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Hornita
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Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 894 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2025
Drack, Hariett

Saal 210 - Wenn Menschen morden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Empfehlenswerte Fallsammlung als Spiegel unserer Zeit ;
Diese Fallsammlung aus dem Gerichtssaal hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die sehr sachliche Schilderung und Erzählweise reflektiert die Fakten, lässt aber trotzdem Gefühle zu. Man ist teilweise wirklich sprachlos, was sich so alles zuträgt und wozu Menschen fähig sind. Die Autorin hat keine künstliche Spannungskurve nötig , sondern die Kapitel beginnen meist mit der Tat und damit mit dem Grund und Ausgangspunkt der Gerichtsverhandlung. Die Vorgeschichte wird dann chronologisch erzählt, aber man weiß schon worauf es hinausläuft. Trotzdem liest sich jedes einzelne Kapitel sehr spannend. Es sind teilweise dramatische Abläufe, man möchte die Zeit zurückdrehen, um sie zu verhindern und bekommt Einblicke über die Vielzahl involvierter Behörden und Ansprechpartner. Einige Fälle gehen wirklich an die Nieren, gerade auch, wenn Kinder betroffen sind. Nach diesen Fällen aus dem Schwurgericht endet das Buch mit einigen kleinen Fällen aus dem Amtsgericht, die sich durch ihre Kuriosität auszeichnen und man sich als Leser von den ernsten Eindrücken erholen kann. Insgesamt eine sehr interessante Lektüre.

Bewertung vom 02.11.2025
Prince, Jordan

Prince of Germany


sehr gut

Flapsig, aber unterhaltsam;
Jordan Prince bringt mit diesem Culture Clash Buch seine Erfahrungen zwischen Mississippi und Bayern zum Ausdruck. Mir hat sehr gut gefallen, dass das Buch zweisprachig gehalten ist und dadurch auch direkt für Leute lesbar ist, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wir er. Der Schreibstil ist mir allerdings einen Tick zu flapsig und zu gewollt humorig, das hätte für meinen Geschmack etwas dezenter und mehr aufs Thema fokussiert sein dürfen. Ein gutes Drittel erzählt seine Lebensgeschichte in den USA. Das fand ich streckenweise interessant, um seinen Hintergrund zu verstehen und einzuordnen, mit welchem Mindset und Erfahrungsschatz er auf Bayern trifft. Andererseits nimmt dieser Teil im Verhältnis zum echten Culture Clash Teil zu viel Raum ein und so manche Information hätte ich nicht gebraucht. Im Deutschland Teil werden einige Sterotype genannt, aber auch viele interessante Denkanstöße gegeben. So hat mir zum Beispiel die kleine Sammlung deutscher Redewendungen gut gefallen. Einiges aus seinen Erfahrungen aus Deutschland ist sicher nicht allgemeingültig, sondern trifft nur auf Bayern oder bestimmte Regionen zu. Trotzdem liest sich das Buch schnell und flüssig und hat mich gut unterhalten.

Bewertung vom 02.11.2025
Maurer, Jörg

Kommissar Jennerwein und der tintendunkle Verdacht / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.16 (2 MP3-CDs)


gut

Ein Kuriositätenkabinett und Plädoyer für Literatur - Kein normaler Krimi;
Diesen 16. Band der Jennerwein Reihe habe ich als Hörbuch gehört. Anfangs dachte ich, dass es das falsche Hörbuch ist, da es ausführlich und langatmig um Goethe und Schiller und andere Literaten ging. Das Vorgeplänkel bis zum virtuellen Literaturzirkel der Salome hat sich lange hingezogen. Jennerwein tauchte erst nach einem Sechstel auf und dann auch nur sporadisch. Er befindet sich gerade nicht im aktiven Dienst, sondern auf einer kriminalpädagogischen Vortragsreihe rund um die Welt. Ab und zu wechselt die Perspektive, ich habe etwas gebraucht, bis ich den Roten Faden in der Handlung erkannt habe. Es gibt Protestaktionen und Attentate an verschiedenen internationalen Orten, der virtuelle Literaturzirkel entpuppt sich als eine Gruppe von Literatur-Aktivisten gegen den Verfall der Lesekultur, ja sogar Terroristen. Das Ganze ist ein wilder Mix, im virtuellen Weimar treffen Literaten und ihre Figuren aufeinander, die eigentlich durch Raum, Zeit und Fiktion getrennt sind. Die Beschreibung der virtuellen Welt mit ihren Möglichkeiten und Gefahren hat mir gut gefallen.
Die Neckereien zwischen den Literaten waren mir aber zu viel, ebenso wie die vielen literarischen Anspielungen. Es gab auch unterhaltsame Details, aber die schiere Menge der Figuren hat mich erschlagen und das alles hat nichts mit den bisherigen Bändern der Jennerwein Reihe zu tun. Erwartet man einen Krimi im bisherigen Stil der Reihe, so wird man unweigerlich enttäuscht. Das Buch ist nicht schlecht, aber für mich hätte es nicht als Teil der Krimi-Reihe angekündigt werden dürfen. Wir haben zu zweit gehört und ich hätte nach dem schleppenden Anfang aufgehört, da ich einen Jennerwein-Krimi hören wollte. Mein Mithörer, der die Krimireihe nicht kennt, fand das Hörbuch sehr speziell, aber gerade deshalb auch sehr interessant.
Mich hat dagegen der Autor als Hörbuchsprecher angenehm überrascht. Er hat die verschiedenen Rollen aller Geschlechter sehr gut gesprochen. Manche konnte sie gut unterscheiden und die Stimm-Varianz war groß und dadurch sehr abwechslungsreich.

Bewertung vom 02.11.2025
Koppel, Benjamin

Großmutters Geheimnis


sehr gut

Interessant mit Verbesserungspotenzial;
Das Buch erzählt Großmutters Geheimnis in zwei Erzählsträngen. Zum einen hat man das Leben Alexanders ab dem Jahr 2015 und durch die Bandaufnahmen der Großmutter deren Lebensgeschichte ab ihrer Kindheit in den 1920er Jahren. Der Beginn und der angenehme Schreibstil haben mich sofort gefesselt, ich fand die Geschichte sehr interessant. Die Erzählstränge sind nicht deckungsgleich, so dass immer eine gewissen Ungewissheit bleibt und man unbedingt weiterlesen will. Musik ist das verbindende Thema der Charaktere und was ich anfangs interessant fand, war mir mit einigen Wiederholungen und zu vielen Details zu diesem Thema ab der Hälfte etwas zu viel. Ich fand auch die Bandaufnahmen der Großmutter viel packender als Alexanders Alltag. Die Charaktere fand ich größtenteils glaubhaft und nachvollziehbar, das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Es wirkte zu gewollt und konstruiert, aber auch unfertig. Großmutters Geheimnis wird gelüftet, aber der Umgang der Familie damit hätte ausführlicher erzählt werden dürfen. Insgesamt ein interessantes und lesenswertes Buch, dass aber an einigen Stellen noch deutliches Optimierungspotenzial hat.

Bewertung vom 02.11.2025
Hooton, Richard

Der Tag, an dem Barbara starb


ausgezeichnet

Gute Unterhaltung mit wenig Crime, aber viel Einfühlungsvermögen;
Das Buch ist sehr einfühlsam aus der Perspektive von Margaret geschrieben, das ist mal eine andere, sehr interessante Blickweise. Ihren Zwiegespräche mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann fand ich sehr gelungen und glaubhaft. Im Nachwort liest man, dass Richard Hooton das Buch als Hommage an seine Großmutter geschrieben hat und ich finde, dass man seine Liebe und Verständnis für ihre Erkrankung in jedem Satz spürt. Überhaupt sind die Charaktere sehr gut getroffen und man kann sie sich gut vorstellen. Die Nachbarschaft ist ganz typisch für eine Straße, in der viele ältere Bewohner schon lange dort leben und einige Neuankömmlinge hinzustoßen. Der Kriminalfall ist nicht kompliziert und Margaret und ihr Enkel James ermitteln in kleinem Rahmen, trotzdem war es nie langweilig. Es wirkt alles natürlich und nicht erzwungen. Die beiden tun genau das, was sie mit ihren Möglichkeiten tun können. Ich war immer gut unterhalten und die Zeit verging wie im Flug. Vor allem der liebevolle Ton hat mir gut gefallen und der Fall wird am Ende befriedigend gelöst.

Bewertung vom 27.10.2025
Blattmann, Sonja;Derks, Karin

Nein ist Nein! Das gilt für Groß und Klein


ausgezeichnet

Realistische Szenen und aufs Wesentliche konzentriert;
Dass der Inhalt wichtig ist, ist keine Frage. Ich fand ihn hier aber sehr gut umgesetzt. Die einzelnen Szenen sind realitätsnah und aus kindlicher Sicht absolut nachvollziehbar. Auch Kleinkinder ab drei Jahren verstehen die Beispiele schon aus ihrem eigenen Erleben. Die Zeichnungen der Gesichter bzw. Kinder sind sehr gut gelungen, man versteht sofort, was sie sagen wollen. Am Ende werden die einzelnen Bewegungen des Raps durch viele verschiedene Kinder sehr schön dargestellt. Für mich ist das Buch eine runde Sache, Text und Illustrationen sind toll und passen gut zusammen. Als Bonus gibt es einen QR Code für den Rap, der ist eindringlich und Melodie und Text bleiben im Gedächtnis. Ich hätte mir für das Video noch eine andere Umsetzung gewünscht, vielleicht auch mehrere Varianten davon mit vielen Kindern und Menschen, um es noch universeller zu machen. Allerdings bewerte ich ja hier das Buch und nicht das Bonus-Video, deshalb bekommt das toll illustrierte Buch volle fünf Sterne von mir.

Bewertung vom 27.10.2025
Wecker, Konstantin;May, Michaela;Astor, Willy

Wir alten Hasen


ausgezeichnet

Tolles Konzept – gerne mehr davon!
Diese Sammlung von zehn Essays und Briefen ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten ist ein sehr anregendes und motivierendes Buch. Das Konzept, dass die Personen ohne große Vorgaben ganz unterschiedliche Geschichten erzählen konnten, finde ich sehr gelungen. Dadurch ist die Bandbreite sehr groß geworden und es für jeden etwas dabei. Von Familien- und Lebensgeschichten über Politisches bis zu spirituellen Gedanken ist alles geboten und vieles weckt Erinnerungen, stößt zum Nachdenken an und macht tatsächlich Mut. Der Titel hält also, was er verspricht. Auch die Form ist ganz unterschiedlich. Mal wird der Leser wie in einem Brief direkt angesprochen, mal hat es Essay-Charakter, mal Verse oder Gedichte. Durch die ganz unterschiedlichen Familien- und Lebenserfahrungen der Erzähler, erfährt man vom Überwinden von Krieg und Krankheit und der Wichtigkeit des Bewahrens des eigenen Wertsystems. Alles in allem ein tolles Buch, das außerdem viele Hilfsprojekte unterstützt.

Bewertung vom 27.10.2025
Elmiger, Dorothee

Die Holländerinnen (eBook, ePUB)


weniger gut

Kein Vergnügen;
Das Buch ist ausschließlich in indirekter Rede geschrieben, was es sehr mühsam zu lesen macht. Die namenlose Schriftstellerin hält einen Vortrag über das Theater-Projekt, für das sie nach Südamerika gereist ist. Es wimmelt von skurrilen Kunstschaffenden, in Tischgesprächen und Erzählungen schildern Personen des internationalen Teams abstruse, teils unfertige Geschichten aus ihrem Privat- und Berufsleben, ja auch Träume. Es gibt also die indirekte Rede mehrfach ineinander verschachtelt. Das soll wohl Kunst sein, aber ich fand es einfach unangenehm und unnötig. Das Thema der Holländerinnen findet nur am Rande statt und das Ende ist wirklich komisch. Viele der Teilgeschichten wirken auf mich unfertig, als hätte die Autorin den Faden verloren und dann wird das Thema einfach beendet. Die Personen sind schillernd und manche sind auch interessant, aber der Rahmen hat mir nicht gefallen. Ich stand bisher mit den Gewinnern des Deutschen Buchpreises auf Kriegsfuß und das hat sich leider durch dieses Buch wieder bestätigt.

Bewertung vom 27.10.2025
King, Laurie R.

Die Schülerin von Sherlock Holmes


sehr gut

Gut gemachte Sherlock Holmes Erweiterung;
Dieses Buch erschien bereits 1994 und ist das erste aus einer ganzen Reihe mit Mary Russell und Sherlock Holmes, von der es im englischen Original bisher fast dreißig gibt. Von Anfang an hat mir das Buch gut gefallen. Es ist flüssig zu lesen und durch kleine sprachliche Details und die Umgangsformen wird man geschickt in die Erzählzeit versetzt. Mary schildert das Geschehen aus ihrer Sicht. Das zufällige Kennenlernen von Mary und Holmes fand ich glaubhaft gelöst und auch der Charakter des Ü50 Sherlock ist gut getroffen und folgt der Reihe von Arthur Conan Doyle. Das gilt auch für seine Haushälterin Mrs. Hudson und Doktor Watson, die man beide gerne wieder trifft. Es gibt in diesem Buch zu Beginn viele kleine Fälle, die Marys Entwicklung zur Detektivin erzählen. Dann entwickelt sich ein großer Fall. So wird die Geschichte nachvollziehbar entwickelt, die anfangs 15jährige Mary wächst an der Seite von Sherlock Holmes zu einer eigenständigen, kompetenten Detektivin heran. Der Plot ist etwas simpel, er hätte raffinierter sein dürfen. Es gibt vor allem in der zweiten Hälfte einige unnötige Verzweigungen und erzählerischen Längen. Das Buch hätte für meinen Geschmack durch eine kleine Straffung noch gewonnen. Insgesamt hat es mich sehr gut unterhalten und ich würde auch weitere Bücher aus der Reihe gerne lesen.

Bewertung vom 27.10.2025
Kurkow, Andrej

Samson und das Galizische Bad


ausgezeichnet

Außergewöhnlicher Fall, sehr gut erzählt;
Eingebettet in eine Zeit des Umbruchs und Mangels löst Samson hier seinen dritten Fall. Er ist wieder sehr einfallsreich und kann so seine Probleme und Aufgaben unkonventionell lösen. Die Geschichte ist interessant und wird mit feiner Ironie erzählt. Trotz der schlimmen Zeiten in den Revolutionswirren zeigen sich charmante Details und tolle Charaktere. Es gibt kleine Mauscheleien, die als Abkürzungen im Mangelstaat notwendig sind. Ich finde, dass es dem Autor außerordentlich gut gelingt, die damalige Zeit lebendig werden zu lassen. Die Personen sind einem nah, auch wenn ihre Lebensumstände ganz anders ist. Der Fall der verschwundenen Rotarmisten ist etwas Besonderes und passt hervorragend in die Erzählzeit. Heutzutage wäre er so nicht möglich gewesen und für mich macht es den Charme dieser Reihe aus, dass die Fälle interessant und abwechslungsreich sind und ein organisches Ganzes mit der Erzählzeit und den Charakteren ergeben.