Auf der Insel "Beastly Island" hat es das Leben wirklich in sich: Jeder Mitschüler von Tapio und Aina kann mit ganz besonderen, kaum fassbaren Fähigkeiten überzeugen - abgesehen von dem dort gestrandeten Tapio. Dieser ist immerhin voll und ganz mit seinem Logbuch beschäftigt, bis die Schüler abermals eine Menge Ärger und Action erwartet. Denn diesmal hat es ein fieser Troll auf die Inselbewohner abgesehen. Und plötzlich verschwinden auch noch Lehrer! Wie soll Tapio dieses Abenteuer nur überstehen?
"School of Beastly Island - Gerettet" ist der zweite Teil der Buchreihe rund um Tapio und die geheimnisvolle Insel. Ich kannte den ersten Band zuvor noch nicht, hatte aber dank einer coolen Figurenübersicht sowie einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse rund um den ersten Teil bis auf einige irrelevante Details nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben.
In diesem zweiten Band erleben der Protagonist Tapio und seine Freunde zahlreiche Abenteuer auf besagter Insel. Dabei war sich der Autor augenscheinlich für nichts zu schade. Denn die Erlebnisse sind quirlig, chaotisch, turbulent und schräg, inkludieren unter anderem auch sprechende Pflanzen. Dadurch wird im Buch ein ganz eigener Humor entwickelt, der sicherlich nichts für jeden ist, für die Zielgruppe möglicherweise aber genau dadurch so ansprechend wird.
Die Geschichte wird durchweg immer wieder um einige dynamische Mangazeichnungen in schwarz-weiß ergänzt, welche teils ganze Seiten einnehmen, teils auch nur am Rande auftauchen. In Kombination mit einem recht lebendigen Schreibstil, der zahlreiche wörtliche Reden beinhaltet, wird so der aufgeweckte Teil der Geschichte verstärkt, findet in dem dazu kontrastierenden Tapio allerdings doch wieder ihren Anker und erfährt eine gewisse Erdung.
Wer sich sonst mit Kinderbüchern schwertut und auf der Suche nach etwas anderem ist, sollte sich diese Buchreihe näher ansehen. Sie wird mit Sicherheit nicht bei jedem Leser Anklang finden, bestimmt aber einige Lesemuffel mit ihrer dynamischen Herangehensweise überzeugen können.
4/5 Sterne
Fantastisches Worldbuilding und toller Schreibstil
Lange stärkten mächtige, uralte Drachen die magischen Bewohner Valtherras. Doch als diese vor vielen Jahren plötzlich verschwanden, begannen auch der Glaube an sie ebenso wie die magischen Kraftlinien zunehmend ins Schwanken zu geraten. 100 Jahre nach dem Verschwinden der Drachen stehen die vier Kantone Valtherras kurz vor einem Krieg, als ausgerechnet Raven, der Sohn eines der Fürsten der Kantone, durch eine Warnung der verfeindeten Leibwächterin Meiling verhindert, dass ihr Clan hinterrücks angegriffen und womöglich ausgelöscht wird. Um weiteren Konflikten vorzubeugen, begeben sich die beiden auf eine gefährliche Suche nach den verschollenen Drachen. Aber kann Meiling dem anziehenden Raven wirklich vertrauen?
Als ich "These Ancient Flames" das erste Mal in der Hand gehalten habe, war ich sofort hin und weg von dem wundervollen, gold foliertem Cover und dem einzigartigen Farbschnitt, der ein verstecktes Muster offenbart, sobald man im Buch blättert. Einen solchen Farbschnitt habe ich bis dato noch nie gesehen - er macht einiges her. Abgerundet wird die Gestaltung durch eine Illustration der Hauptfiguren sowie einer Landkarte im Innenteil.
Letztere war für mich ein essentieller Teil des Lesens. Denn das Worldbuilding in diesem Buch ist durchaus komplex. Als Leser findet man sich in einer modernen, urbanen Welt wieder, welche um fantastische und altertümliche, ein wenig chinesisch angehauchte Elemente ergänzt wird. All das ist wunderbar durchdacht, hat stets einen roten Faden und bietet in Zusammenspiel mit dem Magiesystem, welches sich an magischen Kraftlinien orientiert, ein einzigartiges Leseerlebnis.
Ergänzt wird dieses durch einen geschliffenen Schreibstil der Autorin. Melanie Lane schreibt packend und gleichzeitig leichtherzig, setzt an den richtigen Stellen Schwerpunkte und lässt dabei einen gewissen Witz und Charme mit einfließen.
Dies lässt sich unter anderem in der Protagonistin Meiling (oder "Mei") wiederfinden. Mei überzeugt durch ihre starke Werte und Motivationen, ist aufmerksam, kämpferisch, manchmal ein wenig draufgängerisch, und doch auf ihre eigene Art und Weise charmant. Auch Raven hat seine Ecken und Kanten, scheint zunächst ganz wie der typische "Bad Boy", hat dennoch realistische, fassbare Beweggründe.
Beide Protagonisten für sich wären sicherlich volle fünf Sterne wert. Das Zusammenspiel der beiden erschien mir in den ersten Kapiteln aber ein wenig übertrieben: Gleich bei der ersten Begegnung besteht eine unerklärliche Spannung zwischen den beiden, Mei ist stets unheimlich wütend über Raven. Ich hätte mir gewünscht, dass sich diese Emotionen ein wenig länger angebahnt oder zumindest auf einer soliden Grundlage gefußt hätten. Zum Glück verlief sich dieses Problem im Laufe des Buches ebenso schnell, wie einige Längen im Mittelteil des Buches.
Insgesamt bin ich vor allem überzeugt vom wunderbaren Worldbuilding überzeugt worden. Hier stimmt für mich wirklich alles, sodass etwaige Schwächen des Romantasy-Romance in den Hintergrund treten.
4,5/5 Sterne
"Den Mondstein in der Hand, von Schärfe und Verstand, Schwarz auf dem Haupt, einer Chance beraubt, die Haut rein und zart, das Herz stark und hart."
Eigentlich passt die Prophezeiung zur bevorstehenden Königslese so gar nicht zum jungen Meelo, einem Perlentaucher mit panischer Angst vor dem Wasser. Und doch bricht er gemeinsam mit einem Steppenkrieger auf, um die bevorstehende Königswahl, in welcher ein Kind des Reiches zum neuen König gekrönt wird, hautnah mitzuerleben. Auf seiner Reise lernt Meelo die Flügelpferd-Hüterin Ria kennen - und erfährt schon bald von einem finsteren Geheimnis, was alles zu verändern vermag...
Wer vom magischen, ein wenig düsterem und dennoch fantastischem Cover zu "Die Bestimmung der Mondsteinkinder" ebenso hin und weg war wie ich, wird sich freuen, sobald er einen Blick in das Innere des Buches wirft: Die Buchdeckel werden geziert von einer hübschen, umfassenden Landkarte und jedes Kapitel weist eine im selben Stil gehaltene Vignette auf.
Doch nicht nur die Gestaltung des Buches vermag es, zu überzeugen. Binnen kürzester Zeit lernt der Leser die einzelnen Figuren der Geschichte gut kennen, welche zuvor in einer kurzen Personenübersicht auf einen Blick vorgestellt werden. Schon bald erkennt man, wie einzigartig jeder Charakter - zumindest in Bezug auf Kinder, denn Erwachsene wirken hier eher wie Requisiten oder schmückendes Beiwerk - gezeichnet ist. Besonders positiv aufgefallen ist mir an dieser Stelle Protagonist Meelo, welcher durch seine sanftmütige Art besticht und mit Fleisch und Blut für die inspirierende Message des Buches einsteht: Du kannst alles schaffen, wenn du nur fest genug daran glaubst, ganz egal, was andere denken!
Die Geschichte und das Worldbuilding unterstreichen diese Botschaft angemessen. Hier und da wird mit einer ordentlichen Prise Magie und Fantasie gearbeitet - und spätestens die geflügelten Pferde dürften jedes Kinderherz höher schlagen lassen! Schade nur, dass das Buch immer mal wieder ein paar Längen aufweist. Aber hier muss man wohl einfach kurz durch, um dann den Rest des Buches umso besser genießen zu können.
Wer Lust auf eine von Kindern beherrschte, magische Welt hat und einem spannenden Abenteuer nicht abgeneigt ist, sollte sich dieses Buch näher ansehen. Ich bin mir sicher, dass es Kinderaugen zum Strahlen bringen wird.
4/5 Sterne
Als alle Stricke reißen, findet sich das junge Waisenmädchen Maggie Fishbone prompt im Institut "Midwatch" wieder. Das von außen düster anmutende Internat ist speziell dafür konzipiert, unerwünschte Mädchen aufzunehmen und diese zu anständigen Mitgliedern der Gesellschaft zu formen. So scheint es zumindest - denn niemand ahnt, dass es sich dabei eigentlich um eine Schule handelt, die kluge Ermittlerinnen ausbilden soll. Und schon bald erwartet Maggie und ihre Freundinnen ihr erstes Abenteuer und ein erster, mysteriöser Fall...
Wer einen ersten Blick in "Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen" wirft, dürfte schnell von der wundervollen Gestaltung im Innenteil des Buches überzeugt werden. Denn dieses Kinderbuch ist gespickt von zahlreichen detailverliebten, in blau und weiß gehaltenen Illustrationen, die dem Leser auf fast jeder Seite in klein und groß nur so ins Auge springen und nicht nur einfache Darstellungen der jeweiligen Szenerie enthalten, sondern auch durch abwechslungsreiche Tipps und Rezepte begeistern können.
Und so schön die Illustrationen auch sind - ich habe mich unheimlich darüber gefreut, dass auch der Schreibstil der Autorin super mit diesen mithalten kann. Denn auch dieser ist, nicht im Übermaß und genau richtig platziert, detailreich und vor allem wundervoll atmosphärisch. Ich konnte mir das Setting und die Atmosphäre rund um Midwatch bildlich vorstellen, war ganz begeistert von dieser steampunk-ähnlichen Welt und der leicht mystischen, vintageartigen Stimmung, die über das Buch hinweg erzeugt wird.
Auch die Handlung selbst hat es mir hier angetan. Sie bedient sich unterschiedlicher Genres, bietet einige Krimielemente an, bei denen der Leser selbst miträtseln, -raten und -ermitteln kann und reicht sogar bis hin zur Einbeziehung von fantastischen Elementen. Es ist also wirklich für jeden Geschmack etwas dabei!
Ich freue mich sehr, dass ich in Maggies Welt eintauchen und mich in eine Welt wegträumen konnte, die herrlich altmodisch und thematisch doch modern wirkt. Von mir gibt es definitiv eine Leseempfehlung!
5/5 Sterne
Nacht für Nacht ehelicht der Kalif von Chorasan ein neues, junges Mädchen. Sonnenaufgang für Sonnenaufgang muss ein jedes dieser Mädchen sterben - bis eines Morgens auch die treueste, liebste Freundin Shahrzads ihr Leben im Palast lässt. Um dem unberechenbaren Wüten des Kalifen ein Ende zu bereiten, meldet sich Shahrzad freiwillig als nächste Braut. Als der Morgen graut, schafft sie es als Erste von vielen, dem Tod zu entgehen. Zumindest vorübergehend. Denn während sie Nacht für Nacht nach einer Schwachstelle des Kalifen sucht, die Tiefen seines Seins ergründet und Facetten kennenlernt, die sie so niemals erwartet hatte, bangt sie weiter um ihr Leben...
"The Wrath and the Dawn" zeigt bereits auf den ersten Seiten, was dieses wunderbare Buch zu bieten hat: Neben einem traumhaften Cover und wunderschönen Farbschnitt sowie einer übersichtlichen Landkarte verzaubert vor allem der Schreibstil der Autorin den Leser binnen weniger Seiten. Renée Ahdieh schreibt unheimlich bildhaft, sanft und poetisch und dennoch ausdrucksstark und klar. Schnell fühlte ich mich, als würde ich selbst durch die Gänge des Palastes von Chorasan schreiten, während ich gleichzeitig den orientalischen Flair genoss. Passende Figurennamen, spannende Gerichte, seidene Kleidungsstile und in einem hilfreichen Glossar erläuterte Worte einer fremden Sprache sorgen hier dafür, dass das Setting realistisch und authentisch wirkt. Das Zusammenspiel aus alldem wirkt wie ein Ausschnitt aus einem fernen Märchen, der Handlungsstrang wird getragen von einer Hommage an "1001 Nacht".
Eine mindestens genauso große Begeisterung empfand ich gegenüber der Protagonistin Shahrzad. Diese ist ebenso dickköpfig wie mutig, willensstark und doch verletzlich. Die Abscheu, welche sie gegenüber dem Kalifen empfindet, ist förmlich spürbar. Ihr Wunsch, ihre Freundin zu rächen, ist nach all den Gefühlen, welchen sie unterliegt, authentisch und glaubhaft. Nichtsdestotrotz konnte ich im Laufe des Buches immer besser nachvollziehen, dass sie als Figur von so viel mehr getrieben ist, als bloßer Rache. Und spätestens, als sie den Kalifen besser kennenlernt und durchdringt, konnte ich sie vollends verstehen. Die Begegnungen der beiden sind klug und durchdacht, nicht ganz so hitzig, wie man es bei diesem Trope womöglich erwarten könnte. Und doch gehen sie unter die Haut. So sehr, dass ich nach dem Beenden dieses Buches am liebsten sofort mit dem zweiten Band der Dilogie weitergemacht hätte.
Für mich ist dieses Buch ein absolutes Lesehighlight. Es ist poetisch und sanft, gefühllvoll und doch herzzerreißend. Ich bin mir sicher, dass Märchenliebhaber dieses Buch ebenso sehr wie ich genießen werden und freue mich bereits auf die Fortsetzung!
5/5 Sterne
In einem Reich, in welchem in jeder Neumondnacht die schlimmsten Albträume seiner Einwohner zum Leben erwachen, ist es Clementines Aufgabe, diese zu schützen. Immer wieder zieht sie gemeinsam mit ihrem Vater, dem Hüter von Hereswith, los, um sich mutig gruseligen Gestalten und gänsehautbereitenden Szenarien in den Weg zu stellen. Bis die beiden eines Tages von zwei Brüdern herausgefordert werden - und daraufhin alles verlieren...
Ich habe bis dato noch kein Buch von Rebecca Ross gelesen, dafür umso mehr Gutes über ihre Romane gehört und war daher unheimlich neugierig auf diese optisch sehr überzeugende Neuerscheinung von ihr. Und bereit nach wenigen Seiten konnte ich diese positive Kritik nachvollziehen. Denn Rebecca Ross schreibt wunderbar atmosphärisch, gleichzeitig aber doch leicht und flüssig. Ich konnte mir das mittelalterlich anmutende Setting bestens vorstellen und habe mich während des Lesens wie bei einer kleinen Zeitreise gefühlt.
Fast ebenso positiv aufgefallen sind mir das Worldbuilding und Magiesystem in "Dreams Lie Beneath". Im Reich Azenor gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, Magie zu wirken und damit in gewisser Weise auch drei Ansätze, den Albträumen zu begegnen. Ich mochte es sehr, dass beide Aspekte hier nicht nur nebenbei behandelt wurden, sondern auf jeder Seite mit in die Handlung eingewoben wurden. Und gerade die starke Präsenz der Albträume hat mich hier besonders überzeugen können. Denn durch den Schreibstil der Autorin kommen die einzelnen schaurigen Aspekte der Träume wunderbar heraus und nicht selten hatte ich während des Lesens Gänsehaut. Legenden und Mythen unterstreichen das Worldbuilding optimal und verleihen auch hier wieder eine atmosphärische Tiefe - auch, wenn hier und dort eine Frage offen bleibt oder eine kleine Logiklücke erscheint.
Ein großes Manko hatte für mich leider die im Klappentext angeteaserte Liebesgeschichte. Grundsätzlich ist es sicherlich erfrischend, Fantasy zu lesen, in dem Romance eine nicht ganz so einnehmende Rolle zugesprochen wird und primär der Fantasyaspekt und vielleicht auch die Protagonistin im Mittelpunkt stehen. Wenn die Liebesgeschichte - so wie hier - allerdings derart angeteasert wird, letztendlich aber über keinerlei Tiefgang verfügt und leider kaum Chemie zwischen den Figuren erkennbar ist, hätte sie meiner Meinung nach direkt weggelassen werden können. So hätte der Platz dafür genutzt werden können, dem Leser noch mehr Informationen zu dieser spannenden, vielversprechenden Welt zu gewähren.
Alles in einem empfinde ich diesen Roman als solides, unterhaltendes und manchmal auch leicht gruselndes Fantasy-Standalone und würde es vor allem Lesern weiterempfehlen, die Lust auf innovative Fantasy sowie ein optisch tolles Gesamtpaket haben und die eine eher nebensächliche, oberflächliche Lovestory akzeptieren können.
4/5 Sterne
"Ich habe noch nicht viele Dinge auf dieser Welt geliebt, doch dich habe ich vom ersten Moment an geliebt."
Als Juliet bei der Familie ihres Freundes Danny aufgenommen wird, empfindet sie nichts als Dankbarkeit darüber, endlich eine Zuflucht nach einer unheimlich schmerzhaften Vergangenheit gefunden zu haben. Tag für Tag gibt sie ihr bestes, seiner Familie gerecht zu werden und ihr Glück über das neue Heim zum Ausdruck zu bringen. Bis Danny eines Sommers Luke mit nach Hause bringt. Luke, der Juliet als erster zu verstehen scheint. Und Luke, der Juliet an ihrer gesamten Zukunft zweifeln lässt, bis ein einschneidendes Ereignis alles verändert...
"The Summer We Fell" ist der erste Band der "The Summer"-Reihe und auch das erste Buch, das ich von der Autorin Elizabeth O'Roark gelesen habe. Mit Sicherheit wird dies allerdings nicht das letzte gewesen sein. Denn ich bin auch einige Tage nach Beenden dieses Romans noch unheimlich berührt von Juliets Geschichte und während der Lektüre ein immer größerer Fan von O'Roarks Schreibstil geworden. Die Autorin schreibt mit einem leicht melancholischem Unterton, lässt tief in einzelne Charaktere blicken, und doch kommt dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit nie abhanden. Müsste ich ihren Schreibstil in Kombination mit dieser Geschichte mit einem Lied beschreiben, würde ich wohl "Summertime Sadness" von Lana Del Rey wählen. Ich hatte während des Lesens unheimlich oft die Melodie des Liedes im Hinterkopf.
Wer dieses kennt, wird nun aber vermutlich schon ahnen, dass es nicht ganz so einfach ist und fast schwermütig anmutet. Und genauso verhält es sich auch mit "The Summer We Fell". Denn Juliet ist durch eine überaus schwierige Vergangenheit gezeichnet, musste in ihren jungen Jahren bereits einiges erdulden und ist auch nach den besagten Ereignissen vorbelastet. Immer wieder hat sie das Gefühl, nicht gut genug zu sein, das pure Böse zu verkörpern. Wer in der Hinsicht schlechte Erfahrungen gemacht hat, dem würde ich das Buch nicht ans Herz legen: Oft verliert man sich als Leser in Juliets Gedanken und ich kann mir gut vorstellen, dass man mit der Zeit einen differenzierten Blick dafür verliert. Hier lohnt es sich definitiv, vor dem Lesen die Triggerwarnung am Ende des Buches zu lesen.
Meiner Meinung nach hat aber genau das dieses Buch zu so einer einzigartigen Lektüre gemacht. Ich fand Juliet absolut authentisch und habe von der ersten Seite an mit ihr mitgelitten. Stück für Stück lernt man ihre geschundene Seele näher kennen - fast so, als würde Juliet sich einem im Laufe der Seiten selbst öffnen und offenbaren. Luke empfand ich dabei als perfekte Ergänzung und überhaupt nicht klischeehaft, was sich, wie ich finde, in vergleichbaren Romanen häufig anders verhält. Gerade in Kombination mit Danny haben sich so einige Situationen ergeben, die eine noch tiefere Auseinandersetzung mit den Figuren ermöglichten und der Geschichte auf der einen Seite Tiefgang, auf der anderen Seite aber auch Hoffnung und einige Lichtblicke geschenkt haben.
Insgesamt würde ich "The Summer We Fell" auf meiner diesjährigen Favoritenliste platzieren, wenn bloß die häufigen Rechtschreib- und Satzstellungsfehler nicht gewesen wären. Hier haben die Übersetzung bzw. das Korrektorat leider nicht ganz so gute Arbeit geleistet. Abgesehen davon lege ich dieses Buch aber unbedingt jedem ans Herz, der etwas schwierigere Themen verkraften kann, eine Geschichte lesen möchte, die emotional mitreißt und deren Figuren einem unter die Haut gehen.
5/5 Sterne
Mit ihren fast dreizehn Jahren fällt es Wanda immer schwerer, endlich ein Für-Immer-Zuhause zu finden. Nachdem sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht wird, beschließt sie, ihr Schicksal endlich selbst in die Hand zu nehmen. Sie begibt sich auf eine Reise quer durch Berlin und findet zum ersten Mal nicht nur etwas Ähnliches wie ein richtiges Zuhause, sondern auch zahlreiche Freunde, die allesamt ebenfalls ihr Päckchen zu tragen haben. Gemeinsam begeben sie sich auf ein spannendes, hoffnungsbringendes Abenteuer...
So farbenfroh, poppig und frech Cover und Farbschnitt von "Wanda" wirken mögen, so tiefgehend und sanft ist gleichzeitig die Geschichte rund um das junge Mädchen. Bereits auf den ersten Seiten des Buches lernt der Leser Wanda und ihren Schmerz kennen. Der Schmerz, nirgendwo so richtig ankommen zu können und stets weitergereicht zu werden, während die anderen Kinder im Waisenhaus endlich eine liebevolle Familie und ein wohliges, behütetes Zuhause finden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Kinder in Wandas Alter nicht die besten Aussichten haben, eine Familie zu finden, die sie gänzlich bei sich aufnimmt. Das nochmal aus Wandas Perspektive zu hören, hat mir allerdings doch noch das ein oder andere Mal einen Stich ins Herz versetzt. Sie kommt unheimlich taff rüber, wirkt aber gleichzeitig so verletzlich und sehnt sich einfach nur nach jemandem, der immer für sie da ist - eine unheimlich authentische, nah- und greifbare Mischung, wie ich finde. Gerne hätte ich Wanda während des Lesens einfach nur einmal kräftig gedrückt.
Begleitet wird sie im Laufe des Buches von weiteren Charakteren, die mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen haben. Ich mochte dabei unheimlich gerne, wie individuell jede einzelne Figur ausgestaltet ist und wie ernsthaft teilweise die Thematiken sind, die sie umgeben. Und trotz allem hatte ich nie das Gefühl, von Trauer oder schlechter Stimmung erdrückt zu werden. Denn überall wartet ein kleiner Hoffnungsschimmer, ein sanftes Zeichen oder vielleicht sogar ein Hauch Magie...
Eingerahmt wird all dies von dem wirklich einzigartigem Schreibstil der Autorin. Annika Scheffel schreibt hier naiv-kindlich und gleichzeitig doch fast schon poetisch. Sie hat definitiv ein Auge für Details, lässt auch Feinheiten zur Geltung kommen. Und doch hatte ich hier und da den Gedanken, ob Scheffels Stil in "Wanda" nicht ein klein wenig zu anspruchsvoll für junge Leser sein könnte, ob Kinder auf Grund eben jener Feinheiten während mancher Passagen nicht abschweifen.
Alles in einem finde ich dieses Kinderbuch durchaus gelungen. Es ist sanft und tiefgründig, gleichzeitig aber weder erdrückend noch zermürbend. Wer Lust auf eine Geschichte abseits von nervenzerreißenden Abenteuern und magischen, verrückten Welten hat, wird mit "Wanda" wieder den Boden unter den Füßen zu fassen bekommen.
4/5 Sterne
Interessantes Worldbuilding und packende Storyline - mal etwas anderes
Seit ihrer Kindheit wurde Freya stets eingeschärft, ihre magischen Fähigkeiten niemandem zu offenbaren. Zu groß war die Gefahr, dass Fremde ihre Magie für ihre eigenen Zwecke ausnutzen könnten. Als Freya eines Tages an ihren Jarl verraten wird, geschieht genau das: Der Jarl ehelicht sie und erhofft sich von seiner neuen Schildmaid, dass diese ihm zur Erfüllung der Prophezeiung verhelfen könne, die ganz Skaland vereint unter einem einzigen König verspricht. Doch der Weg dorthin verlangt viele Opfer, denen Freya scheinbar nur mit Bjorn, dem anziehendem und ebenso verbotenem Sohn des Jarls, begegnen kann...
Ich bin ein großer Fantasy-Liebhaber und freue mich immer, wenn ich die Möglichkeit habe, in neue, fremde Welten eintauchen zu können. Ich würde behaupten, dass viele Romane des Genres sich in ihrem Worldbuilding und ihrer Struktur ähneln. "A Fate Inked in Blood" enthält zwar auch typische Fantasy-Elemente, entführt den Leser allerdings in ein spannendes, einzigartiges Setting in Mitten von nordischer Mythologie im "Vikings"-Stil. Mal etwas ganz anderes, wie ich finde! Bereits auf den ersten Seiten erfährt der Leser, wie erbarmungslos die mittelalterlich angehauchte Welt Skalands sein kann und wie gefangen diese Welt von Eis und Schnee ist. Danielle J. Jensen nimmt ihre Leser durch Freyas Augen mit auf eine Reise quer durch Skaland und erschafft dabei unterschiedlichste Settings, die unter anderem durch ihre Abwechslung so packend wirken. Nichtsdestotrotz hatte ich hier und da das Gefühl, dass es gerne etwas detaillierter hätte sein können. Ich wäre liebend gerne noch ein Stück tiefer in diese ferne Welt abgetaucht, denn das Potenzial dafür wäre definitiv da gewesen.
Im Fokus des beschriebenen Worldbuildings steht dabei Freya, die als Protagonistin von Anfang an authentisch gezeichnet wurde. Ich empfand ihre Sorgen und Probleme ebenso wie ihre Motivation als sehr gut greifbar. Die Zerrissenheit zwischen ihrem Pflichtgefühl sowie dem Wunsch, ihr Schicksal endlich einmal selbst gestalten zu wollen, waren verständlich aufgezogen, haben Freya nahbar und dadurch auch durchaus authentisch gemacht.
Ebenso gut gefallen hat mir der Love Interest Bjorn. Ja, er ist wohl hier und da ein wenig klischeehaft dargestellt und entspricht in vielerlei Hinsicht dem typischen Bookboyfriend. Das ändert meiner Meinung nach jedoch nichts daran, dass er mit seiner Hingabe und seinem Beschützerinstinkt wohl so einige Leserherzen zum Schmelzen bringen wird.
Die Dynamik zwischen Bjorn und Freya habe ich ebenfalls als sehr positiv wahrgenommen. Das Prickeln zwischen ihnen ist seit der ersten Begegnung spürbar und der Forbidden-Love-Trope bringt natürlich zusätzliche Spannung in die Geschichte.
Optimal abgerundet gewesen wäre diese Spannung in meinen Augen, wenn der Fokus noch ein wenig mehr auf den Fantasy-Aspekt gelegt worden wäre. Denn Freyas Fähigkeiten sind zwar der eigentliche Motor der gesamten Handlung, während vieler Passagen aber eigentlich gar nicht so präsent beziehungsweise relevant. Die Kombination mit Aspekten der nordischen Mythologie hätte dabei viel mehr Raum für explosive Fantasyszenen und magische Augenblicke gegeben, die ich mir als Leser so sehr wunderbar bildlich beschrieben gewünscht hätte. So sind magische Fähigkeiten über das Buch hinweg zwar ein Thema, haben sich für mich aber oft ein wenig nebensächlich und selbstverständlich angefühlt - so als wären sie eben nur "einfach da".
Alles in einem habe ich das Leseerlebnis dennoch genossen und würde diesen ersten Band der Dilogie jedem empfehlen, der Lust auf prickelnde Romantasy in einem nordischen Setting hat, dabei aber vielleicht nicht ganz so viel Wert auf High Fantasy von Feinstem legt.
4,5/5 Sterne
Guter Spannungsbogen, nicht ganz zufriedenstellendes Ende
Als die Sättigungstaucherin Ellen Brooke das Taucherbasisschiff "Deep Topaz" betritt, rechnet sie mit einem routinemäßigen Einsatz, wie sie ihn im Laufe ihrer beruflichen Karriere schon oft durchgeführt hat. Gemeinsam mit fünf Männern wird sie einige Tage lang am Grund der Nordsee eine Ölpipeline reparieren und nach einem mehrtägigen Druckausgleich in einer kleinen Kammer wieder an die Oberfläche zurückkehren. Doch dieser Einsatz ist anders: Nach und nach werden die Taucher in der Kammer leblos aufgefunden. Und Rettung für die Überlebenden ist nicht in Sicht. Denn würde die Kammer geöffnet werden, würden die Druckverhältnisse das Leben aller Taucher auf der Stelle beenden...
Nach dem vielversprechenden, beklemmendem Cover bin ich mit hohen Erwartungen an diesen Thriller gegangen. Ich habe mir einen packenden Locked-Room-Thriller erhofft, der mich so schnell nicht wieder loslässt. Und auch, wenn "Die Kammer" kein klassicher Locked-Room-Thriller ist (denn in diesem Locked-Room finden auch Außeneinwirkungen statt), habe ich dieses Buch binnen kürzester Zeit verschlungen. Dies lag an der für mich absolut gelungenen Kombination aus dem interessanten Thema rund um das Sättigungstauchen und allen damit verbundenen Einzelheiten sowie an der guten Spannungskurve, die diese Thematik optimal abgerundet hat.
Will Dean leitet den Leser mittels einer Zeichnung eines Taucherbasisschiffs erstmals in die Thematik ein und eröffnet diesem im Laufe des Buches Stück für Stück mit einem neutralen, sachlichen Schreibstil die beeindruckende Welt der Sättigungstaucher, welche er anschließend mit einem Glossar abrundet. Ich hatte zuvor noch überhaupt keine Berührungspunkte mit dem Thema, konnte mir das Prozedere des Sättigungstauchens durch die Informationshäppchen allerdings schnell recht bildlich vorstellen.
Gezwungenermaßen muss man sich im Rahmen dessen auch mit der Dekompressionskammer auseinandersetzen. Und genau an dieser Stelle beginnt der Roman, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seite für Seite taucht dieser in diese beengende Kammer ein, in welcher sechs Menschen auf kleinstem Raum und unter schwierigsten Bedingungen zusammenleben müssen. Schnell stand für mich so fest, dass dieses Setting den Thriller einzigartig macht! Die Sackgasse, in denen sich die verbliebenen Taucher nach dem ersten Vorfall befinden, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken und die Anspannung war förmlich greifbar. Im weiteren Verlauf ähnelt sich die Handlung an vielen Punkten und bietet nicht ganz so viel Neues, was ich von Thrillern so normalerweise nicht gewohnt bin. Denn üblicherweise bekommt man in dem Genre immer wieder ein paar Hinweise, um selbst Theorien aufstellen und mitraten zu können. Das war meiner Meinung nach hier gar nicht so präsent, für mich persönlich jedoch nicht schlimm. Denn statt den Leser mit einer durchgetakteten Handlung auf Trab zu halten, setzt der Autor hier auf die bedrohliche Atmosphäre als spannungstreibendes Mittel. Und das gelingt meines Erachtens nach äußerst gut! Die Anspannung der Protagonisten überträgt sich hier auf den Leser und man möchte immer weiter lesen und erfahren, wann sich diese Anspannung und Spannung denn endlich entlädt. Abgerundet wird das ganze mit den schaurigen Erfahrungen der Taucher, die noch ein wenig mehr Gänsehaut bescheren.
Doch so gebannt ich vom Beginn und Hauptteil dieses Buches war, so enttäuscht hat mich letztendlich das Ende zurückgelassen. Ich persönlich mag offene Enden bei Thrillern überhaupt nicht. "Die Kammer" löst die Handlung am Schluss zwar auf, meiner Meinung nach aber ein wenig unbefriedigend und nicht ganz rund. Ich hätte mir an dieser Stelle sehr gewünscht, dass dem Schluss mehr Raum zugesprochen worden wäre.
Nichtsdestotrotz hat dieser Thriller von Will Dean mir gute, spannungsgeladene und teils auch beklemmende Lesestunden beschert. Wer interessiert an der Welt des Sättigungstauchens ist und Lust auf einen packenden, klaustrophobischen Thriller hat, sollte sich "Die Kammer" unbedingt näher ansehen.
4,5/5 Sterne
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