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elenanett
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Ruhrgebiet

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


gut

Als ich Buckys Geschichte gelesen habe, war ich von Beginn an gefesselt – und zugleich irritiert. Die Tragik dieser Figur, die von verpassten Chancen, missgünstigen Zufällen und einem erschütternden Mangel an Selbstwirksamkeit durchzogen ist, hat mich tief berührt. Besonders die Episoden in England wirken wie eine moderne Odyssee: ein taumelndes Pendeln zwischen Entzug, Selbstzerstörung und der fast grotesken Erfahrung plötzlicher Prominenz.
Der Autor schreibt in einer Sprache, die zweifellos poetisch und mitunter virtuos ist. Doch eben diese stilistische Opulenz kippt gelegentlich ins Überbordende. Manche Passagen wirken redundant und überfrachten eine Geschichte, die in ihrer Schlichtheit eigentlich stärker wirken könnte. Hier hätte weniger Pathos mehr Wirkung entfaltet.
Trotz dieser Schwächen bleibt das Buch für mich ein bewegendes Leseerlebnis. Ich habe Bucky auf seinem Weg vom absoluten Unglauben bis hin zu einer leisen Hoffnung begleitet – und gerade diese fragile Entwicklung hat eine Authentizität, die lange nachhallt.
Mein Fazit: Ein ambivalentes, aber lohnendes Buch. Wer sich von sprachlicher Überfülle nicht abschrecken lässt und bereit ist, sich auf eine tragische, emotional aufwühlende Lebensgeschichte einzulassen, wird hier belohnt. Für Leser, die klare Linien und nüchterne Prosa bevorzugen, könnte die Lektüre hingegen ermüdend wirken.

Bewertung vom 12.08.2025
Wood, Benjamin

Der Krabbenfischer


ausgezeichnet

Der Krabbenfischer von Benjamin Wood hat mich direkt in eine andere Zeit versetzt – England in den 1960ern, irgendwo an einer windigen Küste, wo das Meer den Takt des Lebens vorgibt. Man begleitet zwei Tage lang Thomas Flett, einen Krabbenfischer, der sein Handwerk noch so ausübt, wie er es einst von seinem Großvater gelernt hat. Alles ist Handarbeit, alles riecht nach Salz, Holz und nassem Tauwerk.
Der Einstieg hat mich allerdings erst mal runtergezogen. Es wirkt düster, die Tage schleppen sich dahin, als würden sie sich ständig wiederholen. Besonders die Gedanken des Jungen, während er seine Mutter weckt, haben mich stutzen lassen – da ist etwas Ungesagtes, etwas Belastendes in dieser Familie. Von Leichtigkeit oder Lebensfreude keine Spur.
Und trotzdem wollte ich unbedingt weiterlesen. Vielleicht gerade wegen dieser Schwere. Ich wollte wissen: Bleibt es so trostlos oder kommt irgendwann die Wende? Benjamin Wood erzählt das Ganze ohne Hast. Er nimmt sich Zeit für die kleinen Beobachtungen – das Knarzen der Planken, den kalten Wind im Gesicht, das dumpfe Klatschen der Wellen gegen den Rumpf. Dadurch fühlt es sich an, als wäre ich selbst mit auf diesem Boot, zwischen all der Stille und der salzigen Luft. Diese Mischung aus Melancholie und Meeresrauschen hat mich noch lange nach dem Lesen begleitet.

Bewertung vom 10.08.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben


ausgezeichnet

Thematisch kreist der Roman um die Frage, was bleibt, wenn das vermeintlich Wesentliche – Karriere, Ansehen, materielle Errungenschaften – als trügerische und an sich unnötige Fassade entlarvt wird. Die existenzielle Grenzerfahrung des eigenen Todes wird zum Prisma, durch das der Protagonist das Leben neu bricht und in einer bislang ungekannte Klarheit betrachtet.
Mit sprachlicher Präzision entfaltet der Autor ein Spannungsfeld zwischen existenzieller Erschütterung und daraus resultierender Hoffnung. Die Szenen wechseln zwischen der entrückten Stille des Abschieds und den grellen Kontrasten gelebter, wenngleich verpasster, Augenblicke. Dabei vertraut der Autor auf die Kraft des Subtilen, auf das Schweigen zwischen den Worten, das sprachliche Gewicht zwischen den Zeilen.
So hinterließ dieses Werk bei mir den Eindruck einer leisen Zumutung: sich meiner eigenen Endlichkeit zu stellen und darin – paradoxerweise – den eigentlichen Anfang zu erkennen.

Bewertung vom 07.08.2025
Evans, Virginia

Die Briefeschreiberin


ausgezeichnet

Ein literarisch bemerkenswerter Briefroman, der mit Feinsinn, stilistischer Brillanz und menschlicher Tiefe überzeugt. Für all jene, die das Nachdenken über das Leben, über Recht und Erinnerung nicht scheuen – ein stilles, berührendes Leseerlebnis.
Was mich besonders beeindruckt hat, war die Ruhe, mit der erzählt wird. Keine aufgeregte Handlung, kein dramatischer Spannungsbogen – und doch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Denn hinter den alltäglichen Beschreibungen verbirgt sich eine Tiefe, die mich immer wieder innehalten ließ. Die Autorin versteht es, kleine Momente aufzuladen: eine Erinnerung an einen Prozess, ein Gespräch mit einer Freundin, das Spiel von Licht und Schatten auf dem Küchentisch.
Immer wieder geht es um Verantwortung – im juristischen wie im persönlichen Sinn. Die Protagonistin blickt zurück auf ihre Laufbahn, auf moralische Dilemmata, auf Fälle, die sie nicht loslassen. Dabei wird klar: Ein Leben in der Rechtsprechung hinterlässt Spuren, nicht nur bei den Menschen, über die geurteilt wurde, sondern auch bei derjenigen, die urteilte.
Und doch ist das Buch alles andere als schwer oder verbittert. Es ist klug, leise, feinfühlig – und oft auch überraschend warm. Ich hatte das Gefühl, einer echten Person zu begegnen: einer klugen, reflektierten Frau, die keine großen Wahrheiten verkündet, sondern vielmehr mit mir teilt, was ihr wichtig geworden ist.

Bewertung vom 06.08.2025
Lambertus, Hendrik

Venatrix - Dämonenjäger von nebenan / Venatrix Bd.1


ausgezeichnet

Vom Cover her könnte man denken, es wäre ein Comic, aber es ist definitiv ein spannendes Kinderbuch. Trotzdem hat dieses Buch diesen coolen Comic-Vibe, denn im Inneren gibt’s viele wunderbare schwarz-weiße Zeichnungen von Sara-Lisa Hleb, die super zum Stil passen und das Ganze richtig lebendig machen.
Der Schreibstil ist angenehm locker, man flutscht quasi durch die Seiten, ohne dass es jemals zäh wird. Kein langes Vorgeplänkel, sondern zack – man ist mittendrin im Geschehen. Die beiden Geschwister, Gero und Belladonna, die einer alten Dämonenjägerdynastie entstammen, sind total sympathisch – man ist sofort gern mit denen und ihrem Hund Fünkchen unterwegs. Die Dämonen sorgen bis zur letzten Seite für Wirbel man fiebert mit und wird gut unterhalten.
Das Lesealter ist mit 10 angegeben, ich bin der Meinung, dass es gut passt.

Bewertung vom 04.08.2025
Kornmüller, Jacqueline

6 aus 49


ausgezeichnet

Eine Familienchronik von bemerkenswerter Intensität: Im Mittelpunkt steht Lina, eine Frau von unermüdlichem Arbeitseifer und unbeugsamer Zielstrebigkeit. Aus bescheidenen Anfängen als einfache Haushälterin emporgewachsen, erarbeitet sie sich durch Beharrlichkeit und Geschäftssinn eine Anstellung in einem Hotel, das sie schließlich selbst übernimmt und mit außerordentlichem Engagement zu einem Wohlfühl-Haus formt.
Mit dem Ausbruch des Weltkriegs geraten Lina und ihre Angehörigen in existentielle Turbulenzen. Doch durch Pragmatismus, Einfallsreichtum und eiserne Resilienz gelingt es den Frauen, sich den widrigen Umständen entgegenzustemmen und immer wieder neue Lebensstrategien zu entwickeln.
In späteren Jahren entdeckt Lina das Lottospiel für sich – nicht als bloße Laune, sondern mit der Hoffnung auf einen entscheidenden Gewinn, den sie durch ein systematisches Vorgehen zu erzwingen sucht. Diese Episode bildet indes nur einen marginalen Handlungsstrang.
Parallel dazu gewährt die Autorin intime Einblicke in ihre eigenen Kindheitserinnerungen: Szenen aus der häuslichen Atmosphäre bei der Großmutter, Episoden aus Ferienaufenthalten und kleine, alltagsprägende Begebenheiten verleihen dem Werk Authentizität und emotionale Tiefe. Insgesamt entfaltet sich ein kurzweiliger, stilistisch unprätentiöser Roman, dessen Stärke in der Mischung aus persönlicher Historie, Zeitkolorit und lebensnaher Figurenzeichnung liegt.

Bewertung vom 28.07.2025
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo


ausgezeichnet

Von Anfang an hatte ich das Gefühl, in eine andere Zeit und Stimmung versetzt zu werden. Hélène Gestern schreibt in ihrem Buch „Rückkehr nach St. Malo“ mit einer bemerkenswert feinen, fast kontemplativen Sprache, die Erinnerungen nicht nur beschreibt, sondern regelrecht spürbar macht. Ihre Ausdrucksweise ist poetisch, aber nie überladen – sie schafft es, Emotionen und Atmosphären mit großer Präzision zu evozieren.

Besonders beeindruckt haben mich die Beschreibungen der bretonischen Landschaft und des alten Hauses – sie wirken nicht nur bildhaft, sondern beinahe synästhetisch: Man meint, das Salz in der Luft zu schmecken, das Holz unter den Füßen zu hören. Es ist diese subtile Detailverliebtheit, die mich sofort für den Text eingenommen hat.

Für den Protagonisten geht es nicht nur um Trauerarbeit – es geht um Herkunft, Erinnerung, um das Ringen mit familiären Narrativen. Und vielleicht auch um eine leise Form der Selbstvergewisserung.
Mich hat die Lektüre nachhaltig berührt. Sie verlangt Aufmerksamkeit und ein gewisses Maß an innerer Ruhe, beinahe Meditation – aber genau das macht sie so besonders. Kein aufdringliches Drama, sondern leise Intensität. Ein Buch, das nachklingt.

Bewertung vom 27.07.2025
Rebanks, Helen

Die Frau des Farmers


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht eine Frau, die zwischen zwei Welten lebt: eine Bäuerin, die in ihrem Innersten eigentlich eine Künstlerin sein wollte. Dieser innere Zwiespalt zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und verleiht der Erzählung eine berührende Tiefe. Mit viel Feingefühl und großer Authentizität wird der Kontrast zwischen gelebtem Alltag als Ehefrau, Mutter und Farmerin und unerfüllten Träumen und seltenen Glücksmomenten nachgezeichnet – ein Spannungsfeld, das bewegt.
Die Autorin schildert das bäuerliche Leben in England in all seinen Facetten – ehrlich, ungeschönt und zugleich mit Respekt für die harte Arbeit, die dahintersteht. Fernab von idyllischen Klischees offenbart sich der Hofalltag als kraftzehrend, fordernd und oft von Verzicht geprägt. Dabei gelingt es dem Buch meisterhaft, die seelische wie körperliche Erschöpfung der Protagonistin greifbar zu machen, ohne dabei in Larmoyanz zu verfallen. Vielmehr entsteht ein vielschichtiges Porträt einer Frau, die versucht, ihrer Rolle gerecht zu werden, ohne dabei sich selbst ganz zu verlieren.
Ein besonderes Highlight sind die eingestreuten Rezepte, die nicht nur kulinarische Inspiration bieten, sondern zugleich als Fenster in die familiäre und kulturelle Tradition dienen. Sie verleihen dem Buch eine persönliche, fast intime Note – wie handgeschriebene Seiten aus einem alten Familienkochbuch, weitergereicht von Generation zu Generation.
Diese feinfühlige Erzählung ist mehr als nur ein Einblick in das Leben auf dem Land – sie ist eine stille Hommage an all jene, die zwischen Pflicht und Sehnsucht ihren eigenen Weg suchen.

Bewertung vom 20.07.2025
Mikail, Nadia

Katzen, die wir auf unserem Weg trafen


weniger gut

Erwartungen leider nicht erfüllt

Die Idee hinter der Geschichte fand ich ein wenig gewöhnlich und da das Thema Weltuntergang bereits oft genutzt wurde, hatte ich deshalb hohe Erwartungen an die literarische Umsetzung.
Leider bin ich beim Lesen nicht richtig reingekommen. Der Schreibstil war mir persönlich zu gehetzt, die Sätze wirkten kurz und abgehackt, was es mir schwer gemacht hat, wirklich in der Geschichte anzukommen. Auch mit den Figuren konnte ich wenig anfangen – sie blieben für mich eher blass, und ich habe keinen richtigen Draht zu ihnen gefunden und war mit der Zeit leider gelangweilt.
Das ist natürlich schade, weil ich mir von der Prämisse und der optischen Gestaltung des Buches mit liebevollen schwarz-weißen Zeichnungen viel versprochen hatte. Vielleicht hätte etwas mehr Tiefe in der sprachlichen Figurenzeichnung und ein ruhigerer Erzählstil für mich den Unterschied gemacht.

Bewertung vom 12.07.2025
Dave, Raksha

Auf den Spuren unserer Vorfahren


ausgezeichnet

Ein farbenfrohes Abenteuer in die Vergangenheit

Dieses Buch ist ein wahres Juwel für junge Entdecker:innen und Geschichtsliebhaber. Schon auf den ersten Blick fällt die farbenfrohe Gestaltung ins Auge – lebendige Illustrationen, detailreiche Szenen und liebevoll gezeichnete Figuren laden zum Verweilen und Staunen ein. Jede Seite ist ein kleines Kunstwerk, das Kinder neugierig macht und zum Weiterblättern animiert.

Die Inhalte sind pädagogisch durchdacht und altersgerecht aufbereitet. Komplexe Themen werden in klaren, verständlichen Texten erklärt, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Die Sprache ist kindgerecht, aber nicht banal – sie nimmt junge Leser:innen ernst und führt sie behutsam an spannende geschichtliche Zusammenhänge heran.

Die Liebe zum Detail zieht sich durch das gesamte Buch – von den kleinen Randillustrationen bis hin zu den präzisen Beschreibungen und gut gewählten Begriffen. Man merkt, dass hier mit viel Sorgfalt und Herzblut gearbeitet wurde, um jungen Leser:innen nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Begeisterung für die Welt der Vergangenheit zu wecken.

Ein rundum gelungenes Buch, das Bildung und Freude aufs Schönste verbindet – absolut empfehlenswert für alle kleinen Hobbyarchäologen.