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Selda
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Uckerland

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2025
Brickley, Holly

Deep Cuts


gut

Die Vorankündigung für diesen Roman hat mein Herz gleich höher schlagen lassen: Setting in den frühen 2000er Jahren, Nerd-Vibes, Liebe zur Musik und eine Liebesgeschichte, die sich aus beidem nährt.Die Umsetzung hat mich leider alles andere als mitgenommen. Es fängt eigentlich schon beim Cover an, das die Essenz des Buches nahezu perfekt widerspiegelt: es ist sehr kleinteilig, zu viel gewollt und irgendwie kommt die Message nicht rüber.
Percy liebt es, Musik zu analysieren- sie kann sich da unheimlich reinsteigern. Als sie Joey trifft, der nicht nur diese Leidenschaft teilt, sondern auch noch Musiker ist, scheint es das perfekte Match zu sein. Aber halt, so einfach ist es natürlich nicht ;)
Und da beginnt für mich das Problem dieses Romans: die Emotionen wollen nicht aufkommen. Percy ist so in ihrem Kopf und überzeugt von ihrer Meinung, dass sie einfach nur besserwisserisch rüberkommt. Ich fand sie unsympathisch. Mir fehlte der rote Faden in dieser Geschichte, es fühlte sich an, wie eine Sammlung von Ausschnitten und Ideen, aber irgendwie nicht fertig. 
Was ich ganz toll fand, war die Playlist, die man beim Lesen hören konnte. Eine wirklich schöne Idee.

Bewertung vom 28.09.2025
Puchner, Eric

Weißes Licht


sehr gut

Es ist irgendwie schwer zu greifen, welchen Eindruck dieser Mehrgenerationen- Roman hinterlässt. Alles beginnt mit einem Verrat, der die Welt der drei Hauptfiguren auf den Kopf stellt. Wir begleiten Cece, Charlie und Garret durch die Auf und Abs ihrer Leben mit allem was dazugehört an Banalitäten und Dramen.Wer spannungsgetriebene Romane liebt, ist hier vollkommen falsch. Der Zauber liegt voll und ganz in der Entfaltung der Charaktere. Für mich ist es vor allem auch ein Roman über die Endlichkeit von allem. Ein Leben ist so kurz wie ein Wimpernschlag und dabei unvorhersehbar. Mich hat der Ton und das Tempo beeindruckt, das sich ganz individuell der Lebenssituation und Kraft anpasst. Wunderschön geschrieben. Ein Buch, das mich nachdenklich zurücklässt.

Bewertung vom 28.09.2025
Bailey, Anna

Unsere letzten wilden Tage


ausgezeichnet

Lähmende schwüle Hitze, ungezähmte Wildnis und menschliche Abgründe sind die Zutaten für diesen packenden literarischen Thriller.
Ich war von der ersten Seite am Haken.
Da ist Loyal, die kurz nach ihrem 18. Geburtstag ihr Leben in der Kleinstadt Jacknife hinter sich gelassen und nie mehr zurückgeschaut hat. Die aufkeimende Demenz ihrer Mutter zwingt sie aus der Großstadt zurückzukehren, in die Welt ihrer Kindheit und Jugend.
Mittelpunkt des Romans ist die Familie Labasque. Außenseiter, die in den Sümpfen Louisanas leben und vom Alligatorenfang leben. Mythen ranken sich um die Familie, deren Leben von Gewalt und Armut geprägt ist. Als Loyals ehemals beste Freundin Cutter tot im Sumpf gefunden wird, will die Polizei den Fall schnell als Unfall/ Sebstmord zu den Akten legen.
Loyal kann sich nicht damit abfinden und begibt sich auf Spurensuche. Ich muss gleich sagen, das Buch ist nichts für zarte Gemüter. Ich habe es als sehr finster und gewalttätig empfunden.
Die Geschichte ist super fesselnd erzählt, allerdings nicht aufgrund rasanter Ereignisse, sondern wegen der spannenden Charakterentwicklung. 
Ein Slow Burn Thriller, der es in sich hat.

Bewertung vom 27.08.2025
Keßler, Verena

Gym


ausgezeichnet

Wow- was war das? Dieser Roman lässt mich sprachlos zurück:) Ich versuche es trotzdem mal: die Geschichte einer Obsession. Hinter Coverbild, Titel und Kurzbeschreibung hätte ich eine harmlose Geschichte erwartet, aber nicht das.
Die Protagonistin braucht dringend einen Job. Beim Vorstellungsgespräch in einem Fitnessstudio erfindet sie spontan eine Mutterschaft, um ihren schwammigen Körper zu erklären. Sie ist ein ehrgeiziger Überperformer, wenn der Tunnelblick einsetzt, gibt es für sie kein Halten mehr. Sie fängt an, zu trainieren und erschafft in kürzester Zeit einen Traumkörper, doch da ist noch lange nicht Schluss. Ich möchte nicht spoilern, nur soviel: es ist die Geschichte einer Radikalisierung- so unglaublich gut erzählt, dass es mir Gänsehaut bereitet. Die Sprache ist der Hammer: kurz, knackig und glasklar, wie das Denken der Protagonistin. Mich hat der Roman total begeistert und ich kann das nächste Projekt der Autorin kaum abwarten. Ich muss dazu sagen "Gym" ist nichts für zart besaitete Seelen, es geht ganz schön zur Sache.
Unbedingte Leseempfehlung für diesen Kracher.

Bewertung vom 19.08.2025
Lühmann, Hannah

Heimat


gut

Ein verstörendes Buch über Rollenbilder, Vereinsamung und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit. 
Jana und Noah ziehen ihren Kindern zuliebe in eine Einfamilienhaussiedlung aufs Land. Während Jana Zuhause die Decke auf den Kopf fällt, beginnt ihre Ehe zu kriseln. Ich fand es sehr passend dargestellt, wie die Kleinfamilie mit in ihrer Isolation auf dem Land zur Vereinsamung führen kann.
Dann lernt Jana die charismatische Karolin kennen, die voller Begeisterung ein Leben als Hausfrau und Selbstversorgerin führt. Jana kann sich dem Sog der Gemeinschaft schwer entziehen und wird Teil der Clique. 
Ich finde die Themen, die angerissen wurden sehr spannend, aber irgendwie blieben für meinen Geschmack zu viele Fragen offen. Was hat es mit der angedeuteten häuslichen Gewalt auf sich? Janas schnelle Sinneswandlung war mir insgesamt zu messy und schwer nachzuvollziehen- eben noch vollkommen gelangweilt vom häuslichen Leben und plötzlich glühende Anhängerin der Hausfrauenliga. Und dann dieses Ende: ich habe es ehrlich gesagt nicht verstanden. 
Der Schreibstil hat mir sehr gefallen und das Cover ebenso.

Bewertung vom 30.07.2025
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


sehr gut

Das ist ein echtes Gute-Laune-Sommerbuch. Romance hat es momentan irgendwie schwer mich zu begeistern, meistens langweile ich mich ab Mitte des Buches und dann fällt es mir echt schwer, dranzubleiben. Hier war das ganz anders. Romance spielt hier nur eine Nebenrolle und ist dabei so wohldosiert, dass es wirklich Spaß macht. Das Motto ist: Miss Sunshine trifft ihren grumpy Konkurrenten, der um den gleichen Job kämpft. Der zweite Erzählstrang: die Geheimnisse einer mächtigen amerikanischen Familie werden enthüllt, hat mich total gefesselt. Das ist mein neues Lieblingsbuch von Emily Henry. 

Bewertung vom 28.07.2025
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht


ausgezeichnet

Was für ein schönes Buch über die Last und Schönheit der Mitte des Lebens.
Da ist der Beginn des körperlichen Abstiegs, es lässt sich nicht verleugnen, dass der Lack hier und da ab ist und sich mit der eigenen Vergänglichkeit zu konfrontieren ist bei weitem kein Spaß. Andererseits hat die Hauptfigur sich so ein schönes Leben aufgebaut: guter Job, die kleine Stadtwohnung, das Häuschen auf dem Land, Freunde- mit anderen Worten: Freiheit. Als plötzlich ein Lover aus vergangenen Zeiten anklopft, stellen sich Fragen, die sie eigentlich schon als erledigt betrachtet hatte. Will ich das alles noch mal, hab ich überhaupt Platz für einen Mann in meinem Leben? Ich musste das ein oder andere Mal sehr lachen, weil ich viele ihrer Gedankengänge sehr gut kenne.
Das Normale, Bodenständige macht den besonderen Charme dieses Romans aus. Einblicke in das Leben einer Frau Mitte fünfzig, die sich wie ein Gespräch mit der besten Freundin anfühlen. Ganz wunderbar. Vermutlich eher was für Frauen in der Mitte des Lebens.
Dieses Buch hat ein wunderbar warmes Gefühl in meinem Herzen hinterlassen.

Bewertung vom 04.12.2024
Jackson, Jenny

Pineapple Street


ausgezeichnet

Ich liebe einfach Bücher, die vorwiegend charaktergetrieben sind. "Pineapple Street" fällt genau in diese Kategorie. (Also definitiv nichts für Leser, die ganz viel Tempo und Handlung brauchen)
Die Stockton Familie ist steinreich. Man könnte sich fragen, was interessieren mich die Luxusprobleme dieser Familie.
Es lohnt sich unbedingt, dieses Buch zu lesen, wenn man klug beobachtete Familiendynamiken mag. Sie haben alles und sind trotzdem nicht glücklich und machen sich gegenseitig das Leben schwer. Ich fand es spannend und sehr unterhaltsam, hinter die Fassade der Superreichen zu schauen. Es macht Spaß in diese Welt einzutauchen. Mit feinem Humor erzählt Jenny Jackson das Miteinander dieser ungleichen Charaktere, lässt sie wachsen und sich entwickeln und am Ende liebt man sie alle doch ein ganz kleines bisschen.
Bitte mehr davon Jenny Jackson.

Bewertung vom 04.12.2024
Berman, Ella

Das Comeback


ausgezeichnet

Wow, was für ein tolles Buch. Durchdringend und kraftvoll.
Zuerst hat mich das Cover in seinen Bann gezogen. Seine Lässigkeit macht neugierig auf den Inhalt. Und was soll ich sagen, es passt alles zusammen. Das Buch hält, was es verspricht: eine moderne, verstörende Geschichte über Macht und Unterdrückung im Showbusiness.
Grace Turner ist ein Kinderstar in Hollywood. Alle Türen stehen ihr offen und die enge Zusammenarbeit mit dem Filmemacher und Regisseur Able scheint ihr Ticket für den garantierten steilen Aufstieg zu sein. Plötzlich verschwindet sie von der Bildfläche und Gerüchte über Drogen und Alkoholmissbrauch machen die Runde. Grace weiß, dass sie ein Opfer ist, aber sie will genau das nicht sein und beginnt das Rad ihres Schicksals zu drehen.
Was hier vielleicht erst mal deprimierend klingt, wird mit einer coolen Lässigkeit erzählt. Es hilft, dass Grace so eine unerschrockene Persönlichkeit ist, die sich mutig und schlagfertig ihren Herausforderungen stellt.
Beeindruckend, wie Ella Berman in die Haut von Grace schlüpft und genau skizziert, wie sie in dieses Netz gesponnen wird. Eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Ich freue mich schon auf das nächste Buch dieser großartigen Autorin.

Bewertung vom 17.09.2024
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

Es gibt sie noch, diese Bücher, die einen komplett mitreißen. Ich konnte den Roman buchstäblich nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe mir sogar spontan einen Tag Urlaub genommen, damit ich weiterlesen kann. Was für ein Abenteuer!Ich kannte Kristin Hannah bisher nicht. Mit diesem Buch ist sie sofort in den Olymp meiner Lieblingsautoren aufgestiegen.
Die Hauptfigur Frankie, aus gutem Hause, behütet auf eine rührende Art naiv, wünscht sich nichts sehnlicher, als Teil der Heldenwand ihres Vaters zu sein. Ohne zu wissen, worauf sie sich einlässt, meldet sie sich zum Kriegsdienst in Vietnam als Krankenschwester. Was sie dort erwartet, übersteigt alles Vorstellbare. Kristin Hannah hat eine Figur erschaffen, die sich voller Mut den Herausforderungen des Lebens stellt, eine echte Heldin.
Ich fand es so toll, dass sie zu keiner Zeit ein Opfer ist. Egal was das Schicksal ihr zumutet, sie steht immer wieder auf und findet ihren Weg. Sehr inspirierend.
Das Thema Frauen im Vietnamkrieg ist unglaublich spannend und erschütternd. Am Ende des Buches gibt es noch weiterführende Literaturempfehlungen, die ich gern annehme.
Mich hat der Roman sehr nachdenklich gemacht: wie gehen wir hier in Deutschland mit unseren Veteranen um? Ich sehe da wenig Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
Ich hoffe, dass dieses Buch von ganz vielen Menschen gelesen wird. Für mich ist es das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe