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SeverusNyssen
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Rhein Neckar Kreis

Bewertungen

Insgesamt 133 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2025
Höppner, Gregor

Das Polenhaus


sehr gut

Zwischen Schatten der Vergangenheit und einer düsteren Gegenwart

Dieses Buch ist nichts für Leserinnen, die nach Leichtigkeit oder Hoffnung suchen. Schon die ersten Seiten ziehen einen mit einer sehr spannenden, fast schockierenden Szene hinein und machen klar: Hier wird es düster. Die Geschichte springt zwischen zwei Zeitebenen, was ich überraschend gut fand. Auf der einen Seite die Gegenwart mit Stephane, dessen Leben von Verlust, Pech und ungelöster Vergangenheit geprägt ist. Auf der anderen Seite die historische Ebene rund um Therese und ihre Familie, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Saisonarbeiter nach Frankreich kommen – in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Was beide Ebenen verbindet, ist vor allem eines: Leid. Viel Leid. Ausbeutung, Gewalt, Krieg, Hoffnungslosigkeit und Tod ziehen sich konsequent durch die gesamte Geschichte. Das wirkt realistisch und historisch nachvollziehbar, war für mich aber stellenweise sehr schwer auszuhalten. Es gibt kaum Lichtblicke, kaum Momente, in denen man als Leserin einmal durchatmen kann. Man muss sich also bewusst darauf einlassen, dass diese Geschichte emotional belastend ist.

Trotzdem habe ich das Buch überraschend schnell gelesen. Der Schreibstil ist flüssig, die Figuren sind glaubwürdig und besonders Therese bleibt im Gedächtnis – als starke, gläubige Frau, die trotz aller Widrigkeiten irgendwie weitermachen muss. Auch Stephanes Handlung wirkt wie ein Versuch, mit seiner Vergangenheit klarzukommen, ohne dass dabei alles „heil“ wird.

Was mir weniger gefallen hat, ist, dass am Ende viele Fragen offenbleiben. Das kann man als literarisches Stilmittel sehen, bei mir hat es eher ein Gefühl von Leere hinterlassen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass wirklich etwas abgeschlossen wird.

Das Cover hätte mich ehrlich gesagt nicht zum Kauf verleitet – es wirkt genauso dunkel wie die Geschichte selbst. Inhaltlich war das Buch jedoch interessant und eindrucksvoll, wenn auch sehr schwarz, traurig und schwer. Insgesamt ein realistischer, gut geschriebener Roman, den ich mit Einschränkungen weiterempfehlen würde – für alle, die sich auf viel Dunkelheit einstellen können.

Bewertung vom 16.12.2025
Krause, Matthias

Feuchte Beute


sehr gut

Lesen auf eigene Gefahr

„Feuchte Beute“ ist kein Buch, das man einfach liest – es ist eines, das man aushält, hinterfragt und irgendwann entweder kopfschüttelnd weglegt oder fasziniert zu Ende bringt. Offiziell als Horrorstory für Erwachsene deklariert, sprengt dieses Werk jedoch jede gängige Genregrenze mit einer Vehemenz, die ihresgleichen sucht. Horror? Erotik? Groteske? Satire? Oder schlicht ein literarischer Kontrollverlust? Die ehrliche Antwort lautet: alles davon – und nichts so richtig.



Schon das selbst gezeichnete Cover gibt einen ersten Vorgeschmack auf das, was einen erwartet. Roh, direkt, unangepasst – man kann sich dabei bereits so einiges denken, und das Buch hält dieses unausgesprochene Versprechen ohne jede Zurückhaltung. Inhaltlich begegnet man testosterongeladenen Fantasien, animalischen Trieben, Werwolf-ähnlichen Eskalationen und einer Perversität, die bewusst provoziert. Es ist ein Text, bei dem man sich regelmäßig fragt, ob man lachen oder weinen soll – oder ob beides gleichzeitig die einzig angemessene Reaktion ist.



Literarisch bewegt sich „Feuchte Beute“ fernab von Konventionen. Sprachlich ist es exzessiv, stellenweise derb, manchmal fast schon absurd. Berühmte Literaturkritiker würden sich vermutlich im Grab umdrehen – schlimmer noch als sämtliche griechischen Philosophen zusammen, denen hier jegliche Ordnung, Logik oder Katharsis verweigert wird. Dieses Buch will nicht gefallen, nicht bilden, nicht versöhnen. Es will überfordern.



Der Vergleich mit „Porno in Buchform“ trifft es nur bedingt, denn „Feuchte Beute“ ist weniger erotisch als vielmehr eine groteske Überzeichnung von Triebhaftigkeit. Es ist wie eine literarische Pizza mit allem drauf – zu viel Käse, zu viel Schärfe, zu viele Zutaten, aber genau dadurch unverwechselbar. Geschmackssache? Absolut. Grenzüberschreitend? Ohne Zweifel.



Wer ein Buch sucht, das sich komplett aus der Reihe löst, das keinem Genre zuzuordnen ist und keinerlei Rücksicht auf Erwartungen nimmt, ist hier bestens aufgehoben. „Feuchte Beute“ schafft tatsächlich sein eigenes Genre – irgendwo zwischen Horror, Trash, Provokation und unfreiwilliger Komik. Ein Buch für Leserinnen und Leser mit starken Nerven, offenem Geist und der Bereitschaft, literarisches Chaos nicht nur zu akzeptieren, sondern auszuhalten.

Bewertung vom 16.12.2025
Raguß, Gerd

Hauptkommissar Häcker


ausgezeichnet

Wenn Ermittlungen lehren und berühren – Ein Kriminalroman, der klüger macht
Mit „Hauptkommissar Häcker – Die Verfolgung des Umweltaktivisten“ von Gerd Raguß liegt ein ungewöhnlicher Roman vor, der sich bewusst von klassischen Krimimustern entfernt und gerade dadurch lange nachwirkt. Statt reiner Spannung und rasanter Verfolgungsjagden bietet das Buch eine klug erzählte Geschichte, in der wichtige Umwelt-, Rechts- und Gesellschaftsthemen geschickt und unaufdringlich eingeflochten werden.



Zu Beginn lernen wir Hartmut Deutsch und Maria kennen. Erst im weiteren Verlauf wird deutlich, dass Hartmut Deutsch inzwischen unter dem Namen Manfred Häcker lebt – und dass er einst als verdeckter Ermittler tätig war. Genau diese Vergangenheit holt ihn wieder ein: Er erhält einen neuen Auftrag, einen, den er schlicht nicht ablehnen kann. Diese Ausgangslage verleiht dem Roman eine besondere Tiefe, denn hier steht kein überzeichneter Held im Mittelpunkt, sondern ein sehr menschlicher Protagonist mit Vergangenheit, Zweifeln und inneren Konflikten.



Ein zentraler Punkt der Handlung ist eine Vertreterkonferenz, bei der es um einen Umweltaktivisten geht, der unter anderem mit Hanfprodukten wie T-Shirts wirbt. An dieser Stelle zeigt sich die große Stärke des Romans: Umweltfragen, wirtschaftliche Interessen und rechtliche Aspekte werden nicht belehrend, sondern organisch in die Handlung integriert. Man liest sich regelrecht in diese Themen hinein und merkt am Ende, dass man schlauer aus dem Buch hervorgeht, ohne jemals das Gefühl gehabt zu haben, unterrichtet worden zu sein.



Besonders positiv fällt auf, dass es sich nicht um einen typischen Kriminalroman handelt. Die Spannung entsteht leise, getragen von Figuren, Dialogen und realistischen Situationen. Der Roman ist kurzweilig, abends sehr gut zu lesen und ersetzt problemlos den sonntäglichen Fernsehkrimi. Gleichzeitig bleibt er bis zur letzten Seite fesselnd, ohne auf plakative Effekte zurückzugreifen.



Auch die Darstellung juristischer Aspekte und gesetzlicher Paragraphen ist gelungen. Sie sind sinnvoll gesetzt und unterstützen die Glaubwürdigkeit der Geschichte. Für Leserinnen und Leser mit juristischem Hintergrund – wie mich – wirkt dies besonders stimmig, aber auch ohne Vorkenntnisse bleibt der Text gut verständlich. Hervorzuheben ist zudem die sensible und realistische Darstellung der Psychiatrie, die weder dramatisiert noch verharmlost wird, sondern ruhig und nachvollziehbar ihren Platz im Roman findet.



„Hauptkommissar Häcker – Die Verfolgung des Umweltaktivisten“ ist ein eher ungewöhnlicher, sehr menschlicher Roman, der unterhält, zum Nachdenken anregt und noch lange im Gedächtnis bleibt. Gerade diese Mischung aus Spannung, Realität und gesellschaftlicher Relevanz macht ihn so lesenswert.

Bewertung vom 16.12.2025
Schörghofer, Manuela

Schatten über dem Kloster / Isabella Falk ermittelt Bd.1


sehr gut

Spannung zwischen Klostermauern

„Schatten über dem Kloster“ ist ein historischer Kriminalroman, der im Mittelalter angesiedelt ist. Obwohl ich normalerweise weder Mittelalterromane noch historische Krimis lese, bin ich überraschend gut in die Geschichte hineingekommen.



Der Roman ist verständlich geschrieben und verwendet keine zu schweren oder komplizierten Begrifflichkeiten. Auch die Anzahl der Figuren bleibt überschaubar, sodass man den Überblick behält und der Handlung gut folgen kann. Man muss kein besonderes historisches Vorwissen mitbringen, um das Buch zu verstehen oder zu genießen.



Die Stimmung ist durchgehend spannend, wird aber immer wieder durch auflockernde Elemente – etwa humorvolle oder lausbubenhafte Szenen – ergänzt. Das macht die Geschichte angenehm zu lesen und sorgt für Abwechslung. Insgesamt ist der Roman gut nachvollziehbar aufgebaut und fesselt durch seine Krimihandlung.



Allerdings wirkten manche Ereignisse etwas abwegig oder stellenweise auch vorhersehbar. Das schmälert den Lesespaß jedoch nicht entscheidend, da die Atmosphäre und die Spannung insgesamt überzeugen.



Alles in allem ist Schatten über dem Kloster ein gelungener historischer Krimi, der sich auch für Leserinnen und Leser eignet, die sonst wenig Berührung mit dem Mittelalter haben.

Bewertung vom 16.12.2025
Elena, Leonie

Love Ain't Enough (eBook, ePUB)


sehr gut

Zwischen Vertrauen, Liebe und überraschenden Wendungen

Dieses Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Die Figuren Amy und Ethan sind hervorragend ausgearbeitet und wirken auf mich sehr authentisch. Besonders Amy ist mir ans Herz gewachsen – sie ist lebensnah, sympathisch und ihre Entscheidungen sind nachvollziehbar. Ethan hingegen zeigt ab einem bestimmten Punkt Handlungen, die moralisch fragwürdig sind, was ihn für mich etwas weniger nahbar gemacht hat. Trotzdem bleibt seine Figur spannend, und man möchte wissen, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt.



Das zentrale Thema – Vertrauen nach Verletzungen – wird hier sehr glaubwürdig behandelt. Auch wenn einige Wendungen überraschend kamen, habe ich nie daran gezweifelt, dass die Figuren so reagieren könnten. Es wird deutlich, wie schwierig es sein kann, nach Enttäuschungen wieder Vertrauen zu fassen, und wie komplex menschliche Gefühle in solchen Situationen sind. Die emotionale Tiefe der Geschichte hat mir besonders gefallen, weil sie die Charaktere realistisch und nachvollziehbar macht.



Das Tempo des Buches empfand ich als angenehm. Es baut sich langsam auf, ohne zu langatmig zu sein, und lässt den Gefühlen und der Beziehungsgeschichte genügend Raum. Einige Alltagssituationen, wie der Schulalltag, kamen zwar etwas zu kurz, aber das typische amerikanische Setting konnte ich mir dank eigener Erfahrungen gut vorstellen. Der Schreibstil ist flüssig, lebendig und macht das Lesen sehr leicht.



Insgesamt ist es eine klassische Liebesgeschichte mit erotischen Momenten, die die „Slow-burn“-Romantik geschickt aufbaut. Die Mischung aus Liebe, Drama und überraschenden Wendungen sorgt dafür, dass die Geschichte spannend bleibt, ohne überladen zu wirken. Für alle, die authentische Charaktere und emotionale Liebesgeschichten mögen, ist dieses Buch auf jeden Fall empfehlenswert.

Bewertung vom 09.12.2025
Knospe, Bernd Richard

Der Tod der Löwenbändigerin


sehr gut

Zwischen Leben, Schicksal und den kleinen Absurditäten des Alltags – 16 Blickwinkel auf das Menschsein

Der Tod der Löwenbändigerin“ von Bernd Richard Knospe ist ein Band mit 16 Kurzgeschichten, der nicht nur das Ende eines Lebens thematisiert, sondern vor allem die Schicksale dahinter. Das Cover bleibt schlicht, fast zurückhaltend – und genau das passt sehr gut, denn im Mittelpunkt stehen nicht Effekte oder Dramatik, sondern das, was Menschen ausmacht: ihre Wege, ihre Entscheidungen, ihre Schwächen und ihre letzte Konsequenz.

Schon nach den ersten Geschichten merkt man, dass man dieses Buch nicht „nebenbei“ lesen kann. Viele Erzählungen wirken nach, beschäftigen im Kopf weiter oder werfen Fragen auf, die nicht sofort beantwortet werden. Genau deshalb kann man nicht zu viel in einem Stück lesen. Jede der 16 Geschichten hat einen eigenen Ton, eine eigene Idee und oft eine überraschende Wendung, die hängen bleibt.

Besonders lange nachgewirkt hat bei mir die Geschichte „So stirbt der Clown“, die so absurd erscheint, dass sie fast unwirklich wirkt. Die Vorstellung, literweise Lebensmittelfarbe zu trinken, klingt zunächst grotesk – fast unbegreiflich. Aber beim Lesen merkt man schnell: Dahinter steckt etwas tief Trauriges. Der Clown erfüllt sein Rollenbild, bunt, auffällig, aber innerlich wirkt er hoffnungslos und depressiv. Dieses Spannungsfeld zwischen Fassade und innerem Zerfall lässt einen nicht los. Und genau solche Ideen fragt man sich dann: Wie kommt man auf so etwas? Warum wirkt es gleichzeitig absurd und erschreckend plausibel?

Auch andere Geschichten zeigen, dass Leben und Tod nur zwei Pole sind – dazwischen liegt viel Schmerz, Wut, Hoffnung, Zufall und manchmal sogar ein schmaler Humor. Knospe schafft es, auf wenigen Seiten Charaktere lebendig werden zu lassen, ohne ihnen alles erklären zu müssen. Oft reichen kleine Gesten, ein Satz oder ein unerwarteter Gedanke, um eine Geschichte auf den Punkt zu bringen. Manche wirken wie Miniaturen eines Lebens, eingefrorene Momente, die plötzlich Bedeutung bekommen.

Das Buch verlangt Pausen. Nicht, weil es zu schwer ist, sondern weil man das Gefühl hat, die Geschichten jeweils einzeln zu würdigen. Schicksale entfalten sich leise, manchmal bitter, manchmal überraschend, und diese Intensität braucht Zeit.

„Der Tod der Löwenbändigerin“ ist kein Buch über das Sterben – es ist ein Buch über Menschen. Über das, was bleibt, wenn Entscheidungen getroffen sind. Über das, was im Leben zählt, aber oft erst beim Hinschauen sichtbar wird. Und über die Tragikomik des Menschseins, die manchmal so absurd ist, dass sie fast unglaublich wirkt. Genau das macht diese Sammlung so besonders – vielschichtig, nachklingend, und auf eine seltsame Art wunderschön.

Bewertung vom 09.12.2025
Lucas, Stella

Weihnachten mit Tony


sehr gut

Zwischen Schneesturm, Wallabys und Weihnachtsfunken – ein Roman mit Herz
Weihnachten mit Tony, entführt Leserinnen und Leser in eine winterliche Geschichte, die ihren Ausgang im Flugzeug nimmt – dort lernen wir Carrie kennen, eine Tierpflegerin, die einen langen Weg hinter sich hat und plötzlich in einem turbulenten Schneewirbel landet. Von Australien aus reist sie nach Schottland, und allein diese ungewohnte Kombination macht neugierig. Die Autorin schafft es, die Ausgangssituation mit leichter Ironie und überraschenden Figuren aufzuladen, sodass man trotz – oder gerade wegen – des Chaos sofort im Geschehen steckt.

Besonders interessant ist die Verbindung von Tierwelt, Familiengeschichte und zeitweiligem Humor. Die Wallabys werden zwar nicht permanent in den Vordergrund gestellt, aber immer dann, wenn sie auftauchen, sorgen sie für eine besondere Note. Ergänzt wird dies durch kurze Einschübe, die den Tieren sogar eine eigene Erzählstimme verleihen – ein ungewöhnlicher, liebevoller Kniff, der den Roman auflockert.

Carrie selbst ist impulsiv, herzlich und voller Prinzipien, und genau diese Eigenschaften bringen sie in Situationen, die ihr Leben in Schottland nicht einfacher machen. Begegnungen mit alten Bekannten wirken zunächst zufällig, entwickeln sich aber schnell zu emotionalem Treibstoff der Handlung. Dabei bleibt der Ton stets leicht, witzig und zuweilen romantisch, ohne ins Pathetische abzurutschen.

Auch wenn sich manche Wendungen früh abzeichnen, wird man von der winterlichen Atmosphäre getragen: verschneite Kulissen, aufgeregte Gespräche, Missverständnisse, die beinahe größer wirken, als sie sind – all das fügt sich zu einer warmen, unkomplizierten Geschichte. Weihnachten spielt nicht in jeder Szene eine Rolle, ist aber wie ein feiner Lichterglanz im Hintergrund präsent.

„Weihnachten mit Tony“ ist ein Roman, der nicht mit überraschenden Knalleffekten arbeitet, sondern mit Wohlfühlmomenten, schmunzelnden Dialogen und der leisen Frage, wie man seinen eigenen Weg findet. Ideal für alle, die in der kalten Jahreszeit gern mit Humor, Romantik und ein wenig Tierliebe im Gepäck lesen.

Bewertung vom 02.12.2025
Sohst, Kathrin

Dein Glück kommt von Herzen


ausgezeichnet

Wo Herz und Heilung sich begegnen – Eine Reise zurück zur inneren Quelle
„Dein Glück kommt von Herzen“ von Kathrin Sohst ist ein Buch, das man nicht nur liest, sondern in das man beinahe hinein­sinkt. Schon das harmonisch gestaltete Cover – warme, einladende Farben, handlich und angenehm leicht – spiegelt die Stimmung wider, die der Inhalt entfaltet: eine sanfte, heilsame Reise hin zu den eigenen Wurzeln der Kraft.

Sohst führt die Leser*innen mit ruhiger, klarer Sprache durch innere Landschaften, die vertraut wirken und doch überraschend neu erscheinen. Sie erzählt von Stille, Verbundenheit, Naturmomenten und den Wegen, wie man zurückfindet zu dem, was einen wirklich trägt. Dabei bleibt sie stets einfühlsam und persönlich, ohne je zu viel preiszugeben oder ins Überladene zu driften.

Was besonders beeindruckt, ist die Leichtigkeit, mit der das Buch zugleich Tiefe vermittelt. Viele Gedanken lassen sich mühelos auf das eigene Leben übertragen, laden zu Reflexion und kleinen, alltagstauglichen Veränderungen ein. Man fühlt sich begleitet, gesehen und ermutigt – als würde jemand leise neben einem hergehen und sagen: „Du darfst dich selbst wieder spüren.“

Sohst gelingt es, Impulse zu setzen, die nachhallen, ohne vorzugeben. Dadurch entsteht ein Raum, in dem man sich selbst begegnen kann. Ein Buch, das nicht belehrt, sondern öffnet. Und das man immer wieder zur Hand nimmt, wenn man ein bisschen Nähe zum eigenen Herzen sucht.

Bewertung vom 02.12.2025
Hoorn, Heike van

Flutrache


sehr gut

Sturm über alten Geheimnissen – ein Krimi, der nachhallt

„Fluttache“ ist ein Krimi, der mich von Beginn an gepackt hat und mich trotz kleiner Stolpersteine absolut überzeugt zurücklässt. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen, ohne sich auf die üblichen Krimi-Klischees zu verlassen. Stattdessen verwebt sie regionale Atmosphäre, historische Bezüge und eine dichte Ermittlungsarbeit zu einer Geschichte, die sowohl fordert als auch unterhält.



Besonders beeindruckt hat mich die politische Tiefe des Romans. Die Handlung greift Ereignisse aus den frühen Zweitausendern und der Wendezeit auf, was für mich – weil ich damals noch sehr jung war – durchaus eine kleine Herausforderung darstellte. Dennoch gelingt es der Autorin, diese Themen so einzubauen, dass sie den Fall glaubwürdig untermauern, ohne dass man jedes Detail aus der Zeit selbst erlebt haben muss.



Manche Nebenfiguren und Einschübe wirkten für meinen Geschmack zwar etwas locker oder humorvoll gehalten und nicht immer zentral für die Ermittlungen, doch sie bringen eine gewisse Leichtigkeit in die ansonsten recht ernste Handlung. Insgesamt tragen sie zur besonderen Stimmung des Romans bei, auch wenn ich nicht immer sofort ihren Platz in der größeren Geschichte erkannt habe.



Die Ermittlungen selbst sind spannend, teilweise überraschend und bieten einige Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte – ohne dass ich hier zu viel verraten möchte. Mit den Kommissaren (und ihrem Team) bin ich noch nicht ganz warm geworden, aber sie hat definitiv das Potenzial, sich zu einer Figur zu entwickeln, die einen über mehrere Bände begleitet. Vielleicht hilft es sogar, die vorherigen Teile zu kennen, um manche Feinheiten besser einordnen zu können.



Unterm Strich ist „Fluttache“ ein atmosphärischer, gut durchdachter Kriminalroman, der Lesende mitnimmt, ohne sie zu überfordern, und gleichzeitig genug Anspruch bietet, um im Gedächtnis zu bleiben. Für mich ein klarer Vier-Sterne-Titel, den ich allen empfehle, die spannende Geschichten am Wasser, komplexe Hintergründe und starke weibliche Autorinnen schätzen.

Bewertung vom 02.12.2025
Feilitzsch, Hanna von

DER SCHWARZE OKTOPUS (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zwischen Olivenhainen und Abgründen – Ein Krimi, der nach Griechenland entführt

„Der schwarze Oktopus“ ist ein Griechenland-Krimi, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat – und das, obwohl ich selbst noch nie in Griechenland war. Die Atmosphäre ist so lebendig und detailreich beschrieben, dass ich mich zwischen den engen Gassen, den sonnenbeschienenen Stränden und den kleinen Tavernen wiederfand, als wäre ich selbst dort gewesen. Besonders beeindruckt hat mich, wie gut die Bevölkerung charakterisiert wird: herzlich, temperamentvoll, manchmal schroff, aber immer authentisch.

Schon die ersten Seiten packen – der Mord geschieht sofort, ohne langes Vorgeplänkel, und der Roman wechselt geschickt zwischen mehreren Handlungssträngen. Man begleitet sowohl den Mörder als auch den ermittelnden Polizisten und hat dadurch das Gefühl, direkt in den Ermittlungen zu stehen. Dieser Aufbau sorgt für eine stetige Spannungsschraube: Man weiß, was der Täter plant, hofft aber gleichzeitig, dass die Polizei rechtzeitig auf die richtige Spur kommt, bevor weitere Taten geschehen.

Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen – klar, atmosphärisch und immer wieder mit kleinen kulturellen und landschaftlichen Details gespickt, die den Roman so besonders machen. Zwar gab es für meinen Geschmack einzelne Passagen, die etwas langatmig wirkten, doch das schmälert den Gesamteindruck nur geringfügig. Die Geschichte bleibt insgesamt fesselnd, abwechslungsreich und sehr gut konstruiert.

Alles in allem ist „Der schwarze Oktopus“ ein spannender und atmosphärisch dichter Krimi, der sich kaum noch aus der Hand legen lässt. Trotz kleiner Längen gibt es von mir klar fünf Sterne.