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Alo

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Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2025
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Ein Lied voll Poesie und Schmerz
„Ich nenne solche Leute Pentatoniker. Sie können in fünf Tönen denken. Alles jenseits dieser Töne ist für sie fremd oder, wie die Jungs sagen würden, kacke.“ (S.40)


Arkadia Fink, Moll genannt, ist 13 Jahre alt und laut eigener Aussage musikalisch hochbegabt. Eines Tages wird eine weltberühmte Sängerin aus ihr werden. Die Liebe zur Musik hat sie von ihrer Mutter vermittelt bekommen, die vor acht Monaten „kurz weggegangen“ ist. Damit ihr Mutter zurückkommt, um sie zu hören, will Arkadia in einem weltberühmten Knabenchor mitsingen. Das Problem ist nur sie ist kein Knabe, allerdings hält Arkadia auch nicht viel von Konventionen.


Der Schreibstil ist wunderschön poetisch und dabei oft humorvoll. Man muss beim Lesen immer wieder schmunzeln. Aber es gibt auch viele traurige und ernste Stellen, die wirklich sehr berühren, es hat mir ganz poetisch das Herz gebrochen.

Besonders toll fand ich die Protagonistin. Sie ist eine Figur, die man einfach ins Herz schließen muss. Sie ist wunderbar klug, verletzlich und charmant und gibt nie auf, obwohl es das Leben nicht gut mir ihr gemeint hat. Egal, welche Mauern ihr in den Weg gestellt werden, sie geht mit dem Kopf voran hindurch. Ich werde sie und ihre Geschichte noch sehr lange mit mir tragen.

Besonders schön ist auch, wie viel Musik in diesem Buch steckt. Es geht nicht nur um Musik, das Buch „spricht“ auch durch Musik. Für mich als ehemalige Chorsängerin war es perfekte Lektüre. Jeder Abschnitt ist wie ein Satz in einem Musikstück aufgebaut, mit Tempoangaben, die man auch beim Lesen spürt. Das macht das Buch besonders und sehr musikalisch – fast so wie Moll, aber auf eine eigene, liebevolle Art.

Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.06.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


ausgezeichnet

Neues Lieblingsbuch

Ich bin ohne Erwartungen und ohne den Klappentext zu lesen in das neue Buch von Taylor Jenkins Reid gestartet und wurde mit einem spannenden, tiefgründingen und wahnsinnig emotionalen Buch überrascht. Ein echtes Lesehighlight!


In „Atmosphere“ begleiten wir Joan Goodwin, eine ehrgeizige Astrophysikerin, die 1980 als eine der ersten Frauen am Space-Shuttle-Programm der NASA teilnimmt. Der Weg ins All ist nicht leicht, besonders nicht mit den Herausforderungen von Familie, Beruf und plötzlich auch der Liebe.

Taylor Jenkins Reid schafft es, mit Zeitsprüngen Spannung zu halten und Joans berufliche Erlebnisse gekonnt mit ihrem Privatleben zu verweben. Joan ist eine starke, empathische und inspirierende Hauptfigur. Ihre Zielstrebigkeit und ihr Umgang mit anderen haben mich sehr berührt. Besonders schön fand ich ihre enge Beziehung zu ihrer Nichte Frances, die für viele emotionale Momente sorgt.

Auch wer sich bisher nicht für Raumfahrt interessiert hat, wird durch die faszinierenden Einblicke in die NASA-Welt mitgerissen. Die Geschichte zeigt: Manchmal hilft der Blick aus der Ferne, ob aus dem All oder einfach mit Abstand, um zu sehen, was im Leben wirklich zählt.

Ein bewegender, kluger und herzerwärmender Roman.

Bewertung vom 17.06.2025
Vuong, Ocean

Der Kaiser der Freude


ausgezeichnet

Freundschaft am Rand der Welt

Ocean Vuongs neuer Roman entfaltet sich leise, voller Tiefe und großer Menschlichkeit.

In der tristen Kleinstadt East Gladness trifft der junge Hai, kurz vor dem Abgrund, auf die demente Grazina. Eine Begegnung, die ihr beider Leben völlig verändert. Mit zarten Worten erzählt Vuong von Freundschaft, Einsamkeit, Zusammenhalt mitten in einem grauen Amerika voller Schmerz und Hoffnung.

Die Sprache ist klar, fast schon zärtlich und gleichzeitig poetisch. Ich habe beim Lesen oft innegehalten, weil mich manche Sätze so begeistert haben. Manchmal ist das Buch traurig, aber nie hoffnungslos. Schön ist, dass nicht die großen Helden, sondern die leisen, verletzlichen Menschen im Mittelpunkt stehen. Underdogs, die trotz aller Widrigkeiten zueinander finden. Eine große Empfehlung für alle, die berührende Erzählungen und poetische Sprache lieben!

Bewertung vom 17.06.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


ausgezeichnet

Was wäre wenn?
„Kann denn dann eine Mutter auch nicht aufhören, Mutter zu sein? Mutter sein. Es klang bedeutend, schön und bedrohlich. „Das wächst du rein“, beteuerten sie, wenn man sagt: „Das ist mir zu groß“ “ (Im Leben nebenan, S.87)


Anne Sauers Debütroman spielt mit dem Gedanken, wie ein Leben mit der Entscheidung für oder gegen Kinder aussehen könnte. Sie erzählt davon, wie das Leben verlaufen könnte, wenn man sich an einer Weggabelung anders entschieden hätte. Ein Buch, das mich noch lange beschäftigen wird.

Wir begleiten im „Leben nebenan“ zwei Versionen derselben Frau. In einem Leben lebt Toni mit ihrem Partner in der Großstadt, beruflich erfolgreich, noch kinderlos. Im anderen wacht sie als Antonia plötzlich mit einem Neugeborenen auf ihrer Brust auf. Mutter, Ehefrau ihrer Jugendliebe, gefangen in einem Leben, das sich vertraut und gleichzeitig fremd anfühlt. Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie Mutter geworden wäre?

Anne Sauer gelingt mit diesem Roman ein sensibles, ehrliches Porträt weiblicher Lebensrealitäten. Schonungslos und gleichzeitig tröstlich beleuchtet sie Themen wie Kinderwunsch, Muttersein, Rollenbilder und die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen. Dabei vermeidet sie einfache Antworten und öffnet Raum für Reflexion.

Im Leben nebenan ist ein leises, tiefgründiges Buch, das schmerzt und Hoffnung schenkt. Es zeigt, wie viel Mut es braucht, Frau zu sein und wie wertvoll es ist, das eigene Leben mit all seinen Brüchen anzunehmen.

Bewertung vom 23.04.2025
Thorpe, Rufi

Only Margo


ausgezeichnet

Unterhaltsam und überraschend tiefgründig
„Only Margo“ war für mich eine echte Überraschung. Der Roman ist nicht nur unterhaltsam und humorvoll, sondern auch klug erzählt und erstaunlich tiefgründig.

Im Mittelpunkt steht Margo, 19 Jahre alt, als sie von ihrem verheirateten Professor schwanger wird. Er lehnt jede Verantwortung ab, doch Margo entscheidet sich, das Kind zu bekommen. Ohne Unterstützung und mit großen finanziellen Sorgen sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich bei OnlyFans anzumelden. Eine Entscheidung, die ihr Umfeld nicht nur gut aufnimmt.

Margo ist eine starke und glaubwürdige Protagonistin. Sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte enorm weiter, lernt, für sich und ihr Kind einzustehen, und wächst über sich hinaus. Besonders berührt hat mich dabei die Beziehung zu ihrem Vater Jinx, einem liebenswerten Ex-Wrestler. Er war für mich eine der stärksten Figuren im Buch – herzlich, schräg und voller Wärme.

Der Roman überzeugt nicht nur durch seine emotionale Tiefe, sondern auch durch seinen Witz. Immer wieder musste ich laut lachen, und je weiter ich las, desto schwerer fiel es mir, das Buch aus der Hand zu legen, weil ich einem Happy End entgegengefiebert habe.

Only Margo ist eine Geschichte über weibliche Selbstbestimmung, Sexarbeit und das Erwachsenwerden – unterhaltsam und bewegend. Ein Wohlfühlbuch.

Bewertung vom 18.04.2025
Lloyd, Josie

Der Bright-Side-Running-Club


ausgezeichnet

Bewegend
Jeder zweite Mensch in Deutschland erhält im Laufe seines Lebens die Diagnose Krebs. Auch Keira, die Protagonistin in Josie Lloyds "Der Bright-Side-Running-Club", erfährt, dass sie an Brustkrebs erkrankt ist.

Was auf den ersten Blick durch sein fröhlich wirkendes Cover eher unbeschwert daherkommt, entpuppt sich als tief berührende, stellenweise erschütternde, aber auch sehr hoffnungsvolle Geschichte. Der Leser begleitet Kira vom ersten Schockmoment bis hin zur Akzeptanz der Krankheit – und durch all die Höhen und Tiefen, die dieser Weg mit sich bringt.

Ich habe dieses Buch unglaublich gerne gelesen. Als jemand, der selbst chronisch krank ist, konnte ich mich in vielen Momenten wiederfinden und war oft sehr berührt. Tatsächlich hat mich das Buch so sehr zum Nachdenken gebracht, dass ich nach dem Lesen in eine kleine persönliche Krankheitskrise gerutscht bin, weil es so viel in mir angestoßen hat. Aber genau das zeigt, wie kraftvoll diese Geschichte ist.

Trotz der ernsten Thematik ist es kein reines "Krankheitsbuch". Vielmehr erzählt es von Liebe, vom Mut, vom Starksein und vom Leben selbst. Es macht Hoffnung, gibt Kraft und zeigt, dass man, auch mit einer schweren Diagnose, weiterleben, weitermachen und weiterlieben darf.

Ein kleiner Kritikpunkt ist vielleicht die Länge: Mit über 500 Seiten wirkt es stellenweise ein wenig ausgedehnt. Doch dank des angenehm leichten, lockeren Schreibstils und einer sehr gelungenen Nebenhandlung bleibt es dennoch fesselnd.

Fazit: Leseempfehlung! Berührend, ehrlich, schmerzhaft – aber gleichzeitig inspirierend, lebensbejahend und voller Herz. Wer ein Buch sucht, das unter die Haut geht und trotzdem Hoffnung schenkt, wird hier fündig. 4,5/5 Sterne

Bewertung vom 09.04.2025
Brandi, Charlotte

Fischtage


ausgezeichnet

Ella und Fisch gegen den Rest der Welt

„Mit dreizehn hat Mama mich noch jedes Mal festgehalten, mit fünfzehn hat sie versucht, mit mir darüber zu reden, mit fünfzehn hat sie mich aufgegeben.“ (S.11)

In „Fischtage“ erzählt Charlotte Brandis die Geschichte der 16-jährigen Ella, die in einer ziemlich kaputten Familie lebt. Ihre Eltern interessieren sich mehr für Partys und Drogen als für ihre Kinder. Ihre große Schwester hält lieber Abstand, ihr kleiner Bruder Luis redet kaum noch und Ella hat ein Wutproblem. Als Luis plötzlich verschwindet, wartet Ella nicht auf Hilfe, sie macht sich selbst auf die Suche.

Der Schreibstil ist flapsig und locker, anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, merkt man schnell: Der Ton passt perfekt. Es steckt viel Witz, aber auch Tiefe in der Sprache. Immer wieder tauchen starke Metaphern auf, die das Lesen zu einem Genuss machen.

Ella ist als Figur sehr echt und nahbar. Obwohl sie manchmal ausfallend ist, kann man gut mit ihr mitfühlen. Man versteht, warum sie sich so verhält – ihre Wut, ihre Verletzlichkeit, ihr Wunsch nach Nähe und gleichzeitig ihre Angst davor. Der sprechende Fisch war kurz gewöhnungsbedürftig, dann aber fast mein Lieblingscharakter.

Fischtage ist eine besondere Geschichte über das Suchen. Nicht nur nach einem verschwundenen Bruder, sondern auch nach sich selbst. Lustig, spannend, berührend und klug erzählt. Ein starkes Debüt. Leseempfehlung 4,5/5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2025
Jensen, Danielle L.

A Fate Inked in Blood / Die Skaland-Saga Bd.1


sehr gut

Nordische Mythologie trifft Feminismus
„At Fate Inked in Blood“ spielt in Skaland, dem früheren Norwegen. Im Mittelpunkt steht Freya, die als Schildmaid eine wichtige Rolle in einer alten Prophezeiung spielt: Sie soll einen König an die Macht bringen. Doch anstatt selbst entscheiden zu dürfen, wird sie von mächtigen Männern wie Besitz hin- und hergeschoben.

Das Buch ist ganz klar feministisch. Freya ist wütend, und das völlig zu Recht, auch wenn sie immer wieder zwischen sich und ihren Verpflichtungen hin- und hergerissen ist. Ihre Gefühle sind greifbar, und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Ihre Entwicklung war spannend mitzuverfolgen.

Die Spannung zwischen Freya und Bjorn war ein echtes Highlight. Besonders ihre Wortgefechte waren witzig und charmant, und er ist eine wandelnde Green Flag! Alle anderen Figuren sind einfach nur zum Schreien, aber das ist so gewollt.

Allerdings war das Buch an einigen Stellen repetitiv. Freya kommt immer wieder in die gleichen Situationen und wälzt die gleichen Gedanken – das hätte etwas kürzer sein können. Auch das Ende war sehr vorhersehbar. Das hat mich aber nicht gestört, weil es bis dahin unterhaltsam war.

Ich freue mich auf Teil 2! 4/5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2025
Ben Saoud, Amira

Schweben


gut

Zu viel gewollt, aber fesselnd

Amira Ben Saouds Debüt „Schweben“ spielt in einer düsteren Zukunft, in der der Klimawandel bereits Vergangenheit ist. Die Menschen leben isoliert in kleinen patriarchalen Siedlungen, ohne Kontakt zur Außenwelt. Fragen nach dem "Davor" oder "Draußen" sind unerwünscht, das System bestimmt den Alltag. Die namenlose Protagonistin verdient ihren Lebensunterhalt, indem sie die Rolle anderer Frauen annimmt, um beispielsweise eine Ehefrau zu ersetzen.

Der Roman liest sich schnell und entwickelt eine gewisse Sogwirkung – nicht zuletzt durch die einfache Sprache und die sich zunehmend verdüsternde Atmosphäre. Anfangs ist die Spannung hoch, es liest sich faszinierend und beklemmend zugleich. Doch je weiter die Handlung voranrückt, desto verworrener wird sie. Es gibt viele Themen und Fäden, aber nicht alle führen zu einem klaren Abschluss. Die Autorin verzichtet bewusst auf Erklärungen.

Allerdings bleibt auf den knapp 190 Seiten nicht genug Raum, um allen Ideen gerecht zu werden, das Ende kommt zu abrupt. Am Schluss hatte ich nicht das Gefühl, das Gesamtbild wirklich greifen zu können. Dennoch bleibt Schweben ein atmosphärisch starker Roman, der in seinen besten Momenten fesselt, auch wenn er am Ende nicht alle Erwartungen erfüllt hat und mich etwas ratlos zurücklässt. 2,5/5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2025
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Aufrüttelnde Gesellschaftskritik
Susanne Gregor erzählt in ihrem Roman „Halbe Leben“ eine spannende und tiefgründige Geschichte. Auf wenigen Seiten behandelt sie ein wichtiges Thema: Ungleichheit und Abhängigkeit in der häuslichen Pflege.

Gleich zu Beginn erfährt man vom plötzlichen Tod von Klara. Sie ist eine erfolgreiche Architektin, Mutter und Ehefrau. Doch als ihre eigene Mutter nach einem Schlaganfall Pflege braucht, holt sie Paulína aus der Slowakei als 24h Pflege in ihr Haus. Zunächst scheint alles gut zu funktionieren, doch wird das so bleiben?

Gregor schreibt klar und eindringlich. Die Beziehungen zwischen den Figuren sind toll ausgearbeitet. Besonders die Frauenfiguren sind vielschichtig, inklusive der zu pflegenden Mutter. Der Roman wirft wichtige Fragen auf: Wer kümmert sich um unsere Angehörigen? Und welche Auswirkungen hat die Pflegearbeit auf die Pflegenden und deren Familien?

Das Buch macht nachdenklich. Es zeigt, wie schwierig und ungerecht die Situation oft ist. Ein wichtiges Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird und das mich noch lange beschäftigen wird. Absolut lesenswert! 4,5/5 Sterne