichte entwickelt sich, aber mehr will ich dazu nicht verraten. Nach einigen Verwicklungen und Wendungen, die ordentlich für Spannung sorgen, endet die Geschichte mit einem üblen Cliffhanger. Natürlich muss ich unbedingt wissen, wie es weitergeht …

Bewertung vom 29.07.2025
Rubin, Gareth

Holmes & Moriarty (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer ist das Genie – Holmes oder Moriarty? - In einem Interview wurde der Autor Gareth Rubin gefragt, warum er einen Sherlock Holmes Krimi geschrieben hat. Er antwortete, „weil sein Charakter etwas Fesselndes an sich hat. Er ist so intensiv, so engagiert, so gefährlich auf seine eigene Art, dass jeder Krimiautor mit Sherlock Holmes‘ allgegenwärtigem Schatten leben muss“. Mich hat interessiert, ob Rubins Experiment gelungen ist. Ich kann sagen, er hat mich nicht enttäuscht.

London, 1889. Mycroft Holmes hat seinen Bruder und Dr. Watson zu sich in den Diogenes Club gerufen. Dort werden sie von dem jungen Schauspieler George Reynolds gestört, der es mit einem Bericht über die aberwitzigen Begleiterscheinungen seines aktuellen Theaterengagements schafft, Sherlocks Interesse zu wecken. Holmes sagt ihm seine Hilfe zu und beschließt, dass sich zunächst Watson um den Fall kümmern soll.

Zur gleichen Zeit versucht Professor Moriarty einen Bandenkrieg zu unterbinden, da dieser seine Geschäfte stört. Ein Treffen mit den Anführern soll Abhilfe schaffen. Dieser Plan scheitert, denn bei der Zusammenkunft wird einer der Gangsterbosse hinterrücks erschossen. Die Gewalt eskaliert, sodass Moriarty und sein Kettenhund Moran fliehen müssen.

Beide Parteien werden wiederholt darauf hingewiesen, dass welterschütternde Ereignisse die Kontrahenten Holmes und Moriarty zu einem Zweckbündnis zwingen werden. Beide weisen dieses Ansinnen entschieden zurück, doch die mysteriöse dritte Kraft lässt nicht locker. Schließlich veranlassen die aktuellen Ereignisse die ewigen Gegner zu einer temporären Allianz. Sie finden sich und ihre Assistenten in einer Bergbahn in das abgelegene Schweizer Alpdorf Grunden wieder. Die beiden Erzählstränge verbinden sich elegant und die Handlung nimmt an Tempo und Spannung zu ...

Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd aus der Perspektive der Assistenten, Moran und Watson, erzählt, was die Spannung erhöht. Der jeweilige Chronist ist schnell zu identifizieren an der deutlich anderen Sprache und Haltung. Colonel Moran liebt eine derbe Ausdrucksweise und Gewalt. Tatsächlich unterscheiden sich die ehemaligen Militärs deutlich, obwohl beide kampferprobte Veteranen mit beachtlicher Physis sind. Moran fehlt der moralische Kompass völlig, genauso wie Empathie. Die beiden Genies Holmes und Moriarty werden so charakterisiert, wie wir sie von Conan Doyle kennen.

Dem Autor gelingt es, die typische Atmosphäre des Viktorianischen Zeitalters einzufangen und er kennt sich in der Welt des Sherlock Holmes hervorragend aus. Sein Schreibstil ist flüssig und er hat gut recherchiert. Trotzdem überwiegt im zweiten Teil des Buchs die Aktion gegenüber der klassischen Detektivarbeit, dem Kombinieren. Doch gerade diese zeichnet für mich Sherlock Holmes aus. Auch hat sich mir nicht logisch erschlossen, warum die brüchige Allianz zwischen den Kontrahenten erforderlich war. Trotzdem finde ich den Krimi unterhaltsam und kann ihn Sherlock Holmes-Fans, ob Neueinsteiger oder erfahren, empfehlen.

Auf meine Titelfrage habe ich nach der Lektüre dieses Krimis keine eindeutige Antwort. Vielleicht lautet sie Mycroft?

Bewertung vom 28.07.2025
Dubois, Julie

Gefährliche Aussicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer tötete „die Pariserin“? - Julie Dubois lässt Kommissarin Marie Mercier in "Gefährliche Aussicht" bereits zum fünften Mal im pittoresken Saint-André ermitteln. Als großer Fan der Reihe war ich schon sehr gespannt auf ihren neuen Fall und wurde nicht enttäuscht.

Frühsommer im Périgord. Endlich Wochenende! Michel ist zu Besuch und Tante Léonie plant ein opulentes Feinschmeckermenü. Der Anlass des Festessens ist geheim, aber die Teilnahme von Marie und Michel unbedingt erwünscht. Beim Einkaufen im Dorf erfährt die Kommissarin, dass Patricia, die vor einem Jahr von Paris nach Saint-André gezogen ist, einen Unfall hatte. Sie macht sich Sorgen um die Hochschwangere, wird aber von Michel und Léonie abgelenkt. Dann erhält Marie eine bestürzende Nachricht. Patricia ist gestorben! Schnell stellt sich heraus, dass bei ihrem Sturz nachgeholfen wurde. Marie und Kollege Richard nehmen die Ermittlungen auf. Mehrere Personen geraten schnell in den Fokus der Polizei. Da sind die renitenten Nachbarn, die nicht akzeptieren wollen, dass Patricia und ihr Mann ein seit Jahren leerstehendes Anwesen gekauft haben, um es zu renovieren und darin zu leben. Auch die Handwerker könnten ein Motiv haben, denn das gelieferte Baumaterial stammt möglicherweise aus dubiosen Quellen. Patricias Partner ist ein reicher, geschiedener Mann. Hegt jemand einen Groll gegen ihn oder die neue Frau an seiner Seite? Wer tötet eine Hochschwangere, fragen sich nicht nur Marie und Richard? Die Ermittlungen gestalten sich zäh, bis ein zweiter Mord geschieht.

Julie Dubois schreibt gewohnt flüssig und versteht es, die Leser zu fesseln. Ihre Charaktere überzeugen, ob Kollegen, Dorfbewohner oder Familienmitglieder. Mit dem Wissen der Insiderin fängt sie die lokale Atmosphäre und das südfranzösische Ambiente gekonnt ein. Eingestreute Redewendungen wie "chanter en yaourt - Joghurt singen" amüsieren mich immer wieder aufs Neue. Mir gefällt, dass die Autorin auch Probleme anspricht, bspw. die Thematik um den iranischen Hilfsarbeiter Arash, der die Einwanderung seiner Familie nicht gefährden will. Oder die Ressentiments der Einwohner gegenüber Fremden, allen voran reichen Parisern. Auch Marie ist teilweise betroffen, hat sie doch lange in der Hauptstadt gelebt. Und dann noch der deutsche Vater ...

Der Autorin gelingt erneut ein für mich unwiderstehlicher Mix aus Krimihandlung, Familiengeschichte und Lokalkolorit. Die leckeren Rezepte nicht zu vergessen! Dieses Mal gibt es auch Neues von Maries Lieben: Georges hat sich getraut! Nach Jahrzehnten der Verehrung hat er seiner großen Liebe einen Heiratsantrag gemacht. Léonie ist überglücklich und Marie freut sich über das späte Glück ihrer Großtante. Eine Freude, die ich gern teile. Jedes Mal bedauere ich es, wenn das aktuelle Buch wieder viel zu schnell gelesen ist.

Auch dieses Mal wurde das Verbrechen aufgeklärt und alle offenen Fragen beantwortet. Für das nächste Buch kündigen sich private Veränderungen an, aber Marie als Kommissarin bleibt uns glücklicherweise erhalten.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle Fans von Wohlfühlkrimis und französischem Savoir-vivre.