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knightlyart
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2025
Clegg, Brian

Durchblick Künstliche Intelligenz


ausgezeichnet

Einfach mal KI checken!
Das handliche Sachbuch bietet einen leicht verständlichen Einstieg in das Thema Künstliche Intelligenz. Brian Clegg erklärt komplexe Zusammenhänge so klar und zugänglich, dass auch Einsteiger gut folgen können – ganz ohne technisches Vorwissen. Unterstützt wird der Text durch die humorvollen und farbenfrohen Illustrationen von Robert Fiszer, die wichtige Punkte bildlich aufgreifen und das Lesen nicht nur informativer, sondern auch unterhaltsam machen.
Besonders gelungen finde ich die bunten, übersichtlich gestalteten Erklärungen, die abstrakte Konzepte visuell verständlich machen – ideal, um komplexe Themen wirklich zu begreifen. Neben Grundlagen und Praxisbeispielen werden auch ethische Fragen und Zukunftsperspektiven angesprochen.
Ein kluges, farbenfrohes und einsteigerfreundliches Buch für alle, die neugierig auf KI sind, aber sich nicht durch Fachjargon kämpfen möchten.

Bewertung vom 29.10.2025
Pflüger, Andreas

Kälter


sehr gut

Mit Luzy mitten im Chaos
Andreas Pflüger gelingt es auch in Kälter, Spannung mit psychologischer Tiefe zu verbinden. Sein Schreibstil ist präzise, intensiv und von einer enormen sprachlichen Wucht. Besonders eindrücklich bleibt mir die Szene im Gedächtnis:
„Bei Dauerfeuer brachten sie es in jedem Panzer auf über zweihundert Schuss pro Minute, in diesem Gestöber von ausgestoßenen Patronenhülsen, die mit immensem Druck so dicht durch den Innenraum flogen, dass ihnen mitunter die Sicht genommen wurde.“
Solche Passagen zeigen, wie meisterhaft Pflüger Atmosphäre und Tempo erzeugen kann – man ist mitten im Geschehen.
Allerdings war mir die Geschichte insgesamt etwas zu komplex und überfrachtet. Zu viele Personen, Fakten und Überschneidungen in kurzer Zeit machten es schwer, den Überblick zu behalten. Alles war sehr dicht gepackt, was die Spannung teilweise eher erschwerte als steigerte.
Trotzdem ist Kälter ein intensiver, handwerklich hervorragend geschriebener Thriller, der zeigt, warum Pflüger zu den sprachlich stärksten Autoren seines Genres zählt.

Bewertung vom 12.10.2025
Yueran, Zhang

Schwanentage


sehr gut

Die Grenzen der Träume

In Schwanentage erzählt Zhang Yueran eine fesselnde, zugleich beklemmende Geschichte über Klassismus, Macht und Schuld im heutigen China.

Im Zentrum steht Yu Ling, ein Kindermädchen, das den Sohn ihrer reichen Arbeitgeber entführt – ein verzweifelter Versuch, der jedoch in sich zusammenfällt, als die Familie wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet wird.
Yueran gelingt es eindrucksvoll, gesellschaftliche Ungleichheit spürbar zu machen: wie sehr Herkunft, Bildung und soziale Stellung das Leben bestimmen.
Besonders Yu Lings Schicksal verdeutlicht, wie eng Traum und Wirklichkeit miteinander verwoben sind – und wie weit sie für viele auseinanderliegen. „Es hieß, die Armen liebten es zu träumen, doch das stimmte nicht; Träume gehörten zu den Privilegien der Reichen, und die Welt sorgte auf alle erdenklichen Arten dafür, ihnen diese Träume vorzubehalten.“ (Seite 102)

Fazit:
Zhang Yuerans Sprache ist ruhig, reflektiert und zugleich kraftvoll – jede Zeile lädt zum Nachdenken ein. Schwanentage ist nicht nur ein Roman über China, sondern über die universelle Ungleichheit zwischen Menschen – über Loyalität, Hoffnung und den Preis, den man zahlt, wenn man träumt.

Bewertung vom 12.09.2025
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Bittere Nacht / LKA Hamburg Bd.2


ausgezeichnet

Spannung pur mit einem Ermittlerduo zum Mitfiebern

Auch wer den ersten Band nicht kennt, findet hier sofort einen guten Einstieg und lernt das Ermittlerduo Juha und Lux schnell schätzen. Dieses Mal stehen die beiden vor einem besonders verzwickten Fall: Erst wird ein Mann tot aufgefunden, wenig später stirbt auch sein Geschäftspartner auf rätselhafte Weise. Juha und Lux stürzen sich mit voller Energie in die Ermittlungen, doch jede Spur verläuft ins Leere und das Umfeld der Opfer scheint mehr zu verschweigen als preiszugeben.
Besonders gelungen finde ich, dass nicht nur der Kriminalfall im Mittelpunkt steht, sondern auch die persönlichen Seiten der Kommissare beleuchtet werden. Ihre privaten Herausforderungen und die Belastung ihrer Beziehung verleihen den Figuren Tiefe und machen sie sehr authentisch.
„Bittere Nacht“ ist damit nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch eine Charakterstudie, die zeigt, wie nah Erfolg und Zweifel beieinanderliegen können.
Fazit:
Ein packender Krimi mit authentischen Figuren, der auch ohne Band 1 sofort fesselt. Rätselhaft bis zum Schluss und unbedingt lesenswert!

P.S.: Kleiner Hinweis: Der Treffpunkt der Kommissare heißt „Alsterperle“ – nicht „Strandperle“.
Die Strandperle befindet sich am Elbstrand in Övelgönne und die Alsterperle direkt an der Alster.

Bewertung vom 07.09.2025
Rupflin, Alexander

Protokoll eines Verschwindens


ausgezeichnet

Ein „Protokoll“ des Unbegreiflichen

Gabriel ist von Rio zu seiner Schwester nach Deutschland gezogen, sie ist Medizinerin, er arbeitet bei der IT. Alles ist gut, bis Gabriel spurlos verschwindet...

Alexander Rupflins „Protokoll eines Verschwindens“ ist weit mehr als ein Roman – es ist die literarische Aufarbeitung eines Hamburger True-Crime-Falls, der die Stadt und darüber hinaus erschüttert hat. Mit dokumentarischer Genauigkeit und erzählerischer Wucht gelingt es Rupflin, die Grenzen zwischen Fiktion und Realität zum Schwingen zu bringen.

Besonders eindrücklich ist die Gesprächsszene mit dem mutmaßlichen Täter Fabio auf Seite 82: „Ihn fragen, was denn seiner Meinung nach in jener Nacht passiert sei, wenn er doch unschuldig sei. Denn Fakt war nun mal: Am Morgen danach hatte ein junger Mann tot in Fabios Wohnung gelegen.“
Dieser Satz legt wie ein Brennglas die Kälte und Zerrissenheit frei, die diesen Fall so unbegreiflich machen.

Rupflin gelingt es, nicht nur die äußeren Abläufe zu schildern, sondern auch die innere Zersetzung aller Beteiligten spürbar zu machen. Die Handlung zieht den Leser in einen Strudel aus Fragen nach Schuld, Schweigen und Wahrheitssuche – und zwingt dazu, die eigenen Gewissheiten zu hinterfragen.

Die Geschichte entfaltet sich im Privaten und wirkt gerade deshalb so verstörend.

Es gibt Bücher, die bleiben schockiert und traurig unvergesslich – und *Protokoll eines Verschwindens* ist genau so eines.

Bewertung vom 30.08.2025
Keßler, Verena

Gym


ausgezeichnet

Zwischen Gym-Humor und Abgrund

Verena Kesslers Gym beginnt überraschend leicht und humorvoll: Der Fitnesskult mit Proteinshakes, Selfies und absurden Ritualen wird genüsslich auf die Schippe genommen. Doch nach und nach kippt die Stimmung. Die namenlose Ich-Erzählerin steigert sich immer weiter in ihren Ehrgeiz hinein, bis das Training keinen Spaß mehr, sondern nur noch Zwang bedeutet.
In drastischen Sätzen (wie auf Seite 137) beschreibt sie ihre Kämpfe gegen den eigenen Körper:
„Ich stemmte, drückte, zog und zerrte. Ich akzeptierte kein Nein, kein Es-geht-nicht, kein Unmöglich. Ich zwang mich, zwang meinen Körper, brach meinen eigenen Widerstand. Schmerz in jeder Zelle. Reißen, Knirschen, Knacken.“
Hier wird klar: Es geht nicht um Körperkult, sondern um den Wunsch nach Anerkennung – und darum, was passiert, wenn man diesen ungebremst zulässt.
So wandelt sich der zunächst satirische Blick auf Fitnessstudios zu einer beklemmenden Studie über Ehrgeiz, Selbstoptimierung und die gefährliche Grenze zur Selbstzerstörung. Gym ist ein schlanker, intensiver Roman, der trifft wie ein Schlag in die Magengrube.

Bewertung vom 17.08.2025
June, Joana

Bestie


ausgezeichnet

„Wenn die Bestie zur Bestie wird“


Der Pola-Verlag macht hauptsächlich Bücher für junge Frauen, aber Bestie hat mich auch als 60-Jährige begeistert. Dieses Debüt ist mehr als ein Coming-of-Age-Roman oder eine Freundschaftsgeschichte – es ist ein intensiver, vielschichtiger Text, der gesellschaftliche Fragen mit psychologischer Tiefe verbindet.
Besonders eindrucksvoll fand ich die literarische Verschränkung mit Klassikern. So wird in Bestie auf Seite 229 ein Zitat aus Anton Tschechows Die Möwe rezitiert:

„Wenn du einmal mein Leben brauchen solltest, so komm und nimm es.“

Genau in diesem Satz finde ich viele Parallelen zwischen Die Möwe und Bestie. Denn auch bei Joana June geht es um Beziehungen, die zwischen Hingabe und Selbstaufgabe schwanken, um dieses gefährliche Versprechen, sich ganz hinzugeben – sei es aus Liebe, aus Loyalität oder aus dem Wunsch, gesehen zu werden. In Bestie hat dieses Motiv jedoch eine dunklere, modernere Färbung: Die Grenzen zwischen Zuneigung, Abhängigkeit und Machtspiel verschwimmen, und aus einem Angebot der Nähe kann rasch eine Einladung zur Selbstzerstörung werden.
Vor allem hat mir aber die gesellschaftskritische Seite des Romans gefallen. So geht es unter anderem um den Einfluss von Social Media, um Fragen nach Echtheit und Zugehörigkeit, um die Problematik von Schönheitsstandards, die gerade jungen Mädchen vermittelt werden, und um die zerstörerische Dynamik toxischer Beziehungen.
Fazit:
Bestie ist ein starkes Debüt, das inhaltlich wie sprachlich überzeugt. Es fordert, berührt und hallt nach – unabhängig vom Alter der Lesenden. Für mich ein Roman, der zeigt, wie aktuell und relevant Literatur sein kann, wenn sie sich traut, Grenzen zu überschreiten.

Bewertung vom 25.07.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


sehr gut

Satire mit Stoßzähnen

In ihrem Roman Das Geschenk erzählt Gaea Schoeters eine satirische Geschichte, in der der Präsident Botswanas Deutschland 20.000 Elefanten schenkt – als politische Reaktion auf ein Importverbot für Jagdtrophäen. Die Tiere tauchen plötzlich in deutschen Städten auf und stellen das Land vor ein absurdes, aber tiefgründiges Dilemma.
Schoeters verknüpft postkoloniale Kritik, Umweltpolitik und globale Machtverhältnisse mit feinem Sarkasmus und präziser Sprache. Der Roman ist ein kluges, unterhaltsames Gedankenexperiment mit hohem gesellschaftspolitischem Anspruch.

Mit nur 144 Seiten bleibt die Geschichte kompakt, aber eindrucksvoll. Ein kreativer, geistreich satirischer Roman, der Politik, Klima- und Globalisierungsdiskurse mit Witz und Fantasie neu beleuchtet.
Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die originelle politische Literatur mit satirischem Unterton schätzen.

Bewertung vom 19.06.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


ausgezeichnet

Bewegend, poetisch, wahrhaftig

Anne Sauers Debütroman Im Leben nebenan erzählt von Toni, die sich plötzlich in einer alternativen Version ihres Lebens wiederfindet – mit Kind, Haus und Partner, an einem Ort, den sie eigentlich hinter sich lassen wollte. Es ist eine Geschichte über die großen „Was wäre wenn“-Fragen des Lebens und darüber, wie entscheidend einzelne Weggabelungen sein können.
Für mich ist dieses Buch viel mehr als eine kluge Idee – es ist ein Werk voller Poesie, Empathie und Liebe. Es zeigt, was Leben ist und was es ausmacht: Zweifel, Entscheidungen, verpasste Chancen und neue Möglichkeiten. Anne Sauer schreibt einfühlsam, mit feinem Gespür für Zwischentöne und ehrliche Emotionen.
Im Leben nebenan ist ein Buch, das bewegt – leise, tief und nachhaltig. Für mich ist es ein ganz großes Buch.

P.S. Auch sollte das wunderschöne Buchcover nicht unerwähnt bleiben - poetisch und feinfühlig – ein Cover, das Poesie und Innenschau ankündigt und zur Geschichte perfekt passt.

Bewertung vom 19.06.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

End of Time?

In Reset beschreibt Peter Grandl eine bedrückend realistische Gegenwart: Eine Medienlandschaft, die zunehmend gesteuert wird, eine Gesellschaft am Rande der Spaltung – und im Zentrum ein Tech-Konzern, der mithilfe künstlicher Intelligenz Wahrheit manipuliert und Demokratie unterwandert.

Der Thriller wirft drängende Fragen auf: Wem gehört die Wahrheit? Wer kontrolliert die Information? Und wie wehrhaft ist unsere Gesellschaft noch?
Ein Schlüsselmoment findet sich auf Seite 146: „Hannibal ad portas – der Feind steht direkt vor den Toren“ – ein düsterer Hinweis darauf, dass die Bedrohung nicht irgendwo in der Zukunft lauert, sondern längst da ist.

Grandl erzählt spannend, kritisch und erschreckend nah an der Realität. Ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern zum Nachdenken zwingt.

Fazit: Hochaktueller Politthriller mit gesellschaftlicher Sprengkraft – lesenswert und beunruhigend zugleich.