Kleine Monster
Dies Buch ist anregend und ekelerregend zugleich. Es bietet Einblicke in eine Welt, die uns zum Glück meist verborgen bleibt und uns doch ständig umgibt.
Parasiten sind deutlich älter als die Menschheit und waren eigentlich immer schon da, das wird im 2. Kapitel deutlich, in dem mal eben die Geschichte des Universums dargestellt wird. Vorher gab es nach einem kurzen Einstieg schon ein Kapitel über Malaria. Als Auftakt gut gewählt und ich habe hier schon etwas gelernt.
Doch nicht alle Parasiten sind so bekannt, wenn auch ihre Vorgehensweisen sich oft ähneln. Das wird schnell deutlich, bevor im vorletzten Abschnitt nochmal viele exotische Varianten jeweils kurz dargestellt werden.
Von der erschreckenden Chagas-Wanze hatte ich noch nie gehört und hoffe, dass sie mir nie begegnet. Sie ist bei uns zum Glück noch nicht verbreitet. Anders als die Toxoplasma gondil, die auch Hauskatzen befallen kann. Die Geschichte des Ötzi macht deutlich, wie lang es die kleinen Ungeheuer schon gibt.
Die stellenweise grausliche Welt der Parasiten wird in einer bildhaften Sprache und angemessen humorvoll präsentiert, daher lesen sich die 8 Kapitel unterhaltsam. Wissenschaftliche Zusammenhänge werden anschaulich erklärt, man erhält aber auch einen Eindruck von der Komplexität des Themas.
Sehr hilfreich fand ich den Epilog, in dem die Risiken nochmal zusammengefasst und gut eingeordnet werden. Diesen Abschnitt werde ich mir regelmäßig nochmal ansehen, um sensibilisiert zu bleiben!
Das buch ist schön gestaltet und eignet sich auch gut als überraschendes Weihnachtsgeschenk.
Big Apple x 4
Sprachkurs, Rätsel, Reiseführer und dazu noch eine originelle kleine Geschichte mit einigen Wendungen. Das ganze gibt es hier auf weniger als 100 Seiten in kompaktem Format.
Die Texte sind weitgehend englischsprachig mit deutschen Hinweisen und Vokabelhilfen. Die Rätsel sind originell und gar nicht so einfach. Mit den Lösungen wird man kreuz und quer durchs Buch geführt. Am Ende gibt es noch einen Bonusteil mit einigen guten Tipps für einen New York Besuch.
Die englischen Texte sind recht einfach zu lesen, für das angestrebte Niveau A2 allerdings auch angemessen anspruchsvoll. Auch mit Level C1 nimmt man noch einige Vokabeln und Redewendungen mit, besonders auch zu den Unterschieden von amerikanischem und britischem Englisch.
Witzig, dass der Text mit einem französischen Wort endet: Encore! Dem schließe ich mich allerdings an.
Eingeschneit auf Mackinac Island
Ein großes Haus auf einer einsamen Insel, durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten: ein perfektes Setting für einen Whodunit-Krimi. Dies ist eine moderne Ausgabe eines alten Themas, und es finden sich auch viele Agatha Christie Bezüge..
Auch Cluedo wird zitiert, und an vielen Stellen fühlte ich mich wie in einem Escape Room.
Ein Dutzend Personen befinden sich in dem alten und äußerst verwinkelten Anwesen, es gibt Geheimgänge und -räume, Falltüren, tiefe Keller, ein Observatorium und sogar eine Bowlingbahn!
Die Handlung geht erfreulich schnell zur Sache und bald geschieht auch der erste Mord, dabei bleibt es aber nicht.
Die Ermittlungen werden mangels Polizei von einer älteren Lady und ihrer Enkelin übernommen. Sie ist Autorin von Computerspielen, und auch daran gibt es immer wieder Anklänge.
Erpressung spielt eine wichtige Rolle. Nach und nach stellt sich heraus, dass jeder ein Motiv hatte.
Eingestreut werden immer wieder witzige Details: z. B. zwei Dackel und ein Snowmobil namens Joan Rivers.
Am Ende gibt es noch etwas Action und eine Auflösung im Rahmen eines großen Showdowns mit allen verbliebenen Anwesenden.
Die Autorin hat hier von allem etwas zu viel hineingepackt, darunter leidet die Spannung. Trotzdem könnte ich mir eine Verfilmung gut vorstellen.
Lobend erwähnen möchte ich noch die Gestaltung des Buchs: Ein Cover mit einem sehr passenden Motiv, leider nutzt sich die goldgeprägte Schrift des Titels schnell ab. Eine sehr gute Idee sind die Porträts der Beteiligten auf den Umschlag-Innenseiten, samt kurzer Charakterisierung.
"Bin ich im Fernsehen?"
Die Geschichte von Bonnie, Clara und den anderen
Hier steckt auf ~400 Seiten sehr viel drin:
Rätsel wie wir sie aus Escape Rooms kennen, man kann ein wenig miträtseln, muss aber nicht
eine TV Reality Show, die plötzlich ihren Charakter ändert
ein Podcast, der die Handlung zunächst als Rückblende begleitet
eine Thriller-Handlung mit einigen überraschenden Wendungen
Twitter-Kommentare die lange die Handlung begleiten
Die 8 Teilnehmer der TV-Show auf einer einsamen Insel vor der englischen Küste werden als Figuren schnell greifbar, nicht alle sind sympathisch. Eine davon ist Bonnie, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird. Ihre Schwester Clara, die jedoch nicht zur Show gehört, spielt eine wichtige Nebenrolle. Die beiden sind in den 20ern und ihre Mutter ist gerade gestorben, daher brauchen sie Geld, um ihr geerbtes, aber verschuldetes Haus nicht zu verlieren.
Nachdem die Teilnehmer inkl. Bonnie auf die Insel gebracht und dort allein gelassen wurden, baut sich schnell eine bedrohliche Stimmung auf. Die Spiele sind zunächst harmlos, das ändert sich dann aber schlagartig. Die Spannung wird ohne allzu brutale Szenen aufrechterhalten, mehr will ich aber nicht verraten.
Am Ende konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen, keine*r von uns hat die Auflösung vorhergesehen, obwohl viel spekuliert wurde. Über kleinere Druckfehler und Unstimmigkeiten haben wir wohlwollend hinweg gesehen.
Für mich war das nach langer Zeit mal wieder ein Thriller, der mich begeistert hat. Die Handlungsstränge werden am Ende zu einem ebenso logischen wie verblüffenden Ende zusammengefügt. Klare Leseempfehlung für den Sommer oder die Zeit danach.
In Kochbüchern hab ich schon oft gelesen, aber noch nie habe ich eins rezensiert. Das soll sich nun ändern. Angelockt hat mich der Titel Fast & Tasty, denn ich koche gelegentlich gern, bin aber bei uns eher für die einfachen Rezepte zuständig.
Und von denen gibt es hier eine Menge! In 6 Kapiteln: beginnend mit Snacks und Salaten, im Hauptgang gibt es sowohl Vegetarisches als auch Fleisch, Pasta- und Reisgerichte haben ein eigenes Kapitel und zum Abschluss geht es um Süßes.
Bei der Gestaltung setzt Achim Oecal auf Bewährtes: je eine Seite Rezept und ein großformatiges Foto als Appetitanreger. Die Zutatenlisten sind überschaubar, Hinweise auf Zubereitungs- und ggfs. Backzeit helfen bei der Auswahl.
Mir gefällt die Vielfalt der Zutaten, die zum Teil nur saisonal verfügbar sind. Z. B. warte ich auf die Feigen-Saison, um sie diesmal nicht nur in den Joghurt zu schneiden. Auch den Einsatz von Grünspargel habe ich fest eingeplant.
Das Buch erfüllt genau den angestrebten Zweck, mit wenig Aufwand tolle Gerichte zu bereiten!
Afrika mal ohne Löwen
6 Tage hat mich das Buch durch Ostafrika begleitet, die beschriebene Odyssee dauerte etwas länger.
Im Nachhinein fällt mir auf, dass nur wenig Tiere vorkamen. Dafür eine Vielfalt an Themen und leider oft auch Problemen zu den einzelnen Stationen der Reise.
Ca. die Hälfte des Buches handelt von Marokko inkl. der südlich angrenzenden Westsahara. Dies und das am Ende erreichte Guinea-Bissau eignen sich noch am ehesten für touristische Reisen, und auch dazu bekommt man einiges an Informationen mit. Dazwischen liegt die Sahara und Mauretanien, und jede Menge Sand. Dorthin werden nur die Abenteurer unter uns reisen, so wie Markus Steiner. Allein die Grenzübertritte sind abenteuerlich, er beschreibt das sehr gut nachvollziehbar.
Uns begegnen faszinierende Städte (vor allem in Marokko) und eindrucksvolle Landschaften, aber auch Drogenmissbrauch, Flüchtlinge und Schieber, die Sand-Mafia und Überfischung an den Küsten. Dazu viel Korruption, nicht nur an den Grenzen. Der Schreibstil ist so abwechslungsreich wie die Reise, die Hintergrundinformationen werden wohldosiert untergebracht und scheinen mir gut recherchiert.
Neben dem Reisebericht entwickelt sich eine spannende Liebesgeschichte mit mehreren Wendungen.
Wie bei bisher allen Büchern aus dem Reisedepeschen Verlag gefällt mir auch die liebevolle Gestaltung, hier mit passenden ganzseitigen Illustrationen.
Von mir eine klare Empfehlung, sowohl für den Autor wie für den Verlag.
Was du bei deinem nächsten Startup beachten solltest
10 Jungunternehmer aus verschiedenen Bereichen erzählen hier ihre Geschichte(n).
Jede*r wird auf einer Doppelseite mit Bild vorgestellt und bekommt dann ~20 Seiten, um über sein Business zu berichten. Das liest sich abwechslungsreich und im Stil sehr unterschiedlich, dabei unverfälscht. Ich glaube nicht, dass viel lektoriert wurde. Bei den ersten beiden Geschichten musste ich das hilfreiche Glossar am Ende mehrfach verwenden, bei den anderen dann nur noch gelegentlich.
Man erhält Einblicke in verschiedene Branchen, IT kommt aber immer vor. Bei Vanessa Cann erfährt man sogar einiges über die europäische KI-Szene. Hervorheben möchte ich noch die Flixbus-Story, die sich besonders unterhaltsam liest. Aber auch einige andere spannende Geschichten sind dabei, und Scheitern gehört dazu.
Ein ungewöhnliches Buch, dem ich viele Leser wünsche.
Norbert Nachtweih hatte ich als guten Fußballer in Erinnerung, ich erinnerte mich auch an seine Flucht ohne Details zu kennen. In diesem Buch erfährt man mehr.
Die DDR-Vergangenheit spielt eine zentrale Rolle, inkl. des späten Einblicks in die Stasi-Unterlagen. Ein zweites Hauptthema ist sein etwas unsolider Lebenswandel, Stichwort Nachtfalter. So richtig sympathisch kommt er da nicht rüber.
Vor diesem Hintergrund erfährt man eine Menge über die Bundesliga-Historie der späten 70er und 80er Jahre, z. B. zwei Titelgewinne mit der Frankfurter Eintracht und einige bei den Bayern. Die Höhe der Gehälter hielt sich noch im Rahmen. Und wie Vereinswechsel damals abliefern, noch ohne Berater. Ein paar Highlights: die Entlassung von Friedel Rausch nach einem Titelgewinn und die Geschichte des Zerwürfnisses zwischen Hoeness und Breitner. Und natürlich der Tee mit Schuss von Udo Lattek.
Das Ganze ist kurzweilig erzählt, inkl. einiger spannender Spielverlaufs-Schilderungen.
Man erfährt einiges über den Fußball und das Leben in der DDR, inkl. des Mordes an Lutz Eigendorf.
Am erschreckendsten fand ich, dass die Stasi sich Zugang zu Nachtweihs Haus verschaffte.
Über die Zeit in Südfrankreich bei AS Cannes wusste ich gar nichts. Die missglückte Trainerkarriere anschließend liest sich unterhaltsam.
Interessant, wenn auch schwer zu ertragen: wie es nach seinem Karriereende abwärts ging und wie er am Ende dann doch noch die Kurve kriegt. Einige Bilder im Mittelteil illustrieren das Ganze und regen zu weiterem Stöbern an.
Ein abwechslungsreicher und unterhaltsamer Rückblick in die Fußballhistorie. Lesenswert für Zeitzeugen, aber auch für später Geborene.
Wenn Glaube tötet
True Crime im Umfeld von Sekten - darum geht es in diesem Buch das sich trotz der dargestellten schrecklichen Fälle unterhaltsam liest.
Einleitend systematisiert der Autor den Begriff Sekte und grenzt ihn besonders innerhalb der christlichen Kirchen ab. Das ist sehr hilfreich, man merkt seinen religiösen Hintergrund als Theologe und Pfarrer.
Es folgen 10 Beispiele mit tödlichem Ausgang für Sektenmitglieder und Unbeteiligte. Die Beispiele sind breit gewählt von sehr bekannt (z. B. Heavens Gate, die Manson Familie) bis zu mir bisher unbekannten Fällen (die Belcher Island Murders oder Adolfo Constanzo). Auch bei den bekannten Fällen habe ich noch einiges über die Entwicklung und den Ablauf erfahren. Die Vielfalt der Fälle zeigt die Komplexität der Problematik auf, daher ist es schwer eine gemeinsame Linie zu finden - vielleicht wäre es auch nicht hilfreich. Am ehesten ist es wohl fehlgeleiterter Fanatismus, aber immer wieder sind Fälle dabei in denen Sektenmitglieder ausgebeutet werden. Manchmal überwiegt sogar der kriminelle Hintergrund, etwa bei Constanzo. Die Beispiele haben meist christlichen Hintergrund, das liegt sicher am theologischen Hintergrund des Autors.
Am Ende resümiert er die Beispiele und zieht ein hilfreiches Fazit. Mich hat das Interesse an der Sektenproblematik angelockt und ich habe viel über deren Auswüchse erfahren. Zugleich hat es mich motiviert mehr über Sekten zu erfahren. Das kann man zum Beispiel im Podcast des Autors (secta.fm), in dem es nicht nur um True Crime Fälle geht.
Nicht einrosten
Ein Banker im Boomer-Alter definiert sich neu.
Ehrlich gesagt konnte ich mit dem Boomer-Begriff gar nicht so viel anfangen, auch wenn (oder weil?) ich selbst dazu gehöre. Er klingt für mich dynamisch, auch wenn er meist anders gebraucht wird. So auch im Buch: Der Boomer ist Ferdi und arbeitet bei einer Bank, seine Familie verordnet ihm ein Entkalkungsprogramm in Form von täglichen Challenges. Die muss er vorwiegend im Arbeitsumfeld umsetzen, und das setzt eine ziemlich dynamische Entwicklung in Gang.
Tanja Samson setzt dazu eine Menge Figuren ein: neben der vierköpfigen Familie eine Fülle von Arbeitskolleg*inn*en aller Altersgruppen. Sie macht das so geschickt, dass der Leser stets den Überblick behält. Die Handlung verläuft flott und oft witzig, sodaß man recht schnell durch die ~250 Seiten gezogen wird. Dafür sorgen auch einige Wendungen, die bis zum Schluss für Spannung sorgen.
Mehr will ich gar nicht verraten, lest selbst!
Auch optisch ist das Buch flott gestaltet, mir hat besonders der pinke Buchrücken gefallen. Es ist übrigens der Debütroman der Autorin. Ich hoffe auf eine Fortsetzung, bei der z. B. Vera, die Frau der Hauptperson, eine etwas größere Rolle übernimmt.
Mich hat das Buch zum Nachdenken über meine Boomer-Rolle angeregt. Es eignet sich also nicht nur für Banker! Vielleicht denke ich mir demnächst selbst ein paar Challenges für mich aus, man will ja nicht einrosten!
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