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buecherweltenbummler
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Rheinland-Pfalz - Mudersbach

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2023
Gestalte dein Journal mit der Bullet-Methode
Arensmeier, Jasmin

Gestalte dein Journal mit der Bullet-Methode


ausgezeichnet

Für Ordnungsfanatiker

Ich muss euch was gestehen. Ich bin pedantisch. Ich liebe Ordnung aller Art. Zu Hause sieht man zeitbedingt nicht viel davon, aber in meinem Notizbuch! Da herrscht die absolute Pedanterie. Ich brauche das für mich, weil ich so viele Dinge unterbringen muss, die meinen Kopf andernfalls zum Explodieren bringen würden. ABER! Findet mal einen Planer, der den eigenen Ansprüchen gerecht wird!

Ich bin nun dazu übergegangen, mir meinen eigenen Planer zu erstellen, ein sogenanntes Journal. Um mich über Orga, Inhalt und Gestaltung eines Journals zu informieren, habe ich Jasmin Arensmeiers Buch zur Hilfe genommen. Hier findet sich alles über Materialien, Schriften, Listen, Challenges, Tages-, Wochen-, Monatsplaner, etc.
Die Autorin bietet für fast jeden Bereich verschiedene Optionen an. Ich persönlich mag es eher praktisch und übersichtlich. Mit der Anleitung habe ich schließlich verschiedene Möglichkeiten ausprobiert.

Das Sachbuch gibt einen guten Einblick in die Thematik, ist strukturiert aufgebaut und gibt etliche Ideen. Viele dieser Möglichkeiten erfordern zwar wenig Material, jedoch ein bisschen Zeitaufwand.
Arensmeier stellt vor allem die persönliche Zielsetzung in den Fokus und zeigt auf, wie langjährige Ziele Schritt für Schritt erreicht werden können.

Egal, ob zur Selbstoptimierung oder zur Organisation - das 192 Seiten umfassende Werk bietet hier Hilfe für sämtliche Bedürfnisse.

Bewertung vom 15.05.2023
Flüchtige Freunde
Caritj, Anna

Flüchtige Freunde


ausgezeichnet

Intensive Lektüre
Um ihrer Einsamkeit zu entgehen, ist Leda einer Studentinnenverbindung beigetreten, die für sie eine Ersatzfamilie darstellt. Am Halloweenabend geht sie daher mit ihren Verbindungsschwestern auf Partys, die sich von nackter Haut, Alkohol und lauter Musik nähren.
Zwei Tage später wird ihr bewusst, dass sie keine Erinnerung an den Abend hat. Während sich der Campus mit zahlreichen Aktionen für ein Mädchen einsetzt, welches seit Halloween als vermisst gilt, tun sich Leda immer größere Rätsel auf. Woher kommt die Verletzung an ihrer Lippe? Wieso kannte die Vermisste sie? Und warum fühlt sie sich beklommen, sobald Ian auftaucht?

Anna Caritj hat mit ihrem Debütroman "Flüchtige Freunde" ein Werk geschaffen, das es versteht, seine Leser*innen in die Irre zu führen. Gekonnt platziert die Autorin hierfür kleine Indizien. Ein zerrissenes Kleid. Ominöse Botschaften auf Postkarten. Eine verletzte Lippe.
Doch je weiter man in die Geschichte eindringt, umso mehr verflüchtigt sich der anfängliche Eindruck von einem Thriller hin zu einem Entwicklungsroman.

Vordergründig handelt die Story um ein vermisstes Mädchen namens Charlotte. Doch mit Ledas Erwachen zwei Tage nach Halloween findet sich ein erster Hinweis auf die eigentliche Thematik des Romans: Wo endet einvernehmlicher Sex? Und wo beginnt Vergewaltigung?
Anna Caritj behandelt auf einfühlsame Weise ein Thema, über das Betroffene nicht sprechen. Die Unsicherheit darüber, was geschehen und ob man ein Opfer von Gewalt geworden ist. Haarfein verfolgt die Autorin dabei die Grenze zwischen Legalem und Verbrechen.

"Flüchtige Freunde" ist eine Überraschung, die sich Seite für Seite offenbart, ebenso wie Leda erst nach und nach eine Persönlichkeit bekommt. Doch wer sich der Geschichte nähert, muss sich vor allem auf eines einstellen - eine intensive Lektüre!

Bewertung vom 13.05.2023
Where my soul belongs / Saint Mellows Bd.1
Auburn, Kit

Where my soul belongs / Saint Mellows Bd.1


gut

Leena gewinnt auf einem der zahlreichen Stadtfeste von Saint Mellows eine Ballonfahrt.
Sam ist erst vor Kurzem wieder zurückgekehrt, um sich Gedanken über seine berufliche Zukunft zu machen. Während Leena das kleine Städtchen mit den herzlichen Einwohner*innen liebt, ist Sam seine alte Heimat genauso verhasst wie seine Rückkehr in den Schoß der wohlhabenden Familie. Beide haben mit Dingen zu kämpfen, die sie vor den Augen anderer geheimhalten. Können sie gemeinsam ihren Schatten entkommen?

"Where my soul belongs" gehört zu den Büchern, deren Ende man schon kennt, während man noch dabei ist, den Klappentext zu lesen. Ergo: Der Roman spricht eine Zielgruppe an, die auf der Suche nach heiler Welt mit einem kleinen bisschen Drama ist.
Setting dieser heilen Welt ist die Kleinstadt Saint Mellows, die leider zu sehr an Stars Hollow, der Heimatstadt der Gilmore Girls, angelehnt ist. Nicht nur das Cover erinnert automatisch an die Feel-good-Serie. Auch die Eigenheiten des Städtchens und der direkte Vergleich der Erzählerin deuten darauf hin. Trotzdem fehlte mir an dieser Stelle der besondere Reiz des Ortes. Hier hätte ich mir mehr skurrile Ticks der Bewohner*innen gewünscht, um dem Ganzen mehr Charakter zu verleihen.

Inhaltlich ist vom ersten Augenblick an klar, wer auf wen steht und warum eigentlich. Auch hier hätte die Autorin mehr Spannung und Zwiespalt in die Handlung einführen können. Zudem handelt es sich bei dem Protagonisten Sam um einen Jungen mit dunkler Vergangenheit. Allerdings erzählt er zu Beginn so häufig davon, dass schnell ersichtlich ist, um was es sich dabei handelt.

"Where my soul belongs" ist kein Roman mit überraschenden Wendungen und krassen Höhepunkten. Aber sie ist eine schön leichte Lektüre für alle, die sich gerade einfach mal einen Kurztrip in die Behaglichkeit gönnen wollen.

Bewertung vom 08.05.2023
Sturmtage / Waldfriede-Saga Bd.3
Bomann, Corina

Sturmtage / Waldfriede-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Hervorragend
Nach ihrem Medizinalpraktikum an der Charité beginnt Dr. Helene Jacobs ihre Assistenzzeit im Waldfriede. Es ist das Jahr 1939. Mit Dr. Hintze hat ein überzeugter Nazi in SS-Uniform die chirurgische Leitung übernommen, und die Tage sind von trügerischer Ruhe erfüllt. Bis die Nachricht vom Überfall auf Polen eintrifft und auch Berlin schnell von den ersten Angriffen bedroht wird.
Wer ist Freund, und wer ist Feind? Und sind die Menschen wirklich das, was sie zu sein scheinen?

Mir ist es nicht leicht gefallen, der Geschichte der Klinik Waldfriede in den Zweiten Weltkrieg zu folgen. Mit Spannung habe ich verfolgt, wie das Krankenhaus unter Dr. Conradi aus dem Nichts erschaffen wurde. Und nun musste ich zusehen, welche Gefahren es ausstehen musste.
Das Waldfriede war in adventistischer Hand und somit kein Befürworter Hitlers oder des Krieges. Auch deshalb hatte Dr. Conradi immer wieder Schwierigkeiten mit Obrigkeiten. Trotzdem siedelten selbst einige Adventisten zum Nationalsozialismus über, was das Arbeiten enorm erschwerte.

Erschreckend fand ich, wie jüdische Mitbürger*innen aus Bomanns Geschichte ausradiert werden. Damit zeigt die Autorin am eindrücklichsten auf, wie die Lebensbedingungen für Menschen jüdischen Glaubens ausgesehen haben. Sie hörten im grausamsten Sinne des Wortes auf zu existieren.

"Sturmtage" ist kein schillernder Roman von Aufbruch und Neubeginn. Er hangelt sich an den Überlieferungen aus der Chronik der Klinik durch eine Zeit, deren Ende ich beim Lesen herbeigesehnt habe. Umso mehr bewundere ich Bomann dafür, mit welcher Akribie sie die Geschehnisse in Berlin innerhalb ihres Romans abgearbeitet hat.
Mir erschien das Ende ein wenig zu konstruiert. Leider zu viel Happy End für Jahre, die nur wenig Happy End beinhalteten. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt für ein hervorragendes Buch.
Ebenfalls wieder auf wahren Begebenheiten beruhend.

Bewertung vom 03.05.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Der Autor der leisen Worte
21 Jahre ist es her, als Robert Simon in den Trümmern der Stadt herumgestreift ist. 1966 befindet sich Wien im Aufbruch in die Moderne. Jeder Winkel um den Karmelitermarkt irgendwo zwischen Alt und Neuerung. Auch Robert reiht sich ein in das Gefühl des Aufbruchs und eröffnet ein Café. Obwohl das Angebot bescheiden und die Einrichtung heruntergekommen ist, findet der enge Raum schnell zu großer Beliebtheit. Und wird zu einem Ort der herumkullernden Glasaugen und Kartenspielen. Toter Tauben und mannstoller Täubchen. Von Liebesversprechen und Liebesdramen. Von Gesprächen mit sich selbst und mit anderen. Und der Verdrängung der Einsamkeit.

Robert Seethaler ist der Autor der leisen Worte. Er beherrscht die Kunst des stillen Schreibens nicht nur. Er perfektioniert sie. Das beweist er wieder einmal in seiner Neuerscheinung "Das Café ohne Namen".
Im Fokus des Romans steht Robert Simon, Gelegenheitsarbeiter und schließlich Café-Betreiber. Simon bleibt dabei völlig gesichtslos. Erst nach und nach, mit dem Auftreten seiner Gäste, erhält der Protagonist eine Persönlichkeit. Als wäre er ohne seine Gäste so leer wie der Raum, der den Menschen die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten.

Die Gäste dagegen werden geschickt nacheinander in die Geschichte des Cafés verwoben. Dabei verkörpern sie das alte wie das neue Wien gleichermaßen. Deuten in ihrem Schicksal auf die Schattenseiten der Modernisierung hin.

Besonders gefallen hat mir die melancholische Nostalgie des Romans. Als Leser*in lässt sich erahnen, dass Schönes nie von Dauer ist.

Robert Simon - ich habe mich gefragt, ob Seethaler von sich selbst in die Figur hineingeschrieben hat. Wenn er von den auffällig blauen Augen schreibt.

Ein wunderschönes Leseerlebnis!

Bewertung vom 02.05.2023
Leuchtfeuer / Waldfriede-Saga Bd.2
Bomann, Corina

Leuchtfeuer / Waldfriede-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung
Nachdem die 20-jährige Lilly ihre Anstellung im Charité verliert, bewirbt sie sich als Krankenschwester im Waldfriede. Dort kümmert sie sich als Kinderschwester unter dem strengen Dr. Kirsch um Patienten mit Knochentuberkulose. Es ist das Jahr 1933 und Lilly und der jüdische Rudolph Kirsch müssen sich schon bald mit größeren Herausforderungen auseinandersetzen, als Kinder vor dem Rollstuhl zu bewahren.

"Leuchtfeuer" ist Band 2 und somit die Fortsetzung der Schwestern vom Waldfriede. Der Roman geht trotz zeitlichem Sprung direkt an seine Vorgeschichte über. Zum Einen wird die Geschichte von Hannah und Dr. Conradi aus dem ersten Teil weitererzählt. Zum Anderen kommen mit Lilly und Rudolph zwei weitere interessante Charaktere auf die Bühne.

Die Handlung ist abermals in ein authentisches Setting platziert, da Corina Bomann die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten dieser Zeit in das Geschehen ihres Romans verflicht. Hier hat mir vor allem die Vielschichtigkeit gefallen. Denn Bomann zeigt auf, wie es dazu kam, dass die NSDAP unter Hitler die Macht ergreifen konnte. Ebenso stellt die Autorin unterschiedliche Typen von NSDAP-Wählern vor, was zeigt, dass es ganz gewöhnliche Menschen waren, die die Nazis aus verschiedenen Gründen begrüßten.

Authentisch, emotional und persönlich - "Leuchtfeuer" ist ein Roman, der es schafft, die Konsequenzen eines politischen Ereignisses so herauszuarbeiten, dass die Lektüre sehr nachdenklich stimmt.
Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.04.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Ein Wunderkind, gefangen zwischen Extreme
Völlig zurückgezogen leben Kajan und sein Großvater Betim in einem Bergdorf. Ihre Ruhe wird eines Tages im Kriegsjahr 1943 gestört, als Cornelius, ein deutscher Soldat, auftaucht, desertiert und zerstört von den Folgen des Krieges. Zwischen ihm und Kajan blüht eine Freundschaft auf, die ihren Ausdruck im gemeinsamen Klavierspiel findet. Für den Jungen aus Albanien eine schicksalhafte Begegnung.

"Morgen und für immer" nimmt seine Leser*innen mit auf eine Reise. Die Reise limitiert sich jedoch weder auf räumlicher noch auf zeitlicher Ebene. Sie durchströmt verschiedene Orte von Rragam über Berlin, New York und Griechenland bis Spac. Sie durchläuft den Zweiten Weltkrieg aus albanischer Sicht, die kommunistische Nachkriegszeit sowie die Eigenheiten der Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Bauernjunge Kajan, der sich zum gefeierten Pianisten hocharbeitet. Doch seine Bestrebungen, vor allem in Hinblick auf seine große Liebe Elizabeta, stehen im Widerspruch zu einem System, das vorgibt, wie Menschen sein dürfen und wie nicht.

Obwohl ich Probleme hatte, mich mit den Charakteren zu identifizieren, da die Geschichte vor allem im ersten Teil männlich dominiert wird, ist mir vor allem die Ästhetik der Sprache aufgefallen. Ermal Meta gelingt es, wunderschöne Bilder mithilfe von Metaphern zu erzeugen, ohne den Roman damit zu überladen. Gleichzeitig dringt man sofort in die Handlung ein, da der Schreibstil mitreißend und ohne Verschachtelungen, fast schon einfach ist.

"Morgen und für immer" transportiert Geschichte mithilfe der Liebe. Zu einer Frau und zur Musik. Es ist der Blick über den Tellerrand, der uns zeigt, dass alles auch ganz anders sein könnte.

Bewertung vom 12.04.2023
Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1
Bomann, Corina

Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die 20er fernab von Glanz und Ausschweifungen

Die junge Krankenschwester Hanna wird 1919 in die Klinik Waldfriede versetzt, da sie nach dem Tod ihres gefallenen Verlobten zunehmend Probleme mit der Versorgung versehrter Soldaten bekommt. Doch die neue Klinik ähnelt einer Ruine und muss erst noch aufgebaut werden. Während die Unruhen und die Inflation Deutschland in festem Griff halten, müssen sich Dr. Louis Conradi und das Klinikpersonal großen und kleinen Hürden stellen. Dass sie Adventisten sind, macht es ihnen im gebeutelten Berlin der Nachkriegszeit nicht einfacher.
Hannas einziger Lichtpunkt ist ihr Vorgesetzter. Und so beginnt eine zarte Beziehung zwischen beiden. Doch nur im Geist.

Da ich erst vor Kurzem wieder angefangen habe, historische Romane zu lesen, musste ich mich erstmal daran gewöhnen, dass das Genre oftmals gar nicht auf einen Höhepunkt zueilt. Auch bei "Sternstunde" blieb das Atem-Anhalten aus, doch die Geschichte empfand ich trotzdem als so spannend, dass ich es nicht vermisst habe.

Anders als Fräulein Gold oder Babylon Berlin stellt uns Corina Bomann eine Zeit nach dem Ersten Weltkrieg vor, die ich sehr authentisch finde. Hier gibt es keinen Glanz und keine Ausschweifungen. Stattdessen erleben die Leser*innen die Armut, Nöte, Gefahren und Einschränkungen der 20er. Das Geld hat seinen Wert verloren und ein Glas Kirschen ist ein unbezahlbarer Luxus. Kommunisten kämpfen gegen Traditionalisten. Frauen genießen keine Freiheiten, sondern gesellschaftliche Missachtung, wenn sie unverheiratet schwanger werden.

Die Stimmung dieser Zeit hat die Autorin so gut eingefangen, dass sich die erzeugten Bilder sofort mit Fotos aus meiner Erinnerung vermischten. Ohne Romantisierung und Nostalgie.
Eine Besonderheit stellt hier die Gemeinschaft der Adventisten dar. Da ich religiösen Gemeinschaften sehr kritisch gegenüberstehe, war es für mich interessant, den Protagonisten Louis Conradi zu beobachten, einerseits Sympathie für ihn zu entwickeln und ihn auch gleichzeitig zu verurteilen. Wobei Bomann hier nie übertreibt, sondern stets mit feinen Nuancen arbeitet.

Ein historischer Roman, der aufgrund seiner Authentizität überzeugt!

Bewertung vom 07.04.2023
Von Herz zu Herz
Dalai Lama XIV.

Von Herz zu Herz


ausgezeichnet

Morgens erhält er Besuch. Der Gast ist für ihn nichts Ungewöhnliches. Ein Pandabär. Als sie einige ihrer Schritte gemeinsam gehen, unterhalten sie sich. Über die Welt und über die menschliche Verantwortung ihr gegenüber. Darüber, wie wir diese Verantwortung nicht wahrnehmen und alles zerstören, ohne uns Gedanken zu machen, dass die Erde unsere einzige Wohnung ist. Und darüber, wie wir einen Anfang machen können, um die Zerstörung aufzuhalten.

Mögt ihr Bilderbücher für Erwachsene? Ich finde, diese kleinen Kunstwerk schaffen es oftmals, Großes mit nur wenigen Worten auszudrücken.
"Von Herz zu Herz" sind die Worte des Dalai Lama über eine beängstigende Gegenwart. Mit eindrücklichen Illustrationen wird aufgezeigt, wo die Welt brennt. Doch würden die Seiten eines Buches nicht ausreichen, um das Ausmaß menschlicher Zerstörung abzubilden. Tenzin Gyatso berichtet von seiner Reise als Junge, nachdem er als der 14. Dalai Lama erkannt wurde. Auf dieser Reise war das Eindrücklichste die Artenvielfalt, der er begegnete. Doch von dieser Vielfalt ist nicht viel geblieben.
Es wäre kein besonderes Buch, wenn es keinen Ausblick auf eine lebensfreundlichere Zukunft bieten würde. Wie also können wir es schaffen, diese Welt zu retten?
Was hier vor allem anspricht, sind die friedlichen Worte in Verbindung mit den berührenden Illustrationen. Die dargestellte Synergie von Mensch und Tier.

Die Geschichte geht zu Herzen. Sie lässt die Frage stellen, was ich selbst tun kann, um etwas zu verändern. Für mich habe ich eine kleine Antwort gefunden.

Klare Empfehlung für ausnahmslos jede/n!

Bewertung vom 05.04.2023
Fräulein Wünsche und die Wunder ihrer Zeit
Michel, Juliane

Fräulein Wünsche und die Wunder ihrer Zeit


ausgezeichnet

1950 gelingt der jungen Karin Wünsche mit ihrer Familie die Flucht aus der Sowjet-Zone. Als die Familie ihre Buchhandlung in Frankfurt am Main neu eröffnet, lernt Karin den amerikanischen GI Billy kennen. Beide verlieben sich ineinander, doch dann muss Billy weg. Ledig und schwanger wartet die junge Frau monatelang auf einen Brief. Doch schließlich wird ihr bewusst, dass sie sich allein gegen die Widerstände ihrer Zeit behaupten muss.

Es gibt Geschichten, die man zu lesen beginnt und von denen man sich gleich zu Beginn ein Happy End wünscht. "Fräulein Wünsche" ist so eine Geschichte.
Schon am Anfang steht die schüchterne Liebesbeziehung zwischen einer Deutschen und einem Schwarzen Mann, die sofort Empathie für beide Protagonisten aufkommen lässt. Gesetzt ist die Handlung in ein authentisches historisches Setting - das Frankfurt der 1950er - , das zu großen Teilen zerstört wurde und sich im Wiederaufbau befindet. Mit der Familie Wünsche dürfen die Leser*innen sich von einer Neuerung zur nächsten vorarbeiten - Radio, Fernsehen, Rock'n'Roll - und dabei ein bisschen träumen, ohne die Zeit zu verklären.
Denn hier liegt ein wichtiger Punkt des Romans. Juliane Michel zeigt mit der alleinerziehenden Karin auf, welche Hürden Frauen in einer Zeit zu überwinden hatten, die von falschen christlichen Werten überbordert war und Männern in jedem Lebensbereich das Vorrecht gab. Zudem wird die Verarbeitung der deutschen Schuld thematisiert, indem mehrere Typen anhand von Charakteren vorgestellt werden: die überzeugten, immer währenden Nazis, die Jugend, die nicht verstehen kann, was passiert ist, die Verleugner, die, die so tun, als wäre das alles schon ewig her.

"Fräulein Wünsche" ist ein gelungener, spannender und auch schöner Roman, in dessen Mittelpunkt eine starke Familie steht und der es schafft, seinen Leser*innen ganz nebenbei jede Menge Wissen zu vermitteln.

Sehr empfehlenswert!