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Benutzername: 
a.schmalzbauer
Wohnort: 
Sünching

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2013
Adieu, Sir Merivel
Tremain, Rose

Adieu, Sir Merivel


weniger gut

Vorneweg ist anzumerken, dass „Adieu, Sir Merivel“ eine Fortsetzung des Romans „Des Königs Narr“ ist, den Rose Tremain schon vor einigen Jahren veröffentlicht hat. Er wurde unter dem Namen „Zeit der Sinnlichkeit“ verfilmt. Es wird aber weder beim Verlag noch auf dem Klappentext darauf hingewiesen, was sehr schade ist. „Zeit der Sinnlichkeit“ wurde jetzt als Taschenbuch neu aufgelegt.
Es ist aber nicht notwendig den ersten Teil vorneweg zu lesen, denn Robert Merivel beschreibt zum Teil sehr ausschweifend sein Leben in jungen Jahren.

Der Roman spielt sich in der Zeit der arrangierten und gekauften Ehen ab, um Mätressen des Königs allzeit bereit unterzubringen. Auch Sir Merivel hat seinen Besitz einer solchen Ehe zu verdanken, auch wenn er ihn kurzzeitig verloren hatte. Hinrichtungen werden als Spektakel gefeiert. Doch Pomp und Gloria verblassen schon, es herrscht Armut unter den Untertanen des Königs. Und dieser ist des Regierens müde.
Das Cover macht diesen Verfall, mit der abblätternden Tapete, deutlich.

Sir Merivel ist ein alternder, melancholischer Lebemann und Arzt, der mit seiner Tochter auf seinem Anwesen Bidnold dem Müßiggang frönt. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt sich selbst leid zu tun, als sich um seine Patienten zu kümmern. Er lebt mehr schlecht als recht vom Loyer des Königs, den er für seine Dienste am König und dessen Hunden bekommt.
Um sich einen Tapetenwechsel zu gönnen reist er nach Frankreich und erwartet dort schnurstracks zum Sonnenkönig durch zu marschieren. Doch er ist ein Bittsteller und wird auch so behandelt. Dabei lernt er Louise de Flamanville kennen, die sich seiner annimmt.

Der Charakter des Robert Merivel ist nicht besonders sympathisch. Egoistisch, melancholisch und meine Erachtens ein wenig dumm, aber arrogant. Er trauert seinem früheren, ausschweifenden Leben hinterher. Er ist mit nichts zufrieden und denkt immer noch etwas Besseres zu bekommen. Dabei ist er nur ein Möchtegern, auf Äußerlichkeiten bedacht und oberflächlich.

Die Sprache des Romans ist der damaligen Zeit angepasst, manchmal etwas holprig, aber doch ganz gut zu lesen. Es fehlt auch nicht an feinem Humor, der aber durch vulgäre Ausdrücke sofort wieder zunichte gemacht wird. Außerdem fehlt mir bei diesem Erzählstil das gewisse Etwas, ich fühle mich als Leser nicht mitgenommen.

Winterfieberfrost hat mich bei der Lektüre von „Adieu, Sir Merivel“ auch ab und an befallen. Ich habe die Lektüre mit anderen Erwartungen begonnen. Im Klappentext wird seine Reise nach Frankreich sehr hervorgehoben, doch nimmt diese nur einen kleinen Bruchteil des Buches ein. Der Rest ist die recht farblose und wenig spannende Geschichte des Sir Merivel von 1683 bis 1685. Historisches erfährt man wenig bei der Lektüre.

Ein Buch mit wenig Spannung und keineswegs glanzvoll, mit einem Hauptprotagonisten, der mir äußerst unsympathisch war.

Bewertung vom 23.01.2013
Verflucht seist du / Kommissar Dühnfort Bd.5
Löhnig, Inge

Verflucht seist du / Kommissar Dühnfort Bd.5


ausgezeichnet

Daniel wird nachts in einem dunklen, leeren Rohbau erschossen. War er ein Dealer und hat sich Ärger aus dem Drogenmilieu eingehandelt? Oder steht der Mord in Verbindung mit dem Selbstmord von Isa? Isa gehörte zu Daniels Clique und hat sich vor einigen Wochen das Leben genommen. Ein Zusammenhang zwischen den Fällen scheint unwahrscheinlich und das Team um Tino Dühnfort verfolgt verschiedene Spuren, doch keine scheint zum Täter zu führen. Tino gibt nicht auf und was er zutage fördert ist mehr als erschütternd.
Neben diesem Fall muss sich Dühnfort auch mit der neuen Kollegin, Kirsten, befassen, mit der er und Alois nicht so recht warm werden.

Inge Löhnigs neuer Dühnfort wurde von vielen Lesern sehnsüchtig erwartet, so auch von mir. Privat hat sich einiges getan bei Tino und Gina. Im Team gibt es eine Neue, Kirsten, die allerdings so ganz anders ist als Gina, deren Stelle sie eingenommen hat. Kirsten ist eher kühl und distanziert, aber eine gute Polizistin. Sie hatte privat einiges zu verkraften und ist wohl deshalb so abweisend. Allerdings ist Dühnfort wieder der einzige, der von nichts weiß. Das Privatleben von Alois wird auch erschüttert und er erfährt zum ersten Mal, was richtige Angst ist.

Der Fall den Tino und sein Team bearbeiten hat viel mit dem reellen Leben zu tun. Es geht um falsche Freunde, die sich auf facebook tummeln und Jugendlichen das Leben zur Hölle machen können. Virtuelle Freunde, von denen sich jeder seine Fassade selbst zusammen basteln kann. Mobbing im Internet scheint bei Schülern weit verbreitet. Doch auch die Eltern tragen ihren Teil dazu bei. In der heutigen Leistungsgesellschaft werden Kinder oft vom kranken Ehrgeiz der Eltern angetrieben, sie halten dem Druck nicht mehr Stand, wollen ausbrechen. Doch dem Diktat der Eltern zu entkommen ist für viele unmöglich. Wichtig ist die „gute Gesellschaft“, die jedem der anders ist, unangepasst, mit Argwohn und Misstrauen begegnet.
Inge Löhnig führt uns vor Augen, was passieren kann, wenn diese Faktoren zusammen treffen. Und was sie beschreibt ist nicht weit hergeholt, nicht nur Fiktion.

Die Autorin hat uns einen Krimi serviert, der nicht leicht zu verdauen ist. Mit viel Bezug zur Realität und dem, was wir tagtäglich in unserer Gesellschaft erleben. Doch es wäre nicht Inge Löhnig, wenn sie die schwere Kost nicht so verpackt hätte, dass die Freude am Lesen nicht zu kurz kommt. So hat der Krimi mich hervorragend unterhalten, mich aber auch zum nachdenken angeregt. Und dazu, vermehrt ein kritisches Auge zu haben, auf die sozialen Netzwerke und wie die Menschen miteinander umgehen.
Inge Löhnig spricht mir in vielen Dingen aus dem Herzen.

Ein sehr empfehlenswerter Krimi, Inge Löhnig wird immer besser. Da können wir uns noch auf einiges gefasst machen.
Und nun beginnt es wieder...das Warten auf den nächsten Fall.

Leider kommt die Ironie mit der „Triologie“ nicht richtig rüber, da die Mutter es im Text richtig sagt. Ansonsten konnte ich nur einen kleinen Fehler entdecken ;-)

Bewertung vom 26.08.2012
Dornröschenschlaf / Brenna Spector Bd.1
Gaylin, Alison

Dornröschenschlaf / Brenna Spector Bd.1


gut

And she was!


Carol, eine etwas graue Maus mit einem unglücklichen Eheleben scheint sich die Schuld am Verschwinden der kleinen Iris vor 11 Jahren zu geben. Sie engagiert Privatdetektive und gibt sich in Internetforen als Iris Mutter aus, nur um etwas über ihren Verbleib heraus zu finden. Und verschwindet selbst eines Tages.
Carol wird dadurch der aktuelle Fall von Brenna, Privatdetektivin, spezialisiert auf das Finden verschwundener Personen. Brenna kommt in diesem Fall vielen Ungereimtheiten auf die Spur, aber irgendwie will kein Teil zum anderen passen. Noch dazu gibt es jemanden, der eine Aufklärung unbedingt verhindern will.

Brenna „leidet“ am hyperthymestischen Syndrom, seit ihre Schwester vor vielen Jahren verschwunden ist. Ab diesem Zeitpunkt erinnert sie sich an jedes Detail in ihrer Vergangenheit, was ihr das Leben nicht unbedingt leicht macht. Vor allem privat.

Der Einstieg in die Geschichte ist etwas verwirrend, hauptsächlich durch den Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit, was mir schon bei der Leseprobe aufgefallen ist, doch der Durchblick lässt nicht lange auf sich warten. In einem eher einfachen, aber klaren Schreibstil, der zum Teil sehr detailgenau ist, schildert Alison Gaylin die Suche nach Carol und ebenso nach Iris. Iris Verschwinden wurde nie aufgeklärt und beschäftige Brenna vor 11 Jahren schon einmal.
Die Protagonisten sind teils unsympathisch (Trent, der Assistent von Brenna, hilfreich, aber ein Weiberheld und sehr von sich überzeugt, ging mir ein wenig auf die Neven), teils
sympathisch (Nick Morasco, Polizist, der ebenfalls an diesem Fall arbeitet und ein Auge auf Brenna geworfen hat), aber alle facettenreich und interessant charakterisiert. Die Spannung bleibt der Geschichte durchweg erhalten, ist allerdings nicht übermäßig. Brennas nicht gerade einfaches Privatleben mit Tochter und Ex-Mann läuft nebenbei mit, ebenso das Verschwinden ihrer Schwester. Da bleibt also noch Raum für die folgenden Bücher.

Das Cover ist sehr ansprechend mit dem Grün und der geprägten Rose und passt auch gut zum Titel des Buches. Allerdings nicht für diese Geschichte. Der englische Titel, ebenso wie das Cover, passen bei weitem besser zum Inhalt.

Ein Krimi (ein Thriller ist es eher nicht), der mich gut unterhalten hat, bei dem ich mir aber nach der Leseprobe mehr versprochen hatte. Es war das erste Buch einer Serie mit Brenna Spector, da darf es dann beim nächsten Fall ruhig noch etwas spannender sein.

Bewertung vom 20.03.2012
Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1
Poznanski, Ursula

Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1


sehr gut

Es beginnt mit einer Leiche auf einer Kuhweide, in deren Fußsohlen Zahlen und Buchstaben eintätowiert sind. Der Mörder schickt die Polizei mittels dieser Koordinaten durch Salzburg und Umgebung. Sein Spiel eine Art Schatzsuche, modern Geocaching. Aber am Ziel finden die Ermittler keinen Schatz, sondern blutige Leichenteile. Um dem Täter auf die Spur zu kommen bleibt den Ermittlern nichts anderes übrig, als sich auf das Spiel einzulassen. Allerdings werden alle Zeugen der Polizei letztendlich Opfer. Das Ermittlerteam Beatrice Kaspary und Florin Wenninger scheinen vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen.

Die Geschichte dreht sich um ein mir bisher unbekanntes Thema - Geocaching. Nach der Lektüre habe ich aber einiges erfahren und es hört sich spannend an. Spannend wie der Thriller (ich würde es allerdings eher als Krimi einordnen) den Ursula Poznanski für uns Leseratten geschrieben hat. Es ist kein Reisser, aber durch die Rätsel wird die Spannung bis zur letzten Seite gehalten. Naja fast, denn wer der Täter ist, wusste ich schon ein wenig früher. Was aber nicht negativ ins Gewicht fällt, da der Krimi an sich gut geschrieben ist. Stimmig ist er zum Großteil auch. Auf Seite 70 und Seite 254 habe ich zwei Fehler, aber nur kleine, gefunden.

Das Ermittlerteam ist sympathisch mit allerlei privaten Problemen, die auch Raum im Buch bekommen. Vielleicht ein wenig zu viel, bei Beatrice zum Beispiel. Die beiden anderen im Team, Florin und Stefan, verblassen etwas neben ihr.

Der Schreibstil von Frau Poznanski ist unkompliziert und gut zu lesen. Ihre Beschreibungen regen die Fantasie und das Kopfkino an, sind detailliert ohne zu ausführlich zu sein.
Der „Galgenvogel“ sitzt wartend auf einem Zaun - das Cover passt seht gut zum Inhalt und zum Titel des Buches, auch wenn es auf den ersten Blick eher unscheinbar ist.

Wer Spaß am Rätseln hat und sich ein wenig über das Thema Geocaching schlau machen möchte, dem kann ich diesen Krimi wärmstens empfehlen. Aber auch dem Leser, der einfach einen guten Krimi lesen will, wird bei dieser Unterhaltung nicht zu kurz kommen.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2012
Schuld währt ewig / Kommissar Dühnfort Bd.4
Löhnig, Inge

Schuld währt ewig / Kommissar Dühnfort Bd.4


sehr gut

Ein Mann wird in der Dämmerung überfahren, eigentlich kein Fall für Tino Dühnfort und sein Team, doch irgendetwas ist seltsam. Zeugenaussagen und Ungereimtheiten deuten eventuell doch auf ein Tötungsdelikt hin.
Und es folgen noch weitere Todesfälle, die zu Anfang in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen. Und sogar ein Richter gerät ins Visier der Ermittler.

Es gibt viele Handlungsstränge in diesem Krimi, doch den Überblick verliert man nicht. Zum einen trifft man auf Sanne, die die Einsamkeit in ihrer Künstlerwerkstatt sucht. Sie ist schuldlos schuldig am Tod eines Kindes. Sie hat zwei Freunde, Herrn Kater, der ihr zugelaufen ist und Thorsten vom Kriseninterventionsdienst.
Zum anderen lernt man Eugen kennen, ein Witwer, dessen Lebensinhalt darin besteht, kleine Verkehrssünden seiner Mitmenschen zu dokumentieren. Eigentlich ist der der perfekte Zeuge, doch dann zieht er es vor die Seiten zu wechseln.
Auch Helmbichler ist wieder da, den hat Dühnfort in den Knast gebracht. Und Helmbichler hat Rache geschworen.

In diesem Buch erfährt man mehr über das Privatleben der Ermittler. Vor allem Alois steht diesmal im Mittelpunkt, der ja in den vorherigen Büchern eher im Hintergrund blieb. Sein Groll gegen Tino, dem er anscheinend nichts recht machen kann und der ihm mangelnde Teamarbeit vorwirft. Seine Frauengeschichten, die ihn aber in letzter Zeit eher unzufrieden machen. In diesem Fall macht er eine immens positive Entwicklung durch und wird dadurch sympathischer. Von Tino und Gina sind Entscheidungen gefordert, denn ihre Beziehung können sie, als Kollegen der gleichen Abteilung, so nicht weiterführen. Tino versucht sich ein wenig zu öffnen und weniger grüblerisch und eigenbrötlerisch zu sein.

Ein Fall bei dem Schuld und Unschuld nah beieinander liegen. Wie gehen „Täter“ und Opfer oder Angehörige der Opfer damit um wenn es keine strafrechtliche Verurteilung gibt? Wenn der „Täter“ schuldlos schuldig ist? Wer würde soweit gehen und Selbstjustiz als Weg der Verurteilung wählen?

Inge Löhnig hat wieder einen Krimi mit facettenreichen Protagonisten, lebendigen Szenarien und intelligentem Humor geschrieben.
Leider war das Buch nach zwei Tagen schon zu Ende gelesen. Schade, denn wieder lässt Inge Löhnig mich ungeduldig wartend auf den nächsten Dühnfort zurück.

Bewertung vom 01.09.2011
Der Vollstrecker / Detective Robert Hunter Bd.2
Carter, Chris

Der Vollstrecker / Detective Robert Hunter Bd.2


sehr gut

Ein Mord...ein bestialischer, grausamer Mord...verübt in einer Kirche an einem katholischen Priester. Die Leiche wurde geköpft und einige Indizien lassen zuerst auf einen Ritualmord schliessen. Doch dann folgen noch weitere Opfer, alle auf wirklich bestialische Weise gefoltert und getötet. Und obwohl die Mordmethode bei jedem Opfer anders ist, scheint es ein Serienmörder zu sein, denn die Opfer sind nummeriert.
Detective Hunter und sein Kollege Garcia beginnen den Täter zu jagen und ihm Stück für Stück näher zu kommen.
Hilfe bekommen die beiden von Mollie, sie hat Visionen und erlebt die Morde in diesen hautnah mit. Sie leidet darunter und Hunter tut alles um sie zu beschützen und ihr zu helfen. Doch die Gefahr für Mollie kommt aus einer ganz anderen Richtung.

Chris Carter hält sich nicht mit Vorgeplänkel auf, schon im Prolog hält man dem Atem an, doch es soll noch viel schlimmer kommen. Der Autor verlangt dem Leser Einiges ab. Seine Beschreibungen der Morde sind detailliert, blutig, grausam, verstörend. Die Mordmethoden entspringen einer krankhaft anmutenden Fantasie, die Carter zum Glück in seinen Büchern auslebt. Die Kapitel sind kurz und rasant. Die Kapitelenden sind so angelegt, dass man zum Weiterlesen gezwungen wird, da die Spannung unerträglich ist.
Der Leser erlebt die Story aus verschiedenen Perspektiven mit - Opfer, Täter, Ermittler. Was mich bei einigen Passagen gestört hat, das David Hunter der Retter im Alleingang war, er oft die tollen Einfälle und Gedankengänge hat.
Im Großen und Ganzen bleibt Carter seinem Stil treu, wobei eine Entwicklung erkennbar ist. „Der Vollstrecker“ hat mich noch mehr überzeugt als „Der Kruzifix-Killer“, die Story war ausgereifter und hat meine schon hohen Erwartungen voll erfüllt.
Das Cover ist ähnlich wie beim Erstling, was einen hohen Wiedererkennungswert hat, aber nicht besonders kreativ ist.

Für mich ein lesenswerter und empfehlenswerter Thriller. Die „Gabe“ von Mollie wäre jetzt nicht unbedingt notwendig gewesen, was aber subjektiv ist, da ich in diesen Dingen nicht sehr „gläubig“ bin. Auch der nächste Carter wird auf meiner Wunschliste stehen.

Empfiehlt sich für Liebhaber von Grusel-Gänsehaut und für hartgesottene Thrillerleser.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2011
An jedem neuen Morgen
Rosenblatt, Roger

An jedem neuen Morgen


gut

Amy Rosenblatt stirbt völlig unerwartet und hinterlässt drei Kinder und einen Ehemann. Die Eltern von Amy kümmern sich ab dem Zeitpunkt um die Kinder und ziehen in das Haus der Familie. Oma Ginny sieht zu, dass der Alltag funktioniert und Opa Roger übernimmt das Frühstück und was sonst noch so anfällt. Mit der Zeit wird das Leben wieder erträglicher und alle geben ihr Bestes. Und Amy ist immer bei ihnen.

Das Buch ist eine eher lose Aneinanderreihung von kleinen Geschichten und Anekdoten, welche zum Teil vor und zum Teil nach Amys Tod spielen. Erschienen sind diese Geschichten erstmal in einer Zeitung, danach als Buch.

Roger Rosenblatt hat ein leises, autobiografisches Buch geschrieben, über seine Trauerbewältigung, über seine Wut darüber, dass seine Tochter einfach aus dem Leben gerissen wurde. Und darüber, wieder in das „normale Leben“ zurück zu finden. Er schreibt über den Zusammenhalt in der Familie und wie wichtig dieser ist. Auch das man sich nicht in seiner Trauer verkriecht.

Die tagtägliche Harmonie ist etwas unwirklich. Auch kommt einem manche Geschichte etwas überzogen vor, aber vielleicht wird das in den USA so gehandhabt. Auch die vielen Personen, die der Autor erwähnt, zum Teil ohne Grund wie es scheint, vermitteln den Eindruck, er möchte mitteilen, wie bekannt sie sind. Als Leser kann ich aber mit den vielen Namen, die sofort wieder verschwinden, wenig anfangen.

Mir fehlte ein wenig die persönlich Note in diesem Buch. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor doch nicht zuviel von sich preisgeben will.

Das Cover ist sehr schön und vermittelt Gemütlichkeit und Geborgenheit. Das Buch ist ziemlich dünn und an einem Tag gelesen. Traurigkeit hat es bei mir nicht ausgelöst, dazu ist die Sprache zu wenig emotional. Aber nachdenklich geworden bin ich schon, denn obwohl der Tod tagtäglich stattfindet, setzt man sich zu wenig damit auseinander.

Hilfestellung zur Trauerbewältigung kann dieses Buch nicht geben, dazu wird der Leser doch zu sehr außen vor gelassen. Aber ich glaube, diesen Anspruch hat es nicht.

Bewertung vom 20.02.2011
Die Freundin meines Sohnes
Grodstein, Lauren

Die Freundin meines Sohnes


gut

Familie Dizinoff gehört der gehobenen amerikanischen Mittelschicht an. Pete ist Internist mit eigener Praxis und Elaine unterrichtet. Sie haben einen Sohn, Alec, ein lange ersehntes Wunschkind, behütet aufgewachsen, mit allen Annehmlichkeiten. Sie wohnen in einem schönen Haus in New Jersey und sind mit Joey und Iris seit langer Zeit sehr gut befreundet. Ein zufrieden stellendes Leben. Doch die Fassade beginnt zu bröckeln. Alec verliebt sich in Laura. In die Laura, welche vor 13 Jahren schwanger war, ihr Kind in der Bibliothekstoilette zur Welt brachte und tötete. New Jersey machte ihr daraufhin den Prozess. Seitdem war Laura in der Weltgeschichte unterwegs. Hat bei Verwandten gewohnt und sich die Welt angesehen. Sie ist 10 Jahre älter als Alec und die Tochter von Pete‘s bestem Freund Joey. Zum Leidwesen von Pete ist Laura zurück und verdreht Alec den Kopf. Als Alec sein Studium nicht fortsetzen will, sondern plant, mit Laura nach Paris zu gehen, sieht sein Vater rot.
Doch nicht nur das belastet Pete Dizinoff, auch ein möglicher Prozess gegen ihn wegen widerrechtlicher Tötung setzt ihm zu.

Pete Dizinoff erzählt die Geschehnisse aus seiner Perspektive und dafür ein Kompliment an die Autorin, die sich überzeugend in den zerrissenen Charakter dieses Mannes hinein versetzen kann. Der glaubt, nur das Beste für seinen Sohn zu wollen, sich in das Leben des erwachsenen jungen Mannes einmischt und diesen dadurch immer weiter von der Familie entfernt. Er treibt ihn direkt in die Arme der Frau, von der er ihn wegholen will, weil sie in seinen Augen nicht gut genug für ihn ist. Eine Kindsmörderin. Er ist durch seine übertriebene Vaterliebe so verblendet, dass er nur noch selbstgefällig und selbstgerecht agiert. Er vergisst, was wirklich zählt im Leben und stößt sein ganzes Umfeld vor den Kopf, vor allem seine Frau und seinen Sohn. Er erkennt nicht, dass Alec bei Laura findet, was sein Vater ihm nicht gibt, sie akzeptiert ihn so wie er ist. Denn obwohl er seinen Sohn über alles liebt, versucht er ihm seinen Lebensentwurf überzustülpen und ich glaube, das ist noch in fast keiner Familie gut gegangen.

Der Roman wird aus der Gegenwart und in Rückblenden erzählt und als Leser bekommt man dadurch ein sehr vollständiges Bild der Ereignisse.

Wer Kinder hat wird bestimmt darüber nachdenken, wie weit er gehen würde, nur zum Besten für sein Kind. Doch jeder muss sein eigenes Leben gestalten und eigene Fehler machen. Irgendwann ist man als Eltern eben nur noch Zuschauer, eine Rolle, die so manchen Eltern nicht liegt.

Die Freundin meines Sohnes ist ein Roman der leiseren Töne, ohne Effekthascherei. Er widerspricht der „Norm“, dass es eigentlich die Mütter sind, die zu sehr lieben.


Was mir negativ aufgefallen ist, waren die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler.