„Whisperling - Die Geister-Detektivin“ ist ein düsterer erster Band einer Kinderbuchreihe mit Gänsehautgarantie, das zunehmend spannender und schauriger wird und die beschwerlichen Zustände der viktorianische Zeit zeigt, als viele Kinder keine unbeschwerte Kindheit hatten und die Kirche und der Aberglaube noch einen entscheidenen Einfluss auf das Dorfleben hatten.
In dieser Location spielt sich die Geister-Geschichte um die zwölf Jahre alte Peggy ab, die mit ihrer Gabe als Whisperling mit Verstorbenen sprechen kann. Peggys beste Freundin Sally soll ihre Herrin umgebracht haben und zur Strafe gehängt werden. Peggy beginnt keine Mord-Ermittlungen im klassischem Sinne, wie ich es bei einer Detektivin erwartet hätte, sondern versucht vor allem die Unschuld ihrer Freundin zu beweisen, um sie aus dem Gefängnis zu holen, wobei die Zeit gnadenlos abläuft und einige Stolpersteine die Sache erschweren. Es wird dementsprechend nervenaufreibend und dramatisch. Es macht großen Spaß mitzufiebern, ob Sally mit dem Mord doch mehr zutun hat und wer Peggy sabotieren könnte.
Die schlüssige Auflösung des Falles hält eine Überraschung bereit, die sehr gut zum Buch passt.
Es ist schauriges Kinderbuch mit historischen und kriminologischen Anteilen. Dabei ist es nicht oberflächlich, sondern komplex und anschaulich, sodass man gut eintauchen kann. Dazu eine ordentliche Portion übernatürlicher Grusel, Spannung, Magie und ein wenig Humor und Feminismus.
Kein Cliffhanger, aber es bleiben am Schluss Fragen offen und die machen Lust auf der Fortsetzungen. Ich hätte mir gewünscht, dass es ersichtlicher ist, dass es sich nicht um einen Einzelband handelt. Der erste Band lohnt sich jedenfalls schon mal für jeden, der es düster, klug und spannend mag. Gegebenenfalls würde ich das angegebene Alter für Kinder etwas höher ansetzen (damit die bleibenden Eindrücke keine Albträume verursachen) oder ein gemeinsames Lesen empfehlen, denn auch Erwachsene werden hier ihren Gruselspaß haben.
Johanne blickt auf Siebzehn gemeinsame Jahre mit ihrem Mann Mikael zurück, der vor zwei Jahren verstorben ist. Eine Liebesgeschichte die begann, als sie, auf der Suche nach dem leisen Leben, die Stadt verließ.
Eine Beziehung, zu der auch Mikaels Ex-Frau Sofia und seine Tochter Maren gehören, was nicht leicht für Johanne war, ebenso wie der Ort und die Landschaft, die ihr neues Zuhause wurden. Nun lebt Johanne allein in dem weißen Haus, denn auch Sofia und Maren sind fortgegangen.
Es ist ein ruhiger Roman, melancholisch und fühlbar. Johanne orientiert sich an den Jahreszeiten, die im stetigen Wandel sind, findet Trost in der Literatur, Spaziergängen und ihren Erinnerungen. Erinnerungen über ihre Liebe, über die Nähe und Zerrissenheit zur Familie, die Stolpersteine und die Schönheit und Unberechenbarkeit des Lebens. Sprachlich poetisch lebt der Roman von der sanften Stimmung. Dabei beschränkt er sich auf wenige Dialoge. Das ergibt ein harmonisches Bild aus leiser Schreiweise und ruhigem Handlungsort. Das liest sich angenehm und flüssig. Es wird nicht alles klar benannt, manchmal bleiben Fragen offen - auch wie die Zukunft ohne Mikael aussehen wird. Das Auf und Ab des Lebens ist schön beschrieben. Ich mochte dabei die Gefasstheit und Akzeptanz, die trotz der Bürde nicht in in Tragik umschlägt. Weniger Sprunghaftigkeit bei den Rückblenden hätte mir noch besser gefallen.
Fazit: Ein schmales Buch zum Genießen und Verweilen. Gut geeignet für ein entspannendes Wochenende im Spätsommer.
Der Buchtitel dieses schönen Bilderbuches für Kinder ab 4 Jahren sagt schon alles: es geht um Freundschaft, Hilfsbereitschaft und den Mut, sich zu trauen. Das freudig einladende Cover ruft nach Abenteuern und zeigt die beiden Freunde auf einem Rundflug. Am Anfang der Geschichte fühlt sich Eule Huhu im Gewohnten aber noch viel wohler. Für sie bedeutet das, es sich in ihrem Baumhöhle so richtig gemütlich zu machen. Draußen Abenteuer erleben und Freunde kennenlernen? Nichts für Huhu. Das ändert sich aber als sie den Mäuserisch Momo kennenlernt.
Die Illustrationen sind aussagekräftig und füllen die Seiten, sodass es gar nicht viel Vorzulesen braucht. Die Reimform passt daher sehr gut zum Stil der Geschichte. Alles fügt sich nahtlos ineinander, während Kinder gespannt lauschen, was Huhu und Momo gemeinsam erleben. Und dann? Was ist passiert? Was wird Huhu jetzt tun? Beinnahe ausgleichend empfanden wir die wohlige Atmosphäre des Buches und die Aussage dahinter, die sich nicht aufdrängt, aber mit Vielfalt überraschen.
Es ist unterhaltsam, macht Spaß, lädt zu Gesprächen ein und gibt ein warmes Gefühl. Dieses Bilderbuch kann man nicht nur im Herbst genießen und immer wieder lesen. Bei uns ist es gerade sehr beliebt und gefällt der ganzen Familie.
Der Roman „Wilder Honig“ erzählt von drei unterschiedlichen Frauen, die eine schwere Zeit durchmachen, und ihrem Neuanfang.
Die 70-jährige Hannah trauert um ihren Mann John. Sadie kommt in das walisische Dorf, um ihrer sechs Jahre älteren Schwester beizustehen. Die Testamentseröffnung ist ein Schock für Hannah. Dann stößt die junge Megan
zu den Schwestern, was das Trio komplett macht.
Jede der drei hat ihre Geheimnisse und Wünsche und es geht darum, das sie sich selbst finden, loslassen und Hoffnung für die Zukunft finden. Es ist emotional geschrieben und behandelt die Schwesternschaft genauso wie die Liebe, die nicht ohne Bemühungen wachsen kann. Ebenso wie die Natur, die hier in ihrer Schönheit beschrieben wird. Das lässt die Landschaft und ihre Idylle vor dem geistigen Augen lebendig werden, auch wenn das kein Roman der Leichtigkeit ist. Die Atmosphäre ist ein großer Pluspunkt. Zentraler Bestandteil sind die elf Briefe, die John seiner Frau hinterlassen hat und in denen er seine Leidenschaft als Schriftsteller und Imker auch mit ihrer Ehe in Beziehung setzt. Diese Interpretation fand ich nur halb gelungen. Leider blieben mir auch die drei Frauen zu unnahbar. Es wird wenig miteinander gesprochen, das Schweigen hat eine symbolische Kraft, und nicht alle Geschichten bekommen gleich viel Aufmerksamkeit, was ich mir für Megan jedoch gewünscht hätte. Der Weg des Prozesses war lückenhaft und für mich nicht vollständig nachvollziehbar. Trotzdem hat mir das Ende gefallen und ich mochte es, etwas über die Bienenzucht, Honig und den Obstgarten zu lernen.
In diesem ersten Band einer Krimireihe geht es um die 12-jährige Mika, die in einem Waisenhaus lebt und sich als Detektiv in einem Mordfall beweist.
Den historischen Rahmen eines schwedischen Winters 1880 bildet eine harte Lebensrealität ab. Ob das Mikas Leben im armen Waisenhaus ist oder die Arbeit in der Schenke, wo sie ausgenutzt und gedemütigt wird. Diese Konflikte passen zum Milieu der Story und verfehlen ihre Wirkung nicht, denn Kommissar Hoff behandelt die 12-jährige Mika anders und bezieht sie sogar in seine Arbeit ein, weil er von ihren Talenten schließlich beeindruckt ist.
Das schafft viele spannende und unbekannte Eindrücke. Es ist außerdem super spannend und wendungsreich geschrieben. Wir haben es zügig durchgelesen und uns darüber unterhalten, wie beeindruckend die selbstbewusste Mika handelt und das wir immer wieder mystisch überrascht wurden. Es ist auch für Erwachsene spannend und lässt sich sehr gut vorlesen.
Wer es schaurig und ungewöhnlich mag, wird diesen Krimi bestimmt auch so verschlingen wie wir.
"Die Briefeschreiberin" ist eine bewegende Geschichte, die sich aus Korrespondenzen zusammensetzt, die sich inhaltlich mit einem ganzen Leben voller glücklicher Lebensfreude, tausend Möglichkeiten, schwerer Schicksalsschläge und Menschlichkeit befassen.
Die Autorin Virgina Evans hat eine geistreiche Frau mit befreiender Persönlichkeit erdacht, die mit ihren Worten zu überzeugen weiß und die mir wie eine reale Person vorkam, für die ich große Sympathie hege. Sybil ist eine 73-jährige geschiedene Frau, die als pensionierte Staranwältin, Mutter von zwei erwachsenen Kindern, leidenschaftlicher Gärtnerin und Schreiberin auf ein ereignisreiches Leben zurückschaut.
Sybils Briefe sind ein Abdruck ihrer inneren Welt und ihrer Stimmung. Sie fangen sprachgewandt und offensiv Momente ein, die natürlich, gedankenvoll und tiefgründig sind. Es fiel mir leicht, gedanklich in dieses Buch einzutauchen und jeden Brief für mich zu entdecken. Es ist ein anderes Lesen als normal. Keine Eile, geduldiger, konzentrierter und genießerisch. Trotzdem war das zusammenpuzzelnd aller Teile für mich spannend. Wem schreibt Sybille als Nächstes? Was ist mit der Beziehung zu ihren Kindern? Was hat es mit den anonymen Emails auf sich? Mit Neugier nahm ich Halbgesagtes auf, liebte ihre Komik und erkannte die Geheimnisse, die sie verbirgt, um sich ihnen nicht stellen zu müssen.
Briefliteratur als besonders Form der Schriftkultur macht den Zauber dieses Werkes aus. Ganz altmodisch einen Brief zu schreiben, um sich auszudrücken und mitzuteilen, ist eine Kunst, die Sybil meisterhaft beherrscht, wenn sie Freunden, der Familie, Bekannten, Unbekannten oder Autoren schreibt.
Viel zu schnell war ich mit diesem ruhigen und kraftvollen Buch fertig. Ich möchte gar nicht so viel über den Inhalt spoilern - wer gern Briefe liest, Lachen, Weinen und Sybile kennenlernen möchte, sollte dieser Buchempfehlung folgen.
"Nu Jork, Nu Jork!" ist eine positive Bilderbuchgeschichte für junggebliebende Erwachsene, weil es an ein Kinderbuch mit großer Botschaft erinnert. Es geht um ein Huhn, das einen Traum verfolgt und eine lange Reise nach New York antritt. Das mutige Huhn heißt Henni und ihr stehen einige Abenteuer bevor. Dabei macht sie verschiedene Bekanntschaften und lernt einiges daraus und dazu. Es ist einfach und verständlich geschrieben. Eine entspannte Lese-Abwechslung. Die tollen Illustrationen stammen von Künstler Peter Gaymann. Sie werten das Buch nicht nur auf, sie geben der Geschichte noch mehr Humor und einen ganz eigenen Charakter.
Ich finde, es ist eine herzerwärmende Geschichte mit vielen Einfällen. Da steckt schließlich so viel drin, was man mitnehmen kann und es wird auch spannend und ist oft lustig. Geb nicht auf! Wunder sind möglich! Eine hoffnungsgebende Botschaft, bunt und fantasievoll verpackt. Sicher auch eine Hommage an das entsprechende Lied von Frank Sinatra. Das hatte ich beim Lesen im Ohr.
Mir hat es sehr gefallen und es ist ein glücklich machender Genuss und tolles Geschenk für Buchgenießer und Hühnerfreunde.
Einbruch im Museum! Detektiv Standley nimmt den Fall an. Da ahnt er noch nicht, wo ihn das noch hinführen wird…
Er ist niedlich, wie die meisten Hunde, gleichzeitig aber gewissenhaft in seiner Arbeit als Detektiv. Als Kind kann man seinen schlauen Ausführungen trotzdem gut folgen und hat Spaß beim genauen hinsehen und eindenken. Wie es sich für einen Krimi gehört, stehen die Rätsel und deren Lösungen im Mittelpunkt. Trotzdem haben wir auch mit Standley mitgefiebert, der sich aus einer heiklen Lage befreien muss. Überraschungen gibt es also auch!
Bestens geeignet für jüngere Kinder ab 6 Jahren, die so an Comics herangeführt werden. Es gibt wenig Text und die einfache Sprache ist der Altersempfehlung angemessen. Die großen, bunten Illustrationen sind ansprechend. Cartoonhaft ja, aber mit einem klaren Zeichenstil, die auch Mimik deutlich erkennen lässt und einer einfachen Anordnung. Kein überladenes Gewusel, trotzdem gibt es einiges zu sehen.
Wir fanden es super. Ein altersgerechter Krimi-Comic, bei dem es Spaß macht, mitzurätseln und der superlustig ist.
Perfekt für kleine Detektive und Detektivinnen, ohne viel Text, aber einer spannenden Story, bei der es viel zu sehen gibt. Für die ganze Familie und auch mehrere Kinder in unterschiedlichen Altersstufen gut geeignet.
Benjamin Myers Schreibweise ist behutsam, hat poetische Züge und trägt sachte durch den Roman. Das hat mir am besten gefallen. Der Inhalt war leider nicht nach meinem Geschmack. „Strandgut“ greift zwei unglückliche Menschen auf, die gegenseitig Veränderung in ihrem Leben anstoßen. Thematisch lässt sich ein Muster zu vergangen Werken des Autors erkennen, aber diesmal verlaufen die Entwicklungsprozesse doch etwas anders. Eine unerwartete Einladung für einen Auftritt auf einem Soul-Festival gibt dem ehemalige Soulsänger Bucky eine neue Perspektive. In England ist er noch immer einer Star. Dort lernt er Dinah kennen, die sich um ihn kümmert und zu ihm aufsieht. Der 70-jährige Bucky ist ein gebrochener Mann, süchtig, voller Trauer und Dinah eine unzufriedene Frau mit familiären Problemen, die sich kümmert. Sie tun sich gut, aber zu einem hohen Preis. Bei mir hinterließ der Roman einen schalen Beigeschmack. Ich ahnte, wohin die Geschichte führt und unterwegs verlor ich das Interesse, obwohl es bewegende Momente gab. Es wurde mir eine Note zu schwermütig, langatmig, klischeehaft und der Humor reichte mir nicht aus, um den deprimierenden Grundton zu durchbrechen. „Strandgut“ ist toll geschrieben, aber konnte mich inhaltlich leider nicht nicht für sich gewinnen.
Ich habe diesen spannenden Pageturner verschlungen, der den Titel zum Thema macht und auf zeigt, was KI, Deepfake und Co. in den falschen Händen anrichten können. Die Menschheit braucht dringend ein Reset, denn Wahrheit und Lüge ist kaum noch voneinander zu entscheiden, nachdem Fake News die Medien fluten. Ein Hacker versucht, herauszufinden, wer dahintersteckt. Ein Team aus Fachleuten versucht Lösungen zu finden und andere haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Wahrheit zu verbreiten. Superintendent Valentine O’Brien versucht, seine Schwester zu finden. Dies erscheint im Chaos nahezu banal, bildet aber den Kern der Geschichte.
Nachdem ich etwas gebraucht habe, um mich an die viele Personen und die vielen Sichtwechseln zu gewöhnen, packte es mich spätestens bei dem Kampfjet und seinem Piloten Wolf, der sich weigert, das Passagierflugzeug abzuschießen.
Besonders gefallen hat mir das Hintergrundwissen, das der Autor, nach zahlreiche Gespräche mit Fachleuten, eingebaut hat. Das hat es für mich glaubhaft gemacht, während andere Sachverhalte vor allem dazu dienten, die Spannung aufrecht zugerhalten und weniger glaubhaft waren. Es wirkt trotzdem sehr real, vermischt Realität und Fiktion und verstärkt das Gefühl einer realen Bedrohung, die sich nicht leugnen lässt. Das macht ein groben Reiz dieses Buches aus. Mit dem Ende und der Aufklärung bin ich nicht ganz zufrieden, schätze aber den hohen Unterhaltungswert. Wer eine Weltkatastrophe, Action und Spannung braucht, ist hier genau richtig.
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