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Benutzername: 
_Lucy_

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 19.04.2025
Verliebt in Stockholm
Lönnqvist, Anna

Verliebt in Stockholm


sehr gut

Seelenverwandtschaft und die Macht der ersten Liebe
In dem Stand-alone-Liebesroman „Verliebt in Stockholm“ von Anna Lönnqvist kreuzen sich in Schwedens Hauptstadt nach 14 Jahren völliger Funkstille unvorhergesehen die Wege von Mira und William. Damals hat ihre jugendliche Liebe nach einem fatalen Ereignis ein ebenso jähes Ende gefunden wie auch ihre Zukunftspläne. Trotz der Geschehnisse und ihrer traumatischen Jugend haben Mira und William sich unabhängig voneinander zielstrebig ein neues Leben in Stockholm aufgebaut. Doch plötzlich bringt eine Schulterverletzung Miras hoffnungsvolle Karriere als Violinistin in Gefahr, ihre Beziehung mit dem Stargeiger Alessandro bleibt eher oberflächlich und die mehrfachen und unerwünschten Begegnungen mit William bringen sie durcheinander und fördern verdrängte Gefühle an die Oberfläche.
Das stilisierte Cover zeichnet ein angenehm harmonisches Bild von der schwedischen Hauptstadt mit den beiden Protagonisten im Vordergrund und ruft ein behagliches Gefühl in mir hervor.
Anna Lönnqvist beweist einen angenehm leicht zu lesenden Schreibstil. Zwar kommt die Handlung zu Beginn ein wenig schleppend in Fahrt, nach wenigen kurzen Kapiteln ändert sich dies jedoch und die Geschichte gewinnt an Brisanz. Durch die Erzählperspektive in Ich-Form lassen sich Miras intensiv dargestellten Gefühle und Gedanken gut nachfühlen. Die Handlung verläuft dabei in zwei Zeitsträngen: der Vergangenheit vierzehn Jahre zuvor im nordschwedischen Lulea und der Gegenwart in Stockholm. In Anbetracht des Genres ist es nicht schwer den Ausgang des Romans zu erraten, aber ehrlich gesagt wäre ich vermutlich auch enttäuscht, wenn ich mich für einen solchen Roman entscheide und etwas anderes als ein Happy End bekomme. Der Weg dorthin ist für die beiden Protagonisten allerdings durchaus steinig und gepflastert mit Sorgen, Schuldgefühlen, häuslicher Gewalt, Traumata und vor allem Einsamkeit. All das sorgt im Zusammenspiel mit den Sprüngen in der erzählten Zeit für Spannung, zumal der Leser lange rätseln darf, welches Ereignis in der Vergangenheit zu einem solchen Bruch geführt hat.
Interessant sind auch die beiden Protagonisten. Beide mussten sich von ihren ursprünglichen Zukunftsplänen überraschend verabschieden und haben auf verschiedene Arten ihr Leben umgekrempelt. Trotzdem bleibt die charakterliche Wandlung bei beiden deutlich hinter meiner Erwartung zurück. Denn obgleich beide sich ein vernünftiges Leben eingerichtet haben und sich von ihrem familiären Druck befreit haben, bleiben doch Unsicherheit, Schuldgefühle zurück. Vor allem aber haben beide noch immer Schwierigkeiten sich anderen gegenüber zu öffnen und anzuvertrauen und leiden unter einem allgegenwärtigen Gefühl von Einsamkeit. Bei Mira bricht dies umso mehr hervor, als sie es nicht mehr mit dem Geigenspiel kompensieren kann. Der Roman zeigt eindrucksvoll wie leicht Probleme und vor allem Missverständnisse sich durch offene Worte aus der Welt schaffen lassen oder eben durch verschweigen Einfluss auf den Lebensweg nehmen. Die Romantik kommt dabei natürlich trotzdem nicht zu kurz.
Insgesamt ein kurzweiliger Roman, der vor allem in der vergangenen Erzählzeit schwerwiegende Themen anschneidet, diese aber mit der Gegenwart aussöhnt und ein wohliges Lesegefühl hinterlässt.

Bewertung vom 13.03.2025
Hollywood Badboys Autogramm inklusive Dylan
Allie Kinsley

Hollywood Badboys Autogramm inklusive Dylan


sehr gut

Locker-leichte Lektüre mit Hollywood Glamour

„Autogramm inklusive: Dylan“ ist der Auftakt von Allie Kinsleys Hollywood BadBoys Reihe. In diesem ersten Teil dreht sich alles um Filmstar Dylan und die „Normalsterbliche“ Luna. Leider fehlt dem eBook das Cover, was ich sehr bedauere.
Dylan, erfolgreicher und selbstbewusster Jungschauspieler ist mit seinen 26 Jahren von seinem Leben gelangweilt. Beruflich läuft es hervorragend, seine Freunde stammen aus denselben Kreisen wie er und fürs Bett kann er täglich aus neuen willigen Kandidatinnen auswählen, trotzdem plagt Dylan eine innere Unzufriedenheit. Als die Wahl seiner Bettgefährtin eines Nachts im Club auf Luna fällt, handelt Dylan sich eine unerwartete Abfuhr ein. Trotzdem will sie ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen und auch Dylan lässt Luna keineswegs kalt.
Allie Kinsley beweist einen flüssigen Schreibstil, der sich sehr gut lesen lässt und den Roman im Zusammenspiel mit der unterhaltsamen Story und dem dazugehörigen Spice-Anteil zu einem echten Pageturner macht. Die personale Erzählform in der dritten Person wechselt innerhalb der Kapitel die Perspektive und beleuchtet abwechselnd Luna und Dylan, was dem Leser einen guten Einblick in deren Gefühlswelt und Gedankengänge ermöglicht. Während im ersten Drittel noch die Spannungen zwischen den beiden Protagonisten dominieren und im zweiten Drittel vor allem die Hürden des Alltags und einige spicy Momente unterhaltsames, aber recht oberflächliches Lesevergnügen liefern, gewinnt der Roman im letzten Teil deutlich an Substanz. Sicher ist der Roman in seiner Handlung nicht übermäßig spannend, aber die Entwicklung der Protagonisten und deren Beziehungsverlauf liefern eine reizvolle Geschichte.
Luna hat ein Stipendium an einer Musikhochschule und befindet sich im letzten Studienjahr. Ihre Interessen unterscheiden sich von denen der meisten Gleichaltrigen. Neben der Freundschaft zu ihren Mitbewohnerinnen interessiert sie sich vor allem für Musik in verschiedensten Formen. Für Filme oder gar Stars hat sie dagegen wenig übrig. Luna ist zielstrebig und weiß, was sie will – zumindest, wenn ihr Herz nicht gerade einen Strich durch die Rechnung macht. Dabei schleppt sie allerdings auch noch eine traumatische Erfahrung aus der Vergangenheit mit sich herum. Dylan macht eine echte Entwicklung durch: schon als Teenager eine Berühmtheit, fehlen ihm viele wertvolle Erfahrungen des „normalen Lebens“. Er ist es gewohnt, dass sich das Leben und die Menschen um ihn drehen und ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Dies führt zu seinem egozentrischen und arroganten Machogehabe, zumal die Leben seiner Freunde ähnlich verlaufen. Aber ganz ehrlich – auch ein schnukeliger Macho kann Sympathien wecken. Zumal er sich wirklich bemüht Lunas Herausforderung anzunehmen, sie zu verstehen und ihren Wünschen und Bedürfnissen entgegenzukommen, was mal mehr, mal weniger gut gelingt. Vielleicht erfolgt seine Entwicklung ein wenig schneller als es glaubwürdig ist, auf 240 Seiten ist dies aber kaum anders möglich. Durchaus interessant und ein wenig erschütternd finde ich auch die Folgen und Einschränkungen, die sich aus Dylans Berühmtheit für ihn selbst und sein Umfeld ergeben.
Insgesamt ein wirklich unterhaltsamer Roman, der mit einem liebenswerten Macho, ein wenig Hollywood-Glamour und der passenden Dosis spice wunderbar das gelegentliche Bedürfnis auf eine locker-leichter Lektüre stillt.

Bewertung vom 07.03.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

Ein Leben für die Musik – eine fiktionale Geschichte um historische Musikvirtuosen
Selten hat mich ein Roman derartig gefangen genommen, wie „Die Melodie der Lagune“ von Harriet Constable. Dabei wäre mir das Buch beim ersten schnellen Blick über das Cover beinahe nicht aufgefallen. Auf den zweiten Blick hat mich die Raffinesse umso mehr begeistert: Das vorherrschende Blau zieht sich in seichten Wellen, die nach unten hin Nuance um Nuance dunkler werden über den Einband, durchbrochen von dem F-Loch einer Geige, das den Blick auf zwei historische Bilder des Markusplatzes in Venedig freigibt. Ein Cover, das großartig zur Handlung des Romans passt.
Das zentrale Motiv ist natürlich die Musik, die das Leben von Protagonistin Anna-Maria bestimmt. Eigentlich handelt es hier in meinen Augen um einen regelrechten Liebesroman – einen Roman von der Liebe zur Musik. Aber auch Rollenverteilung, Freundschaft, Erfolg und Leistungsdruck, Leben und Überleben in Venedig sind mehr als nur Zwischentöne.
Der Schreibstil von Harriet Constable hat aber eine sehr eigene Note. Mitunter wechseln sich kurze Hauptsätze mit sehr komplexen Satzgefügen ab und Namen werden oft durch Pronomen ersetzt. Wirklich spektakulär sind aber die Melodien, die von der Protagonistin in Bilder und Farben gefasst und mit enormer Intensität an die Leser weitergegeben werden. Überhaupt verleiht Harriet Constable ihrem Roman eine beeindruckende atmosphärische Dichte, u. a. lässt sie ihre Leser in einigen wenigen aber eindrücklichen Darstellungen den mitunter sehr perspektivlosen venezianischen Alltag im 18. Jahrhundert erleben, und hält für den Leser jede Menge Emotionen bereit. Für mich war „Die Melodie der Lagune“ kein Pageturner – ich habe im Gegenteil recht lange an dem Roman gelesen. Obwohl ich doch dringend wissen wollte, wie die Handlung fortgeführt wird, brauchte ich immer wieder Zeit um die Ereignisse des Romans auf mich wirken zu lassen, emotional zu verarbeiten und für mich zu bewerten. Hier ist definitiv Tiefgang statt seichter Unterhaltung angesagt.
Mit teils überraschenden Wendungen und Anna-Marias steter Anspannung, die im vierten und letzten Teil des Buches zur Eskalation führt, ergibt sich eine stimmige Spannungskurve.
Besonders viel zur Wirkung des Romans tragen die zwei Hauptcharaktere Anna-Maria und ihr Lehrer, die auf Basis historischer Personen geschaffen wurden, bei. Beide sind kaum als sympathisch zu bezeichnen, durchlaufen bis zum Ende des Romans jedoch deutliche Entwicklungen – positiv wie negativ. Anna Maria della Pietà wächst als Waisenkind im Ospedale della Pietà unter ihrem Lehrer Antonio Vivaldi zum Geigenvirtuosen heran, erlangt internationalen Ruhm und führt den Titel Maestro. Ansonsten ist von ihr kaum etwas überliefert, sodass Harriet Constable ihr Leben mit einer fiktiven Geschichte, wie sie ähnlich stattgefunden haben könnte, füllen kann. Anna Maria ist schon als Kind geradezu besessen von einer großen Karriere als Musikerin, die sie nicht nur bekannt, sondern in den Köpfen der Menschen unsterblich macht. Ihr Glück findet die selbstbewusste Anna Maria neben der Musik, die für sie nicht nur hörbar, sondern vor allem in allen Nuancen der Farbpalette sichtbar ist, einzig in der Gegenwart ihrer beiden besten Freundinnen. Mit Auftauchen des Lehrers und ihrem ersten Geigenunterricht kennt Anna Marias Ehrgeiz keine Grenzen mehr, mit unbeirrbarer Zielstrebigkeit arbeitet sie an ihrer Karriere und stellt ihre Musik über alles. Als sie dadurch gleich beide Freundinnen verliert, wird sie in ihrer Einsamkeit und von Schuldgefühlen geplagt nur noch verbissener, verspürt noch größeren Erfolgsdruck und sieht ihre Konkurrenz regelrecht als Feind an. Angestachelt wird Anna Marias Verbissenheit durch ihren Lehrer, der ihr Talent erkennt, sie intensiv fördert und sich immer wieder für sie stark macht. Während er zunächst noch einen freundlichen Eindruck macht, beginnt er bald seine Schülerin zu manipulieren. Die Manipulationen fallen bei Anna Maria, die seine Aufmerksamkeit genießt auf fruchtbaren Boden, sodass sie sich von den anderen Mädchen des Orchesters immer mehr distanziert und stattdessen vom Lehrer nur allzu bereitwillig zum Komponieren eingespannt wird. Doch auch der Lehrer duldet keine Konkurrenz neben sich und als Anna Maria ihm immer mehr den Rang abzulaufen droht, offenbart er narzisstische Züge und demoralisiert sie immer mehr. Nachdem großen Enttäuschungen laufen Anna Lenas Emotionen völlig aus dem Ruder. Doch ihr Ausbrauch fördert Unerwartetes zu Tage und ermöglicht ihr ebenso Schlussstrich wie Neuanfang.
„Die Melodie der Lagune“ bricht mit unheimlicher Wucht über die Leser hinein. Nicht nur für Musikliebhaber ein unheimlich interessanter Roman mit bemerkenswertem Tiefgang. Für mich ein absoluter Favorit.

Bewertung vom 04.03.2025
Sommernachtsküsse auf Fehmarn
Hof, Kira

Sommernachtsküsse auf Fehmarn


gut

Alte Wunden und neue Liebe auf der Sonneninsel Fehmarn

„Sommernachtsküsse auf Fehmarn“ ist der Auftakt zu Kira Hofs Ostsee-Liebesroman-Reihe. Der Roman besticht auf den ersten Blick mit einem hübschen, verspielten Cover, das die (Urlaubs)Idylle der Ostseeinsel gut einfängt. Allerdings macht das idyllische Setting nur einen kleinen Teil des Romans aus. Hinweise auf die eigentlich Handlung sind dem Cover kaum zu entnehmen.
Marie ist mit ihrem ruhigen Leben auf der beschaulichen Insel Fehmarn eigentlich sehr zufrieden. Auch die sich anbahnende Beziehung mit dem ortsansässigen Tierarzt Jörn macht nun langsam zarte Fortschritte. Nie hätte die Mittzwanzigerin damit gerechnet, dass Ben – Feriengast in der Pension ihrer Eltern und plötzlich zudem noch ihr Kunde im Immobilienbüro – ihr sorgsam geregeltes Leben so dermaßen durcheinander wirbeln könnte. Doch nicht nur Maries Gefühle geraten in Aufruhr. Dunkle Schatten aus der Vergangenheit breiten sich - nicht nur - über Ben und Marie aus. Ob die tragischen Ereignisse der Vergangenheit um der glücklichen Zukunft willen nun endlich überwunden werden können?
Kira Hof beweist einen Schreibstil der sich angenehm flüssig lesen lässt. Vor allem zu Beginn fängt die Autorin die Atmosphäre der beliebten Sonneninsel Fehmarn sehr bildhaft ein und macht Lust auf einen Abstecher ans Meer. Große Spannung lässt der Roman nicht aufkommen, auch wenn es in Maries Leben plötzlich deutlich aufregender zugeht. Lediglich kurz vor Schluss lässt sich ein kleiner Spannungshöhepunkt ausmachen. Für dieses Genre ist die geringe Spannung in meinen Augen allerdings vollkommen ok. Schließlich ist auch bereits zu erahnen, wie der Roman ausgeht. Ein wenig schade finde ich, dass Kira Hof die gewählte Ich-Erzählperspektive nicht noch intensiver nutzt, um Maries Gefühlswelt greifbarer zu machen. Das Trauma, dass sie nach dem Tod ihrer Schwester mit sich herumträgt wird zwar immer wieder angerissen, bleibt in meinen Augen aber doch ein wenig oberflächlich. Ein anderes Ereignis in der Vergangenheit von Maries Vermieterin und Oma-Ersatz Hilde ist so vorhersehbar, dass es beinahe schon wieder überrascht. Die Figuren wirken (fast) allesamt sympathisch, könnten jedoch etwas mehr Tiefe vertragen. Maries beste Freundin und Mitbewohnerin Franzi bringt mit ihrer lebhaften Art Schwung in die Handlung. Tierarzt Jörn scheint ein absoluter Schatz zu sein, erhält aber im Roman wenig Raum seinen Charakter zu entfalten. Zu ihren Eltern hat Marie offenbar ein harmonisches Verhältnis. Sie bieten ihr stets Rückhalt, drängen sie zu nichts und zeigen viel Verständnis für ihre Tochter – manchmal vielleicht mehr als gut für Marie ist. Ben ist Schauspieler in einer Schaffenskrise. Einen Plan wie sein Leben sich nach seiner Auszeit weiterentwickeln soll, muss er noch entwickeln. Aber noch etwas anderes belastet sein Gewissen und immer wieder auch sein Verhältnis zu Marie. Marie selbst führt ein ruhiges, geregeltes Leben mit wenig Raum für Überraschungen. Sie übernimmt gern die Verantwortung für die Theatergruppe und zeigt meistens viel Verständnis für ihre Mitmenschen. Das Trauma, dass sie durch den Tod ihrer Schwester erlitten hat, konnte sie nie so recht bewältigen, sondern hat viel mehr gelernt im geregelten Alltag damit umzugehen. Doch nun gerät sie immer mehr in eine Ausnahmesituation, in der Verdrängung keine Option mehr ist. Sowohl Ben als auch Marie müssen sich mit ihren qualvollen Gefühlen auseinandersetzen.
„Sommernachtsküsse auf Fehmarn“ ist ein angenehm geschriebener, wirklich unterhaltsamer Roman, der den Leser in Urlaubsstimmung versetzt. Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht ganz in seinen Bann ziehen, weil ich mir hier und da ein bisschen mehr Tiefe gewünscht hätte. Trotzdem war es auch für mich eine angenehme und lesenswerte Lektüre.

Bewertung vom 08.02.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


sehr gut

Drolliges Duo auf kurioser Ermittlungstour

„Wenn Ende gut, dann alles“ ist der Auftakt von Volker Klüpfels neuer Krimireihe „Svetlana und Tommi ermitteln“. In ihrem ersten Fall widmen sich Svetlana und der Dichter einem einsamen Kind, das sie zufällig am Waldrand auflesen.
Eigentlich war Tommi, der zukünftige Thrillerautor in spe mit seiner ukrainischen Putzfrau Svetlana verabredet, damit diese sein Wohnmobil mal wieder auf Vordermann bringt. Doch als die beiden am Waldrand ein einzelnes Mädchen mit Down-Syndrom auflesen, das durch den Regen gewandert war und sie in die Obhut der Polizei übergeben, ist vor allem Svetlanas Helfersyndrom geweckt. Die gemeinsame Suche nach der Familie des Kindes fördert einige Überraschungen ans Tageslicht und bringt nicht nur das schräge Ermittlerduo in eine brenzliche Situation.
Volker Klüpfels Schreibstil lässt sich ausgesprochen angenehm lesen. Svetlanas immer mal wieder eingeworfenen ukrainischen Sprichwörter und ihre ausbaufähige Grammatik lockern den Roman bei aller Gewitzheit noch weiter auf und haben mich an einigen Stellen durchaus zum Grinsen gebracht. Nicht ganz erschließt sich mir, warum Volker Klüpfel dem Mädchen eine Trisomie 21 angedeihen lässt, da die für die Handlung eigentlich kaum relevant ist und auch nicht weiter darauf eingegangen wird. Was dem Roman in meinen Augen zunächst aber eindeutig fehlt ist Spannung, schließlich handelt es sich hier um einen Krimi. Ein, zwei spannende Situationen gibt dann aber doch noch, sodass ,humorvoller Cosy Crime‘ es wohl ganz gut beschreibt.
Wirklich abenteuerlich sind dagegen die Figuren des Romans und zwar nicht nur die Protagonisten. Zum einen gibt es Tommis Vater Leo, bis vor kurzem noch ein Abenteuer, der mit seinem Wohnmobil durch die Welt zog und sich nun mit 63 Jahren plötzlich in einer Seniorenresidenz einquartiert hat. Dort sorgt Leo allerdings für gewaltigen Wirbel und schaut den Röcken offenbar nicht nur hinterher. Tommi, ebenso erfolg- wie mittellos lebt aufgrund seiner prekären finanziellen Lage im Wohnmobil seines Vaters, was ihm immer wieder die Konfrontation mit dem Ordnungsbeamten Kleinschmidt einbringt. Tommi ist alles andere ein strahlender Protagonist und noch nicht einmal sonderlich sympathisch. Stattdessen wirkt er mit seinem fehlenden Blick für die Realität trotz seiner 32 Jahre oft unselbstständig, einfältig und jämmerlich und auch seine (Selbst-)Wahrnehmung ist in vielen Situationen gelinde gesagt ziemlich befremdlich. Auch sein Hang zur politischen Korrektheit wirkt ein wenig befremdlich. Ob sein großer Thriller jemals fertiggestellt wird steht wohl in den Sternen, denn sowohl in Sachen Kreativität, als auch Arbeitsmoral überschlägt Tommi sich nicht gerade. Obwohl er eine ziemlich hohe Meinung von sich selbst hat, lässt er sich von Svetlana beinahe so problemlos wie eine Marionette lenken ohne sich dessen bewusst zu sein. Man muss Tommi aber unbedingt zugutehalten, dass er sich im Verlauf des Romans ein wenig weiterentwickelt und zumindest ein klein bisschen Einsatz zeigt. Vielleicht wird der „kleine Tommi“ im Verlauf der Reihe ja noch Erwachsen und landet auf dem Boden der Tatsachen. Die knapp 50-jährige Svetlana hingegen weiß was sie will und wie sie ihr Ziel erreicht. Sie wirkt ziemlich aufgeweckt und selbstbewusst und verpasst Tommi im übertragenden Sinne immer mal wieder den dringend notwendigen Tritt in den Allerwertesten. Aber auch, wenn sie wohl nur sein Bestes im Sinn hat, manipuliert sie Tommi immer wieder nach ihrem Gutdünken. Über ihr Privatleben und ihre Vergangenheit schweigt Svetlana wie über ein streng gehütetes Geheimnis. Dabei nimmt sie sonst kaum ein Blatt vor den Mund.
Auch wenn mir die Figuren des Romans alle nicht uneingeschränkt sympathisch sind, begeistert mich die Dynamik zwischen den Charakteren, die meiner Meinung nach mindestens so spannend wie der Krimifall selbst ist. Daher bin ich auch sehr gespannt, wie sich die Konstellation um das abenteuerliche Duo weiter entwickelt.
Mit einer Menge humorvoller Höhepunkte und der äußerst gelungenen Zusammenstellung der Figuren auch ohne echte Krimispannung ein überaus lesenswerter Auftakt für Klüpfels Solo-Reihe, der Lust macht auf mehr.

Bewertung vom 28.01.2025
Die verborgene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.4
Lane, Soraya

Die verborgene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.4


sehr gut

In Teile wirklich großartig
Mit dem Roman „Die verborgene Tochter“ hat Autorin Soraya Lane nun bereits den vierten Teil aus ihrer Familiensaga „Die verlorenen Töchter“ veröffentlicht. Wer bisher noch keinen Roman aus dieser Reihe gelesen hat - wie ich - findet problemlos sofort ins Geschehen. Alle anderen werden das Treffen der sieben Frauen in der Anwaltskanzlei wohl schon einmal erlebt haben und auch Mia, sowie Ella (Band 3) wiedererkennen. In ihrer Suche nach dem familiären Hintergrund erinnern die Romane um die insgesamt sieben Frauen in gewisser Weise stark an die „Sieben Schwestern“-Reihe von Lucinda Riley.
Mias Großmutter hatte den Kontakt zu ihrer Enkelin stets unterbunden. Doch dann erhält Mia überraschend ein Kästchen, das den Namen der inzwischen verstorbenen Frau trägt. Ihre Urgroßmutter hatte die Schachtel einst in einem ehemaligen Frauenhaus für ihre Tochter hinterlegt, bevor diese adoptiert wurde. Was haben der italienische Zeitungsartikel und der wunderschöne rosa Edelstein in dem Kästchen wohl mit ihrer Familie zu tun? Obwohl Mia sich normalerweise keinen Gedanken an die scheinbar so hartherzige Frau erlaubt, begibt sie sich doch auf die Suche nach der Vergangenheit. Die Spuren führen Mia an den Genfer See, wo der gutaussehende Juwelier Luca sie bei den Rätseln um den geheimnisvollen Stein und ihre Familie unterstützt.
Das Cover wirkt mit seiner idyllischen Landschaft zwischen Weinhängen und Häuseransammlungen entlang des Sees, sowie den Bergen im Hintergrund absolut einladend. Die leichte Wolkenschicht chargiert zwischen zartem rosa bis hin zu violett, was perfekt zu dem Edelstein der Geschichte passt.
Soraya Lanes Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen. Erzählt wird der Roman in zwei Zeitsträngen: Zum einen wird in der Vergangenheit, überwiegend um 1951/52, die Geschichte von Delphine aufgegriffen. Zum anderen sucht Georgia in der Gegenwart nach Antworten auf ihre Fragen. Obwohl mir der Teil mit Georgia und Florian mit kleinen Abstrichen gut gefallen hat, konnte mich der Roman mit Delphines tragischem Schicksal absolut berühren. Ihre Geschichte lädt regelrecht dazu ein mitzufiebern, mitzuleiden und sich mit ihr zu freuen, sodass ich ihren Kapiteln regelrecht entgegen gefiebert habe. Besonders herzergreifend finde ich auch das Ende ihrer Geschichte noch einmal. In Georgias Geschichte fehlt mir hingegen etwas Tiefe. Gerade zum Ende hin ereignen sich wichtige Geschehnisse so übereilt, dass es auf mich wenig authentisch und nicht uneingeschränkt befriedigend wirkt. Außerdem passen die Erzählstränge meiner Meinung nach in ihrer Logik nicht uneingeschränkt zusammen.
Die Charaktere in beiden Erzählsträngen rufen unterschiedliche Gefühle in mir hervor: Zum einen sind mir Martina und Hope unheimlich sympathisch. Sie stehen Delphine in schwierigen Zeiten zuverlässig wie Freundinnen zur Seite. Delphines Mann Giovanni ist hingegen lieblos und kalt seiner Frau gegenüber. Ihre Gefühle und Bedürfnisse kümmern ihn nicht. Aber auch er hat sich seine Situation, ebenso wie Delphine, nicht ausgesucht und musste seine Ehe aus familiären und unternehmerischen Gründen schließen. Delphine wünscht sich allerdings sehr die Liebe ihres Mannes zu erlangen. Seine Gleichgültigkeit macht ihr schwer zu schaffen und erschüttert ihr ohnehin geringes Selbstbewusstsein noch mehr. In Florian findet sie endlich jemanden, der sie ebenso rückhaltlos liebt, wie sie auch ihn liebt. Schade, dass der Prolog schon viel vorweg nimmt und damit zumindest zu Beginn auch die Spannung vermissen lässt.
Im anderen Teil ernten Georgias beste Freundin Sam und ihre Familie meine volle Sympathie. Nach dem tragischen Tod der Eltern haben sie Georgia ohne zögern in ihrer Familie aufgenommen und sind nach wie vor immer für sie da. Luca ist für meinen Geschmack leider zu oberflächlich dargestellt. Er wirkt galant und sehr familienverbunden. Trotzdem bin ich beim Lesen einfach nicht so richtig an seine Figur herangekommen. Georgia hat durchaus ein paar charakterliche Ecken und Kanten. Sie wird von einem alten Trauma eingeholt und nimmt in dieser Situation wenig Rücksicht auf ihre Mitmenschen und zeigt sich kaum kompromissbereit. In meinen Augen macht sie das aber durchaus authentisch. Schließlich kann eine rundum perfekte Protagonistin auch schnell mal langweilig sein.
Insgesamt ein überaus angenehm zu lesender Roman mit einer geheimnisumwobenen Handlung. Vor allem der ergreifende Erzählstrang in der Vergangenheit macht das Buch zu einer Empfehlung.

Bewertung vom 22.12.2024
Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3
Christie, Agatha;Bottier, Isabelle

Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3


ausgezeichnet

Ein starker Klassiker kurzweilig verpackt
Die Graphic Novel „Hercule Poirots Weihnachten“ gehört zu der Agatha Christie-Reihe von Carlsen Comics, in der bereits zwei weitere Comics erschienen sind. Das Szenario stammt von Isabelle Bottier, die Zeichnungen aus der Feder von Callixte.
Eine Graphic Novel zu lesen hat mich ziemlich gereizt. Mein letzter Comic geht wohl auf die Anfänge meiner Teenagerzeit zurück. Umso neugieriger war ich, ob und wie sich ein Agatha Christie Klassiker wirklich als Comic adaptieren lässt. Das ganz klare Ergebnis: Es geht – ganz wunderbar sogar.
Wäre ich nicht sowieso schon so neugierig gewesen – das Cover hätte mich sofort auf den Geschmack gebracht: Vor einer winterlich verschneiten Landschaft mit einer hell erleuchteten herrschaftlichen Villa im Hintergund, jagt Hercule Poirot wie besessen einer gewaltigen Blutspur nach. Ganz der passionierte Ermittler eben.
Obwohl der reiche Mr. Lee seine gesamte Familie und weitere Gäste zum Fest eingeladen hat, ist von Weihnachtsstimmung in Gorston Hall nichts zu spüren. Die einzelnen Familienmitglieder sind sich mitunter Spinnefeind und Lee selbst hat Freude daran seine Kinder so gut wie möglich zu tyrannisieren. Als der Alte dann am 24. Dezember mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden wird, ist die Liste der Verdächtigen entsprechend lang, zumal auch das Erbe sehr ansehnlich ist. Poirot und der diensteifrige Inspector Sugden haben also jede Menge zu tun, um das wenig weihnachtliche Verbrechen aufzuklären.
Sehr beeindruckend, wie gut Handlung und Atmosphäre einzig und allein mittels Sprechtexten, einigen Sounddarstellungen und den ausdrucksstarken Bildern von Callixte eingefangen wird. Insbesondere die Mimik der einzelnen Charaktere ist ausgesprochen gelungen getroffen. Mit seinen spitzen Eckzähnen wirkt Mr. Lee von Anfang an furchteinflößend. Wenn er im Verlauf der Handlung seine Kinder immer wieder diskreditiert und erniedrigt, erscheint er gänzlich unsympathisch. Eigentlich also kein großer Verlust. Poirot und sein eifriger Kollege Sudgen stürzen sich natürlich trotzdem mit vollem Einsatz in die Ermittlungen. Wie gewohnt lässt Poirot sich dabei kaum in die Karten schauen, sodass das Miträtseln eine echte Herausforderung ist. Die Seiten lesen sich wie im Flug und die immer neuen Motive der Verdächtigen scheinen stark, doch dann kommt doch alles anders. Spannend bleibt es in der 64 Seiten starken Graphic Novel also bis zum doch recht überraschenden Ende. Dieser Mord war aber auch wirklich ziemlich perfide geplant. Beinahe muss man das Geschick des Mörders bewundern. Während Poirot ganz unverkennbar gezeichnet ist und mit einem wunderschönen Schneemann-Pendant entzückt, hatte ich anfangs mit Zuordnung von Mr. Lee’s größtenteils recht überheblicher Sippe so meine Schwierigkeiten und konnte sie teilweise nur anhand der Kleidung auseinander halten. Warum dies genau so beabsichtigt ist, wird jedoch erst zum Schluss des Comics deutlich. Ein paar Sympathieträger dürfen in diesem Buch natürlich auch nicht fehlen. Mit der Ehrlichkeit nehmen die es aber trotzdem nicht so genau. Viel zu schnell neigt dieser Comic sich seinem Ende.
Chapeau muss ich hier sagen! Diese Graphic Novel liefert einen Klassiker verpackt als kurzweilige Unterhaltung und stark bebildert. Ebenso ideal als Einstiegsklassiker, wie für begeisterte Klassiker-Leser, die sich auch mal einen neuen Zugang wünschen. Kurzum: Ein Lesevergnügen für wirklich (fast) jeden.

Bewertung vom 22.12.2024
Fake Dates and Fireworks
Groh, Kyra

Fake Dates and Fireworks


ausgezeichnet

Romantische Momente mit Tiefgang im Wunderkerzenschein
Passend kurz vor Silvester kommt mit „Fake Dates and Fireworks“ ist eine überaus unterhaltsame Enemy-to-Lover Romance von Kyra Groh auf den Buchmarkt.
Jedes Jahr verbringt Becca genau eine einzige Nacht, nämlich die Silvesternacht mit ihrem in London lebenden besten Freund Nils. Zu ihrem 10-jährigen Jubiläum möchte sie ihm nun endlich ihre Liebe gestehen. Die Erzieherin will nichts dem Zufall überlassen, kratzt ihre Ersparnisse zusammen und lädt Nils in ein schickes Wellnesschalet ein. Doch es kommt ganz anders als geplant: Erst steht ihr Raphael, der verhasste Onkel eines Kindergartenkindes im Hotel gegenüber und dann taucht auch noch Nils in Begleitung einer überaus schönen Verlobten auf. Dass die sympathische Frau ausgerechnet Raphael fälschlicherweise für Beccas Freund hält, macht das Chaos komplett.
Der Roman besticht schon beim Anblick mit seiner auffälligen Optik: Becca und Raphael zieren rechts und links des Titels das fliederfarbene Buchcover, ergänzt von Eiskristallen und den passenden Silvesteraccessoires. Letztere finden sich auch auf dem überaus schönen, farbigen Buchschnitt.
Eine gefällige Optik kann natürlich nicht schaden, trotzdem ist es in meinen Augen der Inhalt der zählt – und der überzeugt ebenso.
Kyra Grohs beweist einen flüssig zu lesenden Schreibstil, der den Roman zu einem echten Pageturner macht. Auch wenn das zufällige Aufeinandertreffen der Protagonisten im Hotel doch ein wenig konstruiert wirkt, sind die Hoffnungen, Sorgen und Fragen Beccas so authentisch und teilweise extrem alltagsnah und treffend beschrieben, dass es beim Lesen eine reine Freude ist. Dazu trägt sicherlich auch die Erzählform in der Ich-Perspektive inklusive Rückblicke bei, die Protagonistin Becca den Lesern noch näher sein lässt.
Obgleich man an einen solchen Wohlfühlroman natürlich in der potenziellen Erwartung eines Happy-Ends herangeht, bewahrt „Fake Dates and Fireworks“ doch beinahe über die gesamten knapp 400 Seiten eine unterschwellige Spannung. Einzelne, für Becca nicht immer erfreuliche Situationen, der richtige Grad an Spicemomenten und vor allem die starke Entwicklung der beiden Protagonisten lassen die Spannungskurve zwischendurch auch mal nach oben schnellen.
Die Figuren werden von Kyra Grohs wunderbar glaubwürdig und mit viel psychologischem Fingerspitzengefühl gezeichnet. Nils Verlobte Priya wirkt ausgesprochen sympathisch und sehr offen. Da sie eigentlich nicht auf den Kopf gefallen ist, verwundert es ein wenig, dass sie die Schmierenkomödie um sich herum nicht durchblickt. Nils dagegen erscheint restlos egozentrisch mit narzisstischen Zügen. Zwar schafft er es nach außen hin einen charmanten Eindruck zu machen und sein Handeln mit einem traumatischen Verlust zu rechtfertigen, doch wer genauer hinschaut erkennt schnell Nils‘ wahres Gesicht – zumindest alle bis auf Becca. Raphael scheint ein absoluter Karrieremensch zu sein. Sein Auftreten und sein Verhalten bringen Becca regelmäßig auf die Palme. Sein augenscheinlich verantwortungsloser Umgang mit seinem Neffen tragen bei Becca auch nicht gerade zu einer besseren Meinung über den Onkel bei. Doch nach und nach offenbart Raphael durchaus auch eine nette und überraschend hilfsbereite Seite. Vor allem sein enormes Einfühlungsvermögen bringt Becca ziemlich aus dem Gleichgewicht. Während Becca in ihrem Beruf als Erzieherin mit absoluter Souveränität glänzt, fehlt es ihr im Alltag oft an Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl. Da sie absolut vernarrt in ihren besten Freund und heimlichen Schwarm Nils ist, merkt sie kaum, wie sehr dieser sie auf Abstand hält und seinen Bedürfnissen entsprechend manipuliert. Kritik an Nils lässt Becca aber nicht zu und lebt stattdessen schon in einer imaginären Zukunft mit ihm. Umso mehr trifft sie Nils heimliche Verlobung. Um „ihrem“ Nils trotzdem noch den Rücken zu stärken, ist sie nun ausgerechnet auf die Hilfe des verabscheuten Raphael angewiesen. Irgendwann ist es dann keine Wut mehr, die in Raphaels Gegenwart für einen regelrechten Funkenflug sorgt. Doch da ist auch noch Nils und Raphael gehört nicht gerade zu Nils‘ Fanclub.
„Fake Dates and Fireworks“ ist ein wunderbar zu lesender Enemy-to-Lover Roman, der beste Unterhaltung mit Alltagsnähe und einem gelungenen Maß an Tiefgang vereint. In meinen Augen absolut lesenswert!

Bewertung vom 04.12.2024
Der Viscount und das unerwartete Glück (eBook, ePUB)
MacBride, Freda

Der Viscount und das unerwartete Glück (eBook, ePUB)


sehr gut

Humorvoll, lockerer Regency-Roman
„Der Viscount und das unerwartete Glück“ ist der sechste Teil von Freda MacBrides Regency-Reihe. In diesem, von der Reihe unabhängig zu lesenden Band geht es dieses Mal um die junge Charlotte und den Viscount Timothy Hornible.
Das Cover zeigt die Rückansicht der Protagonistin im weißen Kleid, die in einem parkähnlichen Anwesen steht und auf ein hochherrschaftliches Gebäude im Hintergrund blickt. Eigentlich ein wirklich hübsches Cover, dass in meinen Augen aber nicht gänzlich zum Roman passen mag. Zum einen erscheinen mir die Farben für einen Regency-Roman viel zu kräftig, zum anderen spielt der Roman in London, also den Stadthäusern der feinen Gesellschaft.
Die ersten Begegnungen zwischen Charlotte und Timothy stehen unter keinem guten Stern, doch als ihre verwitweten Elternteile Gefallen aneinander finden, verbindet die beiden plötzlich ein gemeinsames Ziel: Die ältere Generation soll keinesfalls heiraten. Doch das Vorhaben die Eltern auseinander zu bringen ist einfacher gesagt als getan und Charlotte muss nebenbei auch noch selbst nach einem passenden Ehemann Ausschau halten. Obwohl zwischen Charlotte und Timothy zunächst die Fetzen fliegen, kommen die beiden sich bei ihrer gemeinsamen Mission überraschend näher.
Die Handlung des Romans ist nicht unbedingt sonderlich originell. Auf Bällen und bei gesellschaftlichen Verpflichtungen geht es immer wieder darum die jungen, heiratsfähigen Mädchen möglichst gut und schnell unter die Haube zu bringen. Alles schicklich und im Rahmen der vorherrschenden Konventionen versteht sich. Erfrischend finde ich, dass auch in der älteren Generation Liebe und Heirat eine Rolle spielen. In Anbetracht des offensichtlichen Titels bleibt die große Spannung im Handlungsverlauf allerdings aus. Zu deutlich ist es einfach, wie die Situation für die beiden Protagonisten endet. Lediglich die Frage nach Lady Hornible, Timothy Mutter und Lord Dallingham, Charlottes Vater bringt dem Buch ein wenig unterschwellige Spannung ein. Trotzdem ist der Roman ein echter Pageturner und ich konnte ihn nur schwer aus der Hand legen. Die Kapitel sind abwechselnd aus Charlottes und Timothys Sicht erzählt, wodurch beide Blickwinkel und Handlungen wunderbar nachvollziehbar sind. Der Schreibstil ist sehr flüssig, ausgesprochen anschaulich und mitunter ziemlich amüsant. Nichtsdestotrotz bevorzuge ich bei Regency-Romanen eigentlich doch einen eher veralteten Sprach- bzw. Schreibstil. Auch wenn dieser sich oft nicht ganz so flüssig lesen lässt, gehört es für mich einfach dazu und macht Roman dieser Ära authentischer.
Die besondere Stärke des Romans liegt meiner Ansicht nach in den Charakteren. Beide Hauptfiguren sind ausgesprochen direkt und ehrlich, zumindest soweit es die gesellschaftlichen Konventionen zulassen. Vor allem für eine junge Frau der feinen Gesellschaft wie Charlotte ist diese forsche Art eher ungewöhnlich, sodass sie aus der breiten Masse heraussticht. In Anbetracht der Kürze des Romans gelingt es der Autorin Freda MacBride vergleichsweise vielschichtige Protagonisten zu erschaffen, deren Charakterzüge sie mal bei gesellschaftlichen Anlässen, mal im privaten Umfeld zum Vorschein bringt.
Insgesamt eine sehr gefällig zu lesende locker-leichte Lektüre mit einer interessanten Protagonistin und (fast) allem, was ein Regency-Roman braucht.

Bewertung vom 29.10.2024
Ein Funke nur, ein kleines Licht - Eine Geschichte über Liebe und Mut
Shan, Milla

Ein Funke nur, ein kleines Licht - Eine Geschichte über Liebe und Mut


sehr gut

Mit kleinen Taten etwas Großes bewirken
Das Bilderbuch „Ein Funke nur ein kleines Licht – Eine Geschichte über Liebe und Mut“ von Milla Shan und von Anita Schmidt liebevoll illustriert wird für Kinder ab 4 Jahren empfohlen. Schon das Cover ist absolut zauberhaft gestaltet und ruft in mir geradezu das Bedürfnis hervor, das Buch anzuschauen.
Mit der Lebensgeschichte des kleinen Mäuserichs vermittelt das Buch auf herzerwärmende Weise Menschlichkeit, Mitgefühl und Nächstenliebe. Die Botschaft welch große Wirkung jede einzelne kleine Tat haben kann, ist auch für kleinere Kinder mit etwas Unterstützung erkennbar. Es bietet sich allerdings an, die einzelnen Sequenzen noch einmal eingehender mit den Kindern zu besprechen und nicht einfach unkommentiert stehen zu lassen.
Die Bilder sind wunderschön und ansprechend gestaltet. Durch das große Format lässt sich problemlos gemeinsam in das Buch schauen. Den so liebenswerten und herzensguten Mäuschen fliegen die Herzen regelrecht entgegen. Geschickt umgibt Anita Schmidt die Mäuschen passend zum Motto des Buches immer wieder mit einem dezenten Schleier aus Funken und Lichtern.
Milla Shan rahmt das Buch gelungen mit zwei Szenen zwischen Großvater und Mäusekind ein. Ist der Text am Anfang und Ende des Buches auch identisch, so ist das Mäusekind vom Beginn des Buches am Schluss selbst zum Großvater geworden, der die wichtige Botschaft von Liebe und Mut an seinen Enkel weitergibt. Die kompakten Texte sind von Milla Shan in Reimform angelegt und enden auf jeder Doppelseite mit der Botschaft: „Ein Funke nur, ein kleines Licht. Liebe und Mut, mehr braucht es nicht.“. Sehr gelungen, zumal es die Kinder nach den ersten Seiten durchaus animiert die Botschaft mitzusprechen. Leider wird aber das Versmaß nicht immer eingehalten, sodass einige Reime mitunter etwas holprig klingen. Dies wiederum ist sehr schade! Obwohl ich Reime in Bilder- und Kinderbüchern sonst sehr schätze, wirkt es hier manchmal etwas zu sehr gewollt und weniger wäre wohl mehr gewesen. Das gilt auch für die Themen. Man begleitet Mäuserich fast durch sein gesamtes Leben – soweit so gut. Dass aber die Themen Tod und Abschied auf einer Doppelseite kurz angerissen werden, finde ich ein wenig oberflächlich. Allerdings sollten Kinder natürlich generell beim Betrachten des Bilderbuches begleitet werden, somit lässt sich das Thema (wie auch alle anderen Themen) bei Bedarf noch vertiefen.
Großartige Bilder und die äußerst bedeutungsvolle Botschaft machen das Bilderbuch absolut lesens- und vorlesenswert.