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chaosbaerchen
Wohnort: 
Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 22.12.2010
Hart aber Hilde
Haskamp, Bettina

Hart aber Hilde


sehr gut

Turbulent und witzig

Inhalt

In "Hart aber Hilde" geht es um die 42-jährige alleinerziehende Floristin Pia Hartmann, die chronisch pleite und mit ihren drei Jobs nicht wirklich zufrieden ist, und die mit ihrem 17-jährigen Sohn Niklas ein eher bescheidenes Leben führt, nachdem der Vater sie dreizehn Jahre zuvor verlassen hat.

Als sie auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch ohne Führerschein mit dem geliehenen PT Cruiser ihres Teilzeitchefs Felix die über 80-jährige Hilde umfährt und damit neue Schulden und Probleme anhäuft, nimmt ihr Leben unverhofft eine Wende, an der vor allem Hilde einen nicht unbeträchtlichen Anteil hat.

Als erstes kündigt Pia aus einem Impuls heraus ihren Hauptjob bei Blumen-Schmidt, ohne einen neuen in Sicht zu haben und wird dafür nicht zu Unrecht von ihrer besten Freundin Eva sowie von ihrem Vater für verrückt erklärt. Dann freundet sie sich mit dem Unfallopfer Hilde Liebig an, einer rüstigen Seniorin, die mit ihrem gebrochenen rechten Arm zufrieden in einem luxeriösen Altersheim lebt, und bewirbt sich bei einem angesehenen Kosmetikinstitut, obwohl sie sich selbst kaum schminkt.

Ab hier nehmen die Dinge ihren Lauf und es wird ziemlich kunterbunt und aufregend in Pias Leben. Es geht ums Segeln und Surfen, um Jauchs "Wer wird Millionär", um Urlaub, Liebe und Männer, und nicht zuletzt um ein vielversprechendes Gemeinschaftsprojekt mit Hilde.


Aufbau und Struktur

Es gibt in "Hart aber Hilde" zwei große Handlungsstränge. Einerseits ist da die Ich-Erzählerin Pia Hartmann mit ihrem chaotischen Leben und andererseits Felix Neumann, ihr Chef vom Copyshop, der nicht nur wegen seines unfallbeschädigten Chryslers mit Pias Leben verknüpft ist, und ein fanatischer "Wer wird Millionär"-Fan ist.

Der Schreibstil ist sehr locker und flüssig. 19 Kapitel verteilen sich sehr angenehm auf insgesamt 284 Seiten und bilden gut durchdachte Abschnitte.

Auch die Zahl der beteiligten Personen, die nacheinander und mit Bedacht eingeführt und scharf charakterisiert werden, ist überschaubar.

Man verliert von Anfang bis Ende nicht den Überblick und ist stets voll drin im Geschehen.


Meine Meinung

Auch wenn die Geschichte alles in allem nicht unbedingt realistisch ist, hat sie mir sehr gut gefallen (man wird ja wohl mal träumen dürfen ;O)).

Die Protagonistin Pia war mir von Anfang an sympathisch und ich habe bei allen Höhen und Tiefen mit ihr gefiebert und hatte die ganze Zeit ein gutes Gefühl.

Trotz des Chaos, das Pia verbreitet, und ihrer Impulsivität, ist dennoch eine klare Linie vorhanden wie ein roter Faden. Pia ist nicht so naiv und unverantwortlich, wie sie anfangs scheinen mag und weiß sehr wohl, was sie will bzw. was sie nicht will: sie ist unheimlich stark und setzt sich durch, das hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen.

Ein schönes Buch, das Spaß macht - nicht nur für den Urlaub!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2010
Die Dienstagsfrauen / Dienstagsfrauen Bd.1
Peetz, Monika

Die Dienstagsfrauen / Dienstagsfrauen Bd.1


sehr gut

Fünf Frauen pilgern nach Lourdes...
...und erleben ihr höchst persönliches Wunder der besonderen Art!

DER INHALT

Folgende fünf Frauen um die 40, die unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet vor allem eines: 15 Jahre des Kennens.

Caroline, "die Erfolgreiche" - Strafanwältin und Arztehefrau, dominantes Wesen, seit 25 Jahren verheiratet, zwei erwachsene
Kinder

Judith, "die still Leidende" - kein fester Job, dramatisches hilfsbedürftiges Wesen, frisch verwitwet, keine Kinder

Eva, "die Hausfrau und Mutter" - hat Medizin studiert, jedoch nie promoviert, gutmütiges Wesen, verheiratet, vier Kinder

Kiki, "die Frohnatur" - Designerin, freiheitsliebendes Wesen, ledig, ständig verliebt und stets auf dem Weg zum großen
"Durchbruch"

Estelle, "die Luxusqueen" - Apothekergattin, glamouröses leicht zynisches Wesen, süchtig nach Klatsch und Tratsch

Kennengelernt und angefreundet haben sie sich in einem gemeinsam belegten Französischkurs, den nicht mal alle abgeschlossen haben. Seither treffen sich die fünf Frauen jedoch regelmäßig - anfangs wöchentlich, später monatlich - dienstags in einem bestimmten Lokal, und verbringen einmal im Jahr einen Urlaub zusammen.

Dieses Jahr ist alles anders, weil die ein halbes Jahr zuvor zur Witwe gewordene psychisch labile Judith um jeden Preis die abgebrochene Pilgerreise ihres an Krebs verstorbenen Mannes zum Wallfahrtsort Lourdes in Frankreich vollenden will und die Freundinnen sie aus Sorge nicht alleine losziehen lassen wollen.

Was als vergnügte "Mädels"-Reise in Köln beginnt, endet recht tragisch in einem Desaster. Verwicklungen und Aufdeckungen, an die man als Leser nicht im Traum gedacht hat, kommen ans Tageslicht und das Band der Zeit, dass die Frauen über so viele Jahre miteinander verband und sich "Freundschaft" nannte, beginnt an mehreren Stellen zu reißen.


MEINE MEINUNG

Die Leseprobe hatte bei mir den Anschein einer locker leichten Lektüre erweckt. Umso überraschter war ich dann bei Lesen des gesamten Buches von seinem Tiefgang.

Die Autorin hat meines Erachtens sehr gut herausgearbeitet, wie weit man sich in 15 Jahren voneinander weg entwickeln und dennoch die Freundschaft bis zu einem gewissen Grad aufrechterhalten kann. Überschreitet man allerdings die magische Schwelle zwischen Oberflächlichkeit und ehrlicher Freundschaft, so wird die Beziehung als Ganzes in Frage gestellt. Und ob sie dem standhält, das ist lange keine Frage der Dauer des sich Kennens mehr.

Eine Pilgerreise zu einem Wallfahrtsort ist zweifelsohne eine besondere Herausforderung in jeder erdenklichen Hinsicht und das unabhängig vom Glauben und der Religion. Wenn man körperlich abgekämpft und erschöpft ist, wird der Geist freier und ungehemmter. Zudem wird man bei so einer Pilgertour weder vom Alltag mit all seinen Sorgen und Nöten abgelenkt noch wird man durch Reize von außen stimuliert (wie es im Urlaub sonst ja oft der Fall ist). Man kehrt in sich und verbringt Zeit mit sich selbst. Abgesehen davon wird man auch von anderen eher so gesehen, wie man wirklich ist, unmaskiert und nackt.

Die Freundschaft der fünf Frauen wird auf eine harte Probe gestellt und die Schilderung der doch ziemlich beschwerlichen Reise wird geschickt durch viele nette Details aufgelockert, die das Buch lesenswert machen.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich bin sehr gespannt auf den Film!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.