Angezogen von dem wunderschön gestalteten Cover hatte ich mich sehr auf diese Familiengeschichte gefreut. Zusätzlich verspricht das Buch auch einen Einblick in die spannende japanische Kultur. Eine interessante Mischung, die leider bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterließ. Mir fehlte es in dem Buch grundsätzlich an emotionaler Tiefe. Die Mutter der Protagonistin, Keiko, leidet an Demenz und ich hatte die Erwartungshaltung, dass wir uns viel mit der Diagnose und ihrem Leben in Japan befassen werden. Das Buch hat aber einen anderen Fokus. Wir bewegen uns viel in Akis Gefühlswelt, welche zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen aufwächst. Natürlich ist es nicht uninteressant, wie sich das Erwachsenwerden zwischen deutscher und japanischer Kultur anfühlt. Die Geschichte der Mutter, welche in Japan geboren und seit einiger Zeit in Deutschland lebt, wäre für mich spannender gewesen.
Berührende Familiengeschichte in historischem Setting
Der Roman "Nach uns der Sturm" von Vanessa Chan spielt in Malaysia zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Im Vordergrund steht die Familie rund um Cecily und ihrer drei Kinder Jujube, Abel und Jasmin.
Auf zwei Zeitebenen begleiten wir ihre Kinder durch das Jahr 1945 und Cecily ab 1935. Diese scheint ein Geheimnis zu haben, auf dessen Enthüllung wir etwas warten mussten.
Das Buch ist sehr emotional, vor allem wenn einem nicht bewusst war, dass der zweite Weltkrieg auch in Südostasien sehr viele Kriegsverbrechen durch die Japaner nach sich gezogen hat. Man sollte das Buch mit Vorsicht genießen, da es harte Themen beinhaltet, die vielleicht auch eine Triggerwarnung wert sein könnten (nur der Klappentext weist darauf hin).
Meiner Meinung nach ist das Buch einen Ticken zu lang geraten. Hat es sich doch gerade im Mittelteil etwas gezogen. Trotzdem ist der Autorin ein außergewöhnliches und bewegendes Debüt gelungen, was in mir noch lange nachhallen wird. Man merkt, dass die Autorin einen Bezug zum Thema hat (wird im Vorwort deutlich) und dass es ihr sehr am Herzen liegt, den Schicksalen, die in Malaysia zur Zeit des zweiten Weltkrieges gelitten habe, eine Bühne zu bieten.
In "Die schönste Version" seziert die Autorin Ruth-Maria Thomas eine toxische Beziehung. Sie erläutert dabei authentisch und schonungslos die Entwicklungen in dieser und den negativen Einfluss, den ein anderer Mensch auf uns haben kann. Ich habe selten ein Buch gelesen, welches diese Thematik so on point darstellen konnte.
Das Cover ist ein absolutes Schmuckstück. Ich hoffe, dass viele Leute gerade auf diesen harmonischen Einband aufmerksam werden. Das hat das Buch verdient, denn die Geschichte, bei der wir einen genauen Einblick in die Gefühlswelt der Protagonistin Jella bekommen, ist ein absolutes Highlight für mich gewesen. Es ist einfach beeindruckend, wie pointiert und nachvollziehbar die Autorin die zwischenmenschlichen Beziehungen darstellt. Dabei ist sie schonungslos. Es ist ein sehr emotionales Werk, das von Betroffenen eher mit Vorsicht zu genießen ist. Aber gerade Personen, welche bei dem Thema eher weniger Erfahrung haben, kann es auch helfen mehr Empathie zu verspüren. Denn es ist nicht einfach, sich aus den Fängen einer manipulativen Person zu befreien, wenn auch Gefühle im Spiel sind. In dem Buch werden häusliche Gewalt, Vergewaltigungen, Manipulation und physischer und psychischer Missbrauch thematisiert. Im Kontrast dazu stehen aber auch zarte Momente zwischen Jella und ihren Freundinnen.
Für mich eines meiner neuen Lieblingsbücher. Ich denke noch oft an Jella zurück.
Viele Themen und viele Baustellen gibts in „Die Sache mit Rachel“. Bereits aus dem englischsprachigen Raum kam mir das Buch schon oft vor die Augen und umso gespannter war ich auf die Geschichte.
Es ist definitiv kein seichter Coming of Age Roman. Die Themen die behandelt werden sind nicht immer einfach. Es geht neben Liebe und Freundschaft auch viel um die sexuelle Orientierung und Themen, die besonders im Feminismus angesiedelt sind, wie die Abtreibungsgesetze in Irland der anfänglichen 2000er. Wir begleiten dabei Rachel auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Dabei schafft es die Autorin trotz ernster Themen auch eine Prise Humor in die Geschichte zu bringen, was den Roman auflockert. Ich habe die Dreier-Geschichte der Protagonisten gerne gelesen, hat die Autorin doch gute Charaktere gezeichnet. Ein gelungener Coming of Age Roman.
Jessica Lind hat mit ihrem Roman „Kleine Monster“ gezeigt, dass sie subtilen Horror schreiben kann.
Der Klappentext hat mich magisch angezogen, klingt es doch einfach nach einer spannenden Geschichte. Das wurde auch absolut eingehalten! Die Autorin nimmt uns mit in eine tragische Familiengeschichte, zeigt dabei welche Auswirkungen familiäre Traumata bei Nichtbehandlung haben können und lässt einem dabei kaum ein Kapitel ohne Spannung. Die Charaktere sind sehr interessant, weiß man doch bei keinem, ob dieser eher gute oder böse Seiten hat. Ein wirklich gelungenes Werk!
Ich habe bereits „Mama“ von ihr gelesen und erkenne die Handschrift der Autorin definitiv wieder. Der Roman hier wirkt aber polierten und weniger wirr. Ich finde die Entwicklung der Autorin sehr gut und bin gespannt, was uns in Zukunft noch von ihr erwartet.
Fantastische Akademiegeschichte, die nicht nur von außen überzeugt. Auch das Innere kann sich durchaus sehen lassen. Ich bin normalerweise keine große Leserin von Romantasy, aber in dieser düsteren Form und in dem akademischen Setting hat es mir sehr zugesagt. Der Schreibstil von Ruby Braun machte es mir dabei teilweise aber etwas schwer. Sehr detailliert werden Fachbegriffe aus dem Bereich der Träume beschrieben, was mein Interesse dann doch nicht unbedingt geweckt hat. Der Plot drumherum hat mir aber gut gefallen. Die Charaktere haben alle ihre Päckchen zu tragen und so stellt sich eine geheimnisvolle und düstere Grundstimmung ein.
Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger. Ich werde Band 2 wohl noch lesen, um zu erfahren, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Mal sehen, ob die Liebesgeschichte auch noch weiter ausgebaut wird. Die war in diesem Band noch nicht allzu präsent. Für Fand des Genres wohl ein Must Have.
Auf das neue Buch „Leute von früher“ von Kristin Höller bin ich vor allem aufmerksam geworden, weil die Gestaltung des Covers einfach wunderschön ist. Nun aber zum Inhalt des Buches.
Marlene hat ihr Studium beendet und hängt in der Schwebe. Um sich erstmal zu orientieren fängt sie einen Job in einem Erlebnisdorf auf einer Insel an. Die Einführung in die Geschichte fand ich noch sehr schön geschrieben. Es herrscht zwar ein ruhiger Ton, aber die Beschreibungen der Landschaft haben mir sehr gefallen. Nach dem ersten Drittel verliert die Geschichte für mich an Fahrt. Wir haben zwar die sich anbahnenden Liebe zwischen der Protagonistin und Janne, aber mehr passiert nicht. Dann kommen die Mysterien der Insel zum Vorschein, welche sich auch auf die „Leute von früher“ des Titels beziehen. Da kam für mich schon mehr Spannung auf. Leider schlägt das Ende für mich persönlich fehl. Ich hätte mir da gerne ein weniger offenen Schluss gewünscht.
In Summe kein Buch, das man gelesen haben muss. Es ist eine nette Lektüre für den Sommer, aber nichts, was mich noch lange beschäftigen wird.
Coming-of-Age meets Science Fiction? Es funktioniert!
Die 16-jährige Odile muss bald mit einer Ausbildung anfangen. Von ihrer Mutter wird die planlose Odile gedrängt, sich für das Auswahlverfahren im öffentlichen Dienst am Conseil zu bewerben. Die Auserwählten entscheiden dann, ob sie Anzeige von Bürgern die in die benachbarten Täler reisen möchten genehmigt werden. Das besondere ist, dass die benachbarten Täler im Osten und Westen, das Tal 20 Jahre in der Zukunft und in der Vergangenheit darstellen. Es laufen also drei parallele Stränge ab.
Ein richtig abgefahrenes Buch, was sowohl in der dystopischen Darstellung der ganzen Idee der drei Täler punktet, aber auch in der Präsentation unserer heranwachsenden Protagonistin Odile. Ihre Gefühlswelt wird stets deutlich erzählt, was mir sehr gefallen hat. Das Buch ist unglaublich spannend und zeigt verschiedene bewegende Schicksale. Ein Hauch Philosophie bleibt nicht verborgen, müssen die Anwärter im Conseil moralisch basierte Entscheidungen treffen. Super interessanter Roman.
“Bis man mit der Niederlage konfrontiert ist, mit dem Ergebnis der eigenen Erfolgslosigkeit, falscher Lebensplanung, letztlich: dem fundamentalen Scheitern in einer Gesellschaft, die nur ständige Maximierung als Erfolg akzeptiert, nicht das Reduzieren, nicht ein Leben im Kleinen, Überschaubaren.”
Melancholisch erzählt die Autorin über das Vergessen, Erinnern und Loslassen. Die Protagonistin soll von nun an alleine wohnen. Gar nicht so einfach, wenn man vorher immer umgeben war von seinen Kindern, die die Räume mit Leben füllen. Ihre Wohnung kann sie sich nicht mehr leisten. Eine neue Bleibe muss her. Was dieser Wendepunkt in unserer Protagonistin auslöst, lesen wir in diesem wunderschön formulierten Roman von Doris Knecht. Wir erfahren viel, über die Gedankenwelt der Protagonistin, wodurch es ein eher ruhiges Werk ist. Knecht zeichnet das Portrait einer Frau, die ihre eigenen Entscheidungen hinterfragt und sich durch eine große Stärke auszeichnet. Wir erfahren viel über ihr Leben als alleinerziehende Mutter, der Beziehung zu ihren Kindern und ihren Zweifeln. Ein nostalgisches Zurückblicken auf das was war und der Versuch, sich mit den Veränderungen abzufinden. Ich fand es sehr bewegend. Eine Leseempfehlung geht raus.
Die Autorin nimmt uns mit durch den Alltag der Protagonistin Liv, die Opfer einer Vergewaltigung ist. Wir lernen Liv in verschiedenen Episoden kennen, die ihre innere Konflikte zeigen. Dabei gelingt es Heidi Furre besonders gut, die Gedankenwelt der Protagonistin in den Vordergrund zu stellen. Man merkt, wie stark sie in normalen Situationen zwischen Angst und Misstrauen, aber auch dem Versuch der Bewältigung ihres Erlebnisses hadert.
Ein wichtiges Buch, da es die Emotionen der Opfer subtil, aber trotzdem ausdrucksstark darstellt. Durch den Schreibstil ist es schwierig, eine Bindung zur Protagonistin zu spüren. Stilistisch finde ich es raffiniert gelöst, da es die emotionale Distanz und das Unverständnis zwischen Opfer und Außenstehenden gut darstellt. Man kann sich nicht ausmalen, wie sehr es einen im Alltag einschränken kann. Das Buch hilft jedoch besser zu verstehen.
Benutzer